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Thema: [DMS] Me lógo sto theó

  1. #16
    Friedensfürst Avatar von Tim Twain
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    Teil 4 - Osmans Handeln

    Auch im Umgang mit den Neopaganisten wird ein liberaler Stil festgelegt. Sie haben sich nichts zu Schulden kommen lassen gegen die Gläubigen. Die wahrhaft Gläubigen werden stark genug sein um deren Versuchungen zu widerstehen.

    Dazu noch die Gemeindeordnung von Medina mit den folgenden interessanten Punkten:

    Allahs Schutz ist einheitlich; der Geringste unter ihnen überträgt die Verpflichtung dazu auf alle anderen. Und die Gläubigen sind untereinander Bündnispartner und Beschützer gegenüber Feinden.
    [...]
    Die Juden von den Bani Auf bilden eine Gemeinschaft mit den Gläubigen. Die Juden haben ihre Religion und die Muslime die ihrige. Dies gilt für ihre Schutzbürger wie für sie selbst, es sei denn, jemand begeht Unrecht oder Übertretung; denn ein solcher schadet nur sich selbst und seinen Angehörigen. [im folgenden wird dies für alle beteiligten Stämme wiederholt]
    Vor diesem Hintergrund und auch in Anlehnung an die Gemeindeordnung von Medina soll nun folgendes fest in Dekreten des Sultanates verankert werden: (Unter Vorbehalt der Gespräche mit den Phrygern und Numa)

    Der Status des gleichberechtigten Miteinanders der Buchreligionen wird zementiert.

    Die Jizya soll es für die, die uns weder bedrohen noch angreifen, nicht geben.

    Anderen Religionen ist ihre Religionsausübung gestattet, sofern sie sich nicht gegen die Prinzipien des Sultanates stellen und sich an der Wohlfahrt beteiligen. Niemand soll mit Zwang bekehrt werden.

    Der auf dem phrygischen Gipfel verabschiedeten Moral-, Ethik- und Handlungskodex soll wo möglich von Beamten als Maxime herangezogen werden.

  2. #17
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    Religion und Philosophie:

    12.-13. September 1429: Bei einem Abendempfang beginnt Sultan Osman von Izmir damit, das Verhältnis von Theologie und Philosophie näher zu bestimmen und einen neuen Zugang zu den Heiligen Schriften zu finden. Dabei steht ihm diesmal auch der Despot von Trapezunt zur Seite, der ebenfalls großes Talent für philosophische Fragen zeigt. Osman bemüht sich, den gläubigen Muslimen unter seinen Anhängern eine Brücke zu schlagen, indem er einige Verse des Koran von der philosophischen Interpretation ausnimmt. Dennoch nimmt er für sich und seine Schüler in Anspruch, über die Hadithe hinaus auf die Heilige Schrift selbst zurückzugreifen, was unter den Rechtsgelehrten durchaus für Widerspruch sorgt. Aus ihrer Sicht ist die Auslegung der Tradition auf den Propheten selbst gegründet. Da Gott nicht an die Naturgesetze gebunden ist, kann diese Auslegung auch nicht durch die Vernunft oder individuelle Überlegungen ersetzt werden. Die Diskussion geht bis in den frühen Morgen und dürfte die Auseinanderentwicklung des klassischen Islam und der neuen Bewegung des Sultans nochmals beschleunigen. Despot Alexander Antiochos legt den Schwerpunkt seiner Überlegungen auf die Denkschulen der Antike. Diese seien häufig nicht christlich, aber von Gottes Geist erfüllt gewesen, der ja bereits in der Schöpfung angelegt sei. Die eher historisch ausgerichtete Philosophie des Despoten findet bei einigen Anhängern des Sultans durchaus Anklang, so dass die Bindung beider Länder nochmals gestärkt wird.

    Hintergrund sind folgende Passagen:

  3. #18
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    Teil 1 - Vereinbarkeit von Philosophie und Religion?

    Osman beschäftigt sich nun mit der Frage der Rolle ob Philosophie und der Glaube an den einen Gott gemeinsam miteinander vereinbar sind. Dabei orientiert er sich recht nahe an den bedeutenden islamischen Philosophen der jüngeren Vergangenheit.

    Die Philosophie ist das Betrachten über die existierenden Dinge und deren Herstellung. Gott selbst fordert uns auf nachzudenken,

    Zitat Zitat von Sure 59, Vers 2
    Denkt (darüber) nach, (ihr alle), die ihr Einsicht habt!
    die Dinge näher zu begutachten,

    Zitat Zitat von Sure 7, Vers 185
    Haben sie denn nicht das Reich der Himmel und der Erde betrachtet und alle Dinge, die Allah geschaffen hat
    er fordert und auf unseren Verstand zu bemühen zu bemühen.

    Zitat Zitat von Sure 3, Vers 190-191
    In der Schöpfung der Himmel und der Erde und in dem Unterschied von Nacht und Tag liegen wahrlich Zeichen für diejenigen, die Verstand besitzen,
    die Allahs stehend, sitzend und auf der Seite (liegend) gedenken und über die Schöpfung der Himmel und der Erde nachdenken
    Dieses Untersuchen der existierenden Dinge ist nicht mehr als das Erschließen des Unbekannten aus dem Bekannten mit dem Verstand, mit dem uns Gott gesegnet hat. Wie kann dieses Erschließen nun stattfinden? Wir müssen Schlussfolgerungen ziehen. Die vollständigste Art, zu der uns auch Gott aufruft ist eine eindeutige Schlussfolgerung, ein sogenannter Beweis.
    Man muss sich allerdings auch mit den anderen Schlussfolgerungen auseinandersetzen. Wie ein Handwerker seine Werkzeuge kennen muss, so müssen auch wir für unsere Vernunftüberlegungen jene Dinge erfassen, die die Rolle der Werkzeuge einnehmen.
    So wie die Rechtsgelehrten aus dem Befehl zum Verstehen der Rechtsbewertungen die Verpflichtung zur Erkenntnis der wahren Rechtsauslegung sehen, so muss auch die Verpflichtung zur Vernunftüberlegung aus dem Qur'an hervorgehen. Wenn sich die Rechtsgelehrten auf Sure 59, Vers 2 berufen, so die Philosophen doch erst recht! Da kann auch niemand entgegenhalten, dass die diese Art der rationalen Überlegungen eine unzulässige Neuerung sei, die es früher nicht gegeben hätte. Schließlich sind auch die Rechtsschlussfolgerungen erst mit der Zeit entstanden. Die meisten Anhänger dieser Religion stimmen den Vernunftschlussfolgerungen auch zu, so lasst euch nicht von den strengen Literalisten einschüchtern, denn sie werden durch Gottes Wort widerlegt!

    Bei unseren Untersuchungen, die Gott uns aufgetragen hat, ist es wichtig, sich auf die Erkenntnisse der Früheren zu stützen und deren Erkenntnis zu vervollkommnen. Es ist schwierig für einen einzelnen Menschen, die Gesamtheit der Erkenntnis zu erfassen. Kennt ihr einen Rechtsgelehrten, der die Gesamtheit der Rechtsauslegungen selbst herleitet? Umso mehr muss das dann für unsere rationalen Erkenntnisse gelten! Dabei ist es gleichgültig, ob die, die uns vorangegangen sind, unserer oder einer anderen Religion angehörten. Man nehme eine Instrument für ein Schlachtopfer. Spielt es dabei eine Rolle für die Gültigkeit des Instrumentes, ob es früher jemandem unserer Religion gehörte, wenn nur mit diesem Instrument die Bedingungen der Gültigkeit erfüllt sind? Mit anderen Religionen müssen dabei nicht zwangsläufig die Buchreligionen gemeint sein, jemand kann auch einer älteren Religion vor der des Islam angehört haben.
    Wenn nun die Alten die Vernunftschlussfolgerungen schon in solch vollkommener Weise durchgeführt haben, ist es dann nicht angebracht deren Bücher zu nehmen und zu überlegen, was sie gesagt haben. Wenn alles richtig ist, können wir darauf aufbaun, und wenn wir etwas widerlegen, so werden wir dies tun.
    Wir haben nun diese Art der Vernunftüberlegung beendetund wir die Instrumente erworben, mit denen wir imstande sind, die existierenden Dinge und den Hinweis ihres Herstellungscharakters zu betrachten. Dabei ist es wichtig zu erkennen, dass ein Ding einen Ursprung hat, denn wer nicht erkennt, dass etwas einen Ursprung hat, der kann nichts über dessen Ursprung erfahren. Wir müssen nun Beweise führen und uns dabei auf die früheren stützen, wie es auch in der Mathematik stattfindet. Wir können nicht annehmen, dass die Kunst der Geometrie oder Astronomie in früherer Zeit nicht existierten. Wie soll ein einzelner Mensch in der Lage sein, die Ausmaße der Himmelskörper zu bestimmen, deren Entfernungen oder Formen. Es wäre für ihn nicht durchführbar.
    Selbst der intelligenteste Mensch könnte so etwas nicht erfassen, es sei denn durch eine Offenbarung Gottes oder etwas ähnlichem. Sagt ihm jemand, dass die Sonne ungefähr 150 bis 160 mal größer sei als die Erde, so würde er ihn für verrückt halten, dabei ist doch dafür ein Beweis erbracht worden in der Astronomie. Ein Beweis an dem kein Zweifel besteht bei den Wissenschaftlern. Und wenn nun jemand behauptet all dies alleine herleiten zu können - ohne auf fremdes Wissen aufzubaun - er würde zu Recht ausgelacht werden!
    So wie dies für die theoretischen Künste gilt, so gilt dies selbstverständlich auch für die praktischen Künste. Es gibt keine Kunst die einer ganz alleine hervorbringen kann, wie soll dies also nun für die Philosophie, die Kunst der Künste, gelten?
    Gott fordert also von uns nicht nur zu philosophieren - sondern uns auch auf die Erkenntnisse anderer zu stützen - unabhängig ihres Glaubes. Stimmen wir mit diesen überein, werden wir es von ihnen übernehmen. Wir freuen uns darüber und danken ihnen dafür. Wenn etwas davon nicht mit der Wahrheit übereinstimmt, sprechen wir sie dafür von Schuld frei, und warnen vor ihren Fehler und machen andere darauf aufmerksam.

  4. #19
    Friedensfürst Avatar von Tim Twain
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    Teil 2 - Daraus abgeleitete Prinzipien

    Wie sieht es nun konkret aus, wenn Philosophie und Religion aufeinandertreffen?

    Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten:

    Die eindeutige ist, wenn ein Sachverhalt, den man mit einem Schluss belegt, in den heiligen Schriften nicht erwähnt wird. So erschließt man sich - ausgehend von der Schrift - Neues mit der Philosophie, wie man es in den anderen Wissenschaften auch tut. Äußert sich jedoch die Schrift dazu, dann kommt man im besten Fall zum Gleichen Schluss und belegt die Schrift. Was aber nun, wenn man zu einem anderen Ergebnis kommt? Man sollte nun untersuchen, ob man die Stelle in der Überlieferung auf eine bestimmte Art und Weise interpretieren muss. Es könnte sich um eine Metapher handeln und man muss die wahre Botschaft erschließen. Es scheint klar, dass es erstrebensewert ist, die Erkenntnisse des Verstandes mit der Schrift in Einklang zu bringen. So werden die Erkenntnisse noch zuverlässiger. Hilft eine Textstelle nicht weiter, so findet sich vielleicht woanders eine Stelle, die unsere Gedanken im Wortlaut belegt.

    Die Schrift lässt sich in drei Gruppen von Versen einteilen
    Es gibt klare Verse, die ohne Zweifel nicht interpretiert werden dürfen. Ihr Wortlaut stimmt mit dem religiösen Gesetz überin. Wenn nun jemand versucht diese zu interpretieren, so ist er ein Ungläubiger. Beispiele wären etwa den einen Gott oder das Jenseits zu leugnen, obwohl jeder Beweis zwangsläufig belegt, dass dass sie existieren.
    Dann gibt es Verse, die interpretiert werden wüssen.
    Zuletzt gibt es jedoch aber auch Verse, für die es bislang keine sichere Erkenntnis, wie sie zu verstehen sind, wie etwa die über die Auferstehung. Hier können sich die Meinungen unterscheiden, ohne dass der irrende gleich ein Ungläubiger ist.
    Diejenigen, die in ihrer Meinung bei so schwierigen Fragen differieren, haben entweder die wahre Erkenntnis erhalten und belohnen sich dafür selbst, oder sie haben sich geirrt. Die Fehler sind aber entschuldbar, wenn man die Regeln der Kunst befolgt hat.

    Man kann mit Beweisen aberauch zu dem Schluss kommen, dass bisher als wörtlich zu verstehende Verse nun doch interpretiert werden müssen - sofern die alten Ansichten auf Annahmen und nicht auf Belegen beruhen. Nur weil man mit der Tradition bricht, ist man nicht zwangsläufig ein Ungläubiger!

    Gott hat uns die Werkzeuge an die Hand gegeben, seine Überlieferung zu interpretieren und zu Erkenntnissen zu kommen um Gott näher zu sein. Leider wurden in der Vergangenheit diese vermeintlichen Unklarheiten im Wortlaut dazu benutzt Spaltungen innerhalb der Religionsbewegungen zu schaffen oder gar die Menschen vom Glauben zu Gott abzubringen und zum eigenen Machtgewinn zu nutzen. Die Folgen sind Hass, Krieg, Ausbeutung und Armut. Sie haben die mit ihrem Verstand denkenden verurteilt, die eindeutige Belege gefunden haben, die die fehlerhafte Interpretation wiederlegen. Sie haben die unterdrückt, die selbst zur Erkenntnis kommen wollten und haben ihre Ansichten als Gottes Wort deklariert und dessen Göttlichkeit für eigene Machtgier missbraucht.
    Die Überlieferung ist in den meisten Fällen so eindeutig, dass sie gar nicht interpretiert werden muss und gibt zudem genug Hinweise, dass jeder selbst zur wahren Erkenntnis gelangen kann. Vertraut auf die Schrift und nicht auf Götzen oder andere Erzählungen. Stellt das Buch über die Hadithe, die möglicherweise verfälscht sind! Vertraut auf eure eigenen Erkenntnisse über das was andere euch sagen. Seid ihr euch unsicher, wie etwas zu verstehen ist, so fragt eure Lehrer um Rat. Doch wenn in der Überlieferung etwas klar steht und beweisbar ist, so glaubt nicht denen, die euch erzählen, dass es anders sei!

  5. #20
    Friedensfürst Avatar von Tim Twain
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    Das Bilderverbot

    16.-24. November 1429: Die Monarchen Syriens, Trapezunts und Izmirs philosophieren mit großer Begeisterung weiter über verschiedene ethische und religiöse Fragen. Während der Khan in Damaskus vor allem den Wert der Arbeit hervorhebt, betont der Despot die Vorteile einer engen Zusammenarbeit der Religionen. Der Sultan hingegen grenzt seine Bewegung nunmehr auch von den Christen etwas stärker ab, als er Reliquien, bildhafte Darstellungen und die Verehrung von Heiligen kritisiert. Da er auch für sich selbst die Errichtung von Statuen ablehnt, gewinnt der Phrygische Bund immer mehr an Kontur und innerer Geschlossenheit.




    Osman verweist zunächst darauf, dass sich der ganze Glaube auf den einen Gott konzentrieren sollte.

    Zitat Zitat von Sure 47, 19
    Wisse also, daß es keinen Gott außer Allah gibt.
    Der Koran gebietet uns nichts außer ihm zu verehren, keine anderen Götter, aber auch keine Götzen:

    Zitat Zitat von Sure 6, 151
    Ich will euch verlesen, was euer Herr euch verboten hat: Ihr sollt Ihm nichts beigesellen
    Zitat Zitat von Sure 22, 30-31
    So meidet den Greuel der Götzenbilder, und meidet die falsche Aussage,
    als Anhänger des rechten Glaubens gegenüber Allah, die Ihm nichts beigesellen. Und wenn einer Allah (etwas)
    Weiterhin führt er aus, warum der Mensch zur Verehrung von Götzen neigt. Gottes Wesen ist für uns schwer zu fassen, ja nicht in unserer Vorstellungskraft darstellbar. Kein Bildnis würde ihm gerecht werden. Dennoch neigen wir dazu etwas greifbares zu verehren. Bereits durch Mose warnt Gott uns davor, Skulpturen von ihm zu machen und diese zu verehren.

    Zitat Zitat von 2.Mose 20, 4
    Du sollst dir kein Kultbild machen und keine Gestalt von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.
    Jedes Bildnis von Gott verletiet uns dazu, den Glauben an den wahren Gott zu verlieren. Gott lehrt uns, dass Götzenanbetung nicht der richtige Weg ist um zu Gott zu finden. Gott beurteilt uns nach unserem Verhalten, nach unserem Handeln. Er ist kein Gott des Kultes.

    Dies ist das Problem mit den Bildnissen, sie verleiten uns dazu vom rechten Weg abzufallen. Es gibt Anhänger von den Buchreligionen, die daher jede Form von Abbildungen ablehnen. Nach Osmans Ansicht ist dies jedoch nicht von Gott gewünscht. Gott verbietet uns nicht, ein Bild eines Vogels oder eines Menschen zu zeichnen. Auch ist es nicht verwerflich, eine Skulptur zu erschaffen, so hat doch Isa aus Ton einen Vogel geformt

    Zitat Zitat von Sure 3, 49
    daß ich euch aus Lehm (etwas) schaffe, (was so aussieht) wie die Gestalt eines Vogels
    Ein Bildnis von Gott hingegen ist unmöglich, denn es wird ihm nicht gerecht, da wir ihn nicht erfassen können. Dies ist daher strikt abzulehnen. Bei allem weiteren kommt es darauf an, welchen Zweck es erfüllt. Es darf nicht der Anbetung dienen.

    Dann schwenkt Osman zu einem weiteren Punkt, der Reliquienverehrung. Diese sind keine vom Menschen erschaffenen Kunstwerke, aber wenn diese wie Götzen verehrt werden ist dies ungleich schlimmer als ein Skulptur etwa eines Vogels zu erschaffen. Ganz gleich ihrer fragwürdigen Authentizität ist diese Art der Verehrung eine große Gefahr, den Weg zu Gott zu verlassen und einen Scheingott anzubeten, der nicht der eine Gott ist.

    Zuletzt erklärt Osman dann auch noch, dass er keine Statuen von sich aufstellen wird. Genügend Herrscher haben dies getan, um eine Verehrung ihrer Selbst, ja gar eine göttliche Verehrung zu bezwecken. Osman will jedoch nicht anstatt des einen Gottes verehrt werden und die Menschen auch nicht davon abbringen.

  6. #21
    Spürt Luft Avatar von ttte
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    (Meine Güte, ertragt ihr das ganze Gesabbel eures Herrschers hier echt nüchtern? )

  7. #22
    Kampfhamster Avatar von BruderJakob
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    Zitat Zitat von Brabrax Beitrag anzeigen
    In Forenspielen ist "Systeme nicht verstehen" Volkssport.

  8. #23
    Friedensfürst Avatar von Tim Twain
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    Staatstheorie

    In Anlehnung an Platons Politeia gibt es folgende Staatsformen:

    Die beste Staatsform ist ohne Zweifel der Staat, die von einem Propheten (wer ein Prophet ist, soll an anderer Stelle erklärt werden) angeführt wird, und dem von Gott offenbarten Gesetz folgt.
    Auch ohne einen Propheten an der Spitze kann ein Staat ein idealer Staat sein, wenn er von einem Philosophenkönig oder mehreren gleichsam qualifizierten regiert wird und einem gerechten allgemeinen Gesetz folgt. Unter Umständen ist es sogar möglich, dass ein Staat von selbst zum Idealstaat gelangt, ohne die Hilfe Gottes beziehungsweise eines Propheten, wenn es von einer Reihe von ausgezeichneten Herrschern über die Zeit dorthin geführt wird. Ein solcher König muss einige Anforderungen erfüllen, wie etwa den nötigen Intellekt, vollkommenen Verstand, gute Überredungsgabe, gute Vorstellungskraft sowie die Fähigkeit sein Volk auch im Krieg zu führen und es so vor Unheil zu bewahren

    Es kann aber auch sein, dass sich diese Eigenschaften nicht auf eine einzelne Person konzentrieren, sondern diese über eine Gruppe von "teilweise" qualifizierten Menschen erfüllt werden. Im Gegensatz zur oben genannten Herrschergruppe erfüllt hier nicht jeder aus der Gruppe alle Anforderungen an einen Philosophenkönig sondern steuert einzelne Attribute bei.

    Ein ebenfalls tugendhafter Staat ist ein solcher, bei dem dem Herrscher die philosophische Qualifikation fehlt, er dies jedoch durch eine juristische Ersetzen kann. Er kann also für die Einhaltung, Anwendung und strittige Auslegen der Gesetze sorgen. Zudem muss er sein Volk auch im Krieg führen können.

    Es kann aber auch sein, dass sich auch diese Eigenschaften nicht alleine in einer einzelnen Herrschaft finden. So muss der Richter der Gesetze nicht der sein, dass das Volk im Krieg führen kann, aber beide müssen sich an der Herrschaft beteiligen, wie wir dies im arabischen Kulturraum oftmals vorfinden.

    Im Gegensatz zu Platon ist also eine feinere Unterscheidung der idealen Staaten notwendig, es benötigt nicht zwingend einen vollkommenen Herrscher oder mehrere für einen idealen Staat. Gegen Platons Ausführung über die unvollkommenen Staaten ist aber nichts einzuwenden. Die unvollkommenen Staaten sind daher:

    - Timokratie, eine Herrschaft der Ehre
    - Oligarchie, die Herrschaft der Wenigen, also die Herrschaft des Besitzes
    - Demokratie, die Herrschaft der Gemeinschaft der gemeinen Menge
    - Tyrannei

    Ergänzend gibt es noch primitive Staatsformen, bei denen die Bürger primär Subsistenzwirtschaft betreiben, die den Bürgern keinen Nachteil bringen, aber auch nicht zur Glückseligkeit führen können.

    Die meisten der heutigen Staaten sind bei der Demokratie einzuordnen. Dort ist der, der Herr, der es schafft, dass jeder zu seinem Begehr kommt und es bewahrt. Unter den Menschen gibt es zwei Klassen. Die eine Klasse wird die Masse genannt und die andere Klasse die Mächtigen. Dabei wird die Masse von den Mächtigen beraubt, und die Mächtigen übertreiben dabei, Ihnen den Besitz wegzunehmen, sodaß dies sie bisweilen zur Tyrannei führt, wie in dieser unserer Zeit. Zuweilen geben sie Teile ihres Besitzes ab um die zu entlohnen, die sich für sie erschlagen lassen. Selbst in der jüngsten Vergangenheit sind Beispiel für eine solche Tyrannis leicht zufinden.

    Abschließend sollte noch ein Aspekt aus der Politeia angesprochen werden, dem die heutigen Staaten trotz Platons Darlegung nicht gefolgt sind. Die Stellung der Frau. In diesen Staaten sind die Fähigkeit der Frauen unbekannt. Sie werden nur dazu benutzt, Kindern das Leben zu schenken und sie dann groß zu ziehen. Sie stehen ausschließlich den Gatten zur Verfügung, wodurch sie auch keinen anderen Tätigkeiten nachgehen können. Da sie nun nicht auf die menschlichen Tugenden vorbereitet werden, ähneln sie Pflanzen. Es ist daher nicht vermunderlich, dass diese Staaten arm sind, weil die Frauen für die Männer dadurch zwangsläufig eine Bürde sind. Schließlich betätigen sie sich kaum an wesentlichen Tätigkeiten

  9. #24
    Friedensfürst Avatar von Tim Twain
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    Wer und was ist ein Prophet?

    Gottes Wissen ist für uns nicht zu begreifen und erst recht nicht in Worte zu fassen. Gott ist mit unseren Attributen nicht zu beschreiben. Dies alleine auszuführen ist eine Sache für sich. Aber setzen wir dies nun einmal voraus.
    Gott ist die erste Ursache, der erste Beweger. Von ihm geht alles aus.
    Aus Gott wiederum geht der erste Intellekt hervor.
    Der Aktive Intellekt übt nach al-Farabi Vorsehung für die Menschheit aus und wird in dieser Funktion auch Heiliger Geist genannt. Andere sehen auch den Erzengel Gabriel in dieser Funktion.
    Darüber hinaus aktualisiert er den menschlichen Intellekt, er führt ihn, aristotelisch gesprochen, von der Potentialität, der reinen Möglichkeit zu denken in die Aktualität und in das tatsächliche Denken über. Des Weiteren übernimmt er eine vermittelnde Rolle beim Wissenserwerb und der Prophetie, indem er Wissen aus der supralunaren Welt an die Menschen weiterleitet. Um die Mitteilungen des Aktiven Intellektes empfangen zu können, muss der Mensch seine Seele vervollkommnen.
    Die Vorstellung und die Vernunft sind jene beiden Seelenvermögen, die für den Wissenserwerb und die Prophetie von Bedeutung sind. sind. Die Vorstellung, die al-Farabi im Herzen ansiedelt, vermittelt zwischen der Sinneswahrnehmung und der Vernunft, welcher sie dient. Sie erhält die Eindrücke, die die sinnlich wahrnehmbaren Dinge in den verschiedenen Sinnen hinterlassen, bewahrt sie einerseits und leitet sie andererseits an das Begehren und die Vernunft weiter. Darüber hinaus erzeugt
    die Vorstellung durch Verbindung und Trennung erhaltener Eindrücke neue Eindrücke. Das geschieht vor allem, wenn sie nicht von den anderen Vermögen in Anspruch genommen ist, d. h. sie weder neue Eindrücke über die Sinne erhält noch diese vom Begehren oder der Vernunft abgerufen werden, also vornehmlich im Schlaf. Daher träumen die Menschen. Menschen. Eine weitere Tätigkeit der Vorstellung ist die Nachahmung, mittels derer sowohl Sinneseindrücke in andere Sinneseindrücke als auch Gedanken der Vernunft, Intelligibilien in Sinneseindrücke umgewandelt, gleichsam übersetzt werden. Diese Funktion ermöglicht es der Vorstellung, abstrakte Gedanken der Vernunft, die sie nicht zu fassen vermag, durch für sie fassbare Sinneseindrücke zu ersetzen. Dabei werden die vollkommensten Gedanken durch die besten sinnlichen Dinge repräsentiert, die erste Ursache demnach etwa durch die Sonne.

    Mit Hilfe der Vernunft, dem menschlichen Intellekt ist es aber ebenso möglich auf den aktiven Intellekt zuzugreifen. Menschen, die den nötigen Intellekt haben, um diese Intelligibile mit ihrem Verstand zu erfassen und auch die nötigen Techniken erlernt haben um diesen Intellekt zu nutzen, das sind die Philosophen. Ein Ziel eines jeden Philosophen muss es sein, die Natur zu beobachten und seine Schlüsse zu ziehen.Durch diese Gedankengänge wandelt sich der passive Intellekt des Menschen in einen Intellekt um, der sich soweit es ihm möglich ist, an den aktiven Intellekt angenähert hat. Dies macht den Menschen zu einem Weisen. Ein solcher ist geeignet seine Mitmenschen zu führen und über sie zu herrschen. Dies haben wir bei der Staatstheorie bereits behandelt.

    Ein Mensch der nun beide Eigenschaften vereint, dem ist es möglich ein Prophet zu werden, wenn Gott ihn dafür auserkoren hat. Durch seine Fähigkeiten kann er einerseits die göttlichen Eingebungen rational begreifen, sie aber auch andererseits so in Sinneseindrücke und Bilder umwandeln, dass er sie dem einfachen Volk verständlich machen kann. Dies unterscheidet ihn von den Philosophen. Diese begreifen zwar die göttlichen Eingebungen durch ihre Beweise, aber sie sind nicht in der Lage, sie dem einfachen Volk verständlich zu machen und sollten sich davor tunlichst hüten. Die breite Masse besitzt nicht den nötigen Intellekt, um die Gedankengänge der Philosophen zu verstehen.
    Wir hatten bereits diskutiert, dass manche Verse der Überlieferung der Propheten interpretiert werden müssen, wenn die philosophischen Erkenntnisse und der äußere Wortlaut nicht übereinstimmen. Warum finden sich nun in der Überlieferung überhaupt solche Passagen?
    Die Überlieferung ist an alle gerichtet und nicht nur an die Philosophen. Wie sollen aber nun diese Menschen die Überlieferung und somit das religiöse Gesetz verstehen, wenn sie aufgrund ihrer natürlichen Anlage, von Seiten ihrer Gewohnheiten oder schlicht, weil es ihnen nicht möglich ist, sich zu unterrichten? Gott hat auch für sie gesorgt und gnädige Nachsicht erwiesen. Für sie prägt er Bilder und Gleichnisse. Diese vermitteln die Erkenntnis für die breite Masse. Das ist der Grund, warum der äußere Wortlaut manchmal vom inneren abweicht. Die große Masse derer, für die nur die rhetorischen Ausführungen verständlich seien, ist verpflichtet, sich an den äußeren Wortlaut zu halten und soll die Interpretationen nicht kennen lernen. Daher dürfen die Philosophen den Dialektikern und der großen Masse ihre Interpretationen nicht ausdrücklich mitteilen, denn käme es zu solch einem Fall, so führe dies sowohl beim Mitteiler, als auch beim Zuhörer zu Unglauben. Beim Hörer, weil er nicht dazu fähig wäre, die Interpretation des Philosophen zu verstehen, und beim Mitteiler, weil er andere Leute dadurch zum Unglauben verleite. Die Verbreitung der Interpretationen unter der breiten Masse hat in der Vergangenheit innerhalb des Islam zu Spaltungen geführt und dazu, dass sich einzelne Gruppen wie die Mutaziliten und die Aschariten gegenseitig Unglauben vorwerfen. Die Folgen waren Hass und Krieg.
    Das erklärt auch, dass man auch ohne philosophische Überlegungen gläubig sein kann. Nicht jeder Bürger muss sich mit den Grundlagen und der Auslegung der Gesetze auseinandersetzen oder tiefere medizinische Kenntnisse haben und doch besitzen sie alle die Fähigkeit in einer geordneten, geregelten und gesunden Gemeinschaft zu leben.

    Man kann also, wie von Maimonides dargelegt, 3 Persönlichkeitstypen unterscheiden:
    Der Philosoph, der seinen eigenen Intellekt benutzt und so in seinem Glauben nahe an Gott kommt, der das natürliche Gesetz begreift und versteht und sein Handeln danach ausrichten kann.
    Der Staatsmann, der mithilfe seiner Vorstellung die Menschen mithilfe phantasievoller Sprache und Gleichnissen leiten kann, allerdings nur anhand des ihm von anderen zugetragenen Gesetzes
    Sowie den Propheten, der das Gesetz selbst einerseits begreift durch seinen Intellekt, aber anderseits die Vorstellung besitzt um es den Menschen begreifbar zu machen und so die Menschen führen kann.

    Dies erklärt aber auch, warum die einzelnen Überlieferungen nicht immer identisch sind. Die Propheten erhalten die Eingebung vom aktiven Intellekt und werden dabei von Gott unterstützt. Die Überlieferung stammt aber von den Propheten. Gott als erste Ursache gibt nur die Eingebungen, der Prophet als zweite Ursache, wie es von Albertus Magnus dargelegt wurde, begreift diese in seinen eigenen Worten und Bilder, geprägt durch sein eigenes Leben. Dies ist auch der Grund, warum Gott zu uns eine Vielzahl von Propheten schickt, die ihre jeweilige Gruppe anleiten, zu Gott zu finden.

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