[Victoria 3] Grundkurs VWL

[Mark]

Das Gesetz würde jedoch nicht sofort zur Abstimmung gelangen, wenn ich es zur Debatte anstoße, sondern erst nach 180 Tagen. Die Dauer einer Debatte beträgt gewöhnlich 360 Tage (?), aber ich habe 585 verfügbare Autoritätspunkte übrig, die ich nicht für Erlasse etc. ausgegeben habe. Das verkürzt die Dauer einer Gesetzesentwurf-Debatte. An der Tafel links sieht man aber auch, dass es nicht klug wäre, diese Debatte zu starten. Denn sie hat erhebliche Auswirkungen auf die Meinung der daran engagierten Interessengruppen, zumindest solange sie noch ohne Ergebnis läuft. Die Debatte über die Abschaffung der Sklaverei würde die Grundbesitzer um maximale -20 Meinung in Aufregung versetzen, sie würden von +7 auf -13 abstürzen. Und ab -10 Meinung radikalisieren sie sich, eine Gegenbewegung des Protestes für die Beibehaltung der Sklaverei, die mich aus dem Amt fegen würde, wäre die sichere Konsequenz. Politischer Selbstmord, forget it.



Der erste Jahreswechsel im Spiel, ein Blick auf den Globus. Sieht alles aus wie gehabt.



Dazu die Excel-Berichte zum Stichtag 1. Januar 1837. Bevölkerung ist geschrumpft, hat aber einen leicht höheren Lebensstandard. Bauern sind weniger, Arbeiter und Sklaven mehr. Sklaven sind nun satte 20% der Bevölkerung, und sie haben keinerlei politische Stärke.



Bei den Frommen ist nun ein Gemäßigter am Ruder, der seiner Interessengruppe keine individuelle Ausrichtung hinsichtlich gewisser Gesetze mitbringt. Die Macht der Landbesitzer ist in dem Jahr aber von 64% auf 50% gesunken.



Der Markt, das Angebot natürlich weiter zu dürftig. Der Pop-Konsum ist gestiegen, auch die Sklaven konsumieren mehr, wenn die Preise sinken. Mit der Angebotsmenge steigt auch der Verzehr der breiten Masse.

[Mark]

Und hier die handgemachte Bevölkerungsstruktur, das würde ich mir auch im Spiel wünschen. Man muss sich diese Zahlen zusammensuchen. In den Spalten für die Betriebe Hirse/Vieh sieht man schön, dass sie Berufe mit wiederkehrender Besetzungsstärke zu bieten haben. Ausreißer bilden hier die Sklaven, deren Positionen ansonsten durch (Hilfs-) Arbeiter besetzt würden.



Und so sieht der Markt zum selben Stichtag im Spiel aus. Getreide gut. Tuch, Holz und Fleisch gut. Der Rest ist zu teuer, wobei das relativ ist. Wenn die Leute hohe Löhne haben, können sie auch höhere Konsumausgaben verkraften. In Burundi haben aber nur wenige Beschäftigte einen auskömmlichen Lohn, der große Rest kann das Schwarze unter den Nägeln fressen.



Die Bevölkerungsstruktur zum Stichtag und ihre Darstellung im Spiel. Hauptsächlich Bauern, Arbeiter und Sklaven, die nichts zu melden haben.



Aber immerhin. Wir sind in dem Jahr von 4,5 auf 5,5 Lebensstandard gekommen. Reicht aber noch nicht, um eine Radikalisierung der Unterschicht vorzubeugen.



Im März 1837 ist das zweite Hirsefeld fertig gebaut und besetzt, der Output ist jetzt 78 Getreide, der Preis auf einem verträglichen Niveau sowohl für die Verbraucher als auch dem Betrieb. Jedoch, ein Event mit Totenkopf, das lässt ja Tolles erahnen.

[Mark]

Die Wahl bleibt nur zwischen Schlecht und Sehr Schlecht. Ich nehme die untere Option.



Und noch ein Event. Lege ich mich mit den Grundbesitzern/Landbewohnern (?) oder den Industriellen an? Natürlich mit den Industriellen, denn die sind in Burundi noch gar nicht existent.



Dann behalten wir mal den Getreidepreis im Auge, aktuell liegt er bei 18,5 Pfund. Erzeuger sind hauptsächlich die zwei Hirsefelder, wenn die wegknicken, wird es schnell ernst.



Offenbar lässt sich das Hunger-Event nur abschütteln, wenn man den allgemeinen Lebensstandard erhöht, sonst gibt es eine Verlängerung bei dem Event.



Noch eine Ergänzung zum staatlichen Etat. Die oben genannten 459 Pfund sind lediglich der Wochensaldo, das kumulierte Guthaben beträgt 52.100 Pfund. Diese Summe stellt das Maximum dar, wie der gefüllte orangefarbene Balken verrät. Weiteres Plus landet also im Nirvana der Geldentwertung (wenn auch es im Spiel keine Währungskurse gibt und die Geldmenge gleichbleibend ist). Der Staat hat somit nicht die Aufgabe, maximale Überschüsse zu erzielen, sondern letztlich einen ausgeglichenen Haushalt, der die Leute gerne wenig belastet und bei dem Reserven existieren.

[Kathy]

Kannst du von den 52100 irgendetwas kaufen, was die Lage in Burundi verbessert?

[Mark]

Nein, ich glaube, selbst später ist ein direkter Eingriff nicht drin (eventuell bei der Planwirtschaft?). Man kann aber die Steuern senken, öffentliche Gehälter/Soldzahlungen erhöhen, mehr kostspielige Bausektoren für schnelleres Bauen schaffen, andere Staaten finanzieren, mehr kostenpflichtiges Militär schaffen, unrentable Betriebe subventionieren, und später auch die Sozialversicherung einführen. Das muss aber erst durch Forschung freigeschaltet werden.

Was man wohl nicht kann, ist den Import von z.B. Getreide direkt auf Staatskosten vorzunehmen. Internationaler Handel spielt beim isolierten Burundi aber keine Rolle. Ist bei anderen Ländern, die auf einem internationalen Markt unterwegs sind, übrigens gewöhnungsbedürftig, eine eher passive Rolle zu haben: Da baust Du z.B. zusätzliche Getreidefelder, um den Preis für das Produkt endlich herunter zu bekommen, und dann verkauft es der Betrieb stattdessen an das Nachbarland*, weil die (vielleicht auch trotz Exportzölle) mehr Geld dafür bieten.

* P.S. Nicht an das Nachbarland als Staat, sondern an dortige Konsumenten oder Betriebe, die die Ware als Vorprodukt benötigen.

[goethe]

die kannst aber Handelsrouten eröffnen, was einen gewissen Einfluss auf den Preis hat

[Mark]

Bevor nun alle wegschlafen, kommt endlich mal was Neues in die Partie hinein. Die erste Forschung ist durch, und sie schaltet einen ganzen Stapel an Gebäuden frei.



Sie gehören allesamt zu den "Stadtgebäuden", sechs stehen nun also zur Auswahl. Aber sorry, zunächst soll das bereits angerissene Hirsefeld fertig werden.



Währenddessen stöbere ich durch die Gesetze, die den Grundbesitzern ihre Privilegien verschaffen. Die traditionelle Wirtschaftspolitik kann ich nicht umstoßen, das wäre ein Anliegen nur der Industriellen und der Gewerkschafter, und die haben keinen Einfluss. Aber bei der Abschaffung der Leibeigenschaft bestünde eine gewisse Chance. Die Grundbesitzer würden durch die Debatte zumindest nicht radikalisiert. Versuchen wir es.



Solange nur die Grundbesitzer in der Regierung stehen, wird keine Debatte angestoßen werden können, die sie selbst nicht unterstützen. Also muss zumindest eine Interessengruppe in die Regierung, die für die Abschaffung der Leibeigenschaft steht. Ich könnte sogar zwei Gruppen, die Landbewohner und die Intellektuellen, reinnehmen, ohne dass die Legitimation der Regierung zu sehr (an ihrer eigenen Fraktionsanzahl) leidet. Links stehen die Fraktionen in der Regierung, rechts die Fraktionen in der Opposition. Randständige Interessengruppen können keine Fraktion bilden, deshalb werden z.B. die Gewerkschafter hier nicht aufgeführt. Die diversen Fraktionen im Kabinett erweitern den Pool der möglichen Gesetzesänderungen. Man sieht unten schon den Text: Mögliche Gesetzesdebatten - wird sich ändern!



Hier ist sie, die angestoßene Debatte. Links das alte Gesetz, rechts das neue. In 206 Tagen, am Stichtag 10. Dezember 1837, gibt es eine Chance von 22,0%, dass es angenommen wird. Es ist mit 27,3% möglich, dass der Termin ohne Ergebnis verstreicht und mit den gleichen prozentualen Chancen eine weitere Debatte startet (wieder 206 Tage warten). Die Grundbesitzer haben jedoch auch eine Chance von 50,6%, die Debatte zurückzuwerfen, so dass die zweite Debattenrunde mit einer dann geringeren Chance auf Erfolg fortgesetzt wird. Wenn man die Debatte dann mangels Realisierungschance abbricht, kann man das Gesetz erst nach Ablauf eines Jahres erneut zur Debatte stellen.

[Kathy]

Die vielen Verarbeitungsgebäude, die jetzt möglich sind, brauchen die Rohstoffe? Also irgendwie Wolle/Baumwolle für die Tuchfabriken, Holz für die Möbelfabriken, Eisen für Werkstofffabriken... Wenn ja, welche Rohstoffe gewinnt Burundi überhaupt, so dass sich eine Fabrik lohnen würde?

[Mark]

Für die nächste Forschung bleibe ich beim Industriellen. Das Abteufen kostet ebenfalls 5.000 Innovation.



Die Debatte über die Abschaffung der Leibeigenschaft ist im Gange, und die Grundbesitzer reagieren recht gelassen. Die Meinungsskala von +20 bis -20 kann übrigens nicht beliebig bespielt werden. So ist die Meinungsveränderung aufgrund von bestehenden Gesetzen bei +/- 5 gedeckelt, wie hier unten rechts schön zu sehen ist. Was voll durchhaut, ist dagegen die Befürwortung bzw. Ablehnung von laufenden Gesetzesdebatten, in diesem Fall -10 Meinung. Und dann gibt es noch einen dritten Faktor, nämlich aufgrund von Loyalisten/Radikalen, die sich innerhalb dieser Interessengruppe wiederfinden. In diesem Fall +1 Meinung, da offenbar einige Grundbesitzer mehr zu den Loyalen gehören, als zu den Radikalen.



Auf dem Hirsefeld tritt ein Problem auf. Die dritte Stufe kann nicht voll besetzt werden, das wäre ein Aufstocken auf 15.000 Arbeitskräfte. Es gibt offenbar nicht genügend freie Kleriker, zumindest keine, die sich hier einstellen lassen möchten. Woanders können sie mehr verdienen. Das ist ja kaum zu glauben, das Hirsefeld ist doch sehr produktiv unterwegs. Ich denke, sobald einige gewöhnliche Personen in den Stand eines Klerikers hochqualifiziert worden sind, wird sich das von selbst regeln. Wie in Stellaris haben die Menschen ein Interesse daran, sozial aufzusteigen. Aber sie müssen dafür zumindest alphabetisiert sein.



Dies ist die Beschäftigtenliste der Hirsefelder. Junge Junge, zehntausend Sklaven gegen 303 Arbeiter. Das wird wohl spannend werden, wenn diese Sklaven mal befreit werden - und dann als vollwertige Arbeitskräfte/Konsumenten auftreten.



Die Frommen legen als Gruppe ziemlich zu, sie haben jetzt 20% politischen Einfluss erreicht und gelten von nun an als mächtig (zuvor: einflussreich). Sie beziehen ihren politischen Druck, wie alle, aus dem Wohlstand ihrer Mitglieder, aber auch aus dem Gesetz Staatsreligion. Bei einer mächtigen Interessengruppe sind Karten für Bonus/Malus in ihrer Wirkung noch einmal verdoppelt. Wir erinnern uns, die Bonuskarte der Frommen hieß Gottesgnadentum und die gibt einen prozentualen Aufschlag auf die verfügbare Autorität.

[Mark]

Die vielen Verarbeitungsgebäude, die jetzt möglich sind, brauchen die Rohstoffe? Also irgendwie Wolle/Baumwolle für die Tuchfabriken, Holz für die Möbelfabriken, Eisen für Werkstofffabriken... Wenn ja, welche Rohstoffe gewinnt Burundi überhaupt, so dass sich eine Fabrik lohnen würde?

Ja, die brauchen Vorprodukte. Was einer Region an Rohstoffen zur Verfügung steht, ist auf der Weltkarte vorgegeben. Bild 2 in Beitrag 37 zeigt ausgegraut die möglichen Rohstoffe bei den Gebäudetypen Ressourcen und Landwirtschaft. In Burundi gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, Tee und Kaffee anzubauen. Holz gibt es, aber nur wenig, der entsprechende Betrieb ist lediglich bis zur Stufe 3 ausbaubar. Einige Rohstoffe kann man später entdecken, wie Öl und Kautschuk.

[Mark]

Die Versorgung mit Getreide ist mit drei Hirsefeldern vorerst gesichert, als nächstes ist ein Holzfällerlager dran, damit a) die Menschen Material zum Heizen bekommen, und b) weil Holz ein Rohstoff für die künftigen Manufakturen/Fabriken darstellen wird.



Jetzt, im Dezember 1837, wird es spannend, der Stichtag für die Debatte zur Leibeigenschaft naht in fünf Tagen. Chance ist weiterhin 20 zu 50.



Mäh, die Grundbesitzer behindern die Debatte erfolgreich. Bei dem Event kann ich nur zwischen zwei negativen Varianten auswählen. Ich nehme einen temporären Abzug bei der Bürokratie in Kauf, damit die zeitliche Dauer der kommenden zweiten Debatte sich lediglich um 10% verlängert. Bei der anderen Variante wäre noch eine Absenkung der Erfolgswahrscheinlichkeit hinzugekommen. Die Bürokratie ist übrigens ein zweites Konto für aktive Eingriffe ins Geschehen: Man benötigt sie später für innere Reformen wie Kolonialismus oder Bildung. Bei Crusader Kings 3 gibt es ebenfalls so einen Bildschirm, wie hieß der, Vermächtnisse? Bürokratie wird außerdem benötigt, um Handelsrouten zu unterhalten.

[BruderJakob]

[Mark]

Jahresverlauf Stichtage 1. Januar 1837-1838

Bevölkerung von 461k auf 447k geschrumpft
Alphabetisierung von 10,5% auf 11,1% gestiegen
Lebensstandard von 4,5 auf 5,5, gestiegen

• Unterschicht 445k (4,9) auf 430k (5,9)
• Mittelschicht 10k (21,1) auf 10k (22,1)
• Oberschicht 7k (25,5) auf 7k (26,6)

Verschiebungen bei den Berufen

• Bauern -40k
• Arbeiter +24k
• Landwirte +4k
• Sklaven -3k

Interessengruppen, wenig Änderung

• Fromme 19% (+1%)
• Kleinbürger 0%
• Intellektuelle 7%
• Streitkräfte 10% (+1%)
• Intellektuelle 7%
• Landbewohner 13% (-1%)
• Grundbesitzer 50% (-1%)
• Gewerkschafter 0%

Getreide ist inzwischen verfügbar, die Leute wollen aber Spirituosen haben.

[Kathy]

Da brauchen wir wohl eine Brauerei/Brennerei, die aus dem nun nicht mehr knappen Getreide etwas macht.
Dumm nur, wenn die Obst brauchen sollte, oder Zucker.

Bei der Aufzählung oben habe ich keine Brauerei gesehen, fällt das dann unter "Lebensmittelfabriken" und wird über "Produktionsmethode" eingestellt?

[PCGamer]

Schnaps und Wein werden auf den Bauernhöfen hergestellt (ist eine Produktionsmethode und man kann also entscheiden, ob mehr Getreide oder mehr Schnaps etc. hergestellt wird). Es gibt keine entsprechende Fabrik.