Zitat von
Kaiser Klink
Nun das ist eine gute Frage. Wenn wir den Herrn Major richtig verstehen, geht es ihm vor allem darum Blutvergießen zu vermeiden. Gegenüber Freital empfindet er an sich auch wenige Sympathien, aber er glaubt dass eine diplomatische Lösung, selbst wenn sie die Zementierung der von Freital geschaffenen Fakten mit vielleicht kleineren kosmetischen Änderungen zur Folge hätte, einem Krieg vorzuziehen ist.
Seine Hoffnung ist: Lieber jetzt kleinbeigeben und dafür Frieden. Ob das gelingt, hängt jedoch maßgeblich von Tristan ab. Betrachten wir uns mal die über ihn bekannten Fakten: Er ist ein Emporkömmling ohne Stammbaum, der einen kometenhaften Aufstieg hingelegt hat. Er wurde Baron auf Augenhöhe mit Falkenbeck und Wytonia mit ihren alten Stammbäumen, die die letzten Überbleibsel der alten Ordnung in Soras darstellen. Doch es reichte ihm nicht. Er bewegte die Dunkelelfen zum Abzug von der Flussmündung und fügte damit seinem Herrschaftsgebiet eine strategisch wichtige Region zu. Er griff nach Falkenbeck, während die Masse der Falkenbecker Soldaten hier im Grimmwald gegen Druiden und Ketzer kämpften. Ohne Skrupel überfiel er einen Verbündeten und brach sein gegebenes Wort, da auch er den Grimmwaldvertrag unterzeichnet hatte. Dass er inländische Helfer hatte, tut dabei nichts zur Sache. Mit Waffengewalt in ein fremdes Herrschatsgebiet einzudringen und dessen Herrscher mit dem Tod zu bedrohen, ist ein Kriegsakt. Wenn mit dem angegriffenen Herrschaftsgebiet Verträge bestehen, die gegenseitige Freundschaft und Unterstützung zusichern, ist es darüber hinaus ehrlos.
Wir fragen nun den Herr Major, wird dieser Mann nun gesättigt sein und Ruhe geben? Tristan ist ein starker Anführer, ein Mann ohne Prinzipien und Moral, aber dafür mit sehr großen Ambitionen und Ehrgeiz, sowie wahrscheinlichen Verbindungen nach Iluceria. Was wird geschehen, wenn wir jetzt nachgeben, Tristan erlauben seine Herrschaft zu konsolidieren und eine Armee aufzubauen? Höchstwahrscheinlich wird er früher oder später nach neuen Erfolgen, Eroberungen und Ruhm gieren und entweder nach den Ländereien der instabilen Sonnenrepublik im Norden oder gar nach Wytonia greifen. Beides hätte einen großen Konflikt zur Folge, der mit deutlich mehr Toten einhergeht, als wenn wir jetzt mit geeinter Macht gegen die Besetzung Falkenbecks durch ein militärisch noch schwaches Freital vorgehen.
Aus unserer Sicht lautet die Frage nicht Krieg oder Frieden, sondern nur ob es jetzt oder später Krieg gibt. Und wenn der Krieg früher oder später sowieso unausweichlich ist, dann besser zu einem Zeitpunkt, da die feindliche Armee noch schwach und schlecht ausgerüstet ist, als später, wenn Freital aufgerüstet hat und den Zeitpunkt einer Konfrontation mit seinen Nachbarn selber bestimmt. Freital hätte nicht einmal im 1 gegen 1 gegen Wytonia gegenwärtig eine Chance. Adlersteins Engagement ist hauptsächlich von Nöten, um andere Nachbarn wie die Dunkelelfen von einer offenen Parteinahme für Freital abzuschrecken. Ein Zuschlagen jetzt würde geringere Opfer bedeuten, als den Konflikt quasi auf später zu verschieben.
Nun kommt die Frage, wieso es uns so wichtig ist seine Unterstützung zu gewinnen. Nun wir Adlersteiner, auch wenn wir die besten Absichten haben, sind dennoch Fremde im Land der Sorassi. Uns werden die Menschen misstrauen, wenn wir gen Falkenbeck ziehen um es zu befreien. Wytonia wird kaum besser als Freital angesehen werden: Ein auswärtiger Baron, der mit Heeresmacht ins Land zieht. Rückt eine Armee unter Drachen- und Wolfsbannern nach Falkenbeck vor, wird Tristan mit der Hilfe seiner inländischen Lakaien versuchen sich als den Beschützer der Souveränität aufzuspielen und so das Volk auf seine Seite zu ziehen. Er hat die verbliebenen Honoratoren auf seiner Seite und damit Männer, welche das Volk beeinflussen und belügen können. Eine offene Schlacht wird er weniger suchen, aber stattdessen darauf setzen uns durch Guerillataktiken solange zu zermürben, bis sich Gelegenheiten für ihn ergeben. Letztendlich werden wir ihn besiegen, aber unter deutlich höheren Opfern auf beiden Seiten.
Führt den Heereszug hingegen die reguläre Falkenbecker Armee an und ihre Banner wehen voraus, so ist die Situation eine andere. Dann sind es nicht Fremde, die in Falkenbeck eindringen, sondern die eigenen Söhne und Väter kehren zurück, um die fremden Besatzer und ihre Speichellecker zu vertreiben. Soldaten Wytonias und Adlersteins wären nur zur Unterstützung der Falkenbecker Armee im Heereszug. Es wird Tristan ungleich schwerer fallen das Volk auf seinen Kurs einzuschwören und die Wahrscheinlichkeit ist höher, dass er einen Rückzieher macht und versucht seinen eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Der Herr Major kann selber seine Heimat befreien und Einfluss darauf nehmen, was dort geschieht. Wenn Freital den Kampf wählt, wird es Zerstörungen geben, aber wir können Falkenbeck mit unseren Mitteln dabei helfen die Not der Menschen zu lindern, zerstörte Häuser wieder aufzubauen, Brot ins Land zu bringen und vor allem stabile Verhältnisse zu schaffen. Ein Zeichen setzen, dass die Tage vorbei sind, als in Soras Raubritter und Banditen mit Brutalität und Rücksichtslosigkeit herrschten und die Menschen unterdrückten. Bleiben wir untätig, wird genau dies weiterhin der Fall sein. Denn nichts anderes ist Tristan, als ein Räuberhauptmann, der mit Gewalt sich seinen eigenen Herrschaftsanspruch erkämpft hat.
Der Major hat nun die Möglichkeit. Er kann das Volk schützen, seinen Lehnsherrn zur Hand gehen und ihm dabei helfen zu einem starken und fähige Herrscher heranzuwachsen. Wir teilen seine Beurteilung, dass der Baron von Falkenbeck noch zu unerfahren ist. Er braucht gute und fähige Berater und Lehrer. Diese dürfen aber nicht aus Freital sein oder auf dessen Gehaltsliste stehen. Ebenso wenig sollten sie aus Adlerstein kommen, sondern aus Falkenbeck selber und in erster Linie ihrem eigenen Herrn und ihrer Heimat gegenüber loyal. Er könnte der Mann sein, der nach der Vertreibung der Freitaler und ihrer Günstlinge diese neue Falkenbecker Administration zur Unterstützung seines Lehnsherrn aufbaut.
Sofern Freital keinen Rückzieher macht, wird es Krieg geben. Wenn wir den Rückzieher machen, wird es ihn auch geben, nur unter schlechteren Bedingungen zu einem späteren Zeitpunkt mit wahrscheinlich weitaus mehr Opfern. Der Krieg ist ohne ein Einlenken Freitals unausweichlich und es ist klüger ihn jetzt zu führen, statt zu warten. Wenn der Major sich uns anschließt, kann er mit dazu beitragen die Opfer zu verringern. Da er der Letzte unter den derzeitigen Würden- und Amtsträgern Falkenbecks in einer Machtposition ist, der nicht seinen Lehnsherrn und seine Heimat verkauft hat, besäße sein Wort unter dem einfachen Volk und den Soldaten sicher viel Gewicht.