Seite 286 von 311 ErsteErste ... 186236276282283284285286287288289290296 ... LetzteLetzte
Ergebnis 4.276 bis 4.290 von 4663

Thema: Hast du die Bibel je selbst gelesen?

  1. #4276
    Registrierter Benutzer
    Registriert seit
    21.03.12
    Beiträge
    22.440
    5:21 hängt bei meiner Oma an der Wand: "Der Weg eines jeden liegt offen vor den Augen des Herrn, er achtet auf alle seine Pfade."

  2. #4277
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
    Registriert seit
    25.06.11
    Ort
    KA
    Beiträge
    19.039
    Sprüche 7
    Achtung Spoiler:
    1 Mein Sohn, bewahre meine Warnungen und halte meine Gebote im Gedächtnis fest!
    2 Bewahre meine Gebote, so wirst du leben, und hüte meine Lehren wie deinen Augapfel!
    3 Binde sie dir um die Finger, schreibe sie dir auf die Tafel deines Herzens!
    4 Sage zur Weisheit: »Du bist meine Schwester«, und nenne die Einsicht deine vertraute Freundin,
    5 damit sie dich von dem Eheweibe eines andern fernhält, von der fremden Frau, die glatte Reden führt (2,16).
    6 Denn als ich (einmal) am Fenster meines Hauses durch mein Gitter hinausschaute,
    7 da sah ich unter den Unerfahrenen, bemerkte ich unter den jungen Leuten einen unverständigen Jüngling,
    8 der auf der Straße hin und her ging, in der Nähe ihrer Ecke, und in der Richtung nach ihrem Hause schritt,
    9 in der Dämmerung, am Abend des Tages, tief in der Nacht und in der Finsternis.
    10 Da kam ihm auf einmal eine Frau entgegen im Anzug einer Lustdirne und mit arglistigem Herzen.
    11 Sie ist in leidenschaftlicher Aufregung und wilder Unruhe, ihre Füße halten’s in ihrem Hause nicht aus;
    12 bald ist sie auf der Straße, bald auf den freien Plätzen, und neben jeder Ecke lauert sie.
    13 Nun hascht sie ihn, küßt ihn und sagt zu ihm mit frecher Miene:
    14 »Dankopfer war ich schuldig: heute habe ich meine Gelübde entrichtet;
    15 darum bin ich ausgegangen dir entgegen, um dich aufzusuchen, und habe dich nun gefunden.
    16 Mit Teppichen habe ich mein Lager hergerichtet, mit bunten Decken von ägyptischem Linnen;
    17 ich habe mein Bett mit Myrrhe, Aloe und Zimt besprengt.
    18 Komm, wir wollen uns an der Liebe berauschen, bis zum Morgen in Liebeslust schwelgen!
    19 Denn der Mann ist nicht daheim, er ist weithin auf Reisen gegangen;
    20 die Geldtasche hat er mit sich genommen: erst am Vollmondstage kommt er wieder heim.«
    21 Durch ihr eifriges Zureden verführte sie ihn, mit ihrem glatten Geschwätz riß sie ihn fort:
    22 betört folgte er ihr wie ein Stier, der zur Schlachtung geht, und wie ein Hirsch, der ins Netz rennt,
    23 bis ein Pfeil ihm das Herz durchbohrt; wie ein Vogel dem Fanggarn zueilt, ohne zu ahnen, daß es um sein Leben geht.
    24 Nun denn, mein Sohn, so höre auf mich und achte auf die Mahnungen meines Mundes!
    25 Laß dein Herz sich nicht auf ihre Wege locken, verirre dich nicht auf ihre Pfade!
    26 denn viele Erschlagene hat sie zu Boden gestreckt, und zahlreich sind die, welche sie alle gemordet hat.
    27 Ihr Haus bildet den Eingang zur Unterwelt, Wege, die zu den Kammern des Todes hinabführen.


    Bemerkungen/ Gedanken:

    • Na endlich, mit "Hüten wie den eigenen Augapfel" (V. 2) haben wir endlich mal nen modernen "Spruch" (Redewendung), die von den Sprüchen kommt (sofern ich keine übersehen hab bisher)
    • Tafel des Herzens hatte Trismegistos ja nochmal erklärt, gab es da mit den Fingern auch was? Dass man sich Knoten um die bindet (wie ein Knoten im Taschentuch)?
    • Einmal mehr die Warnung vor Fremdgehen (V. 5 und dann die Geschichte). Ich beginne aus der Logik der Bibel heraus zu verstehen, warum Scheidungen in der kath. Kirche so ein Drama sind (im eigenen Umfeld erlebt ) und finde es weiterhin dämlich
    • Im Vergleich zu den bisherigen Mahnungen ist die ab Vers 7 (bis Vers 24) skizzierte Erzählung eines Jünglings, der sich von ner verheirateten Frau um den Finger wickeln lässt, sehr konkret und bildlich. Der Abschnitt hat ausnahmsweise mal "Spaß" gemacht, zu lesen (womit ich nur meine, dass es sich eher wie eine Geschichte las, als wir eine Weisheit). Hätte auch irgendeine griechische Sage sein können über eine Medusen-Gestalt
    • Dabei sind auch ein paar schöne Formulierungen:
      • "Ihre Füße halten's in ihrem Hause nicht aus"
      • Die Beschreibung des fürs Emoticon: hibbeln hergerichteten Bettes - da bekommt man glatt selbst Lust Emoticon: mario
      • "betört folgte er ihr wie ein Stier, der zur Schlachtung geht, und wie ein Hirsch, der ins Netz rennt"

    • Schön auch die Auflösung, dass "ihr Haus [...] den Eingang zur Unterwelt" bildet. Nur bei dem Ermorden bin ich nicht sicher, ob das jetzt im übertragenen Sinne zu verstehen ist (und noch auf das Töten von Stier, Hirsch und Vogel verweist) oder - wörtlich
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Wären die Beiträge der Admins alles, was zählt, dann wäre dieses Forum eine Geisterstadt mit Adventskalender.

  3. #4278
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
    Registriert seit
    25.06.11
    Ort
    KA
    Beiträge
    19.039
    Sprüche 8
    Achtung Spoiler:
    1 Horch! Die Weisheit ruft vernehmlich, und die Einsicht läßt ihre Stimme erschallen!
    2 Oben auf den Höhen am Wege, da wo die Pfade zusammenlaufe], hat sie sich aufgestellt;
    3 neben den Toren, am Ausgang der Stadt, am Eingang der Pforten ruft sie laut:
    4 »An euch, ihr Männer, richte ich meinen Ruf, und meine Stimme ergeht an die Menschenkinder.
    5 Gewinnt, ihr Einfältigen, Einsicht in Klugheit, und ihr Toren, gewinnt Einsicht in Verständigkeit!
    6 Hört zu! Denn ich habe Wertvolles zu sagen, und meine Lippen will ich auftun zu (auf-) richtiger Rede;
    7 denn mein Mund spricht Wahrheit aus, und Unehrlichkeit ist ein Greuel für meine Lippen.
    8 Aufrichtig sind alle Reden meines Mundes: es ist nichts Hinterlistiges und Trügerisches in ihnen;
    9 sie sind sämtlich klar für den Verständigen und richtig für die zur Erkenntnis Gelangten.
    10 Nehmt Unterweisung lieber an als Silber, und Erkenntnis lieber als auserlesenes Gold!
    11 Denn die Weisheit ist besser als Korallen, und alle Kleinode kommen ihr nicht gleich.
    12 Ich, die Weisheit, stehe im Bunde mit der Klugheit und verfüge über Erkenntnis wohldurchdachter Pläne.
    13 Die Furcht des HERRN besteht im Haß gegen das Böse; Hoffart, Hochmut und bösen Wandel sowie den Mund des Truges hasse ich.
    14 Mir steht kluger Rat und Überlegung zu Gebot, ich verfüge über Einsicht, und ich besitze Tatkraft.
    15 Durch mich üben die Könige ihre Königsmacht aus und erlassen die Machthaber gerechte Verordnungen;
    16 durch mich betätigen sich die Herrscher als Herrscher und alle Richter auf Erden als Edle.
    17 Ich liebe, die mich lieben, und wer mich eifrig sucht, der findet mich.
    18 Reichtum und Ehre sind bei mir zu finden, bleibender Wohlstand und Gerechtigkeit;
    19 was ich einbringe, ist wertvoller als feines, gediegenes Gold, und mein Ertrag kostbarer als auserlesenes Silber.
    20 Ich wandle auf dem Pfade der Gerechtigkeit, mitten auf den Bahnen des Rechts,
    21 um denen, die mich lieben, bleibenden Besitz zu verschaffen und ihre Schatzkammern zu füllen.«
    22 »Der HERR hat mich geschaffen als den Erstling seiner Schöpfertätigkeit, als das früheste seiner Werke in der Urzeit.
    23 Von Ewigkeit her bin ich gebildet, von Anbeginn an, vor den Uranfängen der Erde.
    24 Als noch keine Fluten der Tiefe da waren, bin ich geboren worden, ehe es wasserreiche Quellen gab.
    25 Bevor die Berge eingesenkt waren, vor den Hügeln bin ich geboren worden,
    26 als er die Erde und die Fluren noch nicht geschaffen hatte und die ersten Schollen des Erdreichs.
    27 Als er den Himmel baute, war ich dabei, als er das Himmelsgewölbe feststellte über der weiten Urflut;
    28 als er die Wolken droben befestigte, als er die Quellen aus den Fluten der Tiefe mit Macht hervorbrechen ließ;
    29 als er dem Meer seine Grenze setzte, damit die Wasser seine Schranke nicht überschritten, als er die Grundpfeiler der Erde feststellte:
    30 da war ich als Künstlerin ihm zur Seite und war voller Entzücken Tag für Tag, indem ich vor seinen Augen allezeit spielte,
    31 indem ich auf seiner weiten Erdenwelt mein Spiel trieb und mein Entzücken an den Menschenkindern hatte.«
    32 »Nun denn, ihr Söhne, höret auf mich! Denn glückselig sind, die meine Wege einhalten.
    33 Höret auf meine Unterweisung, damit ihr weise werdet, und verwerft sie nicht!
    34 Wohl dem Menschen, der mir Gehör schenkt, indem er Tag für Tag an meiner Tür wacht und die Pfosten meiner Tore hütet!
    35 Denn wer mich findet, der findet das Leben und erlangt Wohlgefallen beim HERRN;
    36 wer mich aber verfehlt, der fügt seiner eigenen Seele Schaden zu: alle, die mich hassen, lieben den Tod.«


    Bemerkungen/ Gedanken:
    • Oh, der Sohn wird diesmal gar nicht angesprochen.
    • Und der Stil mit der personifizierten Weisheit/ Einsicht, die eben noch Freundin und Schwester waren, die zu den Männern spricht, hat auch sowas "Griechisches".
    • Wer so oft wie in Vers 6ff darauf hinweisen muss, dass seine Reden die Wahrheit sind - kann man dem überhaupt glauben?
    • Die "Korallen" sind in EU und Luther "Perlen". In der Vulgata heißt es: "melior est enim sapientia cunctis pretiosissimis et omne desiderabile ei non potest conparari" (frei übersetzt: denn besser ist die Weisheit als alle 'höchsten Preise' (ich glaub, pretiossisimis ist substantivierter Superlativ von pretium: Prei, Wert, Geld, Lohn) und alles Begehrenswerte kann man nicht mit ihr vergleichen). Ich mag den Gedanken, dass jeder Übersetzer zu seiner Zeit da eingefügt hat, was ihm am kostbarsten erscheint
    • Vers 12 ist mal wieder ein nettes Beispiel, wie generell jede Übersetzung andere Worte wählt (ich geh da nicht immer drauf ein, sonst würd ich nie fertig werden ):
      • Luther: Weisheit wohnt bei der Klugheit (also WG)
      • Elberfeld: Weisheit ist Nachbarin der Klugheit
      • Menge: Weisheit steht im Bunde mit Klugheit
      • EU: Weisheit verweilt bei Klugheit
      • Vulgata: "habito in consilio" = habe als Berater (ist ein feststehender Ausdruck)

    • Je nachdem, welche Übersetzung man nimmt, ergibt sich eine auf subtile Weise unterschiedliche Art der Distanz zwischen beiden.
    • Hoffart in Vers 13 hab ich ja noch nie gehört Bedeutet so viel wie "übersteigerter Stolz, überheblicher Hochmut, Dünkel"
    • Die Weisheit inszeniert sich ja förmlich als göttlich (im Bezug auf das, was die Bibel sonst so über den HERRN verraten hat bislang) - nennt ihn aber immerhin in Vers 13 und dann nochmal in Vers 22, also sie wird vom HERRN eingeklammert:
      • Kann mit Rat und Tat zur Seite stehen
      • Ermöglicht Königen, Herrschern und Richtern, gut zu regieren und richten
      • Bietet Reichtum, Ehre, Wohlstand, Gerechtigkeit

    • "Ich liebe, die mich lieben, und wer mich eifrig sucht, der findet mich." - Was ein schöner Wandtattoo-Spruch (V. 17) Mit dem passenden und als Antithese verpackten Gegenstück in Vers 36: "Alle, die mich hassen, lieben den Tod"
    • Vers 23 ist ja mal mega spannend: Die Weisheit ist also das erste Schöpfungszeugnis. Ich hab mal von Diskussionen darüber gelesen, was das denn sei (weil wohl das "Licht", das Gott - nach Schaffung von Himmel und Erde auch anders übersetzt werden könne). Möglich, dass Vers 23 die Antwort darauf ist: die Weisheit?
    • Wobei Vers 24ff mich direkt stutzig macht: Am Anfang waren ja Urmeer und Erde, kam die Weisheit denn dann noch vorher? Dann wurde in Genesis gelogen - und sie kann nicht das "Licht" sein!
    • Vers 30 wirft auch Fragen auf, weil er höchst unterschiedlich übersetzt wurde:
      • Luther: sie war "beständig" bei Gott
      • Elberfelder: als Schoßkind
      • Menge: als Künstlerin (gefällt mir besonders gut)
      • EU: als geliebtes Kind

    • Gott war also nicht allein und die Weisheit ist irgendwas zwischen verspieltem Kleinkind (Vers 31) und vertrauter "Künstlerin".
    • Ihr merkt es an der Länge meiner Bemerkungen, das beschäftigt mich jetzt doch. Ist das eher so ein Prequel, das die Vorgeschichte zurechtbiegt, um Sinn zu machen? Oder werden hier die Vorzeichen gedreht: Gott hat erst die Weisheit erschaffen, damit er genug Weisheit besitzen kann, die Welt zu formen, die dann als Spielplatz für die Weisheit dient?
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Wären die Beiträge der Admins alles, was zählt, dann wäre dieses Forum eine Geisterstadt mit Adventskalender.

  4. #4279
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
    Registriert seit
    24.11.06
    Ort
    Bei Nürnberg
    Beiträge
    32.394
    Kapitel 7 ist auch so ein Teerohr-Kapitel. Jedenfalls hab ich an diesen Text denken müssen, als im Dating-Faden seine Mindy-Geschichte akutell war. Alle Welt hat versucht es ihm auszureden, aber er wollte unbedingt. Und 2 Jahre später im Rückblick war es die beschissenste Entscheidung seines Lebens.

    Du hast ja auch schon oft geschrieben, dass dir dieses moralisieren in der Bibel in Bezug auf Ehebruch auf den Sack geht. Aber wenn man sich in der Welt umschaut: Wer findet eine Scheidung denn toll? Das ist Armutsrisiko Nr.1. Man macht sowas ja nur, weils in der Beziehung noch beschissener ist.
    Und dieses Auseinanderbrechen der Beziehung war damals noch gravierender. Da steht die Existenz auf dem Spiel. Eine Frau ohne Mann hat niemand, der sie vor Gericht vertritt, kein festes Einkommen, kein Land. Ihr Kinder auch nicht. Und der Ehebrecher provoziert, dass es mehr davon gibt. Außerdem steht er in Gefahr, dass der Betrogene kommt und ihn tötet. Deswegen sind die Mahnungen hier so hart, vermute ich. Man muss es dem 17-jährigen eintrichtern, dass er sich auf keinen Fall aus jugendlichem Leichtsinn und Geilheit mit der sexuell frustrierten 32-jährigen Ehefrau des Nachbarn einlässt, die mal auf ein Abenteuer aus ist, denn damit stürzt er in dieser Kultur 2 ganze Großfamilien ins Unglück.


    Zur personifizierten Weisheit aus Kapitel 8:
    Ich bin vor einiger Zeit über diesen Text gestolpert, er ist nicht leicht auszulegen. Ich kann deine Gedanken nachvollziehen. Vielleicht deuten ihn einige auch auf Christus, den Logos aus Johannes 1, der vor Erschaffung der Welt da war.
    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

    Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.


  5. #4280
    Megas, megas, megas Avatar von Trismegistos
    Registriert seit
    18.11.10
    Beiträge
    4.042
    Später spielte die personifizierte Weisheit (griechisch Sophia) bei den Gnostikern ja eine große Rolle, die sie quasi als Untergottheit/ Erweiterung der Dreieinigkeit / weiblicher Aspekt Gottes betrachteten (Im Einzelnen unterschiedlich je nach Untergruppe, Gnostiker ist ja ein grober Sammelbegriff). Könnte mir vorstellen, das dieser Text zu dieser Auslegung beigetragen hat.

  6. #4281
    Frühstücksbonze Avatar von Gullix
    Registriert seit
    21.07.10
    Beiträge
    13.387
    Hoffart ist ein tolles Wort. Man kann es als "Art und Weise, wie man genau hofft" deuten, oder wenn ein Bewohner einer bestimmten Stadt in Bayern einen fahren lässt.
    Mit Naturgesetzen kann man nicht verhandeln. --Harald Lesch

    Ein Atomkrieg würde die Menschheit auslöschen. Hätte aber auch Nachteile.

  7. #4282
    Registrierter Benutzer Avatar von Brandschutzverordnung
    Registriert seit
    03.05.13
    Ort
    Niedersachsen
    Beiträge
    5.179
    Oder eine Art, auf die man hofft. So nach dem Motto "Ich hoffe auf einen Hund" oder so.
    .

  8. #4283
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
    Registriert seit
    24.11.06
    Ort
    Bei Nürnberg
    Beiträge
    32.394
    Was ist jetzt mit Frau Weisheit und Frau Dummheit?
    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

    Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.


  9. #4284
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
    Registriert seit
    25.06.11
    Ort
    KA
    Beiträge
    19.039
    Huch, die letzten 2 Wochen waren echt vollbepackt. Bis Montag kein freier Abend und dann krank. Aber eine der Begegnungen hat mir das "Stuttgarter Altes Testament - Einheitsübersetzung mit Kommentar und Lexikon" beschert. Da steht zumindest bei dem so irritierenden Psalm 8:

    "Das Verb in 8,22 ist kein geläufiges Schöpfungsverb, bedeutet häufiger "erwerben" und soll im Kontext von 8,23-26 ein von der Welterschaffung unterschiedenes Hervorbringen bezeichnen, das eine enge Bindung herstellt"

    Demnach müsste man das weniger so lesen, dass Gott die Weisheit wie den Menschen geformt hat, sondern durch das Schaffen selbst erlangt ist und die Weisheit ein Teil "Göttlichkeit" ist, die zu erstreben dann im übrigen Bibel-Kontext wieder Sinn macht. Vielleicht wie ne Schwangere, bei der man am Anfang und von außen auch irgendwie nicht genau sagen kann, was davon Mutter und was davon Kind ist
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Wären die Beiträge der Admins alles, was zählt, dann wäre dieses Forum eine Geisterstadt mit Adventskalender.

  10. #4285
    Kaktuskiller Avatar von Xenoom
    Registriert seit
    01.12.04
    Ort
    Hypezig
    Beiträge
    6.247
    Zitat Zitat von Mongke Khan Beitrag anzeigen
    Sprüche 3
    Achtung Spoiler:
    5 Vertraue auf den HERRN mit ganzem Herzen und verlaß dich nicht auf eigene Klugheit;
    6 denke an ihn auf allen deinen Wegen, so wird er dir die Pfade ebnen. –
    Über den Part werd ich demnächst pedigen

  11. #4286
    Registrierter Benutzer
    Registriert seit
    20.03.09
    Beiträge
    458
    Seid ihr da immer noch konsequent dran? Wow, chapeau!
    Ich hatte mich zu Beginn mal eingelesen, es dann aber recht schnell aufgegeben. Konnte in der Bibel noch nie mehr als ein einzelnes Kapitel oder wenns hoch kommt mal ein Buch komplett lesen. Aber die ganze Bibel von A-Z? uh...

  12. #4287
    The Greater Fool Avatar von Tronde
    Registriert seit
    22.09.06
    Beiträge
    8.115
    Stuttgart erleuchtet MK!
    my love, I cannot tell you how thankful I am for our little infinity. I wouldn't trade it for the world. You gave me a forever within the numbered days, and I'm grateful.”

  13. #4288
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
    Registriert seit
    25.06.11
    Ort
    KA
    Beiträge
    19.039
    Weiter gehts!

    Sprüche 9
    Achtung Spoiler:
    1 Die Weisheit hat sich ihr Haus gebaut, hat ihre sieben Säulen aufgerichtet;
    2 sie hat ihr Schlachtvieh geschlachtet, ihren Wein gemischt, auch ihre Tafel zugerüstet;
    3 sie hat ihre Mägde ausgesandt und läßt oben auf den höchsten Punkten der Stadt die Einladung ergehen:
    4 »Wer einfältig ist, kehre hier ein!« Und den Unverständigen läßt sie sagen:
    5 »Kommt her, eßt von meinem Brot und trinkt von dem Wein, den ich gemischt habe!
    6 Laßt die Torheit fahren, damit ihr lebt, und geht einher auf dem Wege der Einsicht!« –
    7 Wer einen Spötter zurechtweist, zieht sich Beschimpfung zu, und wer einen Gottlosen tadelt, hat Schande davon.
    8 Tadle den Spötter nicht, sonst wird er dich hassen; tadle den Weisen, so wird er dich liebgewinnen.
    9 Gib dem Weisen, so wird er noch weiser werden; belehre den Gerechten, so wird er an Wissen zunehmen.
    10 Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Weisheit, und die Erkenntnis des heiligen (Gottes) ist Einsicht. –
    11 »Denn durch mich werden deiner Tage viele werden und die Jahre deines Lebens sich mehren.
    12 Wenn du weise bist, so bist du es zu deinem eigenen Besten; bist du aber ein Spötter, so hast du es allein zu tragen.«
    13 Frau Torheit ist ein leidenschaftliches Geschöpf, die reine Beschränktheit und kennt keine Scham;
    14 sie sitzt am Eingang ihres Hauses, auf einem Thron hoch oben in der Stadt,
    15 um die des Weges Vorübergehenden einzuladen, alle, die auf ihren Pfaden geradeaus wandeln:
    16 »Wer einfältig ist, der kehre hier ein!« Und zu den Unverständigen sagt sie:
    17 »Gestohlenes Wasser ist süß, und heimlich verzehrtes Brot schmeckt köstlich!«
    18 Und er bedenkt nicht, daß die Totengeister dort hausen, daß in den Tiefen des Totenreichs die von ihr beherbergten Gäste weilen.

    Bemerkungen/ Gedanken:

    • Oh, die Referenz aus Vers 1 kenn ich: Das ist der Titel von Lawrence von Arabiens Bericht über den Aufstand gegen das Osmanische Reich. Sabaton bildet
    • Na wenn die Weisheit die Einfältigen (im Sinn von "(noch) unverständig") zum Mahl lädt, sagt man nicht nein Emoticon: lecker
    • Vers 8 ist gut. Den sollte ich mir vielleicht ans Fenster schreiben
    • Interessant, dass in Vers 13 die Torheit nun auch als Frau (und "leidenschaftliches Geschöpf") personifiziert wird, die wie die Weisheit in einem Haus wohnt und Leute auf die gleiche Weise einlädt. Für Außenstehende sind beide dadurch wohl nur schwer voneinander zu unterscheiden, aber die Torheit bietet gestohlene Speisen, während die Weisheit selbst gekocht hat ("den Wein mischt")
    • Könnte ich mir auch gut als kleines Lehrstück oder Parabel vorstellen: ein Mann wird von zwei Frauen eingeladen, aber die eine hat nicht selbst gekocht etc.
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Wären die Beiträge der Admins alles, was zählt, dann wäre dieses Forum eine Geisterstadt mit Adventskalender.

  14. #4289
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
    Registriert seit
    25.06.11
    Ort
    KA
    Beiträge
    19.039
    Laute Menge kommt jetzt die "zweite Sammlung" von Sprüchen Salomos

    Sprüche 10
    Achtung Spoiler:
    1 Die Sprüche Salomos. Ein weiser Sohn macht seinem Vater Freude, aber ein törichter Sohn ist seiner Mutter Kummer. –
    2 Ungerecht erworbene Schätze bringen keinen Segen, aber Gerechtigkeit errettet vom Tode. –
    3 Den Hunger des Frommen läßt der HERR nicht ungestillt, aber die Gier der Gottlosen stößt er zurück. –
    4 Wer mit lässiger Hand arbeitet, verarmt, aber die Hand der Fleißigen schafft Reichtum.
    5 Wer im Sommer einsammelt, handelt verständig; wer aber in der Erntezeit schläft, handelt schändlich. –
    6 Reicher Segen kommt auf das Haupt des Gerechten, aber der Mund der Gottlosen birgt Gewalttat. –
    7 Das Andenken des Gerechten bleibt im Segen, aber der Name der Gottlosen vermodert. –
    8 Wer weisen Sinnes ist, nimmt Ratschläge an, aber ein närrischer Schwätzer kommt zu Fall. –
    9 Wer in Unschuld wandelt, der wandelt sicher; wer aber krumme Wege einschlägt, der wird durchschaut. –
    10 Wer mit den Augen blinzelt, verursacht Kränkung, und ein närrischer Schwätzer kommt zu Fall. –
    11 Der Mund des Gerechten ist ein Quell des Lebens, aber der Mund der Gottlosen birgt Gewalttat. –
    12 Haß ruft Streit hervor, aber die Liebe deckt alle Verfehlungen zu. –
    13 Auf den Lippen des Verständigen findet man Weisheit, aber auf den Rücken des Unverständigen gehört der Stock. –
    14 Die Weisen halten mit ihrer Erkenntnis zurück, aber der Mund des Toren ist herannahendes Verderben. –
    15 Des Reichen Besitz ist für ihn eine feste Burg, aber für die Dürftigen ist ihre Armut ein Unheil. –
    16 Der Erwerb des Gerechten dient zum Leben, das Einkommen des Gottlosen zur Sünde. –
    17 Wer Zurechtweisung beachtet, befindet sich auf dem Wege zum Leben; wer aber Warnungen unbeachtet läßt, geht irre. –
    18 Wer Haß in sich verbirgt, hat Lügenlippen, und wer üble Nachrede verbreitet, ist ein Tor. –
    19 Wo viele Worte sind, da geht es ohne Verfehlung nicht ab; wer aber seine Lippen im Zaume hält, handelt klug. –
    20 Kostbares Silber ist die Zunge des Gerechten, der Verstand der Gottlosen (aber) ist wenig wert. –
    21 Die Lippen des Gerechten schaffen vielen eine Erquickung, aber die Toren gehen durch Unverstand zugrunde. –
    22 Der Segen des HERRN ist’s, der reich macht, und neben ihm fügt (eigene) Anstrengung nichts hinzu. –
    23 Dem Toren machen Schandtaten Vergnügen, dem verständigen Manne aber die (Betätigung der) Weisheit. –
    24 Wovor dem Gottlosen graut, das kommt über ihn; was aber die Gerechten sich wünschen, gewährt er ihnen. –
    25 Sobald der Sturmwind daherfährt, ist der Gottlose nicht mehr da, der Gerechte aber ist für die Ewigkeit fest gegründet. –
    26 Was der Essig für die Zähne und der Rauch für die Augen, das ist der Faule für den, der ihn ausgesandt hat. –
    27 Die Furcht des HERRN verlängert die Lebenstage, aber die Jahre der Gottlosen werden verkürzt. –
    28 Das Harren der Gerechten endet in Freude, aber die Hoffnung der Gottlosen wird vereitelt. –
    29 Das Walten des HERRN ist eine Schutzwehr für den Unschuldigen, aber ein Schrecken für die Übeltäter. –
    30 Der Gerechte wird nimmermehr wanken, aber die Gottlosen werden im Lande nicht wohnen bleiben. –
    31 Der Mund des Gerechten läßt Weisheit sprießen, aber die falsche Zunge wird ausgerottet. –
    32 Die Lippen des Gerechten verstehen sich auf das, was wohlgefällig ist, aber der Mund der Gottlosen nur auf Verkehrtes.


    Bemerkungen/ Gedanken:
    • Na also, so hab ich mir "Sprüche" vor dem Lesen vorgestellt: ne Sammlung von Sprichwörtern
    • Ich werd die nicht alle en detail durchgehen, v.a., da das so weitergeht. Stattdessen picke ich mir die raus, die mir besonders gut (oder schlecht) gefallen. Fühlt euch aufgerufen, es mir gleich zu tun!
    • Den "Sohn" werden wird aber noch nicht gleich los (V. 1)
    • Auffällig ist, dass die meisten dieser Sprüche antithetisch aufgebaut sind: "Das X1 des Gottesfürchtigen ist geil, aber das X2 des Gottlosen ist scheiße". Dabei weerden einzelne Wendungen 1:1 wiederholt (Bsp. V. 6 und 11 oder 8 und 10).
    • Meist sind die Sinnbilder aus der Erfahrungswelt der damaligen Leute (z.B. V. 5, Landwirtschaft). Viel hat auch mit Körperteilen, insb. dem Mund/ Reden zu tun
    • Die Formulierung "mit lässiger Hand" in V. 4 mag ich. Wird wohl sowas wie "nachlässig" meinen, aber ich stell mir die Gestik jetzt besonders "cool" vor.
    • Das "Durchschauen" in Vers 9 hab ich mir recht bildlich vorgestellt, nachdem ich hier auf Metaphern eingestellt bin. Witzigerweise wird das bei Elberfelder mit "muss schwitzen" übersetzt - in meinem Kopf war da ne schwitzende Glasfigur
    • Vers 15 hat wieder so was sozialistisches Emoticon: hastalavictoriasiempre
    • Vers 20: "Der Verstand der Gottlosen ist nichts wert"
    • Widerspricht V. 22 nicht ein wenig V. 4? Wozu sollte man nicht mit "lässiger Hand" arbeiten, wenn es eh nur auf Gottes Segen ankommt (den man wohl nur bekommt, wenn man fleißig ist, klar, aber dann ist der eigene Lohn wieder auf die eigene Leistung zurückzuführen).
    • Vers 26 ist auch großartig Essig für die Zähne
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Wären die Beiträge der Admins alles, was zählt, dann wäre dieses Forum eine Geisterstadt mit Adventskalender.

  15. #4290
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
    Registriert seit
    24.11.06
    Ort
    Bei Nürnberg
    Beiträge
    32.394
    Es gibt Bonuspunkte für das Entdecken des antithetischen Parallelismus.

    Das mit diesen Sprichwörtern geht jetzt bis fast zum Ende des Buches, also 20 lange Kapitel. Ich habe auch bisher noch keinen Kontext gefunden, in dem die stehen, es sieht aus, als wären sie einfach ohne Ordnung aufgelistet.

    Manche widersprechen sich, natürlich. Die darf man nicht absolut sehen, häufig beleuchten sie einen Sachverhalt von 2 Seiten. Ich greife mal das Beispiel auf:
    Woher kommt persönlicher Erfolg im Leben? Von dem, was einem gegeben wird oder von dem, was man sich erarbeitet hat? Und natürlich trägt beides dazu bei. Manchmal ist es wichtig, das eine zu betonen: "Bilde dir bloß nichts auf deine Leistung ein, deinen Reichtum hast du doch ererbt." oder: "Sei dankbar, für alles, was dir gegeben wurde." Manchmal muss man die andere Seite betonen: "Wenn du dich nur auf deinem Erbe ausruhst, kommst du zu nichts." oder: "Du darfst nicht alles nur von Gott erwarten, du musst auch selbst etwas tun." - Wenn man beide Aspekte verabsolutiert, erhält man einen Widerspruch. Aber zusammen können sie zu einem guten Mix aus Dankbarkeit und Schaffenkraft führen.

    Man sieht hier auch wieder schön, was das AT unter "Gottlosen" versteht. Der Gegensatz zu ihnen ist "Der Gerechte". Der Gottlose ist also nicht unbedingt ein Atheist, sondern er zeichnet sich dadurch aus, dass er ungerecht handelt. Und ich denke das ist etwas, womit sich auch der moderne Leser identifizieren kann - bzw. grade nicht identifizieren kann, denn ungerecht handelnde Menschen werden über alle Religionsgrenzen hinweg abgelehnt.

    Und man sollte bei allen diesen Weisheitssprüchen immer im Hinterkopf haben: Es sind halt Sprichwörter, die immer den Zusammenhang herstellen: Tue Gutes, dann passiert dir Gutes. Tue Böses und du landest in der Scheiße. Sie sind eben für den jugendlichen Mann gedacht. Dass das Leben nicht immer so einfach ist, haben wir ja schon im Buch Hiob gesehen und auch in einigen Psalmen und es kommt noch im Buch der Prediger. Diese stellen zum Buch der Sprüche eine Ergänzung dar. Sie beleuchten sozusagen die Seite, die entsteht, wenn das einfache Weltbild des Sprüchebuches nicht mehr funktioniert. Trotzdem sind die Weisheiten aus diesem Buch nicht wertlos, man braucht ja zunächst einen Standard für gutes Verhalten.
    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

    Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.


Seite 286 von 311 ErsteErste ... 186236276282283284285286287288289290296 ... LetzteLetzte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •