Der Sieg bei Chaironeia ermöglichte es Philipp von Makedonien, sich als großer Kriegsherr zu präsentieren und die wichtigsten griechischen Stadtstaaten unter seiner Führung im Korinthischen Städtebund zu vereinigen. Lediglich Sparta widersetzte sich und blieb unabhängig.
Philipp war klar, dass nur ein gemeinsamer Feind die traditionell zerstrittenen Stadtstaaten längerfristig einen würde.
Daher schwor er seine neuen Bundesgenossen auf einen Feldzug gegen das unter persischer Herrschaft stehende Asien ein.
Jedes Bundesmitglied musste im Poseidonheiligtum von Korinth folgenden Schwur leisten:
„Ich schwöre bei Zeus, Ge, Helios, Poseidon, Athena, Ares und allen Göttern und Göttinnen:
Ich werde mich dauerhaft an den Vertrag halten und ihn nicht verletzen. Ich werde nicht in feindlicher Absicht die Waffen gegen diejenigen ergreifen, die sich an ihre eidlich bekräftigten Verpflichtungen halten, weder zu Lande noch zur See. Weder eine Stadt noch ein Festung noch einen Hafenplatz werde ich mit der Absicht der Kriegführung einnehmen. Ich werde auch niemanden von denen, die an diesem Friedensvertrag teilnehmen, auf irgendeine Weise in Haft oder kriegerisch gefangen nehmen. Ebenfalls werde ich weder die Königsherrschaft Philipps und seiner Nachkommen noch die zur Zeit des eidlich bekräftigten Abschlusses dieses Friedensvertrags in den einzelnen Teilnehmerstaaten existierenden Verfassungen zu beseitigen suchen. Ich persönlich werde in keiner Hinsicht auch nur irgendetwas tun, was diesem Vertrag widerspricht und derartiges auch niemand anderem erlauben, soweit es in meiner Macht steht.
Sollte aber irgendjemand etwas ins Werk setzen, das den Vertrag verletzt, so werde ich in Übereinstimmung mit den Vertragsbedingungen denjenigen zuhilfekommen, die verletzt werden, und Krieg gegen denjenigen führen, der die Vertragsbestimmungen überschreitet, nach Maßgabe dessen, was die allgemeine Bundesversammlung beschließt und der Hegemon anordnet. Die gemeinsame Sache werde ich nicht verlassen.“
Kurz darauf begannen die Vorbereitungen des Kriegszuges nach Asien um die Tempelschändungen durch die Perser während der Perserkriege zu rächen und die griechischen Städte Ioniens zu befreien. Tatsächlich setzte König Philipp noch im selben Jahr eine Expeditionsstreitmacht unter seinem General Parmenion in Marsch, die nach Asien aufbrach und tatsächlich einige Griechenstädte, darunter auch Troja, einnehmen konnte.
Das Perserreich reagierte langsam und träge, aber als es reagierte, schlug es kräftig zu. Unter dem griechischen Söldnergeneral Memnon von Rhodos wurde eine Gegenoffensive eingeleitet, die die Makedonische Streitmacht an die Westküste Asiens zurückdrängte, wo diese dann jedoch immer noch in der Lage war, wichtige Brückenköpfe für das Bundesheer zu halten.
Das Bundesheer war bereits teilweise mobilisiert und hätte zügig zuschlagen können, wäre nicht Philipp II von Makedonien völlig überraschend auf der Hochzeitsfeier seiner Tochter Kleopatra mit dem Molosserfürsten Alexander von Epiros im Theater von Agai von einem seiner Leibwächter ermordet worden.
Innerhalb Makedoniens sorgte der ehemalige Vertraute des Königs, Antipatros, dafür, dass das Heer Alexander als Nachfolger Philipps anerkannte, so dass es dort kaum Widerstand dagegen gab, dass Alexander, der Sohn Philipps, seinem Vater auf den Thron folgte.
Auch die Vertreter des Korinthischen Städtebundes erkannten Alexander zunächst als neuen Hegemon an.
Anders sah es bei den Thrakern und den Illyrern aus, die hofften, nun endlich die Vorherrschaft der Makedonen abschütteln zu können. Daher war Alexander genötigt, den Großteil seines Heeres nach Illyrien und nordwärts gen Thrakien zu führen um die dortigen Aufstände niederzuschlagen.
Dieses Ereignis wurde dann natürlich von den diversen Mitgliedern des Korinthischen Städtebundes zum Anlass genommen, sich ebenfalls gegen die makedonische Hegemonie aufzulehnen.
Doch Alexander kam bei seinem Balkanfeldzug weitaus schneller voran als erwartet und ließ nach seinem Sieg seine Armee das altehrwürdige Theben, einst eine der stolzesten Städte die durch unsere Ahnen erbaut worden war, fast völlig zerstören. Tausende wurden niedergemetzelt und Zehntausende in die Sklaverei verschleppt.
Dies ließ die anderen Bundesmitglieder ihre Position noch einmal überdenken und letztlich wurde der Aufstand gegen Alexanders Herrschaft abgebrochen.
Alexander, obschon noch sehr jung, wusste, dass er seine griechischen „Bundesgenossen“ schnellstens mit etwas beschäftigen musste, wenn er nicht all das, was sein Vater aufgebaut hatte, dem Zerfall preisgeben wollte.
Daher ließ er sofort eine große Truppe in See stechen mit dem Ziel, sich mit Parmenions Expeditionsstreitmacht zu vereinen und Ionien der Herrschaft der Perser zu entreißen.
Als Alexander die persische Stellung am Granikos erreichte war es später Nachmittag und der Abend dämmerte bereits heran.
Die Perser hatten eine Streitmacht zusammengezogen, die hauptsächlich auf leichter und mittelschwerer Kavallerie basierte. Neben einigen Speerwerfern, die man wohl unter den Bergbewohnern des Hinterlandes rekrutiert hatte, stellten griechische Söldnerhopliten aus den diversen ionischen Städten die Hauptmacht der persischen Infanterie dar.
Allerdings verfügte Memnons Kommandostab über schwere griechische Söldnerkavallerie, die den thessalischen Reitern Alexanders zumindest ebenbürtig war.
Doch es war nicht so sehr die Zusammensetzung der gegnerischen Armeen, die die Schlacht so interessant machte, dass ich sie hier näher beschreiben möchte. Vielmehr hatte Memnon das Schlachtfeld weise gewählt. Ein schnell fließender Fluss mit nur wenigen Furten und ohne Brücke wäre sehr leicht zu verteidigen.
Außerdem war sich Memnon sicher, dass Alexander so spät am Tag keinen Angriff mehr befehlen würde. Daher sah er den kommenden Ereignissen gelassen entgegen.
Alexanders jedoch hatte nicht geringste Absicht, sich an Memnons Vorstellungen zu halten. Er wollte hier und jetzt den Durchbruch und damit eine Entscheidung über Erfolg oder Misserfolg seines Asienfeldzuges erzwingen.