[Victoria 3] Grundkurs VWL

[Mark]

Das Spiel läuft zunächst einige Monate weiter bis April 1838, dann ist das Holzfällerlager fertig und mit Arbeitskräften, in diesem Fall wieder mit Sklaven, besetzt. Skurril: Den Sklaven geht es besser als den in diesem Betrieb beschäftigten freien Arbeitern. Was noch fehlt, ist die volle Besetzung mit 500 Verkäufern. Das ist eine neue Berufsgruppe, die den Kleinbürgern zuneigt.



Der Ausstoß des Betriebs ist rund 25 Holz, ein wenig kommt noch von den traditionellen Subsistenzhöfen dazu. Dem Angebot von 33 Holz steht momentan nur ein Bedarf von -14 entgegen, das Brennholz, das die Pops zum Heizen verfeuern. Kein Wunder, dass der Preis für Holz von ca. 30 auf 8 Pfund abrauscht, und das die Holzfäller nur einen Hungerlohn erhalten. Der Bedarf an Holz wird sich natürlich noch ändern, wenn der industrielle Bereich ins Spiel kommt.



Der zweite Anlauf bei der Abschaffung der Leibeigenschaft führt zum Erfolg! Zwar sind die Grundbesitzer darüber zerknirscht, andere Interessengruppen reagieren mit erhöhtem Wohlwollen. Diese 10er- bzw. 5er-Meinungseffekte verdampfen nach einer Weile, es bleiben dann nur noch die +/-1 Modifkatoren übrig.



Vielleicht ist es zu schnell, aber ich versuche mal, direkt das Verbot der Sklaverei hinterherzuschieben. Die Chancen sind ganz ok, kritisch ist die Reaktion seitens der Grundbesitzer.



Oha, die sind wegen der Sklaverei-Debatte jetzt richtig wütend, sie rührt am Kern ihres ideologischen Selbstverständnisses. Ich versuche trotzdem, es einmal bis zum Debatten-Stichtag laufen zu lassen, vielleicht haben wir Glück, und das Gesetz wird direkt angenommen, bevor die Grundbesitzer Amok laufen.

[Mark]

Wenige Tage später kommt unten rechts bereits die Meldung: Die Grundbesitzer haben unter Protest die Regierung verlassen.



Zudem spielen sie jetzt ihre Negativ-Karte "Adelsprivilegien". Solange ihre Meinung bei -5 oder schlechter liegt, wird Steuererhebung i landwirtschaftlichen Bereich behindert. Na gut, an genügend Geld mangelt es in Burundi derzeit noch nicht. Zumindest sind sie noch nicht im bewaffneten Aufstand.



Auf der anderen Seite beflügelt das mögliche Verbot der Sklaverei die Intellektuellen, der Abolitionismus zählt zu ihrer politischen DNA. Ich erhalte gleich beide Positiv-Karten "Avantgarde" (-10% Kosten für Forschungen im Gesellschafts-Technologiebaum) sowie Propagandisten (mehr Anziehungskraft auf Immigranten, so einen Wert gibt es auch für die Planeten bei Stellaris).



Für die Regierung muss ich mir nun etwas einfallen lassen. Ohne die Grundbesitzer wird es schwer, etwas mit ausreichender Legitimität zu bilden. Die Grundbesitzer sind nicht nur mächtig, auch Fürst Kasim zählt sich zu ihnen. Und in einer Autokratie ist es ein wesentlicher Faktor, dass die Fraktion des Fürsten an der Regierung beteiligt ist. Um zumindest magere 30% Legitimität zusammenzubekommen, bilde ich eine Koalition aus Frommen und Landbewohnern, den beiden stärksten Interessengruppen. Die Intellektuellen würden zwar 10% Gewicht in eine Regierung einbringen, jede zusätzliche Fraktion kostet aber auch wiederrum -20% Legitimität, es wäre ein Minusgeschäft. Die geringe Legitimität der Regierung dürfte die Anzahl der Radikalen wie Kraut aus dem Boden schießen lassen.



Im September 1838 ist das Holzfällerlager voll besetzt. Vermutlich war das der nötige Zeitraum, bis die 500 Verkäufer qualifiziert worden sind. Nun, da es Holz im Angebot gibt, ist es Zeit für die erste Werkzeugfabrik, Bauzeit noch 45 Wochen. Einen Absatzmarkt für die Werkzeuge gibt es grundsätzlich ja bereits: Die Schlachtungen auf dem Viehhof können umgestellt werden, auf den produktiveren Einsatz von Schlachtwerkzeug. Mit Blick auf die 30.400 Arbeitslosen in Burundi (unten links) wundere ich mich gerade, wo die herkommen. Vermutlich freigelassene Sklaven, die als Arbeiter nun zu teuer für die Beschäftigung sind, und die nicht auf die Subsistenzhöfe zurückkehren? Ich weiß es nicht.

[Mark]

Zu Beginn des Jahres 1839 kann man bei der Preisentwicklung der Güter Getreide, Tuch, Fleisch und nun auch Holz vorläufig einen Haken machen. Aber das ist nicht der Grund für das Bild. Rechts unten die Meldung ist wichtiger: Die Grundbesitzer gehen auf die Barrikaden, und eine Unterstützung von 43 mit einer Radikalität von 303 ist nichts anderes als vernichtend.



Da bleibt nur der sofortige Rückzug aus der Sklaverei-Debatte, das hat natürlich enttäuschte Gesichter bei den anderen Gruppierungen zur Folge, sie entziehen mir wieder ihre Bonuskarten.



Dann kann ich auch die Regierung wieder wie gehabt einsetzen. Ich lasse die Frommen mit drin, die Legitimität ist trotzdem bei vollen 100%. Über die Frommen lässt sich nämlich mal etwas bei den Schulen unternehmen.



Apropos Bildung, ich kann doch noch einen Erlass in dieser Richtung aktivieren: Soziale Durchlässigkeit zum Preis von 75 Autorität. +25% bei Bildungszugang und Qualifizierung ist schon erheblich.



April 1839, mit dieser Forschung wird das Bauen der verschiedenen Minen freigeschaltet.

[Mark]

Auch für die Minen gibt es einen entsprechenden Erlass zur Erhöhung der Produktion, aber der kann nicht parallel mit dem Erlass für die Landwirtschaftsbetriebe aktiv sein.



Die dritte Forschung soll im gesellschaftlichen Bereich stattfinden: Rationalismus. Links bei der Stadtplanung sieht man übrigens einen weiteren Forschungsbalken. Neben der aktiven Forschung laufen in jeder der drei Technologie-Zweige jeweils eine passive Forschung. Dies ist die Technikverbreitung, ähnlich wie die Institutionen in EU4, die sich automatisch über die Welt ausbreiten. Aktiv forschen kann ich mit 50 Innovationspunkten pro Runde, die passive Verbreitung erfolgt mit 13-39 Punkten pro Woche. Sie wird gemindert durch Zensur, erhöht wird sie in freiheitlichen Gesellschaften.



Im September 1839 ist die Werkzeugfabrik fertig, sie verbraucht Holz und produziert halt Werkzeuge. Damit ein Absatz hierfür existiert, stelle ich die Viehhöfe von Freiluftschlachtungen auf Schlachtwerkzeuge um: ergibt +10 Fleisch für -5 Werkzeug. Der Fleischpreis sackt dadurch massiv ab, die Werkzeuge werden teurer.



Bei den Hirsefeldern erfolgt ebenfalls eine Umstellung der Produktionsmethode. Statt der Ochsenpflüge kommen Erntewerkzeuge zum Einsatz. Dies bringt aber nicht mehr Getreide, sondern spart Arbeitskräfte ein: -3 Werkzeuge sowie -1.500 Sklaven/Arbeiter. Der Betrieb dürfte so bei den Löhnen sparen, muss aber Werkzeug einkaufen. Und es gibt Leute, die einen neuen Job benötigen.



Der Werkzeugpreis pendelt sich nach den Umstellungen bei 21 Pfund ein, das ist ziemlich günstig.

[Mark]

Für Holz gibt es nun endlich einen industriellen Abnehmer, dieser Preis pendelt sich bei moderaten 20 Pfund ein. Für die Beschäftigten dort eine gute Entwicklung, weil auch ihre Löhne steigen dürften.



Die Unterschicht hat jedoch weiterhin Druck. Weil sie ihre Spirituosen auf dem Schwarzmarkt besorgen müssen, ist dieser Posten zum teuersten im Warenkorb avanciert. Alkohol wird, neben der Kleidung, das nächste sein, das wir baldmöglich regeln sollten.



Trotzdem: Der Lebensstandard ist auf 8,1 gestiegen, weil besonders die Unterschicht einen Schritt tun konnte: Immerhin verhungern die Menschen nicht mehr.



Die Bevölkerungsstruktur hat sich nicht maßgeblich verändert. Neu sind die 3.000 Verkäufer: 500 aus dem Holzbetrieb, 270 aus der Werkzeugfabrik, die übrigen sind deren Angehörige.



Ok, nehmen wir uns die nächste Fabrik vor: Lebensmittelfabrik für 450 Baupunkte. Das klingt merkwürdig, weil ich eben noch von Alkohol und Kleidung sprach, aber der Alkohol wird in eben dieser Fabrik destilliert.

[Mark]

Diesen gesellschaftlichen Fortschritt erhalten wir nun dank der automatischen Verbreitung. Wenn wir es uns leisten könnten, könnten wir nun den staatlichen Bausektor vergrößern, damit wir schneller bauen können. Außerdem steigt die Infrastruktur, die durch die Bevölkerung "geschaffen" wird. Das ist zur Zeit aber kein Thema, Burundi erhält durch den Victoriasee bereits +20 Infrastruktur (kreisförmiges Flusssymbol im Provinz-Bildschirm), wir sind mit 8 von 41 Infrastrukturnutzung noch lange nicht am Limit. Ihr werdet es in den Bildern der Betriebe gesehen haben: Neben Gehältern und Vorprodukten verbrauchen sie auch Infrastruktur. Das kreisförmige rote Symbol im Provinz-Bildschirm ist übrigens "Schwere Malaria", sie betrifft allerdings nicht unserer einheimische Bevölkerung (was ich komisch finde), sondern ist lediglich ein Hemmnis für ausländische Kolonialmächte (-95% Kolonialwachstum). Heißt: Bevor die Kolonialmächte nicht Medikamente gegen die Malaria entwickelt haben, kommen sie in Zentralafrika nicht voran.



Sehr schön: Auch im militärischen Forschungsbaum erhalten wir dank Verbreitung eine Technologie, nämlich die Wehrpflicht mit +20% einberufbare Bataillone. Im Kasernen-Bildschirm kann man es sehen, es gibt sowohl Berufssoldaten wie auch Wehrpflichtige. Die einen sind das stehende Heer, die anderen lassen sich (bei entsprechender Gesetzgebung und sobald ein Krieg bevorsteht) in großer Zahl zusätzlich zum Dienst an der Waffe rufen. Doch Vorsicht: Die Wehrpflichtigen verlassen dann ihre Arbeitsplätze und kehren womöglich nicht mehr dorthin zurück, wenn die getötet oder verwundet werden.



Ende 1840 habe ich festgehalten, wie sich der politische Druck der dominanten Grundbesitzer entwickelt hat. Seit Spielbeginn sind sie von 65% auf 40% gesunken, was immer noch sehr viel ist. Solange die drei Gesetze Monarchie, Erbverwaltung und Bauernaufgebote stehen, wird das im Wesentlichen auch so bleiben.

[BruderJakob]

[Bassewitz]

[BruderJakob]

Siehste und jetzt sind wir dran schuld wenn der Preis für Mais in die Höhe schießt

[PaPaBlubb]

Keine Großmacht, keine Mittelmacht, kein Europäischer Kleinstaat sondern Burundi. Ich bin sehr gespannt wie das ausgeht.

[Nycan]

Ich lese hier gespannt mit.


Tolle Erklärung und mMn gute Mischung aus Text und Bildern. Sogar für mich nachvollziehbar und interessant, obwohl ich im Strategiebereich nie etwas anderes als Civ und Oldworld gespielt habe

[Mark]

Bei einigen Gelegenheiten sind Bilder mit globaler Perspektive zu sehen, wir wollen ja wissen, wie sich die KI in ihren Ländern so schlägt. Die Technologie Rationalismus erlaubt es, gegen Bürokratiepunkte Bildung/Qualifikation "einzukaufen", zumindest auf einer ersten von fünf Stufen. Darunter ist das Gesetz erwähnt, wegen dem die Frommen in die Regierung geholt wurden, nämlich die Option, Kirchenschulen einzuführen. Die sind besser als gar keine Schulen zu haben.



Dank der 583 überschüssigen Autoritätspunkte ist die Debattendauer auf zügige 165 Tage geschrumpft. Den meisten Gruppen ist das Thema wumpe, daher ist die Blockade-Wahrscheinlichkeit 0% - bedeutet, früher oder später wird das Ding auf jeden Fall eingeführt werden.



Nach dem Rationalismus geht es in die Militärforschung. 5.000 Punkte für den militärischen Drill, ich möchte bald zur Linieninfanterie vordringen.



Der erste Debatten-Stichtag verläuft mit dem Ergebnis "Debatte". Gegen eine zeitweilige Strafe auf die Meinung der Intellektuellen wird die nächste Debatte noch einmal beschleunigt.



Aus der industriellen Forschung wird Burundi die Destillation zugespielt, also wieder die passive Forschung. Das ist ideal, denn diese Forschung betrifft alleinig die Lebensmittelfabriken, und der Bau eben jener ist in Kürze abgeschlossen.

[BruderJakob]

Dank der 583 überschüssigen Autoritätspunkte ist die Debattendauer auf zügige 165 Tage geschrumpft. Den meisten Gruppen ist das Thema wumpe, daher ist die Blockade-Wahrscheinlichkeit 0% - bedeutet, früher oder später wird das Ding auf jeden Fall eingeführt werden.

Wie werden denn die überschüssigen Autoritätspunkte auf die Dauer der Debatte angerechnet?

[Bassewitz]

Siehste und jetzt sind wir dran schuld wenn der Preis für Mais in die Höhe schießt

Wir haben doch jetzt genug Getreide. Ich stärke die Nachfrage und stütze so die Preise, um Arbeitsplätze zu schaffen!

[Mark]

Und hier ist die Fabrik, wenn auch noch ohne Beschäftigte. Ein Blick auf die frisch erforschten Produktionsmethoden zeigt zum einen die Süßungsmittel: erhalte +20 Lebensmittel für den Einsatz von -15 Zucker. Zudem werden -500 Hilfsarbeiter zu +500 Maschinisten/Facharbeitern qualifiziert.



Bei der prognostizierten Preisentwicklung konnte man sehen, dass wir nicht über Zucker verfügen, jedenfalls noch nicht. Die Alternativen wären entweder eine Zuckerrohrplantage zu bauen (was in Burundi möglich ist), oder aber die Produktionsmethode bei den Hirsefeldern anzupassen, und zwar auf Feigenhaine (-45 Getreide, dafür +18 Obst und +27 Zucker). Diese Umstellung verwende ich nun auch.



Dann der erneute Blick auf die Lebensmittelfabrik, die Technologie der Destillation schaltet eine zweite Fertigungsoption frei, nämlich die Brennblasen (+60 Spirituosen, -30 Lebensmittel, -25 Zucker, zusätzliches Personal +250 Maschinisten und +100 Verkäufer). Da haben wir also unseren begehrten Fusel für das Volk.



Das läuft. Die Lebensmittel möchte kaum einer kaufen, aber die Spirituosen sind direkt der Renner, man sieht es ja schon an dem dazugehörigen Münzensymbol.



An der Spitze der Gruppierung Streitkräfte gibt es Ende 1841 einen interessanten Wechsel. Mit Raimi rückt ein Republikaner an die Spitze, und der ist gegen unsere gesamten Traditionen wie Monarchie, erbliche Verwaltungsposten, Bauernaufgebote, etc. Wegen dieser Punkte sackt die Meinung der Streitkräfte insgesamt auf -5 und damit wird die Malus-Karte "Materialverschwendung" aktiv, die vom Staat zu zahlenden Rüstungsgüter werden teurer.