Chris Froome im Stile des Großen Eddy Merckx greift 80 Kilometer und drei Bergpässe vor dem Ziel an und zieht es durch .
Der Ablauf war so (ich habe erst kurz vor Froomes Angriff eingeschaltet): Ein paar Sky-Fahrer greifen sehr früh an, um eine Ausreißergruppe zu bilden. Yates und sein Team setzen nach und holen sie wieder ein, damit sie keine Relaisstationen für Froome später bilden können. Sehr früh - noch vor dem Finestre - fällt aber Yates aus dem zu diesem Zeitpunkt noch recht großen Peloton zurück. Bereits im Anstieg zum Finestre ist er völlig raus und ist ab dem Zeitpunkt wohl nur noch daran interessiert, vor dem Besenwagen ins Ziel zu kommen (am Ende hatte er ja 38 Minuten, das passiert nicht wenn einer wie er voll fährt, selbst an einem miserablen Tag). (Yates hatte vorher ne halbe Minute auf Dumoulin und dreieinhalb Minuten auf Froome, schon mitten im Finestre war klar dass Froome ihn überholen würde.)
Jetzt war der Kampf im Prinzip nur noch Froome vs. Dumoulin. Froome wie bekannt mit seinen guten Helfern unterwegs und die ziehen das Tempo an, ein wenig vor dem Schotterabschnitt des Finestre greift Froome an und fährt den Rest der Etappe alleine. Zunächst kam er nur auf 15 Sekunden weg, gab dan Gas und hatte oben 40 Sekunden, nach der Abfahrt 1:10 Minuten. Pozzovivo konnte der Gruppe Dumoulin (mit Pinot, Carapaz und Lopez) auch bereits am Finestre nicht mehr Folgen.
In der Folge gelang es der Gruppe Dumoulin nicht mehr, Zeit auf Froome einzuholen, sondern Froome fuhr weg, weil Carapaz und Lopez konsequent null geführt haben, Pinot gerade im relativ flachen Anstieg nach Sestriere nicht der stärkste ist, und weil zwar sein Teamkollege Reichenbach nochmal in die Gruppe kam, der dann auch führen musste, aber freilich ziemlich kaputt war und einem Froome freilich nicht das Wasser reichen kann (für seine Verhältnisse freilich eine exzellente Leistung heute). Faktisch war also, obwohl Dumoulin ne Gruppe hat, es eben doch Froome alleine gegen Dumoulin alleine. Und Dumoulin ist zwar der bessere Zeitfahrer, aber in den Bergen ist Froome halt stärker.
Unterm Strich muss man festhalten, dass der Grund für die großen Abstände ist, dass nicht wie sonst üblich erst am letzten Anstieg der Angriff erfolgt, sondern dass Froome eben durch seinen großen Rückstand gezwungen war, bereits am drittletzten Anstieg, dem sehr schweren Finestre, anzugreifen. Hätte er erst am Jafferau angegriffen, hätte er niemals drei Minuten auf Dumoulin rausfahren können.
Und Edith: Ich würde jetzt nicht unbedingt das gleich wieder auf Doping schieben. Froome war diesmal eher sauber als sonst (er hat ja auch vorher durchaus immer wieder was verloren bei diesem Giro) und bei der heutigen Etappe musste er eben volle Pulle und auf Risiko fahren, sonst holt er keine drei Minuten ein, das war ihm klar. Und unter dem Fahrerfeld ist er halt schon ne Klasse besser als alle anderen außer Dumoulin, das war vorher bekannt. Und Dumoulin holt auch seine Stärke viel mehr aus dem Zeitfahren als Nibali oder Quintana, sogar mehr als Froome. Man sieht auch an seiner Statur, dass er in den Bergen nicht ganz so stark sein kann wie diese drei.