[EU4] Die Wiege einer Hoffnung

[Ghaldak]

Hallo, liebe Leser,

so stehe ich hier und zittere noch einmal etwas mehr, als das sonst der Fall wäre, weil ich hier mit euch das frühneuzeitliche heilig-deutsche Reich um einen jüdischen Staat erweitern möchte, und mich vor dünnem Eis fürchte. Als Deutscher und Christ thematisiere ich eine von Deutschen und Christen marginalisierte Gruppe, ich bin abseits von ein paar Wikipedia- und Museumsseiten völlig unvorbereitet und die Corona-Situation sorgte für weitere verschlossene Türen. Trotzdem würde ich euch gerne eine Kampagne zeigen, die ich selbst einmal spielte und dabei für sehr interessant befand.

Sie beginnt mit den drei sogenannten SchUM-Städten Speyer, Worms und Mainz (es handelt sich bei der Bezeichnung um deren Anfangsbuchstaben in hebräischer Schreibweise), deren Gemeinden ab dem elfen Jahrhundert große Bedeutung für das Judentum in Deutschland erlangten, dass ihnen eine Rolle als „Wiege des aschkenasischen Judentums“ zugeschrieben wird. In der Realität verschlechterte sich die Stellung dieser Gemeinden wie auch der deutschen Juden in der folgenden Zeit und verschärfte sich in den beiden Pogromwellen rund um den ersten Kreuzzug und während der Pest, und zum Zeitpunkt des Spielbeginns 1444 n. Chr. bemühten sich Mainz und Speyer um eine Vertreibung, nur in Worms konnten sie sich halten.

In unserem Szenario sorgen hingegen alien space bats nicht nur für ein Fortbestehen des Glanzes, sondern für eine territoriale Herrschaft eines jüdischen Staates auf dem SchUM-Gebiet, mitten im Heiligen Römischen Reich deutscher Nationen…
… und was das heißt, gilt es, zu erfahren.

Auf eine schöne Reise
Christian / Ghaldak


Ps: Das Bild stammt vom Neuen Börneplatz in Frankfurt, ehemals Ort einer Synagoge in Nachbarschaft der Frankfurter Judengasse, dem im fünfzehnten Jahrhundert entstandenen Ghetto. Ein besseres Bild wollte mir nicht einfallen, und obgleich ich sicher in einer Halbtagestour nach Mainz hätte radeln und von dem gesperrten „Friedhof auf dem Judensand“ irgendein Bild hätte machen können, erschien mir solch eine touristische Reise in ein fremdes Bundesland nicht dem Geist der Coronabekämpfung entsprechend.

[ttte]

Sehr interessante Idee. Ich bin gespannt.

[Ghaldak]

(Ich sollte es auch hier einmal erwähnen: Da der Paradox-Launcher bei mir nicht zu funktionieren wollen scheint, verwende ich weiterhin die Version 1.28.3.)

Damit stehen wir vor dem guten alten Punkt: Was haben wir, was brauchen wir?
* Wir haben eine Religion, und wir haben ein Gebiet, da sich die drei Städte Speyer, Worms, Mainz toll durch die drei Gebiete Mainz, Pfalz (im Grundspiel mit Hauptstadt Worms) und Heidelberg (um die zwanzig Kilometer von Speyer entfernt) darstellen lassen.

* Wir benötigen eine Regierungsform (also Monarchie, Republik oder Theokratie). Die Irrealität des Szenarios eröffnet hier sämtliche Wege.

* Bei der Kultur würde ich gerne eine deutsche verwenden und mich des gleichen Tricks wie in "Da wurden Blumen rot" bedienen: Ich fülle die leer gelassene Liste der fränkischen oder schwäbischen Kultur mit passenden Namen. (Soll heißen: Wer hier eine tolle Liste besitzt, ist von mir gerne eingeladen, sie zu teilen.)

* Für Ideen klopfe ich klassisch drei oder vier passende Ideenbäume nach Doppelnennungen ab, und da gehen die Fragen los: Es existiert ein Baum für die Pfalz und inzwischen auch einer für Mainz, doch handelt es sich dabei bisweilen ziemlich klar um christliche. Der generisch deutsche oder bei einer Theokratie der theokratische würden sich anbieten, ebenfalls jener von Israel als der archetypischen jüdischen Nation. Ich könnte aber natürlich auch Semien als die einzige jüdische EU4-Nation in die Seele mit hineinmischen, oder die als kulturell syrisch dargestellten "Random New World"-Verlorenen Stämme durch etwas Syrisches einbeziehen... Ich würde hier die Regierungsform mit in die Überlegungen miteinbeziehen und das Raster aus (Pfalz oder Mainz)/Generisch-Deutsch/Israel/(Repräsentation der Staatsform) bilden.
ps: Natürlich ließe sich der Dreistädtebund auch herrlich als Mainz/Pfalz/Generisch-Deutsch/Israel darstellen, das wäre auch eine schöne Sache.

* Dann fehlen eigentlich nur noch Farbe und Flagge.

[Ghaldak]

Ein "Drei Städte, dazu Israel als historischer Judenstaat" sähe wie folgt aus:



Damit hätten wir:
Zusätzliche Steuereinnahmen
Zusätzliche Produktionseffizienz
Verringerte Unruhe
Verringerte Technologiekosten
Zusätzliches Prestige
Zusätzliche Missionarsstärke
Zusätzliche Legitimität

Zusätzliche Handelseffizienz
Mehr Diplomatie-Beziehungen
Mehr Diplomatie-Geschick
Gestärkte Beziehungsverbesserung


Dies wären elf Stück. Wenn wir uns wieder gegen eine Monarchie entscheiden, käme es genau hin...
... und es wären durchaus recht gute Ideen, mit einem simplen Haken: Es fehlt komplett das Militär.
Das macht sie aber ganz reizvoll, denke ich.

[Ghaldak]

Zu den Namen stieß ich auf diesen Artikel und nachdem ich bis zu Quelle und Buch vordrang, stellte ich mir aus den Steuerlisten und Grabsteinen deutscher Juden aus dem Hamburg des achtzehnten Jahrhunderts eine kleine Liste zusammen. So ist sie wenigstens authentisch, wenn auch nicht sonderlich rheinisch, und erspart es mir, zu modern oder zu antik werden zu müssen.
Hinsichtlich der Frage, ob ich nun die schwäbische oder fränkische Kultur ersetzen wollte, entschied ich mich für die schwäbische, da diese mit Baden und Elsass auch ein wenig Rhein umfasst. (Meine Nibelungen-Namensliste ging übrigens verloren.)

So fehlt eigentlich nur noch eine Entscheidung hinsichtlich der Staatsform. Hättet ihr da einen Wunsch?

[zerialienguru]

Klassisch jüdisch wäre die Monarchie. König Salomo und Co.
Als militärische Tradition würde ich auf Moralbonus der Truppen gehen (Stichwort Land und Leute verteidigen, schon gegen die Römer) und auch noch auf mehr Manpower, da das heutige Israel die Wehrpflicht auch für Frauen hat. Das wäre ein netter kleiner Mix aus Geschichte und aktuellem.

[Kathy]

Theokratie oder Monarchie passt beides, Republik eher nicht. Bei einem Diaspora-Staat mitten in Deutschland könnten auch die Priester das Sagen haben, weil man sich vom Kaiser eher distanziert.

[ttte]

Theokratie wäre vor allem mal eine Sache, die man nicht so häufig sieht.
Mit Mainz müsste ja auch eine Theokratie im HRR wegfallen.

[zerialienguru]

Stimmt, Theokratie ist eine gute Idee

[Ghaldak]

Okay, dann machen wir es so.
Da ich mich davor scheue, die bekannten geistlichen Autoritäten dieser Zeit einfach zu Herrscher zu konvertieren, eben weil es sich bei diesen um respektierte Gestalten handelt, würde ich einfach zwei fiktive Platzhalter erstellen, für diese zwei zufällige Namen aus der EU4-Hebräerliste fischen und diese nach zerialiengurus Wunsch an die Salomonen ansippen (was ja geht, aber wirklich wenig bedeutet).
So würde ich dann starten.

[Mongke Khan]

Mehr Steuereinnahmen

[zerialienguru]

Ambition: Erbe Salamons, dip. Reputation +1

[Ghaldak]

Damit wären wir hier: Ich kombiniere bei der Flagge den Davidsstern mit dem "deutschen" Weiß-Rot, das auch in den Stadtwappen der drei Städten vorherrscht. Das Violett wurde durch die offizielle Webseite der SchUM-Städte inspiriert, vielleicht hatte das ja einen guten Grund.



Die Namens-Zufallsziehung aus der Hebräerliste sorgte für zwei Damen, was aber keine Rolle spielt. Sie werden wie angekündigt an die Solomoniden angesippt.
(Beklagte ich schon, dass man bei Theokratien Thronfolger nicht einfach so enterben kann? Ich giere nach den Punkten, also fahre ich hier Risiko.)



Seite 3 geschieht wie angekündigt...



... und bei den Ideen greife ich rein auf die Ergebnisse des Rasters zurück, wobei ich eine Menge Punkte in die Diplomatie-Elemente pulvern muss, um den Baum im Gleichgewicht zu halten.



Damit kann es losgehen.

[Ghaldak]

Ein Blick in die Berater enthüllt: Ja, das mit den Namen funktionierte wie gewünscht.



Namensänderungen geschehen...



... und damit enthülle ich euch die Herausforderung dieser Kampagne: Bündnisse? Ähhm... ja?



Vollends heidnische Religion, keine Staatsehen, keine diplomatische Reputation, keine Eingangsmacht und im HRRdN bloß langsame Expansion... Japp, das ist der Spaß.



Es steht eine Entscheidung offen, und obgleich mein Ideenbaum kein "Toleranz des Wahren Glaubens" aufweist, sollten wir hier auf Religiös und Konvertierung spielen.



Okay.

[Ghaldak]

Die Ansippung funktioniert übrigens, ohne dass wir Äthiopien selbst sehen können. (Die zufällig bestimmte Charaktereigenschaft unserer Anführerin erweist sich als positiv, aber recht belanglos.)



Provence, Elsass und Frankfurt hassen uns... und das lässt sich fast spiegeln.



... Vielleicht. Das sehe ich mir gleich noch einmal näher an.