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Thema: Die letzte Schlacht des Keltenreiches

  1. #61
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Kapitel 32 - Die Stadtwache

    Das weitere Gespräch beim Schmied Gernot hatte sich auf wenige Worte beschränkt. Frederick nannte ihm die Gaststätte, in der er und seine Begleiter untergekommen waren und bat ihn gegen späten Nachmittag oder Abend, je nachdem wie es die Arbeit zulies, ebenfalls dorthin zu kommen. Auf die Frage, ob dies nicht Aufmerksamkeit erwecken würde, zuckte Frederick nur mit den Schultern.
    "Du bist der einzige Schmied in Lugdunum. Derivon gibt vor auch eine Schmiede eröffnen zu wollen. Ein Gespräch zwischen Euch beiden ist nur zu erwarten. Entweder das oder eisiges Schweigen und Konkurrenz."
    Danach waren Frederick und Beras gegangen. Der Junge hatte sich klug verhalten und war, nachdem sich das Aufeinandertreffen in der Schmiede geklärt hatte, wieder an den Tresen gegangen und hatte sich von Logrinn einige Werkzeuge und Waffen erklären lassen. Auf dem Rückweg war Frederick schweigsam und in sich gekehrt, doch als er eine Gruppe Wachen bemerkte, die ihm folgten, fiel er wieder in seine Rolle und schnauzte Beras mit nuschelder Stimme an. Vorher wies er den Jungen darauf hin.
    "Du wirst den ollen Dolch vorm Meister verstecken, klar Freundchen! Wenn der rauskrieg, dass wir den bei nem anderen Schmied gekauft haben, zieht er dir die Ohren lang!"
    Beras tat erstaunt und schob den Dolche tiefer in die Falten seines Umhangs.
    "Verstanden, Herr Frederick", antwortete er unterwürfig und laut genug, damit man ihn hörte.
    Eine kräftige Stimme unterbrach das Schauspiel der beiden.
    "Verzeiht die Störung!" Ein großer Kelte mit dunkelbraunem Bart und ordentlich gestutzten Haaren kam auf Frederick und Beras zu, drei Wachsoldaten im Schlepptau. Offenbar ein Truppführer oder Ähnliches. Im Gegensatz zu deren Kleidung, die aus Fellen und Leder sowie einer gewebten Hose bestand, trug er eine Lederrüstung, die an einigen Stellen mit zusätzlichem Metall ausgekleidet war. Sie machte einen ausgezeichneten Eindruck und Frederick wünschte sich eine solche Rüstung zu besitzen. Sie wirkte nicht schwerer als der Lederwams, den er trug und mit einem Umhang oder einem Pelz über den Schultern würde sie wohl auch entsprechend Wärme spenden.
    Seine Gedanken wandten sich wieder der Wache zu. "Hääh", poterte er und starrte den Truppführer an. Dieser rümpfte die Nase, hob eine Augenbraue und erwiderte den Blick mit leicht zur Seite gelegtem Kopf.
    "Was führt Euch zu unserem Schmied, Fremder?"
    Frederick vernahm die Worte, öffnete den Mund um zu antworten, schloss ihn wieder und antwortete dann erst, wobei er einen verblüfften Gesichtsausdruck zur Schau stellte.
    "Ich bin ein Kelte, kein Fremder", maulte er. "Was soll ich bei nem Schmied wollen? Waffen kaufen natürlich! Der Kurze muss doch irgendwann mal ein Mann werden!" Er schlug Beras heftig auf die Schulter, so dass der Junge einen Schritt vorwärts machte.
    "Das meine ich nicht", antwortete der Truppführer. "Ihr seid mit dem neuen Schmied hierher gekommen. Warum..."
    "Jaaaaa", krakeelte Frederick. "Meister Derivon! Ausgezeichnet Schmied! Kenn einige von denen! Hammerschlag, weist du?"
    Resigniert winkte der Truppführer ab und kurz darauf beendete Frederick auch sein Lob über den neuen Schmied. "Was ich wissen will", sagte er langsam und deutlich, so dass es sogar ein Kelte verstehen konnte, der einen Schlag auf de Kopf bekommen hatte. "Ist, warum du, obwohl Meister Derivon deiner Meinung nach der beste Schmied ist, den es gibt, bei Meister Gernot warst."
    Frederick zuckte zusammen, zog den Kopf etwas ein und sah sich zu allen Seiten um. "Kann ich dir nich sagen", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Daraufhin lächelte der Truppführer triumphierend. Offenbar der Meinung, eine Entdeckung gemacht zu haben.
    "Sag es mir", befahl der Truppführer in einem Tonfall, als ob er ein Kind dazu bringen wollte, das Spielzeug wieder her zu geben, dass es von einem anderen Kind genommen hatte. "Ich bin der Kommandant der Stadtwache! Ich darf alles wissen!"
    Nervös trat Frederick auf der Stelle, sah sich nochmals um und flüsterte dann fast, als er antwortete.
    "Aber du darfst es nich weitersagen", verlangte er. "Meister Derivon ist der beste Schmied, den ich kenne, seine Äxte und Schwerter schlagen dir glatt den Kopf vom Hals! Und seine Rüstungen erst! Wenn ich dir davon erzähle, wirste grün vor Neid! Und...."
    "Mann, komm zum Punkt!" Der Kommandant der Wache verlor seine Geduld. Eine Ader pulsierte gefährlich auf dessen Stirn. Jetzt entschied Frederick, war der beste Zeitpunkt ihn davon zu überzeugen, dass er einem völligen Trottel gegenüber stand, der nicht einmal ansatzweise intelligent dazu war, sich einen hinterhältigen Plan auszudenken.
    "Ist ja gut", beruhigte er den Kommandanten. "Es ist nur... Meister Derivon ist ein sehr guter Waffenschmied..." Die Ader wurde größer und der Hals nahm eine deutliche rote Färbung an. "Aber bei kleinen Waffen, wie für den Jungen ist er nicht so.... geschickt." Frederick lies sich von Beras den Dolch geben und zeigte ihn dem Kommandanten zögerlich.
    "Bitte, sagt Meister Derivon nichts davon! Er regt sich dann immer so furchtbar auf", fügte Beras noch hinzu.
    Der Kommandant lies die Schultern hängen. Sein Gesicht zeigte nur absolute Verwirrung. Frederick glaubte ein leises Schniefen zu hören und bemerkte das Grinsen in den Gesichtern der drei Wachsoldaten. Dieses verschwand natürlich sofort wieder, doch Frederick war sicher, dass diese Geschichte heute Abend der gesamten Wache bekannt war. Der Kommandant würde als jemand gelten, der hinter jedem Stein einen Geist sitzen sah und Frederick würde als großer, etwas dummer, aber ansonsten harmloser Handlanger seines Schmiedes gelten. Und Beras war nur ein Kind. Sie würden ihn bis morgen früh vergessen haben.
    Ohne den Dolch noch eines weiteren Blickes zu würdigen, schob der Kommandant diesen wieder seinem Besitzer zu und wandte sich pikiert ab. Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, hakte Frederick erneut nach. "Ihr sagt es ihm auch wirklich nich, oder? Will keinen Streit mit Meister Derivon."
    Wieder trat das Grinsen auf die Gesichter der Soldaten. Ihr Kommandant drehte sich noch einmal zu Frederick und Beras um und gab sich großzügig, um wenigsten etwas von seiner Würde zu behalten, die er gerade für eine Lapalie - für Nichts - durch den Dreck hatte ziehen lassen.
    "Ich werde ihm nichts sagen. Nun seht zu, dass ihr von hier verschwindet, bevor ich mir es anders überlege!" Frederick nickte einfrig und zog Beras mit sich davon um die nächste Straßenecke. Dort krümmten sich die beiden vor Lachen.
    Glücklicherweise beobachtete sie niemand dabei.
    Auf dem Weg zurück zur Gaststätte hielt sie niemand an. Zwei Soldaten kamen an ihnen vorbei, doch sie achteten nicht einmal auf die beiden Kelten.
    In der Gaststätte hatten sich Derivon und Llionel bereits an einen Tisch gesetzt und ein reichliches Mittagessen bestellt. Gebratenes Fleisch und Wurzelgemüse.
    Frederick erzählte von seinem Besuch beim Schmied und den Zusammenstoß mit der Wache. Doch selbst die lustige Anekdote konnte das Trübsal nicht mindern, dass sich in den Augen der beiden Kelten ausbreitete. Sie mussten verhindern, dass die Rosanen Lugdunum als Hafen nutzen konnten. Oder als Lagerplatz.
    Außerdem verlangte ihr keltisches Blut nach Rache an dem rückratlosen Fürsten, der sein Volk an die Rosanen verraten hatte! Beides hätten sie damit erreichen können, die Stadt niederzubrennen. Gezielte Brände legen und verhindern, dass der Stadtwache schnell genug Wasser zur Verfügung stand, um zu löschen war eine anspruchsvolle Aufgabe, aber durchaus machbar. Vor allem mit der Erfahrung Llionels auf diesem Gebiet.
    Dennoch würden sie damit den Kelten - unschuldigen Brüdern und Schwestern - das Obdach nehmen. Das konnten sie nicht verantworten.
    Es musste eine andere Lösung geben!
    "Heute Nachmittag wird Gernot, der Schmied der Stadt hierher kommen. Vielleicht können wir noch mehr in Erfahrung bringen. Jedenfalls haben wir in ihm jetzt einen Vertrauten", meinte Frederick, der appetitlos an einem Eisbein herumknabberte. "Außerdem kennt er sich er sicher einige Kelten, die mit der gegenwärtigen lage nicht zufrieden sind. Es ist nicht alles verloren."

  2. #62
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Kapitel 33 - Die Lunte in der Hand

    Das Gespräch mit Gernot war konstruktiv verlaufen. Er hatte Frederick und seinen gefährten zugesichert ein Dutzend loyale Kelten mit Kampferfahrung mobilisieren zu können und noch einige Jäger, die gute Bogeschützen waren. Dennoch waren sich die vier Kelten nicht sicher, ob sie auf das Angebot eingehen sollten. Inzwischen war es Abend geworden und die vier hatten sich auf ihr Zimmer zurückgezogen.
    "Wenn wir hier einen Kampf auslösen, dann brennt die Stadt - egal ob wir sie anzünden oder nicht. Spätestens, wenn die Rosanen ihre erschlagenen Leute finden, werden sie das übernehmen", knurrte Llionel und war damit auf dem Tiefpunkt seiner Laune angekommen. Immer wieder stocherte er mit einem Messer zwischen seinen ausgebreiteten Fingern herum und machte damit die Anderen nur noch nervös.
    Nach einigen Augenblicken Schweigen langte Derivon über den Tisch und griff nach dem Messer. "Lass das! Wir brauchen dich mit zwei gesunden Händen! Würde auch noch fehlen, wenn du dir nen Finger abschneidest!"
    Llionel funkelte den Schmied böse über den Tisch hinweg an, doch er fügte sich. In einem so kleinen Raum wollte er sich mit der puren Masse Derivons nicht anlegen. Außerdem hatte der Schmied nicht Unrecht.
    Frederick breitete eine Decke auf seinem Bett aus und setzte sich auf die Pritsche. Am anderen Ende des Raumes tat Beras es ihm gleich."Ich will morgen zum Stammesfürsten", stellte er fest und sah die beiden Erwachsenen am Tisch an. "Die Neugründung der Schmiede ist ein guter Vorwand und wenn wir erst einmal drin sind, dann werden wir schon aus ihm herausholen, warum er die Rosanen hierher gebracht hat."
    "Damit wäre aber immer noch nicht das Problem gelöst, was wir mit der Stadt und der Bevölkerung machen", warf Derivon ein und Llionel nickte zustimmend, nachdem er sein Messer zurück erhalten hatte.
    "Dann werden wir es nicht lösen", antwortete Frederick grimmig, der endlich einen Weg gefunden hatte. "Gernot soll die Männer und Frauen, die seiner Meinung nach treu sind zum Hafen führen. Wir kapern dort ein Schiff und segeln davon. Vorher müssen wir aber noch den Hafen anzünden."
    Beide Männer am Tisch überlegten kurz. "Warum nur den Hafen", fragte Llionel. Derivon schlug heftig auf den Tisch und brachte den Banditen zum Zusammenzucken. "Weil uns dann keiner mehr folgen kann! Und du willst ein banditenkönig gewesen sein? Ich hätte dich überall aufgespürt!"
    Llionel lächelte. "Das hier ist auch nicht mein Element, Freund Schmied. Mag sogar sein, dass du mich gefunden hättest - aber gegen meine Bande hättest du nicht viel ausrichten können, so alleine!"
    Einige weitere Sätze folgten schnell aufeinander, danach besiegte Derivon Llionel bei einer Partie Armdrücken. Frederick sah zu Beras, der ihn aufmerksam ansah.
    "Sieh es dir an! Die Hoffnung des Keltenreiches!" Beras lächelte etwas unsicher, dann stand Frederick auf und gesellte sich ebenfalls an den Tisch.
    "Wenn ihr noch zu viele Kräfte übrig habt, dann könnt ihr mir noch was besorgen gehen. Besonders du, Llionel." Er grinste böse, als er die geknickten Gesichter der beiden Männer sah.
    "Ich brauche Lampenöl. Sehr viel Lampenöl. Ihr wisst schon wofür. Alles, was brennt kann nur gut sein."
    Unter leisem Genörgel machten sich Derivon und Llionel auf den Weg, während Frederick sich auf seiner Pritsche ausstreckte. Er musste einen klaren Kopf haben, wenn er morgen gerswin vom Clan der Frostfüchse entgegentreten wollte.
    Er schlief schon, als Derivon und Llionel zurückkehrten und einen dezenten Geruch von Lampenöl in das Zimmer brachten. Sie weckten Frederick und berichtetem ihm.
    "Nahe dem Hafen gibt es tatsächlich ein Lagerhaus, in dem fast zwanzig Fässer mit dem Öl stehen. Wenn wir das anzünden gibt das ordentlich Zunder. Außerdem haben Derivon und ich an einem Dutzend Orten in der Stadt Kanister versteckt. Wir werden sie anzünden, wenn wir auf dem Rückzug sind. Das wird die Wachen aufhalten."
    Derivon stimmte dem Banditen zu und zog vier Schläuche von seinen Schultern. "Außerdem haben wir die hier. Jeder von uns sollte einen nehmen. Sie sehen aus wie Trinkschläuche und werden nicht auffallen. Wenn wir eine spontane Ablenkung brauche sollten, sind die sicher hilfreich."
    Frederick brummte nur. Er hatte genug gehört und murmelte Derivon und Llionel nur zu, dass sie sich ebenfalls hinlegen sollten. Schließlich waren dies die ersten richtigen Betten, die sie seit Wochen zur Verfügung hatten!

    Der nächste Morgen dämmerte und alle vier Kelten waren früh auf den Beinen. Sie wuschen sich, richteten ihre Kleidung und verstauten ihre Waffen nochmals gründlich. Jeder machte einen Rundgang durch das Zimmer, um nach Dingen zu suchen, die sie zurückgelassen hatten, doch sie fanden nichts, was auf sie hinweisen würde, sollte irgendjemand das Zimmer durchsuchen. Jetzt noch Spuren zu hinterlassen wäre nicht klug.
    "Wir werden zuerst zu Meister Gernot gehen. Er soll seinen Leuten Bescheid geben. Alle, die mitkommen wollen, werden Lugdunum heute Abend verlassen. Was danach mit der Stadt geschieht, wollen wir nicht allzu deutlich erzählen."
    "Das wäre besser für uns", meinte Derivon. "Sonst springen die noch ab und einer verrät uns." Frederick und Llionel sahen ihn an. Daran hatten sie noch nicht gedacht.
    "Gernot hat sie alle selber ausgesucht. Niemanden, den er nicht persönlich kennt", warf Llionel ein. "Wir sind alle Kelten."
    Die Stadt machte paranoid. Gerade als sie aus der Tür des Wirtshauses traten, passierte dort eine Gruppe Rosaner die Straße und sah zu ihnen hinüber.
    "Ich glaube, wir haben etwas zu viel Aufmerksamkeit erregt", sagte Derivon und sah zu der Patrouille, als sie vorbeigezogen war.
    "Dann lasst uns nicht aus der Rolle fallen", ermahnte Frederick seine Begleiter und setzte wieder einen leeren Gesichtsausdruck auf. "Wolltn wa nich zum Schmied", setzte er lautstark hinzu und verschluckte dabei jede Menge Buchstaben.
    Grinsend stapfte er voran, die anderen folgten ihm. Nach einiger Zeit übernahm Derivon die Führung, dann wieder Llionel. Sie sahen sich in einigen Geschäften um, die hauptsächlich Nahrungsmittel anboten und Beras kaufte sich einen Apfel, den er mit seinem neuen Dolch sorgfältig in vier Teile schnitt.
    Bei Gernot angelangt polterte Derivon den Gesellen Thorval an. "Geh und hole deinen Meister!" Doch sein Lächeln machte einen Großteil seiner rauen Worte wieder wett.
    Kurze Zeit später erschien Gernot die Stirn stand ihm voll Schweiß und Ruß klebte am ganzen Körper.
    "Musste noch ein Eisen bearbeiten. Was kann ich für Euch tun?"
    Derivon beugte sich vor, tauschte einige Fachsimpeleien über die Waffen und Werkzeuge aus, die auf dem Tresen lagen - dies auch in besonders intensiver Lautstärke. Dann sagte er nur knapp.
    "Heute abend. Alle die du ausgesucht hast sollen mit ihren Familien und allem was sie an Vorräten tragen können zum Hafen kommen. Wir werden dann abreisen."
    Gernot zuckte kurz. "So früh schon? Ich hatte gedacht, wir haben noch etwas Zeit."
    Llionel mischte sich ein, wobei er auf eine Sichel zeigte, die direkt neben Gernot lag.
    "Wir haben schon zu viel Aufmerksamkeit auf uns gezogen. Heute Abend. Bei Sonnenuntergang. Alle, die mitkommen wollen. Wir nehmen ein Schiff und segeln davon. Und nimm nur Leute, bei denen du dir absolut sicher bist!"
    Der Schmied nickte. "Verstanden."
    Danach gingen die vier Kelten. Sie wandten sich zum Steinhaus in der Mitte von Lugdunum. Vielleicht konnten sie noch etwas aus dem Stammesfürsten herausholen, bevor sie Lugdunum verließen. Und wenn es nur seine Eingeweide waren.

  3. #63
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    Kapitel 34 - Die Herren der Stadt

    Eiligen Schrittes näherten sich Beras, Derivon, Frederick und Llionel dem Gebäude aus Stein. Glücklicherweise hatten sie den Weg über einen der Marktplätze von Lugdunum gewählt, auf dem zur Zeit emsiges Treiben herrschte, so dass ihre Eile nicht weiter auffiel. Schon zwängten sie sich zwischen zwei Ständen mit Gemüse hindurch, deren Besitzer sich lauthals übertönten, um ihren Kunden zu verkünden, dass ihr Gemüse doch viel frischer war, als das des Anderen. Llionel war der Letzte in der Reihe und als er gerade die Stände passierte, begannen die beiden Männer auch schon mit Beleidigungen um sich zu werfen. Kurze Zeit später flog die erste Kartoffel und ein Handgemenge breitete sich aus.
    "Das hätte zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können", meinte Frederick. "Einige Wachen werden zum Markt kommen." Und damit nicht beim Haus des Stammesfürsten sein. Dieses tauchte auf der anderen Straßenseite auf und tatsächlich marschierten vier Stadtwachen und drei Rosane im Laufschritt in die Richtung, aus der Frederick und seine Begleiter gerade gekommen waren.
    Mit einem Handzeichen deutete Derivon an, nun einen langsameren Schritt anzuschlagen und mit der größt möglichen Ruhe setzten sie ihren Weg fort. Vor dem zweistöckigen Haus hielten drei Mann Wache. Einer von ihnen war ein Rosaner, der offensichtlich sogar das Kommando führte. Mit einem schrecklichen Dialekt sprechend trat er vor und hielt die Kelten auf.
    "Was wollt ihr hier?"
    Llionel trat vor, setzte sein vertraunsvollstes Lächeln auf und begann zu reden. Ein wahrer Wortschwall drang aus seinem Mund und der Rosane konnte davon vielleicht die Hälfte verstanden haben. "Ah, werter Herr! Dies ist Meister Derivon, Schmied von Clan Hammerschlag! In seiner unendlichen Weisheit hat der Meister Lugdunum dazu auserkoren, der Standort für seine neue Schmiede zu sein und ihr werdet euch freuen zu hören, dass er nun persönlich hier ist, um den großen Fürsten Gerswin vom Clan der Frostfüchse von seinem Können zu überzeugen und eine geeignete Lokalität erwerben möchte, um sogleich zur Produktion über zu gehen! Wie ihr an unseren Rüstungen sehen könnt, leistet er nur die beste Arbeit, aus erlesenem Material! Er beabsichtigt dieses die Küste mit Schiffen hoch transportieren zu lassen, was auch Eurem Hafen und der Werft einen enormen Beschäftigungszuwachs verschaffen wird! Ihr habt doch eine Werft? Nicht? Nun, dann werden wir eine bauen! Es ist eine Kleinigkeit für..."
    Erst nachdem der Blick des Rosanen glasig geworden war, beendete Llionel seinen Vortrag.
    "Nun, hat der große Fürst Zeit für eine Audienz", brummte Derivon, der neben Llionel stand. Erleichtert endlich vom Wortschwall des Banditenkönigs erlöst zu sein, nickte der Rosane Derivon zu.
    "Ihr könnt eintreten."
    Kaum hatten sich die vier in Bewegung gesetzt fügte eine der keltischen Wachposten hinzu: "Nach der Tür geht ihr links in einen Wartesaal. Ihr werdet dort von Wachen abgeholt, die Euch zum Stammesfürsten bringen."
    Sehr vertrauenswürdig, stellte Frederick fest. Sie hatten nicht einmal versucht, die Kelten nach Waffen zu durchsuchen. Selbst wenn das weitere Wachen im Inneren des Gebäudes übernehmen würden, so wären dennoch vier bewaffnete und unbekannte Personen in die Nähe des Stammesfürsten gekommen. Er selbst hätte nicht einen Fremden hinein gelassen, ohne ihn genau zu kontrollieren. An den Gesichtern von Derivon und Llionel sah er, dass ihnen die gleichen Gedanken durch den Kopf gingen. Beras hingegen, hob einen Stein auf, der vor der großen, eisenbeschlagenen Eingangstür lag und polierte ihn mit einem Ärmel. Die Wachen ignorierten das, er war halt ein Kind! Doch Frederick wusste es genauer. Dieser Stein würde später eine der Wachen hart treffen. Ebenso wie die Hand voll anderer Steine, die Beras aufgelesen hatte. Alle waren sie beinahe Faustgroß und mit Hilfe seiner Schleuder würde der Junge aus den Steinen tödliche Geschosse machen.
    Hinter der Holztür befand sich ein langer Gang, der von Fackeln erhellt wurde, die Wände bestanden aus rohem Stein, der Fußboden war bestand aus dem ortsüblichen gelben Holz, auf das einige Teppiche aus roter und brauner Wolle gelegt war. Die erste Tür links war schnell erreicht. An sonsten hatte der Gang keine Abzweigungen. Geradeaus führte er in eine erleuchtete Halle, deren Eingangsportal offen stand und von Vorhängen aus rotem Stoff eingerahmt war.
    "Wo sind die Wachen", fragte Llionel ungeduldig und tastete nach den Stellen, an denen er seine Dolche versteckt hatte. Nirgends war auch nur ein Kelte zu sehen oder gar zu hören.
    Wie befohlen betraten die Vier nun den Raum hinter der Tür. Vor ihnen standen ein grober Holztisch und mehrere oft benutzt wirkende Stühle. Zwei Kerzen standen auf dem Tisch und unterstützten das Dämmerlicht, den Raum zu erhellen. Auf der linken Seite gab es eine weitere Tür und kaum war auch Derivon als Letzter in den Raum getreten, wurde diese Tür aufgestoßen und sechs Rosane kamen herein. Mit gezückten Waffen. Hinter ihnen hielt sich ein Kelte auf, hager und dabei recht groß, in einem Pelzumhang und sehr ordentlicher Kleidung.
    "Meister Derivon und seine Begleitung, wie ich gehört habe", sagte der Kelte in einem nasalen und nüchternen Tonfall ohne seine Geringschtzigkeit für die drei Männer und ihren Botenjungen zu verstecken.
    "Ich bin Schreiber Natous, Hofmeister der Stammesfürsten. Ihr werden meinen Befehlen Folge leisten. Legt Eure Waffen ab und übergebt sie den Kriegern."
    Vier Paar Augenbrauen schnellten in die Höhe. Den Rosanen die Waffen übergeben? Frederick hatte plötzlich ein Zittern in der rechten Hand und seine Axt begann ein Lied zu singen. Von dem Massacker in Entremont und der Schlacht auf dem Pass bei Mountin Watch, die er als einziger überlebt hatte. Und von Blut! Brodelndem Blut! Feindesblut!
    Wie ihm Wahn drehte er sich zu Natous herum und fixierte den Schreiber mit einem Blick, der den Hofmeister des Stammesfürsten ernsthaft an dem Verstand und der geistigen Gesundheit des Kriegers zweifeln lies.
    "Ich bin Krieger König Brennus'! Ich habe im Blut dieser rosanen Menschenschlächter gebadet und deren Herzen gefressen! Wenn ihr meine Waffen wollt, Schreiberling, dann werdet ihr sie aus deren toten Körpern holen müssen! KELTIA!!!"
    Mit einem hastigen Schrit war Frederick zwischen den Rosanen, riss seine Axt hervor und schlug dem ersten Mann vor ihm das frisch geschliffene Blatt seiner Axt in das Gesicht. Der zweite Rosane war heran, doch Frederick Ellebogen traf seinen Waffenarm genau auf dem Handgelenk. Der Schlag mit dem Kurzschwert verzog und traf nur das dichte Fell, das Frederick über seiner linken Schulter trug.
    Derivon und Llionel warfen sich nach vorne und drängten die Rosanen zusammen. Einer von ihnen entging nur knapp den rasenden Dolchen des Banditenkönigs, um Sekunden später von dem schweren Kriegshammer des Schmiedes getötet zu werden. laut splitterte der Brustkorb des Rosanen unter dem Einschlag des mehrere Kilo schweren Hammers, ein Nebel aus Blut hüllte Derivon und Llionel ein.
    Frederick schlug mit seiner Axt nach dem Rosanen, der ihn angegriffen hatte. Dieser blockte den Schlag mit dem Schild und stach erneut mit dem Kurzschwert zu. Frederick konnte nur knapp ausweichen. Die Waffe des Rosanen war auf dem engen Raum deutlich im Vorteil. Zumal dieser auch noch einen Schild besaß.
    Also bedeutete das, die Regeln zu verändern. Den nächsten Streich mit dem Schwert wehrte Frederick mit dem Kopf seiner Axt ab, drehte diese dann blitzschnell und verkantete einen der Sporne am hinteren Ende der Axt mit der Klinge. Der Rosane versuchte verzweifelt seine Waffe zu sichern, er machte einen Schritt vorwärts und konnte tatsächlich den Griff seines Schwertes in der Hand behalten. Jedoch nicht viel mehr. Ein metallisches Knacken erklang und das Schwert brach entzwei. Plötzlich unbewaffnet blickte der Rosane erschrocken nach vorne, dann traf ihn die Axt mitten auf der Stirn.
    Hinter den Kämpfenden rang der Schreiber um Fassung. Er drehte sich um, hob die Hände und begann zu schreien.
    "Waaaache!!!! Hier..... aarg!"
    An seinem Hinterkopf blühte eine Blume aus Blut auf, Haarbüschel und Schädelstücke flogen zu allen Seiten hinfort, als ein Stein aus Beras' Schleuder den Schreiber mit voller Wucht traf. Dieser kippte gerade nach vorne, prallte auf den Holzboden und war sofort tot.
    Derivon hatte soeben einen weiteren Rosanen erledigt, dessen Kopf ebenfalls nur noch ein blutiger Klumpen war, doch Llionel war in Bedrängnis. Die beiden übrigen Rosanen hatten den Banditenkönig umkreist und ihn an eine Wand gedrängt. Eine gute Position für sie, denn ihr Opfer konnte nicht entkommen. Allerdings waren sie nicht klug genug, um nach hinten zu sehen. Nahezu zeitgleich senkten sich Derivons Kriegshammer und Fredericks Keltenaxt und zerscmetterten erneut Köpfe.
    Schon breitete sich auf dem Boden eine Blutlache auf, der Geruch des Todes und von Urin erfüllte die Luft. Tote konnten nie Flüssigkeit bei sich behalten. Weder ihr Blut, noch alles andere.
    "Frederick! Verdammt! Was sollte das", knurrte Derivon böse. "Wir wollten zum Stammesfürsten und nicht schon an der Tür ankündigen, dass wir nur hier sind, um die alle umzubringen!"
    "Hier sind Rosane, Derivon! Nicht ein einziger Kelte! Die beiden da draußen sollten nur den Schein wahren! Warum wohl, sind uns auf der Straße nur so wenige Rosane begegnet? Die sind verdammt noch mal alle hier! HIER! Beim Fürsten!Und Sie halten ihre Äxte gezogen, um diesen jeder Zeit zu töten, wenn ein Kelte in der Stadt zu viel Aufruhr veranstaltet!"
    "Dann ist der jetzt so gut wie tot", warf Llionel ein. Frederick deutete auf die Tür, in deren Rahmen der tote Schreiber lag.
    "Wir sind nicht hier, um den Verräter zu retten! Wenn es mir möglich ist, würde ich ihn selber töten! Wenn die Rosanen das machen, um so besser!"
    "RUNTER", ertönte plötzlich eine helle Stimme und die drei Kelten zogen sofort die Köpfe ein. Ein Stein aus Beras' Schleuder pfiff durch die Luft und schlug einem Rosanen die Zähne aus. Dieser taumelte unter lauten Schmerzensschreien zurück und behinderte so seine Kameraden, die mit Macht durch die stürmten, in der immer noch der Schreiber ausblutete. Ein zweiter Stein flog und traf einen Rosanen, der sich am Ersten vorbeidrängen wollte, direkt in den Bauch. Dieser keuchte laut auf und plötzlich war Frederick vor ihm und rammte ihm die Axt in den Bauch.
    Der Kelte schimpfte sich einen Idioten! In einem vom Feind besetzten haus, begann er mit seinen Leuten herumzustreiten und achtete nicht auf offene Türen! Oder den Alarmschrei, den der Schreiber ausgestoßen hatte!
    Mit heftigen Schlägen drängten die Kelten die Rosanen zurück, was ihnen gut gelang, da sie ihre Gegner nur in der Enge der Tür aufhalten mussten. Mehr als ein Rosaner auf einmal kam selten hindurch.
    Knochen brachen, Arme wurden vom Körper getrennt und Bäuche aufgeschnitten. Besonders Llionel tat sich bei letzterem hervor und schon bald lagen zertretene Gedärme über der zertrampelten Leiche des Schreibers und neben den gefallenen Körpern der Rosanen.
    Als die Kelten schon fast glaubten, den Ansturm abgewehrt zu haben, alarmierte wieder Beras die Männer. Aus der Tür, durch die sie gekommen waren, trat ebenfalls ein Rosaner, brüllte laut und hob seine Axt.
    Sie saßen in der Falle.

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    Kapitel 35 - Wieder an die Waffen

    Der rosane Krieger hatte die vier Kelten völlig überrascht. Die drei Erwachsenen waren nicht schnell genug dazu in der Lage sich auf die neue Gefahr einzustellen und die verbliebenen Rosanen, die noch durch die andere Tür drängten, aufzuhalten. Beras war zu nahe an dem Rosanen, als das er mit seiner Schleuder hätte Schwung holen können, um diesen zu bekämpfen.
    Die kurze Axt des Kriegers blitzte auf, er holte gewaltig aus und lies einen trällernden Schrei erklingen, den Frederick einst mit der Bemerkung abgetan hatte, das er nach keifenden Waschweibern klang.
    Jetzt, wo die Gefahr so nahe war und der Junge Beras dem Angriff des Rosanen hilflos ausgesetzt war, erreichte der Schrei Mark und Bein der erwachenen Kelten. Die Axt flog heran, Llionel fegte um die eigene Achse, um dem Knaben zu Hilfe zu kommen, doch er würde den Rosanen zu spät erreichen. Derivon und Frederick waren zu sehr damit beschäftigt, ihre Gegner nierder zu strecken, um überhaupt eingreifen zu können. Beras machte einen Schritt zurück, erkaufte sich somit eine Sekunde oder zwei, dann traf Metall auf Fleisch und eine blutige Fontäne ergoss sich über den Jungen. Erneut zerriss ein Schrei die Luft, Beras hatte die Augen weit geöffnet, er war mit Blut besudelt.
    Doch es war nicht sein eigenes Blut.
    Durch die Brust des Rosanen hatte sich eine Pike gebohrt, ein massiver speerartiger Kopf an dem ein Widerhaken angebracht war, so groß wie zwei Männerfäuste. Die blutverschmierte Spitze der Pike war nur eine Hand breit von Beras' Nase entfernt.
    Der Rosane wurde brutal zurückgerissen, lies seine Axt fallen und gab gurgelnde Laute von sich. Seine Lunge musste durbohrt sein, ebenso sein Rückrat, die Rippen. In tödlicher Agonie wand er sich am Ende der Waffe, bevor er erschlaffte. Ein Kelte warf sich gegen den Toten und riss ihn von der Pike herunter, wobei der den Boden mit Blut und Eingeweiden besudelte.
    Ein zweiter Mann mit Vollbart und einer weiteren Pike tauchte neben ihm auf - die beiden Wachen, die vor dem gebäude gestanden hatten. Sie sahen sich kurz an und richteten ihre Waffen nach vorne.
    "Aus dem Weg", brüllten sie gleichzeitig und Llionel, Derivon und Frederick warfen sich zur Seite. Die beiden Piken drangen durch die offene Pforte, aus der die letzten Rosanen strömten. Jeder der Kelten spießte einen Gegner auf und verwundete zwei weitere. Dann ließen sie ihre Piken los, zogen kurze Schwerter und töten die verblieben vier Rosanen.
    Sie sahen aus wie Männer, die niemals mehr damit gerechnet hatten, ihrer Knechtschaft zu entfliehen und letztendlich die abgeschlagenen Köpfe ihrer Herren in den nächsten Fluss warfen. Ohne weitere Worte entledigten sie sich der Leichen an ihren langen Waffen und nahmen diese wieder auf.
    Einer von ihnen hielt Wache im Eingangsbereich, der andere drehte sich zu den vier Kelten um. "Seid Ihr wirklich Krieger des Königs?"
    Frederick musterte den Mann. Ein Kelte, ganz eindeutig, doch er schien anders zu sein als all die Kelten, die in Lugdunum lebten. Er strahlte Hoffnung aus.
    "Der König ist tot. Schon viele Monde. Aber wir kämpfen immer noch gegen die Rosanen! Und jetzt sind wir in Lugdunum." Frederick sah auf den Boden. "Danke für die Hilfe."
    Der Mann an der Tür meldete sich. "Ich höre Schritte! Wir müssen weiter in das Gebäude! Folgt mir!"
    Eine kurze Reihe von Blicken lies Derivon, Frederick und Llionel übereinstimmen, dass sie den Wächtern vertrauen wollten. Dann folgten sie ihnen.
    Durch die Tür hindurch stiegen sie über zwei Dutzend Leichen hinweg, einige davon zuckten noch, in den Augen eines Rosanen war sogar noch Leben, als Derivon einen Stiefel auf dessen Kopf krachen lies. Hinter der Tür breitete sich ein großer Saal aus, in dem eine langezogene Steintreppe nach oben führte sowie ein halbes Dutzend offene und geschlossene Türen abging. Fackeln erhellten den Saal.
    "Wir müssen nach oben", verkündete eine der beiden Wache und richtete seine Pike auf die Treppe. Diese war aus rauem Stein gehauen und verfügte nicht über ein Geländer. Auf der linken Seite begannen plötzlich die Fackeln zu flackern. Ein Windzug traf die Flammen, von dort, durch eine der offenen Türen, mussten Gegner kommen!
    Die Kelten blieben auf der Stelle stehen, Frederick zog seinen Schild vom Rücken, Llionel und Beras zogen eine Tartsche, um wenigstens etwas Deckung zu erhalten. Doch es kamen keine Pfeile. Immer noch konnten die Kelten keinen Ton hören, doch ein Gefühl beschlich sie, dass dort Feinde lauerten. Nach ungezählten Herzschlägen der Anspannung, schwang Beras seine Schleuder und feuerte einen Stein in eine der offenen Türen. Ein greller Schrei ertönte, das Klappern von Rüstungen und Flüche in unverständlicher Sprache.
    Nun war es sicher - die Rosanen waren hier. Und es waren nicht wenige.

  5. #65
    anarchische Grünhaut Avatar von Kermit
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    Schön dass du es hierhin überführst!
    ---------------------------------------------------------------

    Zitat Zitat von Des Pudels Kern Beitrag anzeigen
    Zitat Zitat von Der Falke Beitrag anzeigen
    Weil so weit ich weiß sind in D auch Lügen meistens von der Meinungsfreiheit erfasst.
    Man kann dich auf diesen Nebensatz durch "weil" Konjunktion reduzieren, Falke. Immer wenn son Ding vom Stapel läuft, weiß selbst der nachsichtigste Leser, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, sich zurückzulehnen, kurz in sich zu gehen und wichtige andere Tagesgeschäfte zu evaluieren. Mir fiel beispielsweise plötzlich ein, dass ich schon seit geraumer Zeit mal einen abseilen wollte, ohne abzukneifen.

  6. #66
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Zitat Zitat von Kermit Beitrag anzeigen


    Schön dass du es hierhin überführst!
    Danke Ich hatte ja schon erzählt, dass ich mir das lange überlegt habe. Sind ja aber doch einige Leser hier, die auch auf Bilder verzichten können

  7. #67
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Kapitel 36 – Blutbad

    Derivon und Frederick rannten auf die Tür zu und postierten sich rechts und links daneben, mit dem Rücken zur Wand. Beras schleuderte einen weiteren Stein in die Öffnung und ein dumpfes KLONK ertönte. Währenddessen hatte Llionel beide Dolche gezückt und stand, die Knie etwas nach vorne stehend mit zur Seite abgewinkelten Armen in direkter Linie zur Tür, flankiert von den beiden Wachen, die ihr langen Piken nach vorne hielten, aber bereits die Halfter ihrer Schwerter geöffnet hatten, um diese schnell zu ziehen.
    Dann stürmte der erste Rosane durch die Tür, in beiden Händen ein Beil, und stürzte sich auf die drei Kelten, die vor ihm positioniert waren. Als wäre dies ein Zeichen gewesen, setzte sich eine ganze Welle der rosanen Krieger in Bewegung und drängte nebeneinander durch das Tor. Als sieben oder acht Rosane hindurch waren, setzten sich Frederick und Derivon in Bewegung, wirbelten zur Seite und schlugen mit ihren Waffen in die Menge, die blindwütig aus der Tür kam. Frederick fällte einen Rosanen durch einen Treffer an der Stirn. Dieser sackte nach hinten, warf einen weiteren Rosanen um und blockierte den Weg. Derivon richtete mit seinem Kriegshammer deutlich mehr Schaden an. Der schwere Kopf der Waffe zermalmte den Brustkorb eines Rosanen, der lange Schaft des Hammers rammte einem weiteren die eigenen Waffen in die Brust. Beide Rosane flogen förmlich zurück und warfen alle nachfolgenden Rosanen zu Boden. Ein lautes Poltern und Fluchen ertönte, Körper stürzten übereinander. Während Frederick sich nun den wenigen Rosanen in der Halle widmete, stellte sich Derivon breitbeinig in die Tür und schlug auf die am Boden liegenden Rosanen ein, so schnell er konnte. Nach drei Schlägen hatte er die ersten fünf oder sechs Rosanen – das war nicht mehr eindeutig zu erkennen – in den Holzfußboden geprügelt. Geplatzte Organe, Blut und zerschmetterte Knochen bildeten eine Lache zu seinen Füßen. Den massiven Hammer vor seine Brust haltend, beschimpfte er die Rosanen, die nicht wagten, ihn anzugreifen. Jeder, der in seine Reichweite kam, musste mit schweren Verletzungen rechnen. Ein grausames und verrücktes Lachen drang aus seinem breiten Brustkorb. Blut und Kampfrausch klangen darin mit.
    Frederick hörte das Lachen und fiel mit einem Kriegsschrei ein. Er stürzte sich auf einen Rosanen, der ihm dummerweise den Rücken zudrehte und trotz seiner schnellen Reaktion, nur noch den Kopf so weit umdrehen konnte, um die tödlich Axt kommen zu sehen, die unter seinem rechen Auge einschlug. Das blutverschmierte Metall traf auf die dünne Haut, die sich im letzten Moment der Erkenntnis gespannt hatte, riss diese auf und traf auf das Jochbein. Der Knochen leistete einen Sekundenbruchteil mehr Widerstand als das Fleisch, dann bildeten sich feine Risse in ihm und er brach, Splitter bohrten sich durch das anliegende Gewebe, Hals- und Rachenraum, schoben sich in den Hirnstamm und in den Augapfel. Dieser wurde durch die Wucht des Aufpralls und den Druck, den der nach oben ausbrechende Knochen ausübte, aus der Augenhöhle gedrückt, quoll aus dem Kopf hinaus, wurde dann durch einen Knochensplitter und die zurückschnellende Axt getroffen und platzte.
    Die Flüssigkeit rann die zertrümmerten Überreste der Wange hinunter und mischte sich mit Blut. Der Rosane brach schreiend zusammen und prallte auf den Boden. Dort begann er zu zucken und sich zu übergeben. Frederick trat über ihn hinweg und nahm sich den nächsten Gegner vor. Dabei konnte er sehen, was Llionel und die beiden Gardisten bereits angerichtet hatten.
    Die langen Piken der Wachen, hatten insgesamt drei Rosane aufgespießt. Die Körper lagen nun auf dem Boden und bluteten ihr Leben aus. Einer bewegte sich sogar noch und versuchte sich verzweifelt von der Stange zu befreien, die in seiner Hüfte steckte. Dabei wurde er immer wieder von der Leiche seines Kameraden behindert.
    Zwei weitere Rosane hatten den Nahkampf nicht überlebt, ebenso einer der Gardisten. Ausgerechnet der Mann, der Beras’ Leben gerettet hatte. Ein Keltenbruder weniger und ein tapferer dazu. Somit blieben nur noch zwei Rosane. Der keltische Gardist verteidigte sich geschickt mit seinem Schwert, drängte den Rosanen zurück, so dass er über den Krieger stolperte, der sich langsam immer schwächer werdend, an der Pike wand. Aus dem Gleichgewicht geraten, konnte der Rosane seine Abwehr nicht mehr halten und starb mit einem Stich ins Herz. Blut ergoss sich über dessen wattierten Waffenrock und beendete nicht nur dessen Leben sondern auch die Hoffnung des schwer verwundeten Rosanen, auf den er nun stürzte. Dabei trieb er die Pike weiter in den Körper herein, ein schwacher Schrei kündete von den Schmerzen des Verwundeten, dann endete er abrupt.
    Llionel hingegen war nicht so glücklich davon gekommen. Als er vorhin im Vorzimmer in die Ecke gedrängt worden war, hatte er schon den Anschein gemacht, nicht mehr so beweglich zu sein, wie zuvor und wehrte die Angriffe seines Gegners nur schwach ab. Frederick erlöste den Banditenkönig und schmetterte den Rosanen zu Boden.
    Was ist los mit dir, Mann“, keuchte Frederick und sah Llionel besorgt an.
    Dieser atmete schwer, öffnete den Mund, um zu antworten, dann zuckte Panik in seinen Augen.
    Derivon!
    Frederick wandte sich um und sah den Schmied straucheln. Drei Rosane hatten ihm zeitgleich zugesetzt und er konnte im Nahkampf seinen Kriegshammer nicht schnell genug führen, um den Gegnern zu begegnen. Llionel sprintete an Frederick vorbei, dabei fiel dem Kelten auf, dass in Llionels Umhang ein tiefer Riss klaffte. Er war verwundet worden!
    Der Banditenkönig warf einen seiner Dolche und traf einen Rosanen in den Hals. Dieser brach zusammen, doch nicht rechtzeitig genug, um Derivon zu retten. Ein Schwert bohrte sich durch den Körper des Schmiedes und lies ihn erstarren. Der Kriegshammer fiel ihm aus den Händen, zertrümmerte dabei einem der Rosanen den Fuß. Ein Triumph, der dennoch nicht half, den Blutfluss zu stillen, der aus dem Rücken des Schmiedes strömte.
    Jetzt konnte sich auch Frederick wieder bewegen und stürmte mit einem klagenden Schrei auf den Lippen in das Getümmel. Er sprang an dem taumelnden Schmied vorbei, schlug dem vom Kriegshammer verletzten Rosanen die Axt in den Bauch und trat gleichzeitig nach Derivons Mörder.
    Sein Stiefel traf den Rosanen in der Hüfte, doch Frederick hatte keine Zeit nachzusetzen. Fünf weitere Rosane drängten auf ihn und Llionel ein, der nun wieder neben Frederick stand. Mit nur noch einem Dolch war der Banditenkönig denkbar schlecht bewaffnet, doch er schickte einen Gegner zu Boden. Frederick drehte zwei Klingen, die auf ihn zukamen, den Schild zu, blockte die Schläge ab und warf sich dann vorwärts, womit er die Rosanen zu Boden riss und ihnen die Waffen aus den Händen schlug. Im Nahkampf trat und schlug er nach allem, was er vor erreichen konnte. Die Axt nutzte ihm nun kaum noch etwas, also drehte er diese herum und trieb den Sporn an der hinteren Seite in irgend etwas Weiches. Ein greller Schrei kündete von einer empfindlichen Stelle. Dann drosch er mit der freien Faust und dem Schild auf die beiden Rosanen ein, ein roter Nebel legte sich vor seine Augen.
    Er bekam ein Ohr zu fassen, schloss die Faust darum und riss es mit einem widerlichen Geräusch vom Kopf seines Gegners. Ein Tritt traf ihn in der Seite und trieb ihn von seinen beiden Gegnern fort, von denen jedoch keiner mehr in der Lage war, den Kampf fortzusetzen.
    Unter Schmerzen wuchtete sich Frederick hoch, doch der Rosane, der ihn bedrängt hatte, war inzwischen von dem zweiten keltischen Wächter getötet worden. Llionel schnitt dem letzten Rosanen die Kehle durch und sah sich hektisch nach neuen Gegnern um.
    Hinter den drei Erwachsenen kümmerte sich Beras um den tödlich verwundeten Derivon. Frederick fühlte Entsetzen in seiner Brust, der Schmerz kam nicht nur von dem harten Tritt. Derivon war ein Freund geworden, in der kurzen Zeit, in der er den Schmied gekannt hatte. Nun lag er dort, blass, kraftlos. Der Brustkorb hob sich nur noch unregelmäßig und auch in Beras’ Augen stand kein Zeichen auf ein gutes Ende. Er hatte den Lederharnisch des Schmiedes abgenommen und den Bauch des so viel größeren Mannes abgetastet. Alleine dieses Bild war so verzerrt und unwirklich, dass Frederick es nicht glauben konnte.
    Ich kann nichts machen“, sagte der Junge mit schwacher Stimme und sah mit großen Augen, in denen Tränen blitzten, zu Frederick und Llionel hinüber. Mit einem Ärmel seines Hemdes wischte er diese fort und zog die Nase hoch.
    Wir müssen nach oben“, drängte der zweite Wächter. „Schnell!
    Llionel und Frederick starrten ihn an.
    Aber“, begann der Banditenkönig. „Wir können ihn nicht einfach hier so liegen lassen!
    Doch Frederick musste dem Wächter Recht geben. So schwer es auch war. „Kein Zögern, sonst geraten wir wieder in einen Hinterhalt! Wir holen ihn später!
    Ein Lüge. Doch sie half. Beras raffte sich auf, Llionel zog seinen zweiten Dolch aus der Kehle eines toten Rosanen. Der Wächter eilte voran, er war der einzige, der unverletzt geblieben war und stieg die ersten Stufen der geländerlosen Treppen hinauf.
    Holen wir ihn wirklich“, fragte Beras leise.
    Frederick wandte sich nicht zu dem Knaben um.
    Natürlich“, meinte er mit trockenem Hals. „Oder ich werde diese ganze Stadt niederbrennen!
    Und er wusste, welche Möglichkeit wahrscheinlicher war.

  8. #68
    der Gesegnete Avatar von Thalionrog
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    Zitat Zitat von Frederick Steiner Beitrag anzeigen
    Danke Ich hatte ja schon erzählt, dass ich mir das lange überlegt habe. Sind ja aber doch einige Leser hier, die auch auf Bilder verzichten können
    Du hattest doch schon ein paar Bilder. Hier muss man also auf nichts verzichten.

    Ich fand deine Geschichte ja schon am Anfang super, aber sie wird immer besser.

  9. #69
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Danke

    Dann gibts jetzt auch was Neues

  10. #70
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Kapitel 38 - Blutrache

    Stiefel pochten auf den steinernen Treppenstufen. Der keltische Wächter erreichte den oberen Absatz als Erster und winkte Frederick, Llionel und Beras hinter sich her. Die obere Etage war auf dem massiven Erdgeschoss erbaut worden, jedoch ausschließlich aus Holz. Schon auf dem kleinen Vorflur lag ein toter Kelte. Sein Hals war aufgeschnitten worden, noch immer sickerte halb geronnenes Blut aus der schweren Wunde.
    Frederick hielt den Wächter zurück, er würde jetzt die erste Reihe übernehmen. Das eigene Blut rauschte in seinen Ohren. Es gab nur eine Tür, diese war angelehnt worden, jedoch nicht geschlossen. Mit Wucht trat er gegen das Holz, die Tür schwang auf und traf auf Widerstand. Holz splitterte und ein lautes Stöhnen erklang und ein Körper fiel zu Boden. Frederick sprang durch die zurückschwingende Tür und lief einem weiteren Dutzend Rosanen in die Arme. Einen Gegner hatte er durch das Eintreten der Tür bereits ausgeschaltet, doch nur etwa die Hälfte der übrigen Rosanen wandten sich zu ihm um. Sie hatten ihre Waffen gehoben, doch sie griffen nicht an. Vielmehr bildeten sie einen Schutzwall gegen den Kelten. Hinter ihnen knieten vier Kelten, jeder wurde von einem Rosanen mit einer Waffe bedroht, die bereits zum tödlichen Schlag gehoben war. Llionel und der Wächter drangen ebenfalls in den Raum ein und besahen sich das Schauspiel unschlüssig.
    "Der Herzog", keuchte der Wächter und machte einen Schritt nach vorne. Die Mauer aus Rosanen zeigte keine Reaktion, bis plötzlich ein Rosaner zwischen ihnen hindurch trat. Frederick erstarrte. Auf dessen Kopf ragte ein Kranz aus Federn auf - ein weiterer rosaner Häuptling!
    Schwer hoben sich Fredericks Schultern, die Luft brannte in seinen Lungen, besonders an der Stelle, wo ein rosaner Krieger ihn mit einem Fußtritt getroffen hatte. Er zog die Lippen auseinander, ein dämonisches Grinsen legte seine Zähne frei, seine Augen begannen zu leuchten.
    Er hörte die Worte des Rosanen kaum. Seine Gedanken fixierten den Kranz aus Vogelfedern, der nahezu identisch mit dem war, den er bereits in seinem Rucksack mit sich trug. Er hatte bereits einen rosanen Häuptling getötet, endlich - endlich! -würde ein weiterer sterben!
    "Zieht Euch zurück oder wir töten Eure Herren", bellte der Häuptling in gebrochenem Keltisch. Er war muskulös, doch deutlich älter, als die Krieger, die ihn umgaben. Seine Haare, die schon einen Hauch von silber enthielten, waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und eine mehrfach gebrochene Nase ragte aus seinem Gesicht hervor, dessen lederartige goldbraune Haut, schon die ersten Falten aufwies.
    "Zurück", bellte der Rosane erneut und zückte ein kurzes Schwert. Dazu trug er eine metallbeschlagene Lederrüstung.
    Fredericks Gehirn schaltete sich aus, nur Instinkte und Wur leiteten ihn noch. Er lies seine Axt sinken, hakte sie in den Gürtel und griff nach der letzten Flasche mit Lampenöl, die er noch an seinem Gürtel befestigt hatte. Diese warf er dem Rosanen Häuptling an den Kopf. Dieser schrie auf, das Öl rann über den Kopf des Rosanen und bespritzte die Krieger neben ihm.
    Dann flog ein Stein heran. Beras hatte aus dem Hintergrund seine Schleuder eingesetzt. Ein Feuerstein prallte gegen die Metallbeschläge der Rüstung und ein Funke sprang über. Plötzlich stand der Rosane in Flammen. Hell loderte das Lampenöl und seine Haut begann Blasen zu werfen. Der Schrei des Häuptlings lähmte seine Krieger für Sekunden, dann begann der Häuptling wie eine lebendige Fackel herum zu laufen. Er stieß gegen seine Krieger, die ebenfalls vom Lampenöl bespritzt worden waren. Flammen züngelten an ihren Rüstungen und auf ihrer Haut, die Luft füllte sich mit Schreien und dem Geruch brennender Menschen.
    Frederick hatte diesen Geruch schon einmal gerochen - bei Stirling Bridge! Dort hatten die Kelten im Handelsposten die Belagerer mit einer ähnlichen Taktik ausschalten können.
    Dann hatte er seine Axt wieder in der Hand. Mit einem Satz sprang er zwischen den brennenden Rosanen durch und fiel über die Krieger her. Er drehte sich um die eigene Achse, traf zweimal mit seiner Axt in ungeschütztes Fleisch, dann rammte er mit seinem Schild einen der Rosanen, die die vier Kelten auf dem Boden bedrohten und warf diesen zu Boden. Ein weiteres Leben endete unter der Keltenaxt.
    Hinter ihm hatten Llionel und der Wächter ebenfalls zugeschlagen. Sie waren den brennenden Rosanen ausgewichen - diese waren viel zu beschäftigt, um zu kämpfen - und hatten sich auf die rosanen Wachen gestürzt, die nicht vom Feuer eingehüllt waren. Blut floss in alle Richtungen, Klingen blitzten auf. Llionel bewegte sich wie ein Schatten, als wäre seine Verletzung nie geschehen, stach einem Rosanen in den Bauch, riss in der Wunde den Dolch herum, wich mit einem Hohlkreuz dem Angriff eines zweiten Gegners aus, drehte sich um den Waffenarm des zweiten Rosanen herum um stach ihm direkt in die rechte Niere. Beide Rosane lebten noch, doch der Banditenkönig kannte die Stellen, an denen er seine Opfer treffen musste. Eine durchstochene Niere, ein tiefer Riss im Bauch - beide Verletzungen waren tödlich.
    Beras setzte noch drei mal seine Schleuder ein und schickte damit zwei Rosane zu Boden, die kurz darauf von keltischem Stahl endgültig erschlagen wurden.
    Die Kelten wandten sich hektisch um, suchten neue Gegner, doch die wenigen Rosanen, die noch unter den Lebenden weilten, wurden Opfer der Flammen. Die Blasen auf ihrer Haut waren inzwischen geplatzt, teilweise hatten sie versucht sich ihree brennenden Kleider zu entledigen, die ihnen tief in die Körper gebrannt waren. Die Luft hatte sich in eine Übelkeit erregenden Brühe verwandelt.
    Von den vier Kelten, die gefangen gehalten worden waren, lebten immerhin noch zwei, einer davon schien der Stammesfürst Gerswin von den Frostfüchsen zu sein. Er versuchte auf die Beine zu kommen, wobei ihn Fesseln an Händen und Füßen arg behinderten.
    "Gelobt seid Ihr, tapfere Krieger! Nun macht mich los", rief er und sah hoffnungsvoll zu Frederick und seinen Begleitern hinüber.
    "Bist du Gerswin", fragte Frederick kühl und sah dem knienden Kelten in die Augen.
    "Bei den Göttern, der bin ich! Ich werde dich reich belohnen Fremder, wenn du mir die Fesseln nimmst! Wer bist du?"
    Frederick überging die Frage und starrte den Stammesfürsten an.
    "Du warst es, der die Rosanen in diese Stadt geholt hat, nicht war?" Gerswin nickte und kämpfte gegen seine Fesseln. Ihm entging die Gefahr, in der er schwebte.
    "Du hast dich mit dem Feind unseres Volkes eingelassen? Du hast unser Blut verraten! Unser Volk!"
    "Wie redest du mit mir, Krieger? Ich habe getan, was ich musste, um diese Stadt zu retten!"
    "Du hättest kämpfen können wie alle anderen auch! Und ich bin nicht dein Krieger! Ich bin Frederick vom Clan Steiner! Du bist ein erbärmlicher Verräter!"
    Vier mal rammte Frederick die Axt in das Gesicht des kniednen Fürsten, dann erschlug er auch noch dessen gefesselten Diener.
    Mit stummen Entsetzen sahen Llionel, der keltische Gardist und Beras ihm zu, doch wagten sie nicht ihn aufzuhalten. Er stampfte durch die offene Tür und lies seine Gefährten mit ihren Gedanken alleine.
    "Wir haben Karaffen mit Öl in jeder Gasse verteilt! Brennt die ganze Stadt nieder! Wir treffen uns am Hafen!"

  11. #71
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Kapitel 39 - Abfahrt

    Frederick stürmte aus dem Gebäude, das als Herrschaftssitz des Stammesfürsten der Frostfüchse gedient hatte. Aus den oberen Fenstern quoll Rauch. Noch nicht so dicht, dass ein großes Feuer zu erwarten war, dennoch kamen Menschen auf das Gebäude zugerannt, einige mit Eimern voller Wasser, um zu löschen. Sie wollten verhindern, dass das Feuer auf andere Gebäude übergriff, dabei bestand in dieser Hinsicht kaum Gefahr. Dort oben brannte kein Holz - Rosane brannten dort! Flammen leckten über ihre Haut, die schon Blasen schlug, während die Invasoren noch verzweifelt versuchten ihrer brennenden Körper zu löschen.
    Noch immer war der Rausch des Blutes nicht in seinen Ohren verklungen, als Frederick sah, wie zwei Rosane und zwei Kelten direkt auf das Gebäude zu hielten. Einen der Rosanen erkannte Frederick - er hatte die Stadtwache beaufsichtigt, als er und seine drei Begleiter nach Lugdunum gekommen waren. Und einer von ihnen war jetzt tot. Derivon war einer der besten Kelten, die Frederick gekannt hatte. Er beherrschte sein handwerk so gut wie seine Waffen und war immer da, wenn ein Kamerad Hilfe brauchte. Am Stallion hatte er mehrere Dutzend Feinde erschlagen und in dem vermalledeiten Gebäude aus Stein wohl ihr aller Leben gerettet - in dem er sein eigenes geopfert hatte. Und nun waren immer noch Rosane hier! Wie konnten sie es wagen, den Boden zu betreten, auf dem solch große Krieger gewandelt waren? Wie konnten sie es wagen hierher zu kommen und das keltische Volk anzugreifen! Wie nur hatten sie es geschafft Zwietracht zu sähen und die Heere des Keltenreiches zu schlagen? Heißes Blut rann in Strömen durch Fredericks Adern, sein Hals schwoll an und sein Kopf wurde heiß, rote Flecken bildeten sich auf seiner Haut.
    So griff der Kelte nach seiner Axt, als der Rosane an ihm vorbeilaufen wollte und rammte ihm das Axtblatt unter das Kinn. Der Kiefer brach, Zähne splitterten und Blut quoll dem verwundeten Rosanen aus dem Mund, doch er ging nicht zu Boden. Wankend und schon vor Schmerzen zitternd, versuchte er seine Waffen zu ergreifen, doch der zweite Axthieb in den Unterleib warf ihn nieder. Das Axtblatt hatte offensichtlich die Bauchdecke durchschlagen und die Därme des Rosanen verletzt. Der Gestank, der plötzlich von ihm ausging war widerlich und Frederick biss vor Ekel die Zähne zusammen. Sein Gesicht verwandelte sich in eine raubtierhafte Fratze.
    Die Bürger erstarrten. Der zweite Rosane lies beinahe seine Waffen fallen und glotzte Frederick mit offenem Mund an. Widerstand gegen die Besatzer! Das hatten die Rosanen nicht erlebt, seit sie hier angekommen waren. Gernot hatte davon berichtet, wie eingeschüchtert Lugdunum reagiert hatte, als der Stammesfürst plötzlich mit den Rosanen fraternisierte. Jetzt einen Kelten zu sehen, der auf offener Straße, vor mehreren Dutzend Zeugen, einen Rosanen angriff - damit hatten weder die Besatzer noch die Bevölkerung von Lugdunum gerechnet.
    Der zweite Rosane gewann die Fassung wieder. Mit einem lauten Schrei stürzte er sich auf Frederick und stach mit seinem Schwert zu. Der Kelte wich der Wucht des Schlages mit einem Schritt nach hinten aus und blockte die herabfahrende Klinge mit seinem Schild. Seine eigene Waffe führte er auf Hüfthöhe gegen den Schild des Rosanen, zielte auf die untere Kante und traf mit voller Wucht. Eisen schlug gegen beschlagenes Holz und die Keltenaxt zog ihren Sieg davon. Die Kante splitterte und die Axt konnte weiter vordringen. Der Schwung war durch den Aufprall schon deutlich abgefangen worden, dennoch traf sie den Oberschenkel des Rosanen und schlug eine schmerzhafte Fleischwunde. Der rosane Krieger sprang zurück, erschrocken von der Schwäche seines Schildes und der Verletzung und schien seinen Waffen nicht mehr zu trauen. Als er sich für einen erneuten Angriff bereit machen wollte, traf ihn ein Stein im Gesicht und riss dessen Lippe auf.
    Erst war Frederick sich sicher, Beras irgendwo zu sehen, doch der Stein war nicht von dem Jungen gekommen. Eine ältere Frau hatte ihn geworfen und sammelte ein zweites Wurfgeschoss vom Straßenrand auf.
    "Verrecke du elender Mistkerl", krächzte sie. Den zweiten Stein wehrte der Rosane, dessen Lippe inzwischen angeschwollen war, mit dem Schild ab und machte einen hektischen Schritt auf die Frau zu. Dabei vergaß er Frederick, der schon bereit war, auch diesen Gegner zu töten, doch dann stürzte sich ein junger Kelte mit bloßen Fäusten auf den Rosanen. Er wurde durch das Schwert des Kriegers schwer verwundet, doch innerhalb von Sekunden warfen sich fünf weitere Männer auf den Rosanen und begruben ihn mit Fausthieben und Tritten unter sich. Frederick lies sie gewähren und kehrte zum Haus des Stammesfürsten zurück. Ein brennendes Stück Vorhang war aus dem oberen Stock auf den Gehweg gefallen und Frederick wickelte es vorsichtig um ein Stück Holz, das aus dem Schild des inzwischen toten Rosanen gebrochen war. Dann eilte er von dannen.

    Eine Stunde später brannten Feuer in der gesamten Stadt. Mit rußgeschwärzter Haut eilte Frederick die Straße zum Hafen entlang, ignorierte die Menschenkette, die versuchte vom nahen Ufer Wasser in die Stadt zu bringen und warf seine improvisierte Fackel fort. Er erntete einige böse Blicke, doch bewegte er sich zu schnell, als dass ihn jemand aus der Eimerkette hätte aufhalten können. Schließlich waren sie viel zu sehr damit beschäftigt ihre Stadt zu retten.
    Verräterpack, dachte Frederick grimmig und stieß einen Mann bei Seite, der ihm lauthals befahl, sich in die nächste Kette einzureihen.
    "Du wirst deine Pflicht tun, wie wir anderen auch", bellte der Mann und griff nach Frederick Arm. Sekunden später wand er sich schmerzverzerrt auf dem Boden und hielt seinen gebrochenen Unterarm.
    "Ich tue meine Pflicht bereits...", murmelte Frederick, als er die Holzplanken betrat, die zu den Andockstellen führten. Dort warteten bereits Beras und Llionel sowie Gernot, seine Gesellen und zwei Dutzend anderer Kelten. Männer und Frau, vier Kinder. Unter seinen Schritten hallte das Holz und ächzte schwer.
    "Wir haben ein Boot klar gemacht", berichtete Llionel und deutete auf ein tüchtig wirkendes Schiff hinter sich. "Sie ist hochseetauglich, hat mir der Kapitän berichtet und hat eine Mannschaft die erfahren ist."
    Ohne zu wissen, wie ein tüchtiges Boot oder ein erfahrener Seemann auszusehen hatte, betrachtete Frederick das Schiff. Nun, er war Steinmetz, inzwischen auch ein respektabler Kämpfer, aber Duran und die Länder des Clan Steiner lagen so weit im Landesinneren, dass er sich nie mit Schiffen beschäftigt hatte. Er würde sogar darauf wetten, dass er die Seeleute, die er in seinem Leben getroffen hatte, zählen konnte, ohne seine Stiefel auszuziehen.
    Der Rumpf des Schiffes wies keine schäbigen Stellen aus, an zwei oder drei Stellen war eine Planke ausgetauscht worden, auch sah keines der Holzbretter so aus, als wäre es morsch oder faul.
    Bevor er sich weiter in Dinge vertiefte, die er nicht verstand, wandte er sich zu seinen Kameraden.
    "Dann alle an Bord! Sehen wir zu, dass wir hier weg kommen!"
    Am schnellsten waren die Frauen und Kinder auf dem Schiff, die Kelten folgten erst danach. Kaum hatte Beras den Steg betreten, über den es zum Deck hinauf ging, ertönte Gernots warnender Ruf: "Rosane auf dem Pier!"
    Frederick sah sich um und tatsächlich hatten es drei Rosane geschafft, durch das Gedränge zu gelangen und den Hafen zu erreichen. Sie sahen aus, als wären sie ernsthaft durch die Mangel gedreht worden und einer von ihnen hinkte stark.
    Anstalten, die Kelten an Bord des Schiffes anzugreifen, machten sie nicht. Vielmehr schienen sie daran interessiert, so schnell wie möglich aus der Stadt zu entkommen. Einer machte einen Schritt auf das Schiff zu und hob die Hände, währeddessen wehrten die anderen beiden einen angreifenden Kelten ab und warfen ihn vom Pier ins Wasser. Dieser fiel etwas einen Meter tief, landete im Uferschlamm und fluchte laut.
    "Alle Kelten an Bord", rief Frederick und sah die Rosanen mit grimmiger Mine an. Jetzt waren sie die Gejagten und das würde dauerhaft so bleiben, wenn er mit Verstärkungen zurückkam! Er sah sich zu seinen Begleitern um und stellte fest, dass Gernot mit seinen beiden Gesellen noch immer am Pier stand.
    "Frederick, ich kann nicht fort", meinte er. Dieser machte ein überraschtes Gesicht. "Lugdunum erhebt sich. Das Feuer - nun ich heiße es nicht gut, dass ihr hier gebrandschatzt habt, aber das Feuer war notwendig, um die wahren Kelten wieder in uns hervorzukehren. All die Leute, die hier kämpfen, brauchen Unterstützung. Damit meine ich einen Schmied. Wenn wir uns gegen die Rosanen erheben wollen, dann muss ich hier bleiben."
    Nur langsam konnte Frederick verstehen, was der Schmied da sagte. Den Mut der Bewohner von Lugdunum hatte er selber miterlebt - die alte Frau, die Steine nach dem rosanen Krieger warf, der Mann, fast noch ein Kind, der sich unbewaffnet auf diesen warf, um die Alte zu beschützen. Gab es hier doch Hoffnung? Derivon war tot und er selber brauchte einen Schmied - egal wie es weiter ging. Er würde einen Mann brauchen, der aus Eisen Waffen machen konnte.
    Aber die Menschen hier würden ihn dringender brauchen.
    "Ich muss einen Schmied bei mir haben", sagte Frederick nun mit schwerer Zunge. Nach seinem kampfrausch war es schwer für ihn, wieder zu klarem Verstand zu kommen. "Derivon ist gefallen und wir werden in der Fremde einen Mann brauchen, der uns mit Waffen versorgen kann!"
    Gernot sah unsicher aus, wie ein Mann der seine Gefährten nicht im Stich lassen wollte und in die Gefahr lief, zwischen zwei Stühle zu geraten.
    "Thorval, komm her", rief Gernot seinen Gesellen zu sich. Dieser schleppte einen Rucksack mit Werkzeug, der ziemlich schwer wirkte. "Thorval ist seit fast drei Jahren mein Geselle. Davor habe ich ihn weitere zwei Jahre angelernt. Er ist jung, aber bereit seine Wege zu gehen. Thorval, ich möchte, dass du Herzog Frederick begleitest - als sein Schmied."
    Der junge Mann sah zwischen Gernot und Frederick hin und her.
    "Meister, ich tue, was ihr verlangt. Aber das hier ist meine Heimat!"
    Gernot nickte. "Ich weiß, Thorval, aber wir müssen Opfer bringen. Du wirst viel lernen und viel sehen, wenn du auf dieses Schiff gehst. Du hast deine Sachen dabei, wie ich sehe. Also wolltest du eh mit fahren. Nur diesmal wirst du deinen Weg ohne mich gehen."
    Der junge Schmied war kurz reglos, dann fasste er die Riemen seines Rucksacks und straffte die Gestalt.
    "Meister, ich danke für Euer Vertrauen. Herzog, Frederick, ich bin bereit."
    Frederick zuckte zusammen, als er zwei mal hintereinander den Titel hörte, der ihm immer noch Herzschmerzen versetzte. Dennoch war er dankbar.
    "Dann geh an Bord." Als Thorval die Planke erklomm, die zum Deck führte, wandte sich Frederick an Gernot. "Ich hoffe, er versteht sein Handwerk. Aber ich vertraue deinem Wort. Viel Glück hier. Ihr werdet es brauchen."
    Damit schwang sich auch Frederick auf den Steg und betrat das Deck. Gernot und sein zweiter Geselle blieben noch am Steg, bis das Boot ablegte. Frederick warf einen letzten Blick auf Celtia und bemerkte dabei die drei Rosanen, die immer noch am Anfang des Steges standen und sich gegen Angriffe zur Wehr setzten, ohne dabei aber Gernot anzugehen.
    Irgendwann kam ein Dutzend Kelten auf sie zu und die Rosanen konnten ihrem Schicksal nicht mehr entkommen. Drei Feinde, die auf dem Boden seiner Heimat sanken und nie wieder eine Hand gegen das Keltenreich erheben konnte, war das Letzte, was Frederick von Celtia sah. Danach ging er unter Deck und suchte sich eine Kabine. Er legte sich aufs Bett und begann zu zittern.
    Er war fort aus seiner Heimat. Die Fremde rief.
    Was würde er sehen? Was erleben?
    Und trotz aller Schwüre und dem Zorn, der in ihm brannte, fragte er sich, ob er seine Heimat jemals wieder sehen würde.

  12. #72
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    Kapitel 40 - Die erste Nacht auf See

    Eisiger Wind blies über das Deck des Schiffes, mit dem sich die Kelten um Frederick, Llionel und Beras aufgemacht hatten, in die Fremde zu ziehen, um neue Verbündete zu finden, ihre Kräfte zu sammeln und einst in die Heimat zurückzukehren. Die Segel blähten sich in der starken Brise, die das Schiff entlang der Nordwestküste von Celtia trieb, kalte Gischt spritzte über die Reling. Die Seeleute hatten sich weitgehend in ihre Kojen zurückgezogen, nur eine Prisenmannschaft verweilte an Deck, in eine windgeschützte Ecke gekauert. Oben am Steuerrad stand der erste Maat, in dicke Mäntel gehüllt, sowie ein Schiffsjunge, der diesem hin und wieder etwas heiße Suppe brachte.
    Es war eine Nacht, in der selbst die härtesten Seeleute nicht freiwillig an Deck waren. Kalt, klar, unheimlich. Nur fahles Mondlicht erhellte das Meer und die Küste. Dennoch war die Entscheidung gefallen, auch in der Nacht weiter zu segeln. Jede Seemeile, die sie zwischen sich und die Rosanen bringen konnten, würde ihnen helfen.
    In der Kapitänskajüte saßen Llionel, der Schiffskommandant und zwei weitere Kelten und beugten sich über eine verknitterte Landkarte.
    "Ich empfehle, den gegenwärtigen Weg fortzusetzen und am Ende der Küste dann zu versuchen das offene Meer zu überqueren. Etwas weiter draußen kenne ich einige kleine Inseln, die nicht groß genug sind, um auf dieser Karte verzeichnet zu sein, doch dort gibt es eine Schildkrötenkolonie und frisches Wasser. Wir können dort Vorräte aufnehmen", sagte der Kapitän, ein vom Wetter gezeichneter Mann mit grauem Bart und einer tiefen Narbe die von der rechten Wange über den Hals bis unter sein Hemd reichte.
    "Was sind Schildkröten", fragte Llionel und fuhr mit dem Finger die Karte nach.
    Der Kapitän öffnete den Mund, um zu einer umfassenden Erklärung anzusetzen, dann stockte er und lächelte. "Man kann sie essen. Sie legen Eier und die kann man auch essen."
    Llionel nickte. "Dann ist ja gut", sagte er lächelnd. "Weitere Vorräte können wir gebrauchen, zumal wir sehr überhastet aufgebrochen sind."
    So hatte der Kapitän mit Namen Ahab berichtet. Er hatte schon einige Tage mit seinem Schiff in Lugdunum vor Anker gelgen. Die Rosanen hatten ihn einfach nicht abfahren lassen. Nur jeweils zwei Mann der Besatzung durften an Land gehen und somit war es schwierig gewesen, umfassende Vorräte an Bord zu schaffen. Er war froh gewesen, endlich aus Lugdunum fort zu kommen und hatte sich bereit erklärt, die Kelten an einer entfernten Landzunge abzusetzen, wo er schon mit einigen Eingeborenen Handel getrieben hatte. Außerdem verfügte Llionel noch über einige Goldvorräte aus seinem vorherigen... Beruf. Diese und das Versprechen Lugdunum zu verlassen, hatten Ahab und seine Besatzung zu Helfern gemacht.
    Plötzlich schwanke das Deck und Llionel krallte sich überhastet an dem Kartentisch fest, seine Augen weit aufgerissen. Die Seeleute sahen ihn grinsend an, standen breitbeinig und sicher auf den Planken des Schiffes.
    "Wie ich sehe, wie schwer ihr Landratten es auf See mit dem festen Stand habt - wie geht es Euren Freunden? Es gibt immer Menschen, die den Seegang nicht verkraften. Euren Herzog Frederick habe ich schon lange nicht mehr gesehen."
    "Oh, Frederick ist in seiner Koje. Ich begleite ihn zwar schon seit einigen Wochen, doch erst seit der Hälfte des Weges. Er ist von Entremont bis nach Lugdunum fast ausschließlich zu Fuß gezogen und unterwegs in heftige Gefechte verwickelt worden. Er ist erschöpft, noch mehr als ich es bin und der Abschied von der Heimat fällt ihm unermesslich schwer. Außerdem haben wir einen treuen Begleiter in Lugdunum verloren."
    Ahab musterte Llionel, der sich nun etwas besser auf den Beinen hielt.
    "Euch scheint dieser Verlust weniger auszumachen, Freund Llionel."
    Llionel erwiderte den Blick ungerührt. Auch die nächste Woge lies ihn nicht wanken. "Ich bin Anführer einer Banditenbande im Eyinfur-Wald gewesen. Ich habe viele Männer sterben sehen - Gute und weniger Gute. Ich mag etwas abgestumpft sein, aber Frederick ist jünger als ich und sein Herz ist betroffen über jeden Verlust, den wir erleiden mussten. Schließlich ist er der Kommandant gewesen und welcher Anführer empfindet nicht Schmerz, wenn einer seiner Leute fällt?"
    Wieder dieser Blick des Kapitäns. Er schien wie ein Messer durch Llionels Haut zu gehen und in sein Innerstes vorzudringen. "Ihr - so habt ihr selbst gesagt."
    Schweigend widmete sich Llionel wieder der Karte und fuhr mit dem Finger über den Küstenstreifen bis zum dem Punkt, an dem das Schiff der hohe See begegnen wollte.
    "Habe ich dich verärgert, Banditenkönig?"
    Der Finger hob sich von der Karte und sank wieder auf das Blatt. Drei oder vier Mal. Dann erst sah Llionel auf.
    "Kapitän Ahab, nicht nur ich habe eine Vergangenheit, die allgemein nicht als ehrenwert angesehen wird!" Der Kapitän und seine beiden Seeleute sahen nun Llionel schweigend an und allmählich wich das Lächeln aus Ahabs Gesicht.
    "Dieses Schiff ist hochseetüchtig habt ihr mir gesagt und es ist ebenso in der Lage Flüsse zu befahren. Das ist nichts, was mich skeptisch macht. DAS hier", er griff unter seinen Umhang und holte eine Axt hervor, die eindeutig von den Rosanen stammte. "Allerdings um so mehr!" Mit einem Ruck schlug er sie in den Tisch und traf die Karte ungefähr dort, wo der Stallion verlief. Dieser führte recht direkt zur Küste, unweit von Lugdunum.
    Den Seeleuten klappte das Kinn hinunter, Ahab griff nervös an seinen Gürtel und Llionel vermutete, dass auch die beiden Matrosen irgend wie bewaffnet waren.
    "Wo habt ihr das her", fragte der Kapitän und Nervösität klang in seiner Stimme mit.
    Die beiden Matrosen trennten sich einige Schritte und versuchten unauffällig den Kartentisch zu umrunden. Ein drohender Blick Llionels lies sie urplötzlich verharren.
    "Das zwischen einigen Fässern und alter Takelage vorne am Bug. Ich mache Euch einen Vorschlag zur Güte: Ihr verliert keine Worte mehr darüber, wer oder was ich bin und ich werde Herzog Frederick nichts davon erzählen, dass ihr augenscheinlich Rosane transportiert habt! Er würde dieses Boot kapern und jeden von Euch töten. ER war es, der den Stammesfürsten der Frostfüchse getötet und Lugdunum angezündet hat. Und was ihr sonst über seine Taten gehört habt - ihr könnt mir glauben - es ist alles wahr!"
    Vier Augenpaare trafen sich und fast eine Minute lang wurde das drohende Schweigen in der Kapitänskajüte nur von dem Knarren der Planen und dem Pfeifen des Windes unterbrochen. Das Licht einiger Kerzen, reflektierte auf der Klinge der Axt und der Stiel warf einen Schatten, der - als wäre das Llionels Absicht gewesen - einen Schatten über der Stelle warf, wo Entremont verzeichnet war.
    "Verstanden. Kein Wort", knurrte Ahab und gab seinen Männern ein Zeichen, dass sie wieder zu ihm zurückkehren sollten.
    "Das ist weise", sagte Llionel. "Ich wüsste nicht, wie ich dieses Schiff steuern sollte, wenn nicht mindestens einer von Euch am Leben wäre. Nun erzähle mir mehr von diesen Inseln. Wie weit sind sie von der Küste entfernt?"
    Wieder senkte sich der Finger Llionels auf die Karte, die Axt hingegen lies er stecken. Auch Ahab beugte sich, sichtlich nervös, zum Tisch hinab und schwärzte mit einem Kohlestück einen Punkt auf dem Papier. "Es sind einige Meilen. Zwei Wochen, wenn der Wind weiter so bleibt. Wenn er abnimmt eher drei."
    "Gut zu hören. Unsere Vorräte reichen zwar länger, aber ihr wisst ja selbst, wie wichtig ausreichende Verpflegung ist."
    Die Besprechung ging nur noch zwei Minuten weiter. Dann nahm Llionel die Axt wieder an sich und verlies die Kapitänskajüte. Dann bewegte er sich vorsichtig über das inzwischen nasse und rutschige Deck des Schiffes bis an die Reeling, wo er einige Zeit in die Ferne blickte und tief durchatmete. Er hatte diese Axt nicht an Bord gefunden, sondern sie aus dem Haus des Stammesfürsten mitgenommen. Damals war ihm nicht klar gewesen, warum, doch er wa froh darüber. Auch hatte ihn sein Gefühl nicht getäuscht, dass hinter diesem Ahab mehr steckte, als nur ein Fischer und Händler, der von den Rosanen in der Stadt festgehalten wurde.
    Nun, er selber hatte auch einige Dinge getan, die unmoralisch gewesen waren, ja sogar bösartig, also machte er Ahab keinen großen Vorwurf, dass er Rosane befördert hatte. Dennoch war Derivon ein schwerer Verlust gewesen. Der Schmied und er hatten auf dem Schlachtfeld gut harmoniert. Er, Llionel, war schnell und wendig gewesen und Derivon war stets der Fels in der Brandung. Der Schmied rückte vor und Llionel hielt ihm den Rücken und die Seiten frei.
    Llionel fasste sich wieder. Ahab verraten würde er nicht. Nicht bevor sie diese Landzunge erreicht hatten. Vielleicht auch dann nicht, das würde sich noch zeigen. Aber eine böse Überraschung würde Llionel dennoch an Bord zurücklassen, sonst wollte er nicht mehr der gefürchteteste Banditenkönig sein, den Celtia je gesehen hatte!

  13. #73
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    Kapitel 41 - Mond über dem Nordmeer

    In seiner Koje lag Frederick unruhig auf seiner Schlafpritsche und starrte die Decke an. Seit Stunden wälzte er sich hin und her, versuchte in den so dringend benötigten Schlaf zu fallen, doch dies blieb ihm verwährt. Immer wieder krochen Bilder in seine Gedanken - Derivon von einem Schwert durchbohrt, das zerstörte Entremont, Mountain Watch in Ruinen, Ryan der selbst im Tod weiterkämpfte. Überall war Blut, es legte sich auf seine Brust, überschwemmte die Atemwege, er hustete und röchelte, doch kein Sauerstoff drang mehr in die Lungen. Der warme Geschmack von Metall schwemmte in seinen Mund, während er wild um sich schlug, sein Blick begann zu verschwimmen. Nun füllte sich auch sein bauch mit zähflüssigem Rot und Übelkeit überkam ihn, Visionen von unzähligen Toten und einer brennenden Stadt drangen auf seinen Geist ein, das Knacken von Knochen, als seine eigene Axt in das weiche Fleisch des Stammefürsten der Frostfüchse drang und den Verräter erledigte.
    Frederick schien zu fallen und ein dumpfer Schlag riss ihn aus seinen Visionen.
    Er riss die Augen auf und sah...
    Das Deck des Schiffes.
    Seine Brust und sein Gesicht schmerzten. Genau diese Körperteile hatten den Sturz von seine Pritsche abgefangen, als er... im Schlaf - er hatte tatsächlich geschlafen - einen Meter in die Tiefe gestürzt war. Die raue Stoffdecke hatte sich um seinen Körper gewickelt und es bereitete ihm Mühe, sich von seiner selbstangelegten Fessel zu befreien und dabei so schnell wie möglich aufzustehen.
    Als er es endlich geschafft hatte, knüllte er die Decke zusammen und warf sie auf die Pritsche, dann setzte er sich auf den Fußboden und atmete tief durch. Endlich bekam er wieder Luft und auch der widerliche Geschmack im Mund war weg. Nur die Bilder blieben.
    Wo Hawkeye jetzt wohl war?
    Viel zu lange hatte sich Frederick nicht erlaubt, an seinen Onkel und Kampfgfährten zu denken. Oder an Juliana, die seine künftige Braut hatte werden sollen. Sie war in Entremont umgekommen, da war er sich sicher. Er konnte nur Leere fühlen. Druiden hatten stets von einer übernatürlichen Verbindung zwischen Liebenden gesprochen und einige Leute in Fredericks alten Dorf hatten davon berichtet, dass sie unruhig waren, wenn einem geliebten Menschen etwas passiert war. Also glaubte Frederick daran. Doch von Juliana erreichte ihn kein Gefühl.
    Und Hawkeye? Hatte er Mountain Watch überlebt? War der tapfere Recke siegreich in seinen Schlachten gewesen?
    Die Luft in der Kajüte wurde allmählich zu schal für Frederick. Er erhob sich, machte einige unsichere Schritte auf die Tür zu und stemmte sie auf. Draußen herrschte tiefste Nacht, nur die helle Scheibe des Mondes warf ihr fahles Licht auf die Planken des Schiffes. Der Wind war kalt und an einigen Stellen war das Wasser auf dem Oberdeck schon von einer dünnen Eisschicht überzogen. Nach einer Weile, die er nur in der Tür stand, Luft in seine Kajüte lies und über das Schiff und das Meer schaute, begann er vorsichtigen Schritten in Richtung der Reeling zu gelangen. Inzwischen hatten seine Beine wieder ihre Kraft zurück, doch der Seegang war spürbar und die vereinzelten Eisflächen machten vorsichtige Bewegungen notwendig.
    Einmal wäre er fast ausgerutscht, dann erreichte Frederick die Reeling und sah in die endlose Weite der Wellen hinaus, die dunkel und unergründlich gegen den Rumpf des Bootes prallten. Eine Nusschale aus Holz, Fremdkörper in der ewigen See. Und das Meer war ein Feind, dem man zwar entgehen, aber den man nicht bekämpfen konnte.
    Leises Gemurmel drang zu Frederick hinüber und er sah einen Schatten über das Deck schreiten, der gut Llionel hätte sein können. Der Banditenkönig hatte eine Art zu Gleiten, die nur durch seine gegenwärtige Verletzung etwas nachgelassen hatte. Auf Gesellschaft hatte Frederick zwar keine große Lust, doch Llionel hatte sich mit dem Kapitän getroffen, um Weiteres über den Kurs des Schiffes zu erfahren. Ein kurzes Gespräch, dann würde Frederick sich wieder in seine Koje legen. In der Hoffnung dieses Mal nicht von blutigen Träumen heimgesucht zu werden.
    Oder einem Attentatsversuch seiner eigenen Decke zu erliegen.
    Zuerst nahm Frederick Kurs auf den Hauptmast. Dieser war umgeben von einigen Aufbauten, in denen sich Matrosen, die Nachtwache hatten vor der Witterung schützen konnten, und lag auf der Hälfte des Weges zu Llionel. Sollten seine Beine doch noch den Dienst versagen, konnte er sich dort ausruhen.
    Wieder geriet Frederick ins Schwanken, doch er hielt sich aufrecht und erreichte mehr schlecht als recht den Hauptmast, an dem er sich kurz festhielt, als ein großer Brecher die Schiffswand traf.
    Wieder erklangen Stimmen, dieses Mal lauter. Eindeutig Llionel, dachte Frederick und stakste weiter vorwärts. Eine der Aufbauten war erleuchtet und als Frederick hineinsah, erkannte er beinahe zwanzig Gestalten, die sich um eine gusseiserne Pfanne drängten, in der Holz brannte. So machte man als auf See Feuer!
    "Hallo", sagte Frederick leise und musterte die Anwesenden, die sofort enger zusammenrückten und ihm einen Platz frei machten. Er sah einige bekannte Gesichter, Bürger aus Lugdunum, Llionel, den Wächter aus dem Haus des Stammesfürsten, dessen Namen Frederick immer noch nicht kannte, sogar Beras! Allerdings nur vier Matrosen. Offenbar war er nicht der Einzige, der nicht schlafen konnte.
    Als er eintrat, gelangte er neben den Wächter und nach einigen Augenblicken des Aufwärmens, wandte sich Frederick an den Mann.
    "Nun, du hast uns sehr geholfen. Ich wollte mich bedanken und nach deinem Namen fragen."
    Der Wächter sah ihn an und murmelte dann mit rauen Stimme: "Collin O´Byrne vom Clan der Eisbrecher."
    Frederick nickte ihm zu und reichte ihm die Hand, dann drang aus dem Hintergrund Llionels Stimme.
    "Wie aus dem Lied", fragte der Banditenkönig und lächelte den Wächter an, während er versuchte etwas unter seinem Mantel zurecht zu rücken.
    "Welches Lied", fragte Frederick und sah seinen Gefährten neugierig an.
    "Es ist geächtet, vom Rat der Stammesfürsten", warf Collin O´Byrne ein, wobei seine Ohren selbst in dem goldenen Licht der Flammen eine bedenkliche rote Färbung annahmen.
    "Was sollen die denn schon noch sagen können", rief Llionel. "Na kennt es denn sonst keiner?"
    Einer der Matrosen meldete sich zu Wort, ebenso ein Pärchen der Bürger, die schon etwas älter waren und mit dre ihrer Enkel an Bord gekommen waren.
    "Es wurde geächtet, weil es den Namen des Ursupator Killdare vom Clan der Bären und seines mörderischen General FitzWilliam enthält! Dabei geht es um seine Niederlage gegen den großen Feagh MacHugh O´Byrne vom Clan der Eisbrecher, der den alten Stammesfürsten Lift MacCahir vom Clan der Könige wieder in sein Amt zurückgebracht hat und dabei beinahe alle Stämme des Norden zu einer einzigen Armee zusammengestellt hat. Und danach den Kopf von FitzWilliam zur Stammesfürstin Liza auf einem Speer zurückschickt! Einer meiner Vorfahren - Glen Imayle vom Clan der Waldwölfe - wird dort ebenfalls besungen!"
    "Du bist ein Waldwolf", fragte Frederick erstaunt. Dieser sehr kleine Clan war immer wieder von der Bildfläche verschwunden und dennoch tauchte stets eine kleine Schaar derer auf, die sich Waldwölfe nannten, und fochten in den großen Stammeskriegen der Kelten mit. Llionels Auftritt würde genau zu einem Waldwolf passen.
    "Zu Euren Diensten, Herzog Frederick!" Er drehte sich zu dem Matrosen um, der ebenfalls seine Kenntnis des Liedes bekundet hatte. "Ich habe dich vorhin mit einer Fidel gesehen. Los hole sie und wir spielen dieses Lied! Ich will singen!"
    "Jetzt? Um diese Nachtzeit? Die Geister...", begann die ältere Frau, die sich ebenfalls gemeldet hatte.
    "Die Geister werden mit uns tanzen, wenn sie ein Lied hören, dass unsere Ahnen ehrt oder vor Angst in die dunklen Tiefen verschwinden!" Die Augen des Banditenkönigs glänzten, als der Seemann loslief, um sein Instrument zu holen.
    Kurze Zeit später hatten die Kelten eine Ecke des Unterstandes frei gemacht, um dem zurückkehrenden Matrosen Platz zum spielen zu machen. Als er sich setzte und seine Fidel stimmte, wandte sich die ältere Frau an Frederick und versuchte ihn davon zu überzeugen, das Lied nicht zu spielen.
    "Wenn es eines gibt, das wir nicht vergessen dürfen, dann das wir Kelten sind! Lieder, Gedichte, Bräuche, Glauben! Und wenn dieses ominöse Lied den Rat der Stammesfürsten so verängstigt hat, dass es nötig ist, dieses zu verbieten, dann sollten wir es erst Recht singen! Los, Llionel!"
    Der Banditenkönig stimmte sich mit dem Matrosen ab und begann im Takt des Liedes auf seine Oberschenkel zu klopfen.
    Seine Stimme erhob sich, der Klang der Fidel schwoll an und erfüllte den Unterstand.

    "Lift MacCahir ogue your face
    Brooding o'er the old disgrace
    That black FitzWilliam stormed your place,
    Drove you to the Fern!
    Grey said victory was sure
    Soon the Firebrand he'd secure;
    Until he met at Glenmalure
    With Feagh MacHugh O'Byrne.

    Curse and swear Lord Kildare!
    Feagh will do what Feagh will dare
    Now FitzWilliam, have a care
    Fallen is your star, low
    Up with halbert out with sword!
    On we'll go for by the Lord!
    Feagh MacHugh has given the word,
    Follow me up to Carlow!

    See the swords of Glen Imayle,
    Flashing over the Bear Pale
    See all the children of the Gael,
    Beneath O'Byrne's banners
    Rooster of the fighting stock,
    Would you let a Rebell cock
    Crow out upon an Celtic rock,
    Or fly up and teach him manners.

    Curse and swear Lord Kildare!
    Feagh will do what Feagh will dare
    Now FitzWilliam, have a care
    Fallen is your star, low
    Up with halbert out with sword!
    On we'll go for by the Lord!
    Feagh MacHugh has given the word,
    Follow me up to Carlow!

    From Tassagart to Clonmore,
    There flows a stream of Saxon gore
    Och, great is Rory Oge O'More,
    At sending the loons to Hades.
    White is sick and Lane is fled,
    Now for black FitzWilliam's head
    We'll send it over, dripping red,
    To Queen Liza and the ladies.

    Curse and swear Lord Kildare!
    Feagh will do what Feagh will dare
    Now FitzWilliam, have a care
    Fallen is your star, low
    Up with halbert out with sword!
    On we'll go for by the Lord!
    Feagh MacHugh has given the word,
    Follow me up to Carlow!
    "


    Immer mehr der Kelten stimmten ein und Frederick genoss plötzlich die Gegenwart all dieser Menschen. Wo auch immer sie hin verschlagen werden mochten, sie würden immer Kelten bleiben.


    Das Lied "Follow me up to carlow" ist ein irischer Traditional und sofern mich google nicht täuscht von Patrick Joseph McCall

  14. #74
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Frederick hatte sich wieder auf seine Koje begeben. Vier Stunden hatten die Kelten gesungen und getanzt, wenn er es recht gesehen hatte waren Beras und ein junges Keltenmädchen der obhut ihrer Eltern entwischt und verschwunden. Es war Krieg, sie waren im Exil, doch das Keltenreich konnte nicht aufhören zu existieren! So hatte es Garamanus gesagt und deshalb dieses Diaspora befohlen. In Gedanken huldigte Frederick den bärtigen alten Mann und wünschte sich, mehr von dessen Weisheit gelernt zu haben. Morgen würde er sich mit Beras etwas deutlicher unterhalten.
    Über dessen alten Meister und über dieses junge Ding, das wirklich niedlich ausgesehen hatte. Einige Jahre zu jung für Frederick, doch für ihr jugendliches Alter schon sehr atraktiv.
    Mit einem Kopfschütteln legte sich der Kelte auf seine Pritsche. Er hatte sich selber eine dreijährige Trauerzeit um Juliana befohlen - drei Jahre, vier Monate und einige Tage, wenn wer es richtig rechnete. Die Zeit, die sie einander gekannt hatten.
    Mit diesem Gedanken schlief er ein. Schon nach wenigen Augenblicken begann er zu träumen....


    Zitat Zitat von Hawkeye
    Hawkeye lehnte an einem Baum im Süden des ehemaligen Keltenreiches umgeben von vielen tapferen Kriegern, die auf das Signal warteten.
    Sie hielten sich verborgen im Dickicht des Waldes, bereit zum Angriff auf das Lager der Rosanen. Sie ahnten nichts vom nahenden Unheil, dass in Form von scharfen Keltenäxten auf sie zu kommen würde.
    Die Nacht war ruhig und windstill, der Halbmond schien auf sie herab und leuchtete ihnen.
    Die Sterne flackerten am Himmelsfirmament.
    Hawkeye sah kurz nach oben, durch die Äste der Bäume. Er sah einen blinkenden roten Punkt. Ein Stern, der ihm ein Zeichen gab.
    Hawkeye wunderte sich, der Stern leuchtete mal heller mal weniger hell.
    Ein merkwürdiges Muster.
    Eine Nachricht, fragte sich Hawkeye still.
    Plötzlich überkam ihm eine eindeutige Gewissheit. Frederick, sein Neffe lebt und ist wohl auf.
    Er konnte es sich nicht erklären, woher er dieses Wissen bezog, und doch wusste er, dass Frederick am Leben war. Seit Entremont hatte er nichts mehr von seinem tapferen Kampfgefährten erfahren.
    Er befürchtete das Schlimmste.
    Doch nun wuchs die Zuversicht in Hawkeye´s Herzen, eines Tages seinen neffen wiederzusehen.
    Dann richtete Hawkeye den Blick wieder auf seine Mannen, die ihre Äxte,Schwerter und Schilde fest umklammerten, bereit für ein rosanischen Gemetzel.
    Dann gab Hawkeye das vereinbarte Signal und die Kelten vertrieben mit ihrem Kampfschrei die Stille des Waldes. Sie stürmten den Hang hinunter, durch das Dickicht, auf das rosanische Lager zu. Die Überraschung war geglückt.
    Wieder starben ehrlose Rosanen, getötet durch den Mut der Kelten, irgendwo in den Wäldern von Südceltia.................
    Schweißgebadet erwachte Frederick. Wieder hatte sich sein Laken eng um ihn geschlungen und er nahm sich vor, die nächsten Tage nur noch mit der rauen Felddecke bedeckt zu schlafen, die er auf dem Weg von Entremont benutzt hatte.
    Als er wieder bei Sinnen war, verstand er, was sein Traum bedeutete. Ein roter Stern! Frederick rannte zur Tür und riss diese auf. Die Sonne begann schon langsam ihrer Fühler auszustrecken, doch dort, hoch oben am Firmament sah er den roten Stern.
    Hawkeye war dort draußen! Er lebte! Und er kämpfte! Er ging den Weg der Kelten!
    Ein Stein löste sich von Fredericks Herzen.
    Jetzt konnte er den nächsten Schritt auf seinem langen Weg gehen!



    *** Der zitierte Text ist natürlich vom großen Keltenbruder Hawkeye

  15. #75
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    Kapitel 42 - Eine Seefahrt...

    Vier Tage auf See. Wasser links, wasser rechts, vorne und hinten. In der Ferne das Festland, die Heimat, Celtia. Doch dieser einen Besuch abzustatten war nicht möglich. Frederick betrachtete den immer kleiner werdenden grünen Schatten am Horizont, während er mit Llionel zusammen an der Reeling stand.
    "Irgendwie ist mir dieser Ahab... seltsam", meinte er flüchtig. Er sprach zwar Llionel direkt an, doch alleine durch die ungewisse Art, die Frederick wählte konnte der Banditenkönig eine Ausflucht ergreifen. Frederick lauerte förmlich darauf.
    "Er ist lange auf See gewesen. Und er ist ein guter Kapitän. Meine Besprechungen mit ihm waren sehr... ergiebig. Er wird uns an ein fremdes Gestade bringen, Meilen von hier entfernt. Die Rosanen werden nicht nachfolgen können und wir sind sicher. Auf mehr kommt es mir nicht an."
    Freundlich nickte Frederick. Er vertraute auf Llionel. Wenn dieser tatsächlich ein Waldwolf war, dann konnte er selbst sich sogar glücklich schätzen, einen Krieger diesen Formats bei sich zu haben. Deren Geschichte war beeindruckend und selbst sein eigener Vorfahre, Herman vom Clan Steiner, der große Truppführer, würde einem Vergleich mit den Kriegern der Waldwölfe nur schwer Stand halten können.
    "Entschuldige mich bitte, Llionel. Ich wollte mit Beras noch reden... Er verucht gerade sich an uns vorbeizuschleichen."
    "Nimm den armen Jugen nicht zu hart ins Gebet", meinte der Banditenkönig. "Ich könnte mir vorstellen, dass Garamanus ihm nicht mal erzählt hat, dass es Mädchen gibt!"
    Frederick lachte, schlug Llionel freundschaftlich auf die Schulter und erntete dafür ein schiefes Lächeln. "Ich muss trotzdem mit ihm reden." Damit schritt Frederick von der Reeling fort und kreuzte den Weg des ahnungslos schauenden Beras.
    "Hey", begann Frederick offen. "Ich hätte ja gedacht, dass du länger am Feuer bleibst, wenn Lieder gesungen werden."
    "Prrrffffttttt", antwortete der Junge und wurde schlagartig rot.
    Kein guter Anfang, dachte sich Frederick und zog Beras plötzlich hinter einen Stapel Kisten.
    "Die kleine ist Süß, oder?"
    Auch kein besonders geschickter Ansatz, doch Beras schien darauf zu reagieren.
    "Ja." Er stockte. "Heist das, du...Ihr wollt..."
    Jetzt war es an Frederick, das sein Gesicht rot wurde.
    "Nein", wies er diesen Vorwurf deutlich von sich und machte mit beiden Händen eindeutig verneinende Gesten. "Ich meine nur, ihr seid... wie heißt sie denn?"
    "Ginny", antwortete Beras sofort, dann schlug er sich eine Hand auf den Mund, als hätte er ein großes Gehimnis verraten. Frederick dämpfte seine Stimme und sah ihn ernst an.
    "Der Name passt." Ein roter Lockenkopf, ein wildes Blitzen in den Augen. Er hatte zwar nur einen Blick auf Beras und sein Mädchen werfen können, doch der erste Eindruck machte manchmal viel aus. "Ich verrate nichts."
    Beras sah jedoch nicht überzeugt aus.
    "Ich bin schließlich ein Herzog", verkündete Frederick im Brustton der Überzeugung. Irgendwie musste er ja das Vertrauen des Jungen gewinnen. "Hast du Angst, dass ihre Großeltern dich nicht akzeptieren?"
    Das war natürlich ein Problem. Welchen Stand hatte Beras? War er nur ein Streuner oder konnte er für sich vielleicht sogar den ehrwürdigen Rang eines Druiden geltend machen? Ginnys Großeltern schienen jedenfalls Kelten zu sein, die Wert auf den gesellschaftlichen Rang ihres Schwieger(Enkel)sohnes legten.
    "Ich bin nur ein Kind ohne Eltern, das von einem Druiden aufgetogen wurde", murmelte Beras und legte all seinen Kummer in diese Aussage. "Das hat sie gestern auch gesagt - das sie Angst hat es ihren Großeltern zu erzählen. Nicht, weil ich ein Junge bin... sondern...."
    "Ihr seid gestern Abend fort gegangen. Und Ginnys Großeltern waren besorgt. Ich habe ihnen erzählt, dass du ehrenhaft bist und dich in Lugdunum tapfer geschlagen hast und mindestens drei Rosane durch deine Hand gefallen sind. Nur, als sie nach deinem Clan fragten... Ich wusste es nicht. Und das hat sie noch mehr beunruhigt."
    Beras sah immer noch bedrückt aus, dann griff er nach einer Kordel, die er um den Hals trug und zog ein zerkratztes Amulett hervor.
    "Garamanus wollte mir nicht sagen, welcher Clan dies ist. Er hatte befürchtet, ich würde versuchen meine Herkunft zu ergründen und ihn verlassen. Ich glaube, ich hätte es auch getan. Aber ich verstehe, warum er das tat. Es ist eine Schande für Druiden ihre Lehrlinge zu verlieren."
    In der Hand des Jungen lag eine Metallscheibe. Sie war dem Knoten auf dem Banner König Brennus' ähnlich, wies aber einige feine Unterschiede auf. Zwei Zacken eines Sterns durchbrachen den Knoten und ragten ein kleines Stück über das Amulett hinaus. Ein dritter Zacken war abgebrochen. Außerdem war in die Mitte des Knoten eine Vertiefung eingelassen, in der vor einiger Zeit sicher ein wertvoller Stein gesteckt hatte. Nun war er herausgebrochen und der Sockel zeigte sich als leerer Krater.
    "Weist du, welcher Clan das ist?"
    Frederick dachte angestrengt nach. Es war ein altes Zeichen, aber er kannte es. Wo hatte er es gesehen?
    Der Handelsposten vor Entremont!
    In die Mauern war dieses Zeichen eingraviert! Er hatte sich gewundert, warum nicht die Steiner-Faust die schweren Steinblöcke zierte, da doch sein eigener Clan die begabtsten Steinmetze im Keltenreich hervorgebracht hatte. Nur reiche Händler konnten es sich leisten, ihr eigenes Clanwappen in den Stein meißeln zu lassen und die erfolgreichsten unter ihnen hatten Entremont gegründet. Das war der Clan Kupfergräber gewesen.
    "Ich habe eine Vermutung", antwortete Frederick und besah sich das Amulett erneut. In Entremont hätte dieses Wappen oft die Banner und Wände der Stadt zieren müssen, doch die Rosanen hatten alles zerstört. Beras schien einer der letzten Kupfergräber zu sein.
    Noch einer der Letzten seines Volkes...
    "Dieses Amulett scheint mir von Clan Kupfergräber zu stammen. Ein alter Stamm, sehr wohlhabend. Einige von ihnen haben Entremont gegründet. Ich werde Llionel fragen, er kennt sich da sicher besser aus, als ich." Ein Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen, doch Beras schien weiterhin bekümmert zu sein.
    "Was ist los? Gefällt dir dein Erbe nicht?" Etwas leiser fügte er hinzu. "Man kann sich nicht aussuchen, woher man kommt, Beras. Außerdem ist der Clan der Kupfergräber garantiert ehrenhaft genug für Ginnys Großeltern."
    "Das ist es nicht. Ich dachte nur...", er geriet erneut ins Stocken und verbarg das Amulett wieder unter seinem Hemd. "Ich wollte meine Leute kennen lernen! Wenn sie bei Entremont waren, dann wird kaum einer von ihnen überlebt haben!"
    So sah die schwere Wahrheit aus. Nun wusste Beras, wer er war und woher er kam, doch Fragen stellen, wer seine Eltern oder Verwandten waren, was einen Kupfergräber ausmachte, welche Riten und Bräuche sie kannten - all dies würde ihm verwährt bleiben.
    "Ich bin nach wie vor niemand!"
    Schroff drehte er sich weg und versuchte an Frederick vorbei zu kommen, doch der Keltenkrieger hielt ihn an den Schultern fest.
    "Das ist falsch. Du bist Beras vom Clan Kupfergräber. Möglicherweise der letzte deines Stammes. Also sei klug und suche dir ein Mädchen aus, mit dem du diesen deinen Clan wieder aufbaust! Was kann ein Kelte mehr wollen, als Stammesfürst zu sein? Was kann ein Kelte mehr wissen, als es ein Druide könnte? Welcher Kelte kann behaupten im Alter von dreizehn Jahren drei erwachsene Männer im Kampf besiegt zu haben? Du bist jung, du wirst noch viel lernen müssen, aber du, Beras von den Kupfergräbern, bist die Zukunft unseres Volkes. Und es eine Ehre für mich mit dir Seite an Seite gefochten zu haben."
    In den blauen Augen des Jungen schimmerte eine Träne, doch er kämpfte verbissen dagegen an. Mit offenem Mund sah er zu Frederick hinüber und seine Gestalt straffte sich von Sekunde zu Sekunde.
    "Ist das dein Ernst?"
    "Wenn du alt genug bist, wirst du einer unserer besten Krieger sein, Beras. Das ist es, was ich glaube. Und wenn ich irgendwann bei einem Humpen Bier meinen Enkeln erzählen kann, dass ich dir das Kämpfen beigebracht habe, dann wird das ein großer Tag!" Mit einem hefitegen Klaps traf Frederick den Jungen auf die Schulter.
    "So, jetzt geh und..." Plötzlich fiel ihm wieder ein, warum er überhaupt mit Beras sprechen wollte. "Halt, nein, warte!"
    Beras hielt in der Bewegung inne und sah Frederick erwartungsfroh an.
    Mit etwas belegter Stimme fuhr dieser fort: "Beras, weist du, wo die kleinen Kelten herkommen?"

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