...also, ich habe ein bisschen überlegt, wo es hin soll, und habs dann hier hin gepackt. Was haltet ihr von dem letzten Jahrzehnt, was habt ihr aus dem letzten Jahrzehnt mitgenommen, was erwartet ihr vom kommenden Jahrzehnt? Auslöser war der 36c3-Vortrag von David Kriesel, weil der (nach einem Vortrag über die Bahn) am Ende ein Wort zum Jahrzehnt sagt. Welche gesellschaftliche Entwicklung fandet ihr maßgeblich im letzten Jahrzehnt.
Ich gebe ihm recht in dem was er sagt, fand aber etwas anderes wichtiger. Kurz zusammengefasst, für ihn ist die wichtigste Entwicklung weg von Daten und Fakten, hin zu Gefühlen (er nennt das Empörung). Und er ruft dazu auf, stärker auf die Fakten zu achten.
Für mich war das Jahrzehnt 2010-2019 das, in dem Anstand öffentlich diskutiert wurde. Was kann man öffentlich bringen, was ist zwar erlaubt aber unanständig, wie reagiert man korrekt wenn jemand unanständig ist. Wie stark eskaliert man. Ich habe dann irgendwann für mich beschlossen, dass mir Anstand sehr wichtig ist. Ich übersteuere lieber in die Richtung als in die andere, ist auch anstrengend, aber lieber so herum als andersrum. Ich gelte lieber als spaßbefreiter Stock-im-Arsch Social Justice Warrior, als mir selbst Vorwürfe machen zu müssen, weil ich etwas unanständiges gesagt habe. Ich gehe lieber unanständigen Leuten auf den Geist, als jemanden zu diskriminieren, vor allem bei etwas wo er nix dafür kann. (In der Praxis passiert beides: Rechte machen sich in einem Internetforum extra für mich Fake-Accounts, um mich zu beschimpfen. Und Linke wundern sich, wieviel unanständiges Zeug ich zulasse. Ich lebe mit beidem und lasse mir deshalb keine grauen Haare wachsen.)