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Thema: Die letzte Schlacht des Keltenreiches

  1. #361
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Kapitel 155 – Gottesurteil V

    Die Dunkelheit hatte sich noch nicht über die feuchte Erde des Flodden Hill gesenkt, als die Rosanen eine neue Welle auf die Reihe der Kelten entfesselten. Dieses Mal schienen sie wirklich alle ihre Reserven in die Schlacht zu werfen, die Menge der Gestalten, die sich in der Dämmerung näherte, wirkte wie ein Meer aus Körpern.
    Frederick und seine Männer hatten sich auf dem Versorgungsweg zwischen den Schützengräben abgehockt und sich so dicht wie möglich an den Boden gekauert. Alle ihre Banner, die Steinerfaust, Brennus' goldene Triskele auf grünem Grund und das Feldzeichen der Befehlskompanie wurden flach gehalten. Jeder Kelte hatte sein Gewehr geladen und die Befehle des Hauptmanns befolgt. Über dreihundert scharfe Klingen warteten darauf, in die Reihe der anstürmenden Rosanen zu schneiden.
    Mit den Geschützbatterien hatte Frederick eine Taktik besprochen. Über die letzten Tage war die Keltengarde dazu über gegangen, nicht in die ersten Reihen der Rosanen zu feuern, sondern über die Köpfe der ersten Angreifer hinweg. Dadurch riss die Artillerie eine Lücke in den Strom der anrückenden Kämpfer und erlaubte es den Kelten, kleinere Gruppen der Rosanen zu eliminieren, bevor der nächste Strom sie erreichte. Inzwischen waren die Geschützbesatzungen sogar so präzise darin geworden, dass sie diesen Zielbeschuss nur weniger Dutzend Meter vor den eigenen Reihen einsetzen konnten. Ohne die eigenen Leute zu treffen, was unglücklicherweise einige Male passiert war. Wenn Frederick das Zeichen zum Angriff gab, würden alle Kanonen in die Mitte des Gefechtsfeldes feuern und der Befehlskompanie so viel Platz wie möglich schaffen. Auch die Schützen in den Gräben hatten diese Befehle erhalten.
    Aus den vorderen Stellungen waren Kampfgeräusche zu hören. Dort hielten sich nur noch wenige Dutzend Kelten. Sie sollten die Rosanen stören, wenn möglich Offiziere erschießen und sich zurückziehen, sobald sie an Boden verloren. Das geschah Fredericks Meinung nach leider allzu schnell.
    Pistolen und Musketen schickten Feuerstöße in die Dämmerung, doch es waren nur so wenige, verdammt wenige, die den unteren Ring des Flodden Hill verteidigten. Den Fuß des Hügels hatten sie bereits verloren, doch jetzt sollte sich dies ändern – auch wenn es nicht so aussah. Rosane kletterten über verlassene Schützengräben, nur hier und da verlangsamt von einer eilig in den Boden gerammten Speerspitze oder einer vereinzelten Kugel. Ihre Reihen waren fast überall gleich auf, eine wogende Masse von Körpern, von Zorn und drohendem Tod.
    Frederick zählte zehn Sekunden ab und stieß ein Mal scharf in sein verbeultes Signalhorn. Ein einzelner klagender Ton war das Signal für die Artillerie. Die Rohre waren bereits geladen und gerichtet worden und die Kanoniere brauchten nur noch die Teerfackeln an die Zündungen legen. Nur Sekunden vergangen, bis das Schießpulver brannte, heiß wurde, heiß genug um sich auszudehnen, um die Kanonenkugeln vor sich her zu treiben und Donner auf den Flodden Hill hinab zu rufen. Glühendes Metall schoss auf Feuerzungen in die Freiheit, durchschnitt pfeifend und singend die feuchtkalte Luft und schlug erbarmungslos in die vorrückenden Reihen der Rosanen ein.
    Dort, wo die Kugeln ihr Ziel trafen, rissen sie Körper auseinander, gruben Krater in den aufgewühlten Boden und warfen Erd- und Steinbrocken in die Höhe. Diese Brocken flogen weiter, nicht immer tödlich, aber mit ungeheurer Flächenwirkung. Selbst wer nur von ein paar Kieseln und Erde getroffen wurde, warf sich umgehend zu Boden. Dadurch stockte die gesamte Bewegung der bisher in gleichem Tempo vorrückenden Masse. Rosane stolperten, fielen über ihre Gefährten. Es bildeten sich Lücken, wie klaffende Münder im Menschenmeer.
    Die vorderen Reihen drängten weiter vorwärts, jagten die Kelten, die nun den Hügel hinauf hasteten und nur stehen blieben, um noch eine Kugel mehr auf die Rosanen abzufeuern, sie noch weiter zu reizen.
    Mehr als er sie zählte, fühlte Frederick, dass es genug waren, die sich vom Tross getrennt hatten. Achthundert oder tausend Mann vielleicht, die sich auf der ganzen Breite der Front vorwärts bewegten. Sie waren dem ersten, aufgegebenen Schützengraben entstiegen und drängten stetig vorwärts. Mit einem Zähneknirschen richtete Frederick sich über die kauernden Krieger seiner Befehlskompanie auf und sah auf die Rosanen hinab, als würden sie alle nur auf ihn zuhalten, als würde er alleine diesem Alptraum entgegen treten müssen.
    In einer flüssigen Bewegung führte er das Signalhorn zu den Lippen und sog Luft in seine Lungen. Die zweite Salve aus den Kanonen der Keltengarde zerstörte die Formation der Rosanen noch weiter. Das war der Moment.
    Das Horn erklang, rief nach dem Zorn der Kelten. Rings um ihn herum sprangen Krieger in die Höhe, als habe er die Toten aus der Erde befohlen. Banner wurden in den Himmel gereckt, Waffen gezogen, Stiefel gruben sich in den weichen Boden des Flodden Hill und die Befehlskompanie warf sich vorwärts. Frederick, weit vorne in der Reihe, wurde mitgerissen vom Sturmlauf seiner Männer und schalt sich einen Narren, dass er so einen Angriff befehlen konnte. Vor ihnen ragte eine Wand, eine Mauer aus Gegnern auf, drei oder vier für jeden Seiner Männer. Während er den Flodden Hill hinab eilte, wischte er den Gedanken bei Seite. Er hatte lange genug mit sich selbst gerungen.
    Natürlich rannten sie gegen eine Wand an.
    Die Wand war breit. Sie zog sich über die gesamte Frontlinie.
    Doch die Befehlskompanie griff nicht überall an – nur auf dem vielleicht sieben oder acht Meter breiten Versorgungsweg, der festen Tritt bot. Auf dem nur vier Männer in enger Formation nebeneinander laufen konnten.
    Es funktionierte wie ein Rammbock.
    Kaum waren die Rosanen in Nahkampfreichweite, feuerten die ersten beiden Reihen Keltengardisten ihre Gewehre ab. Auch wenn vielleicht ein oder zwei Dutzend Mann vor ihnen gestanden hatten, brachen sie durch diese dünne Linie, warfen die Rosanen einfach um oder trampelten sie nieder. Auf diesen wenigen Metern hatten die Kelten eine zahlenmäßige Überlegenheit geschaffen, die nicht aufzuhalten war.
    Doch das war nur der einfache Teil.
    Ausschwärmen! Ausschwärmen“, bellte Frederick und starrte auf den Moloch der Rosanen Hauptlinie, der nur wenige Dutzend Meter vor ihm den Hügel erklomm. Alle seine Instinkte brüllten ihn an, Stellung zu beziehen und dem Feind die Hölle zu bereiten, aber er musste sich an seinen eigenen Plan halten. Mit zitternden Händen wandte er sich von den Rosanen ab, drehte ihnen den ungeschützten Rücken zu und sah nun den Hügel hinauf.
    Nach dem Blick ins Tal, hinab auf das nahende Verderben, in eine Hölle aus Schwertern und Menschen, erstrahlte der Flodden Hill wie die Heimstatt der Götter. Frederick sah Lagerfeuer, die Licht und Wärme in der Dunkelheit spendeten. Im Wind knatternde Banner und das funkeln von Metall im Schein der Flammen. Wo immer ein Kelte sein Gewehr abfeuerte, zuckte ein Blitz durch die Dämmerung, schwebte Pulverdampf in die Höhe, in dem kleine Funken glitzerten. Gegen das alles hatten die Rosanen anstürmen müssen, viele Tage lang dem Tod entgegen, der vom Berg hinunter geregnet kam.
    Und mitten aus diesem Schauspiel von Licht und Dunkelheit ergoss sich der Schwarm seiner Keltengardisten den Versorgungsweg hinab. Unteroffiziere drängten an der Spitze ihrer Gruppen auf ihn zu und Frederick dirigierte sie mit bloßen Fingern nach rechts und nach links. Die ersten beiden hielten den geöffneten Riss in der Reihe der Rosanen offen, die restlichen Trupps waren zwanzig Mann stark und sprinteten hinter der ersten Reihe der Rosanen zu den Seiten.
    Hitze stieg Frederick in den Nacken. In seinem Kopf wütete eine Stimme, dass er sich umdrehen musste, dass er dem Feind schutzlos gegenüber stand, dass er nicht einmal versuchte, sich zu verteidigen. Er sah den Flodden Hill hinauf und sprach leise zu sich selbst.
    Das muss ich auch nicht.“
    Zwölfhundert Kelten sahen auf ihn und die Befehlskompanie hinab. Sie alle würden seinen Rücken schützen, so gut sie es konnten. Indem sie Kugel um Kugel, Schuss um Schuss in das Tal hinabschickten und die Rosanen auf Entfernung hielten.
    Auch Fredericks Männer wandten sich nicht dem Tal zu, sondern sprangen in den Schützengraben vor ihnen. Sie rannten die Gänge entlang und schossen nun auf die Rücken der Rosanen, hinter denen sie standen. Es war ein verzweifelter Plan, doch er war simpel. Die Reihen durchstoßen und den Gegner einkreisen...
    Das war nicht bei allen Rosanen gelungen. Frederick hatte sie auf achthundert oder tausend geschätzt und seine Befehlskompanie hatte es vielleicht geschafft etwas mehr als die Hälfte von ihnen zu hinterlaufen. Sie hatten eine zerbrechliche Linie errichtet, in denen die Rosanen eingeschlossen waren.
    … lokale Übergewichte schaffen...
    Von vorne und hinten unter Feuer genommen, strauchelte der Vormarsch der Rosanen. Einige rannten weiter vorwärts, um in den Nahkampf zu gelangen, andere wandten sich der Gefahr in ihrem Rücken zu.
    … und ihn dann zerschlagen.
    Wieder holte Frederick Luft und entlockte seinem Signalhorn die klagenden, blechernen Klänge, die inzwischen wie Musik in seinen Ohren klangen. Er sah zu zwölfhundert Kelten hinauf, zu seinen Brüdern und mindestens die Hälfte von ihnen schwangen sich nun aus ihren Schützengräben hinaus. Stahl blitzte auf, als Bajonette in die Reihen der Rosanen stießen, der Jubel und das Kriegsgeschrei aus Hunderten Kehlen endlich, endlich wieder einen Angriff voran trugen.
    Jetzt durfte Frederick sich wieder umdrehen.
    Panik ergriff ihn fast, als er sah, wie dicht die Rosanen an ihn und seine Befehlskompanie heran gekommen waren. Der Plan hatte das vorhergesehen, doch die Wirklichkeit war erschreckend genug, um ihn zittern zu lassen.
    Umdrehen“, bellte er. „Umdrehen!
    Acht Schützenstellungen hatten sich gebildet, um die erste Reihe der Rosanen von hinten unter Feuer zu nehmen und nun wandten diese Stellungen sich wieder der gegnerischen Hauptlinie zu. Sie standen wieder in ihren eigenen Schützengräben, die sie hatten aufgeben müssen. Jetzt waren sie von einer Vision getrieben: Vielleicht würde es nach diesem Kampf wieder so sein, wie zu Beginn der Belagerung. Der Berg würde den Kelten gehören, vom Fuß bis zur Kuppe. Dafür aber, musste die Befehlskompanie nun Zeit erkaufen.
    Zeit, in der die anstürmenden Kelten ihre Gegner aufreiben mussten, in denen die zurück eroberten Meter an Gelände neu besetzt werden und in denen die Rosanen begreifen mussten, was gerade über sie gekommen war.
    Frederick legte mit seinem Gewehr an und erschoss zwei Rosane, die ihm viel zu nah gekommen waren. Hektisch begann er nachzuladen. Als er das Pulver in beide Läufe gefüllt hatte, sah er auf. Ein wildes Gesicht sprang auf ihn zu. Blinde Reflexe retteten Frederick das Leben. Er duckte sich in den Graben, riss das Gewehr nach oben und stützte es auf dem Boden ab. Der Rosaner stürzte auf das Bajonett. Ein gellender Schrei erklang dicht über Fredericks Kopf und seine Waffe wurde ihm auf den Händen gerissen. Ein dumpfer Aufschlag erklang hinter ihm und eine Stimme brüllte voller Schmerz und Todesqualen.
    Mühsam richtete Frederick sich auf. Vor ihm war der Flodden Hill erstaunlich frei. Erdbrocken regneten zu Boden. Der Rosane hatte ihn so sehr abgelenkt, dass er nicht einmal das Krachen der letzten Salve wahrgenommen hatte. Hinter Frederick krampfte der Rosane sich zusammen. Doch es war nicht der Sterbende, auf den Frederick sich konzentrierte. Die Keltengarde hatte aufgeschlossen. Dreihundert Mann Befehlskompanie – abzüglich der unbekannten Verluste – und dreihundert weitere Kelten, hauptsächlich Brandstifter aus der 3. Kompanie, waren in die vorderen Schützengräben eingerückt und gaben ihr Bestes, um ihre Stellung zu halten.
    Frederick dreht sich um und suchte sein Gewehr. Es war hinter ihm auf den Boden gefallen, glücklicherweise mit dem Schulterstück zuerst. Der Lauf war nicht schlimm verschmutzt, aber sein Bajonett konnte er nicht mehr finden. Doch er wusste, wo es in diesem Augenblick war.
    Hinter ihm wurde kaum noch gekämpft. Der Plan war aufgegangen und viele Rosane waren dabei gestorben. Doch leider war die Wirkung nicht so stark, wie Frederick gehofft hatte. Sein Wunsch war es gewesen, dass der Verlust so vieler Krieger und der Angriff der Keltengarde die Rosanen in Panik würde zurückweichen lassen. Allerdings hatte er sich getäuscht. Der Angriff war ins Stocken geraten und die Unordnung in der gegnerischen Schlachtreihe groß, doch tat sich etwas dort unten, dass ihm überhaupt nicht gefiel. Im Halbdunkel erkannte er Banner und durch das schwächer werdende Donnern von Artillerie und Gewehren, hörte Frederick etwas anderes, rhythmisches.
    Hufgeklapper.
    Die Reihen der Rosanen teilten sich. Fußsoldaten wichen aus dem Weg und machten Platz für berittene Truppen. Es wollte Frederick nicht in den Sinn, wie die Rosanen Pferde einen Berg hinauf schicken wollten. Die Tiere würden die Steigung nicht lange aushalten können. Der Einsatz von Kriegern zu Fuß war der einzig sinnvolle Weg, diesen Hügel zu nehmen.
    Dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Hammerschlag. Natürlich könnten Reiter nicht den halben Hügel hinauf gelangen. Schon die erste Reihe Schützengräben wäre für viele Tiere ein schweres Hindernis, wenn sie nicht mit enorm viel Anlauf darüber hinweg sprangen. Doch die Pferde waren hinter der Infanterie langsam mit nach vorn gerückt. Sie hatten die ersten Meter Anstieg gemächlich traben können und mussten nicht über einen Schützengraben hinweg setzen – denn die Kelten hatten ihnen den Gefallen getan und waren bis zu ihrer untersten Befestigungsreihe vorgerückt. Dort mussten die Reiter nur absteigen und angreifen, denn die Kelten hatten ihre Linien ausgedünnt und standen nicht mehr so kompakt wie noch vor einer guten Wochen. Schließlich waren fast fünfhundert von ihnen bereits gestorben.
    Frederick biss sich auf die Lippe und lud eilig sein Gewehr zu ende.
    War das von Beginn an so geplant gewesen?
    Die Rosanen waren schon immer Experten darin gewesen, die Kelten zu trennen und dann die einzelnen Teile aufzureiben. Dafür tausend Mann zu opfern schien Frederick unglaublich Leben verachtend. Selbst in einem Krieg und selbst bei dieser zahlenmäßigen Überlegenheit.
    Oder gab es auf der anderen Seite einen fähigen Kommandanten, der blitzschnell die neue Lage erkannt hatte und in einer drohenden Katastrophe eine Chance erblickte, die er ergreifen musste.
    Schießt auf die Pferde“, rief Frederick und merkte, wie sich seine Stimme überschlug. Kein Plan überlebt den Kontakt mit dem Feind, dachte er bitter und schoss seine erste Kugel ab.
    Damit hatte er dann noch sieben.

  2. #362
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Kapitel 156 – Gottesurteil VI

    Thorval von Clan der Eisbrecher lud den letzten Schuss Munition in sein Gewehr und ging mit der Waffe dabei so zärtlich um, wie es seine gewaltigen Fäuste nur konnten. Die Rosanen hatten mit ihren Reitern den mühsam eroberten Schützengraben erreicht und in der Deckung der ersten Nahkampfgefechte rückte nun auch die Infanterie wieder auf die Stellungen der Keltengarde vor. Mit einem geübten Schuss fällte Thorval einen Reiter, der rückwärts von seinem Pferd stürzte und unter die Hufe des nachfolgenden Tieres geriet.
    Es musste doch möglich sein, dass diese Gewehre mehr als nur zwei Kugeln verschossen. Die Assassinen hatten eine drehende Trommel in ihre Waffen eingebaut, in die ganze sechs Kugeln geladen werden konnten. Doch Thorval dachte weiter. Ob es wohl möglich war einen Aufsatz oben auf ein Gewehr zu bauen und so ein ganzes Dutzend Kugeln zu laden? Die Kadenz einer solchen Waffe würde jeden Sturmangriff auf einen Schützengraben im Keim ersticken.
    Leider besaß er keine solche Waffe noch hatte er Zeit dafür, um so etwas zu bauen. Hektisch sah er sich um und suchte den Läufer, den er zu den hinteren Reihe geschickt hatte, um neue Munition zu holen, doch der Mann war nirgendwo zu sehen. Wahrscheinlich fehlte es auch an anderen Stellen an Patronen. An eine Schlacht über zwei Wochen am Stück hatten die Kelten niemals nachgedacht. Da ihm nichts anderes mehr bliebe, sammelte Thorval Steine aus den aufgeschütteten Wällen vor sich, und warf diese in hohem Bogen auf den Feind. Nach und nach mussten seine gut zwanzig Mann auch auf diese Taktik zurückgreifen, was nicht nur das Ende ihrer eigenen Munition bedeutet – sondern dass die Rosanen tatsächlich auf Steinwurfweite an ihren Graben heran gekommen waren.
    Die Reiter hatten die Lage auf dem Schlachtfeld völlig verändert. Das mussten ihre Häuptlinge sein, ihre besten und wichtigsten Kämpfer, denn sie trieben ihre Reihen ständig wieder an. Auf langen Lanzen flatterten Fahnen und bunte Bänder – für die Rosanen vielleicht das, was die Triskele und die Steinerfaust für die Keltengarde war.
    In der Mitte der Frontlinie war inzwischen ein Nahkampf entbrannt, der immer wieder nur knapp durch Schüsse aus den hinteren Reihen zurückgeworfen werden konnte. Dort ragten die Banner der Garde auf – und es war verständlich, dass die Rosanen dort zuschlagen wollten.
    Die verhassten Zeichen des Feindes zu fällen, sie zu erbeuten und zu schänden war sicher auch in ihrem Volk ein Ziel, das jeder Krieger erringen wollte. So verschieden mochten Kelten und Rosane dann doch nicht sein, schließlich, dachte Thorval, bluteten die Krieger auf beiden Seiten rot.
    Als die größten Brocken um ihn herum vergriffen waren, schnallte sich Thorval sein Gewehr auf den Rücken und lockerte den Schmiedehammer mit dem besonders langen Stiel, den an seinem Gürtel trug. Die Kugeln waren aus gegangen, die Rosanen zu nah an den Stellungen, um noch ruhig nachladen zu können. Es war an der Zeit für echtes Keltenwerk.
    Der massige Schmied wuchtete sich aus dem Schützengraben und zog sofort begehrliche Blicke auf sich. Die ersten Rosanen kamen eilig auf ihn zu, auf einen großen, ungeschützten Feind, der keinen der tödlichen Feuerstöcke mehr auf sie richtete. Doch wenn sie an leichte Beute dachten, so täuschten sie sich. Hinter Throval sprang auch sein Zug der Befehlskompanie aus den Stellungen hervor, zwanzig gute Männer, die noch wussten, wie sie mit Schwert und Axt und Streitkolben umzugehen hatten. Trotzdem war das erste Aufeinandertreffen hart. Alte Reflexe waren eingerostet und so wurde Thorval einige male hart auf seinen Brustpanzer getroffen, bevor er mit einem wilden Schlag seinem Gegner ein Bein brechen konnte. Der Schmiedehammer traf auf ein Schienbein, das zersplitterte wie ein trockener Zweig in einem Schauer aus roten Regentropfen. Dem Rosanen wich sofort alle Farbe aus dem schmerzverzerrten Gesicht, den Hammerschlag, der seine Rippen zerschmetterte, fühlte er kaum noch.
    Rund um Throval tanzten Klingen und nur mit Mühe konnte er einem Speer ausweichen, der auf seine Hüfte zielte. Den Schmiedehammer musste er beidhändig führen, also konnte er keinen Schild führen, um sich zu verteidigen. Doch mit einer schnellen Drehung gelang es ihm, den Hammer auf den Speer zu schlagen. Der Rosane taumelte ihm entgegen und begegnete einer der massiven Fäuste des Schmiedes. Wie das Klatschen von einem Dutzend Eiern auf hartem Steinboden hallte der Treffer in der Luft um Thorval herum wider. Der Rosane spuckte Blut und Zähne, bevor er auf den Boden krachte. Der Schmiedehammer sauste auf ihn herab und verband ihn für immer mit dem Erdreich.
    Vor Thorval tauchten nun Pferde auf. Waren die Fußsoldaten der Rosanen einfache Gegner, so standen die Reiter auf einem ganz anderen Blatt Papier. Schon die ersten drei schafften es, Thorvals Zug übel zuzusetzen und binnen nur einer Minute verlor er vier Mann, die den Nahkampf zuvor unbeschadet überstanden hatten.
    Als er sich einem Reiter direkt gegenüber sah, riss eine Kugel diesen vom Pferd. Das Tier scheute vor dem Blut und zwang die nachfolgenden Rosanen auszuweichen. Doch diese Berittenen waren erstklassige Krieger. Sie brauchten nicht nah an ihre Feinde heran kommen.
    Ein dumpfer Schlag riss Thorval von den Füßen. Schmerz pochte in seinem Unterleib und mit Entsetzen stellte der Schmied fest, dass ein Pfeil aus seinem Bauch ragte. Das Geschoss war durch die Platten seiner Panzerung gedrungen und steckte tief im Fleisch. Instinktiv riss er am Schaft, doch der stechende Schmerz, der ihn durchzuckte, lies ihm schwach werden. Ein Schwall Blut sickerte unter den Platten hervor und Übelkeit erfasste den Schmied.
    Das war kein gutes Zeichen. Kein gutes Zeichen.
    Um ihn herum verloren seine Männer an Boden. Er selbst befand sich in einem Halbkreis von Keltengardisten, die ihn vor den nahenden Rosanen verteidigten. Was für eine Dummheit! Er war nur ein Mann, sie mussten keine Rücksicht auf ihn nehmen...

    Sie passen auf ihren Feldwebel auf - das kannst Du ihnen nicht übel nehmen“, erklang eine Stimme neben Thorval. Hektisch blickte der Schmied von seinen blutverschmierten Händen auf und blickte in ein Gesicht, dass er seit einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen hatte.
    Collin vom Clan der Bären stand vor ihm, grinsend, keinen Sommer älter als die achtzehn, die er gezählt hatte, als er das Keltenreich verlassen hatte. Er lehnte lässig auf seinem Breitschwert und sah beinahe fröhlich zu Thorval hinab.
    Collin! Bei den Göttern, was machst Du hier?
    Oh, es ist Krieg, wo sollte ich sonst sein, als an Deiner Seite?
    Langsam nickte Thorval – so war es. Wo könnte der große Schwertkämpfer Collin sonst sein, als im dichtesten Getümmel? Wie als Bestätigung dieser Gedanken, wirbelte der Bär herum, riss sein Schwert empor und schlug einen Rosanen zu Boden, der ihm und Thorval zu nahe gekommen war.
    Trotzdem, eine leise Stimme nagte in seinem Hinterkopf. Dieses Schwert, dieses gewaltige Breitschwert, es war nicht mehr bei Collin. Thorval hatte es aus Osmanien mitgebracht und...
    Ich sterbe“, flüsterte er. „Das ist doch so.“
    Ja, mein Freund. So ist es. Der Pfeil steckt tief drin und hat irgendetwas kaputt gemacht, das in Dir drin ist. Deshalb blutest Du so.“
    Mit schwerer Zunge schluckte Thorval einen Klos in seinem Hals hinunter.
    Ist es schlimm zu sterben?
    Collin grinste wieder.
    Nur, wenn es sinnlos war. Wenn Du Deinem Tod einen Sinn geben willst, dann sieh nach vorn.“ Er deutete mit seiner Schwerthand in den dichtesten Pulk der Rosanen vor sich. Dort ragte eine Lanze zwischen den Reitern empor, von der zehn Bänder im Wind flatterten.
    Einer ihrer Häuptlinge, Thorval. Also, kannst Du noch stehen?
    Wenn Du es kannst...“ Mit einem grunzenden Schmerzensschrei stemmte sich Thorval wieder auf die Beine. Sein ganzer Körper brannte und Kälte kroch durch seinen Bauch empor.
    Trotzdem fand er die Kraft, seinen Schmiedehammer zu heben.
    Bleibst Du bei mir?
    Bis zum Ende, Bruder.“
    Collin trat einen Schritt vor und rammte das Schwert in den Bauch eines Rosanen Kriegers, der sofort zu Boden fiel. Thorval tat es ihm gleich und schwang den Hammer in einer wilden Runde um sich. Er traf einen Krieger und ein Pferd, beide brachen zusammen. Immer tiefer drang er in das wilde Gewimmel von Mensch und Tier ein, schlug seine Waffe auf Körper und spürte, wie mit jedem Schlag Leben aus ihm heraus rann. Doch Collin blieb an seiner Seite, fällte Mann um Mann. Wann immer ein Rosaner zu nahe an Thorval heran kam, fiel er dem Schwert des Bärenkriegers zum Opfer. So lange, bis der Schmied in einem Pulk aus Reitern verschwand, sein Ziel vor Augen.
    Den Häuptling.

    Viele Meter hinter Thorval sah Frederick, wie sein Freund sich blindlings auf die Reihen der Rosanen warf. Mit gebrochener Stimme brüllte er ihm Befehle zu, die der Schmied nie hören würde und so musste Frederick hilflos zusehen, wie einer seiner ältesten Gefährten in den Tod ging.
    Jedenfalls beinahe.
    Die letzten sieben Kugeln in seinem Vorrat benutzte er dazu, jeden Rosanen zu fällen, der Thorval zu nahe kam. Bis er zu guter Letzt zwischen Dutzenden Reitern verschwand und Frederick ihn nicht mehr erkennen konnte. Als er schon glaubte, der Opfertod seines Freundes sei vergeblich gewesen, knickte in Mitten der Pferde die Lanze des Rosanen Häuptlings ein. Der Schaft splitterte und die wehenden Bänder fielen wie im Regen zu Boden.
    Die Rosanen hielten einen Herzschlag lang den Atem an – und die Keltengarde sprang aus den Schützengräben. Es gab Momente in der Schlacht, wenn ein Anführer fiel, dann entschied das Schicksal, ob es einen neuen Befehlshaber gab, der die Armee einen konnte oder ob sie in Panik floh. Doch manchmal passierte auch etwas anderes: Die ganze Armee wurde zu ihrem eigenen Befehlshaber. Wenn ihr Anführer starb, dann fielen Krieger kollektiv in einen Kampfrausch, um ihn zu rächen. Während die brüllenden, wütenden Kelten genau dies erlebten, wichen die Rosanen panisch zurück.
    Am Ende der Schlacht standen die Kelten wieder am Fuße des Flooden Hill. Frederick von Clan Steiner war von Kopf bis Fuß mit Erde und Blut beschmiert und stolzierte mit erhobenem Schwert bis an die vorderste Front. Dort rammte er erneut seine Waffe in den Boden und zog eine Linie in die blutgetränkte Erde.
    Eine Stunde lang brüllte er Flüche und Herausforderungen in die Dunkelheit. Erst als Ronkell ihn mit zwei anderen Kelten an den Schultern packte und zurück zum Befehlsstand zerrte, sackte der Hauptmann in sich zusammen und weinte bittere Tränen über Thorval.
    Er war einer von über achthundert Toten Keltengardisten. Der Flooden Hill schwamm in Blut.

  3. #363
    überall und nirgendwo... Avatar von checki der 2.
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  4. #364
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Kapitel 157 – Gottesurteil VII

    Die Nacht brachte einen unheimlichen Frieden. Der Flooden Hill lag in Finsternis, nur erhellt durch die Lagerfeuer der Wachen. Es wurde bereits empfindlich kalt und oft schlüpften Männer aus den Schützengräben hinaus, um sich einen Augenblick zur wärmen oder um glühende Kohlen und weißgefärbte Holzscheite in ihren Helmen bis in die Gräben zu tragen. Immer wieder richteten sich sorgenvolle Blicke in die Senke vor dem Hügel hinab, wo die Rosanen lauerten, dieser unendliche Haufen von Leibern, den sie erst vor wenigen Stunden unter Aufgebot aller Kräfte zurückgeworfen hatten.
    Zum wie vielten Male eigentlich?
    Doch die Rosanen verhielten sich erstaunlich still. Gesänge und Rufe aus dem Tal blieben aus, im Wald, der ihre Stellungen und Zelte verbarg, herrschte Ruhe. Nur das Kreischen von Aasfressern drang durch die Dunkelheit, wenn Füchse, wilde Katzen oder Ratten aufeinander trafen. Die Kelten hatten keine Zeit gehabt, ihre Toten zu begraben, ebensowenig die Rosanen. Vielleicht waren die kühlen Nächte doch ein Segen. Eine schwüle, warme Nacht hätte Schreckliches mit den Leichen angestellt und den nächsten Morgen in einen übelriechenden Alptraum verwandelt. Einen weiteren Alptraum.
    Nicht einmal das Stöhnen der Sterbenden drang in die Höhe des Flooden Hills. Es war Begleiter auf allen Schlachtfeldern, aber das Blutbad des vergangenen Abends schien jeden Funken Leben aus den Verwundeten gesogen zu haben, um sofort den Tod zu bringen. Der Berg war durstig gewesen und zum ersten Mal seit Tagen mochte die Nacht wirkliche Ruhe bringen – wenn auch keinen Frieden.
    Frederick war in einen bitteren und unruhigen Schlaf gesunken, heiser und mit brennenden Augen. Als er noch vor dem Morgengrauen geweckt wurde, fühlte er sich alt und Schmerzen quälten alle Glieder. Mühsam erhob er sich, kratzte sich am Kopf und zuckte dabei plötzlich zusammen. Etwas bewegte sich in seinen Haaren. Grimmig schloss er die Finger darum und zog ein zerquetschtes, dunkles Etwas daraus hervor. Unter seinen Fingernägeln klebte sein Blut. Angewidert wischte er sich die Hände an der schmutzverkrusteten Feldjacke ab, die er trug und hoffte inständig, dass es nur ein Käfer gewesen war und nicht eine besonders fette Laus.
    Hauptmann“, Ronnett von Clan Felsgräber nickte ihm knapp zu. Er war einer von Thorvals besten Unteroffizieren, dachte Frederick. „Entschuldigt die Störung, aber es sind Reiter gekommen.
    Verstärkung?“ Hoffnung keimte in Frederick auf, doch der Unteroffizier schüttelte den Kopf.
    Nicht wirklich, Herr. Nur ein Dutzend. Aber sie sind von Eyunfur.
    Das weckte Frederick endgültig.
    Llionel hatte ihn natürlich nicht vergessen. Selbst wenn niemand auf seine Bitten um Hilfe reagierte – wie auch? Die einzige große Einheit in seinem Rücken stand unter dem Kommando von Jacub von der Hohen Klippe – Llionel würde ihn niemals vergessen. Auch gegen den Willen des Königs.
    Sie reiten nicht unter dem Waldwolf“, meinte Ronnell wieder sehr knapp. Auch er diente schon lange in der Keltengarde, um seinen Hauptmann gut genug zu kennen. Ein guter Mann.
    Ronnell, die Befehlskompanie braucht einen neuen Feldwebel. Du übernimmst den Posten von Thorval.“ Frederick legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Dann sieh zu, dass Du etwas Ruhe bekommst. Ich rede mit den Eyunfurs.“
    Der frisch ernannte Feldwebel murmelte einen leisen Dank – er würde große Fußstapfen zu füllen haben. Aber so ging es zu im Kampf. Ein Mann fiel, ein anderer trat an seine Stelle. Mit düsteren Gedanken warf Frederick eine Plane bei Seite, die den kühlen Wind aus dem Befehlsstand heraus hielt und trat in den noch nicht geborenen Morgen hinaus.
    Ein Dutzend Männer stieg gerade von ihren Pferden ab, die selbst in der Dunkelheit deutlich erkennbar dampften. Sie mussten geritten sein wie die Teufel. Frederick erkannte die Umrisse eines Gesichts und freute sich ehrlich darüber, einen guten Mann wieder zu sehen.
    Feldwebel Michael, gut dass Ihr hier seid“, grüßte der Steiner und trat an den Eyunfur heran. Er schob die Gepflogenheiten im Feld bei Seite und reichte seinem Gegenüber die Hand.
    Es tut auch gut zu sehen, dass Ihr noch immer hier seid, Hauptmann. Schlimme Nachrichten dringen von hier nach Buggalow Hills. Eure Boten waren sehr deutlich.“
    Sie wissen nicht einmal die Hälfte von dem, was hier geschehen ist.
    In deutlichen Worten sprach Frederick von der letzten Nacht und den Leben, die sie gekostet hatte. Michael wurde still und wenn ein Feuer aufloderte und sein Gesicht erhellte, zeigten sich tiefe Falten auf seiner Stirn.
    Dann bringen wir zu wenig. Viel weniger, als ich gedacht habe.
    Das wunderte Frederick kaum. Ein Dutzend Mann, auch wenn sie Eyunfurs waren, konnten nur begrenzte Vorräte tragen, ohne Karren. „Alles hilft jetzt, Feldwebel. Viele von uns sind bar jeder Munition. Ich habe vielleicht noch eine Salve Artillerie über und nicht eine Kugel mehr in meinem Gürtel.
    Ich habe vierhundert Schuss und Pulver mitgebracht. Auch Proviant und Wasser.
    Ein trauriges Lächeln huschte über Frederick Gesicht. „An Proviant mangelt es uns nicht, seit wir viel weniger sind als zu Beginn. Auch an Pulver haben wir noch genug, aber die Kugeln sind viel wert.“
    Er würde seine Befehlskompanie damit ausrüsten. 5 Schuss an jeden Mann. Die restlichen zweihundert Schuss würde er verteilen lassen. Es war nicht viel, aber es würde vielleicht helfen den nächsten Ansturm abzuwehren.
    Wenn wir diese Munition gestern schon gehabt hätten“, murmelte er vor sich hin.
    Michael sah ihn erschrocken an. „Wir sind so schnell geritten, wie wir konnten, Hauptmann.
    Nein – ein Missverständnis, Feldwebel. Es war nur Wunschdenken. Ihr seid hier, jetzt, und damit gebt Ihr uns Hoffnung zurück und Kampfkraft. Vielleicht nur für einen weiteren Tag, aber das ist schon ein Tag mehr, als noch vor ein paar Stunden. Könnt Ihr bleiben? Das Banner von Eyunfur in unseren Reihen würde die Moral heben und den Rosanen noch mehr Angst machen.“
    Doch Michael schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, wir müssen schnell weiter. Spätestens am Abend. Hauptmann Llionel braucht uns dringend, Eyunfur ist deutlich kleiner als die Keltengarde.
    Frederick sparte sich ein 'nicht mehr lange'.
    Dann fiel ihm etwas ein. „Sagt, Feldwebel. Eyunfur rekrutiert Handwerker. Könnt Ihr Kugeln gießen?
    Metall hatte sie genug, die Rüstungen und Schwerter der Toten konnten sie einschmelzen. Es gab keine Hände mehr, die diese Waffen hätten halten können. Und auf diese Weise würden sie noch immer Tod in die Reihen der Rosanen bringen.
    Ich denke schon, Hauptmann...
    Zwischen den Worten des Feldwebels versteckte sich ein Aber – Frederick konnte es deutlich hören. Auch wenn Michael schaffte, ein anderes Wort zu verwenden.
    Es ist nur so, dass diese Kugeln dann sehr provisorisch wären. Ihr könntet damit schießen, aber sie würden die Läufe deutlich stärker beanspruchen, als Munition, die in einer Schmiede gegossen ist. Nach ein paar Schuss hättet Ihr Kratzer und Rillen in den Läufen und das macht die Gewehre auf Entfernung viel ungenauer. Wenn es die Läufe nicht sogar aufplatzen lässt.“
    Nach jetzt drei Wochen auf dem Flooden Hill war diese Entscheidung lächerlich einfach.
    Fangt so schnell an, wie Ihr könnt. Wir halten die Kugeln bis zum Ende in Reserve, aber ich bezweifle nicht, dass wir sie ausgeben müssen. Ich habe keine andere Wahl.
    Jetzt lächelte Michael. „Vielleicht können wir Euer Ende doch noch etwas hinauszögern, Hauptmann. Alles was wir brauchen ist Zeit, am Tag arbeiten zu können. Je weiter vorne an der Front, umso besser.

  5. #365
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Kapitel 158 – Gottesurteil VIII

    Also Zeit – wie erkauft man sich Zeit auf einem Schlachtfeld? Außer durch Finten und Hinterhalte. Frederick dachte angestrengt darüber nach, während er versuchte das Kläffen eines Fuchses zu ignorieren, der gerade mit einer ziemlich agressiven Katze aneinander geraten zu sein schien. Die Dunkelheit verbarg noch ziemlich viel vom Elend des letzten Abends vor den Augen der Kelten und dafür war Frederick wirklich dankbar. Er wollte nicht sehen, was von seinen Kriegern, seinen Freunden, nach einer Nacht voller Aasfresser übrig geblieben war.
    Die Eyunfur wollten Gräben ausheben, sie mit Speeren versehen, das eine oder andere überzählige Fass Pulver eingraben und waren beinahe schon begeistert von dem irrsinnigen Trick der Brandstifter, in einem Schützengraben zu kämpfen, dessen Boden mit Lampenöl bedeckt war.
    All das erforderte Zeit und es erregte Aufmerksamkeit. Selbst wenn die Rosanen geschockt waren durch ihre erneuten Verluste und durch den Tod eines ihrer Häuptlinge, dann würden sie neue Schanzarbeiten erkennen und trotzdem angreifen. Es musste ja kein Großangriff sein. Alle paar Stunden eine Hundertschaft, die den Arbeitern genug Angst einjagte, um sie von ihrem Tun abzuhalten, würde ausreichen, den Aufbau neuer Befestigungen zu beenden.
    Es war so einfach, es von der anderen Seite aus zu sehen.
    Die Keltengarde konnte nur warten, nicht weichen und würde am Ende sterben. Hinter ihnen hockte Graf Jacub in Buggalow Hill, der keine Hilfe schicken würde und vor ihnen standen die Rosanen in ungekannter Zahl. Frederick lies seine Gedankens schweifen und fragte sich, wer wohl der schlimmere Feind war. Die einzige Hoffnung der Keltengarde bildeten die Janitscharen, die ebenfalls bei Jacub waren. Oberst Demir war ein ehrenhafter Krieger, aber er würde sich dem Befehl seines Sultans nicht widersetzen. Er würde tun, was man ihm aufgetragen hatte. Und so lange Jacub sein Kommandant war, würden die Osmanen in Buggalow Hill ihre Stellung halten.
    Verdammt viele Konjunktive! Damit konnte man keinen Krieg führen.
    Wie würde die Sache aussehen, wenn Frederick die Front einfach öffnen würde? Er hatte bereits überlegt, ob er nicht in Nacht und Nebel seine restliche Truppe abziehen sollte. Die Rosanen würden dann vorrücken können, aber sich vielleicht verteilen. Buggalow Hill würde einen großen Teil von ihnen anziehen. Den Rest könnte er vielleicht aus dem Hinterhalt angreifen. Beweglich und nicht so eingeklemmt wie hier, mitten auf dem Präsentierteller.
    Aber diesen Gedanken begrub Frederick eilig wieder. Die Rosanen waren darauf spezialisiert, Reihen zu durchbrechen und Truppen einzeln auszuschalten. Vor allem, wenn sie in der Überzahl waren. Tief unten in die finstersten Winkel seines Kopfes musste dieser Plan zurück.
    Begraben werden.
    Wieder fauchten sich Tiere an und Frederick warf blindlings einen Stein in die Dämmerung, was die Natur um ihn herum mit einem schrillen Winseln quittierte, das kaum etwas von einem Tier hatte. Sie mussten die Toten begraben, sonst drohte ihnen bald Schlimmeres als nur wilde Tiere in der Dunkelheit. Leichen brachten den Tod, wenn sie nicht beerdigt wurden. Das mussten selbst die Rosanen einsehen. Und sicher hatten auch sie Rituale, denen es zu folgen galt. Schließlich war die Zahl ihrer Gefallenen ebenfalls sehr hoch. Höher als die der Kelten.
    Also gab es vielleicht doch einen Weg. Einen Trick, der sogar zuließ, dass die Kelten offensichtlich und ungestört in der Erde gruben.
    Prüfend sah Frederick an den Himmel. Eine Stunde oder mehr bis zum Sonnenaufgang. Das wäre der richtige Zeitpunkt. Er ging müde zurück zum Befehlsposten und rollte sich in einer Ecke in seine schmutzige Decke ein. Eine Stunde war nicht viel Zeit, aber er hatte nicht viel geschlafen in dieser Nacht.
    Zu schnell packte ihn jemand an der Schulter.
    Hauptmann, der Morgen graut“, murmelte Ronkell, der bemerkenswert gefasst wirkte. Ob der alte Krieger die Nacht verschlafen hatte oder nicht zur Ruhe gekommen war, sah man ihm nicht an. Graue Haare, Falten und Schmutz hatten sich zusammengetan, um das Minenspiel aus seinem Gesicht zu tilgen.
    Der Schlaf, so kurz er auch war, hatte Frederick gut getan. Ihm war nicht mehr kalt und seine Arme fühlten sich nicht mehr so bleischwer an, wie noch wenige Stunden zuvor. „Ist das Pferd bereit?
    Ronkell nickte eilig. „Wie befohlen, Hauptmann. Ich werde Dich begleiten. Das heißt, wenn es Dir Recht ist.
    Nichts Anderes wollte Frederick jetzt. Nun, doch. Zu Hause sein, seine Kinder in den Armen halten, wissen wie es seiner schwangeren Frau erging. Aber hier und jetzt mit seinem ältesten verbliebenen Gefährten versuchen den Tag zu retten – nun, es konnte Schlimmeres geben.
    Auch den Pferden waren die letzten Wochen nicht gut bekommen. Sie waren auf dem Hügelkamm in ein provisorisches Gatter eingepfercht worden, doch sie bekamen dort kaum Auslauf und waren dem Wetter ständig ausgesetzt. Zwar mangelte es nicht an Gras und Wasser, doch es waren zu viele Tiere auf einem Fleck und sie konnten sich zu wenig bewegen.
    Der Schwung in den Sattel tat gut. Es war, als säße Frederick einen Augenblick lang hoch über allem. Vom Boden entfernt, frei und beweglich. Doch die Wahrheit sah anders aus. Auf dem Rücken seines Pferdes sah er aus über zwei Metern Höhe hinab – und dadurch erkannte er viel mehr vom Schlachtfeld. Es war manchmal doch ein Segen, nicht alles zu sehen.
    Langsam ließ Frederick seinen Braunen antraben. Er wollte nicht eilig an den Fuß des Hügels gelangen, er wollte gesehen werden. Viel mehr sollte die weiße Flagge gesehen werden, die Ronkell an einem langen Speer mit sich führte. Der Stoff war bereits verschlissen und wohl eher grau als weiß, aber er tat seinen Zweck. Hier kam ein Unterhändler, besagte die Flagge. Nach mehreren Wochen des Schlachtens eine Abwechslung, die genug Aufmerksamkeit erregen sollte.
    Trotzdem warteten Ronkell und Frederick fast eine Stunde, bis Bewegung in die Reihen der Rosanen kam. Von ihrem vorgeschobenen Platz aus, konnten sie ihre vordersten Reihen gut beobachten. Ordentlich waren dort Baumstämme gestapelt, auf kleine Erdhaufen gelegt und in einem Halbkreis um den Fuß des Hügels angelegt worden. Viele kleine Feldschanzen, die Schutz boten vor Gewehrfeuer. Es war eine solide Arbeit. Vom Wald aus, in dem die Rosanen lagerten, konnten ihre Männer so in Gruppen vorrücken und hatten so viel Deckung, wie sie nur schaffen konnten. Frederick bemerkte sogar einige Gräben, die dicht an den Fuß des Hügels reichten. So waren also des Nachts unbemerkt feindliche Krieger an seine Stellungen heran geschlichen. Sie waren gekrochen, tief geduckt an den Boden. Auch das war eine Spezialität der Rosanen. Neidlos, aber mit Sorge musste Frederick wieder einmal daran denken, dass nur die Gewehre den Kelten eine Chance gaben, diesen Krieg zu gewinnen.
    Kurz darauf ritten zwei Rosane auf die Kelten zu. Sie trugen keine weiße Fahne, doch hatten sie keine Waffen in den Händen. Am Sattel des vorderen Reiters sah Frederick allerdings ein Gewehr hängen. Grimmig kniff er die Augen zusammen. Das war kein gutes Zeichen. Wenn die Rosanen Schusswaffen in die Hände bekamen, würde dies das ohnehin mieserable Kräfteverhältnis noch weiter zu ihren Gunsten kippen lassen.
    Erschöpft musterte der Herzog seine beiden Gegenüber. Der Hintere war ein alter Haudegen, hatte sicher schon vierzig Sommer hinter sich und war ein etwas jüngeres Pendant zu Ronkell. Ein Bannerträger, ein verdienter Krieger und vermutlich ein Vertrauter des Vorreiters. Dieser wirkte erschreckend jung. War dieses Schauspiel vielleicht eine bewusste Beleidigung? Ein alter Mann und ein junger Niemand, die sich anhören sollten, was die Kelten vorzutragen hatten?
    Frederick zwang sich zur Zurückhaltung. Er war müde, dreckig und mit den Nerven am Ende. Aber er hatte eine Aufgabe, die nur er erfüllen konnte. Außerdem, Beras, der König des Keltenreiches – der ihm diese Prüfung hier auferlegt hatte – war auch nicht viel älter als der junge Rosane.
    So viel wie Frederick wusste, trugen die Rosanen die Federn an ihrem Kopfschmuck als Rangabzeichen und er zählte sechs und acht Federn. Der Alte war der rangniedrigere und der Jüngere weit am oberen Ende der Hierarchie der Rosanen angesiedelt. Mit acht Federn war er fast ein Häuptling. Unter grimmigem Stolz und Schmerz zogen sich Fredericks Mundwinkel zu einem bösen grinsen nach oben. Thorval, sein Freund und Gefährte aus glücklicheren Tagen, hatte mit seinem letzten Atemzug das Feldzeichen eines Rosanen Häuptlings gefällt. War auch der Häuptling selbst gefallen?
    Ein leise gemurmeltes Gebet kroch über Fredericks Lippen „Ehre den Tapferen“, flüsterte er und blinzelte ein unpassendes Brennen aus den Augen. Tränen waren das Letzte, was er hier brauchen konnte.
    Gut zwei Armlängen von Fredericks Pferd entfernt blieben die Rosanen auf ihren eigenen Tieren stehen. Der Alte starrte unbeeindruckt in die Ferne, als würde er die Kelten nicht bemerken und Frederick zweifelte nicht daran, dass Ronkell einen ähnlichen Anblick bot. Ein Wächter, der dem Rang seines Anführers gerecht wurde und sich im Hintergrund hielt.
    Welch' interessante Parallele.
    Doch der Jüngere versuchte sich in einem Blickduell. Frederick musste unweigerlich noch mehr Grinsen und stellte sich vor, welchen Eindruck er auf seinen Gegenüber machte. Der Rosane wirkte etwas verwirrt, aber er hielt eine stoische Miene bei.
    Lassen wir den Blödsinn“, sagte Frederick nach einigen weiteren Herzschlägen und dachte daran, wie Llionel, Garamanus, der Großvesir Stönegül und sogar der Sultan selbst versucht hatten, ihm die Feinheiten beizubringen, die der Anführer einer Armee brauchte, um sich gegen andere Hochgestellte durchsetzen zu können.
    Frederick hatte dem nur wenig abgewinnen können. Sein Stil war es immer schon gewesen, gerade Wege zu gehen. Schlachten konnten durch Hinterhalte gewonnen werden, ebenso wie Gespräche. Aber mit zweitausend Keltengardisten im offenen Sprung über freies Gelände zu brechen war ihm deutlich lieber. Das mochte zwar blutiger werden, aber brachte einen schneller an die Kehle seines Gegners.
    Du verstehst mich, nehme ich an.“
    Keine Fragen – Feststellungen.
    Muskeln zuckten in dem jungen Gesicht. Ein Treffer. Der Rosane hatte sich erhofft, im Blickduell Punkte sammeln zu können. Dann nickte er bedächtig. „Ja, das tue ich.“ Er hob die Rechte neben seinen Kopf und präsentierte Frederick die offene Handfläche.
    Ich bin Achtfeder Gute Fährte von den Oneida.
    Irgend etwas fehlte in dieser Vorstellung. Als würde der Rosane auf Worte verzichten, die ihn sonst begleiteten. „Ich führe den Stamm“, brachte er schließlich hervor. Einige Augenblick später hatte er den Mund zu einem schmalen Strich zusammen gepresst.
    Und ich bin Hauptmann Frederick von Clan Steiner.
    Gab es da eine Reaktion? Ein leichtes Zucken? Nein, es war mehr als das.

    Ihr seid oft vor Eure Reihen getreten, um uns zu fordern. Dass Ihr noch lebt, ist erstaunlich. Einige Medizinmänner behaupten, Ihr könntet nicht sterben. Ist das so?
    Tatsächlich war es Sandschlucker gewesen, der abartige Medizinmann der Mohawk, der nach dem Massacker der letzten Nacht, die Kelten zu Dämonen stilisiert hatte. Nachdem er einen Finger und ein Ohr seines gefallenen Häuptlings zu Brei gekaut hatte und aus dem Erbrochenen seine Prophezeihungen herausgelesen hatte, war es Gute Fährte zu viel gewesen. Sein Vater war gefallen, der bis dahin erfolgreiche Angriff zusammengebrochen. Die Mohawk heulten und jaulten, als sie sich in ihre Unterstände und Zelte geflüchtet hatten. Der Anblick des geifernden und kotzenden Medizinmannes, der Streit um die Führung im Clan der Oneida und ihre eigene Unfähigkeit diesen verdammten Hügel zu nehmen, hatten etwas in Gute Fährte zerbrochen. Mit einem Speer war er von hinten an den Medizinmann heran getreten. Während dieser sich auf den Knien vor und zurück wiegte, stieß der junge Krieger zu, durchbohrte Sandschluckers Kopf und nagelte ihn auf dem Boden fest.
    Die schockierten Mohawk um ihn herum hatten sofort zu den Waffen gegriffen, doch sie waren zu traumatisiert von ihrem ersten Zusammenstoß mit den Kelten. Die Oneida hatten fast hundert Krieger erschlagen, dann endete der letzte Funke der Mohawk-Raserei. Beide Stämme hatten sofort ihre Lager getrennt und beobachteten einander nun misstrauisch. Die Mohawk und die Oneida hatten jeweils etwa achttausend Krieger ins Feld geführt. Gute Fährte hatte keine genaue Übersicht, aber er schätzte seinen eigenen Stamm noch auf fünftausend Kämpfer, die Mohawk hatten viel mehr Männer verloren. Sie waren unbedacht, genau wie die Oneida zu Beginn des Krieges. Vielleicht lebten von ihnen noch dreitausend. Jedenfalls waren es unbeschreibliche Verluste und er konnte jeden seiner Brüder verstehen, der diesen Angriff nun abbrechen wollte.
    Doch er wusste auch, dass die Kelten keine Unterstützung bekamen. Es waren nur wenige Späher, die es geschafft hatten, sich durch die Linien zu schlagen, doch immer wieder erreichte eine Botschaft die Oneida. Weit und breit gab es keine neuen keltischen Truppen. Also mussten die Krieger auf dem Hügel ebenso müde sein, wie die beiden Stämme an dessen Fuß. Hinzu kam, dass die Kelten viel weniger waren. Irgendwann konnten sie nicht mehr genug Männer stellen, um den Hügel zu halten. In der letzten Nacht war es fast so weit gewesen – doch jetzt wusste Gute Fährte nicht, ob er noch einmal einen so massiven Angriff auf die Beine stellen konnte.
    Er hatte einen Medizinmann erschlagen, was ein unbeschreibliches Vergehen war. Auch wenn er nur ein widerlicher Mohawk gesen war. Viele Krieger der Oneida hatten ihm mehr Bewunderung als Missbilligung dafür entgegen gebracht. Und als niemand bereit gewesen war, den Herzog von Duran, den angeblichen Untoten, zu treffen, hatte sich Gute Fährte selbst in den Sattel geschwungen. Er war der Sohn seines Vaters - des Häuptling! Damit konnte er ein Zeichen setzen, denn selbst wenn die Oneida die Mohawk und ihren barbarischen Medizinmann verachteten, so stritten sie nicht ab, dass Sandschlucker eine Verbindung zu den Geistern besaß. Das Drumherum mochte sie abstoßen, doch die Botschaft war trotzdem angekommen. Die Kelten auf diesem Hügel konnten keine Menschen sein. Sie mussten aus der Geisterwelt zurück gekehrt sein, wieder und immer wieder, um die Oneida zu prüfen und zu strafen. Nur ein wahrer Anführer würde sich ihnen alleine stellen.
    Ich fürchte, das ist nicht so.
    Die Stimme des keltischen Herzogs brachte Gute Fährte schlagartig wieder in die Gegenwart zurück. Worüber hatten sie gesprochen? Über Unsterblichkeit.
    Also – was wollt Ihr“, entgegnete er schnell, um sich wieder auf das Gespräch zu konzentrieren.
    Der Kelte war hierher gekommen, er musste eine Absicht verfolgen.

    Auch den Rosanen schien langes Geplänkel nicht zu liegen. Ja, warum war Frederick hier?
    In der letzten Nacht sind viele Männer gestorben. So viele, dass es wilde Tiere anlockt. Tote bringen Krankheiten. Wir wollen unsere Krieger in Ehren bestatten. Wenn Ihr uns einen Tag gebt, würden wir dafür im Austausch Eure Toten zu Euch bringen. Es sind so viele...
    Eine Waffenruhe“, entfuhr es Gute Fährte. „Was soll das bringen?
    Die Erschöpfung zeichnete sich auch in dem jungen Gesicht ab. Wollte er wirklich sofort weiter kämpfen? Dann hätte er nicht hierher kommen müssen. Oder verstand der Rosane einfach nicht?
    Wir ehren unsere Toten. Wir begraben sie und sprechen Gebete. Bisher hatten wir kaum Gelegenheit dazu. Ich schätze, auch Ihr habt solche Rituale. Wollt Ihr nicht auch Eure Gefallenen ein letztes Geleit geben?
    Mehrmals öffnete und schloss sich der Mund des Rosanen. Es war zwar möglich, dass er nach Worten in keltisch suchte, doch Frederick bezweifelte das - und er hatte Recht damit.
    Warum? Warum jetzt? Wir stehen seit Wochen hier! Ich weiß, dass Ihr keine Verstärkung erwartet! Warum eine Pause?“ Die Worte brachen aus Gute Fährte hinaus und Frederick konnte jedes Einzelne davon verstehen.
    Vielleicht, weil ich müde bin. Müde, Gesichter an mir vorbei ziehen zu sehen, die niemals mehr wieder kommen.“ Er sah an Gute Fährte vorbei, über seine rechte Schulter hinweg in die Ferne und verlor sich einen Augenblick lang in dem Grün der Bäume, die schon erste Zeichen des nahen Herbstes trugen. Ein Hauch von rot und gelb hing in den Ästen und Frederick schüttelte sich, als die bunten Farben Erinnerungen an Blut und Galle in ihm weckten.
    Ich habe in der letzten Nacht einen Freund verloren, einen Bruder. Wir haben weit über ein Dutzend Sommer zusammen verbracht, im Frieden und im Krieg. Er war es, der den Angriff auf Euren Häuptling führte.
    Gute Fährte wirkte auf einmal blass. Seine Augen waren fiebrig und suchten nach Fredericks Gesicht. Schmerzen zeigten sich darin.
    Häuptling Großer Bulle. Er war mein Vater.“
    Ein seltsames Gefühl bahnte sich einen Weg durch Fredericks Eingeweide. Es fühlte sich nach Triumph an. Nicht nur er hatte etwas unwiederbringlich verloren in der letzten Nacht, sondern auch diese Rosane Krieger, der nun seinen Stamm für seinen erschlagenen Vater führte.
    Es war ein bitterer Ersatz für die Freude über einen Sieg und brachte Trauer und Frustration mit sich. Langsam bewegte Frederick seine Hand an eine seiner Satteltaschen heran, um den Rosanen nicht zu beunruhigen. Ohne den Blick von seinen Gegenüber abzuwenden, griff er in die Ledertasche und zog einen Schlauch hervor, der erschreckend leer geworden war in den letzten Tagen.
    Hier“, sagte er abgehackt und wunderte sich über sich selbst. Er bot dem Rosanen einen Schluck Whisky an, seinen letzten Vorrat. „Trink davon.“
    Gute Fährtes Hand zuckte leicht, doch dann hielt er inne.
    Was soll das sein?
    Natürlich, dachte Frederick bei sich. Er selbst würde auch nichts zu trinken annehmen, was der Rosane ihm anbot. Es war zu gefährlich. Wie einfach könnte Gift in dem Schlauch sein.
    Hier, ich nehme zuerst einen Schluck. Es ist... Medizin.“ Mit übertriebener Gründlichkeit nahm er einen Schluck Whisky, lies ihn im Mund kreisen, genoss das Brennen und schluckte ihn dann hinunter.
    Hilft es gegen die Trauer“, fragte Gute Fährte mit erstaunlicher Unschuld in der Stimme. Er kam langsam einige Schritte näher heran getrabt und streckte tatsächlich seine Hand nach dem Schlauch aus.
    Ja“, antwortete Frederick ohne nachzudenken. Doch dann besann er sich eines Besseren. Jeder Kelte kannte die Wirkung ihres Whiskys.
    Allerdings nicht sehr lange. Und beim nächsten Mal brauchst Du mehr davon, damit es hilft.“
    Als der Schlauch seine Lippen berührte und die Flüssigkeit in seinen Mund strömte, dachte Gute Fährte einen Moment lang, er würde doch Gift trinken. Es schmeckte nach Rauch und nach Feuer. Nicht nach einem ehrlichen Holzfeuer, dass Zeit hatte, um eine wärmende Glut zu schaffen, sondern nach wilden, verzweifelten Flammen, entzündet aus Torf, der noch nicht ausreichend getrocknet war, die an feuchten Äste und Zweigen leckten. Da war eine Ähnlichkeit zu dem Geruch der keltischen Donnerstäbe. Hart und brennend in der Luft. Hitze wallte nun durch seine Kehle und in seinem Bauch und Gute Fährte verstand die heilende Wirkung. Die Kälte und die Trauer verschwanden einen Augenblick lang, wichen der wenigen Wärme dieses Feuers aus Not und Hoffnung, das in einer feuchten Herbstnacht für einige Minuten das Zittern und die Nässe aus den Knochen weichen lies. Allerdings brauchte dieses Feuer mehr Brennstoff, verursachte mehr Rauch, trieb Tränen in die Augen.
    Es war Fluch und Gnade zugleich.
    Das Feuerwasser der Kelten, von dem die Medizinmänner sagten, die Krieger sollten es nicht trinken. Es sei nur für die ohne Gefahr, welche den Geistern nahe waren. Das war vermutlich ebenso unwahr, wie Sandschluckers letzte Prophezeihung, die Kelten wären unsterblich. Und selbst wenn es die Wahrheit war – der Geist seines gefallenen Vaters würde Gute Fährte ein Leben lang begleiten. Näher konnte er der Geisterwelt nicht kommen.
    Ich verstehe. Auch bei uns gibt es Sachen, die ähnlich wirken.“ Er dachte an das Kraut, dass die Medizinmänner rauchten und es auch an andere weiter gaben, wenn diese sich Visionen und Führung von ihren Ahnen erhofften.
    Und ich verstehe dieses Geschenk als Ehre – unter Feinden.“ Er reichte den fast leeren Schlauch zurück. „Du musst bereits viel Schmerz gelitten haben.“
    Eine Sekunde später bereuhte Gute Fährte seine Worte bereits. Sie konnten durchaus als Beleidigung oder Provokation verstanden werden. Aber der keltische Herzog nickte nur müde.
    Vielleicht habe ich auch etwas, mit dem ich mich revanchieren kann.“

    Als Frederick den Trinkschlauch wieder an sich nahm, wandte sich Gute Fährte zu seinem Begleiter um und sprach etwas in den wirren und plappernden Geräuschen, von denen die Rosanen behaupteten, es sein eine Sprache.
    Der Begleiter antwortete schroff, beinahe unzufrieden, doch er beugte sich schließlich dem Willen seines Anführers. Mit einem bösen Blick in Richtung der Kelten wendete er sein Pferd und ritt langsam wieder zu den Reihen der Rosanen zurück.
    Was mochte jetzt kommen?

  6. #366
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    Mieser Cliffhanger

  7. #367
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Wenigstens geht es wieder mal weiter

  8. #368
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  9. #369
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Ich fürchte, ich werde nicht dazu kommen, die Story in vollem Umfang zu Ende zu schreiben. Die Storyline für die nächsten Kapitel habe ich allerdings schon (lange) zusammen. Wer mag, kann sich die Spoiler gerne ansehen. Es sind derer 10, wobei ich dazu wohl gut 15 Kapitel gebraucht hätte.

    Wie soll(te) es weiter gehen bei den Kelten:

    Achtung Spoiler:
    Frederick und seine Keltengardisten stehen noch auf dem Flooden Hill einer Übermacht gegenüber. Die Schlacht wird immer blutiger, die Vorräte gehen zu Ende, die Munition reicht kaum noch.
    Verstärkung könnte kommen. Osmanische Jantischaren und die Truppen von Graf Jacub vom Clan der Hohen Klippe stehen noch bei Buggalow Hills, doch Jacub ist der Oberbefehlshaber dort und weigert sich, dem Steiner zu helfen. Frederick sendet Saldir aus, den Schwerenöter, Verführer und Herzensbrecher, der sich entschieden hat, nicht mehr Hawkeye und dessen Falken zu unterstützen, sondern mit der Keltengarde an den Flooden Hill zu ziehen. Saldir ist kein wirklicher Keltengardist, die Hoffnung ist da, dass er als Neutraler einen Erfolg erzielen kann.

    Achtung Spoiler:
    Bei Buggalow Hills trifft Saldir auf Graf Jacub. Dieser weigert sich, in den Kampf zu ziehen. Oberst Demir von den Janitscharen möchte gerne helfen, aber er muss ablehnen. Er wird mit seinen Männern den Kelten gegen die Rosanen helfen. Aber in einen internen Machtkampf will er sich nicht verwickeln lassen. König Beras hat Graf Jacub das Kommando übertragen, Demir ist nur Nummer 2 in de Befehlskette. Und Jacub will bleiben.
    Also provoziert Saldir den Grafen. Er tritt ihm vor seinen versammelten Offizieren und einigen anwesenden Janitscharen gegenüber, beleidigt ihn, und fordert ihn zum Duell. Saldir ist zwar kein guter Kämpfer, aber irgendetwas muss er tun.
    Jacub weigert sich zu kämpfen. Normalerweise könnte er dies nicht ohne Verlust von sehr viel Ansehen tun, doch er verweist auf eine Begründung, die Frederick selbst schon angeführt hat. Nicht jeder einfache Krieger kann einem Befehlshaber ein Duell aufzwingen, nur weil diesem seine Befehle nicht passen. Das ist in einer Armee nicht machbar. Nur andere Hauptleute, hohe Offiziere oder Clanälteste könnten ein Duell verlangen.
    Saldir sieht sich also um im Zelt des Grafen und fordert die Anwesenden auf, sich zu erklären. Doch keiner reagiert.

    Achtung Spoiler:
    Jacub befiehlt, Saldir zu entfernen. Einer der Janitscharen tritt auf den Kelten zu. Jacub lacht bereits, doch er muss sich doch dem Zweikampf stellen.
    Der Janitschar ist Feldwebel Bertram vom Clan der Bären. Der vermutlich letzte männliche Erwachsene seines Clans, der durch Zufall seine Enkelsöhne wiedergefunden hat. Dies schreibt er dem beherzten Angriff Fredericks auf die geiselnehmenden Rosanen zu. Er ist damit Ältester seines Clans und fordert Jacub zum Duell.
    Da die Tradition besagt, ein Kämpfer wählt den Ort und die Zeit, der andere Kämpfer wählt die Waffen, fordert Bertram "hier und jetzt".
    Jacub entscheidet sich für die Axt als Waffe. Er selbst ist ein erfahrener Kämpfer mit der Axt, während Bertram einen Säbel führt. Also muss der Feldwebel sich eine Axt aus den Beständen der Truppe ausleihen. Auf dem Platz vor dem Zelt erwartet ihn Jacub mit einer Streitaxt, Bertram jedoch wählt nur eine geradezu winzige Axt - ein Tomahawk der Rosanen, das als Kriegsbeute ins Lager gebracht wurde. Während Jacub ihn noch auslacht, wirft Bertram das Tomahawk und trifft den Grafen im Gesicht. Blut fließt, Jacub geht zu Boden und verliert das Bewusstsein.

    Achtung Spoiler:
    Da sein Befehlshaber nicht mehr in der Lage ist, Anweisungen zu geben und Oberst Demir der Zweite in der Hierarchie, befiehlt der Osmane seinen Janitscharen den sofortigen Aufbruch. Verstärkung ist unterwegs.
    Die Kämpfe bei Flooden Hill werden schwerer. Die Kelten müssen bereits in den Nahkampf gehen und von den 2000 Keltengardisten leben nur noch gut 500. Eine kleine Reitergruppe der Eyinfur, Llionels Leute, können noch ein paar Vorräte mitbringen, ein paar Hand voll Munition, aber nichts handfestes. Allerdings bringen sie böse Tricks mit. Sie bauen Fallen, verstärken die Gräben und erkaufen der Keltengarde damit noch einige wenige Tage.
    Im letzten Showdown durchbrechen die Rosanen fast die Reihen der Kelten, bevor die Janitscharen den Flooden Hill erreichen und die Stellung mit frischen Kräften endgültig sichern.

    Achtung Spoiler:
    Die letzten 400 Mann der Keltengarde ziehen ab. Sie haben alles gegeben und brauchen eine Pause, als die Meldung kommt, dass Graf Jacub nach seiner Demütigung durch Saldir und Bertram nun endgültig versucht, die Steiner zu vernichten. Er hat Fredericks Familie verfolgt und angegriffen. Krieger vom Clan der Hohen Klippe haben sie auf der Landstraße überfallen, als die Herzogin, Ljanne und Soraya ihrem Vater entgegen eilen wollten. Dabei werden die Kinder entführt. Sie liefern sich eine wilde Verfolgung durch den Wald und werden dabei von einem jungen Assassinen verteidigt, der am Ende fällt. (Es ist der Junge, von dem Llionel einst erzählt hat, dass er dem Blute des osmanischen Großversirs Stönegül entstammt.)

    Achtung Spoiler:
    Die Assassinen sind auf Blut aus, Frederick will seine Familie zurück, die Keltengardisten sind entsetzt über den Verrat. Feldwebel Bertram, der mit einigen verwundeten Janitscharen die abrückende Keltengarde begleitet, ist ebenfalls außer sich.

    Achtung Spoiler:
    Jacub behandelt die Kinder fast anständig. Zwar droht er Ljanne mit Kastration, um die Linie der Steiner auszulöschen, doch der Junge verkündet frei heraus, dass seine Mutter bald einen Sohn zur Welt bringen werde. Jacub könne mit ihm und seiner Schwester tun, was er wolle. Die Steiner würden überleben und Frederick kommen und den Grafen töten.
    Damit beeindruckt Ljanne nicht nur Jacub, sondern auch dessen Enkeltochter. Diese sorgt dafür, dass Ljanne und auch Soraya, die als hübsche junge Frau inmitten eines Kriegerlagers sehr gefährdet ist, nichts passiert.
    Vom Clan der Hohen Klippe wird ein Bote ausgesandt. Jacub ist bereit, Frederick gegen seine Kinder auszutauschen.

    Achtung Spoiler:
    Auf der Hohen Klippe, dem namensgebenden Siedlungsplatz von Jacubs Clan, treten der Graf und seine Männer und die bunt zusammengewürfelte und abgekämpfte Truppe der Keltengardisten, Janitscharen und Assassinen aufeinander. Beide Seiten stehen sich mit gezückten Waffen gegenüber.
    Frederick geht ohne Waffen zu Jacub, dieser lässt die Kinder gehen. Sie nehmen ihren Vater in die Arme. Dieser hebt beide hoch, wirbelt sie herum und setzt sie so ab, dass er mit dem Rücken zu Jacub steht und Ljanne und Soraya damit Schutz vor Kugeln bietet. "Lauft" ruft er ihnen zu und breitet die Arme aus, um noch mehr die mögliche Schussbahn zu blockieren.
    Kugeln treffen ihn und werfen ihn zu Boden. Assassinen, Keltengardisten und Janitscharen stürmen voran, schlagen sich durch die Reihen des Clans der Hohen Klippe und überwältigen dessen Krieger.

    Achtung Spoiler:
    Jacub und dessen Enkeltochter werden sofort ergriffen, während Frederick sich nicht mehr rührt. Jetzt bricht sich der Zorn in Ljanne Bahn.
    Es sieht danach aus, als sei er nun der Herzog von Duran - und er kennt nur Rache. Vor den Augen des Grafen töten Ljanne mit einem Kopfschuss erst dessen Enkeltochter, dann den Grafen selbst. Die Männer um ihn herum starren ihn an, doch er beschwört sie im Namen seines Vaters, ihm zu folgen. Der Clan der Hohen Klippe habe einen Vernichtungstest gegen die Clan Steiner ausgerufen. Es gibt nur eine Antwort darauf - der Clan der Hohen Klippe muss vernichtet werden.
    Die Assassinen sind wütend wegen dem Mord an ihrem Bruder, die restlichen Keltengardisten traumatisiert und begierig darauf, sich an denen zu rächen, die sie am Flooden Hill haben sterben lassen. Es wird ein Blutbad, dem auch Frauen und Kinder nicht entkommen. Bis auf Jacubs Sohn Jorn und eine Hand voll Krieger, der noch bei König Beras sind, wird der ganze Clan der Hohen Klippe ausgelöscht.

    Achtung Spoiler:
    Ljanne, dem bereits vorher wegen seiner dunklen Haare und Augen und seinem unversöhnlichem Wesen der Schmähname "Schwarzer Prinz" hinterhergerufen wurde, nimmt diesen nun offiziell an.
    Er befiehlt den restlichen Keltengardisten zurück nach Buggalow Hills zu ziehen. Dorthin, so weiß er inzwischen von den Assassinen, ist auch König Beras gezogen - und Ljanne gibt dem König die Schuld für die Schrecken, welche über die Steiner und die Keltengarde herein gebrochen ist. Also marschiert die Truppe erneut los. Die bisher blauen Umhänge der Garde, ohnehin schmutzig, werden schwarz gefärbt.

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