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Thema: Hast du die Bibel je selbst gelesen?

  1. #4141
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Psalm 81

    Achtung Spoiler:

    1 Dem Musikmeister, nach der Keltertreterweise; von Asaph.
    2 Singt jubelnd dem Gott, der unsre Stärke ist, jauchzet dem Gott Jakobs!
    3 Stimmt Lobgesang an und laßt die Pauken erschallen, die liebliche Zither mitsamt der Harfe!
    4 Stoßt am Neumond in die Posaune, beim Vollmond zur Feier unsres Festes!
    5 Denn so ist es Satzung für Israel, ein Gebot des Gottes Jakobs;
    6 als Gesetz hat er’s für Joseph verordnet, als er auszog gegen Ägyptenland. – Eine Sprache, die ich bisher nicht gekannt, vernehme ich:
    7 »Ich hab’ seine Schulter der Last entzogen, seine Hände sind des Tragkorbs ledig geworden.
    8 Als du riefst in der Drangsal, erlöste ich dich, erhörte dich in der Hülle der Donnerwolke, prüfte dich am Haderwasser. SELA.
    9 ›Höre, mein Volk, ich will dich warnen! o Israel, möchtest du mir doch gehorchen!
    10 Kein fremder Gott soll unter dir sein, vor keinem Gott des Auslands darfst du dich niederwerfen!
    11 Ich, der HERR, bin dein Gott, der dich heraufgeführt aus Ägyptenland: tu deinen Mund weit auf, so will ich ihn füllen!‹
    12 Doch mein Volk hat nicht gehört auf meine Stimme, und Israel ist mir nicht zu Willen gewesen.
    13 Da hab ich sie preisgegeben dem Starrsinn ihres Herzens: sie sollten nach ihren eignen Gedanken wandeln.
    14 O wollte mein Volk doch mir gehorchen, Israel doch wandeln auf meinen Wegen!
    15 Wie bald würde ich ihre Feinde beugen und gegen ihre Dränger kehren meine Hand!
    16 Die da hassen den HERRN, die müßten ihm schmeicheln, und ihre Gerichtszeit sollte ewig währen.
    17 Doch ihn wollt’ ich nähren mit dem Mark des Weizens, dich sättigen aus dem Felsen mit Honig.«


    Bemerkungen/ Gedanken:
    • Die "Keltertreterweise" hatten wir noch nicht. Klingt nach Schlager.
    • Thematisch beschäftigt sich dieser Vers (wie auch die letzen) sehr mit der Rückbesinnung auf die Erretung aus Ägypten. Das ist zwar inhaltlich nichts Neues, aber bekräftigt jetzt "intrabiblisch", dass das ein zentrales Motiv im Judentum ist: die Errettung des Volkes durch Gott verbunden mit dem Versprechen, Gott als einzigem zu dienen.
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  2. #4142
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Psalm 82

    1 Ein Psalm Asaphs. Gott steht da in der Gottesversammlung, hält inmitten der Götter Gericht:
    2 »Wie lange noch wollt ihr ungerecht richten und Partei für die Gottlosen nehmen? SELA.
    3 Schafft Recht dem Geringen und Verwaisten, dem Bedrückten und Dürftigen verhelft zum Recht!
    4 Rettet den Geringen und Armen, entreißt ihn der Hand der Gottlosen!«
    5 »Doch sie sind ohne Einsicht und ohne Erkenntnis; in Finsternis gehn sie einher, mögen der Erde Pfeiler auch alle wanken.
    6 Wohl hab’ ich selber gesagt, daß ihr Götter seid und Söhne des Höchsten allesamt;
    7 dennoch wie (gewöhnliche) Menschen sollt ihr sterben. und fallen wie irgendeiner der Fürsten.«
    8 Erhebe dich, Gott, richte die Erde! Denn du bist der Erbherr über alle Völker.

    Bemerkungen/ Gedanken:

    • Gott hält "inmitten der Götter" Gericht: dadurch wird (so scheint es mir zumindest) deutlich, dass man auch andere Götter (aner-)kennt, aber der eigene Gott unter diesen als Rechtsprecher der höchste ist.
    • Erstmal verbale Erziehungsschellen an die anderen Götter verteilen
    • Oder sind mit Götter hier sowas wie Helden im griechischen Pantheon gemeint (vgl. Vers 6: Söhne des Höchsten)
    • Seine Sonderrolle wird auch in Vers 8 deutlich: Gott ist Erbherr über alle Völker. Von ihm stammt alles ab, also auch die sonstigen Götter. Cleverer Schachzug, um anderen ihren Glauben nicht absprechen zu müssen - einfach behaupten, der eigene Gott sei älter. Das "Immer eins mehr wie du!" der Religionen.
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  3. #4143
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Und einen noch:

    Psalm 83

    Achtung Spoiler:
    1 Ein Lied, ein Psalm Asaphs.
    2 O Gott, halte dich nicht zurück, verharre nicht im Schweigen und bleibe nicht ruhig, o Gott!
    3 Denn siehe, deine Feinde toben, und die dich hassen, tragen das Haupt hoch!
    4 Gegen dein Volk ersinnen sie einen Anschlag und beraten sich gegen deine Schutzbefohlnen;
    5 sie sagen: »Kommt, wir wollen sie vertilgen als Volk: des Namens Israel soll man fürder nicht gedenken!«
    6 Ja, sie haben einmütigen Sinns sich beraten, ein Bündnis gegen dich geschlossen:
    7 die Zelte Edoms und der Ismaeliter, Moab und die Hagriter,
    8 Gebal und Ammon und Amalek, das Philisterland samt den Bewohnern von Tyrus.
    9 Auch Assur hat sich zu ihnen gesellt, es leiht den Nachkommen Lots seinen Arm. SELA.
    10 Verfahre mit ihnen wie einst mit Midian, wie mit Sisera, wie mit Jabin am Bache Kison,
    11 die bei Endor den Untergang fanden, mit ihren Leibern das Erdreich düngten!
    12 Mache sie, ihre Edlen, wie Oreb und Seeb, und wie Sebah und Zalmunna alle ihre Fürsten,
    13 die gesprochen hatten: »Wir wollen für uns erobern die Fluren Gottes!«
    14 Mein Gott, mache sie gleich dem verwehten Laub, wie Spreu vor dem Winde!
    15 Wie Feuer, das den Wald verzehrt, wie Flammen, welche die Berge versengen:
    16 so verfolge sie mit deinem Sturm und schrecke sie mit deiner Windsbraut!
    17 Laß Beschämung ihr Antlitz bedecken, auf daß sie nach deinem Namen fragen, o HERR!
    18 Laß sie beschämt und erschreckt sein für immer, in Schande geraten und vergehn!
    19 Sie müssen erkennen, daß du, dessen Name »HERR« ist, du allein der Höchste bist über die ganze Erde.


    Bemerkungen/ Gedanken:

    • Hat Hitler in Vers 5 eigentlich abgeschrieben? Den Satz könnte ich mir so 1:1 in "Mein Kampf" vorstellen
    • Gemäß dem Rechtssatz "Auge um Auge" soll Gott mit solchen Leuten verfahren wie mit früheren Feinden Istraels (ab Vers 10ff).
    • Ich hab aber den Eindruck, dass (zumindest nicht alle) Juden heute (noch?) so ticken. Ehrlich gesagt kenne ich aber auch keine Juden direkt. Müsste eigentlich mal die Juden in Karlsruhe besuchen, wenn ich mit der Story durch bin.
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  4. #4144
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    Weißt du, Juden sind ganz normale Menschen, nur dass sie den Ramadan nicht einhalten und ihre Kirchen nicht mit alten Knochen füllen.

    Ich kenne ein paar, aber sehr säkular. Die Feste (Jom Kippur, Chanukka, Pessach...) werden soweit ich weiß alle gefeiert, der Sabbat mehr oder weniger eingehalten. Ansonsten merkt man ihnen die Religion weniger an als mir den Atheismus

  5. #4145
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    Wie die Zeit vergeht, wenn man wegen Corona flachliegt und auf nix Lust hat.


    Psalm 84
    Achtung Spoiler:
    1 Dem Musikmeister, nach der Keltertreterweise; von den Korahiten ein Psalm.
    2 Wie lieblich ist deine Wohnstatt, HERR der Heerscharen!
    3 Meine Seele hat sich gesehnt, ja geschmachtet nach den Vorhöfen des HERRN; nun jubeln mein Herz und mein Leib dem lebendigen Gott entgegen!
    4 Hat doch auch der Sperling ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für sich, wo selbst sie ihre Jungen birgt: deine Altäre, o HERR der Heerscharen, mein König und mein Gott.
    5 Wohl denen, die da wohnen in deinem Haus, dich allzeit preisen! SELA.
    6 Wohl allen, die in dir ihre Stärke finden, wenn auf Pilgerfahrten sie sinnen!
    7 Wenn sie wandern durchs Bakatal, machen sie’s zum Quellengrund, den auch der Frühregen kleidet in reichen Segen.
    8 Sie wandern dahin mit stets erneuter Kraft, bis vor Gott sie erscheinen in Zion.
    9 O HERR, Gott der Heerscharen, höre mein Gebet, vernimm es, Gott Jakobs! SELA.
    10 Du unser Schild, blick her, o Gott, und schau auf das Antlitz deines Gesalbten!
    11 Denn ein einziger Tag in deinen Vorhöfen ist besser als tausend andere; lieber will ich stehn an der Schwelle im Hause meines Gottes, als wohnen in den Zelten der Frevler.
    12 Denn Sonne[3] und Schild ist Gott der HERR; Gnade und Ehre verleiht der HERR, nichts Gutes versagt er denen, die unsträflich wandeln.
    13 O HERR der Heerscharen, wohl dem Menschen, der dir vertraut!


    Bemerkungen/ Gedanken:
    • Gottes Altäre/ das "Kirchengebäude" wird mit Vogelnestern verglichen. Interessant, dass es Schwalben und Sperlinge sind - beide bauen ihre Nester an Fassaden/ in höhlenhaften Ritzen. Insbesondere Schwalben bauen ihre Nester aus Dreck und Lehm und nicht so schön vogelnestig:


      Beides sind auch kleine Beutevögelchen und nicht etwa Störche oder so, die sehr große und erhabene Nester bauen. Verrät, finde ich, etwas über das Selbstbild dessen, der diesen Psalm geschrieben hat/ für sich in Anspruch nehmen will
    • Pilgerfahrten werden in Vers 6 erwähnt, ich glaub das hatten wir sonst auch noch nicht. Ab wann wurde denn "gepilgert"? Bei Elberfelder und Luther ist übrigens von "von Herzen dir nachwandeln" bzw. "Gebahnte[n] Wege[n]" die Rede; das, was ich mir unter Pilgerfahrt vorstelle, ist also vielleicht gar nicht gemeint
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  6. #4146
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    Psalm 85

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    1 Dem Musikmeister; von den Korahiten ein Psalm.
    2 Du hast zwar, HERR, deinem Lande Gnade gewährt, hast Jakobs Mißgeschick gewendet,
    3 hast deinem Volke die Schuld vergeben und all seine Sünde zugedeckt, SELA;
    4 hast deinem ganzen Groll entsagt, von der Glut deines Zorns dich abgewandt:
    5 stell uns nun aber auch wieder her, du Gott unsers Heils, und laß deinen Unmut gegen uns schwinden!
    6 Willst du denn unversöhnlich gegen uns zürnen und deinen Zorn fortdauern lassen für und für?
    7 Willst du uns nicht wieder neu beleben, daß dein Volk sich deiner mag freuen?
    8 Laß uns schauen, o HERR, deine Gnade und gewähre uns dein Heil!
    9 Ich will doch hören, was Gott der HERR verkündet! – Fürwahr, er kündet Segen an seinem Volke und seinen Frommen; nur daß sie nicht wieder sich wenden zur Torheit!
    10 Wahrlich, sein Heil ist denen nah, die ihn fürchten, daß Herrlichkeit in unserm Lande wohne,
    11 daß Gnade und Treue einander begegne, Gerechtigkeit und Friede sich küssen.
    12 Die Treue wird aus der Erde sprossen und Gerechtigkeit vom Himmel niederschauen.
    13 Dann wird uns der HERR auch Segen spenden, daß unser Land uns seinen Ertrag gewährt;
    14 Gerechtigkeit wird vor ihm hergehn und achten auf den Weg seiner Schritte.


    Bemerkungen/ Gedanken:
    • Manchmal finde ich es ja faszinierend, wie wortreich und tautologisch die Texte geschrieben sind. Manchmal finde ich es auch nervig - Vers 2-8 sagt ja im Kern nur: vertragen wir uns wieder?
    • In den Folgeversen finde ich es wieder schöner, vielleicht weil dabei ein schöneres Bild gemalt wird (statt von Groll, Zornesglut, Unmut, zürnen und Zorn zu sprechen): Gnade begegnet Treue, Gerechtigkeit und Friede küssen sich, Treue spriest.
    • Dabei steht das Motiv der Begegnung im Vordergrund (und wird immer intimer, bis zum sprießenden Samen )
      • Gnade begegnet Treue
      • Gerechtigkeit küsst Friede
      • Treue wächst Gerechtigkeit entgegen

    • Gerechtigkeit wird dabei in der Häufung dem Zorn der ersten Hälfte (Zornesglut, Zürnen, Zorn) gegenübergestellt. Clever: beim Lesen nervte mich die erste Hälfte mehr, die zweite fand ich schöner - sprachlich wurde also (zumindest bei mir) geschafft, den Inhalt emotional zu transportieren.
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  7. #4147
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    Psalm 86

    Achtung Spoiler:
    1 Ein Gebet Davids. Neige, o HERR, dein Ohr, erhöre mich, denn elend bin ich und arm!
    2 Bewahre meine Seele, denn ich bin fromm; hilf du, mein Gott, deinem Knecht, der auf dich vertraut!
    3 Sei mir gnädig, o Allherr, denn zu dir rufe ich allezeit.
    4 Erfreue das Herz deines Knechtes, denn zu dir, o Allherr, erheb’ ich meine Seele.
    5 Denn du, o Allherr, bist gütig und bereit zum Verzeihen, bist reich an Gnade für alle, die dich anrufen.
    6 Vernimm, o HERR, mein Gebet und merke auf mein lautes Flehen!
    7 Bin ich in Not, so ruf’ ich zu dir, denn du erhörst mich.
    8 Keiner kommt dir gleich unter den Göttern, o Allherr, und nichts ist deinen Werken vergleichbar.
    9 Alle Völker, die du geschaffen, werden kommen und vor dir anbeten, o Allherr, und deinen Namen ehren;
    10 denn du bist groß, und Wunder tust du: ja du, nur du bist Gott.
    11 Lehre mich, HERR, deinen Weg, daß ich ihn wandle in deiner Wahrheit; richte mein Herz auf das Eine, daß es deinen Namen fürchte!
    12 Preisen will ich dich, Allherr, mein Gott, von ganzem Herzen und deinen Namen ewiglich ehren;
    13 denn deine Gnade ist groß gegen mich gewesen: du hast meine Seele errettet aus der Tiefe des Totenreichs.
    14 O Gott! Vermessene haben sich gegen mich erhoben, eine Rotte von Schreckensmännern steht mir nach dem Leben; sie haben dich nicht vor Augen.
    15 Doch du, o Allherr, bist ein Gott voll Erbarmen und Gnade, langmütig und reich an Gnade und Treue.
    16 Wende dich zu mir und sei mir gnädig; verleih deine Kraft deinem Knecht und hilf dem Sohne deiner Magd!
    17 Tu ein Zeichen an mir zum Guten, daß meine Feinde es sehn und sich schämen müssen, weil du, o HERR, mein Helfer und Tröster gewesen!


    Bemerkungen/ Gedanken:

    • Oh, mal wieder einer von David, wo er quängelt
    • Sprachlich auffällig finde ich die wiederholte Anrufung "o (All-)Herr" in fast jedem Vers bis einsnchließlich 9. Ist mir bei den bisherigen Psalmen so noch nicht aufgefallen
    • Die Anrufung scheint in Vers 10 zu kulminieren: "ja du, nur du bist Gott". Gott = Herr aller aller alle, sozusagen
    • In Vers 14 erfolgt dann auch die Anrufung "O Gott", bevor wieder die übrigen Anrufungen kommen. Vielleicht kann David Gottes Göttlichkeit auch gar nicht richtig in einem Wort fassen, auch wenn er das versucht hat, und verwendet deshalb mehrere?
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  8. #4148
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Psalm 87

    1 Von den Korahiten ein Psalm, ein Lied. Seine Gründung liegt auf heiligen Bergen:
    2 lieb hat der HERR die Tore Zions mehr als alle (anderen) Wohnstätten Jakobs.
    3 Herrliches ist von dir berichtet, du Gottesstadt. SELA.
    4 »Ich nenne Ägypten und Babel als meine Bekenner, hier das Philisterland und Tyrus samt Äthiopien – nämlich wer dort seine Heimat hat.«
    5 Doch von Zion heißt es: »Mann für Mann hat dort seine Heimat, und er selbst, der Höchste, macht es stark.«
    6 Der HERR zählt, wenn er die Völker aufschreibt: »Dieser hat dort seine Heimat.« SELA.
    7 Sie aber tanzen den Reigen und singen: »Alle meine Quellen sind in dir (o Zion)!«

    Bemerkungen/ Gedanken:

    • Die Korahiten dürfen wieder und bewundern Gottes Zion/ Israel: unter allen anderen Prachtländern (Ägypten, Babel, Philistäa, Äthiopien (= Tyrus und Kusch)) ist Zion die auserwählte Heimat.
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  9. #4149
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    Psalm 88

    Achtung Spoiler:
    1 Ein Lied, ein Psalm von den Korahiten; dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »die Krankheit«; ein Lehrgedicht von Heman, dem Esrahiten.
    2 O HERR, du Gott meines Heils, ich rufe bei Tage und schreie nachts vor dir:
    3 o laß mein Gebet vor dich kommen, neige dein Ohr meinem Flehen zu!
    4 Denn meine Seele ist mit Leiden gesättigt, und mein Leben naht sich dem Totenreich.
    5 Schon zählt man mich zu den ins Grab Gesunknen, ich bin wie ein Mann ohne Lebenskraft.
    6 Unter den Toten hab’ ich mein Lager gleichwie Erschlagne, die im Grabe liegen, deren du nicht mehr gedenkst: sie sind ja deiner Hand entrückt.
    7 Du hast mich in die Grube der Unterwelt versetzt, in finstre Nacht, in die Tiefe;
    8 auf mir lastet schwer dein Grimm, und mit all deinen Wogen drückst du mich nieder. SELA.
    9 Meine Bekannten hast du mir entfremdet, hast mich ihnen zum Abscheu gemacht; eingeschlossen bin ich und kann nicht hinaus:
    10 mein Auge erlischt vor Elend. Ich rufe zu dir, o HERR, jeden Tag, ich breite zu dir meine Hände aus:
    11 »Kannst an den Toten du Wunder tun, oder werden Schatten aufstehn, um dich zu preisen? SELA.
    12 Wird man im Grabe von deiner Gnade erzählen, von deiner Treue im Abgrund?
    13 Verkündet man dein Wunderwalten in der Finsternis und deine Gerechtigkeit im Lande des Vergessens?«
    14 Ich dagegen rufe laut zu dir, o HERR, schon am Morgen tritt mein Gebet vor dich:
    15 »Warum, o HERR, verwirfst du mich, verbirgst du dein Antlitz vor mir?«
    16 Elend bin ich und siech von Jugend auf, ich trage deine Schrecken und verzweifle.
    17 Deine Zornesgluten sind über mich hingegangen, deine Schrecknisse haben mich vernichtet;
    18 sie umgeben mich immerdar wie Wasserfluten, umringen mich allzumal.
    19 Freunde und Gefährten hast du mir entfremdet: nur die Finsternis ist mir vertraut (geblieben).


    Bemerkungen/ Gedanken:
    • Ein Lied namens "Krankheit"
    • Oh, der Psalm ist ja wirklich düster. Allein wieder die Begriffe, die benutzt werden: Leiden, ins Grab Gesunken, ohne Lebenskraft, Tote, Erschlagene, Unterwelt. Abscheu, Elend, siech. Die Verse 4ff lesen sich auch wie ein (unangenehmer) Sterbeprozess
    • Vers 8: der Grimm Emoticon: run
      [IMG]https://i.pinimg.com/originals/7e/d8/8c/7ed88c80736569d41b654563f1d3de00.jpg[/IMG
    • Körperliches Leiden/ Sterben erscheint mir hier auch so, als wäre die Abkehr Gottes daran Schuld (Vers. 15f). Was Sinn macht, wenn alles Gute durch die Anwesenheit Gottes erklärt wird. Wenn es dem ganzen Land schlecht geht, sobald Gott sich abwendet, geht es auch dem einzelnen schlecht, wenn Gott sich abwendet - obwohl das lyrische Ich hier ja bekräftigt, Gott anzurufen.
    • Auf jeden Fall einer der düstersten und hoffnungslosesten Psalme.
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  10. #4150
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    19.053
    Psalm 89

    Achtung Spoiler:
    1 Ein Lehrgedicht von Ethan, dem Esrahiten.
    2 Die Gnadenerweise des HERRN will ich allzeit besingen, bis zum fernsten Geschlecht deine Treue laut verkünden.
    3 Denn du, Herr, hast verheißen: »Auf ewig soll der Gnadenbund aufgebaut sein« - fest wie den Himmel hast du deine Treue gegründet –:
    4 »Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Erwählten, habe David, meinem Knecht, geschworen:
    5 ›Deinem Geschlecht will ich ewige Dauer verleihen und aufbaun deinen Thron für alle Zeiten.‹« SELA.
    6 Da priesen die Himmel deine Wundertat, o HERR, dazu deine Treue in der Versammlung der Heiligen.
    7 Denn wer in der Wolkenhöhe kommt dem HERRN gleich, ist dem HERRN vergleichbar unter den Gottessöhnen,
    8 dem Gott, der gefürchtet ist im Kreise der Heiligen und furchtbar über alle um ihn her?
    9 HERR, du Gott der Heerscharen, wer ist dir gleich? Stark bist du, HERR, und deine Treue ist rings um dich her.
    10 Du herrschest über das Ungestüm des Meeres: erheben sich seine Wogen – du besänftigst sie.
    11 Du hast Rahab zermalmt wie einen Durchbohrten, deine Feinde mit deinem starken Arm zerstreut.
    12 Dein ist der Himmel, dein auch die Erde, der Erdkreis und seine Fülle – du hast sie gegründet;
    13 Norden und Süden – du hast sie geschaffen, der Thabor und Hermon bejubeln deinen Namen.
    14 Du hast einen Arm voll Heldenkraft: stark ist deine Hand, deine Rechte hoch erhoben.
    15 Gerechtigkeit und Recht sind deines Thrones Stützen, Gnade und Treue gehen vor dir her.
    16 Wohl dem Volk, das zu jubeln versteht, das, o HERR, im Licht deines Angesichts wandelt:
    17 ob deinem Namen frohlocken sie allezeit, ob deiner Gerechtigkeit sind sie hochgemut.
    18 Denn du bist ihr Ruhm und ihre Stärke, und durch deine Gnade ragt hoch unser Horn;
    19 denn dem HERRN gehört unser Schild und dem Heiligen Israels unser König.
    20 Damals hast du in einem Gesicht zu deinem Frommen gesprochen: »Ich habe die Hilfe einem Helden übertragen, einen Auserwählten über das Volk erhöht:
    21 ich habe David als meinen Knecht gefunden, mit meinem heiligen Öl ihn gesalbt,
    22 damit meine Hand beständig mit ihm sei und mein Arm ihm Stärke verleihe.
    23 Kein Feind soll ihn überlisten und kein Ruchloser ihn überwältigen;
    24 nein, seine Gegner will ich vor ihm zerschmettern, und die ihn hassen, will ich niederschlagen.
    25 Doch mit ihm soll meine Treue und Gnade sein, durch meinen Namen soll sein Horn hoch ragen;
    26 ich will das Meer unter seine Hand tun und seine Rechte auf die Ströme legen.
    27 Er soll zu mir rufen: ›Mein Vater bist du, mein Gott und der Fels meines Heils!‹
    28 So will auch ich ihn zum Erstgeborenen machen, zum höchsten unter den Königen der Erde.
    29 Für immer will ich ihm meine Gnade bewahren, und mein Bund soll fest ihm bleiben;
    30 für immer will ich sein Geschlecht erhalten und seinen Thron, solange der Himmel steht.
    31 Wenn seine Söhne mein Gesetz verlassen und nicht in meinen Rechten wandeln,
    32 wenn sie meine Satzungen entweihen und meine Gebote nicht beachten:
    33 so werde ich zwar mit der Rute ihren Abfall strafen und ihre Übertretung mit Schlägen,
    34 doch meine Gnade will ich ihm nicht entziehen und meine Treue nimmer verleugnen;
    35 ich werde meinen Bund nicht entweihen und den Ausspruch meiner Lippen nicht ändern.
    36 Ein für allemal hab’ ich bei meiner Heiligkeit geschworen - niemals werde ich David belügen –:
    37 ›Sein Geschlecht soll ewig bestehn, sein Thron wie die Sonne vor mir,
    38 wie der Mond soll für immer er bleiben‹: der Zeuge in Wolkenhöhen ist treu!« SELA.
    39 Und dennoch hast du verworfen und verstoßen, hast Zorn gegen deinen Gesalbten betätigt;
    40 du hast den Bund mit deinem Knecht gebrochen, seine Krone entweiht und zu Boden geschleudert;
    41 all seine Mauern hast du eingerissen, seine festen Plätze in Trümmer gelegt.
    42 Es plündern ihn alle, die des Weges ziehen, seinen Nachbarn ist er zum Spott geworden.
    43 Du hast den Arm seiner Dränger hoch erhoben und all seine Feinde mit Freude erfüllt;
    44 auch hast du rückwärts gewandt sein scharfes Schwert und im Krieg ihn nicht aufrecht gehalten (siegreich erhalten);
    45 du hast seinem Glanz ein Ende gemacht und seinen Thron zu Boden gestürzt;
    46 du hast die Tage seiner Jugend verkürzt, hast ihn mit Schande bedeckt. SELA.
    47 Bis wann, HERR, willst du dich ganz verbergen? Bis wann soll lodern wie Feuer dein Zorn?
    48 Bedenke, wie kurz meine Lebenszeit ist, wie vergänglich du alle Menschenkinder geschaffen!
    49 Wo ist ein Mensch, der leben bleibt und den Tod nicht sieht, seine Seele errettet vor des Totenreichs Macht?
    50 Wo sind deine früheren Gnadenverheißungen, Allherr, die du David zugeschworen in deiner Treue?
    51 Gedenke, Allherr, der Schmach deiner Knechte, daß ich tragen muß in meinem Busen den Hohn von all den vielen Völkern,
    52 womit deine Feinde, o HERR, geschmäht uns haben, womit geschmäht sie haben die Fußstapfen deines Gesalbten!
    53 Gepriesen sei der HERR in Ewigkeit! Amen, ja Amen!


    Bemerkungen/ Gedanken:

    • Wer ist denn Ethan? Der hat glaub noch keinen Psalm bislang geschrieben
    • Vers 3 scheint mir im scharfen Kontrast zum vorherigen Psalm zu stehen - denn der Kranke von Psalm 88 schien ja von Gott verlassen worden zu sein. Oder aber es soll dem nochmal Mut machen.
    • Wieder ein langer Psalm. Ich muss ja sagen, die gefallen mir zunehmend besser, weil sie sich meinem Eindruck nach von den "Standard-Psalmen" (Frevler schlecht, Gläubige gut) unterscheiden. Der letzte lange behandelte, wenn ich mich entsinne, die Reise ins gelobte Land. Dieser hier stellt den Bund zwischen Gott und Menschen in den Vordergrund. Dabei wird...
      • ...in den Versen 6 - 20 der eine Vertragspartner, Gott, aus Sicht des anderen (Ethan als menschlicher Schreiber) in höchsten Tönen gelobt
      • ...in den Versen 21 - 38 der andere Vertragspartner, David, als Repräsentant der Menschen und auch aus Sicht des anderen (Gottes) ausgezeichnet
      • ...aus der Rolle, die beide Vertragspartner einnehmen, der Vertragsinhalt wiederholt

    • Interessant wird es dann ab V. 39, wo dieser Ethan Gott eiskalt Vertragsbruch vorwirft. Vielleicht ist das der Grund, warum man von diesem Ethan sonst nicht viel gehört hat
    • Durch angedeutete Parallelismen ("Für immer..." in Vers 29 und 30 vs. "Du hast..." in Vers 39 und 40) wird der Bruch auch textlich hervorgehoben und lässt Ethan am Ende des Psalms mit zahlreichen Fragen zurück.
    • Vers 53 klingt da ja regelrecht nach Zynismus.
    • Sehr spannender Psalm. Bin mal gespannt, ob man erfährt, wie es mit Ethan weiterging - oder weiß da einer der Leser was zu? Mit dem nächsten Psalm beginnt in der Menge-Zählung allerdings schon das nächste, vierte Buch Psalme
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  11. #4151
    Megas, megas, megas Avatar von Trismegistos
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    Ich fand auch immer, dass der Psalm rausfällt, weil am Ende die Wende fehlt, dass Gott aber später alles noch zum Guten wenden wird oder die entsprechende Bitte. Der Vorwurf des Vertragsbruchs an Gott bleibt eigentlich stehen.

    Ethan wird glaube ich nur noch an einer Stelle vor, wo Salomo mit ihm verglichen wird: Salomo sei weiser als Ethan der Esrahiter (Was im Umkehrschluss natürlich heißt, dass Ethan auch als weise galt). Er ist aber in dem Buch "Der König David Bericht" von Stefan Heym der Protagonist. Das Buch ist klasse!

  12. #4152
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Die anstrengende Masterarbeits-Zeit ist vorbei, ich kann also mal wieder langsam die Storys hochfahren. Angefangen wird mit der hier

    https://www.bibleserver.com/LUT.ELB.MENG.EU/Psalm90

    Psalm 90
    Achtung Spoiler:
    1 Ein Gebet Moses, des Mannes Gottes. O Allherr, eine Zuflucht bist du uns gewesen von Geschlecht zu Geschlecht.
    2 Ehe die Berge geboren waren und die Erde und die Welt von dir geschaffen wurden, ja von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du, o Gott.
    3 Du läßt die Menschen zum Staub zurückkehren und sprichst: »Kommt wieder, ihr Menschenkinder!«
    4 Denn tausend Jahre sind in deinen Augen wie der gestrige Tag, wenn er vergangen, und wie eine Wache in der Nacht.
    5 Du schwemmst sie hinweg; sie sind wie ein Schlaf am Morgen, dem sprossenden Grase gleich:
    6 am Morgen grünt es und sprießt, am Abend welkt es ab, und es verdorrt.
    7 Denn wir vergehen durch deinen Zorn und werden hinweggerafft durch deinen Grimm.
    8 Du hast unsre Sünden vor dich hingestellt, unser geheimstes Denken ins Licht vor deinem Angesicht.
    9 Ach, alle unsre Tage fahren dahin durch deinen Grimm; wir lassen unsre Jahre entschwinden wie einen Gedanken.
    10 Unsre Lebenszeit – sie währt nur siebzig Jahre, und, wenn’s hoch kommt, sind’s achtzig Jahre, und ihr Stolz ist Mühsal und Nichtigkeit; denn schnell ist sie enteilt, und wir fliegen davon.
    11 Doch wer bedenkt die Stärke deines Zorns und deinen Grimm trotz deines furchtbaren Waltens?
    12 Unsre Tage zählen, das lehre uns, damit ein weises Herz wir gewinnen!
    13 Kehre dich wieder zu uns, o HERR! Wie lange noch (willst du zürnen)? Erbarm dich deiner Knechte!
    14 Sättige früh uns am Morgen mit deiner Gnade, daß wir jubeln und uns freun unser Leben lang!
    15 Erfreue uns so viele Tage, wie du uns gebeugt hast, so viele Jahre, wie Unglück wir erlebten!
    16 Laß deinen Knechten dein Walten sichtbar werden und ihren Kindern deine Herrlichkeit!
    17 Und es ruhe auf uns die Huld des Allherrn, unsres Gottes, und das Werk unsrer Hände segne bei uns! Ja, das Werk unsrer Hände wollest du segnen!


    Bemerkungen/ Gedanken:
    • Bei Menge (und in der EU) fängt jetzt das "Vierte Buch" der Psalmen an. Und es geht mit einem Gebet von Moses los.
    • Das knüpft inhaltlich an die Schöpfungsgeschichte an (Am Anfang war, der Mensch enstand aus Kot Staub,...). Das "Kommt wieder" in Vers 3 wird dabei in der EU und bei Elberfelder mit "kehrt zurück" übersetzt, was diesen Rückbezug klarer macht.
    • Interessanter Vergleich, das mit der Zeit (den Jahren, V. 4) und dem Gras. Dadurch bekommt Zeit etwas lebendiges, wachsendes. Allgemein scheint das Thema oder Leitmotiv hier Zeit bzw. Vergänglichkeit zu sein.
    • Die "Sünden" in Vers 8 werden bei Luther übersetzt mit "Missetaten" und bei Elberfelder mit "Ungerechtigkeiten". Afaik spielt bei den Katholiken dieser (Erb-)Sünden-Gedanke eine größere Rolle als bei den Radikalen Protestanten - wird das dann auch so in den Übersetzungen ausgedrückt?
    • Als "Antwort" auf die Vergänglichkeit wird Gott gebeten, den Leuten das "Zählen von Tagen" zu lehren. In der Lutherbibel wird das mit "Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen" widergegeben. Die Vulgate legt mit "ut numerentur dies nostri sic ostende et veniemus corde sapienti" das Zählen von Tagen nahe.
    • Man könnte das Gebet bis dahin also mit "Tempus fugit - Memento mori" überschreiben.
    • Die Verse 13ff. enthalten dann die eigentliche Bitte (manche Übersetzungen weißen den Psalm ausdrücklich als Bittgebet aus). Die Struktur ist also: erst jammern, dann bitten
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  13. #4153
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Psalm 91

    1 Wer da wohnt im Schirm des Höchsten und im Schatten des Allmächtigen weilt,
    2 der spricht zum HERRN: »Meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, auf den ich vertraue!«
    3 Denn er ist’s, der dich rettet aus den Voglers Schlinge, von der unheilvollen Pest.
    4 Mit seinen Fittichen deckt er dich, und unter seinen Flügeln bist du geborgen, Schild und Panzer ist seine Treue.
    5 Du brauchst dich nicht zu fürchten vor nächtlichem Schrecken, vor dem Pfeil, der bei Tage daherfliegt,
    6 nicht vor der Pest, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die mittags wütet.
    7 Ob tausend dir zur Seite fallen, zehntausend zu deiner Rechten: an dich kommt’s nicht heran;
    8 nein, lediglich mit eignen Augen wirst du’s schauen und zusehn, wie den Frevlern vergolten wird.
    9 Ja, du, o HERR, bist meine Zuflucht: den Höchsten hast du zum Schutz dir erwählt.
    10 Kein Übel wird dir begegnen, kein Unheilsschlag deinem Zelte nahn;
    11 denn seine Engel wird er für dich entbieten, daß sie dich behüten auf all deinen Wegen;
    12 auf den Armen werden sie dich tragen, damit dein Fuß nicht stoße an einen Stein;
    13 über Löwen und Ottern wirst du schreiten, wirst junge Löwen und Schlangen zertreten.
    14 »Weil er fest an mir hängt, so will ich ihn retten, will ihn schützen, denn er kennt meinen Namen.
    15 Ruft er mich an, so will ich ihn erhören; ich steh’ ihm bei in der Not, will frei ihn machen und geehrt.
    16 Mit langem Leben will ich ihn sättigen und lasse ihn schauen mein Heil.«

    Bemerkungen/ Gedanken:

    • Der "Vogler" in Vers 3 ist in den neueren Übersetzungen (EU, Luther) schlicht und ergreifend ein Jäger. Meint aber eigentlich spezifischer jemanden, der Vögel fängt. Das passt meiner Meinung nach besser zu den folgenden Versen, wo Gott als eine Art Vogel(mutter) inszeniert wird, die ihr Junges vor Gefajrem rettet (Voglers Schlinge, dem Pfeil) rettet und behütet (Fittichen, Flügel). Mit den Engeln (Vers 11) ist zumindest neuzeitlich(?) auch die Vorstellung von Flügeln verbunden
    • In der Vulgata wird es gar nicht so spezifisch beschrieben, da steht: "quia ipse liberabit te de laqueo venantium de morte insidiarum", was ich mit "weil er selbst dich retten wird vom Strick der Jäger, vom Tod des Hinterhalts"
    • Mitt Ottern sind wieder Schlangen (Vipern bei Elberfelder, Nattern in der EU) gemeint, wir haben hier also einen Parallelismus und eine Wiederholung (Löwen, Schlangen, treten; Löwen, Schlangen, treten)
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  14. #4154

  15. #4155
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Psalm 92

    1 Ein Psalm; ein Lied für den Sabbattag.
    2 Köstlich ist’s, dem HERRN zu danken, zu lobsingen deinem Namen, du Höchster,
    3 am Morgen deine Gnade zu künden und deine Treue in den Nächten
    4 zum Klang zehnsaitigen Psalters und zur Harfe, zum Saitenspiel auf der Zither.
    5 Denn du hast mich erfreut, o HERR, durch dein Tun, ob den Werken deiner Hände juble ich.
    6 Wie groß sind deine Werke, o HERR, gewaltig tief sind deine Gedanken!
    7 Nur ein unvernünft’ger Mensch erkennt das nicht, nur ein Tor sieht dies nicht ein.
    8 Wenn die Gottlosen sprossen wie Gras und alle Übeltäter blühen, so ist’s doch nur dazu, damit sie für immer vertilgt werden.
    9 Du aber thronst auf ewig in der Höhe, HERR!
    10 Denn wahrlich deine Feinde, o HERR, ja wahrlich deine Feinde kommen um: alle Übeltäter werden zerstreut.
    11 Doch mein Horn erhöhst du wie das eines Wildstiers, hast allzeit mich gesalbt mit frischem Öl;
    12 mein Auge wird sich weiden an meinen Feinden; vom Geschick der Bösen, die sich gegen mich erheben, wird mein Ohr mit Freuden hören.
    13 Der Gerechte sproßt gleich dem Palmbaum, er wächst wie auf dem Libanon die Zeder.
    14 Gepflanzt im Hause des HERRN, sprossen sie reich in den Vorhöfen unsers Gottes,
    15 tragen Frucht noch im Greisenalter, sind voller Saft und frischbelaubt,
    16 um zu verkünden, daß der HERR gerecht ist, mein Fels, an dem kein Unrecht haftet.

    Bemerkungen/ Gedanken:
    • Heut ist zwar nicht Sabbat, aber wir können ja trotzdem den Psalm lesen. Ich hab sogar eine Leier (die hat aber 16 Saiten), ich könnte also Vers 4 umsetzen
    • Im Großen und Ganzen ein "Gott ist Babo, Mensch ist Chabo" + "Gottesfürchtig gut, Gottlos schlecht" Psalm.
    • Interessant, dass wieder eine Grasmetapher benutzt wird. Diesmal nicht für die Zeit, die vergeht, sondern für die überall sprießenden Gottlosen.
    • Dem gegenüber sind Gerechte wie Palmbäume: Nicht so zahlreich, dafür aber früchtetragend, kräftig und widerstandsfähig und knicken nicht beim ersten Lüftchen ein.
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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