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Thema: Leseprobe - Achtung: Spoiler! Spoiler! Spoiler!

  1. #1
    Vulvarine Avatar von Tohuwabohu
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    Leseprobe - Achtung: Spoiler! Spoiler! Spoiler!

    Hier können Textpassagen reingestellt und kommentiert sowie Verbesserungsvorschläge gemacht werden.

    Für die Leser dieses Fadens heißt es, ACHTUNG: Schwere Spoiler! Zwar sind die Textpassagen nicht chronologisch geordnet, aber trotzdem eine Vorschau, zumal das Buch nicht sonderlich lang werden soll. Angepeilt sind erstmal 100 Seiten.

    Wer sich lieber ganz am Ende vom fertigen Buch überraschen lassen möchte, sollte sich hier lieber fernhalten.

    Ziel des Fadens ist es Verbesserungsvorschläge zu machen und eventuell noch den einen oder anderen mit ins Boot zu holen.
    Geändert von Tohuwabohu (25. April 2020 um 23:41 Uhr)

  2. #2
    Vulvarine Avatar von Tohuwabohu
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    Also, hier ist die Textpassage, in der die Eisläuferin und ihr Trupp vorgestellt werden. Nur als Warm-Up, ihre Geschichte wird noch gar nicht angesprochen, das kommt erst als nächstes. Situation ist folgende: Lichtschmied, Aufpasser und Danny - ihre Kurzgeschichten sollten da schon durch sein - werden in der Kaserne vorstellig, mit dem Geheimauftrag des Stadtherren ausgestattet. Es sollen Eisläufer angeworben werden, die sie begleiten. 3 insgesamt, weil auch sie nur zu dritt sind. Die Namen sind groß geschrieben um sie schnell finden und ersetzen zu können, Platzhalter mehr oder weniger. Insgesamt sind das, hier im Spoler verpackt, vier Normseiten (30 Zeilen a 60 Zeichen).

    Achtung Spoiler:
    „Die sind schon so gut wie tot. Gott verdammte Scheiße, das ist ein Himmelfahrtskommando, keine Mission“, dachte BRONCO, der Kommandant der Eisläufer und Aufsichtsführende in deren Kaserne. Der ihm überreichte Auftrag war ebenso kühn wie dämlich: Drei Gestalten sollten durch die Dunkelwelt eskortiert werden. Zu einem Ort, von dem angenommen werden konnte, dass er nur das Hirngespinst eines Verrückten war. Erst vor einem Monat war ein Überlebender eines seit Monaten verschollenen Einsatztrupps aufgetaucht. Fünf Mann waren losgezogen, nur einer kam zurück – zerlumpt, verwahrlost, halb wahnsinnig. Eigentlich ein fähiger und umsichtiger Späher, aber er war nicht mehr derselbe Mann wie vor der Mission. Jetzt hatte er einen unsteten, fahrigen Blick, sprach mit brüchiger Stimme wirre und unzusammenhängende Sätze - ein nutzloses Wrack, eine Hülle, die vielleicht mit etwas Pflege noch wie ein Mensch aussah, aber keiner mehr war. Es kostete große Mühe ihn dazu zu bringen, Fragen zuzuhören und anschließend darauf auch noch sinnreiche Antworten zu geben. Mühe und Geduld. Zwei Eigenschaften, über die BRONCO in nur sehr bescheidenem Umfang verfügte. Wäre es nach ihm gegangen, hätte man dieses Gespenst wieder in die Dunkelheit zurückstoßen können aus der es heimgekehrt war. Aber es ging nicht nach ihm. Schon am nächsten Tage nach der Rückkehr aus der Düsternis hatte sich die abstruse Geschichte bei den Stadtherren herumgesprochen und der Mann wurde aus der Kaserne in den inneren Zirkel der Stadt gebracht. Seitdem hatte man nichts mehr von ihm gehört oder gesehen. Auch gut, dachte sich BRONCO. Bis jetzt.

    Nun standen also drei Männer vor ihm und einer hielt ihm ein Schreiben unter die Nase, das Siegel eines Stadtherren war erst gebrochen worden. BRONCO las schnell die wenigen Zeilen zweimal durch, sie ergaben auch so keinen Sinn für ihn. Resolut wehrte er ab: „Ihr drei sollt raus in die Dunkelwelt, hm? Und braucht eine Eskorte für… was steht da? Mehrere Schlafphasen? Das ist nicht möglich. Jeder der uns kennt, weiß dass das wir Eisläufer in der Umgebung der Ortschaft bleiben und immer nur im Radius des faden Lichtscheins des Sonnensteins operieren. Von den Trupps, die sich weiter weg wagten, ist noch nie jemand zurückgekehrt.“ Er hätte sich fast auf die Zunge gebissen, denn noch während er die Worte aussprach, wusste er, dass das nicht stimmte und eine Antwort folgen würde, die ihn Lügen strafen würde. Er hatte ein einladendes Ziel angeboten, so groß wie ein Scheunentor. Mal wieder. „Das stimmt nicht“, sagte der Mann, den BRONCO vom Sehen her kannte, aber jetzt keinem Namen oder Ereignis zuordnen konnte. „Einer ist zurückgekehrt, und das beweist, dass es sehr wohl möglich ist.“ Der Kommandant schwankte ein bisschen von einem Fuss auf den anderen. „So, habt ihr wohl mehr Informationen aus ihm herausholen können als wir, was? Er schien mir eher wie ein sabbelnder Idiot, aber gut… wenn der Stadtherr das will...“ Fieberhaft überlegte er, wer von seiner Mannschaft am entbehrlichsten war, Kanonenfutter. Allesamt fähige Eisläufer, ganz ohne Frage, Weichziele hätten es gar nicht erst so weit gebracht um unter ihm zu dienen. Es musste also nach Sympathie gehen, das war schon mal gut. „Nun, zuerst hätten wir da SCHURKE1. Für Geld macht der alles, ist sogar wegen seines guten Orientierungssinnes bei längeren Erkundungs- und Kartographiertouren dabei gewesen, einmal eine mit drei Schlafphasen, länger war noch keiner…“ Jetzt biss er sich aber rechtzeitig auf die Zunge. „Und dann ist da noch SCHURKE2, ein fähiger Jäger. Sollten euch da draußen Nachtwölfe über den Weg laufen, ist er auch recht geschickt mit dem Bogen.“ BRONCO drehte sich in Richtung der Trainingsarena und schrie die Namen der beiden genannten Eisläufer in die Runde. „Herkommen! Ich habe einen Auftrag für euch.“ Schwerfällig traten zwei miteinander ringende Männer jeweils einen Schritt zurück und schlenderten zuerst durch den Sand und dann den Raum herüber zu ihrem Befehlshaber. „Eskorte- und Erkundungstour mit Schlafphase,“ erklärte BRONCO knapp. „Diese drei Männer“, und als ob es nicht schon offensichtlich genug gewesen wäre, deute BRONCO auch noch auf jeden der Besucher einzeln mit seinem kräftigen rechten Zeigefinger, „haben das Kommando. Der Befehl kommt von ganz oben.“ SCHURKE1 und SCHURKE2 sahen sie wenig beeindruckt an. „Sie sind aber zu dritt,“ meinte SCHURKE1 ungewohnt langsam. Es war unklar, ob das sein normales Sprachtempo war oder dies eine Provokation an die Adresse des Kommandanten darstellte. „Drei Personen, drei Eisläufer, so lauten die Regeln für Eskortedienste, Chef.“ Womit er auch völlig Recht hatte, dachte sich BRONCO, so lautete die Regel. Er musste jemanden vorschlagen, aber es lag allein an dem Auftraggeber diesen Vorschlag auch wirklich anzunehmen. „Die dritte ist NORAYK“, gab er schnell von sich.

    „Die Verrückte? Ey, das können sie nicht machen, Chef!“, entfuhr es dem zweiten Eisläufer: „Kein Mensch arbeitet gern mit der zusammen. Die ist so…“, er wusste nicht recht, wie er den angefangenen Satz in Gegenwart der ihm unbekannten Auftraggeber beenden sollte. „Seltsam.“ Eine gute Umschreibung, ja, dachte er sich, seltsam. Das hatte er nochmal fein und geschliffen hinbekommen, seltsam traf es ganz gut. Gespannt wartete er auf die Antwort des Kommandanten. „Sie ist vermutlich die beste Kämpferin der Kaserne, nach mir selbstverständlich. Und sie hat keine Angst im Dunkeln, manche meinen sie könne sogar im Dunkeln sehen, verstehen sie?“, meinte dieser an die drei Herren gerichtet. Seine beiden Untergebenen würdigte er hingegen keines Blickes, der Hinweis zu seiner Auswahl bedeutete für ihn schon eine halbe Meuterei. Nach dem Auftrag würde er mit ihnen ein ernstes Wörtchen reden müssen. Oder auch nicht, es war so oder so höchst unwahrscheinlich, dass sie zurückfinden würden. „Sie kann im Dunkeln sehen? Das klingt aber interessant, diese Person möchte wir gerne kennenlernen“, erwiderte einer der drei Männer. Er drehte den Kopf kurz in Richtung seiner beiden Begleiter und fuhr fort: „Ich bin DANNY und genau genommen habe ich das Kommando und danach erst die beiden.“ Für diesen Einwand erhielt er gleich fünf missmutige Blicke, die er aber geflissentlich übersah. „Na schön, wie auch immer. Sie ist da hinten, sitzt immer in der dunkelsten Nische des Raumes. Ihr könnt sie haben, wenn ihr wollt, die Entscheidung überlasse ich euch“, meinte der Kommandant und deutete lässig mit dem Daumen über seine Schulter Richtung besagter Nische. „Aber seid vorsichtig, sie ist, wie SCHURKE2 schon erwähnt hat, etwas besonderes.“ Und an die beiden Eisläufer gerichtet befahl er: „Macht euch fertig, in ein oder zwei Schlafphase geht es los. Ziel, Dauer und Richtung werden euch von den Auftraggebern unterwegs mitgeteilt. Geheimauftrag. Die Belohnung ist…“, er spielte mit der Schriftrolle in seinen Händen, bevor er sie entschlossen mit der Rechten packte und sie kräftig in die offene linke Hand schlug, „… stattlich.“

    „Hallo, NORAYK“ begann DANNY und setze sich an den ungemütlichen Tisch. „Es ist sehr dunkel hier, wollen wir uns nicht lieber...“
    „Ich mag es dunkel“, wurde er von einer tiefen Frauenstimme unterbrochen.
    „Nun gut“, setzte DANNY fort. „Wir können selbstverständlich auch hier sitzen bleiben. Ist genau so gut wie jeder andere Tisch im Raum“, log er. Es fiel ihm schwer in dieser Schwärze mehr als Konturen zu erkennen. Und wenn er jemanden nicht in die Augen sehen konnte, fühlte er sich unwohl. Seine Menschenkenntnis war in so einem Fall nicht viel Wert. Natürlich blieb noch die Stimme, aber dieser Akzent klang hart und fremd in seinen Ohren und das beanspruchte bereits einen guten Teil seiner Aufmerksamkeit.
    „Haben Sie einen Auftrag für mich? Entführung? Sabotage? Nächtlicher Überfall? Attentat auf offener Straße?“ Sie klang gelangweilt, während sie sich langsam und ganz ohne Hast einen langen Schluck aus einem Tonbecher gönnte.
    „Oh, nichts derartiges, wenngleich sich doch Gelegenheiten ergeben werden sich diesen Dingen zu widmen“, fuhr DANNY unbeeindruckt fort. Er vertraute voll und ganz auf seine Redegewandtheit und sagte: „Wir brauchen eine Eskorte in die Randbereiche der Dunkelwelt, womöglich sogar darüber hinaus, und es heißt sie hätten besondere Fähigkeiten - ganz abseits ihrer Tötungsfertigkeiten, natürlich.“
    Es schien ihm als funkelten nun zwei Augen in der Nische auf, wie das Lodern eines Feuers, gelblich und lebendig. „Natürlich“, sagte die Stimme. Die Langeweile war unverhohlenem Interesse gewichen.


    Jetzt setzt dann die Kurzgeschichte der Eisläuferin ein, eingeführt durch dieses Märchen/ Legende/ Mythos ihres Volkes (so in kursiv geschrieben wie bei einem Prolog). Keine ganze Normseite:

    Achtung Spoiler:
    Als der Sonnengott noch seine Runde am Firmament zog, schlich sich die Himmelsschlange an ihn heran, denn sie hasste sein Licht, liebte nur seine Wärme. Und so erwürgte sie ihn in einem unbedachten Augenblick und schlang sich gänzlich um seine Überreste. Dadurch verdunkelte sich der Himmel, und als die Sterne endlich nach ihrem Vater suchten, da fanden sie ihn, erdrosselt im Schoss des Monsters. Sie zogen an ihrem Schwanz, aber die Schlange gab ihre Beute nicht preis. Daher zogen sie stärker, eine lange Zeit, und die Himmelsschlange wand sich immer enger und kräftiger um den toten Leib des Sonnengottes bis dieser in viele Teile barst und schließlich zersprang. Man sagt, an diesem Tag regnete es Sonnensteine auf unsere Welt herab, hell und heiß, die Leichenstücke eines Gottes. Und wo diese Stücke niederfielen, siedelten sich Menschen an, denn sie bedurften des Lichts und der Wärme, auch wenn es verkrüppelt und verkümmert war. Uns hingegen fiel nichts zu, außer Scherben. Aber wir sind anders. Der Sonnengott liebte uns Menschen des Nordens nicht, wir waren mehr als alle anderen die langen Winter, die Nächte, den Schnee und die Entbehrungen gewohnt. Und so wie der Gott uns seine Liebe zu Lebzeiten versagte, versagte er sie uns auch im Tod. Aber als Menschen des Nordens können wir gut auf Licht und Wärme verzichten, und jetzt ist sowieso überall Norden.


    Als nächstes (noch nicht geschrieben) geht es darum, wie sie von ihrem Volk verstoßen wurde (weswegen muss ich mir noch überlegen), eventuell sucht sie aber auch einfach ein besonderes Stück, das Herz des Sonnengottes order irgend so etwas, wegen der fehlenden Liebe oder einen sagenhaften Ort genannt Wüste (da sollen - heißt es laut Märchen - besonders viele Stücke niedergegangen sein, weshalb sie heiß und hell, aber tot, verbrannt und sandig ist). Jedenfalls führt sie ihre Reise zum Startort. Vielleicht hat sie dabei sogar den Irren vor der Stadt aufgabelte.

    Tja, und danach geht's los, entweder erst noch mit der weiteren Vorbereitung der Expedition oder gleich in medias res.
    Geändert von Tohuwabohu (26. April 2020 um 01:43 Uhr)

  3. #3
    Sie/Er/Whatever Avatar von Fimi
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    Zitat Zitat von Tohuwabohu Beitrag anzeigen
    Meine Frau meint, ich würde manchmal wie ein 13jähriger reden und auch so großspurig auftreten.
    Nun, nachdem ich deine Szene gelesen habe, kann ich das bestätigen. Ich weiß nur nicht, warum du die Szene zum Großteil aus der Perspektive von Bronco geschrieben hast, statt von einem aus der Gruppe, die da vorstellig werden. Ich würde das auf jeden Fall dahingehend ändern, sobald wir alle Charaktere etabliert haben. Und es klingt auch sehr unnatürlich, wenn der Chef der Eisläufer von seinen Untergebenen ermahnt werden muss, dass sie doch gar nicht in der vollkommenen Dunkelheit operieren - das ist dann einfach nur Information für den Leser und nichts, was im Gespräch zwischen den beiden tatsächlich passieren würde. Da wäre das auch wieder besser, wenn Danny oder wer auch immer das sagt und Bronco darauf erwidert, dass "wir so nicht operieren" oder sowas.

    Also ich würde die ersten Teile bis zum Auftauchen von Norayk der bisherigen Gruppe um Danny und den Aufpasser geben. Sie kommen im Gespräch mit Bronco, in dem sie die Eisläufer anwerben wollen, trotz viel Geld für so eine wagemutige Mission zu keiner Einigung. Nach einer kurzen Pause entfährt Bronco. "Ich hätte da vielleicht jemanden im Gepäck, der den Job machen kann" - Schnitt - und dann taucht Norayk auf, nimmt die Szene komplett aus der Hand des bisherigen Erzählers und wir als Leser lernen, was für ne coole Socke sie ist.

    Oh ja, und wir haben glaube ich auch einen kleinen Konflikt, wen ich mir deinen Schreib-, nein, eher den Gesprächsstil angucke. Ein paar mal geht der mir zu sehr in die heutige Umgangssprache, wo ich es nicht angemessen werde. Sowas wie "Ey, das können Sie nicht machen, Chef!" (vom Siezen mal ganz abgesehen, ist da vielleicht ein "du" angebrachter, wenn Bronco schon "Chef" genannt wird? ).

    Edit: Ich hatte auch schon mal geäußert, dass ich die den Kapiteln vorangestellten Legenden viel zu lang finde. So ein kurzer Epigraph ist ja ganz nice, aber wenn das zu fast einer ganzen Seite ausartet, nimmt das nur die Spannung raus. Ich würde das auf ein paar Sätze runterkürzen und dann irgendwo innerhalb einer Szene den Rest hevorbringen (ich hatte schon mal vorgeschlagen, dass die Gruppe auf der Reise am Lagerfeuer sich die Legenden erzählt, da hier Leute aus vielen verschiedenen Hintergründen zusammenkommen und man nicht nur immer über den Job reden will).

    Zum Vergleich mal das, was ich in etwa Dannys erstem Kapitel voranstellen würde:

    Achtung Spoiler:
    Es gibt mehr Legenden über den Sonnensturz, als ich zählen kann. Keiner von uns hat ihn miterlebt oder kennt Zeitzeugen. Keiner kann sagen, was der Auslöser war. Heute kann keiner mit Sicherheit sagen, wie die Welt vorher war - oder ob es sie jemals gab.

    Aber für die Meisten steht trotzdem fest, dass sie mit uns die Schuldigen gefunden haben.
    Geändert von Fimi (26. April 2020 um 07:54 Uhr)
    "La majestueuse égalité des lois, qui interdit au riche comme au pauvre de coucher sous les ponts, de mendier dans les rues et de voler du pain." - Anatole France

    Zitat Zitat von Fonte Randa Beitrag anzeigen
    Manchmal kann ich Fimi verstehen...
    Zitat Zitat von Kaiserin Uschi Beitrag anzeigen
    Ja, aber das ist nur ein Grundgesetzbruch, aber kein Verfassungsbrauch. Bring das mal vors Bundesgrundgericht ;)

  4. #4
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Ich fände den Dialog aus Sicht von der Eisläuferin fast noch spannender: eventuell kriegt man nicht alles mit, dafür schon einen Einblick, was sie von ihrem Chef und den Neuankömmlingen hält. Außerdem fragt man sich als Leser, wer da denn die ganze Zeit beobachtet

  5. #5
    Sie/Er/Whatever Avatar von Fimi
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    Fände ich auch gut. Kann Tohu ja machen, wie er will.

    Edit: Ich hatte auch schon mal geäußert, dass ich die den Kapiteln vorangestellten Legenden viel zu lang finde. So ein kurzer Epigraph ist ja ganz nice, aber wenn das zu fast einer ganzen Seite ausartet, nimmt das nur die Spannung raus. Ich würde das auf ein paar Sätze runterkürzen und dann irgendwo innerhalb einer Szene den Rest hevorbringen (ich hatte schon mal vorgeschlagen, dass die Gruppe auf der Reise am Lagerfeuer sich die Legenden erzählt, da hier Leute aus vielen verschiedenen Hintergründen zusammenkommen und man nicht nur immer über den Job reden will).

    Zum Vergleich mal das, was ich in etwa Dannys erstem Kapitel voranstellen würde:

    Achtung Spoiler:
    Es gibt mehr Legenden über den Sonnensturz, als ich zählen kann. Keiner von uns hat ihn miterlebt oder kennt Zeitzeugen. Keiner kann sagen, was der Auslöser war. Heute kann keiner mit Sicherheit sagen, wie die Welt vorher war - oder ob es sie jemals gab.

    Aber für die Meisten steht trotzdem fest, dass sie mit uns die Schuldigen gefunden haben.
    "La majestueuse égalité des lois, qui interdit au riche comme au pauvre de coucher sous les ponts, de mendier dans les rues et de voler du pain." - Anatole France

    Zitat Zitat von Fonte Randa Beitrag anzeigen
    Manchmal kann ich Fimi verstehen...
    Zitat Zitat von Kaiserin Uschi Beitrag anzeigen
    Ja, aber das ist nur ein Grundgesetzbruch, aber kein Verfassungsbrauch. Bring das mal vors Bundesgrundgericht ;)

  6. #6
    Vulvarine Avatar von Tohuwabohu
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    Gut, ich versuche es dann umzuschreiben, so dass es aus Sicht der Frau erzählt wird. Dass es zu Unstimmigkeiten bem Schreibstil kommen würde, war zu erwarten. Hätten mehr mitgeschrieben, wäre es noch wilder geworden. Ich bin kein Profi, aus der Ich-Perspektive habe ich noch nie geschrieben (naja, außer früher Tagebücher). Auch keine Kurzgeschichte bisher verfasst und so. Ich-Erzähler ist auch knackig, könnte mir vorstellen, dass es der schwierigste Stil überhaupt ist.

    Die Textpassage habe ich gepostet, damit ihr überhaupt seht, was ihr euch bei mir in etwa erwarten könnt: coole Szenen in denen coole Typen cool rüber kommen um ein cooles Spektakel anzurichten. Ich bin ein einfach gestrickter Mann.

    Und Bronco ist mir einfach ans Herz gewachsen, den finde ich am besten von allen. Das war seine große Szene. Schreibe ich trotzdem um.
    Geändert von Tohuwabohu (26. April 2020 um 11:18 Uhr)

  7. #7
    Sie/Er/Whatever Avatar von Fimi
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    Ich-Erzähler ist halt ... seltsam. Gerade, wenn du so viele unterschiedliche Perspektiven hast. Und irgendwie implizierst du damit ja, dass der Charakter das Ganze überlebt und nicht im Verlauf draufgeht.
    "La majestueuse égalité des lois, qui interdit au riche comme au pauvre de coucher sous les ponts, de mendier dans les rues et de voler du pain." - Anatole France

    Zitat Zitat von Fonte Randa Beitrag anzeigen
    Manchmal kann ich Fimi verstehen...
    Zitat Zitat von Kaiserin Uschi Beitrag anzeigen
    Ja, aber das ist nur ein Grundgesetzbruch, aber kein Verfassungsbrauch. Bring das mal vors Bundesgrundgericht ;)

  8. #8
    Vulvarine Avatar von Tohuwabohu
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    Nah, die Erzählerperspektive bleibt dann so ähnlich, es rückt jemand anderes dafür in den Mittelpunkt, wie besprochen.
    @Mongke: die Legende kannst du für die Echsen vielleicht besser verwerten. Ich hätte eine weitere für meinen Charakter.

  9. #9
    Vulvarine Avatar von Tohuwabohu
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    Versuch numero zwo! Ich habe es etwas umgeschrieben, zudem geht die Szene jetzt noch ein bisschen weiter: Norayk ist diejenige, die den verwirrten Verrückten kurz vor der Stadt im Dunkeln aufgabelt und zurück bringt. Bis jetzt sind das vier Normseiten, der Rest wird etwas Hintergrundwissen über Norayk verzapfen. Ach ja: Der Bronco-Charakter kommt eventuell sogar mit auf die Reise und ist einer derjenigen, die dann die Heister hereinlegen und umbringen wollen.

    Ich hab's noch nicht groß korrigiert, insofern werden sich vermutlich einige Fehler finden lassen. Situation: Lichtschmied, Thor und Danny kommen mit ihrem Wisch in die Kaserne und wollen Eisläufer anheuern.

    Achtung Spoiler:
    KASERNENSZENE
    „Tut mir leid, so etwas machen wir nicht. Meine Leute sind mutig, aber sie sind nicht dumm. Sie werden hier kaum jemanden finden der so etwas macht, wir sind ja nicht lebensmüde“, stellte BRONCO, der Kommandant der Eisläufer und Aufsichtsführende in deren Kaserne, entschieden fest. Der Rest seiner Rede ging etwas im Gemurmel in seinem dichten Bart unter, aber das Wort „Dunkelwelt“ war einigermaßen deutlich zu vernehmen gewesen. Allein dies genügte schon, dass sich einige Eisläufer umwandten und die drei Gestalten neben ihm begutachteten: Der Kriegsheld, ein rundlicher Lichtschmied und eine weiterer Mann, drei Lebensmüde insgesamt. An dem dritten Mann haftete etwas sonderbares, fast schien es ihr, als wäre der Schatten, den er an die Wand warf, dünner und bleicher als die der anderen im Raum. Interessant. Offenbar suchten sie Leute für einen äußerst unbeliebten Nachtlauf. Nur die wenigsten würden sich darauf einlassen, ein paar der geldgierigeren Eisläufer vielleicht. Es stand für alle im Raum außer Frage, dass es irgendwann so kommen musste. Tatsächlich hatten sich die drei mit ihrem Auftauchen in ihren Augen ganz schön viel Zeit gelassen. Denn es klang alles zu fantastisch: Ein Sonnenstein, etliche male größer, wärmer und heller als ihrer hier. Und zudem das Hirngespinst eines Verrückten. Es hatte große Mühe gekostet den Verirrten dazu zu bringen, Fragen zuzuhören und anschließend darauf auch noch sinnreiche Antworten zu geben. Mühe und Geduld. Zwei Eigenschaften, über die BRONCO in nur sehr bescheidenem Umfang verfügte. Wäre es nach ihm gegangen, hätte sie dieses Gespenst gleich wieder in die Dunkelheit zurückstoßen können aus der es heimgeholt war. Aber es ging nicht nach ihm. Schon am nächsten Tage hatte sich die befremdliche Geschichte des Rückkehrers bei den Stadtherren herumgesprochen, und der Mann wurde aus der Kaserne in den inneren Zirkel der Stadt gebracht. Seitdem hatte sie nichts mehr von ihm gehört oder gesehen. Das würde sich jetzt ändern, mutmaßte sie.
    Nun standen also drei Männer mitten im Kasernenhof und einer hielt BRONCO ein Schreiben unter die Nase, das Siegel eines Stadtherren war eben erst gebrochen worden. Der Kommandant las die wenigen Zeilen noch einmal durch und wehrte dann erneut resolut ab: „Dunkelwelt, hm? Und eine Eskorte für… mehrere Mondphasen? Das ist nicht möglich. Jeder der uns kennt, weiß, dass wir Eisläufer grundsätzlich in der Umgebung der Ortschaft bleiben und immer nur im Radius des faden Lichtscheins des Sonnensteins operieren. Das sollten auch die Stadtherren wissen. Von den Trupps, die sich weiter weg wagten, ist noch nie jemand zurückgekehrt.“ Das entsprach aber leider nicht der Wahrheit. „Das stimmt nicht“, unterbrach ihn der Mann, den sie alle als Kriegshelden kannten, ein Vorbild für jeden von ihnen. Jemand, der es mal zu etwas gebracht hatte, dachte sie. „Einer ist zurückgekehrt, und das alleine beweist schon, dass es sehr wohl möglich ist.“ Der Kommandant schwankte nun ein bisschen von einem Fuß auf den anderen, den Blick abwendend, als fühlte sich wohl bei einer Lüge ertappt. „So, habt ihr wohl mehr Informationen aus ihm herausholen können als wir, was? Er schien mir eher wie ein sabbelnder Idiot, aber gut… wenn der Stadtherr das will...“ Er kratze sich mit der rechten Hand hinterm Ohr und über den ganzen Hinterkopf und verzog dabei den Mund und das Gesicht, für ihn immer ein Zeichen, dass er angestrengt nachdachte – oder verzweifelte. Den Befehl eines Stadtherrn konnte er nicht missachten, er musste eine Auswahl treffen. „Nun ja“, begann er. „Ich hätte da vielleicht jemanden im Gepäck, der den Job machen könnte", sagte er schließlich und deutete mit dem Daumen über seine Schulter in die dunkelste Nische des Raumes.

    „Hallo, NORAYK“ begann DANNY und setze sich an den ungemütlichen Tisch in der finsteren Ecke. Völlig im Schatten gehüllt, regte sich nichts. „Es ist sehr dunkel hier, wollen wir uns nicht lieber...“
    „Ich mag es dunkel“, wurde er von einer tiefen Frauenstimme unterbrochen.
    „Nun gut“, setzte DANNY fort. „Wir können selbstverständlich auch hier sitzen bleiben. Ist genau so gut wie jeder andere Tisch im Raum“, log er. Es fiel ihm schwer in dieser Schwärze mehr als Konturen zu erkennen. Und wenn er jemanden nicht in die Augen sehen konnte, fühlte er sich immer etwas unwohl. Seine Menschenkenntnis war in so einem Fall nicht viel Wert. Klar blieb noch die Stimme, aber ihr Akzent klang hart und fremd in seinen Ohren und das beanspruchte bereits einen guten Teil seiner Aufmerksamkeit.
    „Hast du einen Auftrag für mich? Entführung? Sabotage? Attentat auf offener Straße?“ Die Stimme klang gelangweilt, aber nicht abweisend.
    „Oh, nichts derartiges, wenngleich sich doch Gelegenheiten ergeben werden sich diesen Dingen zu widmen“, erwiderte DANNY unbeeindruckt. Er vertraute voll und ganz auf seine Redegewandtheit und sagte: „Wir brauchen eine Eskorte in die Randbereiche der Dunkelwelt, womöglich sogar darüber hinaus, und es heißt sie hätten besondere Fähigkeiten, die von Nutzen sein könnten - ganz abseits ihrer Tötungsfertigkeiten, natürlich.“ Es schien ihm als funkelten nun zwei Augen in der Nische auf, wie das Lodern eines Feuers, gelblich und lebendig. „Natürlich“, sagte die Stimme. Die Langeweile war nun unverhohlenem Interesse gewichen.

    EPIGRAPH NORAYK
    Die Dunkelheit ist kein Feind. Sie ist ein Geschenk und man muss eher fürchten, dass sie nicht kommt. Die Sonne liebte uns Menschen des Nordens nicht, wir waren mehr als alle anderen die langen Winter, die Nächte, den Schnee und die Entbehrungen gewohnt. Und so wie die Sonne uns ihre Liebe zu Lebzeiten versagte, versagte sie sie uns auch im Tod. Aber das spielt keine Rolle, denn jetzt ist überall Norden.

    STORY NORAYK
    „Was suchst du hier, Weib?“, rief der Wächter von seinem mannhohen Wachturm herab. Im Hintergrund war die Stadt zu erkennen, und über sie thronte mit blassem Schimmer das Licht. „Ich brauche Vorräte und einen Rastplatz,“ rief NORAYK hinauf. „Und ich bringe einen der Euren heim.“ Die Antwort folgte prompt und ohne Anzeichen von Verwunderung: „Tretet etwas zurück, ich komme runter. Ich warne euch davor etwas Dummes zu unternehmen, es sind zwei Pfeile auf euch gerichtet.“ Der Wächter nickte seinen beiden Kollegen zu, entzündete eine Fackel, dann nahm er die Treppe an der Außenseite des Turms abwärts. Unten wartete sie auf ihn, ein paar Schritte abseits, wie befohlen. Augenscheinlich eine schöne Frau, die Haut braun, viel brauner sogar noch als bei den Ladys, die zu nahe am Sonnenstein zu verweilen pflegten. Aber etwas gefleckt. Dazu schulterlanges, schwarzes Haar, fast gänzlich unter einem purpurnen Tuch versteckt. Sie steckte in einem kurzärmligen Lederwams und langen Hosen. Über den Rücken trug sie eine Schwertscheide. Aber die Augen. Was war mir ihren Augen? Der Wächter trat näher heran und senkte die Fackel nahe an ihrem Gesicht. Sie loderten gelblich, oder war das nur eine Reflexion der Flamme? Verärgert drehte NORAYK ihr Gesicht seitlich weg von dem Feuer der Fackel und hob ihre Hand schützend davor. „Da ist er“, sagte sie und deutete mit der anderen Hand in Richtung ihres Begleiters. Ein Seil führte von ihrem Handgelenk zu seinem. „Nicht bewegen“, befahl der Wächter erneut und schritt seitwärts auf den Mann zu, den Blick dabei immer abwechselnd und schnell mal auf sie, mal auf ihn gerichtet. Diesmal schreckte die Person vor der Flamme nicht zurück, im Gegenteil. Verzückt blickte der schwankende Mann gebannt in die Flamme und wisperte: „Licht.“ Der Wächter sah ihn sich genau an. Er stank fürchterlich und seine wirren Haare und der ungepflegter Bart waren völlig verwildert. Der Dreck hing an ihm und seinen Kleiderlumpen wie eine zweite Haut. Unstete, fahrige Blicke erschreckte ihn ebenso wie die brüchiger Stimme, die wirre und unzusammenhängende Silben formte - ein nutzloses Wrack, eine Hülle, die vielleicht noch annähernd wie ein Mensch aussah, aber keiner mehr war. Und dann setzte die Erkenntnis in den Augen des Wächters ein: „Mein Gott, WALTER!“, entfuhr es dem Wächter. Vor gut 80 Monden waren fünf Eisläufer losgezogen, allesamt hatte er gut genug gekannt um sie Bekannte zu nennen, und jetzt kehrte einer zurück - zerlumpt, verwahrlost, halb wahnsinnig. WALTER war eigentlich ein fähiger und umsichtiger Späher, aber er schien nicht mehr derselbe Mann zu sein wie bei seiner Abreise. „Gebt BRONCO Bescheid, sofort“, schrie der Wächter, „wir bringen ihm zwei zum Verhör.“


    Kommt ihr einigermaßen voran? Ich hänge ein bisschen in der Luft, weil ich euren Schreibstil und das Aussehen eurer Charaktere nicht kenne.
    Geändert von Tohuwabohu (10. Mai 2020 um 14:13 Uhr)

  10. #10
    Vulvarine Avatar von Tohuwabohu
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    Also, ich hoffe wirklich, dass dieser Thread noch nicht tot ist! Heute hatte ich etwas Zeit weiter zu schreiben. Norayks Teil ist jetzt nahezu fertig, mit obigen Teil momentan 9 Normseiten. Ohne Feinschliff, versteht sich.

    Hier also die Fortsetzung (haha, nicht einmal korrekturgelesen, sondern einfach an einem Stück runtergeschrieben) zu dem davor! Die Geschichte geht mit dem Verhör weiter: Eisläufer-Kommandant Bronco und Thoriphor (der Aufpasser) reden mit Norayk.

    Achtung Spoiler:
    VERHÖR NORAYK – BRONCO - THORIPHOR
    „Norden? Wo ist das?“ fragte Bronco barsch, aber wirklich bemüht verstehen zu wollen. NORAYK zeigte auf die Wand hinter sich. „Da ist Norden“, sagte sie langsam und betonte die Worte in einem Tonfall als würde sie mit einem Kind reden. Die Augen des Kommandanten folgten dem Zeigefinger Norayks, und seine buschigen Augenbrauen zogen sich zusammen als er die nackte Mauer anstarrte. „Und wo wolltest du hin?“ wollte er wissen. „Nach Süden,“ meinte Norayk und deutete diesmal direkt auf den Türrahmen schräg hinter dem großen, bulligen Mann. BRONCO drehte sich zur Tür um und brummte: „Noch nie von solchen Orten gehört.“ Er fuhr sich mit seiner großen Hand über den Hinterkopf und verzog das Gesicht. „Ich weiß nicht, ergibt das für Sie irgendeinen Sinn?“ meinte er an den anderen Mann im Raum gewandt. Dieser lehnte etwas abseits an der Mauer und betrachtete die Frau. Ein hübsches Ding, das musste man ihr lassen, vielleicht sogar ein bisschen mehr als das. Ihre Haut war bräunlich, wenn auch etwas gefleckt, jedenfalls nicht von einem durchgehenden Teint. Eventuell war es auch einfach nur Schmutz, sie wirkte sowieso etwas wild und sollte ihre Geschichte stimmen, dann könnte das gut sein. Jedenfalls bildete das Braun ihrer Haut einen schönen Kontrast zu den blendend weißen Zähnen. Man würde vermutlich im ganzen Ort kein zweites derartig gut gepflegtes Gebiss finden. Über ihr pechschwarzes Haar lag ein violettes und gemustertes Tuch, sicher irgendein fremdes Stammessymbol. Von den Ohren baumelten extrem große, dünne Metallringe herab. Solchen Schmuck hatte THORIPHOR bei den hiesigen Frauen noch nie gesehen, aber es stand ihr und gefiel ihm ausgesprochen gut. Ihre Kleidung hingegen wirkte geradezu männlich: ihren riesigen, abgenutzten Fellumhang hatte sie zwischenzeitlich abgelegt, das Fell gehörte keiner ihm bekannten Tierart an. Darunter offenbarte sie einen schon zu oft zusammengeflickten, dunkelbraunen Lederwams mit kurzen Ärmeln. Nichts im Vergleich zu den feinen Gewändern der Damenwelt im Ort. Er reichte ihr als eine Art Rock bis knapp oberhalb der Knie und ein schwer aussehender, dicker Gürtel schnürte ihn ihr um die Taille. Daran hingen allerlei kleine Taschen und Beutel, sicherlich alles voller nützlicher Dinge und Werkzeuge. Anders als bei den feinen Frauen, die er gewohnt war, wirkte ihr Körper, zumindest was man aus den unbedeckten Armen und Beinen schließen konnte, straff, schlank und ohne überflüssiges Fett, aber dabei trotzdem voller Spannkraft. Und dennoch bot auch ihr Dekolleté etwas fürs Auge. THORIPHOR nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Bierkrug, fuhr die Gestalt der Frau mit den Augen nochmal von unten nach oben ab und fixierte das Gesicht. Das auffälligste an ihr waren die Augen, er konnte sie nämlich nicht sehen. NORAYK versteckte sie hinter einem Art Schild, der aus einem großen Knochen herausgeschnitten oder gebrochen und mit einem schmalen, durchgehenden Sehschlitz versehen worden war. Ein einfaches Lederband, hinter dem Kopf zusammen gebunden, hielt es an Ort und Stelle über die schmale, gerade Nase.

    Sie bräuchte ihren Augenschild gegen das Licht, hatte sie erwähnt. Gegen das Licht! Obwohl es in diesem Raum nur mäßig hell war, bestand sie darauf ihren Schild nicht abzunehmen. Das war insofern erstaunlich, als dass alle Leute, die THORIPHOR je gekannt hatte, zum Licht hin strebten, jeder versuchte möglichst viel davon abzubekommen und niemand wäre auf den Gedanken gekommen das Licht tückisch zu nennen. Sie allerdings schon: „Das Licht ist tückisch, es wird weniger und schwindet. Die Dunkelheit hingegen bleibt, wie ein Freund umhüllt sie einen völlig. Es gibt nicht einmal Schatten in der Schwärze.“ NORAYK hatte ihm und BRONCO ihre Geschichte erzählt, aber vieles davon hörte THORIPHOR zum ersten mal oder klang ganz einfach merk-, wenn nicht sogar unglaubwürdig. Er konnte das schlecht einordnen, aber die Frau gefiel ihm.

    Sie käme aus diesem, wie hatte sie es genannt, aus diesem Norden, einem Ort in der Dunkelheit. Licht gab es dort nur spärlich, viel weniger als hier – vermutlich der Grund, weshalb ihre Augen so sensibel darauf reagierten. Als die Sonne barst und die Sonnensteine vom Himmel herabfielen, geschah dies unregelmäßig. In ihrer Gegend fanden sich höchstens Sonnensplitter und Sonnenstaub, der langsam auf die Erde herabrieselte und den Boden bedeckte. Manche Pflanzen und Flechten hatten ihn dann aufgesogen. So jedenfalls hatte sie es als kleines Mädchen erzählt bekommen, Ihr Stamm war die Kälte und die Dunkelheit gewöhnt und spezialisiert darin, diese von sich aus strahlenden Flechten zu züchten: als Ersatz für Licht und Nahrung. BRONCO und THORIPHOR kannten sie, die Eisläufer hatten davon schon berichtet und manchmal auf Anweisung der Lichtschmiede Pflanzenproben mitgebracht. Bei Helligkeit machten sie nicht viel her, aber in der Dunkelheit schimmerten sie gespenstisch und grünlich. Genießbar waren sie allerdings nicht, wie sich alsbald herausstellte. Allem Anschein nach wirkten sie sogar höchst giftig und schon die bloße Berührung und anschließende Bewegung der Hand über den Mund war gefährlich und machte krank. Offenbar hatte NORAYKs Stamm eine Immunität dagegen entwickelt oder hatte einen Weg gefunden diese Pflanzen durch Züchtung zu entgiften. THORIPHOR überlegte kurz, wieso ihm das nicht selbst eingefallen war. Allerdings war die Lichtquelle, die die Pflanzen boten, relativ nutzlos und die Handhabung nicht gefahrenfrei. Sie schimmerten zudem nur schwach und erhellten die Umgebung nicht ausreichend, aber womöglich ließen sie sich dahingehend züchten. Der Mann beschloss das im Hinterkopf zu behalten.

    „Und woher weißt du wo du in der Dunkelheit herkommst und wo du hinmusst?“ unterbrach BRONCOs tiefe Stimme THORIPHORs abschweifenden Gedankengänge. NORAYK griff in eine ihrer Gürteltaschen und nahm ein unscheinbares, kleines Stück Holz heraus. Eine dünne Nadel, schon mehrfach wieder gerade gebogen, hatte es durchbohrt und schaute an beiden Seiten aus dem Holz heraus. Die beiden Männer beugten sich interessiert über den Tisch um es besser sehen zu können. NORAYK füllte ihren halbleeren Bierkrug wieder aus der Karaffe auf und legte das Holzstück darin ab. Die Konstruktion schwamm und schwankte unruhig hin und her, aber eine Seite der Nadel drehte sich langsam, jedoch unaufhaltsam und wie durch Magie bis sie direkt auf NORAYK zeigte, beziehungsweise auf die Wand hinter ihr. Ungläubig schubste BRONCO das kleine Floß mit dem Finger an, so dass es die Richtung änderte, aber es kehrte wieder in die ursprüngliche Stellung zurück. „Norden und Süden“, sagte die Frau ohne viel Aufhebens und zeigte auf das jeweils andere Ende der Nadel. Der Kommandant wollte mit seinen dicken Fingern danach greifen, aber NORAYK legte schnell ihre rechte Hand über den Rand des Kruges. „Wie orientiert ihr euch denn im Dunkeln?“ Die beiden Männer blicken sich kurz verschämt an. „Nun“, begann BRONCO, „wir meiden die Dunkelheit und halten uns zumeist nur im fahlen Licht des Sonnensteines auf. Oh, natürlich wagen wir uns manchmal auch weiter raus. Die Karawanen zum Beispiel reisen immer auf befestigten Wegen an angebrachten Seilen entlang. Alle tausend Fuß wurde ein Pflock in den Boden geschlagen und die Seile daran befestigt. Das ist ein altes, aber bewährtes System, wenn nicht gerade ein Idiot oder ein wildes Tier diese beschädigt. So haben wir es geschafft unseren Ort mit drei weiteren halbwegs zuverlässig zu verbinden. Aber es ist unsicher, einmal haben Banditen die Seile gekappt und neu angebracht um eine Karawane auf einen falschen Weg zu locken.“
    „Ich habe solche Seile gesehen, ein schlaues System, aber anfällig“, meinte NORAYK. Der Kommandant fuhr fort: „Und manchmal, wenn wir auf Erkundungstouren sind oder alte Städte, die nun unwiederbringlich im Dunkeln liegen, nach Wertsachen und Metalle plündern, entzünden wir Richtfeuer, die aufrecht erhalten werden müssen bis die Eisläufer zurückkehren.“ BRONCO stockte kurz, dann fügte er hinzu: „Oder zumindest eine gewisse Zeit lang, wenn sie es nicht tun sollten.“
    „Wie im Fall des Vermissten, den ich außerhalb des Lichtkreises aufgefunden habe?“ wollte NORAYK wissen und der stämmige Mann nickte stumm. „Nun“, schaltete sich auch THORIPHOR wieder in das Verhör ein „Wir verhören ihn an einem anderen Ort und mit... anderen Mitteln. Hat er dir irgend etwas berichtet?“ versuchte er herauszufinden.

    „Hm, das meiste war ziemlich wirres Zeug über eine Gefangenschaft bei Wesen, die nicht seien wie wir, und einen Ort, so hell und warm wie die alte Sonne selbst. Was das auch immer sein soll“, erwiderte die Frau, „ich würde jedenfalls nicht zu viel darauf geben“. BRONCO schnaubte kurz auf, aber sein Kollege brachte ihn mit einem Handzeichen zum schweigen. THORIPHOR hätte schwören können, dass die Frau ihm immer direkt in die Augen sah, aber mit diesem dämlichen Augenschild ließ sich das nur vermuten. „Das deckt sich grob mit dem was wir aus ihm herausgekriegt haben. Hat er auch erwähnt in welche Richtung dieser Ort zu finden sei?“ Endlich hatte das Versteckspiel ein Ende, dachte er.
    „Naja, er hat es zumindest mit der Hand angedeutet und man weiß wie unzuverlässig diese Methode ist. Im besten Fall ist es nur eine vage Ahnung, keine wirkliche Richtungsangabe“, antwortete NORAYK. Sie hatte gemerkt, dass ihr Gesprächspartner, sonst sehr kühl und kontrolliert, jetzt etwas angespannter wirkte. Sein Sprechtempo hatte sich erhöht, das war ihr nicht entgangen.
    THORIPHOR setzte nach: „Und du hast hoffentlich diese ungefähre und vage Richtung mit deiner Zaubernadel bestimmt?“ Nach dieser Frage presste er die Lippen fest zusammen, die Antwort würde entscheidend sein. Unmerklich hatte er sich mit den Fäusten auf den Tisch vor sich abgestützt und immer weiter vorgelehnt. Dabei war er unbewusst Norayks Gesicht immer näher gekommen. NORAYK lehnte sich daher zurück bis ihr Rücken sich an die Stuhllehne presste und antwortete dann selbstsicher: „Ja, das habe ich in der Tat.“


    Eventuell schreibe ich Bronco noch ein bisschen ungläubiger und abweisender. Und der einzige Rest, der noch abgeht ist Norayks Reisegrund (Bann oder Quest, irgendwas in diese Richtung).

  11. #11
    Vulvarine Avatar von Tohuwabohu
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    Da niemand mehr hierzu seinen Senf abgegeben oder Änderungswünsche angegeben hat, nehme ich das mal als Go-Zeichen und stelle das Teil dann samt Feinschliff fertig.

  12. #12
    Sie/Er/Whatever Avatar von Fimi
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    So habe ich das nicht gemeint.

    - ich würde die Beschreibung von Norayk etwas aufbrechen und über die Szene verteilen, so ist das ein gigantischer Block. Fang halt mit männlicher Kleidung, Augenschild und Boobs an, das fällt Thor zuerst mal ins Auge Du hast ja z.B. ihre Gürteltaschen später nochmal erwähnt, da kannst du die Beschreibung derer dann auch noch hinverschieben. Ihre Körperform kannst du an das Ende verschieben, in dem Thor ihr ganz nah kommt Emoticon: wanna

    - Das mit den Seilen würde ich (wenn das drin bleibt) nicht so ausführlich erklären, alle Anwesenden wissen ja, wie die Orientierung in der Gegend funktioniert - Norayk sollte das auch wissen, wenn sie von draußen kommt und die Seile an den Toren der Stadt anfangen. Da das kein Geheimwissen ist, kann sie das auch von sonst wem in der Zwischenzeit erfahren haben. "Wir folgen den aufgespannten Seilen" reicht glaube ich schon, und dann halt betretenes Schweigen, weil die Eisläufer begreifen, dass sie ziemliche Pussys sind

    Was die Seile für die Orientierung beduten würde ich dann dort einbauen, wenn die Reise für die Gruppe tatsächlich losgeht und in eine Richtung den Seilen für einen Tag oder so folgt, bis sie keine Wahl haben und diese Stütze hinter sich lassen müssen.

    - Vielleicht kannst du die Beschreibung des Ortes, aus dem Norayk kommt, irgendwie etwas weniger erzählend machen? Also Show, don't tell? Bei dem Ort geht das natürlich nicht, aber bei der Pflanze vielleicht schon. Wie wärs, wenn Bronco sagt :y die Pflanzen kennen wir, die Dinger sind total giftig! - Wir haben durch Züchtung das Gift entfernt. Probiere ruhig mal. Dann beäugt Bronco misstrauisch einen kleinen Batzen der Pflanze (ich hab da spontan Müsliriegel vor Augen ), ob die wirklich nicht giftig ist, und Norayk bricht nach ein paar Sekunden die Hälfte ab, isst sie und lässt Bronco wissen, dass sie die Wahrheit sagt.

    - Mir gefällt das Gefühl, dass Norayk in diesem Verhör die Hosen an hat. Das könnte man vielleicht noch etwas deutlicher machen.
    "La majestueuse égalité des lois, qui interdit au riche comme au pauvre de coucher sous les ponts, de mendier dans les rues et de voler du pain." - Anatole France

    Zitat Zitat von Fonte Randa Beitrag anzeigen
    Manchmal kann ich Fimi verstehen...
    Zitat Zitat von Kaiserin Uschi Beitrag anzeigen
    Ja, aber das ist nur ein Grundgesetzbruch, aber kein Verfassungsbrauch. Bring das mal vors Bundesgrundgericht ;)

  13. #13
    Vulvarine Avatar von Tohuwabohu
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    Okay, daraus kann man was machen.

  14. #14
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Ich kann mir vermutlich am Freitag/WE Mal alles in Ruhe durchlesen und dann absenfen

  15. #15
    Sie/Er/Whatever Avatar von Fimi
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    Ja, ich würde auch sagen, dass wir erstmal grob alles schreiben und uns von da an der Endfassung annähern. Sobald wir uns da zusammenfinden, wird es eh noch große Unstimmigkeiten geben, die wir erstmal ausbügeln müssen
    "La majestueuse égalité des lois, qui interdit au riche comme au pauvre de coucher sous les ponts, de mendier dans les rues et de voler du pain." - Anatole France

    Zitat Zitat von Fonte Randa Beitrag anzeigen
    Manchmal kann ich Fimi verstehen...
    Zitat Zitat von Kaiserin Uschi Beitrag anzeigen
    Ja, aber das ist nur ein Grundgesetzbruch, aber kein Verfassungsbrauch. Bring das mal vors Bundesgrundgericht ;)

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