TOAW III - Korea PbEM

[GarfieldMcSnoopy]

Genossen!

Die friedliebende, fortschrittliche und tapfere Demokratische Volksrepublik Korea kann die unentwegten Provokationen seitens der US-Imperialisten und deren Marionetten in Seoul nicht länger tolerieren. Diese Provokationen bestehen einerseits in deren bloßer Existenz, andererseits aber auch darin, dass die USA die Weltherrschaft erringen wollen – was unsere eigenen Ansprüche auf selbige natürlich schlichtweg unterläuft.

Unser gottgleicher geliebter Führer Kim Il Se Fant hat daher heute, am 25. Juni 1950, die ruhmreiche Volksarmee in Bereitschaft versetzt. Ab sofort werden sämtliche Informationen für die Arbeitermassen vom Büro für Volksklischee gewohnt objektiv und unbeeinflusst von den Erschießungskommandos vor dem Gebäude verbreitet. Sie, als Mitglieder des Inneren Zirkels, werden darüber hinaus auch Einblicke in die Planungen unseres geliebten Führers Kim Il Se Fant erhalten.

Jawoll, Genossen, heute ist ein glorreicher Tag. Die Weltrevolution macht mobil gegen die USA und ihre Vasallen! Die Wiedervereinigung Koreas hat begonnen!

Werfen wir nun einen Blick auf die Grenze zwischen Arbeiterparadies und US-Diktatur am Abend des 24. Juni 1950:



Leider sind viele Brüder den Lügen und Drohungen der Imperialisten verfallen. Unser Einblick in die Ländereien südlich der Grenze sind begrenzt. Aber der Klassenfeind hat viele Divisionen aufgeboten, um unser friedliebendes, fortschrittliches blablabla Vaterland zu bedrohen.

Ein Hoch auf den gottgleichen Kim Il Se Fant, der dem Feind zuvorkommt und unsere glorreiche und tapfere Volksarmee gegen die Imperialisten anführt!

[GarfieldMcSnoopy]

Hallöchen!

Ich bin seit einigen Monaten dem Uralt-Spiel "The Operational Art of War III" verfallen. Hardcore-Strategie, die auf so unnützes Kroppzeug wie Grafik etc. verzichtet. Man kann in TOAW III unzählige Szenarien spielen, ich schlage mich hier per Mail mit einem Gegner herum.
Das Spiel ist bereits vorbei, den AAR hab ich in einem anderen Forum gepostet. Aber ich möchte TOAW mal ein bisschen vorstellen, Fragen und Kommentare sind daher jederzeit willkommen.

Vielleicht vorneweg: Es ist ein rundenbasiertes Spiel auf Hex-Feldern. Jeder Counter ist ne Einheit (no na). Aber die Zusammenhänge sind sehr komplex. Stärkepunkte gibts zwar, die sagen aber nix aus, weil jeder Counter aus mehreren Truppenarten besteht.

Will meinen: In Civ ist ein Panzercounter einfach ein Panzer mit Stärke 11 oder so.
In Toaw ist ein Panzercounter mit 20 Squads Inf, 30 Panzer Typ A, 12 Panzer Typ B, 8 Squads Pioniere, 3 Geschütze 75 mm bestückt.

Die Faustregel: Panzer schlägt Inf, Inf schlägt Ari gilt zwar, aber eben nur bedingt. Weil es drauf ankommt, welche Anti-Panzer-Waffen die Inf bei sich hat. Und wie modern diese sind im Vergleich zum Panzer.

Klingt verwirrend? Ist es auch. Drum bei Unklarheiten einfach fragen
Manche Dinge sind aber wie immer gleich: Verschanzte EInheiten haben bessere Werte, Panzer in Städten werden leichter beschädigt als auf Ebenen, Bomben auf den Kopf bekommen tut weh.

Es gibt noch eine große Besonderheit bei TOAW: Eine Runde ist nicht eine Runde, o nein! Sie besteht aus 10 Teilrunden. D.h.: Ich gebe Einheit A den Befehl: Greif Dorf X an. Und EInheit B: Marschiere zu Einheit A.
Jetzt beende ich die Teilrunde. Einheit A greift an, Einheit B marschiert.
Jetzt beginnt Teilrunde 2.

Warum ist das wichtig? Aus 2 Gründen. Erstens kann ein Kampf viel länger dauern als geplant (hartnäckiger Widerstand etc.). Es kann also sein, dass theroretisch sogar aus einem 10%-der-Zeit-Kampf ein 100%-Kampf wird - dann sind alle 10 Teilrunden verbraucht und der Gegner ist dran. Das nennt man ein ETE, ein Early Turn Ending. Das Schreckgespenst bei Toaw 3.

Und zweitens: Die eigenen Einheiten erledigen ihre Aktionen gleichzeitig. Wenn eine Einheit keinen Befehl hat, ruht sie. Sagen wir, sie hat 30 Bewegungspunkte. Jetzt findet anderswo ein Kampf statt, der zB 30% der Zeit verbraucht. Obwohl unsere Einheit nichts getan hat, ist auch für sie Zeit vergangen - sie hat nur noch 20 Bewegungspunkte.

Man muss also genau planen, wann welche Einheit wo was macht.

In obigem Beispiel: Wenn ich Einheit B zu Einheit A marschieren lasse und das 30% der Zeit dauert und dann beide Einheiten das Dorf angreifen, dann sind nach der Teilrunde JEDENFALLS 40% der Zeit vorbei, vielleicht auch mehr. Denn der Kampf kann erst beginnen, wenn die Einheit B da ist, und das dauert ja schon mal 30% der Gesamtrunde.

Nachdem damit alles unklar ist, kann der Kampf ja beginnen :-)

[GarfieldMcSnoopy]

Soweit der Bericht des Büros für Volksklischees. Wir ihr alle wißt, sind die USA der Satan, was nicht nur von zahlreichen arabischen Politikern bewiesen wird. Nein, auch der General der USA und ihrer Verbündeten ist niemand anderes als Belzebub, den ich nunmehr versuche aus Korea hinauszubitten.

Das Szenario scheint sehr interessant. Wie weit kommt Nordkorea? Werden China und eventuell sogar Russland intervenieren? Werden die USA ihr fürchterliches nukleares Potential entfesseln? Oder wird Nordkorea überrannt und lediglich ein weiterer Satellitenstaat der USA?

In der Spielmechanik bedeutet das: Werfen die USA mit den UN und Südkorea die Nordkoreaner aus dem Land und überschreiten die Grenze, gibt es eine Chance für eine chinesische Intervention. Dringen die Allierten zu weit vor, ist ein chinesischer Einmarsch sogar sehr wahrscheinlich.
Andererseits: Erobert das Arbeiterparadies sogar Pusan im Süden Koreas, könnten die USA Atomwaffen einsetzen - was aber ziemlich sicher die Russen auf den Plan rufen würde. Es wird also rundgehen hier am 38. Breitengrad Damit wieder zurück zum Büro für Volksklischees.

Und ja! Soeben erhalten wir die Nachricht, dass Truppen der Volksarmee nach einer neuerlichen Provokation der Imperialisten zurückgeschlagen und die Grenze nach Süden überrschritten hat!



Bereits in den ersten Stunden rücken unsere Einheiten tief in US-Marionetten-besetztes Gebiet vor.

[GarfieldMcSnoopy]

Ich spiele Nordkorea und habe daher den Erstschlag. Jeder Zug bedeutet eine Woche. Gewonnen hat, wer nach 52 Runden mehr Siegpunkte hat. Diese gibt es für wichtige Orte, die man hält. Auf der Karte sieht man, dass Seoul 30 Punkte wert ist.

Leider haben wir eine schlechte Aufklärung, deshalb sind viele Feindeinheiten im FOW. Aber kein Problem: Die ersten beiden Runden hat der Norden einen Schockbonus (er kämpft um 20% besser, Südkorea um 20% schlechter). Damit sind die hellblauen Counter reines Kanonenfutter.

Natürlich werden sich die Amis bald einschalten. unsere Luftwaffe ist sehr schwach, unsere Bodentruppen gut ausgebildet und motiviert (hohe Professionalität). Mal sehen, was draus wird. Naja, ich weiß es ja schon.

[GarfieldMcSnoopy]

Die Counter sind die üblichen Nato-Counter, d.h. ein X ist Infanterie, ein Oval Panzer etc. Oben stehen Striche, ein I bedeutet Bataillon, III Regmient etc.

Aber wie gesagt: Ein Inf-Counter kann durchaus auch Panzer dabeihaben. In unserem Fall eher selten, weil Nordkorea fast nur Infanterie ins Feld führt. Naja gut, Ari haben wir auch. Das sind counter mit einem Viereck, in dem ein Punkt ist.

[GarfieldMcSnoopy]

Wenn eine Einheit vernichtet wird, löst sie sich auf. Das kann durch harte Kämpfe passieren, aber da wird sich eine EInheit im Regelfall zurückziehen. Um auf Nummer sicher zu gehen, muss der Feind also gekesselt werden. Nur dann kann man sicher sein, dass er sich auflöst.

Damit ist er nicht weg, o nein, so einfach ist das in TOAW III nicht. Die Einheit wird im Regelfall wieder aufgestellt. Das heißt, der Counter erscheint nach ein paar Runden wieder auf dem Feld der Ehre. Allerdings sind dann natürlich Rekruten am Werk, d.h. die Professionalität der Einheit hat stark darunter gelitten. Auf das Verstärkungssystem komme ich später zu sprechen.

[Bürste]

Juhu, komplexe Spiele ohne Grafik, mein Lieblingsgenre!

*mitles*

[GarfieldMcSnoopy]

Der Plan ist erstmals, die Südkoreaner an der Grenze im ersten Ansturm zu vernichten. Man sieht unten schön eine eingekesselte blaue Infanterieeinheit. Rechts auf dem Counter steht ein D, das heißt, sie hat sich verschanzt. Es gibt drei Verschanzungslevels. D, dann noch E und F. F ist am besten. Kennt man ja aus Civ

Der feige Feind weicht stellenweise kampflos, muss aber teilweise auch mit Waffengewalt bezwungen werden. Unserer tapferen Volksarmee gelingt das aber ohne jedes Problem. Bereits in den ersten Tagen werden mehrere Kessel gebildet und die Schergen der Imperialisten gehen zu Hunderten in die Gefangenschaft.

Das Ergebnis der ersten Kampfrunde, wobei rote Kreise bereingte Kessel darstellen (drei weitere Runden sollten im ersten Zug noch folgen):



Unter geringen Verlusten rollt unsere Offensive über die Imperialisten hinweg! Die Verluste in den zahlreichen Kämpfen der ersten Kampfrunde belaufen sich an Patrioten 260, an verbrecherischen Schergen aber auf rund 3.830 Mann! Zahlreiche Einheiten lösen sich auch schlicht auf.

In wenigen Tagen stoßen unsere Spitzen 60 oder mehr Kilometer weit vor. Überall werden sie als Befreier begrüßt.



Und schon wenige Tage nach Beginn der Wiedervereinigung erreichen die Spitzen der ruhmreichen Volksarmee die Außenbezirke von Seoul. Harret aus Brüder, die Befreiung naht!



Soweit der Bericht des Büros für Volksklischees.

[GarfieldMcSnoopy]

Juhu, komplexe Spiele ohne Grafik, mein Lieblingsgenre!

*mitles*

Herzlich Willkommen im Korea des Jahres 1950. Ich weiß ja nicht, wie alt Du bist, aber zu meiner Zeit waren das die einzigen Spiele. Naja, komplex waren sie eigentlich nicht immer

[Bürste]

Ich mein das durchaus ernst.

Und mal wieder was über Geographie gelernt, wusste gar nicht das Seoul so weit nördlich ist.

Bin mal gespannt wann sich Widerstand regt.

Gibs nen Ressourcensystem oder sowas wie Partisanen oder ist das ne reine Kampfsimulation ohne andere Einflüsse?

[GarfieldMcSnoopy]

@Bürste: Widerstand regt sich leider sehr früh Also, beim Spiel geht's rein um die taktische Kriegsführung. Ressourcen gibt es daher nicht. Aber ein kompliziertes Verstärkungs- und Versorgungssystem Partisanen gibt's auch, sogar in dem Szenario, sie sind aber schlicht nie aufgetaucht Naja, sehen wir uns mal das Verstärkungssystem an:

Alle da? Gut. Türe zu, und bitte nicht vergessen: Nichts, was hier besprochen wird, darf nach außen dringen. Die Lage ist nämlich mehr als ernst. Bilder sprechen bekanntlich mehr als 1.000 Worte. Daher lasse ich jetzt Fakten sprechen.



Ja, da steht es klipp, klar und schlicht: Es mangelt an Nachschub, an Reserven, kurz: Wir können Verluste nicht ersetzen. Noch schlimmer bei Panzern (1 Stück pro Woche und Typ). Da wir kaum über solche Dinger verfügen, habe ich sie nicht auf dem Screen. Oder bei Flugzeugen - im Durchschnitt 0 Stück pro Typ. Das ist mager.

Nicht, dass uns die UN-Allianz mit ungeheuren Massen überrollt, aber sie produziert den Norden doch deutlich aus.



So. Das sagt wirklich alles, oder?

Kurze Erklärung: Zur Hand bedeutet auf Halde, also derzeit verfügbar. Rate bedeutet: So viel werden pro Runde erzeugt. Bei den Nordkoreanischen Rifle Squads haben wir also derzeit 0 in Reserve, produzieren aber 30 pro Runde (das sind die armen Hunde, die einrücken müssen). Wir produzieren ab Runde 1 und haben derzeit 2412 Squads unter Waffen. Verluste bei Kriegsbeginn 0. Als ich den Screenshot machte, war ja auch noch kein Schuss gefallen.

Nehmen wir an, wie haben einen Inf-Counter mit 20 Riflesquads. Im Kampf verlieren wir in einer Runde nur drei davon. Da wir 30 produzieren, werden die Verluste ersetzt, die restlichen 27 behalten wir auf der Hand, um künftige Verluste zu ersetzen.
Es kann daher wichtig sein, vor oder nach Offensiven mal ruhiger zu treten, um wieder Reserven aufzubauen. Welche Einheiten Verstärkungen bekommen kann man nicht beeinflussen, da gilt das Gieskannenprinzip. Allerdings ist das in jedem Szenario vom Designer gewichtet.
Bei unserem Spiel hat mein Gegner ja Südkoranische, amerikanische und andere UN-Truppen. US-Counter erhalten hier bevorzugt Ersatz. Darauf hat aber wie gesagt mein Gegner keinen Einfluss, das ist vom Szenariodesigner so erstellt worden.

In diesem Szenario erhält der Süden also mehr Material, mehr Menschenreserven, hat die bessere Luftwaffe, viel mehr und bessere Panzer. Was soll da schon schiefgehen? Auf geht's, für den Kommunismus!

[GarfieldMcSnoopy]

Auch die Verstärkungen sind vom Szenario vorgegeben. Wir bekommen bis Runde 11 noch Verstärkungen - fast nur Infanterie-Einheiten. Der Feind stockt seine Armee bis Runde 29 oder so auf. Und da ist alles dabei, was man so als General auf seinen Weihnachts-Wunschtzettel setzt.

Die einzige Hoffnung des Nordens: Wenn China nicht interveniert (die Allies also nicht zu weit nach Norden kommen), endet das Spiel im Dezember oder Jänner 1951, das ist nicht genau festgelegt, damit man sich nicht danach richten kann. Und Nordkorea reicht es glaub ich Seoul zu halten, um zu gewinnen. Zu lange bummeln dürfen die USA und Co daher nicht. Allerdings haben sie die uneingeschränkte Luftherrschaft (zumindest nach wenigen Runden) und zur See können ihnen überhaupt nur böse Blicke zuwerfen - Schiffe haben wir nämlich nicht.

Andererseits mussten die Allies in der ersten Runde halt mächtig Federn lassen, und da ihre Nachschubraten halt auch nicht so üppig wie die Frauen auf Barockgemälden sind, heißt es für den Norden wohl möglichst viel puttmachen, bis sich die Verteidigung des Gegners organisiert hat.

Weiteres Problem: Der Gegner kann über Luft oder See in Nordkorea anlanden (was wir im übrigen nicht können). Ich muss also die laaaaaaangen Küsten verteidigen. Andererseits kann es auch sein, dass er nicht kommt - immerhin riskiert er mit einer Landung eine chinesische Intervention.

[Bürste]

Klingt spannend soweit und das mit den Verstärkungen ist doch gut gelöst.

Na mal schauen was der glorreiche Kim Il Se Fant noch in Petto hat.

[Milan]

Interessant

[GarfieldMcSnoopy]

Klingt spannend soweit und das mit den Verstärkungen ist doch gut gelöst.

Na mal schauen was der glorreiche Kim Il Se Fant noch in Petto hat.

Interessant :popcorn:

Ich freu mich, wenns gefällt :)