Das Wappen der Woche!

[v33l3dn3M]

Interessant, dass der "Drache" hier (entgegen des walisischen) als nur zweibeinig dargestellt wird, was ja eigentlich im Englischen dem "Wyvern" entspricht, welcher zuweilen wieder als "Lindwurm" übersetzt wird, der wiederum als vierbeinig definiert ist...

Zumindest intuitiv finde ich eigentlich, dass nur zwei Beine bei einem Wesen von der "Wucht", Schwere und Stärke eines Drachen(-artigen) irgendwie immer etwas kläglich und, ja, unbeholfen aussehen. Dann lieber die beinlosen Drachenschlangen (gerne auch gefiedert wie Quetzcoatl), oder die echsenartige Vierbeinervariante, ob der im europäischem Stil oder (Edit:nicht ganz so echsenartiger, der Satzbau ist etwas blöd) ostasiatischer Lóng. (Und mit dem Komodowaran wird ja sogar eine echte (natürlich vierbeinige), besonders imposante Echse als "Komodo Dragon" bezeichnet.)

[Flunky]

Für mich sind "eigentliche" Drachen so Modell T-Rex mit Flügeln/Tabaluga^^

[Der Kantelberg]

In dem Artikel wird im Absatz "Ursprung" auf asiatische Reitervölker verwiesen. Die sicherlich Kontakt zu China hatten.

Die Sarmaten jetzt als Asiatisch zu bezeichnen, trifft es aber auch nicht so richtig. Dieses Volk sind indoeuropäischen Ursprungs. Natürlich stammten sie 1000 v.Chr. mal aus Mittelasien, wo sich halt die iranischen Völker herausgebildet haben, das ist aber keineswegs China. Ab 600 v.Chr. siedeln sie dann ohnehin 1000 Jahre lang in der Schwarzmeersteppe und das ist ja dann Europa. Dass sie diese Fahnen durch chinesischen Einfluss in ihre Kultur aufgenommen haben und nicht selbst hervorgebracht haben, glaube ich erst nach einem Beweis.

[Mongke Khan]

Heute gibt es zwei Wappen aus Kärnten in Österreich: Ossiach und Steindorf am Ossiacher See. Die liegen gar nicht weit weg von da, wo ich mal im Urlaub war - am Wörthersee

Beide Dörfer liegen am Ossiacher See und sind so besonders, wie kleine Dörfer in Österreich, die mittlerweile vom Tourismus leben, wohl besonders sein können.

Ossiach
Hier steht ein Benediktinerkloster, das "der Graf und Gewaltbote" (ein "bevollmächtigter Gewalthaber", der also u.a. die Polizeigewalt inne hat - großartiges Wort ) Ozi mal gestiftet hat. Das hatte auch ein Wappen, welches aber 1783 obsolet wurde, weil da das Kloster aufgelöst und fortan militärisch genutzt wurde (man kann das einfach so "entstiften"? ).
Das Wappen, das man 1965 wieder aufgenommen hat, wurde erstmals 1433 erwähnt und sieht so aus:

In Rot ein von zehn blauen Wellenlinien
geteilter silberner Wellenbalken belegt
mit drei nach rechts schwimmenden
Seeforellen in natürlichen Farben.

Der Wellenbalken steht wohl symbolisch für den See und nicht einen Fluss, da dieser See auch als Eigentum des Benediktinerstift angesehen wurde. Außerdem ist der so lang und schmal wie ein Balken.
Die Forellen deuten darauf hin, dass der Fischreichtum eine wichtige Rolle in der Geschichte spiele. Dass es Seeforellen sind, erkennt man an den roten Punkten (auch wenn man die auf dem kleinen Bild schlecht sehen kann). So sehen die in echt aus:

Steindorf am Ossiacher See
Das spätere Steindorf wird als "Steyndorf" das erste Mal 1263 erwähnt, hat sich 1850 konstituiert und bekam 1937 von Ossiach 360 Hektar See- und Grundparzellen. Im Wappen, das 1977 verliehen wurde, findet sich etwas, das man als Referenz darauf "lesen" könnte:

In Blau über goldenem
Dreiberg ein goldener Wels.

Das Blau steht für den See, der Wels (oder in Ösisprech Waller) kommt offenbar im östlichen Teil des See häufig vor. Der goldene Dreiberg spielt redend auf den Ortsnamen an (Dreiberg ~ Berg ~ Stein ~ Steindorf). Der Fisch wurde bewusst als Gegenstück zu den drei Forellen gewählt. Ich mag den Gedanken, dass Steindorf von Ossiach Wasser bekommen hat und darin der Wels ware, der es ins Wappen geschafft hat

[Mongke Khan]

In einem Video von Terra X über den Luxus auf mittelalterlichen Burgen bin ich auf die Burg Eltz an der Mosel (* 12. Jhdt., Nähe Koblenz) aufmerksam geworden. Das ist die hier:

Das besondere an Burg Eltz ist, dass sie sehr verschachtelt und verwinkelt ist. Beim Bauen war fast nur Platz in die Höhe da, dementsprechend hat man sich architektonisch kunstvolle Lösungen überlegt, um den Platz effizient zu nutzen und alle baulichen Bedingungen einzuhalten. Es war z.B. nicht erlaubt, ein Zimmer über einer Kapelle zu errichten, aber wenn man die Kapelle als Erker vor ein Zimmer baut, ist das okay

Das Platzproblem hatten Burgen generell, aber zu dem besonderen Baueifer auf Burg Eltz hat möglicherweise beigetragen, dass die Burg nicht nur von einem einzigen Burgherren, sondern von dreien bebaut wurde. Und das waren auch noch Brüder, also Wettstreit mit Ansage

Auf Wikipedia ist ein schönes Bild dazu, wie die Burg aufgeteilt wurde:

Die prägenden Bauherren waren die Elias, Wilhelm und Theoderich, die ab ~Mitte des 13. Jhdt ihre Stammlinie aufteilten in

• Eltz-Kempenich, genannt „Eltz vom goldenen Löwen“ (B, rot)
• Eltz-Rübenach, genannt „Eltz vom silbernen Löwen“ (C, gelb)
• Eltz-Rodendorf, genannt „Eltz von den Büffelhörnern“ (D, blau)

Die Namenszusätze geben schon Aufschluss darüber, warum ich das für diesen Faden interessant fand: sie leiten sich nämlich von den Wappen ab, welche die drei Brüder führten. Da wäre das derer von Eltz-Kempenich, die das Stammwappen fortgeführt haben (also vermutlich der älteste Sohn):

Geteilt von Rot und Silber, oben ein wachsender
goldener Löwe. Auf dem Helm mit rot-goldenen
Helmdecken ein hermelingestülpter* roter Sturmhut,
aus dem ein goldener Löwe zwischen einem mit
silbernen Herzen besetztem offenen roten Flug
hervorwächst.

Das von Eltz-Rübenach sieht sehr ähnlich aus. Ich vermute, dass das einer der Jüngeren war, denn er hat nur einen silbernen Löwen. Außerdem ist dieser Löwe zweischwänzig. Die Farbe des unteren Schildfeldes ist dafür golden - vielleicht, um ihm auch Gold im Wappen zuzugestehen? Von den Tinkturen her sollte egal sein, ob da das eine oder andere Metall ist.

Geteilt von Rot und Gold, oben ein wachsender
silberner zweischwänziger Löwe. Auf dem Helm
mit rot-silbernen Helmdecken ein hermelingestülpter*
roter Sturmhut, aus dem ein silberner Löwe zwischen
einem mit silbernen Herzen besetztem offenen roten
Flug hervorwächst.

Interessant wird es jetzt bei Eltz-Rodendorf, dem mit den Büffelhörnern. Ich hab nämlich bei meiner Recherche kein Bild von deren Wappen gefunden. Zwar hab ich Verweise darauf entdeckt und die Büffelhörner legen nahe, dass diese eine Rolle spielen, aber ein Bild fand ich nicht. Ich hab den Terra X Beitrag (https://www.youtube.com/watch?v=F0N4m_7EpI8) Beitrag nochmal angeschaut und die haben dieses Bild:

Geteilt von Rot und Gold, oben ein wachsender,
linksgewendeter goldener zweischwänziger Löwe.
Auf dem Helm mit rot-silbernen Helmdecken rote
mit silbernen Kugeln besteckte Büffelhörner, zwischen
denen ein goldener lingsgewendeter Löwe hervorwächst.

Die Büffelhörner würden auf jeden Fall den Namen erklären. Auch die sonstige Aufmachung passt zu den beiden anderen Wappen: der goldene zweischwänzige Löwe wirkt wie eine Synthese der beiden anderen. Außerdem sind die Helmdecken rot und silbern, aber die untere Schildhälfte silbern, was auch eine Kombination der ersten beiden Schilde darstellen könnte. Ein wenig überrascht mich, dass der Schild ein halbrunder Schild ist (mglw. ein anderer Künstler; die anderen haben auch im Terra X Beitrag einen Dreiecksschild), aber viel mehr noch stört mich, dass der Löwe und der Helm linkgsgewendet sind. Ich erinnere mich gerade an kein Wappen mit Helm, der nicht nach rechts oder geradeaus blickt (außer in vereinigten Wappen, da ist es wie bei den Schildhaltern gängig, dass sich die Helme anblicken).
Es leuchtet mir auch nicht ein, warum der Löwe beim dritten Eltz-Buben nach links schauen sollte. Höchstens, um ihn auf den ersten Blick besser vom Stammwappen unterscheiden zu können. Für nicht unmöglich halte ich, dass der Designer das Wappen einfach gespiegelt hat, weil es dann schöner in dem Video aussah.
Vielleicht schreib ich die von Terra X mal an, das kommt mir irgendwie seltsam vor. Vor allem, weil ich kein Wappen gefunden habe, mit dem ich es gegenprüfen kann.



* gestülpt ist dieser nach oben geschlagene weiße Hutrand mit den schwarzen Hermelinschwänzchen drin

[Bassewitz]

Die haben das garantiert gespiegelt.

[Jerry Demmings]

Oder kannten nicht das heraldische Links/Rechts

[goethe]

Burg Eltz und anschließend Trier war meine erste Klassenfahrt. Da muss die Burg noch ganz neu gewesen sein

[Tohuwabohu]

Hm, schaut nach links, wie mir scheint und das Schriftbild drunter vermittelt.
Wobei: Flügel und Farbgebung entsprechen nicht der designten Vorgabe, denk ich. Schild scheint auch nicht abgerundet zu sein.

[Mongke Khan]

Da würde alles passen, bis auf die Widderhörner. Aber ohne die macht der Name wenig Sinn

Schild wäre egal. Das ist künstlerische Freiheit und spielt (wie die konkrete Wahl des Helms) keine Rolle bzw. hängt stark von Epoche und Künstler ab.

[Tohuwabohu]

Vielleicht kann man die Burg selbst anschreiben, Besitzer oder Info-Kontakt. Gibt ja Führungen.

https://www.burg-eltz.de/de/

[Mongke Khan]

Hab der Burg mal geschrieben. Bislang fallen die Antworten ja immer recht spärlich aus, aber man weiß ja nie

[Mongke Khan]

Auf der Webseite hab ich gerade noch das hier gefunden:



Der Löwe wäre zweischwänzig und schaut nach rechts. Aber das ist auch eher ein Flug auf dem Helm als Büffelhörner. Ist am Ende der goldene Löwe auch zweischwänzig?

Was mich darüber hinaus an Tohus Bild gerade noch stutzig gemacht hat: die Speerruhe ist rechts (diesmal vom Betrachter aus). Das macht nicht viel Sinn, wenn man von eime Rechtshänder ausgeht. Die Bilder von Schilden mit Speerruhe (Tartschenschilde), die ich gesehen habe, haben die auch immer links (vom Betrachter aus). Haben womöglich schon frühere Künstler nen Fick auf Links/ Rechts gegeben? Oder ist das so ein Glasding, das von Außen richtig herum aussehen soll?

[LegatBashir]

Also Tohus Bild ist eindeutig Kempenich. Da ist so rein gar nix von Büffelhörnern zu sehen. Dafür alle anderen Merkmale, bis auf das zweischwänzige... Fand der Künster wahrscheinlich besser.

Ich denke das mit heraldisch rechts -links war den Künstern größtenteils völlig egal. Die wollten das das Bild einer Komposition folgt und da war denen die Seite egal.

[Mongke Khan]

Aber das ist falsch