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Thema: Die letzte Schlacht des Keltenreiches

  1. #31
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    11. Kapitel - "Am Fuße des Mountain Watch"

    High lust and froward bearing,
    Proud heart, rebellious brow --
    Deaf ear and soul uncaring,
    We seek Thy mercy now!
    The sinner that forswore Thee,
    The fool that passed Thee by,
    Our times are known before Thee --
    Lord, grant us strength to die!

    Hymne before Action – Rudyard Kipling

    Neben drei urzeitlichen Felsen, die aus der grünen Bergkuppe ragten, wuchsen einige Bäume. Offensichtlich konnte die Bewaldung auf dem Berg nur Fuß fassen, weil die Felsen ihnen Schutz vor dem Wind gewährten und somit vor der Kälte. Kurz vor dem Morgengrauen erreichte der keltische Tross eben jede Stelle und machte eine kurze Rast. Noch bot die Dunkelheit Schutz und durch die aufragenden Steine und Bäume wurden die dunklen Umrisse ihrer Körper verborgen. Viele kauerten sich mit den Rücken an die Steine, um das Gewicht ihrer Rucksäcke einen Moment von den Schultern zu nehmen oder um kurz die Augen schließen zu können. Frederick und Hawkeye hatten sich geeinigt, dass sie beide kurz ausruhen konnten. So legte sich Frederick zwischen die übrigen Krieger, zog das Banner König Brennus´ wie eine Decke um sich, schloss die Augen und war kurz darauf vom Schlaf übermannt.

    Wild peitschten Bilder vor seinen Augen umher. Gewalt und Tod. Immer und immer wieder. Hier fiel ein Rosaner in den Schlamm vor seinen Füßen, dort brach ein keltischer Bruder getrpffen zusammen. Schmerzensschreie erklängen. Ein Meer aus Blut erstreckte sich unter ihm, knöcheltief, dann knietief versank er darin und schlug immer noch mit seiner Axt um sich. Das Knacken von gebrochenen Knochen übertönte die Schreie der Sterbenden und plötzlich traf ihn ein Schlag im Gesicht.

    "Aufwachen", brummte Hawkeye und zog seinen Neffen auf die Beine. Als die Blicke der Männer sich trafen, war Erschöpfung in beide Gesichter geschrieben. Sie waren dabei an ihre Grenzen zu gehen und bisher hatte noch keiner auch nur ans Aufgeben gedacht. Mountain Watch war ihre neue Hoffnung. Dort konnte es nur besser werden.
    "Bin ja schon wach", antwortete Frederick und streckte sich. Dann machte er Platz für Hawkeye, der sich dankbar an den Felsen lehnte und bald darauf einschlief. Frederick rückte das Banner des Königs zurecht, das er wie einen Umhang trug und machte sich daran, in seinem Rucksack etwas Essbares zu finden. In aller Eile, die in Entremont geboten war, hatte niemand wählerisch seien können. Frederick war auf einen kleinen Vorrat aus gedörrtem Eselfleisch gestoßen. Die ersten beiden Tage konnte er sich davon problemlos ernähren, gestern mochte er den Geschmack schon nicht mehr und heute war ihm schon schlecht, als er nur das gepökelte Fleisch in die Hände nahm. Nicht das es verdorben wäre, gepökeltes Fleisch würde sich noch Wochen und Monate halten, aber allmählich kam ihm das Zeug zu den Ohren raus.
    Auf der Suche nach jemandem, mit dem er tauschen konnte, schritt Frederick durch das Lager. Überall wiederholte sich das Verhalten, das er und Hawkeye gerade gezeigt hatten. Krieger weckten ihre Gefährten, um selber einige Augenblick Ruhe zu finden. Die nun wachen Kelten kramten in ihren Sachen nach Nahrung. Wäre der Anlass nicht so schrecklich gewesen, es hätte beinahe Spaß machen können.
    So entdeckte Frederick Thogrimm, der einen Laib Brot aus seinem Rucksack zog und nicht sehr glücklich aussah. Mit einem schnellen Blick sah sich der Eisner um und in dem Moment, als sich die beiden jungen Krieger ansahen, mussten sie beide lächeln. Schweigend hielt Frederick das Fleisch hin, Thogrimm gab dafür sein Brot und beide konnten zufrieden ein schnelles Frühstück einnehmen.
    "Mountain Watch ist nicht mehr weit", meinte Frederick kauend und deutete auf das gewaltige Bergmassiv, das nur noch wenige Stunden von ihnen entfernt lag. Sie würden es über schmale Pfade erklimmen müssen, den direkten Weg, der über eine befestigte Straße führte, wollten sie nicht nehmen. Sie wären für die Reiterei der Rosanen leichte Beute. "Wir nähern uns der Feste von Südosten. Deshalb können wir sie noch nicht sehen."
    Bergketten verdeckten ihnen die Sicht. Ein Beobachter dort oben jedoch, würde sie mit Leichtigkeit erkennen können. Das war einer der Gründe, warum eben dort die alte Feste des Clans der Könige errichtet worden war.
    "Meinst du, wir werden dort sicher sein", fragte Thogrimm. Er schlang hastig das letzte Stück Fleisch herunter und spülte mit einem Schluck Wasser nach.
    "Sicher? Vielleicht für einige Tage. Aber die Rosanen werden kommen. Wir können dort neue Kräfte tanken, unsere Wunden versorgen und vielleicht einige Vorräte aufnehmen. Aber sicher werden wir erst sein, wenn der letzte Rosane tot ist."
    "Hawkeye hat gesagt, wir werden neue Männer sammeln und wieder gegen Entremont ziehen."
    Das stimmte. Genau das hatte Hawkeye gesagt und auch Frederick selbst hatte dieses Versprechen gegeben. Nur ob das noch möglich war?
    "Sicher, mein Bruder, wir gehen wieder nach Entremont", hörte Frederick sich sagen und starrte dann plötzlich Thogrimm an. Auch dieser bemerkte, was Frederick soeben gesagt hatte. Noch zur Zeiten ihrer Großväter und Väter - sogar ihre älteren Geschwister - hätte ein Steiner lieben einem Eisner den Schädel gespalten, als ihn als seinen Bruder zu bezeichnen. Und jetzt saßen hier zwei Kinder dieser alten Clans und teilten ihr Frühstück miteinander. Nach einigen Sekunden des Schweigens reichten sie sich die Hände. Dann aßen sie weiter. Beide versuchten die Tragweite zu verstehen, in der sich das keltische Volk bereits geändert hatte. Im Krieg waren die Stämme vereint worden wie nie zuvor in der Geschichte und wieder fragte sich Frederick, warum diese Einheit erst jetzt gewachsen war.
    Er schluckte den letzten Bissen Brot hinunter und stand auf, wobei er Thogrimm stumm zunickte. Langsam schritt er durch die Reihen der Krieger, die noch schliefen, stieß jeden an und weckte ihn. Hawkeye ließ er bis zum Schluss ruhen. Es waren vielleicht nur eine Minute oder zwei, aber jeder Augenblick war kostbar. Zumal Hawkeye nicht nur kämpfen sondern auch führen musste. Während ihm Erstes in die Wiege gelegt war, kam Letzteres einer schweren Bürde gleich. Führung war Verantwortung, das lernte selbst Frederick, der sich bis auf wenige Situationen in die zweite Reihe fallen ließ – jedenfalls, was die Führung der Truppe anging, im Kampf war er stets in vorderster Front - um zu lernen und zu beobachten.
    Hawkeye, es geht weiter“, sagte er leise und legte seinem Onkel eine Hand auf den Oberarm. Die Augen des älteren Krieger öffneten sich mit einem Ruck, binnen von Sekunden war sämtliche Müdigkeit darin verflogen und er stand schon auf den Beinen.
    Gib den Befehl zum Sammeln. Versucht alle Spuren, die wir gemacht haben, zu beseitigen.“ Frederick nickte und schritt die Reihe von Kriegern erneut ab, gab jedem Hawkeyes Befehl persönlich weiter. Trotz Erschöpfung und Müdigkeit lächelten viele Kelten und freuten sich auf den nächsten Abschnitt ihrer Wanderschaft. Mountain Watch war eine alte Feste, die von Ruhm der Kelten kündete. Es mochte die letzte große Bastion des Reiches sein.
    Schnell brach der Trupp auf und überbrückte die Entfernung zum Ziel rasch. Die Pfade wurden steiler, der Wind pfiff rauer, doch jeder trieb den anderen voran. Kurz vor Mittag sahen die vordersten Kelten, die Zinnen der Feste von einer Anhöhe aus.
    Drei massige Türme ragten in die Höhe, Mauern, breit wie zwanzig Männer, eine waffenstarrende Wand mitten in den Bergen. Mountain Watch. Der Trupp erhöhte sein Tempo, das Ziel klar vor Augen. Doch bald wurde ihr Enthusiasmus getrübt. Direkt vor der Feste lagerte ein Heer der Rosanen!
    Sie sind schon bis hierher gelangt“, keuchte Thorval neben Frederick. Dieser überschlug die Zahl ihrer Feinde kurz. „Es sind weniger als bei der Stirling Bridge!
    Während die Krieger noch beratschlagten, was sie zu tun hatten, mischte sich Hawkeye zwischen die Männer, sah auf die Rosanen hinab und begann zu lachen. „Weniger als bei Stirling? Dann haben sie keine Chance!
    Die Kelten verdoppelten ihre Bemühungen. Beinahe im Sprint überbrückten sie die letzten Meter, dann befanden sie sich auf einem Vorsprung, nur einen Steinwurf vom rosanen Heer entfernt.
    Gerade rollte eine Angriffswelle gegen die Festungsmauer. Die Verteidiger schossen mit Pfeilen von den Zinnen ihrer Feste, an zwei Ausfalltoren schlugen keltische Krieger Dutzende Rosane nieder, die trotz ihrer zahlenmäßigen Übermacht, keinen Boden gewinnen konnten. An dem Wänden der Festung hing an vier Stellen das banner König Brennus´ . „Ihr wisst, was das bedeutet“, murmelte einer der Kelten. „Vier Truppführer!“ Vier der glorreichen Krieger, die an der Seite des Königs gefochten hatten, vier von den zwanzig, die ausgezeichnet worden waren, hatten ihre Stellung auf Mountain Watch eingenommen. Bei dem Gedanken an die ruhmreichen und tapferen Krieger, packten viele Kelten ihre Waffen fester.
    Und wenn Joan nicht gestorben wäre, wären es derer Fünf gewesen“, flüsterte Frederick. Er wusste nicht, ob ihm jemand gehört hatte, aber er war fest entschlossen, die Festung zu betreten!
    Plötzlich fielen an einem der Ausfalltore, dem das der Truppe um Hawkeye und Frederick am nächsten lag, drei Kelten gleichzeitig und die Verteidiger kamen in arge Bedrängnis.
    Hörner und Dudelsäcke“, befahl Frederick und kurz darauf brandete ein Choral aus Lärm den nachrückenden Rosanen entgegen. Diese hielten in ihrem Angriff inne und versuchten den Ursprung dieser Störung auszumachen. Dann sprangen die Kelten aus ihrem Versteck. Ein Hagel aus Steinen, Pfeilen, Wurfmessern und –Äxten ergoss sich über die Rosanen. Zwei Dutzend von ihnen gingen im Wurfgeschoss-Gewitter zu Boden, dann standen die fünfzig Kelten im Schlachtgetümmel und mähten die Rosanen nieder. Auch von den Zinnen der Burg erklangen die keltischen Instrumente. Der Geräuschpegel stieg auf ein unglaubliches Maß und die Kelten rückten vor. Ein kurzes und heftiges Handgemenge folgte, dann stand die Reihe der Verteidiger um das Außentor wieder. Die Krieger um Hawkeye und Frederick reihten sich nahtlos in die Linien ihrer Brüder ein und boten den Rosanen den Kapf ihres Lebens.
    Frederick sah sich um und erkannte zwischen den Kriegern, die Mountain Watch bewachten auch einige Schmächtige ohne Bärte. Sie setzten auch Kinder ein, stellte er erschrocken fest. Nicht das er selbst viel älter war, aber wenn die Krieger noch kein Anzeichen von Bartwuchs zeigten, so konnten sich kaum mehr als zwölf oder vierzehn Sonnenwenden sein.
    Einer der Jünglinge geriet in Bedrängnis und Frederick sprang sofort dazwischen. Mit gezielten Schlägen warf er den Rosanen zurück und der Jüngling konnte wieder auf die Beine kommen. Frederick rief ihm aufmuntern etwas zu – dann erstarrte er für eine Sekunde.
    Neben ihm stand kein Knabe – es war eine Frau!
    In letzter Sekunde konnte er seinen Schild heben und den Schlag abwehren, der gegen seinen Kopf gerichtet war. Dann trieb er dem Rosanen seine Axt in den Bauch und schubste die Leiche in die anrückende Menge der Feinde zurück.
    Sie ließen Frauen an die Waffen! Was war passiert? Stand es so schlecht um Mountain Watch? Frederick stimmte einen Schlachtruf an und ein Dutzend Stimmen in seiner Umgebung fielen mit ein. Gemeinsam traten sie den Rosanen Schritt um Schritt entgegen.
    Doch während er seine Feinde bekämpfte, klammerte sich ein Teil seines Geistes an die eine Frage, die ihm nicht mehr losließ. Was war bei Mountain Watch geschehen, dass sogar Frauen zu den Waffen griffen. Und was bei allen Göttern hatte die Männer bewogen, das zuzulassen?

  2. #32
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    12. Kapitel - "Mountain Watch"

    When the Himalayan peasant meets the he-bear in his pride,
    He shouts to scare the monster, who will often turn aside.
    But the she-bear thus accosted rends the peasant tooth and nail.
    For the female of the species is more deadly than the male.

    When Nag the basking cobra hears the careless foot of man,
    He will sometimes wriggle sideways and avoid it if he can.
    But his mate makes no such motion where she camps beside the trail.
    For the female of the species is more deadly than the male.

    Rudyard Kipling - The Female of the Species

    Frederick wand sich unter den Schlägen der angreifenden Rosanen. Schnell schwang er seine Axt, wenn sich eine Lücke in der Deckung eines seiner Gegner auftat und vergrub deren scharfe Klinge tief in weichem Fleisch, so dass Blut den Boden um seine Füße besudelte. Wieder einmal.
    Immer wieder wanderte sein Blick zu der Frau, die dort in einem zu großen Kettenhemd mit einem Kurzschwert und einer Tartsche - Schild wäre eine Beleidigung gewesen - bewaffnet gegen die Rosanen vorging. Sie schlug nicht so kraftvoll zu, wie ihre männlichen Gefährten, doch wenn ein Rosaner sich mit ihr messen musste, dann war sein Ende sicher. Die Art und Weise jedoch, wie die Frau focht, versetzte Frederick in Erstaunen. Sie tötete nicht durch einen klaren Hieb oder Stich - dazu mochte ihr auch die Muskelkraft fehlen - sie schlug ihr Opfer zu Tode. Ein Streich öffnete eine blutige Wunde am Oberarm, der nächste Stich perforierte den Brustkorb, ein weiterer kostete den Rosanen ein Auge und so ging es weiter. Bevor ihr Gegner zu Boden sank, hatte sie ihn schon nahezu verstümmelt und suchte sich ihr nächstes Opfer aus. Mit welchem Gegner er sich auch immer gemessen hatte, diese keltische Frau oder sollte er Kriegerin sagen, wollte er nicht als Feind wissen.
    Wieder erklangen die Pipes, diesmal von den Befestigungswällen hinab. Einen Moment herrschte Stille, dann erklang ein langsam anschwellendes Summen und plötzlich bebte die Erde. Von den Zinnen der Feste war ein massiver Felsbrocken geschleudert worden und hatte sich tief in die Reihe der Rosanen gegraben. Mindestens fünfzig waren sofort tot, ebensoviele starrten erschrocken auf den Felsen, der neben ihnen eingeschlagen war und ihr Leben nur um Zeintimeter verschont hatte.
    Mochte der Zufall ihnen gnädig gewesen sein, die Kelten waren es nicht. Noch bevor ein weiterer Felsbrocken an einer anderen Stellen die Formation der Rosanen aufbrach, einige Meter durch deren Linien rollte und wieder Dutzende erschlug, hatte sich der Trupp um Frederick und Hawkeye, verstärkt durch die Hälfte der Verteidiger des Ausfalltores, auf die erstarrten Rosanen gestürzt und machte deren Leben zur Hölle. Zum Glück der Rosanen endeten deren Qualen schnell. Gliedmaßen, Eingeweide und Blutlachen bedeckten den Boden, dazwischen die Körper der Toten, auf denen sich bereits Fliegen niederließen. Frederick konnte wieder kurz Luft holen und miterleben, wie die Keltin einen weiteren Kampf bestritt. Gerade wich sie einem gewaltigen Hieb mit der Axt aus, dann trat sie mit dem Bein aus und traf den Rosanen empfindlich, wobei selbst Frederick zusammenzuckte. Dann musste er selber wieder in den Kampf eingreifen, parierte zwei Schläge eines Rosanen, bevor dieser durch den Pfeil eines keltischen Bogenschützen zu Fall gebracht wurde.
    Als er wieder nach der Keltin sah, brach der Rosane gerade zusammen. Sein linker Arm endete in einem Stumpf, durch das Gesicht zog sich eine klaffende Wunde. Wieder fragte Frederick sich, was hier geschehen war, denn diese Keltin war nicht die einzige Frau in den Reihen der Verteidiger. Wenn es ihnen auch an Geschick und Ausdauer mangelte, so waren sie weitaus.... blutrünstiger als die Keltenmänner. Wieder starben Rosane mit aufgeschlitzten Bäuchen, dann war der Kampf vorbei. Wie ein Mann machte das Heer der Rosanen, das inzwischen auf wenige Hundert zusammengeschrumpft war, kehrt und begann Abstand zwischen der Feste und sich zu bringen. Ein Pfeilhagel begleitete sie bei ihrem hastigen Rückzug und schickte hier und da noch einige Krieger in den Tod.
    Jubel brandete auf, Pipes und Hörner erklangen. Das Tal schien sich zu verwandeln. Wo eben noch Krieger um ihr Leben fochten, standen nun Kelten im Siege vereint, rissen die Waffen und blanke Fäuste in den Himmel und dankten den Göttern, diesen Tag überlebt zu haben.

  3. #33
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Kapitel 13 - "Ein Stück Heimat"

    Derjenige, der als Erster eine Beleidigung anstelle eines Speeres benutzt hat,
    war der Erfinder der Diplomatie."

    Sigmund Freud

    Laut schepperte Metall auf Metall, heisere Stimmen erklangen, Feuerschein erhellte die Nacht. Schaum schwappte über den Rand der verbeulten Humpen, als Frederick und Thorval zusammen mit den jüngeren Kriegern ihrer Gruppe und einigen der Verteidiger von Mountain Watch anstieß und mit heißer Vorfreude das schäumende Nass seine Kehle herunterkippte.
    Musiker hatten ein wildes Lied angestimmt, die Keltenschar sang grölend mit. Während einer kurzen Verschnaufpause sah Frederick sich um und bemerkte die Frau, die noch vor wenigen Stunden neben ihm auf dem Schlachtfeld gestanden hatte. Sie unterhielt sich mit zwei Kindern und schickte diese in die Richtung einiger Älterer. Dann kam sie ebenfalls ans Feuer. Jetzt trug sie einen rotbraunen Lederwams und einige Schleifen im Haar, nichts deutete mehr auf die wilde Kämpferin hin, die vor Fredericks Augen drei Rosane brutal verstümmelt und getötet hatte.
    Nur durch Zufall kam sie in die Nähe von Frederick, da sie zwei Männern ausweichen musste, die ein Schwein auf einem Spieß zum nächsten Feuer trugen. Als sich ihre Augen trafen, erkannte sie ihn und zog ein angestrengtes Lächeln auf. Ohne Worte reichte Frederick ihr seinen Humpen, wobei die anwesenden Krieger ihn mit offenen Augen anstarrten.
    Frauen tranken kein Bier.
    Sie setzten sich nicht ans Feuer zu den Kriegern.
    Doch diese Frau tat es. Nach einigem Zögern nahm sie den Humpen entgegen und trank einen Schluck. "Ich bin Frederick vom Clan Steiner", stellte er sich unbeholfen vor und bat ihr mit einer Handbewegung den Platz neben sich an.
    "Freya", sagte sie. "Vom Clan der Könige." Darauf verstummte an einigen Stellen um das Feuer die derben Witze und das Gelächter. Eine Frau aus der Stammeslinie des großen Brennus, dann auch noch am Feuer der Krieger und Bier trinkend. Viele der jungen Krieger wussten nicht, wie sie reagieren sollten. Oder wie sie es durften. Nachdem sie sich jedoch als ungefährlich herausgestellt hatte und friedlich am Feuer saß und gebratenes Fleisch aß, wie alle anderen Kelten, fingen die jungen Männer wieder an zu grölen und zu lärmen.
    Frederick hingegen wandte sich Freya zu und musterte sie aufmerksam. Eine hübsche Frau, deren Gesicht viel Sorge gesehen hatte. Sie mochte nicht viel älter sein als er selbst. "Warum schickt Mountain Watch Frauen an die Waffen", fragte er. Daraufhin verstummte in seiner Nähe wieder jegliches Gespräch. Ihm war bewusst, dass er die Keltin in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zog und erst dann fiel ihm auf, dass die Schleifen in ihrem Haar sämtlich schwarz waren.
    "Es werden Krieger gebraucht. Die Rosanen sind in der Überzahl. Auch wir Frauen wollen unser Land retten." Sie sah Frederick bedeutungsvoll in die Augen. "Ich habe drei Kinder geboren! Eines davon wurde auf der Flucht nach Mountain Watch von einem Pfeil durchbohrt und ist in meinen Armen gestorben! Es hat mich Schmerzen gekostet sie in diese Welt zu bringen, doch ungleich größerer Schmerz war es, auch nur eines von ihnen zu verlieren!"
    Schamesröte stieg Frederick ins Gesicht. Die schwarzen Bänder hätten ihn darauf hinweisen müssen, dass sie eine schweren Verlust erlitten hatte. Doch nicht nur dies machte ihn verlegen, sondern auch die Tatsache, dass Freya so leichtfertig über ein Thema sprach, das für die jungen Krieger mehr als heikel war. Als er sich etwas gefasst hatte, versuchte er das Gespräch in eine andere Bahn zu lenken.
    "Aber warum in erster Reihe? Warum nicht als Bogenschützen?" Freya lachte und schlug Frederick auf die Brust. "Weil mir da etwas in Weg ist und ich eine Bogensehne nicht weit genug spannen kann!"
    Mit einem Stoßgebet an die Götter bedankte sich Frederick dafür, dass es bereits Nacht war und seine roten Ohren nicht auffällig waren, wie am Tag. Mochte er sich auch damit brüsten, keinen Gegner auf dem Feld der Ehre zu scheuen, so weckten in ihm die offenen Worte der Frau das dringende Bedürfnis zur Flucht. Mit einem Blick in die Runde erkannte Frederick, dass es auch anderen so erging. Schweigend trank er einen weiteren Schluck aus seinem Humpen, dann reichte er ihn Freya zurück.
    Eine Stimme aus der Menge der feiernden Kelten rettete Frederick vor weiteren peinlichen Antworten. "Frederick vom Clan Steiner!"
    Der junge Krieger blickte sich in der Menge um, konnte so recht aber niemanden erkennen. Als sich der Ruf wiederholte, kam Bewegung in die Menge rund um das Feuer, an dem Frederick, Thorval, ihre Gefährten und Freya saßen. Eine Gasse bildete sich und mehrere Krieger bahnten sich ihren Weg, angeführt von einem Kelten in reich verziertem Waffenrock.
    "Wer is´n das", fragte Thorval, dessen Zunge schon schwer vom vielen Bier geworden war.
    Frederick musterte den Mann, der die Formation anführte. "Niemand von Bedeutung", sagte er leise zu seinen Gefährten. Dann hob er den Kopf und sah seinen Gegenüber an. "Frederick von den Steiner", brachte diese lauthals hervor. "Ich hätte nicht gedacht einen aus deiner Linie hier anzutreffen!" Spott klang in der Stimme mit und die dunklen Augen unter schütter werdendem braunen Haar blitzten gefährlich.
    Frederick wusste, wen er da vor sich hatte. Seinen Vetter Ryan aus dem Teil des Clans, der dem Kriegerhandwerk näher war, als seine eigene Linie. "Ich grüße dich, Ryan", begann er belanglos. "Setz dich zu uns und trink mit uns."
    Es war nur ein Versuch freundlich zu sein, Höflichkeit, weiter nichts. Frederick mochte Ryan nicht und dieser hatte seinerseits schon bei seiner Ankunft unter Beweis gestellt, wie er zu Fredericks Teil des Clans stand.
    "Ich bin nicht hier um zu trinken. Du hast etwas, das der Rat von Mountain Watch gerne sein Eigentum nennen würde." Er deutete auf den Umhang, der immer noch Fredericks Schultern bedeckte. "Ich soll das Banner des Königs, das du auf so unmögliche Weise mit dir trägst, von dir einfordern. Gib es mir."
    Ryan streckte die rechte Hand aus, die Linke ruhte bereits auf dem Knauf seines Schwertes. Frederick musterte ihn kühl, doch in ihm stieg eine Wut auf, die er nicht beschreiben konnte. Auch seine Begleiter warfen dem Neuankömmling grimmige Blicke zu, insbesondere Thorval. Nach einigen Sekunden, antwortete Frederick.
    "Nein", verkündete er schlicht und wandte seinen Blick wieder dem Feuer zu. Dann explodierte Ryan.
    "Sieh mich an, wenn ich mit dir rede du Wurm! Du wirst meinen Befehlen folgen! Ich bin der Herzog von Duran!" Speicheltropfen flogen in alle Richtungen, Wut verzerrte Augen und Gesicht von Fredericks Vetter.
    Über den Wutausbruch war Frederick nicht erstaunt, damit hatte er gerechnet. Was ihn viel härter traf, war die Tatsache, die Ryan in seinem letzten Satz dargelegt hatte. Dessen Vater, Hermann, war der Herzog von Duran gewesen, des Hauptsitzes des Clan Steiner. Wenn dieser Titel nun auf Ryan übergegangen war, so war Hermann gefallen, wie so viele Andere auch. Der letzte direkte Vorfahre aus Fredericks Clan, der den Titel des Herzogs von Duran getragen hatte, war sein Urgroßvater gewesen. Danach war der Titel in der Linie Ryans weitervererbt worden.
    "Mein Beileid für den Tod deines Vaters Ryan, er war ein tapferer Mann und ein guter Herzog." Diese Worte brachten Ryan völlig aus der Fassung. Er hatte mit einer wilden Entgegnung gerechnet, wohl auf den stürmischen Charakter seines Vettern gesetzt. Dann hätte er ihn sofort mit Gewalt angehen können, wie es seine Art war.
    "Das Banner! Sofort", bellte er und verkrampfte die Linke um den Knauf seines Schwertes. Seine Männer ließen ihre Hände ebenfalls zu ihren Waffen sinken. Gleiches taten auch Thorval und sämtliche der jungen Kelten am Feuer. Äxte warfen den Feuerschein zurück, grimmige Gesichter waren bereit den unverschämten Forderungen mit Gewalt zu antworten.
    "Dieses Banner ist das Zeichen unseres Trupps. Wir haben hart dafür gefochten und werden es nicht wieder hergeben", verkündete Frederick fest und stand langsam auf.
    "Wage es nicht die Krieger deines Volkes mit diesen Worten zu beleidigen - Steinmetz!"
    Fredericks Kopf fuhr herum, wütend und kurz vor dem Ende seiner Selbstkontrolle.
    "Dieses Banner gehörte Truppführer Joan, der an unserer Seite gestorben ist..."
    Ryan unterbrach ihn. "Schlimm genug! Gib es her - das ist ein Befehl!"
    "Ich habe diese Flagge in den Ruinen von Entremont gehisst während wir einen ganzen Stamm ausgelöscht haben! Der größte Sieg in diesem ganzen Krieg ist unter dieser Flagge errungen worden! Glaube nicht, dass ich sie dir in die Finger geben würde! Da musst du sie mir schon aus meinen toten Händen holen!" Ryan grinste, er schien an dem Punkt angekommen, bis zu dem er Frederick bringen wollte, doch diese machte weiter.
    "Wo bist du gewesen, als die Rosanen über die Stirling Bridge gekommen sind? Bei uns warst du nicht! Sonst wärst du entweder tot oder ein Teil unseres Trupps! Der Herzog von Duran hat es vorgezogen nicht für das keltische Volk zu kämpfen! Du bist ein Feigling, Ryan!"
    Blitzschnell zog Ryan sein Schwert, seine Männer taten das Gleiche. Rings um das Feuer herum verstummten die Gespräche, alle Augen richteten sich auf die Kontrahenten. Im Angesicht der silbernen Klinge, die den Schein des Feuer zurück warf, blieb Frederick ruhig und warf nur seinen Umhang bei Seite, so dass seine Axt sichtbar wurde. Währenddessen bildeten hinter ihm die Krieger am Feuer einen Moloch aus Äxten, Schwertern und Schilden, die nur von der plötzlichen stoischen Gelassenheit Fredericks von einem Angriff abgehalten wurden.
    Ryan musterte Frederick und begann zu lachen.
    Willst du dich mit diesem Hackebeil gegen mich stellen? Das ist die Waffe eines Kindes, das die hohe Kunst des Schwertkampfes noch nicht beherrscht! Die richtige Waffe für einen Handwerker!
    Ein Lächeln zeigte sich auf Fredericks Gesicht. Seltsam verzerrt, als wenn ihn der Spott seines Vettern überhaupt nicht treffen würde.
    Diese Axt hat mehr Feinde niedergeschlagen, als du in deinem Leben Männer beleidigt hast, Ryan. Steck das Schwert weg, ich werde nicht gegen dich kämpfen.
    Ryan starrte seinen Vetter an, sein Gesichtsausdruck änderte sich von Sekunde zu Sekunde. Dann polterte er: „Wer ist jetzt der Feigling? Steinmetz! Sitzt mit einem Weib und einem“, er sah zu Thorval hinüber und spie auf den Boden. „Einem Eisner am Feuer!
    Lieber einen Eisner an meiner Seite, als ein Dutzend von deiner Sorte!“ Ein Schlag mitten ins Gesicht des Herzogs. „ Und genau das ist der Grund, warum die Rosanen uns so zusetzen konnten. Wir bilden keine Einheit, wir streiten untereinander und bekämpfen uns selbst in dieser schweren Stunde noch gegenseitig. Ich werden meine Axt nicht gegen einen keltischen Bruder erheben, so lange dieser Krieg andauert. Wir brauchen jeden Mann, selbst wenn er so bemitleidenswert ist, wie du, Ryan. Wenn dieser Kampf jedoch beendet ist, dann werde ich die fordern! Dann werden wir sehen, wer der Herzog von Duran ist!
    Damit wandte sich Frederick ab. Wütende Beschimpfungen folgten ihm, als er sich wieder ans Feuer setzte, doch nachdem auch seine Begleiter wieder saßen, verschwanden Ryan und seine Männer ebenfalls.
    Warum hass´ du ihn nicht...“, begann Thorval, doch Frederick unterbrach ihn mit einer einfachen Geste. „Das hätte ich tun können, aber es geht nicht nur um sein Schwert an unserer Seite. Auf den Herzog von Duran leisten viele Männer einen Lehnseid. Selbst, wenn ich Ryan getötet hätte, so wären sie mir nicht treu ergeben gewesen oder wären mir in die Schlacht gefolgt, so wie ihm.
    Freya murmelte etwas und Frederick wandte ihr den Kopf zu. Dabei sah er, wie sie schnell einen Unterarmdolch in ihrem Ärmel verschwinden ließ. „Was sagst du“, fragte er.
    Du hast dir einen Feind gemacht. Wenn du neben ihm auf dem Schlachtfeld in Bedrängnis bist, wird er dich einfach sterben lassen.“ Sie griff nach einem Stück Fleisch und biss hinein, dabei suchten ihre Augen die Richtung ab, in die Ryan und seine Männer verschwunden waren.
    Dazu ist er durchaus fähig – ohne Frage. Aber er würde es nicht tun. Ich habe ihn herausgefordert. Wenn einer von uns beiden durch die Unachtsamkeit oder den erkennbaren Vorsatz des anderen auf dem Schlachtfeld stirbt, dann wird das für den Überlebenden einen schlechten Ruf bedeuten und andere Männer werden kommen und den Titel des Herzogs beanspruchen. Nein, Ryan wird alles daran setzen, dass ich diesen Krieg überlebe. Und das werde ich auch für ihn tun. Was danach kommt, werden wir sehen.

  4. #34
    der Gesegnete Avatar von Thalionrog
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    Was du schreibst liest sich immer wieder Wunderbar.

  5. #35
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Zitat Zitat von Thalionrog Beitrag anzeigen
    Was du schreibst liest sich immer wieder Wunderbar.
    Danke
    In die Geschichte habe ich auch sehr viel Herzblut investiert.
    Auch wenns kaum Bilder gibt

    Ich freue mich, dass Du mitliest.

  6. #36
    der Gesegnete Avatar von Thalionrog
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    Zitat Zitat von Frederick Steiner Beitrag anzeigen
    Danke
    In die Geschichte habe ich auch sehr viel Herzblut investiert.
    Ja, das merkt man auch.

    Zitat Zitat von Frederick Steiner Beitrag anzeigen
    Auch wenns kaum Bilder gibt
    Das stört mich nicht. Im Gegenteil, ich finde das sogar förderlich. In der HoI2-Story hatte ich immer das Gefühl als würde der direkte Bezug zum Spiel dich ein wenig hemmen was die Geschichte angeht.

    Zitat Zitat von Frederick Steiner Beitrag anzeigen
    Ich freue mich, dass Du mitliest.
    Und ich freue mich dass du schreibst. Aber ich bin sicherlich nicht der einzige der hier still mitliest.

  7. #37
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Kapitel 14 – Kreuzwege

    Mit einem kaum wahrnehmbaren Zischen vollzog der Pfeil seine Flugbahn. Von dem Moment an, als er die Sehne des Bogen verlassen hatte, war er durch den Luftwiderstand ständig verlangsam worden. Mit abnehmender Geschwindigkeit bekam die Schwerkraft ihn immer mehr in ihren Griff und zog ihn vom höchsten Punkt seiner Flugbahn immer weiter nach unten. Wieder verlangsamte sich seine Geschwindigkeit, als er näher an seinen Zielpunkt kam. Unter ihm wartete eine Menge aus Kriegern, ein jeder konnte innerhalb der wenigen Sekunden, die dem Pfeil noch blieben, sein Opfer werden. Niemand schien ihn zu bemerken und erst, als es schon zu spät war erkannte der betreffende Krieger die drohende Gefahr. Der Pfeil traf aus einem spitzen Winkel auf eine Lederrüstung, über deren Schultern ein Tierfell hing. Doch dieses verlieh auch keinen entscheidenden Schutz. Der Pfeil durchschlug das Fell ohne nennenswert an Wucht zu verlieren, bohrte sich durch die Lederrüstung und erreichte weiches Fleisch, das trotz des bisherigen Geschwindigkeitsverlustes kaum in der Lage war, sich ihm zu widersetzen. An einem Knochen wurde der Pfeil abgelenkt, durch den Aufprall splitterte die Spitze und der Schaft brach tief im inneren des getroffenen Körpers ab.
    Neben Frederick ging ein keltische Krieger zu Boden.
    Schilde hoch“, brüllte er und verbarg seine massige Gestalt hinter dem schützenden Rundschild. Rings um ihn herum taten die Kelten es ihm nach. Zweimal prallte etwas mit Wucht von seinem Schild ab, dann war es vorbei. Trotz der schnellen Reaktion, würde rund ein halbes Dutzend Krieger nicht wieder aufstehen. Ein schmerzhafter Verlust an Kampfkraft, ging es Frederick durch den Kopf. Schon vor einigen Tagen hatte er bemerkt, wie sehr er sich darauf konzentrierte, in den Männern – und inzwischen auch Frauen – neben sich nur noch Zahlen zu sehen. Er versuchte den Gedanken zu verdrängen. Wie würde es für die Kelten nur enden?
    Dieses mal hatten sie selber versucht die Initiative zu ergreifen und die Rosanen zu attackieren. Leider waren sie genau in einen Nachschubweg zwischen einer Angriffsabteilung die auf Mountain Watch zuhielt und dem Hauptheer dieses Stammes geraten. Den kaum bewachten Nachschubzug mit Lebensmitteln, Pfeilen, Waffen, frischem Wasser und aller Art von nützlichen Dingen, hatten sie leicht plündern können. Nur ein Dutzend Rosane waren als Wache dabei gewesen. Doch sowohl die Angriffsspitze als auch der Hauptteil des Heeres vermissten schon binnen kürzester Zeit ihren Konvoi. Beide Truppenteile der Rosanen schickten also Suchtrupps aus. Ihren Nachschub fanden sie nicht, jedoch eine Horde von keltischen Kriegern und so wurden diese nun von zwei Seiten bedrängt.
    Wir müssen tiefer in den Wald“, befahl eine Stimme links von Frederick. Er musste sich nicht umsehen, um zu wissen, dass es Ryan war. Der Herzog von Duran selbst hatte den Vorschlag gemacht, nun endlich in die Offensive zu gehen und Frederick hatte sich schweren Herzens dazu entschlossen, den Angriff zu begleiten. Er hatte lange mit sich gerungen, doch sich letztendlich angeschlossen. Einmal, weil er die Rosanen töten wollte, das war immer noch sein Hauptbeweggrund. Dann führte Ryan den Trupp an – der Herzog von Duran würde sich in große Gefahr begeben – und somit musste sein Herausforderer ebenfalls diese Gefahr auf sich nehmen, um nicht als Feigling angesehen zu werden, der zwar schnell mit dem Mundwerk war, aber es weder wagte dem Herzog direkt zu begegnen, noch auf dem Schlachtfeld an dessen Seite zu stehen.
    Hawkeye war nicht begeistert gewesen, als Frederick ihm davon erzählte. Dennoch lies er den jungen Kelten gewähren. Er selbst würde Mountain Watch auf den nächsten Angriff vorbereiten, seine eigene Truppe neu ausrüsten und versuchen weitere Informationen zu erlangen.
    Mit schnellen Schritten ließen sich die Kelten in das Dickicht zurückfallen. Bogenschützen würden hier aufgrund des dichten Waldwuchses nicht mehr effektiv schießen können. Doch die Fußtruppen der Rosanen rückten nach. Frederick verschaffte sich schnell einen Überblick, dann eilte er zu Thorval, der darauf bestanden hatte, ihn zu begleiten. Beide Krieger drängten einige vorschnelle Rosane zurück, die versucht hatten in die Formation der Kelten einzubrechen und erschlugen dabei zwei von ihnen.
    Damit war aber noch keine Ruhe in die Reihen der Kelten gekommen. Die Rosanen hatten sich ausgerechnet den Abschnitt, in dem Frederick und Thorval standen, als Brennpunkt ihrer Angriffe ausgesucht und so standen sie binnen kürzester Zeit einer Übermacht entgegen.
    Frederick parierte mit seinem Schild die Schläge von drei feindlichen Beilen, dann drehte er sich hinter dem Schild von den Angreifern weg und nutzte den massiven Stamm einer Eiche als Deckung. Die Rosanen schlugen nun in die Leere, während Frederick seinen Schwung ausnutzte, um auf der anderen Seite wieder hinter dem Baum hervorzukommen. Da er mit dem Rücken zum Stamm stand und sich rechts herum drehte, konnte er nicht sehen, wohin er schlug. Doch auch blind landete er einen Treffer, der Knochen knirschen lies.
    Der Schädel eines Rosanen platzte in einer Blutwolke auseinander.
    Dann war Frederick um den Baum herum, rammte sein Schild nach vorne und traf die überraschten Rosanen damit in den Rücken. Alle drei wurden nach vorne geschleudert. Die beiden lebendigen Rosanen fanden sich unter ihrem toten Kameraden wieder. Der Versuch sich schnell von ihm zu befreien und wieder auf die Beine zu kommen scheiterte kläglich. Frederick sprang mit beiden Beinen auf den Rücken der Leiche, deren Rückrat dabei knirschte und schlug mit seiner Axt nach allen sich noch bewegenden Körperteilen. Als er von seinen Gegnern abließ, waren diese noch nicht tot, verloren durch unzählige offene Wunden so viel Blut, dass ihr Leben nur noch von kurzer Dauer seien würde.
    Ein Schrei lies Frederick herumfahren – nur das rettete sein Leben. Ein Schwert bohrte sich in seinen linken Oberarm und hinterließ eine blutige Wunde, dann wurde die Klinge von dem Schild des Kelten abgelenkt. Wütend schlug Frederick mit seiner Axt zu, während sein Schildarm langsam zu kribbeln anfing. Er hoffte darauf, dass er nur eine Fleischwunde war und nicht etwas Muskeln oder Sehnen verletzt waren. Sonst könnte er seinen Arm nicht mehr benutzen. Doch ohne genaue Betrachtung konnte er das nicht sagen. So lange er jedenfalls den Schild noch halten konnte, griff er an.
    Der Rosane konnte mit seinem Schwert mehrfach die Keltenaxt parieren, doch nach dem vierten Schlag, bekam die Klinge einen Riss. Der fünfte zersplitterte sie in unzählige Teile und beraubte dem Rosanen seiner Deckung. Ein gewaltiger Hieb trennte ihm den Unterkiefer ab und lies ihn zusammenbrechen. Ein unartikulierbarer Laut drang aus seiner Kehle, dann sackte er zusammen, beide Hände an die unstillbare Wunde gepresst. Frederick wandte sich von ihm ab und zog sich einige Schritte zurück. Als er neben zwei Keltenkrieger angelangt war, überlies er ihnen kurz die Verteidigung und sah nach seiner Wunde.
    Der Schnitt ging fast über den halben Oberarm, war aber nicht besonders tief. Ein ordentlicher Schuss Whiskey zur Desinfektion und ein strammer Verband würden ausreichen. Bis dahin musste er so weiterkämpfen.
    Er versuchte sich zu orientieren. Sie waren schon fast wieder den halben Weg nach Mountain Watch zurückgedrängt worden, sobald der Wald in eine offene Hügellandschaft überging, war der Weg nicht mehr weit. Allerdings wären sie dort bar jeder Deckung und die Bogenschützen der Rosanen hätten leichtes Spiel. Die Entscheidung musste also hier gesucht werden. In diesem Wald.
    In diesem Moment begann die Garde Herzog Ryans mit einem Ausfall. Ein Dutzend Kelten, darunter ebenfalls Fredericks Vetter, warfen sich gegen die Angriffsbemühungen der Rosanen und stießen auf heftigen Widerstand. Innerhalb von einer Minute verloren fünf Kelten ihr Leben, erst dann waren andere zur Stelle, um den Ausfall zu unterstützen.
    Frederick gelangte neben den Herzog, rammte einem Rosanen, der einen gestürzten Kelten erschlagen wollte, sein Schild in den Rücken und rettete seinem Keltenbruder damit vorerst das Leben. Dieser nutzte die Gelegenheit, tötete seinerseits den Rosanen und reihte sich in die Reihen seiner Brüder ein.
    Plötzlich war alles vorbei. Die Horde der Rosanen, die den Wald gefüllt hatte, ebbte wie auf Kommando ab. Kein Feind war mehr zu sehen.
    Was geht hier vor“, knurrte Ryan und sah sich misstrauisch um. „Die hätten uns leicht fertig machen können.“ Nach einigen Augenblicken sah er Frederick. Dieser starrte nur in die Richtung, aus der die Rosanen gekommen waren.
    Was ist los mit dir, Mann!
    Wie aus tiefer Trance gerissen, schreckte der junge Kelte auf und sah in die grimmigen Augen seines Vetters. Diese Situation kam ihm nur allzu bekannt vor.
    Wir müssen sofort hier weg“, sagte Frederick schließlich mit fester Stimme. „Sie wenden die gleiche Taktik an, wie bei Stirling Bridge! Nehmt eure Waffen auf! Wir müssen zurück nach Mountain Watch!
    Jene Kriegern, die mit an der Brücke gestanden und im Handelsposten um ihr Leben gefochten hatten, verstanden schnell, worauf Frederick hinaus wollte. Die anderen begriffen es nach wenigen Worten.
    Die Rosanen hatten erneut einen Ablenkungsangriff gestartet und dabei eine Gruppe von Verteidigern isoliert, während ihre eigentliche Hauptmacht gegen das entscheidende Ziel vorging.
    Mountain Watch.
    Die Kelten rannten so schnell sie ihre Füße trugen.

  8. #38
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  9. #39
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    Kapitel 15 - Die Front wankt

    "Sie tun es wieder und immer wieder", knurrte Frederick. Unter großer Eile zogen die Kelten über eine ungeschützte Ebene. Jenes Land, das der Tross Krieger, die Entremont aus der Hand der Rosanen befreit hatte, schon vor wenigen Tagen hinter sich gebracht hatte.
    "Sie spalten unsere Gruppen und greifen dann das lohnendere Ziel an!"
    Neben ihm zerrte Ryan einen Zweig aus seinem Bart, der sich dort während ihres Aufenthalt im Wald verfangen hatte.
    "Und das muss nicht immer das Schwächere sein", stellte der Herzog fest. "Sie wissen, wie sie uns treffen können. Durch Verluste wie Entremont ist unser Volk erschüttert worden. Sollte jetzt auch noch Mountain Watch fallen, dann wird es zerbrechen, fürchte ich." Letzteres fügte er leise hinzu, so dass nur Frederick es hören konnte.
    Beide Männer hatten vor drei Nächten noch kurz davor gestanden, einander den Hals umzudrehen, doch während des Gefechtes im Wald und der überhasteten Rückkehr zur Bergfeste, hatten sie begonnen einander zu verstehen.
    Kämpfen würden sie dennoch, aber erst wenn der Krieg vorbei war. So viel stand für sie beide fest. Bist dahin bräuchten sie einander.
    "Dann werden wir Mountain Watch retten! Immerhin sind wir Kelten! Wir geben nicht auf!" Das traf eindeutig zu. Kein Krieger würde sich ergeben, keiner seine Waffen weglegen, so lange noch Blut in seinen Adern floss. Dennoch, irgendwo in Fredericks Kopf nagten Zweifel daran, ob sich das Blatt noch zu Gunsten seines Volkes wenden würde.
    Auch Ryan hatte diese Gedanken - das hatte er durch seine geflüsterten Worte bewiesen. Wie vielen anderen Kelten mochte es so gehen? Gab es schon welche, die ihre Zuversicht verloren hatten? Gab es sie auch unter den Kriegern, die Frederick jetzt umgaben? Und was war mit den Verteidigern von Mountain Watch?
    Er musste sich zwingen, die Gedanken loszulassen. Sie würden ihn ablenken und ihn nicht mehr seine Pflicht tuen lassen. Gerade passierte er die Ansammlung von Felsen, an denen er und sein Trupp vor wenigen Tagen ihre letzte Rast eingelegt hatten. Von hier aus hatten sie schon fast die anrückenden Rosanen sehen können. Sie hatten die Bergfeste eingekesselt und waren immer näher herangerückt, dann war der Trupp um Hawkeye und Frederick den Rosanen in die Flanke gefallen und gemeinsam mit den Kelten in Mountain Watch konnte die Gefahr abgewendet werden.
    Diesmal waren sie nur noch halb so viele Krieger. Würde ihr Eingreifen die Wende erneut erzwingen können? Oder kamen sie schon zu spät? Immer schneller wurden die Schritte der Männer - und der beiden Frauen - sie achteten nicht darauf, ihre Kräfte für einen längeren Kampf einzuteilen. Sie wollten in die Schlacht. Eine Bergkuppe verschwand unter ihren Füßen, eine weitere folgte, dann erreichten sie eine Stelle, von der sie in den Talkessel sehen konnten, der vor den Pforten der Bergfeste lag.
    "Bei allen Göttern! Wo kommen die alle her...", keuchte Ryan, allen anderen Kelten verschlug es die Sprache.
    Bei Stirling Bridge hatten vier- oder fünftausend Rosane gestanden. Hier waren es mindestens zwei mal so viele. Unverkennbar, es mussten zwei komplette Stämme in Marsch gesetzt worden sein, um Mountain Watch zu bezwingen. Die ersten Rosanen hatten die Feste erreicht und versuchten durch die Wehrgänge und das Haupttor in den Innenhof der Feste zu gelangen. Noch schlugen sich die Kelten tapfer, doch zu oft sank einer der Verteidiger auf den Boden seiner Heimat und stand nicht wieder auf.
    Irgendwo da drüben war Hawkeye. Frederick glaubte ihn am rechten Wehrgang zu erkennen, doch auf diese Entfernung mochte das nur Wunschdenken sein. Ryan befahl seinen Kriegern ihre Bögen zu spannen und auf die Rosanen anzulegen. Die Leibwache des Herzogs von Duran bestand aus hervorragend ausgebildeten Soldaten, die sowohl mit Hieb- und Stichwaffen als auch mit Bögen umgehen konnten.
    Frederick hingegen konnte nur zusehen, seine Schießkünste waren nicht der Rede wert. Er begann damit den Abstieg ins Tal zu wagen, einige der Männer die keine Bögen besaßen sowie die beiden Frauen folgten ihm. Über sie sirrten Pfeile hinweg in die Tiefe. An einigen Stellen stürzten Reiter getroffen von ihren Pferden, Rosane Krieger brachen zusammen. Doch in der Masse der Angreifer fielen diese Verluste kaum ins Gewicht. Viel eher sorgten sie dafür, dass sich einige Rosane umsahen, woher denn die Pfeile plötzlich kamen. Schnell gerieten Ryan und seine Männer unter Gegenbeschuss und Frederick war froh, sich von diesen entfernt zu haben.
    Fünfzehn Meter unter ihm tobte die Schlacht. Gerade war eine weitere Abteilung Kelten aus der Bergfeste ausgebrochen, um die erschöpften Verteidiger zu unterstützen, die von den Wehrgängen und dem Haupttor aus gegen die Rosanen fochten. Doch die kleine Gruppe schien in der Menge unterzugehen. Eine entscheidende Ablenkung musste her!
    Frederick sah nach, wer ihm gefolgt war und vermisste die beiden Frauen. Hatten sie den Abstieg nicht überstanden? Waren sie von Pfeilen getroffen worden? Nein, dort waren sie und standen an einem massigen Felsbrocken herum. Sie winkten den Männern, doch diese ignorierten sie.
    Keltenkrieger hörten nicht auf Weibsvolk.
    Doch Frederick verstand die Idee der Frauen.
    Mit eiligen Schritten stieg er wieder den Pfad herauf.
    Dorsa und Ina stemmten sich gegen die Felsen, doch dieser rührte sich nicht. Dann war Frederick zur Stelle und warf sich mit ganzer Gewalt gegen den Stein. Ein leises Knirschen erklang, doch auch zusammen mit dem Keltenkrieger bewegte sich der Felsen nicht.
    "Kommt rauf hier! Na los", fuhr Frederick die Männer an, die noch immer versuchten den Abstieg zu wagen. Nur zwei folgten seiner Anweisung, also baute er sich am Pfad auf und begann mit einer Schimpftirade und brachte die Kelten somit dazu, zu ihm hinaufzusteigen.
    "Was machst du hier für einen Aufstand", knurrte einer der Männer. "Lass das Weibsvolk mit den Steinen spielen! Wir wollen kämpfen wie Männer! Wie Kelten!"
    Zustimmung stand in vielen Gesichtern.
    "Was denkst du denn, was das da ist", fragte Frederick und deutete auf den Felsen. "DAS ist das Keltenreich! Ein Teil davon! Jeder Baum, jeder Strauch und jeder Felsen hier ist Keltia! Wir sind Keltia! Und wir werden jetzt dafür sorgen, dass eine ganze Menge von denen den rest des Tages nicht mehr überlebt! Anpacken! LOS!"
    Schon wollte einer der Kelten seine Mund öffnen, da war Ryan zur Stelle. "Edvil! Kämpfe mit mir oder gegen mich! Überlegs dir gut!" Der angesprochene Kelte antwortete nicht. Damit schritt der Herzog zu dem Felsen, wo schon zwei seiner Männer warteten. Die übrigen schossen immer noch Pfeile in die Tiefe.
    Mit vereinten Kräften und ohne weitere Beschwerden warfen sich vierzehn Kelten gegen den Felsbrocken. Langsam bewegte sich der Kolloss, dann erklang ein ohrenbetäubenden Dröhnen und eine gewaltige Lavine brach los, als eine ganze Felsnadel mit in die Tiefe sackte.
    Staub türmte sich Meter hoch, der Blick auf Mountain Watch war nicht mehr möglich. Das Tosen der Gesteinsmassen brachte jedes andere Geräusch zum verstummen. Stumm standen Ryan, Frederick und die übrigen Kelten da und starrten in den Talkessel. Nur langsam legte sich der Staubvorhang, doch die Wirkung war deutlich zu erkennen.
    Der kampf war unterbrochen. Gebannt starrten die Rosanen in ihren Rücken, die keltischen Verteidiger standen mit offenen Mündern dort, plötzlich erstarrt und unfähig zu glauben, was sie sahen.
    "Pipes und Hörner", rief Frederick. Die Rosanen sollten glauben ein ganzes Heer in ihrem Rücken zu haben. Selbst wenn sie irgendwann bemerken würden, dass hier nur noch knapp zwei Dutzend Kelten waren, so würde das ihrer Moral nicht zuträglich sein.
    Frederick hatte schon sein Horn gezückt, doch musste er zu seiner Enttäuschung feststellen, dass keiner der Dudelsackspieler den Kampf im Wald überlebt hatte. Bekümmert hob er das Horn und füllte seine Lungen mit Luft. Ein klagender Ton überzog die Ebene, dann ein Zweiter, als einer von Ryans Männern einstimmte. Wieder und wieder gaben die Kelten Signal.
    Dann reagierte Mountain Watch.
    Ein Chorus aus Hörnern und Dudelsäcken erklang, füllte das Tal mit Musik und die Herzen der Rosanen mit Angst. Die Kelten rückten aus den Wehrgängen vor, neue Krieger schlossen sich an, verstärkten ihre Brüder.
    Schon sah es so aus, als wenn die Rosanen weichen würden. Fast ein Drittel ihrer Streitmacht begann über einen Seitenpass vom Kampfgeschehen abzuziehen, doch Ryan ahnte Schlimmes.
    "Sie wollen Mountain Watch umgehen!" Er spie auf den Boden. "Dahinter liegt flaches Land, dort wird niemand sie halten können!"
    "Dann lasst uns hinunter von diesem Berg!"
    Ryan fuhr herum und sah Frederick an, als wäre dieser verrückt geworden.
    "Lass die Bogenschützen hier oben, sie sollen die Rosanen weiter ablenken. Die müssen denken, sie hätten tatsächlich eine ganze Armee im Rücken!"
    Mit grimmigen Gesicht kam Ryan näher. "Dann sind wir nur noch vierzehn! Das sind mindestens eintausend Rosane! Was sollen wir denn machen? Ist dir zufällig auch ein Stein auf den Kopf gefallen?"
    "Was wir machen sollen", erwiderte Frederick ruhig. "Was wir immer machen. Wir kämpfen."
    "Das ist Wahnsinn!" Ryan tippte sich gegen sie Stirn.
    "Du hast vorhin selber gesagt, hinter Mountain Watch liegt nur freies Land. Dort wird sie keine Befestigung aufhalten können! Nur Dörfer! Jeden Rosanen, den wir hier töten, müssen unsere Brüder im Norden nicht mehr bekämpfen! Und es ist mir egal ob wir nur vierzehn sind! Wenn ich der letzte Kelte zwischen den Rosanen und dem Norden wäre, dann würde ich mich dazwischen stellen! Das hier ist eine Bergpassage und sie kommen mit Reiterei. Sie werden in ihrer Bewegung eingeschränkt sein! Habt ihr Angst davor vor die Götter zu treten?"
    Frederick packte seine Axt und begann erneut den Abstieg.
    "Wer kommt mit mir?"
    Einen Augenblick lang starrte Ryan seinem Vetter hinterher und schüttelte dann den Kopf. "Ich muss allmählich durchdrehen", murmelte er. "Ihr habt den Mann gehört! Wollt ihr ewig leben? Abmarsch!" Damit rannte er hinter Frederick her.

  10. #40
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    Kapitel 16 - Die Front bricht


    Zwei Körper prallen aufeinander. Frederick springt einen rosanen Reiter an, wirft ihn dabei vom Pferd. Das Tier bockt, taumelt zu Seite und rammt einen anderen Rosanen. Dieser bemüht sich sein Pferd zu halten, hat aber plötzlich andere Probleme. Ein Pfeil bohrt sich in seinen Rücken, direkt neben das Schulterblatt. Die Wucht lässt das Geschoss durch eine Herzkammer stoßen, dann tritt es aus der Brust mehrere Zentimeter aus. Mit einem qualvollen Schrei stürzt der Rosane zu Boden.
    Direkt neben Frederick und dessen Kontrahenten. Der Kelten schlägt mehrfach mit dem Handballen auf die Nase des Rosanen ein, dann zückte er ein Kurzschwert - jenes das er dem rosanen Häuptling in Entremont abgenommen hatte - und schneidet ihm die Kehle durch.
    Dann greift er mit der linken Hand nach seiner Axt, springt auf und dreht sich um seine eigenen Achse. Er grinst als er Widerstand spürt. Seiner Waffen treffen auf die Körper der Pferde, töten diese nicht, sondern versetzen sie in Panik. Pferde hassen den Geruch von Blut.
    Frederick hingegen stößt einen wahnsinnigen Schrei aus, als er vom warmen Blut der Tiere besudelt wird.
    Weitere Kelten greifen in den Kampf ein. Ryan schwingt sein Schwert durch die Reihen der Rosanen. Ihm ist klar, dass er keinen Gegner treffen kann, daher konzentriert er sich auf die Beine der Pferde – oder die der Rosanen. Schon nach kurzer Zeit stürzen zwei Krieger schwer verstümmelt zu Boden. Der Herzog von Duran war wütend. Eindeutig.
    Währenddessen schoss ein halbes Dutzend Kelten Pfeile auf die Rosanen. Kaum hatte einer von ihnen sein Pferd wieder unter Kontrolle, wurde er von einem Pfeil durchbohrt. Unmenschliche Laute erklangen aus den keltischen Kehlen. Obwohl die Schrei von Menschen stammten, hätten sie gleichwohl direkt aus der Hölle kommen können.
    Chaos umgab Frederick. Rosane fielen blutend zu Boden, die Pferde gerieten außer Kontrolle und warfen viele Reiter ab.
    Dennoch waren die Kelten nicht hier um zu siegen. Sie waren alle bereit ihr Leben zu geben, um die Rosanen aufzuhalten. Jeder Feind, der hier starb konnte den Kelten nicht mehr schaden! So warfen sich die Kelten in die Schlacht. Was kümmerte sie ihr Leben, wenn sie ihr Volk retten konnten. Hörner erklangen. Frederick meinte einen Dudelsack zu vernehmen.
    Frederick kämpfte weiter, wich dem Speer eines angreifenden Reiter aus, der sein Pferd wieder unter Kontrolle gebracht hatte, schlug mit der Axt auf den Schaft der Waffe, um den Reiter an weiteren Angriffen zu hindern. Dann riss er das Kurzschwert herum und rammte es dem Rosanen direkt in den Unterarm. Die Klinge bohrte sich zwischen die beiden Unterarmknochen, in einem Schmerzkrampf lies der Reiter seinen Speer fallen. Frederick zog mit aller Gewalt an seinem Schwert, riss den Reiter zu Boden und noch bevor dieser auf der Erde aufschlug, traf ihn die Keltenaxt im Rücken. Sie traf auf das dünne Fleisch über der Wirbelsäule durchdrang es mühelos und zersplitterte einen Wirbel. Ein Knirschen ertönte dieser trat sofort mit einem lauten Schmatzen aus der offenen Wunde aus.
    Frederick fand es wundervoll.
    Eine plötzliche Eingabe veranlasste ihn dazu, sich auf den Boden zu werfen, dann fegte eine Klinge über ihn hinweg. Im Fallen griff er nach dem Speer, den sein letzter Kontrahent aufgegeben hatte, als er auf den Boden prallte, warf er den Speer. Er verfehlte den Rosanen deutlich, doch traf er das Pferd direkt hinter dem rechten Ohr. Dieses bäumte sich auf, warf den Reiter ab und begrub ihn im Sterben unter sich.
    Wieder floss Blut, wieder wurden die Pferde panisch. Viele Rosane konnten sich nicht mehr auf ihren Tieren halten, als diese wie verrückt aufsprangen und das Weite suchten. Die einzige Chance der Rosanen bestand darin abzusteigen. Einige taten dieses und begegneten bald keltischem Stahl.
    Ein blutbesudelter Frederick warf sich auf seine Feinde, deren Anzahl nicht abreißen wollte. Zwölf Kelten gegen zwei oder drei – oder mehr – Hundertschaften der Rosanen. Wie viele Rosane kamen auf einen Kelten? Die Axt schlug nach links und zertrümmerte einen Arm, das Schwert stach nach rechts und blendete ein Auge. Hacken, schlagen, stechen – wie in Trance wirbelte Frederick um sich, ein Tanz der blitzenden Klingen. Ein weiterer Rosaner fiel zu Boden, dann stand er Rücken an Rücken mit Ryan.
    „Für einen Steinmetz bist du verdammt gut“, knurrte der Herzog und zog einem Rosanen sein Schwert über die Nieren. Ein Blutfontäne ergoss sich zu dessen Füßen, mischte sich mit Urin und dem Gestank von Tod und Panik.
    Gemeinsam rangen sie einen Reiter nieder und in gröbster Bedrängnis wurden sie von den Bogenschützen des Herzogs gerettet. Inzwischen hatte Ryan wieder einen Rosanen erwischt, indem er ihm einen tiefen Schnitt unter den Brustkorb setzte.
    „Und du hast für ‚nen alten Herzog echt was drauf....“, keuchte Frederick, tauschte Schläge mit einem Rosanen aus und konnte diesem sein Kurzschwert in die Lungenflügel bohren.
    Langsam schloss sich der Kessel um die beiden Kelten. Es wurden immer mehr Rosane, die wenigen keltischen Krieger hatten einen ruhmreichen Tod gefunden.
    Inzwischen war der Kreis der Kelten auf vier Krieger angewachsen, die beiden Frauen hatten den Weg zu ihren Brüdern gefunden und lebten, im Gegensatz zu den meisten männlichen Kelten, immer noch.
    Ihre Kleidung war blutbesudelt und Frederick dachte an Freya, die noch in Mountan Watch weilte. Sie hatte gezeigt, dass auch Frauen Krieger seien konnten. Brutaler noch als Männer. Wieder bewahrheitete sich Fredericks Erkenntnis, als eine der Frauen mit mehreren Schnitten einen Rosanen zu Boden schickte, ihn jedoch nicht sofort tötete, sondern diesem einen qualvollen Tod überließ.
    Urplötzlich zog sich Ryan, der immer in vorderster Front focht, zurück. Eine blutige Wunde zog sich über seinen Rücken und der linke Arm hing schlapp herunter. Frederick warf sich nach vorne, spaltete zwei Schädel und rammte einem Rosanen sein Kurzschwert in den Bauch. Doch Ryan konnte er nicht mehr retten. Aus dessen Mund strömte schon Blut, dennoch warf sich der Herzog von Duran auf seiner Gegner. Jeder Schlag kostete ihn wertvolle Lebenskraft, dennoch schickte er einen Rosanen nach dem anderen zu Boden. Als er den vierten Gegner enthauptete, hielt er eine Sekunde lang inne und fing sich einen Speer ein, der sein rechtes Bein durchbohrte.
    Den siegessicheren Rosanen entleibte er mit zwei schnellen Hieben, Gedärme und Blut flossen auf den Boden. Dann sank Ryan zusammen. Frederick war sofort neben ihm, wehrte einen weiteren Rosanen ab und erreichte Ryan. Zu spät.
    Der Herzog sank in seinem eigenem Blut zusammen, eine Lache breitete sich unter ihm aus. Dennoch schlug er weiter nach den Rosanen. Auch wenn seine Angriffe ergebnislos blieben, so konnten andere Kelten die Rosanen zu Fall bringen. Dennoch starb Ryan Steiner auf dem Feld der Ehre.
    Mit letzter Kraft warf er sein Schwert von sich fort, spießte einen Rosanen auf, der einen der herzoglichen Soldaten zu stark bedrängte and sah Frederick an. „Du....“, keuchte er. „Du bist jetzt der Letzte....“ Er brach ein. Um Frederick drängten die Rosanen die Kelten immer weiter zusammen. „Herzog von Duran.....
    Frederick schloss die Augen. Dann spannte sich alle seine Muskeln. Herzog von Duran....
    Die Rosanen drängten sich um sechs verbliebene Kelten.
    Für Duran....“, brüllte er und warf sich in den Kampf.

  11. #41
    Registrierter Benutzer Avatar von Erpel
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    Wirklich nicht schlecht geschrieben, Frederick.

    Ich lese mit.

  12. #42
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Danke

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  13. #43
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Kapitel 17 - Was nach uns kommt

    Well they fought for poor old Keltia,
    And full bitter was their fate,
    Oh what glorious pride and sorrow,
    Fills names of this twenty-eight!
    Yet, thank God, e'en still are beating
    Hearts in manhood burning noon,
    Who would follow in their footsteps,
    At the risin' of the moon
    By the rising of the moon,
    By the rising of the moon
    Who would follow in their footsteps,
    At the risin' of the moon

    "Für Duran....!" Frederick warf sich auf den nächsten Rosanen, wirbelte Axt und Kurzschwert herum und versenkte beide Klingen im Hals seines Gegners. Den nächsten Schritt machte er auf unsicherem Grund. Blut und Gedärme aufgeschlitzter Pferde und Reiter bildeten Pfützen und ließ den jungen Kelten ausrutschen. Er landete hart auf dem Rücken, konnte jedoch so einem Schwerthieb ausweichen. Das Schild, das er sich auf den Rücken gebunden hatte, ächtzte, doch es schütze ihn vor einer Verletzung. Plötzlich fand er sich unter dem Bauch eines Pferdes wieder. Offenbar hatte der erfolglose Reiter nun vor, den Kelten von seinem Pferd zu Tode trampeln zu lassen. Dieses bäumte sich auf den Hinterbeinen auf und kurz bevor sich die todbringenden Vorderbeine senken konnte, schlug Frederick mit seiner Axt nach dem hinteren linken Bein. Dieses - übermäßig belastet - brach sofort und riss unter dem Knie vollständig ab. Ein gellender Schrei schmerzte ein Fredericks Ohren, als das Tier fiel. Auf ihn. Geistesgegenwärtig drehte er sich auf den Bauch schlug beide Waffen vor den Kopf zusammen und presste sich auf den Boden.
    Der Aufprall war hart, schlug ihm alle Luft aus den Lungen und brachte ihn nahe an die Besinnungslosigkeit. Der zuckende Leib des Pferdes lag über ihm, ein widerlicher Gestank drängte sich in seinem Atemwege und seine Kleidung sog sich voll mit klebrigen Blut. Verzweifelt versuchte Frederick den Kadaver von seinem Rücken zu bekommen. Erst als ihm die Luft fast ausgegangen war, konnte er das Pferd bewegen, so dass er seinen rechten Arm und den Kopf unter der Flanke des Tieres hervorstrecken konnte. Keuchend sog er die Luft ein und spürte dabei einen stechenden Schmerz im Brustkorb. Möglicherweise eine gebrichene Rippe. Das sollte ihn jedenfalls nicht wundern.
    Mit verschwimmendem Blick sah er sich um und hoffte dabei, dass nicht irgendein Rosaner den eingeklemmten Kelten erblickte und ihn schnell tötete. Doch die Rosanen waren fort. Keine Stimme regte sich mehr auf dem Bergpass, der Gefechtslärm war verklungen, nur das Rasseln seines eigenen Atems durchbrach die Stille.
    In Panik kämpfte sich Frederick unter dem Pferdekadaver hervor. Er stank nach Blut und schlimmeren Körpersäften des Tieres, das Kurzschwert war unter dem Gewicht des Pferdes verbogen, nur seine treue Axt war unbeschädigt. Er warf das Schwert achtlos fort und sah sich um. Unzählige Rosane lagen erschlagen am Boden, ihre Körper grausam entstellt, die Gesichter als verzerrte Fratzen erstarrt. Mindestens drei Dutzend Pferdekörper bluteten aus unzähligen Wunden, andere Tiere lagen schwer verwundet am Boden mit zerschlagenen Beinen. Sie würden nicht wieder reiten, keine Rosanen mehr ins Gefecht tragen. Achtundzwanzig Kelten waren sie gewesen, sie waren einer Übermacht entgegengetreten und waren gestorben. Alle, bis auf einen. Hier lag einer von Ryans Männern, dort die Körper der beiden Kelten-Frauen. Rund um Ryan hatte ein Dutzend Rosane den Tod gefunden. Nur Frederick stand noch auf dem Pass.
    Verzweiflung drang in seine Gedanken, seine Beine gaben nach. Wie viele Rosane hatten sie mit in den Tod gerissen? Hundert? Hundertfünfzig? Es war nicht einmal mehr zu erkennen.
    Doch jeden einzelnen toten Kelten kannte Frederick mit Namen! Er sank neben dem Pferdekadaver, unter dem er begraben gewesen war, auf die Knie und betastete seinen Brustkorb. Auf der linken Seite fühlte er einen dumpfen Schmerz. Doch dieser verklang unter dem Anblick dieser endgültigen Niederlage.
    Hufspuren führten nach Norden. Die Rosanen waren also weitergezogen. Damit hatte er gerechnet. Nur mit.... seinem Überleben nicht. Verwirrt griff er sich an die Stirn. War dies die Hölle? War er an den Platz seines größten Versagens verbannt worden, um einsam zwischen den Leichen seiner Gefährten auf ewig zu leiden?
    Dunkelheit griff nach seinen Sinnen, die Anstrengungen der letzten Wochen hatten tiefe Spuren in das junge Gesicht gefressen, doch nun offenbahrten sich auch die Wunden auf Körper und Geist. Beide Arme begannen zu zittern, seine Zähne zu klappern. Mit einem Schrei und einem Axthieb in den Pferdekadaver befreite sich Frederick aus dem aufziehenden Zusammenbruch. Dann suchte er weiter Deckung hinter dem toten Tier. Sein Schrei war dumm gewesen - somit hatte er vielleicht Rosane auf sich aufmerksam gemacht.
    Endlich drang wieder Adrenalin durch seine Adern, sein Blick klarte auf, seine Bewegungen wurden wieder rund und verloren das Zittern. Dann folgte auch sein Geist in die Klarheit.
    Mountain Watch!
    Die Bergfeste!
    Verdammt! Mountain Watch!
    Er wuchtete sich auf die Beine, bei jedem Schritt gaben seine vollgesogenen Stiefel ein schmatzendes Geräusch von sich. Die Wolke des Todes, die über dem Pass lag, sie haftete überall an Frederick. Ekel lies ihn würgen, doch er unterdrückte den Brechreiz. Diesen Gestank würde er niemals vergessen. Dieses Bild, seine toten Kameraden, den Pferdekadaver. Den Geschmack von Blut in seinem Mund.
    Dann sah er Mountain Watch. Ein Meer von Leichen erstreckte sich im Talkessel, einzelne Schreie durchschnitten die Szenerie. Feuer brannten auf den Zinnen der Bergfeste, Türme waren eingestürzt, die Mauern an zwei Stellen gebrochen. Doch immer noch wehte ein Banner über den Ruinen des Bollwerks. In der Ferne sah Frederick Menschen durch die Reihen der Toten schreiten.
    Kelten!
    Das Banner des Königs!
    Die Rosanen hatten auch Mountain Watch verwüstet, doch die Kelten hatten obsiegt! Zwei Stämme waren hierher gekommen und mindestens einer würde nie wieder von hier fortgehen!
    Mit letzten Kräften griff Frederick nach seinem Horn und brachte dieses zu einem blubbernden Dröhnen. Klumpen getrockneten Blutes flogen fast einen halben Meter weit. Dann holte er nochmal tief Luft und das Horn erklang laut und klagend. Der Klagruf der Kelten. Im Talkessel hatten ihn einige Kelten erblickt und rissen die Arme in die Höhe. Taumelnd wankte Frederick auf sie zu.
    War Hawkeye auch unter ihnen? Hawkeye! Ein Stich bohrte sich in Fredericks Herz. Hatte er auch noch seinen letzten Freund verloren? Den letzten, der eine Familie für ihn darstellte? Er kam noch drei, vier Schritte weiter. Dann klappte er zusammen.
    Am Rande seines zerfasernden Bewusstseins hörte er Stimmen in einer vertrauten Sprache.
    "Bei den Göttern! Helft ihm! Los!"

  14. #44
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    18. Kapitel - Der Weg nach Norden

    "Er kommt zu sich", murmelte eine Stimme. Dann raschelten Kleidungsstücke, mehrere Menschen drängten sich um den langsam erwachenden Frederick. Vorsichtig öffnete er die Augen und schloss sie sofort wieder. Der grelle Lichtschein ein Öllampe brannte sich in seine Netzhaut und die Welt um ihn herum wankte und schwankte.
    Etwas Kühles und Nasses legte sich auf seine Lippen, dann rann langsam kaltes Wasser über sein Gesicht und er sog es gierig auf und versuchte sich dann aufzusetzen. "Nicht so hastig", mahnte eine tiefere Stimme, als es die Erste gewesen war.
    "Du hast einiges eingesteckt, sei froh, dass Die Götter dich noch nicht geholt haben."
    Frederick blinzelte. Er hielt die Augenlider nur einen Spalt breit auseinander und glaubte Hawkeye vor sich zu sehen. Erleichtert sank er wieder zu Boden.
    "Hawkeye", murmelte Frederick, kurz davor wieder in wohligen Schlaf zu sinken.
    "Ist das dein Name", fragte die erste Stimme. Schon fast war Frederick weggetreten, doch diese Frage machte ihn wach.
    Er riss die Augen gänzlich auf und hob mühsam eine Hand vor das Gesicht. Dann konnte er auch erkennen, warum die Welt um ihn herum zu wanken schien. Er war in einem Planwagen. An der Decke hing die helle Öllampe, um ihn herum lagen weitere Kelten auf schmalen Liegen.
    Trotz des Pochen in seinem Rippen und dem stechenden Schmerz in seinem Kopf, setzte sich Frederick auf und sah sich um. Die beiden Stimmen hatten offenbahr den zwei Männern gehört, die neben ihm knieten. Vielmehr war einer nur ein Knabe, der Andere hingegen...
    Ein wallender grauweißer Bart umrahmte sein wettergegerbtes Gesicht, die Augen blitzten voller Wissen und Sorge. Ein Druide!
    "Es ist nicht gut, wenn du dich zu sehr erschöpfst", mahnte der alte Mann, doch Frederick winkte ab und versuchte sich vollends aufzusetzen.
    "Was ist mit Mountain Watch", krächzte er und griff sich an die rauhe Kehle. Er hatte das Gefühl einen Schleifstein verschluckt zu haben. Ein Schwindelgefühl erfasste ihn und er stämmte beide Arme auf den Boden. Der Junge griff nach seinen Schultern.
    "Mountain Watch hat die Rosanen besiegt, aber die Feste ist schwer beschädigt. Eine weitere Belagerung dieser Art wird sie nicht mehr aushalten. Dennoch sind fast fünfhundert von uns dort geblieben. Sie versuchen die schlimmsten Schäden zu beseitigen."
    Dann hatte Frederick sich nicht getäuscht. Er erinnerte sich an die Ruine der Feste. Den Feuerschein auf den Zinnen, das Banner des Königs. Wenn der Druide jedoch davon sprach, dass Andere dort geblieben waren, so konnte das nur bedeuten...
    "Und wir? Wohin fahren wir?"
    Ein sanftes Lächeln legte sich über die Züge des Druiden. "Wir fahren gen Norden. Vier Wagengespanne, jeweil fünfzehn bis zwanzig verletzte Krieger. Dazu nochmals Vier weitere Wagen mit Frauen und Kindern. Eine Eskorte von dreißig Mann."
    Frederick seufzte. Dann sträubte er sich gegen die Verbannung vom Schlachtfeld.
    "Ich bin nicht schwer Verletzt", protestierte er und das Brummen in seinem Schädel strafte ihn Lügen. "Lasst mich bei nächster Gelegenheit absteigen."
    Der Druide schüttelte den Kopf.
    "Als wir dich aufgelesen haben, warst du von Kopf bis Fuß blutbesudelt. Du hast ausgesehen, als wärst du von einem Pferd gefallen." Frederick grinste und schüttelte den Kopf.
    "Nicht ganz."
    Der Junge und der Druide sahen ihn verwirrt an.
    "Das Pferd ist auf mich gefallen."
    Wieder dieses sanftmütige Lächeln. "Ruh dich noch etwas aus..."
    "Ihr glaubt mir nicht?" Frederick fasste neue Kraft, doch seine Pfleger wandten sich von ihm ab.
    "Wir werden Rast machen, wenn de Sonne untergeht. Bis dahin legst du dich noch hin, Krieger", befahl der Druide mit plötzlich sehr eindrucksvoller und befehlsgewohnter Stimme. "Wenn du dich dann schon kräftig genug fühlst, kannst du beim Feuer machen helfen."
    Damit löschte er das Licht und schwang sich aus dem Innenraum des Planwagens nach draußen. Offenbar neben den Wagenlenker. Frederick fiel auf, dass sich der Druide für sein augenscheinliches Alter noch sehr geschwind bewegte, dann sank er erschöpft zu Boden und genoss erneut erholsamen Schlaf.

    Als er erwachte, war es merklich kühler geworden. An der Stelle, an der der Druide den Innenraum verlassen hatte, brannte eine Lampe und erhellte einen schmalen Weg zwischen den verwundeten Kriegern. Einige stöhnten leise, andere gaben keinen Laut von sich. Womöglich waren sie ihren Verletzungen erlegen. Frederick richtete sich vorsichtig auf und krabbelte mehr, als das er ging, durch die Reihen der Verwundeten. Am Eingang angekommen warf er die Plane bei Seite und starrte in die Finsternis. Es war schon tiefe Nacht. Er schwang sich auf den Bock des Planwagens und blieb dort einen Augenblick sitzen, atmete die kalte Nachtluft ein und genoss den frischen Geruch. Im Inneren des Wagens hatte es erbärmlich gestunken, das merkte er erst jetzt. Also hielt er die Plane noch einen Augenblick lang bei Seite geschlagen, um seinen verwundeten Kameraden bessere Luft zum Atmen zu verschaffen.
    Nach einigen Minuten fühlte er sich wieder so weit, um den nächsten Weg seiner Etappe angehen zu können. Die nahen Lagerfeuer. Richtig sehen konnte Frederick diese nicht, nur ihren Lichtschein erahnen und die verlockende Wärme. Kurz ging ihm durch den Kopf, warum der Planwagen nicht vollständig ausgekühlt war, aber der Druide und sein Helfer hatte wohl heiße Asche in einen metallverkleideten Boden unter dem Wagen geschippt. Eine althergebrachte Möglichkeit auch in der Nacht die Wagen warm zu halten.
    Stolpernd kam er näher an die Feuer heran und fühlte sich dabei wie ein Betrunkener. Seine Beine gehorchten noch nicht ganz seinem Willen und seine Augen spielten ihm immer noch einen Streich. Er sah zwei Männer aufstehen und Stimmengemurmel.
    "Du bist ein ganz schön halsstarriger junger Mann", erklang die Stimme des Druiden nahe an Fredericks Ohr. "Setzt ihn ans Feuer, damit er nicht auskühlt!" Zwei kräftige Arme packte Frederick an den Schultern und trugen ihn halb zum Feuer hin. Dort konnte er sich auf einer Decke niederlassen und spürte schon bald die wohlige Wärme der Glut. Er streckte die Hände nach dem Feuer aus und rieb hin und wieder die Handflächen aneinander. Allmählich wurde ihm warm und das Schwindelgefühl verflog.
    Ein Becher wurde ihm gereicht, darin eine warme, gut riechende Flüssigkeit. Mit dem ersten Schluck erkannte Frederick eine heiße, salzige Brühe, einige feste Stückchen trieben darin. Als er auf diese biss, schmeckte er saftige Möhen und ein wenig Fleisch. Er genoss das schlichte Mahl, als wenn es ein Festschmaus wäre. Sein Magen gierte nach Nahrung, dennoch hielt er sich zurück und trank langsam.
    "Danke", sagte er, als sein Becher schon zusehends geleert war und musterte die Runde. Neben dem Druiden, der eine herausragende Erscheinung in der Runde war, lag am Boden schlafend sein junger Helfer. Daneben vier Männer in Lederrüstungen, die müde und nicht besonders glücklich über ihre Aufgabe aussahen. Ein fünfter lächelte jovial und genoss ebenfalls einen Becher Suppe. Oder mochte sein Gemütszustand eher von einem alkoholischen Getränk stammen? Frederick konnte es nicht erkennen.
    "So, nachdem du nun am Feuer bist und gegessen hast, erzähl uns, was dir widerfahren ist", forderte der Druide Frederick auf. "Als wir die aufgelesen haben, warst du von Blut besudelt und hast noch Tod gestunken!"
    "Ich bin Frederick vom Clan Steiner", sagte er. Dann trank er den letzten Tropfen aus seinem Becher, der inzwischen schon kalt war und begann er mit schwerer Zunge zu erzählen. Von Stirling Bridge und Entremont. Von dem Rosanen Häuptling, ihrem Marsch nach Mountain Watch und der ersten Schlacht dort. Von den einst fünfzig, die auszogen, um die Rosanen zu überfallen und den 28, die sich auf dem Bergpass gegen viele Hundert Reiter gestellt hatten. Irgendwann reichte ihm jemand ein Horn mit schalem Bier, das er gierig trank, um seine Lippen zu befeuchten.
    "Als das Pferd über mir zusammenbrach, drehte ich mich auf den Bauch und schlug die Hände überdem Kopf zusammen. Mit meinem Schwert habe ich das Tier wohl aufgeschlitzt und all das Blut und das Zeug ist über mich geflossen. Ich weiß nicht wie lange ich gebraucht habe, bis ich frei gekommen bin. Als ich es geschafft hatte, waren die Rosanen fort und alle anderen Kelten tot. Den Rest der Geschichte kennt ihr", schloss Frederick und sah in die Runde. Seine Geschichte klang zu unglaublich, als dass sie die Wahrheit sein konnte. Dennoch hatten alle ihm zugehört und selbst der Knabe war aufgewacht.
    "Ihr glaubt mir nicht? Junge, wo habt ihr meine Waffen und meinen Rucksack verstaut? Hol sie mir und ich werde es euch beweisen!"
    Auf ein Kopfnickten des Druiden entfernte sich der Knabe und kam bald mit einem Bündel zurück, dass immer noch nach Blut stank. Frederick beäugte seine Habe. Seine gute Axt und sein Schild waren immer noch da und mit Ausnahme der Kampfspuren unversehrt. Dennoch klebte der Griff der Waffe und auch der Rucksack war immer noch vollgesogen mit Blut. Ohne darauf zu achten, dass seine Hände sich rot färbten, kramte er im Inneren des Rucksacks. Bald wurde er fündig und zerrte ein Bündel hervor. Darin eingewickelt war der inzwischen blutig rote Kopfschmuck des Rosanen-Häuptlings. Er breitete ihn aus und sah aufgerissene Augen und offen stehende Münder. Kaum hatten sich die Krieger - und auch der Druide - wieder gefasst, breitete Fredrick das Bündel aus, mit dem er den Federnschmuck eingewickelt hatte.
    Als das blutige Banner König Brennus im Flammenschein erschien schwiegen sie alle. Nur der Druide fand irgendwann seine Stimme wieder.
    "Bei allen Göttern, ich brauche jetzt etwas richtiges zu trinken. Frederick vom Clan Steiner, ich glaube dir." Damit zerrte er eine kleine Trinkflasche aus seinem Umhang und nahm einen tiefen Schluck. Die Flasche machte die Runde. Frederick trank und spürte flüssiges Gold seine Kehle hinabrinnen. Whisky - Uisghe Bacha - Wasser des Lebens, wie die keltische Sage erzählte.

  15. #45
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    19. Kapitel - Diebesgesindel

    Dreieinhalb Tage lag die Schlacht bei Mountain Watch zurück. Frederick war inziwschen so weit zu Kräften gekommen, dass er während der Reise die Wache auf einem der Planwagen übernahm und dort zusammen mit einem anderen Kelten die Umgebung absuchte. Da auch ein weiterer verwundeter Kelte wieder kampfbereit war, konnten nun jedem Wagen vier Wachen zugeteilt werden. Zwei hielten Ausschau, die anderen beiden ruhten oder reinigten ihre Ausrüstung.
    "Ich war noch nie so weit im Norden", meinte Frederick zu seinem Kameraden, der den rückwärtigen Bereich des Planwagens absuchte. Er selbst war angehalten, auf alles Acht zu geben, das vor der Karavane lag. Je weiter das Gebirge abfiel, umso stärker wurde der Waldwuchs. An einigen Stellen waren die Wladstücke so dicht, dass man nicht mehr durch das Unterholz hindurchsehen konnte. Aber es waren andere Bäume, als Frederick sie gewohnt war. Aus den Laubwäldern, in deren Nachbarschaft er aufgewachsen war, waren nach und nach Nadelwälder geworden und es wurde merklich kühler.
    Boggin, der andere Kelte auf dem Planwagen, ein älterer Krieger mit einigen Narben und vielen Falten im wettergegerbten Gesicht, räusperte sich bevor er sprach. "Mmmmh.... Ich bin hier in der Gegend schon einmal gewesen. Es gibt hier viel offenes Land und nur wenige Dörfer, die größer sind als eine Hand voll Hütten." Dann belegte ein Schatten seine Stimme und Frederick fragte sich, ob der Kelte versuchte ihm Angst zu machen.
    "Aber Räuber gibt es hier! Dies ist Grenzgebiet zwischen den Stahlaugen und den Goldgräbern. Beide Völker stellen Ware von erstklassiger Qualität her und das zieht Banditen an. Nicht, dass sie sich nicht auch gegenseitig überfallen würden, aber die Männer, die in diesen Wäldern hausen sind nicht zu unterschätzen!"
    Frederick grinste. Er wollte die Geschichte schon als Märchen abtun, da sah er in Boggins Gesicht, dass er diese Erfahrung am eigenen Leib gemacht hatte. Jedoch nicht unbedingt als Opfer.
    "War Gardist im Dienste der Stahlaugen. Haben vor zehn oder waren es fünfzehn Wintern versucht, den Räuberbanden den Gar aus zu machen." Er lachte hustend. "Ja, wir haben schon einige erwischt und aufgeknüpft, aber sie sind einfach nicht zu greifen, wenn sie erst in den Wäldern sind. Aber keine Sorge, noch ist es nicht so weit!"
    Frederick schüttelte den Kopf. Er hatte in den vergangenen Wochen so viel erlebt, dass ihm Angst ein Fremdwort geworden war. Eigentlich hätte er schon bei den Göttern sein müssen. Seit Stirling Bridge war er dem Tod regelmäßig von der Schippe gesprungen, irgendwann würde seine Glückssträhne reißen, das hatte er zu akzeptieren. Vor einer Horde von Banditen konnte er keine Angst haben.
    Ihm fiel plötzlich etwas ein, als er nochmals über Boggins Worte nachdachte. "Du bist doch ein Hammerschlag, warum hast du dich so hoch im Norden verdingt?"
    Der Kelte am anderen Ende des Planwagen räusperte sich. "Gute Krieger können viel Gold verdienen und die Stahlaugen haben gut bezahlt. Nicht nur mit Gold oder Silber, auch mit Waffen. Sie machen verdammt gute Klingen! Aber..."
    Boggin verstummte plötzlich. Frederick sah sich aufmerksam um, doch er konnte nichts erkennen. Es war also nicht die Gefahr eines Überfalls, die den Kelten zu Schweigen gebracht hatte.
    "Aber...", fragte Frederick und drehte sich kurz zu Boggin herüber. Dieser atmete schwer, als er fortfuhr und seine Stimme lies erkennen, dass er sich in seiner Haut nicht wohl fühlte.
    "Aber, ich glaube nicht, dass du das verstehst", gab er leise zurück. Frederick verstand tatsächlich nicht. "Warum sollte ich das nicht verstehen?"
    Boggin wurde tatsächlich etwas kleiner, seine Schultern sanken ein und er schien froh zu sein, nach hinten sehen zu müssen, um Fredericks Blick nicht zu begegnen.
    "Nun, du bist ein Herzog", platzte es irgendwann aus dem Kelten heraus. "Ich musste den Lebensunterhalt für mich und meine Familie verdienen. Und Kämpfen ist das einzige, was ich kann!"
    Frederick schüttelte den Kopf. Schon mehrfach hatte er erklären müssen, wie er denn nun zu diesem Titel gekommen war. Er, der letzte seines Clans. Boggin beruhigte sich daraufhin wieder und entschuldigte sich. Schon bald hatte er sein Fassung wiedergefunden und auch die Anspannung wich etwas aus ihm. Es fiel ihm sichtlich einfacher mit einem Gleichgestellten zu arbeiten, als unter dem Augen eines maßgeblich Höherrangigen.
    Die Abenddämmerung setzte ein und der Wagenzug machte sich bereit für die Nacht. Sie bildeten einen Kreis aus den Gespannen, entzündeten in der Mitte des Kreises ein Feuer und ließen Mensch und Tier im inneren des so geschaffenen Schutzringes die Nacht verbringen.
    Frederick hatte die mittlere Wache zugeteilt bekommen, sodass er sich unverzüglich nach der Errichtung des Lagers inn zwei Decken wickelte und nahe dem Feuer versuchte zu schlafen. Es gelang ihm unverzüglich. Noch immer war sein Körper angeschlagen und sehnte sich nach jeder Ruhephase.
    Die währte aber nicht besonders lange. Plötzlich war eine Aufruhr unter den Kelten und mit gerade erwachenden Sinnen, vernahm Frederick das Klirren von Metall auf Metall. Sofort griff er nach seiner Axt und seinem Schild, das er als Kopfunterlage benutzt hatte, und versuchte die Lage zu analysieren.
    Ein Streitkolben sauste auf ihn zu und beendete seine klugen Gedanken. Er riss den Schild hoch, die Wucht des Aufpralls betäubte beinahe seine Finger. Dann begann er zu kämpfen. Die Müdigkeit hatte ihn im ersten Moment noch betäubt, doch kaum war er im Kampf angekommen, wurde ihm absolut klar vor Augen.
    Der Streitkolben, eine mit Metallspitzen besetzte Keule, traf wieder auf den Schild, doch diesmal war Frederick vorbereitet. Er spürte den Aufprall, warf sich einen Schritt nach vorne und brachte seinen Gegner somit zum taumeln. Er duckte sich hinter seinem Schild zusammen, dann schlug er mit der Axt an diesem vorbei auf seiner eigenen Bauchhöhe und hörte ein dumpfes Grunzen. Treffer.
    Der Streitkolben fiel zu Boden, Frederick setzte nach und schlug nochmals mit seiner Axt zu, ohne seinen Gegner bislang tatsächlich gesehen zu haben. Erst als dieser blutüberströmt im Gras lag, bemerkte Frederick, dass es ebenfalls ein Kelte war. Keiner der Männer des Wagenzuges, sondern ein Fremder.
    Boggin hatte also doch Recht gehabt!
    Fast eine halbe Stunde dauerte der Überfall. Die Verteidiger schafften es ein halbes Dutzend der Banditen zu erschlagen, verloren aber selber ebenfalls drei Mann. Außerdem noch Proviant für mindestens zwei Tage und zwei Pferde. Während die Wachen immer noch fluchten und die gefallenen Räuber auf etwas Wertvolles durchsuchten, kniete Frederick neben dem Kelten, den er kurz nach seinem Erwachen niedergeschlagen hatte.
    Warum taten sich Kelten dieses immer noch an, fragte er sich. Es waren grausame Feinde in ihr Land eingedrungen und dennoch überfielen sich die keltischen Stämme! Er glaubte immer noch daran, die Rosanen irgendwann besiegen zu können, immerhin mussten sie schon fast die Hälfte ihrer Truppen bei Entremont und Mountain Watch verloren haben. Doch die Erkenntnis, dass immer noch nicht alle Kelten an einem Strang zogen, machte ihm gewaltige Sorgen. Bedrückt half er dabei die Gefallenen zu verscharren, dann legte er sich wieder ans Feuer. Es war nicht mehr viel Zeit bis zu seiner eigenen Wache und die wenige Ruhe würde ihm gut tun.

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