Die Super League

[Nahoïmi]

Wir befinden uns seit Jahren in einem Prozess der De-Regulierung, der derzeit eskaliert. Befeuert durch die Pandemie und deren finanzielle Konsequenzen für den Profifußball. Die Niederlande und Belgien denken über eine gemeinsame Liga nach, die BeNeLeague. Die Glasgower "Giants" Celtic und Rangers wollen aus der schottischen Liga raus - entweder in die Premier League oder in eine europäische Super League. In der Republik Irland und in Nordirland wird immer wieder das Projekt einer gesamtirischen Liga diskutiert - aber auch ein Anschluss an den Fußball auf der britischen Insel. In Skandinavien wird auch schon seit Jahren über eine multinationale Liga diskutiert. Es ist also einiges in Bewegung.

Hier dürfte auch ein Grund für die unterschiedliche Positionierung von jung und alt liegen. Als junger Mensch erlebt man ein geeintes Europa, es ist eine Freude, dass sich dies mittlerweile auch in den Planungen im Sport niederschlägt. Für Ältere ist es wahrscheinlich schwerer zu etragen, dass der Sport nichtmehr streng nach nationalen Grenzen aufgebaut wird

[Papa Bear]

Ich finde die Reaktionen seitens UEFA & FIFA auch maximal zynisch.

Und frage mich auch, auf welcher rechtlichen Grundlage sie bspw. Spielern verbieten wollen, Ihr Land in den jeweiligen Nationalmannschaften zu repräsentieren. Bislang hat sowas ja als reine Drohkulisse stets ausgereicht, aber wenn das tatsächlich mal vor Gericht geht? Die SL-Gründer scheinen sich ihrer Sache da ja sicher zu sein. Oder sie freuen sich sogar, ihre Spieler nicht mehr abstellen zu müssen...

Ich fand die Aussagen vom Herrn Seifert ziemlich gut, der - speziell auf Barca und die Italienischen Clubs gemünzt - kritisiert, dass es Clubs, die in 10 absoluten Boomjahren mit stetig steigenden Einnahmen aus Fernsehverträgen nicht nur nicht geschafft haben, zu einem sich selbst tragenden Geschäftsmodell zu kommen, sondern sogar hunderte von Millionen Schulden zu machen und nun auch noch so tun, als sei Corona daran schuld...

Wobei ich nüchtern betrachtet die Vereine auch ein Stück weit verstehen kann. Losgelöst von Betrachtungen aus dem "Garantierte Teilnahme ohne vorherige sportliche Qualifikation = nicht ok" Blickwinkel ist es verständlich, dass die Vereine als "Erbringer" der "Entertainment-Leistung" den dadurch generierten Ertrag nicht zunächst in die Hände der UEFA fließen lassen möchten, denn nachdem sich da alle "Verteidiger des wahren Fußballs für die Fans" die eigenen Taschen vollgemacht haben, ist mehr als die Hälfte der eingenommenen Kohle bereits weg

Ich tue mich schwer damit, abzuschätzen, was hier am Ende des Tages herauskommt. Sollten die Mitglieder der SL aus den nationalen Meisterschaften ausgeschlossen werden, werden diesen jedenfalls ihre Erlöse aus den Fernsehverträgen in den nächsten Jahren massiv einbrechen, würde ich vermuten. Ob das dann am Ende etwas Gutes oder etwas Schlechtes für die nationalen Ligen wird? Ich vermag es nicht zu sagen...

[Rinz]

Glaubt man den Sky-Sport-Experten, dann wird der 19.April das einschneidendste Datum in der Fußballwelt seit dem Bosman-Urteil sein. Und vor allem der Beginn von sehr lukrativer Zeiten für Anwälte, denn die werden mit diesem Fall eine ganze Menge Zeit und Spaß haben...

Als wahrscheinlichstes Szenario wird aufgezeichnet:
1. Die Super League-Teilnehmer werden von den nationalen Wettbewerben ausgeschlossen.
2. Kein Spieler der SL-Teilnehmer darf an EM- oder WM-Spielen teilnehmen, egal ob Quali oder Endturnier
3. Es wird dauern, bis das rechtskräftig ist.

Natürlich muss man abwarten, ob die Verbände mächtig genug sind, um diese Androhungen durchzusetzen.

Aber ob Superstars wie Messi oder Ronaldo notfalls bereit wären, nur noch in einem einzigen Wettbewerb aufzulaufen? Schwer vorstellbar. Die SL könnte so zu einem Rohrkrepierer werden.

Aber warum aber gehen die "SL-Abtrünnigen" ein solches Risiko ein? Zumal ja einige Klubs zuvor klar signalisiert haben, dass sie mit den angedachten - und nun ja ebenfalls veröffentlichten - Änderungen der CL-Modi einverstanden sind?

Hier hat DFL-Chef Christian Seifert eine passable Vermutung: viele der 12 "abtrünnigen" Klubs haben Schulden in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro, diese Klubs stehen mit dem Rücken zur Wand: Entweder sie schrauben einen Gang zurück und wirtschaften vernünftig oder sie brauchen mehr Einnahmen, um ihre horrenden Etats beizubehalten.
"Wer es geschafft hat, in den letzten 10 Jahren Fußballboom tatsächlich satte Miese zu machen anstatt ein Plus zu erwirtschaften, und dann etzt mit dem Argument kommt, wegen Corona müssten jetzt superdringend fehlende Einnhahmen kompensiert werden, für diese Klubs fehlt mir jedes Verständnis" sagt Seifert sinngemäß.
Edith: Papa Bear war 5 Minuten schneller

[Flunky]

@PB: Wenn dadurch wieder Bundesliga im Free TV käm, wäre das ja zu begrüßen.

[Jeckchen]

In diesem Punkt sähe ich allerdings die Möglichkeit, endlich Profi-Schiedsrichter pfeifen zu lassen. Es ist aus meiner Sicht ein Unding, dass die Schiris in der BuLi, die zwischen den ganzen Millionären pfeifen, das Ganze als eine Art Hobby ausführen.

Das ist aber ein schönes Hobby wo die mehr Gehalt bekommen als ich in meinem Hauptberuf.

Quelle: https://www.vermoegenmagazin.de/schi...lt-bundesliga/

[Papa Bear]

Nochmal die entscheidende Frage: auf Basis welcher Rechtsgrundlage will man Vereine und Spieler denn ausschließen? Die existiert schlichtweg (meines Wissens) nicht.

Die nächste Frage: erzeugen die nationalen Ligen ohne die großen Vereine und ohne die großen Stars auch nur annährend so viel Interesse? Wie gehen die Beteiligten dann damit um, dass sie spätestens ab den nächsten Fernsehvertragsverhandlungen mit massiven Einnahmerückgängen klarkommen müssen? Welcher Investor zahlt Milliarden für eine PL ohne die "Big Six" (auch wenn Zyniker sicher darauf hinweisen werden, dass bspw. Arsenal seit mehreren Jahren sportlich eigentlich nichts mehr mit "Big Six" zu tun hat)? Wer zahlt für eine spanische Liga ohne Real und Barca? Oder eine italienische ohne Juve, Milan und Inter?

[tobyps]

Ein Ansatz wäre Vereinsrecht.

Vereine, die die Super League mittragen, handeln vereinsschädigend gegenüber dem DFB (Verband ist ja nichts anderes als ein Verein). Der kann dementsprechende Sanktionen bis zum Ausschluss veranlassen.

Ohne Zugehörigkeit zum DFB ist letztlich auch keine Teilnahme in Bundesliga und Champions League möglich, denn das ist ja alles ein aufeinander aufbauendes Ligensystem.

[Shakka]

Die "Geldgier" ist auf allen Seiten. Das haben die Super-League-Clubs nicht erfunden. Und das ist für Unternehmen auch richtiges und vernünftiges Handeln.
Die CL soll doch sowieso reformiert werden (damit mehr Geld verdient werden kann).
Wir sprechen also von zwei Realitäten:
Entweder die betreffenden Vereine spielen in einer reformierten CL oder in ihrem eigenen Quatschpokal.

Wozu brauche ich als Super-League-Mitglied eine UEFA, die Gewinne aus einem Turnier abzweigt, wenn ich das Turnier auch einfach selbst ausrichten und das Geld dann komplett selbst verjubeln kann?

Im Prinzip bedeutet diese Super-League doch aus Sicht der UEFA nur "Wir wollen bei der CL nicht mehr mitspielen". Was die Clubs dann in ihrer Freizeit machen, geht die UEFA doch nichts an.
Wenn Bayern in der Sommerpause einen Audi-Cup ausrichtet, an der Stadtmeisterschaft von Katar teilnimmt oder zwischen zwei Bundesligaspielen einen Weltpokalbesieger krönt, regt sich ja auch niemand auf.

[Rinz]

Wie auch immer: Es ist ein offener Wirtschaftskrieg in der Fußballbranche ausgebrochen, und da es um sehr viel Geld geht, werden die Prozesse lange dauern und vor allem die Anwälte sehr gut verdienen. Ich persönlich bezweifle stark, dass die "abtrünnigen Klubs" über mehr Geld verfügen als UEFA und die nationalen Verbände - was heißt, sie werden über kurz oder lang den Kürzeren ziehen - denn Geld schießt nicht nur Tore, Geld gewinnt in der Regel auch Gerichtsprozesse

Nochmal die entscheidende Frage: auf Basis welcher Rechtsgrundlage will man Vereine und Spieler denn ausschließen? Die existiert schlichtweg (meines Wissens) nicht.

Muss ja nicht unbedingt. Für die europäischen Spieler reicht es z.B., wenn sich die nationalen Verbände und ihre Nationaltrainer einig sind, die Spieler der SL-Klubs nicht mehr zu berücksichtigen. Ein Nationaltrainer braucht keine Begründung geschweige denn irgendeine Rechtsgrundlage für eine Nichtberücksichtung von Spielern

Und ansonsten: wo keine Rechtsgrundlage ist, kann man eine schaffen. Alles eine Frage von Geld und Macht. Keine Sorge, PB, die Bayern haben sich für die richtige Seite entschieden - für die mit dem längeren Hebel.

[Ausgetreten]

Die CL wird ja sowieso schon Häppchenweise zur SL umgebaut. Da fehlen nur noch 1-2 "Reformen". Also die SL kommt in jedem Fall.

[AndreP]

Und frage mich auch, auf welcher rechtlichen Grundlage sie bspw. Spielern verbieten wollen, Ihr Land in den jeweiligen Nationalmannschaften zu repräsentieren.

Das sind Fifa und Uefa Veranstalltungen, braucht es da überhaupt eine rechtliche Grundlage?

[Tim Twain]

Das Kartellrecht dürfte für Fifa und UEFA ein großes Problem werden.
Es gibt mit dem ISU-Fall zudem einen Präzedenzfall, der einem Ausschluss von Spielern bei Teilnahme an einem Verbandsfremden Turnier den Riegel vorschob
https://www.faz.net/aktuell/sport/sp...-17105460.html

[Papa Bear]

Ja, die Story mit den Eisschnelläufern hatte ich auch - am Rande - mitbekommen. Daher ja auch meine Skepsis, ob UEFA / FIFA hier tatsächlich rechtlich so handeln könnten, wie sie es jetzt androhen. Sich als Monopolisten auf diese Art und Weise aufzuspielen kann einem auch fürchterlich um die Ohren fliegen...

Natürlich kann ein Nationalverband seinerseits dem Nationaltrainer vorschreiben, Spieler aus derartigen Vereinen nicht berücksichtigen zu dürfen, aber man muss sich mal fragen, wohin das in letzter Konsequenz führt. Die besten Spieler wollen das meiste Geld verdienen, was sie in ihrer Branche verdienen können. An Messis Stelle würde ich die 75 Mio jährlich (oder was das genau war...) ja auch nicht ablehnen, weil mit Ausnahme von CR7 von allen anderen Fußballern keiner auch nur die Hälfte dessen verdient. Also spiele ich weiter dort, wo mir dieses Gehalt gezahlt wird. Sollte dann tatsächlich der Argentinische Fußballverband darauf verzichten, mich zu nominieren (was in Argentinien tendenziell eher Volksaufstände auslösen als Unterstützung erhalten würde, wenn ich nicht komplett falsch liege), mache ich halt mal ausgiebig Ferien im Sommer und drücke den Kollegen die Daumen Und auch in der Breite (immer noch unter den Topspielern, zu denen ein großer Teil der Spieler der 12 Clubs gehören) würden die Spieler dann wohl eher den Urlaub (dankend; wie "überspielt" viele sind, interessiert ja anscheinend nur dann die Leute, wenn mal wieder einer in einem "großen" Spiel nicht seine gewohnte Leistung bringt) nehmen und den Fans mitteilen "sorry, ich würde ja spielen, aber leider lässt man mich nicht" .

Und am Ende fehlen dann bis auf einige wenige Ausnahmen bei den großen Nationalmannschaftsturnieren sämtliche Stars des Weltfußballs? So dämlich, das geschehen zu lassen, sind doch nicht mal diese korrupten UEFA- & FIFA-Funktionäre. Denn dann kriegen sie auch die Rechte lange nicht mehr so teuer verkauft wie bisher und keiner hat mehr Interesse, solche Turniere auszurichten (was für die Funktionäre wiederum mit dem Verzicht auf den Erhalt der gewohnten Schmiergeldzahlungen einhergeht). Nee, sooo weit lassen die es schon aus Eigeninteresse nicht kommen...

Nee, die setzen voll auf die Karte "Stimmungsmache" und hoffen, dass Teilnehmerclubs sich das nochmal überlegen...

[Chris der Phönix]

Das Kartellrecht dürfte für Fifa und UEFA ein großes Problem werden.
Es gibt mit dem ISU-Fall zudem einen Präzedenzfall, der einem Ausschluss von Spielern bei Teilnahme an einem Verbandsfremden Turnier den Riegel vorschob
https://www.faz.net/aktuell/sport/sp...-17105460.html

Aber man würde die Teilnahme an den SL doch nicht verbieten, sondern Sie von der Teilnahme der Verdansinternen Wettbewerbe ausschliessen. Ist das nicht etwas Anderes?

[Tim Twain]

Genau das wurde dem ISU doch untersagt?