Stimmt, Hannover! Da ist er auch nicht feige, der wurde wohl einfach gedreht, damit es hübscher aussieht.
Zum Schniedelwappen: hab noch etwas weiter recherchiert, offenbar war der Kerl jemand, der Pferde kastriert hat beruflich. Das Wappen spielt dann darauf an.
Lustig auch: der Schniedel ist im Lauf der Zeit oxidiert und jetzt schwarz.
Hatten wir schon Spielzeug in Wappen? Würde mich jetzt nicht wundern wenn Schachfiguren oder Würfel gar nicht als Wappenfiguren geben würden.
Würfel hatten wir, Stichwort "Familie Toppler"
Schach kommt auch in der Heraldik vor. Die Bezeichnung "geschacht" verweist zB auf eine Tingierung in Art eines Schachspiels. Figuren (zB der Roch) oder auch Spielfelder gibt es auf jeden Fall, kann ich auch mal mehr dazu schreiben. Auch auf alten Wappen.
Man muss aber bedenken, dass z.B. das moderne Schach je nach Mittelalter ein etwas anderes Spiel ist
Das Brett war nicht unbedingt so genormt wie heute, einzelne Figuren hatten andere Funktionen, sowas
Das interessiert mich jetzt aber. Hast du einen passablen Link?
Ah, sieh zu an:
Die Perser gaben ihm seinen Namen: "Schah" ist noch heute das persische Wort für "König"; "matt" bedeutet im Persischen "hilflos".
Jup, hier z.B. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gesc...s_Schachspiels
"Gegen Ende des 15. Jahrhunderts begannen sich die Spielregeln des Schachspiels entscheidend zu verändern. Die Gangart von Bauer, Läufer und Dame wurde schneller. Der Bauer durfte nun bei seinem ersten Zug zwei Felder weit (bisher nur eins), der Läufer diagonal beliebig weit (bisher sprang er zwei Felder weit), und die Dame in alle acht Richtungen beliebig weit ziehen (zuvor nur ein Feld in diagonaler Richtung), wodurch sie schlagartig von einer relativ schwachen zur mächtigsten Figur auf dem Brett avancierte."
Deshalb spielt die Dame in der Heraldik zB keine nennenswerte Rolle. Die stärkste Figur war quasi der Turm (Roch) und wenn man ein starkes und mächtiges Wappen zeigen wollte, nahm man den.
Heut hab ich es endlich geschafft, mir Zeit für ein Thema zu nehmen, das mir schon länger unter den Nägeln brennt. Seit etwa einem Monat ungefähr, da postete Ramkhamhaeng das hier:
Ich habe mich nämlich intensiver - und vielleicht länger, als für ein Gehirn gut ist - mit dieser Arbeit beschäftigt. Ich bin dabei auf etwas gestoßen. Einen Fehler. Ein Fehler, der mir zwar leider keinen Ruhm in der internationalen Mathe-Community bringen wird (das hätte auch nicht viel mehr mit dieser Story zu tun ), aber ein Fehler, der nun einmal ein Fehler ist. Als guter Wissenschaftler ist es ja regelrecht meine Pflicht, diesen publik zu machen! Und hier ist er:
Diesen "three-armed propeller" nennen die Autoren ein "Fylfot". Es ist aber keiner. Mir ist der Begriff bislang vor allem in der Heraldik (bzw. allg. Symbolik) begegnet - und da sieht das Teil eher so aus (ich glaube, es wird klar, welche das Fylfot sind - die, weswegen ich mich für einen Spoiler entschieden habe ), hier im Wappen von Sir Leonard Chamberlain:
Achtung Spoiler:
...ja, was eigentlich? Im Deutschen gibt es den Begriff "Fylfot" nicht. Was in obigem Wappen dargestellt ist, würde man als Halbkrückenkreuz (oder Klammerkreuz) bezeichnen (im Englischen: cross potent, der Begriff "half cross potent" ist mir nicht bekannt). Das ist prominent im Wappen des Königreichs Jerusalem zu sehen**:
Man "hackt" quasi die kleinen Krücken am Ende des Kreuzes zur Hälfte ab. Und ja, wenn man die Krücken breit genug wählt, sieht das Teil aus wie eine Swastika. In manchen Quellen und Kulturen werden "Fylfot" und "Swastika" daher auch synonym verwendet.
Wenn man sprachlich spitzfindig sein wollte, müsste man die Darstellung in Chamberlains Wappen als "Gammadion" (engl.) bezeichnen, weil die Halbkrücken nach rechts zeigen. Das sieht aus, als hätte man vier griechische Gammas Γ miteinander verbunden und dieses Symbol kommt auch aus dem griechisch-byzantinischen Kulturkreis. Im Deutschen gibt es den Begriff Gammadium - ein Gammadium kann aber auch sowas meinen:
Es ist also mal wieder... kompliziert
Das Fylfot hat vermutlich römischen Ursprung. Zumindest gibt es in Großbritannien einige römische Hinterlassenschaften wie diesen Altar zu Ehren von Jupiter Optimus Maximus (den ich vorsichtshalber auch in einen Spoiler setze):
Achtung Spoiler:
Im Frühchristentum wurde es auch häufig benutzt, beispielsweise als Fensterzier oder Buchschmuck. Dabei wurde es wohl häufig bei mittelalterlichen Buntglasfenstern zum Ausfüllen von Lücken am unteren Rand (wie bei Schilden als Fuß bezeichnet) benutzt. Es "fillt" also den "foot" - daher ist eine etymologische Deutung, dass daraus "Fylfot" wurde.
Eine andere Erklärung, die ich gefunden habe, leitet den Begriff vom (Alt-)nordischen ab und es bedeutet sowas wie "Vierfuß" oder "Vielfuß". Und das führt mich wieder zum Ausgangspunkt dieses Posts: mit drei Füßen/ Halbkrücken wird das Teil zumindest nie dargestellt. Das ist also ein Fehler in einem bedeutsamen Mathepaper. Und ich habe ihn gefunden.
(Meine Vermutung ist, dass sie das Ding nicht Propellerschraube nennen wollten, weil sie das P schon als Abkürzung für Parallelogramm benutzt haben )
* ein Sparren berührt eigentlich den oberen Schildrand. Er kann auch etwas niedriger sein. Das ist in der frz. Heraldik beliebt und z.B. hier im Wappen von Ernst Unico Baron von Malortie zu sehen:
Achtung Spoiler:
Der war letzter leitender Minister des Königreichs Hannover und entstammte einer frz. Adelsfamilie. Er ist offenbar so spannend, dass sogar sein Grabmal einen Wikipedia-Artikel hat - weil davon mal Teile gestohlen wurden und das einzige Wappen, von dem ich online ein Bild fand (nämlich obiges), dabei beschädigt wurde.
** Wegen Jerusalems besonderer Bedeutung nennt man die gezeigte Konstellation schlicht "Jerusalemkreuz"
Dieses Forum ist eine Zier des menschlichen Geistes und der hohen Wissenschaft. Ich habe es doch immer schon gesagt.
Sehr schöner Post, Mongke.