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Thema: Die Bovaner

  1. #1126
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Dann wäre ja wohl ein Rettungs-Aufruf an der Reihe.
    Wer bekommt Civ 3 Vanilla zum Laufen und zieht für Hawk die nächsten Züge?

  2. #1127
    racebear75 Avatar von racebear75
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    Wow! Bovana geht weiter! Kaum zu fassen, danke!
    bin inzwischen nicht mehr ganz so ein Neuling ;-)

  3. #1128
    Der einzig wahre Falke Avatar von Hawkeye
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    Zitat Zitat von racebear75 Beitrag anzeigen
    Wow! Bovana geht weiter! Kaum zu fassen, danke!
    Gern geschehen. Hier das neue Kapitel.

    Kapitel 306 Guten Morgen


    Die Kommunikationsanlage war ihnen völlig fremd. Da niemand etwas sagte, versuchte Lars das Gerät einzuschalten. Das einzige Bedienfeld war unmissverständlich. Bitte hier zum Aktivieren drücken.
    "Halt, was tust du?", fragte Laura panisch.
    "Ich will das Gerät einschalten, nur so erfahren wir, wem es gehörte.", antwortete Lars patzig.
    Laura wollte sich das nicht bieten lassen und setzte bereits zu einer lauten Erwiderung an. Sie holte schon Luft.


    "Schluss jetzt!", grummelte Striker. "Ich seid schlimmer als meine Neffen. Nur sind diese 5 und 7 Jahre alt.", sagte Striker weiter. "Mir gefällt das hier Alles nicht aber wir brauchen Antworten und zwar schnell." Laura wollte schon wieder etwas sagen, dies wurde aber von Striker mit erhobener Stimme abgebügelt. "Ich weiß, es ist ein Risiko aber wir benötigen mehr Informationen. Da es nicht unsere Anlage ist, muss sie von Madison sein. Ich befürchte, wie sitzen tiefer im Schlamassel, als wir ahnen.
    Erst das Auftauchen der Chinesen, dann das Verschwinden unseres Transportschiffes, plötzlich die Einschläge, die Flucht und das überraschende Auftauchen meines alten Freundes Madison.
    Er hilft uns mit den unbekannten Trägern und führt uns durch ein Tunnellabyrinth, dass wir bis dahin nicht entdeckt haben, obwohl wir Tiefenscans durchgeführt haben. Und dann präsentiert er uns ein Sternentor, was allein schon phantastisch ist, und erzählt uns etwas von dem Ringen mehrere kosmischen Großmächte, die sich gegenseitig an die Gurgel gehen. Mir reicht das. Von dem Reisen durch das Tor will ich gar nicht erst anfangen. Also, Lars. Schalt dieses verdammte Ding ein.", polterte Striker.


    Lars wollte sich noch bei Laura für seine patzige Antwort entschuldigen aber diese ignorierte ihn und schaute stur auf das Gerät in der Kiste. Beleidigt, wie ein kleines Kind. Doch dann sagte sie plötzlich doch etwas.
    " Angenommen wir schalten das Ding ein, wir wissen überhaupt nicht, was dann passiert. Vielleicht setzt es einen Funkspruch ab und verständigt die, vor denen wir fliehen mussten. Oder Andere empfangen das Signal und nehmen uns bestenfalls als Geiseln oder Sklaven mit.", erklärte Laura.
    Striker dachte nach. Seiner Meinung nach waren ihre warnenden Worte nicht falsch. Aber ein gewisses Risiko gab es immer. Bevor Lars eigenmächtig handelte, hatte Striker sich entschieden. Aber wieder kam ihm Laura zuvor.


    "Außerdem bin ich müde und haben Hunger. Ihr nicht? Wann haben wir das letzte Mal etwas gegessen und ein wenig Schlaf gefunden?", hakte Laura nach. Plötzlich spürte Striker, wie müde und leer er sich fühlte. Laura hatte mal wieder Recht. Seit ihrer Abfahrt aus der Basis hatte jeder vielleicht 10 Minuten die Augen geschlossen. Sie waren alle erledigt. Die Strapazen und die Aufregung forderte nun ihren Tribut.
    "Du hast Recht. Lasst uns morgen weitermachen. Lars, gib´ doch mal die Proviantkiste her. Mal sehen, was wir uns heute gönnen. Sie öffneten ein paar Beutel und aßen den Inhalt mit großer Hast sowie wenig Achtung für die Tischmanieren. Danach fanden sie ein paar Schlafsäcke und legten sich zwischen den Kisten zum Schlafen. Auf eine Wache verzichteten sie. Diese wäre ohnehin eingenickt.

    Am nächsten Morgen, der Himmel war immer noch wolkenverhangen, gab es ein karges Frühstück. Dosenbrot mit Streichwurst aus der Tube. Dazu Saft. Zum Glück regnete es nicht mehr. Sie einigten sich, die Notdurft weit zurück im Tunnel zu verrichten.
    Sie fühlten sich zwar etwas besser aber vital und ausgeruht war keiner von ihnen.
    Lars hatte eine Idee. "Ich habe mir Gedanken gemacht, wie wir aus dem Schacht nach unten kommen könnten. Ohne Seil." Striker und Laura schauten ihn gespannt an und beide schwiegen redete Lars einfach weiter.


    "Wir benutzen einfach den Grav-Träger.", meinte Lars überzeugt. Er ließ beiden einige Augenblicke zum Nachdenken und sprach weiter.
    "Ich werde, zusammen mit einigen Kisten, mit dem Trägern nach unten schweben und den Träger mit der Fernbedienung wieder nach oben schicken. Dann packt ihr entweder die übrigen Kisten darauf oder einer von euch schwebt damit runter. Ich würde vorschlagen, dass Laura die Nächste wäre und Striker danach die restlichen Kisten verpackt. Dann ist er als Letzter an der Reihe. Es kann nicht schief gehen."
    "Ich weiß nicht, es sieht nicht sehr stabil aus.", antworte Laura skeptisch.
    "Vom Gewicht schafft er dich, du wiegst ja nicht mal so viel, wie eine Kiste.", schmeichelte Lars ihr.
    Laura schien nicht überzeugt.


    "Du kannst dich flach auf den Träger legen. Dann kann Nichts passieren.", schlug Striker vor.
    "Na gut, aber ganz wohl ist mir bei dem Gedanken nicht.", meinte Laura. Sie machte ein sehr skeptisches Gesicht.
    "Schau mal, wir könnten auch mit dem Seil arbeiten. Aber ich sehe in Moment keine Möglichkeit ein Seil hier im Schacht zu fixieren. Also, müsste ich dich herablassen. Wenn dir das lieber ist." schlug Lars vor.
    "Dann setzte ich mich lieber auf den Träger.", meinte sie schnippisch.
    Lars zuckte mit den Schultern. "Wir können dich auch auf dem Träger festbinden."
    "Gute Idee, Lars. Das werden wir nachher ausprobieren.", sagte Striker.
    "Aber warum?", hakte Laute nach. "Warum nach unten? Wir könnten doch auch hier im Schacht bleiben."
    "Und dann? Auf Hilfe hoffen? Vom wem denn?", fragte Lars nach.
    "Das Tor ist abgeschaltet und wir können es nicht von hier wieder aktivieren. Zumindest weiß keiner von uns, wie das geht. Wir müssen Hilfe finden. Wir können nicht hier bleiben. Unsere Vorräte werden nicht ewig reichen.", erklärte Lars.


    "Aber wo willst du denn hin? In welche Richtung? Das gleicht doch einem Lotteriespiel. Wir kennen nichts von dieser Welt." schimpfte Laura.
    "Deswegen müssen wir ja das Gerät aktivieren und sehen, was wir damit erreichen können.", sagte Striker entschieden und wandte sich der Kiste zu. Laura sagte nichts mehr, sie sah ein, dass sie hier nicht bleiben konnten. Die Drei rückten zusammen, um zu sehen was passieren würde.
    Striker aktivierte das Gerät und der Bildschirm wurde erst hell und zeigte dann das Antlitz von Madison. Im Hintergrund sah man die Tunnelfelswände auf Bovana sowie das Sternentor. Es war nicht aktiv. Striker berührte den Bildschirm. Es war eine Filmaufnahme. Madison sprach.

    "Hallo, meine Freunde.", seine Stimme war klar und gut zu verstehen.
    "Wenn ihr euch diesen Film anseht, seid ihr sicher durch das Sternentor gegangen. Ihr habt sicher viele Fragen und ich hoffe, ich kann sie beantworten."
    "Na, hoffentlich.", meinte Lars süffisant.
    "Ich befinde mich auf Bovana und zwar kurz bevor ich mit euch Kontakt aufnehmen werde. Für diejenigen, die mich nicht kennen, ich war Mitglied der ersten archäologischen Expedition nach Bovana unter der Leitung von Professor Carson. Es kam zu einem Unfall, bei dem ich verschüttet wurde. Eigentlich das sichere Todesurteil." Madison machte ein kurze Pause.


    "Doch, ich habe überlebt. Schwer verletzt und ohne Hoffnung auf Rettung hatte ich mit meinem Leben abgeschlossen."
    Striker biss bei den letzten Worten die Zähne zusammen. Sein Gesichtsausdruck zeigte seine hohe Anspannung. Seine jahrelangen Selbstvorwürfe über das Zurücklassen von Madison hatten ihre Spuren hinterlassen. Obwohl es keine Möglichkeit zur Rettung von Madison gab und Striker selbst nur knapp mit dem Leben davon kam, fühlte er sich schuldig.
    "Doch mir wurde geholfen. Ich wurde aus meiner misslichen Lage befreit und gesund gepflegt. Meine damaligen Retter nannten sich -DIE HÜTER."
    Laura, Lars sowie Striker konnten kaum glauben, was sie hörten."
    "DIE HÜTER sind die letzten Überlebenden eines der Galaktischen Großmächte, die vor der Dunklen Bedrohung fliehen mussten. Nun werdet ihr euch sicher fragen, wie DIE HÜTER aussehen. Doch das ist irrelevant. Sie sind körperlos und es sind eher Energiewesen.
    Sie sind nicht die Schöpfer der Tore. Ja, es gibt noch viele Tore. Ihr würdet nicht glauben, wie viele es sind. Wer die Schöpfer der Tore waren ist nicht bekannt. Es muss eine Zivilisation gewesen sein, die ein immenses Wissen über die Natur des Universums gehabt haben muss. DIE HÜTER registrierten auf ihrer Flucht die Schwingungen bzw. die Resonanzen der Tore.


    Die Tore sind durch künstliche Wurmlöcher miteinander verbunden. Man kann mit ihnen zu jedem Tor des Netzwerkes reisen. Wenn man über genügend Energie verfügt sowie die Zielkoordinaten kennt. Leider fanden DIE HÜTER keine weiteren Spuren der Erbauer. Ein Rätsel der Vergangenheit.
    DIE HÜTER wurden mehrere hunderttausend Jahre von den Roboterschiffen der Dunklen Bedrohung verfolgt und ihnen war klar, dass es früher oder später zum Angriff kommen würde.
    Die Dunkle Bedrohung ist eine ernsthafte Gefahr für das Leben im gesamten Universum. Das Ziel der Bedrohung ist die Vernichtung allen natürlichen Lebens. Um gegen die Bedrohung zu bestehen benötigen DIE HÜTER Unterstützung von neuen Verbündeten. Dafür suchten sie viele Jahre in unserer Galaxie nach Völkern, die vielversprechende Wesensmerkmale hatten.
    DIE HÜTER versuchten die auserwählten Völker heimlich bei ihrer Entwicklung zu unterstützen.
    Eines der Völker waren die Bovaner. Leider kam es zu einer unvorhergesehenen Katastrophe, die das Leben auf Bovana auslöschte. Die Gründe dafür sind nicht einwandfrei geklärt.


    DIE HÜTER vermuteten, dass es die sarimidischen Abweichler waren, die zum Untergang führten. Vielleicht hatte auch die Dunkle Bedrohung ihre Finger im Spiel. Die Roboterschiffe und deren K.I. sind sehr erfindungsreich und kreativ, was das Auslöschen von Leben angeht. Eigentlich dürften die Roboterschiffe unsere Galaxie noch nicht erreicht haben. Aber wer weiß, vielleicht sind sie schneller hier als gedacht. Weil sich auch auf anderen vielversprechenden Planeten plötzlich Katastrophen ereigneten und ganze Rassen auslöschten und die Zahl möglicher Verbündeter für DIE HÜTER sich dramatisch verkleinerte ersannen sie einen neuen Plan. Und nun kommt ihr ins Spiel.", erklärte Madison.
    "Toll, jetzt wird es spannend. Mal sehen, was für eine Schweinerei nun kommt.", meinte Lars verkündend.
    "Pssssst.", zischte Laura dazwischen.


    "Ich wurde ausgesandt, um euch zu kontaktieren. Ich sollte euch dazu bringen durch das Sternentor zu gehen. Der Angriff der Chinesen auf Bovana mag ein erster Hinweis darauf sein, dass es Kräfte innerhalb der Menschheit gibt, die auf Konfrontation und Zerstörung setzen. Dies betrifft aber nicht nur die Chinesen und deren Vasallen sondern auch andere Mächte. Die Menschheit wurde ebenfalls ausgewählt. DIE HÜTER hatten hohe Erwartungen an die Menschen. Bisher konnte die Menschheit, die in sie gesetzten Erwartungen, mehr als erfüllen. Es konnten viele Kolonien gegründet werden und die Anwendung von neuen Technologien und neuem Wissen sah vielversprechend aus."
    Wieder machte Madison eine Pause.


    "Doch leider ist die Menschheit immer noch nicht geeint. Ganz im Gegenteil, sie steht kurz davor sich gegenseitig zu vernichten. DIE HÜTER versuchen Alles, um dies zu verhindern aber ihr Handlungsrahmen ist eingeschränkt. Deshalb wurde ein neuer Plan geboren. Wie gesagt, ich sollte euch dazu bringen durch das Sternentor zu reisen. Das ist mir gelungen. Ihr solltet nach Inox reisen, wo ihr in Sicherheit gewesen wärt. Doch leider habe ich euch angelogen. Ich seid nicht auf Inox. Sondern auf einem anderen Planeten. Ihr seid auch nicht alle auf demselben Planeten. DIE HÜTER haben mich beauftragt, euch in Dreiergruppen durch das Tor gehen zu lassen. Jede Dreiergruppe ist auf einem anderen Planeten gelandet, um dort eine Gruppe von Bewohnern zu finden, um diese auf ihrem Weg zur Zivilisation zu unterstützen, damit diese in Zukunft DIE HÜTER in ihrem Kampf gegen die Dunkle Bedrohung unterstützen kann."
    Pause.

    "WAS?"

    "Das glaube ich nicht!"

    "Dieses Arschloch!"
    "Das darf doch nicht wahr sein!"
    "Was machen wir jetzt!"


    "Ruhe, es geht weiter!", ermahnte Striker die beiden anderen. Madison ahnte wohl, was seine Worte anrichten würden und hatte diese Pause mit in seinem Monolog eingebaut.


    "Nun, das ist noch nicht Alles. DIE HÜTER kannten die Dunkle Bedrohung schon sehr lange und ihnen war klar, dass sie hier und jetzt keine Chance auf einen Erfolg haben würden. Die Dunkle Bedrohung ist in Moment zu stark, um erfolgreich Widerstand zu leisten.
    Die auserwählten Völker sind zu schwach und uneins, um eine echte Hilfe zu sein.
    Also, experimentierten DIE HÜTER mit den Konstanten der Tore und sie schafften es diese zu manipulieren.
    Ihr seid auf eurer Reise durch das Tor nicht nur durch den Raum sondern auch durch die Zeit gereist und zwar 2 Millionen Jahre in die Zukunft. Ihr befindet euch auch nicht mehr in unserer heimischen Galaxie, der Milchstraße, sondern auf einem Planeten in der Andromeda-Galaxie. Die Roboterschiffe der Dunklen Bedrohung werden frühestens in 50.000 Jahren die Andromeda erreichen. Bis dahin hoffen DIE HÜTER, dass die neuen auserwählten Völker sich erfolgreich entwickeln und ihr sollt die Samenkörner sein, die das ermöglichen....ihr...."


    Laura schrie plötzlich ihre Wut heraus. Sie konnte sich nicht mehr zurückhalten. Die Anspannung musste gelöst werden. Es musste etwas geschehen. Sie stand auf, schnappte sich die Kiste mit dem Bildschirm, ging ein paar Schritt Richtung Schachtende und warf die Kiste kurzerhand aus dem Schacht in die Tiefe. Striker und Lars konnten sie nicht daran hindern.

    Sie standen schweigend im Schacht und sahen hinaus in auf die fremde Welt. Sie sehen zum Himmel und sahen, dass Madison zumindest in einem Teil seines Monologs die Wahrheit gesagt hatte.
    Sie waren nicht auf Inox. Denn Inox besaß keine zwei Sonnen. Die Wolkendecke riss auf und zeiget über dem Horizont zwei aufgehende Sonnen.

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    Story des Jahrzehnts
    update 16.08.2019



    Schreibt endlich weiter...


    "Ich habe nach dem Spiel in der Kabine viele verwirrte Menschen getroffen."
    Kiel-Trainer Ole Werner am 13.01.21 nach dem Sieg gegen Bayern München


  4. #1129
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    Kapitel 307 Hass


    Laura fühlte sich elend und sank auf ihre Knie. Sie begann zu schluchzen und schlug die Hände vors Gesicht.
    Striker und Lars wussten im ersten Augenblick nicht, wie sie reagieren sollten. Dann sank Striker, nachdem Lars sich nicht rührte, ebenfalls auf seine Knie und nahm Laura vorsichtig in seine Arme.


    Sie tat ihm leid. Mit verheulter Stimme meinte Laura: "Ich kann nicht mehr, das ist einfach zu viel!"
    Sie lehnte sich an Striker und viele Tränen landeten auf seiner Schulter. Lars stand nur da und rührte sich immer noch nicht. Plötzlich versteinerte sich seine Miene und er ging zum Träger, schob diesen über den Abgrund und setzte sich darauf. Dann setzte sich der Träger in Bewegung und schwebte langsam nach unten.
    "Ich sehe mal, ob ich etwas retten kann", sagte er knapp. Dann verschwand er. Laura drückte sich an Strikers Schulter. Ihr Körper zitterte leicht und sie holte immer wieder tief Luft. Striker suchte und fand schließlich ein Tuch in einer Tasche seines Overalls und bot es ihr an. Sie begann sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen.


    Er wusste nicht, wie lange er Laura im Arm hielt und ihrem leisen Schluchzen traurig lauschte. Er musste sich eingestehen, dass ihm ebenfalls zum Heulen zu Mute war aber er wollte sich keine Blöße geben.
    Tief in seinem Inneren keimte die Erkenntnis, dass er in Zukunft stark sein musste, um die Probleme und Entscheidungen zu meistern, die vor ihnen lagen. Es würden viele Herausforderungen auf sie lauern.


    Striker blickte nach unten zu Lars. Dieser hatte die Kiste auf einem Felsen platziert und hockte davor und sah auf den Bildschirm. Striker konnte aus der Entfernung nicht erkennen, ob das Gerät noch funktionierte. Er sah nur, dass Lars hin und wieder am Gerät rüttelte oder es schräg hielt. Einmal hielt er sein Ohr am Lautsprecher. Schließlich stand Lars auf und ließ die Kiste auf dem Felsen einfach stehen. Lars bückte sich, nahm einen Stein vom Boden auf, und schleuderte ihn kraftvoll Richtung Fluss. Der Stein flog bis zur Flussmitte und versank dann in den Fluten.
    Lars blieb am Ufer stehen. Er neigte seinen Kopf nach Vorne, schlug seine Hände vors Gesicht und seine Schultern begannen zu zittern. Dann sank er auf seine Knie.


    Er also auch, dachte Striker. Ich muss für die beiden stark sein.
    "Was können wir jetzt tun?", erkundigte sich Laura heulend. "Ich meine, was sollen wir machen?" Hilflos klangen ihre Worte. "Ich weiß es noch nicht, Laura. Aber wir können nicht hier bleiben. Unsere Vorräte sind begrenzt und reichen nicht ewig. Wir müssen Hilfe finden.", antworte Striker einfühlsam.
    "Aber wo? Wo verdammt, sollen wir Hilfe finden?", schrie Laura wütend. Die aufkeimende Wut verdrängte langsam die Hilflosigkeit sowie die bittere Panik.
    "Wir werden Hilfe finden, irgendwo.", meinte Striker lapidar. Er wollte zuversichtliche klingen aber ihm fehlte die rechte Überzeugung dafür. Die Zukunft lag wie ein Nebelfeld vor Ihnen. Man wusste nicht, wohin der Weg führte bzw. wo der Weg überhaupt war.


    Striker versuchte sich langsam von Laura zu lösen. "Ich muss mit Lars reden." Striker stand auf und ging zum Schachtende.
    "Lars! Hey, Lars. Wir müssen reden!", Striker rief hinunter zu Lars, der immer noch am Ufer kniete. Langsam, sehr langsam erhob sich Lars und schaute hinauf zum Schacht. Dann ging er zum Träger und bediente die Fernsteuerung. Der Träger schwebte hinauf zu Striker, dieser setzte sich auf den Träger.
    "Ich bin gleich wieder da.", meinte Striker zu Laura und versuchte zu lächeln. Doch Laura schaute nicht auf. Sie kauerte auf dem Boden mit angezogenen Knien und verbarg ihr Gesicht hinter ihren Haaren. Mit ihren Armen umschlang sie ihre Beine. Striker schwebte schließlich nach unten zu Lars. Dann stand er vor ihm und sah sein verheultes Gesicht. Das hatte er nicht erwartet. Doch Jeder hatte einen weichen Kern. Selbst der Frauenheld Lars.
    "Nun, was hast du noch herausgefunden?", fragte Striker leise. Er wollte Lars auf andere Gedanken bringen. Hatte aber keine Chance bei den gegebenen Umständen.


    "Wir sind verloren.", sagte Lars. Es klang deprimiert und hoffnungslos.
    "Ich...", setzte Striker zu einer Antwort an, doch Lars redete einfach weiter.
    "Wir sind hier gestrandet. Endgültig." Lars ging ein paar Schritte zur Seite, schaute über den Fluss und sprach dann weiter. Er ahnte, worum es Striker ging.
    "Viel habe ich nicht heraushören können, das Gerät funktioniert nicht mehr richtig. Der Bildschirm ist praktisch tot. Nur farbige Schlieren und Schatten waren zu erkennen. Aber das ist nicht schlimm, wir wissen ja, dass Madison spricht und wo er sich befand. Die Sprachausgabe ist verzerrt und hat Aussetzer. Seine Stimme kaum zu hören. Die fremde Technik scheint nicht robust zu sein." berichtete Lars.
    "Kein Wunder, bei einem Fall aus über acht Metern Höhe.", erwiderte Striker sanft und blickte kurz über seine Schulter nach oben zur Öffnung. "Was hast du erfahren?", hakte Striker nach.


    Lars kratzte sich am Hinterkopf. "Wie gesagt, nicht viel. Die übrigen Dreiergruppen sind ebenfalls bis nach Andromeda gereist, nur zu anderen Planeten. Ein Zurück wird es nicht geben, weil das Tor auf Bovana zerstört wird. Es soll nicht in den Hände der Dunklen Bedrohung fallen. Madison meinte, selbst wenn wir genügend Energie zur Verfügung hätten, um das Tor zu öffnen, könnten wir nicht zurück. Das Tor auf Bovana war das Einzige, was das Reisen aus der Milchstraße ermöglichte. Sozusagen ein Galaxie-Tor.", teilte Lars mit. "Außerdem sei ein Reisen in die Vergangenheit nicht möglich.", meinte Lars.
    "Ja, ich verstehe. Ich bin kein Physiker aber mir hat mal einer versucht zu erklären, dass Zeitreisen nur in eine Richtung möglich wären und zwar in die Zukunft. Ich weiß nicht mehr genau, warum das so ist. Aber ich kann mich an seine Ausführung erinnern.", erklärte Striker.
    Sie standen eine Weile schweigend nebeneinander und schauten auf den träge fließenden Fluss.

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    Eine leichte Brise wehte und die Blätter der einzeln stehenden Bäume raschelten leicht. Über ihnen zwitscherte ein Vogel sein Lied und schlug hektisch mit seinen Flügeln. Die beiden Sonnen stiegen langsam am Himmel empor und erwärmten die Luft, die nach Gras, Erde und Feuchtigkeit roch. Ein idyllischer Anblick, wenn man die Tatsache ausblendete, dass man sich auf einem fremden Planeten befand und keine Möglichkeit zur Rückkehr hat.

    "Wie fühlst du dich?", fragte Striker unvermittelt. Lars antwortete nicht sofort. Sein Körper spannte sich und er biss die Lippen zusammen. Dann drehte er seinen Kopf und schaute Striker direkt in die Augen.


    "Wie ich mich fühle? Willst du das wirklich wissen? Ich bin hin und hergerissen zwischen Hass, Wut, Hilflosigkeit sowie Verzweiflung. Dein Kompagnon Madison hat uns hierher geschickt. Er hat uns angelogen, von Vorne bis Hinten. Wir können auf keine Hilfe hoffen und sind allein und wir sind von den anderen aus unserem Team getrennt worden. Und warum? Weil eine Bedrohung aus dem All nach unserem Leben trachtet. Das ist doch alles Irrsinn. Ich weiß nicht, ob ich oder Madison verrückt ist.", schnaubte Lars.
    Striker schwieg und hing seinen Gedanken nach. Er konnte nicht verstehen, wie Madison ihn erneut verraten konnte. Wieder plagten ihn Schuldgefühle. Er konnte Lars verstehen. An seiner Stelle würde er genauso denken.


    "Ich....ich hasse Madison und weiß, dass ich ihn nie wiedersehen werde. Ebenso, wie meine kleine Svetlana.", Lars bekam feuchte Augen und drehte sich ab. Lars und Svetlana? Striker ging ein Licht auf. Lars wird seine Partnerin nie wieder sehen. Wie schrecklich.
    Striker ging sachte zu Lars und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er versuchte seine Worte mit Bedacht zu wählen.
    "Ich kann dir deinen Schmerz nicht nehmen oder nachvollziehen, wie tief dein Schmerz ist. Ich wusste nicht, dass du und Svetlana zusammen seid. Hätte ich das gewusst, dann wärest du mit ihr zusammen durch das Tor gegangen. Es tut mir leid. Ich kann dir deinen Schmerz nicht nehmen aber wir beide müssen nun stark sein. Vor allem wegen Laura. Sie wird uns brauchen.", erklärte Striker.


    "Wir müssen nach Vorne schauen. Wir können die Dinge nicht mehr ändern. Das soll nicht heißen, dass wir unsere Freunde und Kollegen vergessen aber mehr als hoffen und beten können wir nicht tun.
    Wir sind auf uns gestellt und müssen schnell überlegen, wie es weitergehen soll.", stellte Striker klar. Lars stand immer noch mit dem Rücken zu ihm und schaute über den Fluss auf die gegenüberliegenden grünen Hügel. Er dachte an seine kleine Sveti und wie viel Spaß sie zusammen hatten. Er war genervt von ihren atheistischen Überzeugungen und ihrer Ablehnung zu Gott. Es gab eine Zeit, da hasste er sie dafür.


    Zu Beginn war sie für ihn nur eine Bettgespielin, mit der man es ordentlich treiben konnte. Ein angenehmer Zeitvertreib. Dann entwickelten sich langsam Sympathie und Zuneigung für sie. Aber seine Gefühle waren nicht tief genug, um von Liebe zu sprechen. Schließlich kam es zunehmend zu Streit und Hader zwischen ihnen beiden, wegen ihrer gegensätzlichen Meinungen zu Gott und Glauben.
    Sveti hatte keinen Respekt vor Gott und seinen Anhängern und spottete, in ihren Augen, über die Narren.

    Dennoch vermisste er Sveti nun mehr als zuvor und der Gedanke nie mehr das Bett mit ihr zu teilen oder ihr Lächeln zu sehen bzw. in ihre braunen Augen zu schauen zerriss ihm förmlich sein Herz.

    Lars haderte mit seinem Schicksal und hatte das dringende Bedürfnis etwas zu zerstören bzw. jemanden zu schlagen.


    "Mit wem ist Svetlana eigentlich durch das Tor gegangen", frage Lars plötzlich.
    Striker dachte kurz nach: "Ich meine, mit Judy und mit John."
    Bei dem Gedanken an Judy Garett, der Ärztin, dachte Lars, das ist in Ordnung.


    Dann hätte Svetlana wenigstens eine Person zum Reden. Aber bei dem Gedanken an John, dem Taugenichts, dem Sprücheklopfer, da verkrampfte sich sein Inneres.
    "Komm, lass´ uns Laura und die Kisten aus dem Schacht holen. Wir haben viel zu bereden.", meinte Striker und holte ihn aus seinen Erinnerungen und Gedanken.
    Lars hasste Striker dafür. Er wusste, er würde nie mehr glücklich sein. So, wie er es mit Svetlana war. Er hasste Striker. Er hasste Madison sowie John und er hasste diese verdammte Welt mit ihren zwei Sonnen.
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    Kapitel 308 Endgültig



    Striker und Lars gingen gemeinsam zum Träger, dessen Technik sie nicht verstanden. Madison hatte es ihnen zwar erklärt, aber niemand ihrer Gruppe hatte richtig zugehört. Zu viele Eindrücke und Informationen prasselten auf sie ein.
    Sie setzten sich auf den Träger und schwebten nach oben zum Schacht. Sie waren sehr überrascht. Laura war verschwunden. Sie traten in den Schacht und schauten sich um. Laura war nicht da.


    "Ob sie mal für kleine Mädchen musste?", fragte Lars unsicher. "Vielleicht.", meinte Striker lakonisch.
    "Wir sollten beginnen die Kisten nach unten zu bringen. Ich will unbedingt weg von hier.", erklärte Striker ernst.
    "Warum? Ich weiß, wir können nicht ewig hier bleiben. Aber sollten wir nicht erst einmal die nähere Umgebung erkunden, damit wir wenigstens wissen, wohin wir nicht gehen.", fragte Lars nach.


    "Du hast sicher recht. Aber ich habe mir darüber schon einige Gedanken gemacht.", sagte Striker gelassen.
    "Wir sollten dem Flusslauf folgen. Er bietet Wasser und sicher auch Fische zum Essen. Wir benötigen nur eine Angel und Köder.", erklärte Striker weiter.
    "Hmmm....klingt logisch. Am Fluss ist die Wahrscheinlichkeit höher auf Bewohner zu treffen, als im weiten Land.", stimmte Lars zu. "Außerdem bietet er einen gewissen Schutz. Zumindest von der anderen Flussseite. Wer weiß, was hier für Raubtiere umherlaufen.

    Er kann aber auch zur Falle werden, wenn wir mal fliehen müssten.", gab Lars zu bedenken.


    "Ich weiß, alles hat Vor-und Nachteile. Ob der Träger auch über Wasser funktioniert?", überlegte Striker und sah diesen skeptisch an.
    "Wir könnten es später ausprobieren.", schlug Lars vor. "Ich weiß nicht. Wenn es in die Hose geht verlieren wir unseren wichtigsten Ausrüstungsgegenstand. Der Träger ist so gut, wie eine Herde Packtiere. Ich will ungern ein unnötiges Risiko eingehen.", erwiderte Striker.


    "Wenn wir es nicht ausprobieren, werden wir es nie erfahren.", meinte Lars. "In welche Richtung sollen wir deiner Meinung nach gehen?".
    "Richtung Unterlauf. Dort treffen wir sicher auf jemanden. Am Oberlauf sind vermutlich zu viele Hügel und Berge. Außerdem führt der Fluss zu wenig Wasser, um Tiere und Bewohner mit Wasser zu versorgen.", erklärte Striker. Lars zuckte nur dem den Schultern. Ihm war es schlicht egal.
    Danach beluden sie den Träger mit einigen Kisten, schwebten nach unten und luden sie wieder ab. Als sie wieder am Schacht ankamen, war Laura immer noch nicht zu sehen.


    "Das gefällt mir nicht, sie hätte schon längst wieder da sein müssen.", meinte Striker mit ernster Mine.
    "Ich werde sie suchen.", sagte Lars und aktivierte ein Leuchtmittel. Von denen hatten sie mehr als genug. Dann folgte er dem Schacht.
    Striker blieb zurück und lud weitere Kisten auf. Innerlich verfluchte er Lars. Da er die schweren und unhandlichen Kisten nun alleine aufladen musste. Nach zwei weiteren Kisten hatte Striker genug und setzte sich an den Rand des Schachtes.


    Er lehnte sich gegen die Seitenwand und wartete auf die Rückkehr seiner Begleiter. In der Zwischenzeit schaute er ohne Ziel in die Welt hinaus. Das üppige Grün der Bäume und Büsche hinderte ihn daran die nähere Umgebung zu sehen. Undurchdringlich, wie eine grüne Wand, verhüllten die Flora den Blick.


    Obwohl der Schacht sich mehrere Meter über dem Flussbett befand behinderten die gegenüberliegenden Hügel die Sicht in die Ferne.

    Striker sah nichts Interessantes und er schloss seine Augen. Er döste und wäre sicher eingeschlafen, wenn ihn nicht plötzlich ein erschütternder Schrei weckte und ihn durch die Glieder fuhr. Striker blickte sich um. Lars war noch nicht zurück und von Laura fehlte weiterhin jede Spur.


    Striker stand auf, schnappte sich einen Leuchtstab und aktivierte ihn hektisch. Dann ging er zügig tiefer in den Schacht hinein. Das Schreien wurde lauter. Es war Laura, da war sich Striker sicher.
    Sie zeterte und schimpfte. Striker konnte aber nicht verstehen worüber.


    Immer weiter ging Striker den Schacht entlang. Er konnte durch die Krümmung immer nur wenige Meter weit sehen. Plötzlich sah er den Widerschein eines anderen Leuchtmittels und dann erschien Lars mit Laura auf seiner Schulter. Er hielt sie fest und stapfte schwer durch den Gang. Striker ging ihm entgegen.


    "Was ist los? Ich habe einen Schrei gehört. Geht es euch gut. Was ist passiert?", erkundigte sich Striker hastig.
    "Lass´ mich sofort runter, du Arsch.", schnaubte Laura. Lars ging wortlos an Striker vorbei. Seine wütende Miene sprach Bände. Striker ließ ihn passieren und folgte ihm dann. Er sah, wie Laura versuchte sich zu befreien aber Lars war zu kräftig und entschlossen und hielt sie fest umklammert. Sie hatte keine Chance und sie wusste es. Deshalb schrie sie ihre Wut noch lauter heraus. Von den Seitenwänden kam das Echo und verstärkte noch den Lärmpegel. Strikers Ohren schmerzten.


    "Laura, beruhige dich bitte, mir platzt gleich das Trommelfeld.", sagte Striker vehement.
    "Verdammt noch mal, lass´ mich endlich runter. Du Schweinehund, du verdammter Pisser!", zeterte Laura weiter.


    Sie erreichten das Schachtende und Lars stellte Laura auf ihre Füße. Er schnaufte hörbar. Obwohl Laura von kleiner und zierlicher Gestalt war, musste es für Lars sehr anstrengend gewesen sein, sie den ganzen Weg zu tragen. Lars wand sich von Laura ab und suchte nach etwas zu trinken.
    Striker reichte ihm eine Trinkflasche.


    "In Gottes Namen. Sagt mir endlich, was passiert ist.", forderte Striker. Laura sah Striker wütend an. Wenn Blicke töten könnten.
    "Dieser Bastard.", und sie zeigte auf Lars. "Er hat mich gegen meinen Willen hierher gebracht.", sagte sie zornig. Sie presste die Lippen zusammen. Sie hatte die Hände an die Hüften gelegt und blickte sie beide finster an.

    Striker schaute zu Lars. Dieser saß auf dem Boden und atmete schwer.


    "Sie wollte nicht mitkommen.", sagte er knapp. "Ich fand sie im Torraum."

    "Was wolltest du da?", fragte Striker streng. Doch er kannte die Antwort, bevor Laura antwortete.
    "Ich habe nach einem Weg nach Hause gesucht. Es muss einen Weg geben!", schluchzte Laura. Wieder wurden ihre Augen feucht. Ihre Lippen bebten und Tränen flossen über ihre Wangen.
    "Ich will nach Hause, zurück zu meiner Familie. Ich....", Lauras Stimme versagte. Sie weinte bitterlich und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Dieses Mal stand Lars auf und nahm sie in seine Arme.


    Sie lehnte sich gegen seinen Oberkörper und klagte über ihr Leid. Striker konnte ihren Schmerz und ihre Hilflosigkeit nachvollziehen. Am liebsten würde er durch das Tor zurückgehen, um seine Freunde und Kollegen zu sehen.

    Seine Familie hatte er schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Sie fehlte ihm.
    Die fröhlichen Gesichter seiner Neffen, das herzliche Lachen seiner jüngeren Schwester sowie die vielen Gespräche mit seinem Onkel, der zu jedem Thema eine Meinung hatte.


    Striker wusste, er würde sie nie wiedersehen und diese bittere Erkenntnis legte sich wie Mehltau auf sein Gemüt. Er konnte Laura so gut verstehen und es gab nichts, was er jetzt noch sagen konnte.
    "Ich habe sie im Torraum gefunden. Sie hämmerte wie verrückt auf die Bedienkonsole ein. Ich dachte, gleich verliert sie den Verstand und ich nahm sie mit, nachdem sie sich weigerte mitzukommen.", erklärte Lars leise.


    Er streichelte liebevoll Lauras Rücken und schloss die Augen. Er wollte für sie da sein.
    Sie tat ihm so leid.
    Striker ging ein paar Schritte Richtung Abgrund und versuchte die schmerzvollen Gedanken über seine Familie und Freunde zu verdrängen. Doch es gelang ihm nicht. Seine Augen wurden feucht und er wischte die Tränenflüssigkeit mit dem Ärmel fort, bevor die Tränen flossen.


    Niemals würden sie liebgewonnene Menschen wiedersehen und in die Arme schließen können. Niemals! Es gab kein Zurück!
    Sie waren allein auf einer fremden Welt. Erst jetzt wurde jedem von ihnen klar, dass sie Alles verloren hatten, was ihnen lieb und teuer war. Für immer. Sie waren von nun an aufeinander angewiesen. Sie mussten zusammenhalten.


    Was für eine verdammte Scheiße!, dachte Striker. Was für eine verdammte Scheiße!

    Story des Jahrzehnts
    update 16.08.2019



    Schreibt endlich weiter...


    "Ich habe nach dem Spiel in der Kabine viele verwirrte Menschen getroffen."
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  6. #1131
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    Kapitel 309 Der erste Schritt



    Hintereinander marschierten sie los und folgten dem Flusslauf. Niemand blickte zum Schacht zurück, aus dem sie in diese fremde, ferne Welt gekommen waren. Sie schauten nach vorne.
    Striker bildete die Spitze der Reihe. Hinter ihm folgte Laura und am Ende marschierte Lars und bediente die Trägereinheit, auf dem sie alle Kisten verstaut hatten.


    Sie hatten ihre Trinkflaschen mit Wasser gefüllt und eine letzte kleine Mahlzeit unter dem Schacht eingenommen. Bevor sie aufbrachen wurden die Pistolen verteilt. Laura weigerte sich zunächst vehement eine Waffe in die Hand zu nehmen. Sie verabscheute Waffen und wollte nicht einsehen, dass sie diese als Schutz nehmen sollte.


    "Wir wissen nicht, was für Tiere hier herumlaufen. Oder welche Gefahren es noch gibt.", argumentierte Lars erneut.
    "Niemals, ich trage keine Waffen.", beharrte Laura stur. Nach langem Hin und Her ließ sie sich wenigstens überreden ein Kampfmesser anzulegen. Für den Notfall. Striker trug an seinem Gürtel eine Pistole und über der Schulter das Schnellfeuergewehr. Lars trug die Laserwaffen und ebenfalls eine Pistole im Halfter.


    Sie durchstreiften lichte Wälder und dichtes Gestrüpp. Weiter entfernt lagen sanfte Hügel mit kniehohem Gras, welches in der leichten Brise hin und her wogte. Die Bäume spendeten spärlichen Schatten vor der Sonnenscheibe. Das Blätterdach war noch nicht sehr dicht. Sie vermuteten, dass es gerade Frühling in diesem Teil der Welt wurde.


    Die leichte Brise, die über den Fluss wehte, sorgte für eine angenehme Abkühlung.
    Meist schweigend schritten sie hintereinander und jeder machte sich Gedanken über ihre Situation und die Zukunft.
    Es war nicht leicht, sich auf die Umgebung zu konzentrieren. Das Ungewisse lag als Schatten auf ihrem Gemüt. Dazu war die ungewohnte Anstrengung sehr ermüdend und zwang sie immer wieder Pausen einzulegen.


    Der Tag ging schnell vorüber. Obwohl niemand das Thema ansprach versuchten sie, so schnell wie möglich, eine große Distanz zwischen sich und dem Schacht zu gewinnen.
    Die intensiven Gefühle von Ohnmacht und Hilflosigkeit der letzen Tage sowie die schmerzhaften Gedanken an das Tor bestärkten sie in ihrem Entschluss niemals mehr an diesen Ort zurückzukehren. Die Drei verbanden mit dem Tor nur Verrat und Hinterlist. Sie fühlten sich als Verstoßene, die nun alleine klar kommen mussten.


    Am ersten Abend suchten sie lange nach einem geeigneten Platz für ihr Zelt. Er sollte möglichst nah am Wasser sein aber nicht zu entfernt von den schützenden Bäumen.
    Als es bereits dämmerte, bauten sie es einfach an Ort und Stelle auf. Mitten zwischen den Bäumen und dem harten Gestrüpp, welches ihre Vorankommen sehr behinderte.


    Sie waren müde und erschöpft. Sie verschlangen ihr erwärmtes Essen und kuschelten sich in ihre Schlafsäcke. Auf eine Wache verzichteten sie. Diese wäre sowieso eingenickt.
    Als sie das Zelt verschlossen funkelten tausende Sterne am schwarzen Nachthimmel.
    Der Wind legte sich ebenfalls schlafen und keine Wolke verhüllte den Blick auf das milchige Band der Galaxie. Es sah genauso aus, wie die heimische Milchstraße. Sie befanden sich laut Madison aber in der Andromeda-Galaxie, einer entfernten Nachbargalaxie der Milchstraße.


    Die Nacht war kühl. Als sie morgens erwachten, schmerzten ihre Glieder vom gestrigen Tag und sie mühten sich eine Mahlzeit zuzubereiten. Nur langsam erwachten die Lebensgeister in ihnen.

    "Wisst ihr, ich habe mich gefragt, in welche Richtung wir eigentlich gehen.", meinte Lars plötzlich. "Ich meine, in welche Himmelsrichtung führt uns der Fluss?"


    Striker sah zur aufgehenden Sonne. Ihr entfernter Zwilling, die Nachbarsonne, war noch nicht hinter dem Horizont erschienen.
    "Tja, nehmen wir mal an, dass die Sonne auch hier im Osten aufgeht, dann fließt der Fluss nach Nordwesten.", antworte Striker. "Warum fragst du?"
    "Angenommen die Klimazonen sind auf diesem Planeten genauso verteilt, wie auf der Erde, dann würden wir doch Richtung Tundra bzw. Arktis marschieren.", sagte Lars nachdenklich.


    "Wir wissen aber nicht, ob die Klimazonen hier wie auf der Erde sind. Wir wissen nichts von dieser Welt.", gab Striker zu bedenken,
    "Das weiß ich.", sagte Lars genervt. "Aber es würde keinen Sinn machen Richtung Pol zu laufen, sondern Richtung Süden. Dort, wo es warm ist. Auch im Winter."
    "Du hast sicher recht. Auch ich würde ungern plötzlich in einer Tundra-Landschaft ankommen. Aber ich denke, wir haben keine Wahl. Wir sollten dem Fluss folgen und sehen, wo er hinführt.
    Außerdem, sind wir auf der Suche nach Einheimischen.", erklärte Striker sanft.


    "So eine verdammte Bullenscheiße!", schimpfte Lars. "Wir laufen hier ziellos herum und wissen nicht wohin wir gehen.
    Dann sollen wir Einheimische suchen und ihnen helfen technologisch voranzukommen. Vermutlich sind sie uns feindlich gesinnt. Mal abgesehen davon, wie sollen wir mit ihnen kommunizieren? Sollen wir ihnen die Hand reichen und ihnen erklären, wie kämen aus einer anderen Welt und sind hier, um ihnen zu helfen? Schwachsinn!"


    Lars hatte sich in Rage geredet und stand plötzlich auf. Er schritt umher und raufte sich die Haare. Am liebsten hätte er etwas zerstört. Sein Blick fiel auf die Laserwaffe. Mit ihr könnte er den ganzen verdammten Wald abfackeln.
    "Nun beruhige dich bitte. Es hilft uns nicht, wenn du die Fassung verlierst. Mir gefällt diese ganze Scheiße auch nicht. Aber wir müssen versuchen, das Beste daraus zu machen.", sagte Laura beschwichtigend.


    Sie wollte zuversichtlich klingen, aber ihren Worten fehlte die echte Überzeugung.
    "Das Beste? Das ich nicht lache.", erwiderte Lars hämisch. "Wir sind hier auf diesem Kackplaneten und wissen nicht einmal, ob es hier intelligentes Leben gibt.
    Selbst wenn wir es schaffen, mit den mitgebrachten Samen hier zu überleben, wir werden hier krepieren. Im absoluten Nirgendwo!", fauchte Lars zurück.


    Stille.


    "Du hast recht, Lars.", meinte Striker. Lars blieb plötzlich stehen und drehte sich Richtung Striker.
    "Wir werden hier sterben. Jeder von uns. Früher oder später. Finde dich damit ab. Je früher du das akzeptiert, um so leichter ist es dann für uns alle.", setzte Striker an. Lars machte eine wegwerfende Handbewegung und drehte sich wieder um.

    "Sieh mal, Laura hat einen wichtigen Punkt angesprochen. Wir müssen versuchen das Beste aus der Situation zu machen. Das heißt nicht, das wir mit unserem Dasein oder mit unserem Schicksal nicht hadern dürfen.


    Aber, meiner Meinung nach, bringt es nichts sich dauernd zu ärgern, dass wir hier gestrandet sind. Und selbst wenn wir hier Einheimische treffen sollten und nicht gleich gekillt werden so wird es dennoch ein ständiger Kampf ums Überleben werden. Bis an unser Lebensende. Wann das auch immer sein wird.", schloss Striker seine Worte.


    Wieder Stille.


    Laura stand auf und begann die leeren Becher und Dosen einzusammeln. Sie warf diese achtlos in ein Gestrüpp. Schnappte sich im Vorbeigehen den Klappspaten und ging eilig Richtung Fluss.
    "Wo willst du hin?", fragte Striker. "Ich muss mal für kleine Mädchen, ich bin gleich wieder da.", antwortete sie.
    "Soll einer von uns mitkommen? Zur Sicherheit?", hakte Striker nach.
    "Nein, bin gleich wieder da.", antwortete Laura schnippisch. Sie verschwand zwischen den Bäumen.


    Stille.


    Lars setzte sich wieder auf den Boden und nahm einen Schluck aus seiner Trinkflasche. Er hatte sich etwas beruhigt aber die Wut in seinem Inneren loderte noch immer, wie in einer Esse.
    Es schien so, als würde sie für immer glimmen.
    "Ich hasse es, wenn du recht hast.", meinte er zu Striker leise.
    "Ich weiß. Ich kann mich mit dem Gedanken hier zu enden auch nicht richtig anfreunden. Aber wer weiß, was uns noch bevorsteht. Ich denke, wenn wir den Flusslauf folgen finden wir früher oder später Spuren von Einheimischen. Ich glaube nicht, dass Madison in diesem Punkt gelogen hat.", sagte Striker verbittert.


    "Diese Mistkerl! Wie gerne würde ich den noch mal in die Finger kriegen. Nur um seine Fresse zu polieren. Immer wieder.", meinte Lars verärgert.
    "Ich kann dich verstehen. Mir geht es ähnlich. Ich habe ihm vertraut und nun sind wir hier. Im absoluten Nichts und müssen hoffen, dass es irgendwie weitergeht.", meinte Striker deprimiert.


    "Wer weiß, wie es den anderen geht.", meinte Lars plötzlich.
    "Es spielt keine Rolle, wir können nur hoffen und beten, dass es ihnen gut geht und sie unter den gegebenen Umständen zurecht kommen.", antworte Striker traurig. Er vermisste Judy. Allerdings begannen die Erinnerungen an sie langsam und stetig zu verblassen. Striker wusste, früher oder später würden die Ereignisse auf Bovana und das Wissen über ihre Geschichte für immer verloren sein. An Judy, so hoffte er, würde er sich bis an sein Lebensende erinnern.


    Ebenso wie an Pieter de Vries. Den würde Striker leider nicht vergessen. Unsympathische Menschen vergisst man nie.
    Laura kam zwischen den Bäumen hervor und warf den Spaten achtlos auf den Boden. Sie schien genervt zu sein. Sie setzte sich wieder und schaute in die Runde.
    "Und? Wie geht es nun weiter?", fragte sie launisch. Striker erhob sich und begann langsam auf und ab zu laufen. Das tat er immer, wenn er nachdachte. Er meinte, es würde ihm beim Denken helfen.
    "Wie wissen von dieser Welt zu wenig. Eigentlich wissen wir so gut, wie nichts. Deshalb wäre es vielleicht gut, wenn wir auf unserer Wanderung so viele Informationen sammeln, wie wir können.", er schaute sie beide an. Als es keine Reaktion gab, fuhr er fort.


    "Wir sollten uns die Zeit nehmen, uns die Pflanzen näher zu betrachten und zu studieren.", er hob seine Hand und meinte: "Bevor ihr Einwände erhebt, natürlich nur dann, wenn wir der Meinung sind, dass es sinnvoll und nützlich ist. Also, wenn wir Beeren oder Früchte finden sowie Knollen. Wir haben die Ausrüstung dazu, also sollten wir diese auch nutzen."
    "Aber wir haben weder die Ausbildung noch die Erfahrung dafür.", unterbrach Laura ihn plötzlich.


    "Ich weiß, aber die Geräte arbeiten weitestgehend autonom und die Ergebnisse sind selbst für Laien, wie uns, nachvollziehbar.", fuhr Striker fort. "Desweiteren müssen wir die Temperatur, den Sonnenverlauf sowie die übrigen Wetterdaten notieren. Ich weiß bloß noch nicht wie.", erklärte Striker verlegen.
    "Wir haben doch die Tablets.", meinte Lars. "Wenn man eine Sprachdatei anlegt, dann wird diese als Textform gespeichert. Ich weiß nicht, wie groß der Speicherkern ist aber wenn wir nur eines zu Zeit benutzen sollten wir eine längere Zeit auskommen. Einziges Problem wird die Energieversorgung sein. Die Solarpanels werden nicht ewig halten.", mahnte Lars.


    "Gute Idee, an die Dinger habe ich nicht gedacht. Sie werden uns erst einmal helfen. Später haben wir vielleicht die Möglichkeit Texte zu schreiben und zu erhalten. Vielleicht mit Hilfe von Tontafeln.", sagte Striker überzeigend.
    "Dann sollten wir ein Tagebuch beginnen. Mit dem Tag unserer Ankunft.", schlug Laura vor.


    "Gut, dann machen wir da so."

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  7. #1132
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    Ich muss mir das mal wieder zu Gemüte führen.
    Die Nostalgie lodert heiß.
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    We're full of hot air and we're starting to rise
    We're the terror of the skies, but a danger to ourselves


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  8. #1133
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    Hallo. Ich will versuchen wenigstens jeden Monat ein Kapitel zu schreiben. Es soll weitergehen.

    Kapitel 310 Zukunft

    Langsam zog er am Reißverschluss des Zeltes, schlug die Plane zur Seite und trat hinaus. Es war kühl. Hastig zog er seine Stiefel an und stapfte richtig Bäume. Der Mantel war zu klein. Es drückte an seinen Schultern und die Ärmel waren viel zu kurz. In der Eile hatte er nach Lauras Mantel gegriffen. Ein Zurück gab es aber nicht.
    Erst musste er seine Blase entleeren. Er trat an einen Baum und begann zu pissen. Nach einer Weile drehte sich Striker müde aber zufrieden um und trottete Richtung Zelt. Es war noch früh am Morgen, die Dämmerung zeichnete sich zaghaft am Horizont ab. Er schlüpfte vorsichtig wieder in seinen Schlafsack und versuchte einzuschlafen. Es galt Kräfte zu sammeln, um den neuen Tag und mit seinen Strapazen zu überstehen. Ein weiterer langer Wandertag stand ihnen bevor.

    Stunden später.

    Sie saßen zusammen am Lagerfeuer und tranken heißen Tee. Dazu gab es ein einfaches Frühstück. Dosenbrot und Käse aus der Tube. Nicht schön aber es machte satt. Sie hatten sich angewohnt jeden Abend ein Lagerfeuer zu entzünden, erstens um Wärme zu tanken und zweitens zur Ruhe zu kommen. Sie waren abends nach dem langen Marschieren erschöpft aber mit jedem weiteren Tag gewöhnten sich ihre Körper an die Mühen und die Strapazen. Sie ermüdeten nicht mehr so schnell, wie noch zu Beginn ihrer Expedition.

    Morgens entzündeten sie die übrig geblieben Stöcke und Zweige vom Vorabend und kochten sich auf altmodische Art Tee oder Kaffee. Das Wasser kam aus dem Fluss und das Kaffeepulver aus der Proviantkiste war reichlich vorhanden. Tee gab es ebenfalls reichlich. Allerdings wussten sie, mit jeder Tasse, dass ihr Vorrat endlich war und der Tag kommen würde, an dem sie die letzte Tasse Kaffee oder Tee trinken würden. Entweder für eine lange Zeit oder für immer. In den mitgeführten Plastikbeuteln befanden sich auch Samen für Kaffee- sowie Teepflanzen aber ob sie es jemals schaffen würden diese zu kultivieren, stand in Sternen.
    "Willst du meinen Tee austrinken?", fragte Laura an Lars gerichtet. Doch der winkte ab. Er mochte diese Sorte nicht so gerne.

    "Dann nehme ich ihn.", bot sich Striker an. Laura schüttete den Inhalt ihrer Tasse in Strikers Tasse und begann ihre Tasse zu reinigen und zu verstauen. Zwei Wochen waren sie nun unterwegs und hatten keine Spuren von Einheimischen entdeckt. Hin und wieder sahen sie in der Ferne kleinere Tierherden, die über die sanften Hügel umherstreiften auf der Suche nach saftigen Wiesen. Trotz ihrer Feldstecher konnten sie nicht erkennen, um welche Tiere es sich handelte. Die Wildtiere waren sehr scheu und nahmen jedes Mal Reißaus, wenn sie sich ihnen näherten.
    Striker trank die Tasse leer und erhob sich. "Ich denke, wir sollten aufbrechen." Lars tat es ihm gleich und stapfte Richtung Zelt. Er begann es abzubauen. Routiniert brachen sie ihr Lager ab. Die Kisten wurden verstaut, die Rücksäcke geschultert sowie das Feuer gelöscht. Sie waren ein eingespieltes Team, was ohne viel Worte auskam. Die schmerzhaften Gedanken an ihre Ankunft und die dazugehörigen Emotionen verblassten ein wenig. Ganz verschwinden würden sie niemals und sie würden immer wieder auflodern. Zu tief saß der Stachel des Zorns und das hilflose Gefühl übergangen bzw. ausgetrickst worden zu sein. Eine Esse, die ewig glimmt.

    Ein Tag folgte dem nächsten. Sie marschierten, nahmen regelmäßig Bodenproben, um mögliche Wachstumschancen zu ermitteln, untersuchten Pflanzen sowie Früchte (wenn es welche gab) auf ihren Nährwert und notierten Windrichtung, Temperatur sowie Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Die sie keine Kenntnisse der Umlaufbahn des Planeten hatten, mussten sie die irdische Zeit nehmen.
    Sie folgten dem Flusslauf und bahnten sich einen Weg durch die lichte Uferbewaldung. Es gab keine Trampelpfade oder ausgetretene Wege. Sie mussten sich selber einen suchen. Der lichte Bewuchs wechselte mit sehr dichtem Unterholz, in dem ein Weiterkommen nur sehr schwer zu bewältigen war.

    Sie schlugen Äste und Zweige beiseite, mussten über knöchelhohe Wurzeln steigen sowie acht geben nicht in dem morastigen Boden stecken zu bleiben. Sie duckten sich bei tief hängenden Ästen und stolperten über Steine, die im hohen Gras verborgen lagen. Sie verfluchten ihre Situation und mussten immer wieder erschöpft Pausen einlegen. Sie kamen nur mühsam vorwärts.
    "So ein Mist!", wieder einmal blieb Lars mit dem A-Grav-Träger zwischen den Bäumen stecken. Er hatte den Abstand zwischen zwei Stämmen falsch eingeschätzt und versucht mit höherer Geschwindigkeit die Weiterfahrt zu erzwingen. Verkeilt ging es weder vor noch zurück.

    "Ben. Hilf´ mir mal!", Lars brüllte durch das Unterholz und winkte Striker herbei. Laura blieb zunächst stehen, trottete dann aber lustlos hinterher. Striker stapfte genervt durch das Unterholz. "Was ist denn nun schon wieder?", fragte er patzig.
    "Der Träger hat sich verkeilt.", meinte Lars lapidar.
    "Schon wieder? Warum bist du nicht daran vorbei?", fragte Striker und zeigte auf die beiden Stämme. Lars´ Augen funkelten böse. Er presste seine folgenden Worte durch die Zähne. "Es ist eben passiert. Du kannst ja mal zur Abwechslung das Ding bedienen", sagte Lars sichtlich wütend. Striker setzte gerade zu einer gepfefferten Antwort an als Laura ihm dazwischen funkte.
    "Wie befreien wir das Ding?", fragte sie laut. Striker streifte seine Waffe von der Schulter und hielt sie Laura kommentarlos hin. Dann forderte er stumm mit ausgestreckter Hand die Fernsteuerung des Trägers von Lars. Dieser händigte sie aus und ging einen Schritt zur Seite. Striker schaute sich die Bedientafel an. Er erhöhte mit einer Fingerbewegung die Leistung aber Nichts rührte sich.
    "Festgefahren!", meinte Striker trocken. Konsterniert schaute er in die Ferne. "Wir könnten die Kisten herunternehmen und es nochmal versuchen!", schlug Laura vor.
    "Hmmmm.", meinte Lars. "Ich könnte einen der Stämme mit dem Laser bearbeiten. Nur soweit, bis der Träger freikommt."

    "Gute Idee!", meinte Striker. Lars ging ein paar Schritte auf den linken Stamm zu und betrachtete ihn und schätzte den Aufwand. Dann nahm Lars die Laserpistole in die Hand und zielte seitlich vom Träger auf die Rinde.
    "Ihr seid doch verrückt!", schnaubte Laura und ging ein paar Schritte zurück. "Ihr setzt den ganzen Wald in Brand!", warnte sie. Doch Lars hörte nicht hin und Striker stand bereit, um das Bedienfeld zu betätigen. Ein roter Laserstrahl schoss aus der Mündung und traf die Rinde. Diese begann heftig zu qualmen sowie zu Asche zu zerfallen. Kleinere schwarze Holzstücke fielen herunter ins Gras und kokelten vor sich hin. Der leichte Wind wirbelten den Qualm in alle Richtungen. Die Luft roch stark nach verbrannten Holz. Nach wenigen Augenblicken tränten ihnen vom Qualm die Augen. Lars beendete den Beschuss und wischte sich mit den Händen die Tränen aus den Augen. Der Laser hatte eine faustgroße Schneise durch den Stamm geschnitten. Funken tropften herunter. Lars steckte den Laser weg. Striker gab den Befehl für die Rückwärtsbewegung ein. Es tat sich nichts. Lars drückte nun von Vorne gegen den Träger und Striker erhöhte die Schubleistung. Plötzlich gab es einen Ruck und der Träger löste sich von den Stämmen.

    "Puh, geschafft!", meinte Striker lächelnd. "Kann man wohl sagen!", erwiderte Lars. "Der Baum wird das nicht überleben.", meinte Laura aus dem Hintergrund. "Egal, Hauptsache der Träger ist wieder frei.", kanzelte Lars ihren Einwand zur Seite. Dann schaute er seine beiden Gefährten in die Augen. "Wir kommen so nicht weiter. Ich meine, hier durch das Unterholz dauert das Alles viel zu lange. Wir sollten raus aus den Gestrüpp und unsere Reise im Grasland fortsetzen.", schlug Lars vor.
    Striker schaute ein paar Augenblicke ins Nichts und überlegte. Laura tat es ihm gleich. Sie wogen beiden den Vorschlag ab. "Meinetwegen, viel sehen kann man hier zwischen den Bäumen sowieso nicht.", sagte Striker.
    Lars und Striker schauten zu Laura. Diese nickte stumm. Selbst wenn sie eine andere Meinung gehabt hätte, sie hätte sich nicht durchsetzen können. Außerdem würde das Wandern im Grasland ihnen leichter fallen. Sie änderten ihre Marschrichtung, weg vom Fluss, Richtung Baumgrenze. Das Gelände stieg leicht an und sie erreichten nach einigen Mühen das offene Grasland. Der Wind wehte hier kräftiger. Eine mittlere Brise ließ das vertrocknete Gras tanzen.
    Sie erreichten eine kleine Anhöhe und hatten einen guten Überblick über den Flussverlauf. Die Biegung hatten sie erst vor Stunden passiert, was ihnen bei ihren Strapazen nicht aufgefallen war. Sie blieben lange schweigend stehen und ließen die Szenerie auf sich wirken. Die Sicht war gut und man konnte viele Meilen weit ins Hügelland schauen. In der Ferne trafen sich der blaue Himmel sowie die sanft braune Steppe zum Horizont.

    "Ich bin müde.", meinte Laura knapp. "Warum bleiben wir nicht hier?" Sie schaute ihre beiden Reisebegleiter direkt an und wartete auf eine Antwort. Als keine kam, wandte sie sich wieder ab und blickte in die Ferne.
    "Laura hat recht. Ich bin des Reisens auch müde. Außerdem ist jeder Ort genauso gut, wie der andere.", antwortete Striker. Nun lag es an Lars. Soll das der Ort sein, an dem wir bis an unser Lebensende ausharren müssen? fragte er sich im Stillen. Er hatte keine Antwort. Es war ihm gleich.
    "Also schön. Meinetwegen.", und er ließ seinen Rucksack ins braune Gras fallen. "Hoffentlich ist der Boden fruchtbar.", meinte Lars skeptisch. Sein Blick fiel auf das tote Gras.
    "Das werde ich gleich morgen früh feststellen", sagte Laura zuversichtlich und lächelte zaghaft. Die drei sahen sich an und dann streckte Striker seine Hand aus. "Schön, dann lasst uns morgen beginnen uns ein neues Zuhause aufzubauen." Laura legte sofort ihre Hand auf Strikers und schaute Lars an. Er zögerte erst aber reichte dann auch seine Hand. Zum Schluss legte Striker seine zweite auf die von Lars.
    "Dann soll es so sein, wir werden genau hier unsere Zukunft beginnen lassen.", sagte er feierlich. Danach mussten sie lachen und schließlich umarmten sie sich.

    Die Zukunft beginnt. Hier und jetzt.

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