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Thema: [Schach] asdf wirft mit Figuren

  1. #256
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    [...]

    Nach Lb1 von Weiß bietet sich mir die Gelegenheit, die Partie direkt zu gewinnen:

    Bild

    Mit b5! kann ich das Weiße Zentrum sprengen und tausche in den meisten Varianten den Turm. Die Verwertung wäre dann nur Formsache. Ich bekomme aber Angst vor Lf5 gefolgt von Le6 wo der Weiße Läufer sehr stark stehen würde und spiele blöderweise g6
    Damit schwäche ich ohne große Not meine Königsstellung.

    Ich versuche im Anschluss Linien auf dem Damenflüglel zu öffnen, was mir zwar gelingt, aber ich verrechne mich zwischenzeitlich und muss zulassen, dass er auf c6 einen starken gedeckten Freibauern etablieren kann. Zudem muss ich dazu die Dame von der Defensive des Königs abziehen, was natürlich kritisch ist:

    Bild

    Das wirft den kompletten Vorteil weg, die Engine gibt hier 0,0 aus, die Stellung ist trotz Mehrqualität nur noch ausgeglichen. Das war aber vor dem letzten Zug der Diagrammstellung
    Denn mit dem Zug Lg7 schmeiße ich die komplette Partie weg
    Die Engine steht nach Lg7 bereits bei +3 für Weiß (!). Die Partie ist damit klar verloren. Das Problem ist, dass Weiß einfach Lg5 spielen kann und dann über e7 den Bauer auf d6 und damit die Partie gewinnen kann.

    Er geht sogar direkt aufs Matt:

    Bild

    Ich spiele hier Kg8 um aus der Fesselung zu laufen wonach die Engine bei +5,5 steht, Tc7 hätte noch etwas mehr Widerstand geleistet.

    Er dringt wie erwartet in die Stellung mit dem Läufer ein. Die Partie ist zwar eigentlich klar verloren, aber wenn ich seinen Turm abtauschen kann habe ich vielleicht noch Chancen auf ein Dauerschach:

    Bild

    In dieser Stellung hat er viele Züge, er muss aber den Turm auf der 1. Reihe halten und darf ihn nicht abtauschen. Und was macht er? Er nimmt den Turm
    Was ein Blunder. Die Bewertung der Stellung fällt damit von +5,5 auf 0 (!), da ich damit ein Dauerschach sicher habe.

    Ich nehme natürlich mit dem Turm zurück, und er macht direkt den nächsten krassen Fehler:

    Bild

    Er nimmt den Bauer auf d6 und lässt die eigene Königssicherheit völlig außer acht. Na, wer sieht den Gewinn? Es gibt übrigens 2 Wege.

    [...]
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    Geändert von asdfyxcv (08. September 2020 um 22:18 Uhr)

  2. #257
    Registrierter Benutzer Avatar von asdfyxcv
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    [...]

    Achtung Spoiler:
    Ich spiele das schon irgendwie offensichtliche 5-zügige Matt Dc1+, Tb2+, Dh6+, Df4+, Th2#:

    Bild

    Er hat genug gesehen und gibt auf



    Beim Blick auf die Bilanz wird aber deutlich, dass wir beide hier viele Fehler in der Partie gemacht haben:

    Bild

    So sieht also 30+30 auf 2200er Niveau bei Lichess aus

    Es war zwar nicht jeder Zug falsch, aber doch schon ziemlich viele. Die verschenkte Chance mit dem Gewinn mit b5 ärgert mich etwas, da ich immer wieder diesen Zug gerechnet hatte, aber just in dem Moment, wo er geht, ihn nicht in Betracht gezogen habe. Am Ende geht es zwar gut aus, weil er die Sicherheit seines Königs ignoriert aber von konsequent die Mehrqualität verwertet kann keine Rede sein

    So richtig weiß ich nicht, wie ich es beim nächsten Mal besser machen soll. Die Fehler, die ich in der Partie gemacht habe abszustellen ist tatsächlich schwierig. Mit der Eröffnung bin ich zufrieden, aber manche Entscheidungen waren einfach falsch, aber nicht aus Leichtsinn sondern einfach aufgrund falscher Einschätzungen
    Die Bedenkzeit haben wir beide auch voll genutzt womit die Partie fast 2h gedauert hat, auch hier ist also keine Optimierungsmöglichkeit mehr da.

    Egal, damit habe ich nun eine schön runde Zahl:

    Bild

    Ich wollte noch schnell einen Screenshot machen, weil es morgen vermutlich schon wieder schlechter aussieht. Es wären zwar noch ein paar recht leichte Gegner dabei:

    Bild

    Alle gelb markierten haben so wie ich 3,5/4 und wären damit in Frage gekommen. Und was passiert? Ich ziehe den Kollegen mit 2271 und damit den fünftbesten von 249 Spielern

    Mal schaun wies läuft, morgen Abend bin ich schlauer
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    Geändert von asdfyxcv (08. September 2020 um 22:21 Uhr)

  3. #258
    auf dem Mars Avatar von phimbs
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    Interessant deine Beurteilung der Eröffnung - ich finde so Abwartestellungen, wo man nur ohne Ziel hin- und her laviert und dem Gegner die Chance lässt sich langsam zu verstärken und wo man nur auf einen Fehler von ihm wartet ganz schrecklich - also für mich ein no-go! Deshalb lasse ich mich sehr ungern auf die Sizilianischvarianten mit weißem c4 ein.

  4. #259
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    Wie verhinderst du c4? Welche Variante spielst du?

    Für mich scheidet Najdorf + Drachen aus, weil zu Theorielastig. Und alles mit Bauern e5 + d6 will ich nicht spielen, weil ich nicht mit der langfristigen Schwäche spielen will. Was bleibt dann noch?


    Und im Igel kann man auch mit Kh8 + Rg8 + g5 angreifen. Das ist mein Plan falls ich gegen einen schwächeren Gegner spiele. Also man muss nicht nur hin und her ziehen.

  5. #260
    auf dem Mars Avatar von phimbs
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    Zuletzt meistens Najdorf ohne mich allzu tief in allen Varianten auszukennen, was sicher ein Nachteil ist....bin da aber noch am experimentieren und auf der Suche nach "meiner" Variante - möglichst abseits der Hauptvarianten. (e5 + d6 Varianten gefallen mir auch, aber ist mir auch zu theorielastig.)

  6. #261
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    Najdorf ohne Theorie
    Du kennst wirklich keine Angst


    Hab ne Zeit lang Drachen ohne Theoriekenntnisse gespielt (und das ist nicht ganz so scharf wie Najdorf) und hab otb von Gegnern >1800 nur auf die Fresse gekriegt.
    Mit Kan (wenn auch fast nur online bisher) klappt es weit besser. Kenne zwar auch kaum Theorie, aber da es sogut wie niemand spielt/gut kennt sind die Resultate selbst mit geringen Kenntnissen extrem gut.

    Gerade mal nachgeschaut:
    Ich hatte online in den letzten 642 Schwarzpartien 54 mal

    1. e4 c5
    2. Nf3 e6
    3. d4 cxd4
    4. Nxd4 a6

    auf dem Brett und habe daraus mit Schwarz 68,5% geholt (!!!). Das ist meine beste Eröffnung trotz geringen Kenntnissen, und so klein ist die Sample Size auch nicht.
    Mit Weiß hole ich dagegen allgemein nur 59,2% so als Referenz, also performe ich mit Schwarz im Kan weit besser als mit Weiß. Kann ich nur empfehlen

  7. #262
    auf dem Mars Avatar von phimbs
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    Das ist mir zu französisch

    Mit der Eröffnungsanalyse ist ganz interessant...nur liege ich bei meinen Haupteröffnungen Bird und Holländisch schlecht (unter 50%) . Nur beim A84 Dutch (was immer das für eine Variante ist) liege ich bei 56%, aber das ist auch das Seltenste.

  8. #263
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    Naja, die Theorielastigkeit ist ja nicht das einzige Kriterium bei der Entscheidung für eine bestimmte Eröffnung. Von daher würde ich immer eine theorielastige Variante in Kauf nehmen, sofern ich mit den daraus resultierenden Stellungen gut zurecht komme. Und mit den gedrückten Igel-Stellungen kann z.B. ich persönlich gar nichts anfangen. Übrigens auch als Weißer nicht...

    Ich denke, Du überschätzt die sich aus einer Theorielastigkeit ergebenen Probleme ein wenig. Zunächst mal muss der Gegner die Theorie selber perfekt kennen, was i.a. nicht vorausgesetzt werden kann. Das gilt zumindest solange, wie Deine Partien nicht in den entsprechenden Datenbanken auftauchen...

    Zitat Zitat von asdfyxcv Beitrag anzeigen
    Wie verhinderst du c4? Welche Variante spielst du?

    Für mich scheidet Najdorf + Drachen aus, weil zu Theorielastig. Und alles mit Bauern e5 + d6 will ich nicht spielen, weil ich nicht mit der langfristigen Schwäche spielen will. Was bleibt dann noch?
    Eigentlich ist doch gegen die meisten sizilianischen Systeme weißes c4 nicht (sinnvoll) möglich. Ausnahmen sind in erster Linie der (hyper-)beschleunigte Drache und eben der "most-flexible-Sicilian" (u.a. Paulsen-Kan).

  9. #264
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    Am Mittwoch habe ich meine 3. Partie im Lone Wolf Cup gespielt. Der Gegner war mit 2271 im Classical recht stark.

    Ich hatte Weiß, aufs Brett kam natürlich Bird. Mein Gegner zog immer sofort bis zu dieser Stellung:

    Bild

    Auch der letzte Schwarze Zug (e5) kam sofort, obwohl er jetzt nicht unbedingt offensichtlich ist. Ich habe nach der Partie mit meinem Gegner gesprochen und es war bis dahin komplett Vorbereitung extra für diese Partie

    Das ist aber nicht das größte Problem: Das wirkliche Problem ist, dass ich diese Stellung bereits 5x auf dem Brett hatte aber mich in der Partie überhaupt nicht mehr daran erinnern konnte (ich glaube ich habe sogar eine Partie hier im Thread vorgestellt). Ich habe also eine Weile nachgedacht und mich für c3 entschieden (Nehmen auf e5 ist schlecht, das habe ich recht schnell erkannt). c3 wird im Holländer/Bird oft gespielt, liegt daher also nahe. Es ist aber nicht der beste Zug, Sc3 ist hier klar stärker.
    Das blöde ist: In früheren Partien habe ich hier tatsächlich auch Sc3 gespielt. Ich habe aber ein ziemlich schlechtes Gedächtnis und daher in der Partie das Rad neu erfunden, nur leider nicht richtig

    Es folgte Te8 von Schwarz:

    Bild

    Hier habe ich dann eine Weile nachgedacht, und mich dann dafür entschieden, im 11. Zug mit Sfd2 den Läufer freizulegen mit der Idee den Damenspringer über h3 auf c2 zu überführen, was auch wieder ein normales Manöver in dieser Stellung ist. Ist aber leider nicht gut, nur f5! hät den Laden für Weiß noch zusammen. Das ist aber schon verdammt schwer zu sehen.

    Sfd2 erlaubt leider nach dem Tausch auf f4 das schwarze Springeropfer auf e4:

    Bild

    Ich hatte darauf gebaut, dass hier Lxe4 f5 Ld5+ für Weiß funktioniert, da Schwarz den Läufer nicht mit der Dame nehmen kann, da dann der Turm auf e8 hängt. Leider klappt das aber nicht, da Schwarz einfach mit Kh8 aus dem Schach geht und die weiße Dame + Läufer angegriffen sind und die Dame blöderweise den Läufer nicht decken kann. Das habe ich leider im 11. Zug nicht gesehen. Da ich den Tausch der Leichtfigur auf e4 damit nicht verhindern kann nehme ich mit dem Springer, da ich den Läufer nicht hergeben will:

    Bild

    Er tauscht auf e4 und spielt dann Lf5. Ich will die unangenehme Fesselung des Springers aufheben und spiele Tf2:

    Bild

    Wenn Schwarz so etwas wie Dc7 spielt und ich zu Te2 komme habe ich so gut wie Ausgleich. Leider tut mir mein Gegner nicht den Gefallen und spielt den besten Zug Sb4! Der Zug ist alles andere als einfach zu sehen. Die Idee ist zwar recht einfach, da nach cxb4 das Feld d4 vom schwarzen Läufer besetzt wird. Schwarz muss sich aber sicher sein, dass er alle Varianten richtig rechnet und tatsächlich nicht einfach S+L für den Turm gibt.
    Ich rechne eine Weile und komme zu dem Schluss, dass es für Schwarz funktioniert und nehme daher nicht den Springer sondern Te2. Der Zug gefällt mir zwar nicht, aber was soll ich machen?

    [...]
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  10. #265
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    [...]

    Er spielt Sd3, ich ziehe die Dame auf f1 weil sie da noch Schummelchancen hat. Er deckt den Springer mit c4:

    Bild

    Ich habe große Schwierigkeiten hier einen Zug zu finden. Es scheint alles zu verlieren. Ich spiele schließlich Sg3, das verliert aber direkt nach Db6+ Kh1 Txe2:

    Bild

    Nach Dxe2 gewinnt Sf2+ und wenn ich nicht die Dame gebe geht es direkt Matt.



    Ich bin komplett untergegangen, in einer Partie, die man wohl als Eröffnungskatastrophe bezeichnen kann. Mein Gegner hat dabei perfekt gespielt:

    Bild

    0/0/0 sowie 100% Engineübereinstimmung, wenn man Stockfish lange genug rechnen lässt. Das ist schon hart, aber nicht einmal unrealistisch in der Partie. 10 Züge Vorbereitung und dann habe ich die Partie sehr schnell weggeworfen, lediglich Sb4 ist schon ein besonderer Zug.


    Was lernen wir daraus?
    1. Ich habe ein miserables Gedächtnis. Selbst Stellungen die ich analysiert habe vergesse ich nach kurzer Zeit. Wenn ich dagegen Interviews von GMs sehe verstehe ich auch, warum die soviel besser sind




    Wie soll aus mir jemals ein brauchbarer Spieler werden, wenn ich das Gedächtnis eines Siebes habe?



    2. Ab einem gewissen Level macht auch die Vorbereitung einen großen Unterschied. Mein Gegner war perfekt vorbereitet, ich war 0 vorbereitet. Mein Gegner hat dazu https://www.openingtree.com/ genutzt, und ich muss schon sagen, das ist echt ein mächtiges Tool. Damit kann man auch sehr gut analysieren, in welchen Bereichen man Probleme hat, ich kann nur jedem dazu raten mal den eigenen Nick zu analysieren. Damit ist eine schonungslose Analyse der eigenen (Un-)Fähigkeit möglich.

    Zitat Zitat von El Commandante Beitrag anzeigen
    Ich denke, Du überschätzt die sich aus einer Theorielastigkeit ergebenen Probleme ein wenig. Zunächst mal muss der Gegner die Theorie selber perfekt kennen, was i.a. nicht vorausgesetzt werden kann. Das gilt zumindest solange, wie Deine Partien nicht in den entsprechenden Datenbanken auftauchen...
    Dadurch, dass eben jede Online gespielte Partie in der Datenbank landet (siehe mein link) ist man irgendwie aufgeschmissen. Gegen einen solchen Gegner, der spezifisch vorbereitet ist gehst du im Najdorf ohne eigene Theoriekenntnisse komplett unter, wenn du immer ähnlich spielst.



    Zitat Zitat von El Commandante Beitrag anzeigen
    Eigentlich ist doch gegen die meisten sizilianischen Systeme weißes c4 nicht (sinnvoll) möglich. Ausnahmen sind in erster Linie der (hyper-)beschleunigte Drache und eben der "most-flexible-Sicilian" (u.a. Paulsen-Kan).
    Welcher Sizi bleibt denn überhaupt noch? Was gibt es denn noch außer Najdorf und Drache, wenn man die e5 Sizis außen vor lässt?
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    Geändert von asdfyxcv (12. September 2020 um 23:12 Uhr)

  11. #266
    kräpelt herum Avatar von Schnatti
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    Puh...
    8 Jahre im Verein gar nicht so unerfolgreich gespielt, dann quasi über 20 Jahre lang nichts mit Schach gemacht.

    ...und jetzt bin ich hier in deinem Thread ein bisschen gefangen und weiß noch nicht ganz, was ich draus mache...

    Tolle Reviews und Analysen.
    Mundus vult decipi, ergo decipiatur.

  12. #267
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    Danke

    Einfach auf Lichess anmelden und ausprbieren. Kostet nichts und ist eine tolle Erfahrung. Und wenn du Spaß dran hast kannst du es ja wieder als Hobby aufnehmen

    Vereine sind momentan ziemlich tot, es ist aber auch heutzutage garnicht mehr notwendig in einem Verein zu spielen.

  13. #268
    Registrierter Benutzer Avatar von El Commandante
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    Zitat Zitat von asdfyxcv Beitrag anzeigen
    Dadurch, dass eben jede Online gespielte Partie in der Datenbank landet (siehe mein link) ist man irgendwie aufgeschmissen. Gegen einen solchen Gegner, der spezifisch vorbereitet ist gehst du im Najdorf ohne eigene Theoriekenntnisse komplett unter, wenn du immer ähnlich spielst.
    Beeindruckendes Tool. Kannte ich noch nicht. Trotzdem wird es mich nicht von der Wahl theorielastiger Varianten abhalten. Ganz einfach, weil ich offene, taktische Stellungen bevorzuge. Und die sind nun mal halt tendenziell theorielastiger. Da laufe ich lieber ab und zu mal in eine Vorbereitung als ständig Stellungen zu bekommen, mit denen ich subjektiv nichts anfangen kann.

    Letztlich ist es mir ohnehin egal, ob sich ein potentieller Onlinegegner auf mich vorbereiten kann. Für mich zählt in erster Linie das klassische Turnierschach. Online ist für mich rein Training/Fun. Das nehme ich nicht wirklich ernst. Solange keine Verbindung von meinen Online-Nicks zu meinem Klarnamen möglich ist, ist es mir ziemlich egal, ob sich da jemand gezielt auf mich vorbereitet und ich dann mal in die Falle tappe. Besser das passiert online als OTB. Das ist aber vermutlich eine Einstellungssache. Und klar, wenn Dir Online-Schach wichtig ist, sieht das natürlich anders aus.


    Zitat Zitat von asdfyxcv Beitrag anzeigen
    Welcher Sizi bleibt denn überhaupt noch? Was gibt es denn noch außer Najdorf und Drache, wenn man die e5 Sizis außen vor lässt?
    Naja, da mir freies Figurenspiel über alles geht, käme der Igel für mich überhaupt nicht in Frage. Da hilft dann auch keine geringere Theorielastigkeit mehr. Ich spiele aber eh kein Sizilianisch, sondern üblicherweise 1. ...e5.

    Zu den möglichen Alternativen im Sizilianer: Spontan fallen mir da insbesondere das Scheveningen-System und der klassische Sizilianer ein. Dazu noch seltenere Systeme wie das sizilianische Vierspringerspiel und der sizilianische Angriff (Pin-Variation). Zudem sehe ich aber auch nicht ein, warum man ausgerechnet die wichtigsten Fortsetzungen (eben Najdorf, Drache, Sveshnikov) pauschal ausklammern sollte. Das ist ungefähr so, als ob ich mich als Schwarzer im Spanier beschweren würde, was man spielen kann, wenn man 3. ...a6 und 3. ...Sf6 ausklammert.

    Mal davon abgesehen gibt es bereits im ersten Zug andere Antwortmöglichkeiten als 1. ...c5.
    Geändert von El Commandante (14. September 2020 um 07:07 Uhr)

  14. #269
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    Zitat Zitat von El Commandante Beitrag anzeigen
    Und klar, wenn Dir Online-Schach wichtig ist, sieht das natürlich anders aus.
    Ich spiele im Moment Online Schach in der Liga als Ersatz für die nicht stattfindenden Mannschaftskämpfe. Daher nehme ich die Spiele etwas ernster als normal, aber natürlich nicht so ernst wie echte otb.

    PS: Und ja, für mich scheiden halt die theorielastigen Sizilianer und die mit der blöden Schwäche auf d6 aus. Ist aber zugegeben Geschmackssache


    Und ein Sizilianer kam heute auch aufs Brett, da wieder ein Spieltag in der Liga anstand. Gespielt wird wie immer 30+30, ich diesmal mit Schwarz gegen einen eher schwachen Gegner mit gerademal knapp über 1900. Ich bin also klarer Favorit zum ersten mal in der Liga


    Ich erinnere mich gleich zu Anfang schon nichtmal an die Theorie:

    Bild

    Hier sollte ich Lc5 spielen, stattdessen spiele ich Dc7. Ich bin also nach 4 Zügen out of book, das ist ja mal ein guter Start

    Ich spiele früh Sc6 und er tauscht den Springer, was mir eigentlich ganz gut gefällt. Dadurch kann man oft recht gut d5 durchsetzen. Dazu kommt es aber nicht, da ich leider recht schnell vollends vom rechten Weg abkomme und Lc5 spiele:

    Bild

    Vor dem Zug gibt die Engine +0,1, nach dem Zug +2,5
    Ich hätte nie gedacht, dass dieser logisch aussehende Zug so schlecht ist. Ld6 wäre gut gewesen.

    Er spielt e5 und ich bin zu Sd5 mehr oder weniger gezwungen:

    Bild

    Und hier hätte mein Gegner aus aus meinem Fehler Lc5 Kapital schlagen können.

    Achtung Spoiler:
    Mit Se4 würde er unangenehm auf die schwarzen Felder drücken.

    Nach zum Beispiel Se4 Le7 12.c4 Sb4 13.Lf1 hätte es dann so aussehen können:

    Bild

    Das sieht die Engine als klar besser für Weiß. Als Mensch erkenne ich zwar, dass hier Weiß besser steht, aber die +2,3 der Engine hätte ich hier nicht vermutet. Wo kommen die her?


    Egal, er spielt aber nicht Se4 sondern tauscht auf d5. Nach cxd5 (in solchen Situationen immmer zum Zentrum hin nehmen!) Le3 d6 entsteht diese Stellung:

    Bild

    Ich stehe zwar leicht schlechter, aber die Partie ist noch völlig offen.

    [...]
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  15. #270
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    [...]

    Er aktiviert über das Feld g4 seine Dame, was für mich ziemlich unangenehm ist. Ich muss g7 irgendwie decken, kann aber nicht rochieren weil es quasi direkt verliert. Ich entscheide mich zu g6, was aber den gravierenden Nachteil hat, dass es die schwarzen Felder ganz erheblich schwächt. Besser wäre hier Kf8! gewesen, aber das ist natürlich ein Zug, den man als Mensch nicht so gerne spielt

    Statt aber direkt mit dem Läufer auf h6 einzudringen und meine Rochade zu verhindern tauscht er erstmal auf d6, weil er den Bauern nicht opfern will:

    Bild

    In dieser Stellung habe ich zwischenzeitlich den Eindruck, garnicht so schlecht zu stehen wegen dem drohenden Abzug des Bauerns e6 sowie meinem starken Zentrum. Allerdings ist das nicht der Fall, da mein König noch mittig auf dem Brett steht und ich nur schlecht kurz rochieren kann, da ich damit direkt in den Angriff ziehen würde. Und so ist die Gegenüberstellung zwischen Turm und König auf der E-Linie schon ziemlich unangenehm.

    Er spielt allerdings nicht so scharf, was es mir erlaubt dann doch zu rochieren:

    Bild

    Weiß hat zwar etwas Angriff, aber die Stellung ist objektiv OK für Schwarz.

    Wir tauschen auif g7 die Läufer und er aktiviert über e3 seinen Turm:

    Bild

    Er geht hier voll auf den Königsangriff, das ist aber etwas zu optimistisch gespielt, auch wenn es gefährlich aussieht. Es sieht aber nur so aus

    Um Th3 zu verhindern spiele ich e5 (damit mein Läufer das Feld h3 deckt) und er geht voll auf Angriff mit g4. Das ist aber weiterhin viel zu aggressiv.
    Ich sichere mir mit e4 mehr Raum im Zentrum und muss mir dann überlegen, welchen defensiven Aufbau ich wähle.

    Bild

    Es gibt hier mehrere Verteidigungsideen, ich entscheide mich wie im Daigramm zu sehen für h6. Die Idee ist, dass ich g5 dann mit h5 beantworten kann (und Th3 mit Th8), damit den Königsflügel zuschiebe und sich so sein Angriff totläuft.
    Alternativ hätte ich auch Le6 spielen können (was minimal besser ist) und weißes Th3 mit h5! beantworten können. Das rechne ich zwar, aber dafür habe ich aber in der Partie einfach nicht die Eier

    Es kommt Th3 Th8 (die Engine hat offensichtlich die Eier und will hier stattdessen h5 spielen ) Tf1 aufs Brett:

    Bild

    Tf1 überrascht mich. Das ist weiterhin Angriff, alles oder nichts, von dem ich nicht glaube, dass er funktioniert. Es ist objektiv auch nicht so gut (laut Engine ist die Stellung hier bereits -2,5).
    Da ich erkenne, dass der Angriff nicht viel bringen sollte aktiviere ich weiter meine Figuren und mache mit Tb8 den besten Zug. Geht er kompromisslos auf Königsangriff kollabiert sein Damenflügel.

    [...]
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