Ich bin doch einigermaßen überrascht, dass es noch keinen Thread zu Angband oder überhaupt einem Roguelike-Spiel gibt. Angesichts des Zuspruchs, den Dwarf Fortress hier erhält, darf man doch davon ausgehen, dass ASCII-Games die User hier zumindest nicht vollkommen abschrecken.
Roguelikes nennt man (in der Regel rundenbasierte) Computer-Rollenspiele, in denen der Spieler eine Figur durch ein Abenteuer führt, das meistens darin besteht, eine größere Menge von Gegnern zu besiegen, um durch Efahrungspunkte und Ausrüstungsgegenstände die Attribute und Fähigkeiten der Spielfigur zu vebessern und schließlich einen übermächtigen Endgegner zu besiegen.
Da das Geschehen häufig in einem oder mehreren Dungeons stattfindet, nennt man die Spiele auch Dungeon-Crawler-Games (oder Dungeon-Crawling-Games).
Diese Spiele sind allesamt sehr komplex, was die unterliegenden Regeln, die Charakterwerte und Ausrüstungsmöglichkeiten und die Zahl der Gegner und Gegenstände angeht.
Ganz im Gegensatz dazu steht die grafische Präsentation, die aufgrund der Geschichte auch heute noch größtenteils aus Buchstabensalat besteht. Die allermeisten Spiele unterstützen aber auch einfache Bitmap-Grafiksätze, die von Puristen aber verschmäht werden.
Roguelike nennt man alle Spiele des Genres nach dem Urvater "Rogue", der schon im Jahr 1980 das Licht der Welt bzw. die Bildschirme von UNIX-Systemen an amerikanischen Universitäten erblickte.
Es gab sehr schnell verschiedene Varianten des Spiels, sodass sich das Genre in etwas unterschiedlich aufgebaute Stränge verzweigte.
(Dazu gibt es eine Grafik in der englischen Wikipedia: http://upload.wikimedia.org/wikipedi...ikeHistory.png )
Auch interessant ist diese Liste zur Chronologie der Roguelikes: http://en.wikipedia.org/wiki/Chronol...ke_video_games
Um zurück auf Angband zu kommen: Einer der Nachfolger von Rogue war 1983 Moria, das wie der Name andeutet, in der tolkienschen Fantasy-Welt angesiedelt ist. Das Ziel ist es, sich durch den Dungeon zu kämpfen und schließlich auf Level 50 den Balrog von Moria zu besiegen. Moria hatte schon ein Dorf, in dem der Spieler startet und sich in einigen Shops mit Ausrüstungsgegenständen versorgen kann.
Ich hatte Ende der 80er Jahre die Amiga-Version von Moria, die statt des ASCII-Zeichensatzes sehr schöne Grafiken hatte.
1990 wurde basierend auf Moria schließlich das erste Angband entwickelt. Der Dungeon hat nun 100 Level, der Balrog ist nur noch ein Monster von vielen und der Endgegner ist Morgoth (Tolkien-Lesern aus dem Silmarillion bekannt). Angband wurde über die Jahre von verschiedenen Maintainern weiter entwickelt und gehört sicher zu den ausgeklügeltsten Spielen überhaupt. Nachdem mittlerweile alle Beteiligten ihre Zustimmung gegeben haben, steht Angband inklusive einiger enthaltener Grafiksätze seit einiger Zeit unter der GPL-Lizenz und kann somit auch aktuellen Linux-Versionen beigelegt werden.
Ich habe mich sehr lange erfolglos sowohl an Moria als auch an Angband versucht, was vor allem an einem Prinzip der Roguelikes liegt - dem Permadeath.
Das bedeutet, wenn eine Spielfigur stirbt, ist das Spiel beendet, man kann nicht da weiter machen, wo man zuvor vielleicht gespeichert hatte. Das kann zu einigem Frust führen, vor allem bei Neulingen, denn der Tod lauert an jeder Ecke, auch in Angband. Es trägt aber auch zum Spielspaß bei, denn es erzeugt entsprechende Spannung und außerdem ein großartiges Gefühl, wenn man das Spiel dann wirklich mal gewinnt. (Es gibt einen Wizard-Mode und auch andere Möglichkeiten, den Permadeath zu umgehen, das wird aber als cheaten betrachtet.)
Auf mich hat das einfache, aber unendlich abwechselungsreiche Spielprinzip immer eine große Faszination ausgeübt. (Auf andere anscheinend auch: Ist Diablo doch praktisch eine Echtzeit-Variante dieser Spiele mit besserer Grafik.)
Was macht das Spiel so faszinierend?
Zur Auswahl beim Spielstart stehen elf Rassen und sechs Klassen, aus denen man wählen kann. Außer Menschen haben die Rassen verschiedene Aufschläge oder Abzüge zu ihren sechs Grundattributen, die weiter modifiziert werden durch die Klassenauswahl. Einige Rassen haben auch eigene Fähigkeiten wie z. B. Infrarotsicht.
Bis auf den Warrior können die anderen fünf Klassen alle Magie ausüben. Dazu gibt es zwei Sorten von Magiebüchern für die magischen und die klerikalen Klassen. Außerdem gibt es Schriftrollen und Zauberstäbe, die auch von Kriegern benutzt werden können. Es gibt eine unüberschaubare Menge von magischen und nichtmagischen Ausrüstungsgegenständen, von Tränken und Zauberstäben über Ringe und Amulette bis hin zu Waffen und Rüstungsteilen. Waffen und Rüstungen können ihrerseits durch einfache Verzauberungen verbesserte Werte haben oder sogenannte Ego-Items sein, die spezielle Eigenschaften haben.
Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche sehr mächtige Artefakte.
Die hundert Level des Dungeons sind mit Horden von immer gefährlicher werdenden Gegnern gefüllt, die dem Abenteurer nach dem Leben trachten. Die meisten Todesfälle haben die Spieler aber wohl selbst zu verantworten. Übliche Gründe: Gier (ein verlockend aussehendes Schatzgewölbe verleitet dazu, die Gegner zu unterschätzen); Selbstüberschätzung (nachdem man eine gute Ausrüstung beisammen hat, kann man oft eine ganze Reihe von Gegnern sehr leicht besiegen, und dann kommt plötzlich ein richtig gefährlicher); Unachtsamkeit (z. B. wegen Übermüdung nach zu langem Spielen ).
Neben den normalen Monstern, die schon gefährlich genug sind, gibt es in den Tiefen von Angband auch noch ungefähr hundert sogenannte Uniques. Das sind Bossgegner, die zum größten Teil aus Tolkiens Büchern stammen. Viele davon haben Eskorten dabei oder können eine beschwören. Oft bekommt man von einem getöteten Bossgegner aber sehr gute Ausrüstungsstücke (sogenannte Drops).
Auch von Angband gibt es zahllose Varianten und Portierungen für verschiedene Systeme.
(Eine Liste der Varianten von Angband: http://roguebasin.roguelikedevelopme...gband_variants )
Das aktuelle Angband bezeichnet man auch als "Vanilla"-Version (im Gegensatz zu den Varianten)
Es erscheinen ständig neue aktualisierte Versionen des Spiels, die man samt einem Wiki unter http://rephial.org/ finden kann.
Jahre lang zuvor war http://www.thangorodrim.net/ die Hauptanlaufseite für Angbandspieler, die Seite wird aber nicht mehr gepflegt.
Es gibt seit vielen Jahren eine Newsgroup, deren Aktivität aber stark nachgelassen hat.
Seit einigen Jahren gibt es ein Forum mit zusätzlichen Informationen und einer Angband Ladder, wo man seine Spielstände hochladen kann: http://angband.oook.cz/
Mir ist es erst nach vielen Jahren gelungen, das Spiel zu gewinnen, dann aber ein paar Mal hintereinander in relativ kurzem Abstand: http://angband.oook.cz/ladder-browse...e=Mondkalb&s=0
So, falls es jemand bis hier hin geschafft hat - besteht Interesse an dem Spiel? Ich bin bereit, mich mit Tipps zu beteiligen.
Ich könnte mich vielleicht auch mal zu einer Story aufraffen (wenn die u. U. auch kurz ausfällt, wie gesagt - der Tod kommt schnell und oft in Angband).