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Thema: Hast du die Bibel je selbst gelesen?

  1. #3796
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Hiob 8

    Achtung Spoiler:
    1 Da nahm Bildad von Suah das Wort und sagte:
    2 »Wie lange noch willst du solche Reden führen, und wie lange noch sollen die Worte deines Mundes als Sturmwind daherfahren?
    3 Beugt Gott etwa das Recht, oder verdreht der Allmächtige die Gerechtigkeit?
    4 Nur wenn deine Kinder gegen ihn gesündigt hatten, hat er sie die Folge ihrer Übertretung tragen lassen.
    5 Wenn du aber Gott ernstlich suchst und zum Allmächtigen flehst,
    6 wenn du dabei unsträflich und rechtschaffen bist: ja, dann wird er zu deinem Heil erwachen und deine Wohnung als eine Stätte der Gerechtigkeit wiederherstellen.
    7 Da wird dann dein vormaliger Glücksstand klein erscheinen gegenüber der Größe deiner nachmaligen Lage.«
    8 »Denn befrage nur das frühere Geschlecht und achte auf das, was ihre Väter erforscht haben!
    9 Denn wir sind nur von gestern her und wissen nichts, weil unsere Tage nur ein Schatten auf Erden sind;
    10 sie aber werden dich sicherlich belehren, werden dir’s sagen und aus der Tiefe ihrer Einsicht die Worte hervorgehen lassen:
    11 ›Schießt Schilfrohr auf, wo kein Sumpf ist? Wächst Riedgras ohne Wasser auf?
    12 Noch steht es in frischem Triebe, ist noch nicht reif zum Schnitt, da verdorrt es schon vor allem andern Gras.
    13 So ergeht es auch allen, die Gott vergessen, und so wird die Hoffnung des Ruchlosen zunichte;
    14 denn seine Zuversicht setzt er auf Sommerfäden, und das, worauf er vertraut, ist ein Spinngewebe.
    15 Er lehnt sich an sein Haus, doch es hält nicht stand; er klammert sich fest daran, doch es bleibt nicht stehen.
    16 Er strotzt von Saft auch in der Sonnenglut, und seine Schößlinge breiten sich über seinen Garten aus;
    17 (sogar) um Steingeröll schlingen sich seine Wurzeln, und in Steingemäuer bohren sie sich hinein;
    18 wenn aber er ihn von seiner Stätte wegreißt, so verleugnet diese ihn: Ich habe dich nie gesehen!
    19 Siehe, das ist die Freude, die er von seinem Lebenswege hat, und aus dem Boden sprossen wieder andere auf.‹«
    20 »Nein, Gott verwirft den Frommen nicht und reicht keinem Frevler die Hand.
    21 Während er dir den Mund wieder mit Lachen füllen wird und deine Lippen mit lautem Jubel,
    22 werden deine Widersacher mit Schande bedeckt dastehen, und das Zelt der Frevler wird verschwunden sein.«


    Bemerkungen/ Gedanken:
    • Jetzt redet Bildad
    • Schon wieder Windmetaphern. Das passt ja auch ganz gut zu dem aufgebrausten Gespräch.
    • Bildad ist wohl auch latent angepisst von Hiob. In Vers 4 sagt er ihm auch recht direkt, dass seine Kinder selbst schuld sind, wenn sie bestraft wurden.
    • Wir als Leser wissen ja, dass Hiob "unsträflich und rechtschaffen" ist. Bildad behauptet, dass Gott dann seine "Wohnung" wiederherstellt. Je nachdem, wie umfangreich der Begriff ist, könnte das geliebte Menschen einschließen. Die sind aber alle tot - da bin ich mal gespannt, wie Gott das machen will.
    • Was sind denn "Sommerfäden"? In der EU steht dort Zuversicht. In der Vulgata steht "non ei placebit vecordia sua et sicut tela aranearum fiducia eius" (Sein Selbstwahn gefällt ihm nicht und wie das Spinnengewebe (ist) sein Selbstvertrauen? - ich vermute, da hab ich was nicht richtig übersetzt
    • Ansonsten ist Bildads Message klar:
      • Gott beugt das Recht nicht
      • Guck in die Geschichtsbücher, ohne Gott bist du ein Dulli (Schilf ohne Wasser etc.)
      • Halte zu Gott und alles wird wieder gut
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  2. #3797
    Registrierter Benutzer Avatar von Jerry Demmings
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    Das mit den Kindern leuchtet ja ein... es wurde glaube ich auch gar nicht gesagt, die wären auch rechtschaffen und brav gewesen? Die hätte es also so oder so erwischt

    Sommerfäden sind scheinbar Spinnennetze im Altweibersommer Passt auch zu EU "Ein zartes Gewebe ist seine Zuversicht". Zur Vulgata hätte ich gesagt "ihm (Gott) gefällt sein (des Frevlers) Wahnsinn nicht".
    Zitat Zitat von Meister Wilbur
    Junge lies doch mal! Es geht um Katholiken und nicht irgendwelche Ketzer!

  3. #3798
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Hiob 9

    Achtung Spoiler:
    1 Darauf antwortete Hiob folgendermaßen:
    2 »Gewiß, ich weiß, daß es sich so verhält, und wie könnte ein Mensch Gott gegenüber recht behalten?
    3 Wenn es ihn gelüstete, sich mit Gott in einen Rechtsstreit einzulassen, so könnte er ihm auf tausend Fragen keine einzige Antwort geben.
    4 Ist einer auch reich an Klugheit und stark an Kraft: wer hat ihm (Gott) je getrotzt und ist heil davongekommen?
    5 Er ist es ja, der Berge versetzt, ohne daß sie es merken, der sie in seinem Zorn umkehrt;
    6 er macht die Erde aufbeben von ihrer Stätte, daß ihre Säulen ins Wanken geraten;
    7 er gebietet der Sonne, so geht sie nicht auf, und legt die Sterne unter Siegel;
    8 er spannt das Himmelszelt aus, er allein, und schreitet hoch auf den Meereswogen einher;
    9 er hat das Bärengestirn und den Orion geschaffen, das Siebengestirn und die Kammern des Südens;
    10 er vollführt große Dinge, daß sie nicht zu erforschen sind, und Wunderwerke, daß man sie nicht zählen kann.
    11 Siehe, er geht an mir vorüber, doch ich sehe ihn nicht; er schwebt dahin, doch ich nehme ihn nicht wahr.

    12 Wenn er hinwegrafft – wer will’s ihm wehren? Wer darf zu ihm sagen: ›Was machst du da?‹«
    13 »Gott läßt von seinem Zorn nicht ab – unter ihn haben sich sogar die Helfer Rahabs beugen müssen –,
    14 geschweige denn, daß ich ihm Rede stehen könnte und ihm gegenüber die rechten Worte zu wählen wüßte.
    15 Wenn ich auch im Recht wäre, könnte ich ihm doch nicht antworten, sondern müßte ihn als meinen Richter noch anflehen!
    16 Selbst wenn ich ihn vor Gericht zöge und er mir Rede stünde, würde ich doch nicht glauben, daß er meinen Aussagen Gehör schenkte;
    17 nein, er würde im Sturmesbrausen mich zermalmen und meine Wunden ohne Ursache zahlreich machen;
    18 er würde mich nicht zu Atem kommen lassen, sondern mich mit bitteren Leiden sättigen.
    19 Kommt es auf die Kraft des Starken an, so würde er sagen: ›Hier bin ich!‹, und handelt es sich um ein Rechtsverfahren: ›Wer will mich vorladen?‹
    20 Wäre ich auch im Recht, so müßte doch mein eigener Mund mich verdammen, und wäre ich schuldlos, so würde er mich doch als schuldig erscheinen lassen.«
    21 »Schuldlos bin ich! Mir liegt nichts an meinem Leben; ich achte mein Dasein für nichts!
    22 Es kommt auf eins heraus, darum spreche ich es frei aus: Den Unschuldigen vernichtet er wie den Bösewicht.

    23 Wenn die Geißel (schwerer Volksplagen) jähen Tod bringt, so lacht er über die Verzweiflung der Unschuldigen.
    24 Ist ein Land in die Hand eines Frevlers gegeben, so verhüllt er die Augen seiner Richter; wenn er es nicht tut – wer denn sonst?
    25 Und meine Tage eilen schneller dahin als ein Läufer, sind entschwunden, ohne das Glück gesehen zu haben;
    26 sie sind dahingeschossen wie Rohrkähne, wie ein Adler, der auf seine Beute stößt.
    27 Wenn ich mir vornehme: ›Ich will meinen Jammer vergessen, will mein finsteres Aussehen abtun und heiter blicken!‹,
    28 so faßt mich doch immer wieder ein Schauder vor allen meinen Schmerzen; ich weiß ja, daß du (o Gott) mich nicht für schuldlos erklären wirst.«
    29 »Ich muß nun einmal als schuldig gelten: wozu soll ich mich da noch vergebens mühen?
    30 Wenn ich mich auch mit Schnee wüsche und meine Hände mit Lauge reinigte,
    31 so würdest du mich doch in die schlammgefüllte Grube eintauchen, so daß meine eigenen Kleider sich vor mir ekelten.
    32 Denn Gott ist nicht ein Mann wie ich, daß ich ihm Rede stünde, daß wir zusammen vor Gericht treten könnten;
    33 es gibt zwischen uns keinen Schiedsmann, der seine Hand auf uns beide legen könnte.
    34 Er nehme seine Rute von mir weg und lasse seinen Schrecken mich nicht mehr ängstigen:
    35 so will ich reden, ohne mich vor ihm zu fürchten; denn nicht also bin ich’s mir bewußt (daß ich ihn fürchten müßte).«


    Bemerkungen/ Gedanken:

    • Hiob erkennt Gottes Größe als Herr über Berge, die Säulen der Erde, die Sonne, die Sterne, das Himmelszelt, das Meer und die Sternbilder an. Aber er "sieht ihn nicht an sich vorüber gehen". Da kann er ja eigentlich froh sein, denn von Mose wissen wird, dass man da ausdrücklich nicht zugucken sollte
    • Er führt dann sogar noch aus, dass er Gott zwar anerkennt - ihm aber auch nichts übrig bleibt. Gott ist so übermächtig, dass er als Mensch immer zur Ohnmacht verdammt ist. Die Ausführungen zur gedachten Gerichtsverhandlung erinnern mich an ein autokratisches/ diktatorisches Regime: "wäre ich schuldlos, so würde er mich doch als schuldig erscheinen lassen." (und dann auch noch Vers 22)
    • Klingt hier schon die Theodizee-Frage an? Vers 24, "wenn er es nicht tut – wer denn sonst?" hat mich darauf gebracht; für Hiob scheint Gott zwar selbstverständlich zu sein, aber wenn man den Gedanken in Vers 24 weiterdenkt, könnte man auch zu dem Schluss kommen, dass es Gott nicht geben kann.
    • Hiob klingt dementsprechend mutlos und der Gedanke "wozu soll ich mich da noch vergebens mühen?" (V. 29) ist mir angesichts der mir abverlangten Solidarität in Coronazeiten gar nicht so fremd
    • "so daß meine eigenen Kleider sich vor mir ekelten." (V. 31)
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  4. #3799
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    Nein, Hiob wirft nicht die Frage auf, ob es Gott vielleicht nicht gibt. Wohl aber, ob es überhaupt sinnvoll ist, tugendhaft zu leben, wenn man doch gestraft wird, ohne eine Schuld ausmachen zu können, während anderswo Frevler in Ruhe König sein können.

  5. #3800
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Ja, das war wohl unglücklich von mir formuliert. Im ersten Drittel erkennt er ihn ja ausdrücklich an. Aber wenn man auf Gott pfeift, weil es eh keinen Unterschied macht, ob man gottgefällig lebt oder nicht - ist das im Endeffekt nicht so, als würde es ihn nicht geben?

  6. #3801
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    Spannender Punkt, MK!

    Ich hatte das Kapitel jetzt so für mich zusammengefasst: weil die Freunde ihm ja unterstellen, dass er doch was falsch gemacht hat, antwortet er jetzt: er wird seine Unschuld nie beweisen können. Und wenn er es versucht, stellt er Gott in Frage. Und das ist er halt dieses Vergehens Gott in Frage gestellt zu haben schuldig. Das ist sein Dilemma.

    Mit der Aussage: "ich habe nie an Gott gezweifelt" tut er damit eben genau das. Denn es müsste ihm ja dann gut gehen.

    Das ist zumindest meine Interpretation der ersten 20 Verse.

  7. #3802
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    Ich lese da auch eine gewisse Resignation heraus. Er fühlt sich einem übermächtigen "Gegner" ausgeliefert und hat den Eindruck, dass er ihn unmöglich zur Rede stellen kann.

  8. #3803
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
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    Den Eindruck hab ich auch.
    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

    Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.


  9. #3804
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Hiob 10

    Achtung Spoiler:
    1 »Mir ekelt vor meinem Leben: so will ich denn meiner Klage über ihn freien Lauf lassen, will reden in der Verzweiflung meiner Seele!
    2 Ich will zu Gott sagen: ›Behandle mich nicht als einen Frevler! Laß mich wissen, warum du gegen mich im Streite liegst!
    3 Ist es wohlgetan von dir, daß du gewaltsam verfährst, daß du das Gebilde deiner Hände verwirfst, während du zu den Anschlägen der Frevler dein Licht leuchten läßt?
    4 Sind deine Augen von Fleisch, oder siehst du die Dinge so an, wie Menschen sie sehen?
    5 Gleichen deine Tage denen eines Sterblichen, oder sind deine Jahre wie die Lebenstage eines Mannes,
    6 daß du nach einer Verschuldung bei mir suchst und nach einer Missetat bei mir forschest,
    7 obgleich du weißt, daß es für mich keine Rettung gibt, und daß niemand da ist, der mich aus deiner Hand erretten kann?«
    8 »Deine Hände haben mich kunstvoll gebildet und sorgsam gestaltet, danach aber hast du dich dazu gewandt, mich zu vernichten.
    9 Denke doch daran, daß du mich wie Ton geformt hast; und nun willst du mich wieder zu Staub machen?
    10 Hast du mich nicht einstmals wie Milch hingegossen und wie Molken mich gerinnen lassen?
    11 Mit Haut und Fleisch hast du mich umkleidet und mit Knochen und Sehnen mich durchflochten;
    12 Leben und Huld hast du mir gewährt, und deine Obhut hat meinen Odem bewahrt.
    13 Doch du hast dabei im geheimen den Gedanken gehegt – ich weiß, daß dies bei dir fest beschlossen gewesen ist –:
    14 Sobald ich sündigte, wolltest du es mir gedenken und mich von meiner Verfehlung nicht freisprechen.
    15 Würde ich mich verschulden, dann wehe mir! Aber auch wenn ich schuldlos bliebe, sollte ich doch mein Haupt nicht erheben, sondern mit Schande gesättigt und mit Elend vollauf getränkt werden;
    16 würde mein Haupt sich aber emporrichten: wie ein Löwe wolltest du mich jagen und immer wieder deine Wundermacht an mir erweisen;
    17 wolltest immer neue Zeugen gegen mich auftreten lassen und deinen Zorn gegen mich noch steigern, ein immer neues Heer von Leiden gegen mich aufbieten.«
    18 »Aber warum hast du mich aus dem Mutterschoß hervorgehen lassen? Ich hätte verscheiden sollen, noch ehe ein Auge mich sah,
    19 hätte werden sollen, als wäre ich nie gewesen, vom Mutterschoß weg sogleich zum Grabe getragen!
    20 Sind nicht meine Lebenstage nur noch wenige? So höre doch auf und laß ab von mir, damit ich noch ein wenig heiter blicken kann,
    21 bevor ich, ohne zurückzukehren, dahinfahre in das Land der Finsternis und des Todesschattens,
    22 in das Land, das düster ist wie tiefe Nacht, in das Land des Todesschattens und des Wustes, wo das Aufleuchten (des Tages) so hell ist wie Finsternis.«


    Bemerkungen/ Gedanken:

    • In Vers 2 fasst Hiob sein Problem nochmal ganz gut zusammen. In den ersten sieben Versen wird ja im Prinzip auch die Frage aufgeworfen, wie Gott aussieht/ die (irdische) Realität wahrnimmt. Auch solche Fragen hatten wir bislang nie.
    • Vers 8ff wecken Erinnerungen an die Schöpfung (da wurde ja beschrieben, wie Menschen aus Dreck gebaut wurden; ich entsinne mich, dass das Wort im Lateinischen Kot bedeuten konnte) - nur etwas ausgeschmückt. "Mit Sehnen durchflochten"
    • Allmählich wird mir Hiobs Genöle aber etwas zu repetitiv. Das einzig neue Argument in diesem Kapitel ist imo das, dass Gott Hiob (als einen Menschen) selbst geformt hat und diese Arbeit einfach wegzuwerfen scheint. Abgesehen davon äußert er "nur" wieder den Wunsch, nicht geboren worden zu sein/ nicht zu leben. Vielleicht schließt er damit auch eine Klammer zu 3(?), in dem er das erste Mal sein Leid geklagt hat?
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  10. #3805
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Hiob 11

    Achtung Spoiler:

    1 Da nahm Zophar von Naama das Wort und sagte:
    2 »Soll (dieser) Wortschwall ohne Antwort bleiben und dieser Zungenheld recht behalten?
    3 Dein Gerede sollte Männer zum Schweigen bringen, und du solltest höhnen dürfen, ohne von jemand widerlegt zu werden?!«
    4 Du hast ja doch behauptet: ›Meine Darlegung ist richtig‹, und: ›Ich stehe unsträflich in deinen Augen da!‹
    5 Ach, möchte Gott doch reden und seine Lippen gegen dich auftun
    6 und dir die verborgenen Tiefen der Weisheit offenbaren, daß sie allseitig an wahrem Wissen sind! Dann würdest du erkennen, daß Gott dir einen Teil deiner Sündenschuld noch zugute hält.
    7 Kannst du den Urgrund der Gottheit erreichen oder bis zur Vollkommenheit des Allmächtigen vordringen?
    8 Himmelhoch ist sie – was kannst du denn erreichen? Tiefer als das Totenreich ist sie – wie weit reicht denn dein Wissen?
    9 Länger als die Erde ist ihr Maß und breiter als das Meer.
    10 Wenn er daherfährt und in Verhaft nimmt und zur Gerichtsverhandlung ruft – wer will ihm da wehren?
    11 Denn er kennt die nichtswürdigen Leute und nimmt das Unrecht wahr, ohne besonderer Aufmerksamkeit zu bedürfen.«
    12 »Da muß selbst ein Hohlkopf zu Verstand kommen und ein Wildeselfüllen zum Menschen umgeboren werden.
    13 Wenn du nun dein Herz in die rechte Verfassung setzen und deine Hände zu ihm ausbreiten wolltest –
    14 klebt eine Schuld an deiner Hand, so entferne sie und laß in deinen Zelten kein Unrecht wohnen! –:
    15 ja, dann könntest du dein Angesicht vorwurfsfrei erheben und würdest wie aus Erz gegossen dastehen, frei von aller Furcht;
    16 ja, dann würdest du dein Leiden vergessen, würdest daran zurückdenken wie an Wasser, das sich verlaufen hat.
    17 Heller als der Mittag würde das Leben dir aufgehen; mag auch einmal Dunkel dich umgeben, wie lichter Morgen würde es werden.
    18 Du würdest dich dessen getrösten, daß noch Hoffnung vorhanden sei, und wenn du Umschau hieltest, getrost dich zum Schlafen niederlegen;
    19 du würdest dich lagern, ohne von jemand aufgeschreckt zu werden, und viele würden sich um deine Gunst bemühen.
    20 Dagegen die Augen der Frevler erlöschen: für sie ist jede Möglichkeit zum Entfliehen verloren, und ihre (einzige) Hoffnung ist – die Seele auszuhauchen!«


    Bemerkungen/ Gedanken:
    • Jetzt spricht noch der dritte Freund
    • Zungenheld ist ne gute Beleidigung, die muss ich mir merken. Klingt spitzer als Maulheld (EU) oder Schwätzer (Luther)
    • Ich hoffe, dass dieser Zophar auch noch den wahren Grund Gottes mitbekommt, der ja sooo tiefsinnig ist und nicht nur ein Disput zwischen Satan und Gott
    • Ganz nett, wie Gottes Vollkommenheit in alle Richtungen (hoch und tief, breit wie Meer und Erde) beschrieben wird.
    • Vers 12 ist bei allen anderen Übersetzungen, die ich offen habe, als rhetorische Frage formuliert.
    • Bei Zophar finde ich die Diskrepanz zwischen Vorwurf (Hiob muss Schuld haben und heult nur rum) und Wirklichkeit (Hiob hat nix falsch gemacht, Satan hat Gott versucht) besonders deutlich. So langsam könnte die auch mal aufgelöst werden
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  11. #3806

  12. #3807
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    Das Gefühl könnte andauern...

  13. #3808
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    Ja. Das Buch hat eben 40 Kapitel.

    Das müsst ihr euch so ähnlich vorstellen wie bei den Richtern, da gabs auch diesen Kreislauf (Volk wird untreu -> Ausländer Plündern -> Volk schreit zu Gott -> Richter wird ernannt -> Richter besiegt Ausländer ->Volk bleibt Treu, solange Richter lebt). Und der wiederholt sich ständig. So ist das hier in Hiob auch. Wir haben jetzt den ersten Redekreislauf mit der ersten Rede jedes Freundes fast hinter uns gebracht. Aber weitere werden folgen - um man kann schauen, ob es sich wirklich nur wiederholt, oder ob in den Wiederholungen Entwicklungen zu bemerken sind.

    Mongke hat ja schon eine angesprochen: Zophar zieht mehr von Leder als seine zwei Vorredner.
    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

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  14. #3809
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Hiob 12

    Achtung Spoiler:
    1 Da antwortete Hiob folgendermaßen:
    2 »Wahrhaftig, ihr seid das Volk, und mit euch wird die Weisheit aussterben!
    3 Ich besitze auch Verstand ebensogut wie ihr: ich stehe hinter euch nicht zurück; wem sollten auch derartige Dinge unbekannt sein?
    4 Dem eigenen Freunde muß ich zum Spott dienen, ich, der ich vordem Gott angerufen und auch Erhörung gefunden habe! Zum Spott muß der Gerechte, der Fromme dienen!
    5 Dem Unglück gebührt Verachtung nach der Ansicht des sich sicher Fühlenden: ein Stoß noch denen, deren Fuß bereits wankt!
    6 In Ruhe liegen die Zelte von Gewalttätigen da, und in Sicherheit leben die, welche Gott Trotz bieten, ein jeder, der seinen Gott in seiner Faust führt.«
    7 »Aber frage doch das Vieh, das wird dich’s lehren, und die Vögel des Himmels, die werden dir’s kundtun;
    8 oder betrachte (den Wurm auf der) Erde, er wird dich’s lehren, und die Fische des Meeres werden dir’s bezeugen:
    9 wer von diesen allen wüßte nicht, daß die Hand des HERRN diese Welt geschaffen hat,
    10 er, in dessen Hand die Seele aller lebenden Geschöpfe liegt und der Odem eines jeden Menschenwesens?
    11 Soll nicht das Ohr die Worte prüfen, gleichwie der Gaumen sich die Speisen kostend auswählt?
    12 ›Bei den Greisen soll die Weisheit wohnen, und langes Leben Einsicht verleihen?‹
    13 Nein, bei ihm wohnt Weisheit und Stärke, sein ist der Rat und die Einsicht!«
    14 »Siehe, wenn er niederreißt, so wird nicht wieder aufgebaut; wen er einkerkert, dem wird nicht wieder aufgetan.
    15 Siehe, wenn er die Wasser hemmt, so versiegen sie, und wenn er sie entfesselt, so wühlen sie die Erde um.
    16 Bei ihm ist Kraft und vollkommenes Wissen: ihm fällt der Irrende wie der Irreführende in die Hände.
    17 Er läßt Ratsherren als Barfüßige hinwegziehen und erweist Richter als Toren;
    18 die Zwingherrschaft von Königen löst er auf und schlingt ihnen einen Strick um die eigenen Hüften;
    19 Priester führt er als Barfüßige hinweg und bringt die im Amt Ergrauten zu Fall;
    20 erprobten Wortführern entzieht er die Rede und benimmt den Greisen das gesunde Urteil;
    21 über Edle gießt er Schande aus und löst den Schwertgurt von Gewalthabern;
    22 Tiefverborgenes enthüllt er aus dem Dunkel heraus und zieht finstere Nacht ans Licht hervor;
    23 er läßt Völker groß aufwachsen und vernichtet sie wieder; er breitet Völker weit aus und läßt sie dann verschleppen;
    24 er raubt den Volkshäuptern des Landes den Verstand und läßt sie umherirren in pfadloser Einöde,
    25 daß sie in lichtloser Finsternis tappen, und er läßt sie umherirren wie Trunkene.«


    Bemerkungen/ Gedanken:
    • "Ich besitze auch Verstand ebensogut wie ihr" - Hiob hört sich hier latent in eine Ecke gedrängt an
    • Ich hab jetzt nicht die Muße, die letzten Kapitel nochmal zu überfliegen, aber vom Gefühl her werden oft Aspekte der Schöpfungsgeschichte aufgegriffen. In Vers 7 z.B. Vieh, Vögel und Fische.
    • Danach beschreibt Hiob wieder Gottes Macht über alles (Wasser, Nacht) und jeden (Ratsherren, Richter, Könige, Priester, Wortführer, Greise, Edle, Gewalthaber - jeder, der was zu melden hat und sogar ganze Völker) in allerlei Facetten, und zwar, indem er das, was die Personen auszeichnet, umkehren kann (z.B. kann er Wortführern "die Rede" nehmen)
    • Das unterstreicht zumindest nochmal, dass Hiob Gottes Existenz und Präsenz nicht anzweifelt
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  15. #3810
    Herzog von Arrakis Avatar von Azrael
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    Hat Hiob in (2) den Sarkasmus erfunden?
    Ich könnt singen vor Freude, wenn das nicht die Tiger anlocken würde.

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