Herbst 1802 n. Chr.
Markus von Brettschmitt war diesen Abend bei uns zu Gast. Da er ein ähnliches Alter hatte wie ich, fühlte ich mit dem Marinesekretär freundschaftlich verbunden. Er prahlte nicht ganz so von seinem Sohn wie Leopold es getan hatte, aber auch er war stolz auf seine Jungs - bei der gesamten Marine. Manchmal lästerte er über seine Mutter Isabella, die ihn wie ein rohes Ei behandelte, dabei hatte er die Militärkarriere doch überlebt und war nun fast dauerhaft an Land.
Zwischendurch berichtete er auch von seiner Marine - es war nichts wichtiges vorgefallen, sonst hätte er das natürlich vorrangig getan. "Wir haben nun begonnen, alte Wracks der Sioux, aber auch von uns, vor der Küste zu bergen. Bei Miami haben 20 Korvetten, 40 Barken und 10 Arbeitsboote 39.000.0 Eagle aus einem Wrack geborgen, schöne alte Goldmünzen.
Auch bei Nekwasi haben wir mit 10 Korvetten, 20 Barken und 38 Karavellen ein Wrack untersucht - und in den Mangroven Schiffbrüchige gefunden, die sich aus den Wrackteilen ein Dorf gebaut haben. Die Männer waren am Ende, obwohl sie schon lange dort lebten, und haben sich uns angeschlossen - als Linieninfanterie. Es sind Sioux, mit guten Gewehren."
Am Abend bereitete ich noch einen Erlass vor, den Totila unterzeichnen musste. Die Baronie Festlandkaribik sollte geteilt werden - und zwar sollte Liu Tingxun seinen gerechten Anteil erhalten: Aruba - und die neue Kolonie Dallas, die ein gewisser J.R. Ewing im Westen von Aruba gegründet hatte. Ewing war ein knallharter Patriarch, der dort die Bisonbestände für die Hudson River Company einhegen wollte und als Büffel- und Rinderbaron im Ledergeschäft groß werden wollte, vor allem aber als Stadtherr lokale Macht ergriff. Er war der erste, der seinerzeit berittene Rinderhirten, die sogenannten Cowboys, einsetzte, um die Kosten für den Rindertrieb zu senken. Recife, Fortaleza und Belo Horizonte blieben bei Bradley, der sich nun Baron von Südbrasilien nannte.
Bradley erhielt dagegen die Order, wenn er den Verlust seiner Siedlung Aruba nicht verschmerzen könne, sollte er eine neue erobern - Sao Paolo oder gar Brasilia. Liu Tingxun II. nahm die Baronie gerne an, übergab aber das Kommando über seine Armee an seinen Sohn, um sich ganz auf die Verwaltung zu konzentrieren und ein Gegengewicht zu Bürgermeister Ewing zu bilden. Allerdings standen sie auch bei wichtigen Entscheidungen Seite an Seite, zum Beispiel, als Tony Blair die Siedlung zum mormonischen Glauben bekehren und in das Kereyid-Gebiet übernehmen wollte.
Mein Mann und mein Sohn hatten einen anderen Termin: Sie trafen sich in Bilbao mit einem Waffenschmied aus dem heiligen römischen Reich, den sie angeworben hatten, um das neue Gewehr für die Kontinentalarmee (die Linieninfanterie) und die Kontinentalkavallerie (die Kürassiere) zu liefern. Sein Name war Ferdinand Mannlicher, und er hatte erstmals eine Muskete in Austauschbauweise, das Mannlicher 1802, hergestellt, das eben nicht nur er selbst bauen konnte, sondern jeder, der die entsprechenden Einzelteile passgenau fertigte. Ebenso hatte er den Kavalleriekarabiner Steyr 1802 erfunden, der nach einem ähnlichen System zusammengebaut war, teilweise mit den selben Teilen (so verwendeten beide zur Vereinfachung die selbe Munition), teilweise aber unterschiedlich, zum Beispiel mit einem kürzeren Lauf.
Mannlicher erhielt einen längerfristigen Vertrag und sollte den Aufbau der Frühlingsfeld-Waffenkammer in Philadelphia vorantreiben.
Bei dieser Benachrichtigung fiel mit auf, dass ich dieses Jahr keine Mappe mit Benachrichtigungen von Pilatus bekommen hatte, und bestellte ihn ein.
Achtung Spoiler:
Pilatus und Innenministerin Duparc waren etwas zerknirscht, als ich sie einbestellte. Offenbar waren die Aufzeichnungen nicht weitergeleitet worden.
"In El Socorro ist es uns gelungen, große Bereiche der Tundra wieder zu bewalden. Endlich lohnen sich die Aufforstungsgebiete dort. Dafür leiden Baranquilla und New York unter neuer Bodenverschmutzung", sagte Duparc eilig.
"Die Crow haben einen neuen Maler, James Ensor, gewonnen. Auch Haiti stärkt seine Kultur - durch den Komponisten Paul Hindemith. Und August Storck hat in Ecuador eine Bonbonfabrik gegründet.
Chief Gall ist nicht mehr Häuptling der Sioux - Sein Nachfolger ist Ta-Pe-Se. Er wurde durch ein neues Wahlrecht, das Mehrheitswahlrecht, gewählt, und tritt für den Weltfrieden ein. Das heißt auch, dass alle Völker, die nicht dafür eintreten, eine Strafe erleiden - aber zugleich würde das Eintreten einen deutlichen Anstieg der Kriegsmüdigkeit bedeuten, und zwar stärker als die Strafe."
Die Entdeckung der Schiffbrüchigen erinnerte mich daran, Kriegsminister Barefoot zu beauftragen, erste Einheiten der Kontinentalarmee aufzustellen - dort, wie die Inhaber der Regimente es sich leisten konnten, also zum Beispiel in meiner Familie. Der erste, der reagierte, war allerdings Edwin Karl Rochus Freiherr von Manteuffel V, der sein Regiment seinem Sohn übergab, damit die neue Taktik und Ausrüstung seiner Füsiliere auch mit einem neuen Kommando einherging. Auch Johann T’Serclaes von Tilly VI. verband den Führungswechsel mit einem Generationswechsel, und mein Mann Totila III. (Totila Cäsar II.) verlegte sich danach ebenso aufs regieren und übergab "seinem" Sohn das Regiment, zusammen mit dem Posten Gewehren als Geburtstagsgeschenk.
Army:
Kriegsminister: Magnus Barefoot LIII.
Oberkommando & Hauptarmee Guantanamo: Naram-Sin XIV.
Garnison Havanna: Totila IV. (Halbbruder und vermeintlicher Sohn von Totila Cäsar II.)
Verteidigung kolumbianische Tundra: Johann T’Serclaes von Tilly VII.
Palastwache/Heimatverteidigung Mitte: Erich Römmel LIII.
Verteidigung Ostküste: Erhard Ernst von Roeder IX.
Verteidigung Nordküste: Kubrat X.
Adjutant des Oberkommandos im Osten: Edwin Karl Rochus Freiherr von Manteuffel VI
Karibik-Besatzungsarmee: Omar N. Bradley II
Oberkommando Karibik-Operation: John Talbot, 15. Earl of Shrewsbury
2. Portugal-Armee: Liu Tingxun III
ohne Kommando: William Tecumseh Sherman
Navy:
Oberkommando & Kommando Nordküstenflotte: Piale Pascha II
Florida-Flotte: Fjodor Uschakow VII.
Michigan-See-Flotte (Keowee): Ulrik Christian Gyldenløve II
Karibik-Flotte: Brendan, der Reisende XV.
Admiral der Freibeuter & Seattle: Jacob van Heemskerk II
Bolivien-Flotte: Giovanni da Verrazzano IV
Creta-Flotte: Ito Sukeyuki XXXIV.
Guantanamo-Flotte: François Joseph Paul de Grasse
Südkolumbien-Flotte: Kamimura Hikonojo
Kolumbien-Flotte (Sucre): Zheng Yisao II. da Verrazzano: Entdeckerin und Piratin
Neuportugal-Flotte: Markus Johann (Emjey) von Brettschmitt (Kapitän zur See)
Staatssekretär im Marineministerium: Markus von Brettschmitt (Flottillenadmiral)
Vor San Francisco waren einige Freibeuter auf ein Riff gelaufen, und Onkel Erich schickte dort 20 erbeutete Timberclads hin, um deren Identität festzustellen.
Sie ließen sich ziemlich bereitwillig bergen und abschleppen und gaben zu, Bukanier zu sein - die liebend gerne in unseren Dienst treten würden, wenn sie dafür nicht gehängt würden.
Vor der Küste Guantanamos kaperte die neuspanische Marine mit 3 schweren Fregatten 10 Arbeits-Karavellen. Sie waren allerdings so schwer angeschlagen, dass sie im Frühjahr ohne vorherigen Beschuss der Küstenballisten durch 3 Cama-Zotz-Fregatten erobert werden konnten und nur 220 Mann verletzten, ehe sie sich geschlagen geben mussten.
Auch Hieron III. schlug mit seinen Rebellen zurück, eroberte aber nur 3000 verstreute Handrohre in Kisten zurück und wagte keinen Angriff auf die Stadt.
Frühjahr 1803 n. Chr.
Artemisia Gentileschi CXVIII. entwickelte in Baltimore die bildende Kunst weiter - und führte dort erstmals perspektivische Malerei ein, wodurch die Bilder realistischer wurden und Baltimore einen Kulturschub im Gegenwert von 145.000.00 Hispaniola-Dollar (das war zumindest der Preis, den ihr Gemälde erzielte) erhielt.
Der Oststaatler Frederick Winslow Taylor versuchte, die Produktion in der Konföderation zu modernisieren.
In den 13 Kolonien brachte Henri-Louis Pernod einen neuen Absinth auf den Markt, bei den Algonkin wurde James Lewis Kraft zu einem bedeutenden Kakaoproduzenten. Bei den Irokesen gründete Balthasar Stephan Birkel eine Fabrik für Nudeln.
Ausgerechnet eine Zivilisation, die gerade noch die Kochkunst entwickelte, brachte dagegen einen Erfinder hervor: Der Arawak Armand Peugeot träumte davon, ein selbstfahrendes Fahrzeug, eine Kutsche ohne Pferde, zu bauen.
Port-au-Prince erreichte den Status einer legendären Kulturhauptstadt, zugleich aber litt Haitis Kirche unter zunehmender Apostasie.
Der Maya-Philosoph Eutokios von Askalon sagte hervor, dass die Maya bald den ganzen Kontinent beherrschen würde, und dass die jüngsten Fortschritte - die Einnahme Joinville (vormals Alaska) durch die Maya der Beweis dafür sei.
Nachdem die alten Füsiliere an Bedeutung verloren hatten, und damit auch das Bajonett, verkauften wir Chassepot und den Grönländern gebrauchte Bajonetten für 20.000.00 Kronen, so dass sie auch Füsiliere ausbilden konnten.
Ecuador wollte die konstitutionelle Monarchie kennenlernen, und José de la Serna e Hinojosa legte 980.000 Dublonen hin, um eine Abschrift unserer Verfassung zu erhalten und zu beurteilen, ob sie ein Segen oder eine Gefahr für sein Land wäre. Daneben kaufte er Honig für 7.000 Dublonen und Pech für 1.000 Dublonen im Jahr.
Haiti die Völkerkunde zu bringen brachte dagegen nur 40.000.00 Gourde ein.
Erste Kampfhandlungen fanden in Brasilia dieses Jahr bei Recife statt, wo 1000 gepanzerte berittene Bogenschützen in den beachtlichen Feuerbereich der Küstenfestung geritten waren und eine Salve abbekamen.