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Thema: Hast du die Bibel je selbst gelesen?

  1. #3586
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
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    Ich find das sehr schön, dass du jetzt wieder Bilder malst.

    Und in "300" werden die Perser wirklich dämonisiert. (Und die Sklavenhalterterrorherrschaft der Spartaner idealisiert, aber das ist ein anderes Thema...)
    Wenn man das Perserrreich z.B. mit dem Assyrerreich vergleich, waren die Perser ziemlich human in ihrer Herrschaft, deswegen kommen die in der Bibel auch so gut weg. Kyros (von Menge hier Kores genannt) wird im Propheten Jesaja sogar als Messias betitelt.
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  2. #3587
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Mal schauen, wie lange ich das mit den Bildern wieder durchhalte. Der Text war da ja in den letzten Kapitel sehr entgegenkommend

  3. #3588
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    Da du nach der aramäischen Sprache fragtest: Ja, die wurde im Perserreich tatsächlich zu einer wichtigen Verwaltungssprache. Aramäisch war ursprünglich eine nordwestsemitische Sprache, die von verschiedenen, meist nomadischen Volksgruppen gesprochen wurde. "Aramäer" konnte so sogar als Synonym für "Hirte/Nomade" verwendet werden, eventuell sogar im berühmten jüdischen "Glaubensbekenntnis": "Mein Vater war ein heimatloser Aramäer..." Da die Aramäer schon in der Mittel- und Spätbronzezeit in verschiedenen Ländern siedelten und friedlich oder kriegerisch mit den dortigen Herrschern interagierten, war die Sprache schon in der assyrischen und babylonischen Zeit eine verbreitete Diplomatensprache, zumal man sie mit einer Buchstabenschrift statt der klassischen, komplizierteren Keilschrift schreiben konnte.

    Die Perser nutzen für ihr Weltreich schließlich vier "Reichssprachen". In diesen wurden offizielle Dokumente ausgefertigt, in diesen durfte man sich an den Hof oder die Beamten wenden, und auch Inschriften verfasste man meist drei- oder viersprachig. Das "Reichsaramäische" (wie man den standardisierten Dialekt nennt, den die Perser für ihre Dokumente verwendeten) war vor allem im Westen des Reiches besonders beliebt, weil man dort in der Regel andere nordwestsemitische Sprachen verwendete, so dass der Abstand nicht sehr groß war, während Akkadisch/Babylonisch und Elamisch eher in Mesopotamien gesprochen (und sogar dort nach und nach verdrängt) wurden. Altpersisch sprach man hingegen vorwiegend in den Oberen Satrapien.

    Das Aramäische wurde im Laufe der persischen und hellenistischen Zeit aber auch zu einer Volkssprache. In Judäa wurde zur Zeit Jesu aramäisch gesprochen, nicht mehr hebräisch.

  4. #3589
    Herzog von Arrakis Avatar von Azrael
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    Zitat Zitat von Der Kantelberg Beitrag anzeigen
    Und in "300" werden die Perser wirklich dämonisiert. (Und die Sklavenhalterterrorherrschaft der Spartaner idealisiert, aber das ist ein anderes Thema...)
    Honest Trailers hat das seinerzeit ganz gut zusammengefasst: „Based on a graphic novel, based on an older film, based on ancient greek propaganda, based on a true story.“
    Ich könnt singen vor Freude, wenn das nicht die Tiger anlocken würde.

  5. #3590
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Da ich heute wieder nicht die Zeit finde (und die freie Zeit zur Zeit mit Heraldikzeug belade ) mach ich mal den Disclaimer, dass es im gesamten März, v.a. der ersten Hälfte sein kann, dass ich nur sporadisch zum Bibellesen komme. Ab 08.04. wird mein Leben dann sehr viel entspannter.
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  6. #3591
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Esra 6

    Achtung Spoiler:
    1 Als hierauf der König Darius anordnete, im Schatzhause, in welchem man auch die Urkunden in Babylon aufbewahrte, nachzusehen,
    2 fand man in Ahmetha, in der Königsstadt, die in der Landschaft Medien liegt, eine Schriftrolle, in der folgendes geschrieben stand:
    3 »Urkunde: Im ersten Regierungsjahre des Königs Kores erließ der König Kores den Befehl: ›Was das Gotteshaus in Jerusalem betrifft, so soll dieses Haus wieder aufgebaut werden als eine Stätte, wo man Schlachtopfer schlachtet und Feueropfer darbringt; seine Höhe soll sechzig Ellen, seine Breite auch sechzig Ellen betragen;
    4 Schichten von Quadersteinen sollen drei vorhanden sein und eine Schicht von Holzbalken; die Kosten aber sollen aus der königlichen Kasse bestritten werden.
    5 Auch die goldenen und silbernen Geräte des Gotteshauses, die Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem weggenommen und nach Babylon gebracht hat, sollen zurückgegeben werden, so daß jedes Stück wieder in den Tempel zu Jerusalem an seinen früheren Ort gelangt; und man soll sie in dem Gotteshause niederlegen!‹«
    6 »Nun denn, Thathnai, Statthalter der Provinz jenseits des Euphrats, und du, Sethar-Bosnai, und eure Genossen, die Apharsachäer, die ihr jenseits des Euphrats wohnt, haltet euch fern von dort!
    7 Laßt die Arbeiten an diesem Gotteshause ungestört fortgehen: der Statthalter von Judäa und die Ältesten der Juden mögen dieses Gotteshaus an seiner alten Stelle wieder aufbauen!
    8 Auch ist von mir eine Verfügung erlassen worden bezüglich der Leistungen, die ihr jenen Ältesten der Juden für den Bau dieses Gotteshauses zu gewähren habt, nämlich daß von den Steuererträgen des Königs aus der Provinz jenseits des Euphrats die Kosten jenen Männern genau erstattet werden, und zwar unverzüglich.
    9 Und was (sonst) erforderlich ist sowohl an jungen Stieren als auch an Widdern und Lämmern zu Brandopfern für den Gott des Himmels sowie an Weizen, Salz, Wein und Öl, das soll ihnen nach der Anforderung der Priester zu Jerusalem Tag für Tag unweigerlich geliefert werden,
    10 damit sie dem Gott des Himmels lieblichen Opferduft darbringen und für das Leben des Königs und seiner Söhne beten.
    11 Weiter ist von mir verordnet worden, daß jedem, der an dieser Verfügung etwas ändern sollte, ein Pfosten aus seinem Hause herausgerissen und er selbst gepfählt daran aufgehängt und sein Haus wegen solchen Vergehens zu einem Schutthaufen gemacht werden soll.
    12 Der Gott aber, der seinen Namen dort dauernd wohnen läßt, möge jeden König und jedes Volk stürzen, die es unternehmen sollten, diese Verfügung zu übertreten, um dieses Gotteshaus in Jerusalem zu zerstören. Ich, Darius, habe den Befehl erlassen: er soll genau vollzogen werden!«
    13 Darauf verfuhren Thathnai, der Statthalter der Provinz Syrien, und Sethar-Bosnai nebst ihren Genossen genau nach dem Befehl, den der König Darius ihnen hatte zugehen lassen.
    14 So konnten denn die Ältesten der Juden weiterbauen, und die Arbeit ging erfolgreich vonstatten gemäß der Weissagung der Propheten, nämlich Haggais und Sacharjas, des Sohnes Iddos, so daß sie den Bau zu Ende führten nach dem Befehl des Gottes Israels und nach dem Befehl des Kores und des Darius und des Königs Arthasastha von Persien.
    15 Sie stellten aber dieses Haus fertig bis zum dritten Tage des Monats Adar, und zwar war es das sechste Regierungsjahr des Königs Darius.
    16 Da feierten denn die Israeliten, die Priester, die Leviten und die übrigen aus der Gefangenschaft Zurückgekehrten die Einweihung dieses Gotteshauses mit einem Freudenfest

    17 und opferten zur Einweihung dieses Gotteshauses hundert Stiere, zweihundert Widder, vierhundert Lämmer als Brandopfer und als Sündopfer für ganz Israel zwölf Ziegenböcke nach der Zahl der israelitischen Stämme.
    18 Sie setzten dann auch die Priester in ihr Amt ein nach ihren Abteilungen und die Leviten nach ihren Klassen für den Gottesdienst in Jerusalem, wie es im Buche Moses vorgeschrieben ist.
    19 Hierauf begingen die aus der Gefangenschaft Zurückgekehrten das Passah am vierzehnten Tage des ersten Monats;
    20 denn die Priester und die Leviten hatten sich ohne Ausnahme gereinigt; sie waren allesamt rein und schlachteten das Passah für alle aus der Gefangenschaft Zurückgekehrten und für ihre Geschlechtsgenossen, die Priester, und für sich selbst.
    21 Es aßen aber (das Passah) sowohl die Israeliten, die aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren, als auch alle, die sich von der Unreinheit der (heidnischen) Bevölkerung des Landes losgesagt und sich ihnen angeschlossen hatten, um den HERRN, den Gott Israels, zu verehren.
    22 Dann begingen sie das Fest der ungesäuerten Brote sieben Tage lang mit Freuden; denn der HERR hatte sie Freude erleben lassen, indem er ihnen das Herz des Königs von Assyrien zugewandt hatte, so daß er ihre Arbeit beim Bau des Hauses Gottes, des Gottes Israels, kräftig unterstützte.


    Bemerkungen/ Gedanken:

    • Sieg in letzter Instanz, der Tempel darf gebaut werden Und Papa Persien zahlt auch noch Und wer sich nicht dran hält, der wird an seinem eigenen Türrahmen gepfählt
    • Vers 10 klingt dabei nicht ganz uneigennützig.
    • Wenn man die Bibel mal als historische Quelle hernimmt, stellt sich natürlich die Frage, ob dieser Beschluss von Darius genau so drin stand oder ob der nicht an der ein oder anderen Stelle geschönt wurde. Das klingt für mich zu schön, um wahr zu sein.
    • Party
    • Das muss ne ganz ordentliche Sause gewesen sein. Alle Leute da, 312 Tiere geschlachtet, Priester gereinigt, neue Juden, alte Juden, alte neue Juden, neue alte Juden


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    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  7. #3592
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
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  8. #3593
    Vulvarine Avatar von Tohuwabohu
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  9. #3594
    der 397ste von 29355 Avatar von X_MasterDave_X
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    Zitat Zitat von Mongke Khan Beitrag anzeigen


    • Wenn man die Bibel mal als historische Quelle hernimmt, stellt sich natürlich die Frage, ob dieser Beschluss von Darius genau so drin stand oder ob der nicht an der ein oder anderen Stelle geschönt wurde. Das klingt für mich zu schön, um wahr zu sein.


    Wiki sagt hierzu folgendes:

    Kyros in der Bibel

    Die historischen Belege lassen vermuten, dass Kyros wahrscheinlich die Religionspraxis der Assyrer und Babylonier fortführte, wenn von Nabonaids kurzfristigem Wechsel zur Monolatrie einmal abgesehen wird. Für Einschränkungen der traditionellen und individuellen Religionsausübung im privaten Bereich liegen keine Anzeichen vor.[48] Der Auftrag zum Tempelbau in Jerusalem wird im Kyros-Edikt nicht erwähnt und erscheint erstmals bei Xenophon in seinem Roman Die Erziehung des Kyros, der etwa 160–180 Jahre nach dem Erlass geschrieben wurde.

    Die biblische Überlieferung interpretiert daher die Aussagen der allgemein zugebilligten Möglichkeit der Rückkehr in die Heimatländer und die Toleranz gegenüber dem privaten Glauben theologisch aus rückblickender Sicht zu einem Zeitpunkt, als der Tempelbau und andere Maßnahmen schon längst beendet waren.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Kyros_...s_in_der_Bibel


    WiBiLex ergänzt dazu:

    1. Das Kyrosedikt

    Der Begriff „Kyrosedikt“ meint einen Erlass des Perserkönigs → Kyros, der im Alten Testament überliefert ist, dort jedoch nicht als „Kyrosedikt“ bezeichnet wird. Laut 2Chr 36,22f // Esr 1,1-4 erweckt JHWH den Geist des Perserkönigs, damit dieser den Auftrag gibt, den Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen und die Verbannten Judäer aus Babylon nach Juda zurückkehren zu lassen.....


    ...4. Zur Historizität

    Traditionell wird das Kyrosedikt für historisch gehalten und als Zeichen für die positive persische Gesinnung gegenüber der Provinz Jehud und Jerusalem interpretiert. Die neuere Forschung hat jedoch das Bild der liberalen persischen Religionspolitik dekonstruiert. (1) Der persische Imperialismus unterschied sich nicht wesentlich von der Politik der Assyrer und der Babylonier. Auch die Perser versuchten, den Tribut aus den eroberten Gebieten zu optimieren. (2) Der Kyroszylinder wird inzwischen als Propagandatext der Marduk-Priester in Babylon interpretiert: Der Text spricht nur über lokale Ereignisse und sollte in Bezug auf die persische Religionspolitik nicht verallgemeinert werden.

    Daneben hat sich das Verständnis des Buches Esra geändert: Esr 1-6 sollte nicht als historischer Bericht aufgefasst werden, sondern enthält vor allem Propaganda zur Unterstützung der Positionen und Maßnahmen einer fundamentalistischen Gruppe um 400 v. Chr.
    Wissenschaftliches Bibellexikon

  10. #3595
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    Inwiefern wurde denn das "Bild der liberalen persischen Religionspolitik dekonstruiert?" Gibt es Quellen, die das Gegenteil der babylonischen, israelischen und syrischen Zeugnisse behaupten?

  11. #3596
    der 397ste von 29355 Avatar von X_MasterDave_X
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    Die Quellen für die Zusammenfassung der Forschungsergebnisse im Artikel des Wissenschaftlichen Bibellexikons der deutschen Bibelgesellschaft sind ja alle im Literaturverzeichnis am Ende dieser WiBiLex Seite (die ich verlinkt habe) angegeben.

    Von welchen "babylonischen, israelischen und syrischen Zeugnissen" sprichst du da genau?

  12. #3597
    Registrierter Benutzer Avatar von Jerry Demmings
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    Ich habe mir mal die beiden neuesten Literaturangaben vom WiBiLex angeguckt (das dämliche ist dort ja, dass es nur ein summarisches Verzeichnis gibt, aber keine Fußnoten für die Behauptungen) - bzw. Frevels Geschichte Israels (2016), an Fitzpatrick-McKinley (2015) komme ich erst morgen dran, aber dieser Artikel der Dame von 2016 gibt auch was her:

    Beide weisen darauf hin, dass es zu viel ist, von einer regelrechten allgemeingültigen persischen Toleranzpolitik zu sprechen, da es auch Beispiele für Tempelzerstörungen oder andere gewaltsame Eingriffe in örtliche Kulte durch die Perser gibt.
    Zitat Zitat von Christian Frevel
    Festzuhalten ist jedoch, dass eine religiöse Zentralisierung nicht als Herrschaftsmittel eingesetzt wird, um das persische Reich zu einen. Der dominanten persischen Internationalisierung steht ein kultureller und religiöser Regionalismus als Gegengewicht gegenüber. Die "Toleranz", die dort endet, wo die Loyalität gegenüber dem Großkönig in Frage gestellt wird, ist Teil der politischen Strategie der Perser.
    Beim WiBiLex wird ja gesagt, die Perser könnten gar nicht religiös liberal gewesen sein, weil sie auch pöhse Imperialisten waren und versuchten kräftig Tribut zu kassieren, aber das spricht ja nicht dagegen, dass, wer zahlte und nicht rebellierte, auch seinen Tempel wieder aufbauen durfte.
    Zitat Zitat von Anne Fitzpatrick-McKinley
    none of these kings [=der Assyrer und Perser] was either entirely aggressive or entirely tolerant. Rather, their policies in relation to temples and gods depended upon the relationship with a particular vassal, client, or indigenous ruler at a given moment
    Der WiBiLex-Artikel suggeriert dann, das Kyros-Edikt habe es nie gegeben, ohne das konkret zu sagen. ("traditionell für historisch gehalten - jetzt ist aber das Bild der liberalen Politik dekonstruiert ["ergo Edikt falsch" fehlt] - Kyroszylinder aus Babylon als mögliches Vorbild hatte nur lokale Zielgruppe"). Auf Frevels Geschichte Israels kann sich der Autor dabei nicht gestützt haben, denn der sagt: der Wortlaut aus Esra 1 oder wie gerade gelesen der Archiv-Fund in Esra 6 wird aus verschiedenen sprachlichen Gründen nicht authentisch sein, die Tatsache einer Rückführung von Tempelgeräten von Babylon an ihre Ursprungsorte ist aber in mehreren Dokumenten belegt und daher auch meist als historisch eingestuft. Ähnlich ist es mit dem Wiederaufbau von Tempeln, den der Kyroszylinder erwähnt.

    Nun steht da, dieser Zylinder ist ein Propagandatext von Mardukpriestern, "spricht nur über lokale Ereignisse [in Babylon] und sollte in Bezug auf die persische Religionspolitik nicht verallgemeinert werden."
    Das kommt wahrscheinlich, so lese ich Fitzpatrick-Mckinley, von Amélie Kuhrt (The Cyrus Cylinder and Achaemenid Imperial Policy, Journal for the Study of the Old Testament 25 (1983), 83-97), ich habe da jetzt nicht weiter nachgelesen. Fitzpatrick sagt, der Text sei gewiss an die Einwohner Babylons gerichtete Propaganda, hinter ihm müssten aber doch wahre Begebenheiten religiös toleranter Handlungen durch Kyros gestanden haben, sonst hätte die Propaganda nicht viel erreicht - das sollte sie aber, denn Babylon war gerne rebellisch. In Babylon saß man ja nicht gerade hinterm Mond, was Neuigkeiten aus aller Welt anging.
    Zitat Zitat von Meister Wilbur
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  13. #3598
    der 397ste von 29355 Avatar von X_MasterDave_X
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    Zitat Zitat von Jerry Demmings Beitrag anzeigen
    Ich habe mir mal die beiden neuesten Literaturangaben vom WiBiLex angeguckt (das dämliche ist dort ja, dass es nur ein summarisches Verzeichnis gibt, aber keine Fußnoten für die Behauptungen) - bzw. Frevels Geschichte Israels (2016), an Fitzpatrick-McKinley (2015) komme ich erst morgen dran, aber dieser Artikel der Dame von 2016 gibt auch was her:
    Wenn ich es nicht mißverstanden habe im WiBiLex Artikel, stand hinter dem Satz die Zahl (1):

    Zitat Zitat von WiBiLex
    Die neuere Forschung hat jedoch das Bild der liberalen persischen Religionspolitik dekonstruiert. (1)
    Ist damit dann nicht das Literaturverzeichnis unter dem Punkt 1 gemeint?

    Literaturverzeichnis
    ....
    1. Lexikonartikel

    Anchor Bible Dictionary, New York 1992 (Cyrus)
    Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Tübingen 1998-2007 (Israel und Persien)
    Encyclopedia of the Bible and Its Reception, Berlin / New York 2009ff (Cyrus)


    Das Zitat aus dem Frevel und Fitzpatrick-McKinley, das du nanntest, steht ja unter Punkt (2)...der im WiBiLex Artikel unter folgenden Satz steht:

    Zitat Zitat von WiBiLex
    Der persische Imperialismus unterschied sich nicht wesentlich von der Politik der Assyrer und der Babylonier. Auch die Perser versuchten, den Tribut aus den eroberten Gebieten zu optimieren. (2)

  14. #3599
    Registrierter Benutzer Avatar von Jerry Demmings
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    Ich hatte das als Aufzählung verstanden: "Die Forschung hat dekonstruiert: erstens wegen des Imperialismus, zweitens wegen der Mardukpriester".
    Das Literaturverzeichnis ist ja nur gegliedert und nummeriert in Lexika vs. Nichtlexika, das wär dann immer noch schwer zu finden. Und anderswo im Artikel gibts ja gar keine solchen Zahlen.
    Zitat Zitat von Meister Wilbur
    Junge lies doch mal! Es geht um Katholiken und nicht irgendwelche Ketzer!

  15. #3600
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Esra 7

    Achtung Spoiler:
    1 Nach diesen Begebenheiten nun unter der Regierung des Perserkönigs Arthasastha zog Esra, der Sohn Serajas, des Sohnes Asarjas, des Sohnes Hilkias,
    2 des Sohnes Sallums, des Sohnes Zadoks, des Sohnes Ahitubs,
    3 des Sohnes Amarjas, des Sohnes Asarjas, des Sohnes Merajoths,
    4 des Sohnes Serahjas, des Sohnes Ussis, des Sohnes Bukkis,
    5 des Sohnes Abisuas, des Sohnes des Pinehas, des Sohnes Eleasars, des Sohnes des Oberpriesters Aaron –
    6 eben dieser Esra zog von Babylon herauf. Er war ein Schriftgelehrter, wohlbewandert im mosaischen Gesetz, das der HERR, der Gott Israels, gegeben hatte; und weil die gütige Hand des HERRN, seines Gottes, über ihm waltete, hatte der König ihm alles bewilligt, um was er gebeten hatte.
    7 So zog denn mit ihm ein Teil der Israeliten und der Priester, Leviten, Sänger, Torhüter und Tempelhörigen im siebten Regierungsjahre des Königs Arthasastha nach Jerusalem hinauf;
    8 und er gelangte nach Jerusalem im fünften Monat dieses siebten Regierungsjahres des Königs.
    9 Auf den ersten Tag des ersten Monats nämlich hatte Esra den Aufbruch von Babylon festgesetzt, und am ersten Tage des fünften Monats kam er in Jerusalem an, weil die gütige Hand seines Gottes über ihm waltete;
    10 denn Esra hatte sein Streben fest darauf gerichtet, das Gesetz des HERRN zu erforschen und durchzuführen und in Israel Satzung und Recht zu lehren.
    11 Folgendes ist nun die Abschrift des Schreibens, das der König Arthasastha dem schriftgelehrten Priester Esra, der ein Gelehrter in den Worten der Gebote des HERRN und seiner Satzungen für Israel war, mitgegeben hatte:
    12 »Arthasastha, der König der Könige, wünscht dem Priester Esra, der ein vollkommener Gelehrter im Gesetz des Himmelsgottes ist, Heil und so weiter.
    13 Von mir ergeht hiermit der Befehl, daß ein jeder, der in meinem Reiche vom Volk Israel und von seinen Priestern und Leviten gewillt ist, nach Jerusalem zu ziehen, mit dir soll ziehen dürfen,
    14 weil du ja doch vom Könige und seinen sieben Räten gesandt bist, um über die Verhältnisse in Juda und Jerusalem eine Untersuchung anzustellen auf Grund des Gesetzes deines Gottes, das du in deinen Händen hast,
    15 und um das Silber und Gold dorthin zu bringen, welches der König und seine Räte dem Gott Israels, dessen Wohnsitz in Jerusalem ist, als Weihgeschenk gespendet haben
    16 sowie alles Silber und Gold, welches du in der ganzen Landschaft Babylon erhalten wirst, mitsamt den Weihgeschenken des Volkes und der Priester, welche freiwillige Gaben für das Haus ihres Gottes in Jerusalem spenden werden.
    17 Dementsprechend sollst du für dieses Geld gewissenhaft Stiere, Widder und Lämmer nebst den zugehörigen Speisopfern und den erforderlichen Trankopfern kaufen und sollst sie auf dem Altar eures Gotteshauses in Jerusalem darbringen.
    18 Was dann dir und deinen Genossen mit dem übrigen Silber und Gold zu tun gut erscheint, das mögt ihr nach dem Willen eures Gottes tun.
    19 Ferner sollst du die Geräte, die dir für den Dienst im Hause deines Gottes übergeben werden, vollzählig vor dem Gott zu Jerusalem abliefern.
    20 Und den weiteren Bedarf des Hauses deines Gottes, alle Kosten, deren Bestreitung dir etwa obliegen wird, darfst du aus der königlichen Schatzkammer decken lassen;
    21 es wird nämlich von mir, dem Könige Arthasastha, hiermit allen Schatzmeistern in der Provinz jenseits des Euphrats der Befehl erteilt: Alles, was der Priester Esra, der im Gesetz des Himmelsgottes gelehrte Mann, von euch verlangen wird, soll pünktlich geleistet werden,
    22 bis zu hundert Talenten Silber und bis zu hundert Kor Weizen und bis zu hundert Bath Wein und hundert Bath Öl, dazu Salz in unbeschränkter Menge.
    23 Alles, was nach dem Befehl des Himmelsgottes erforderlich ist, soll für das Haus des Himmelsgottes sorgfältig geleistet werden, damit nicht etwa ein Zorngericht das Reich des Königs und seiner Söhne trifft.
    24 Weiter sei euch hiermit kundgetan, daß niemand berechtigt sein soll, irgendeinem Priester und Leviten, Sänger, Torhüter, Tempelhörigen, kurz irgendeinem Diener dieses Gotteshauses eine Geldabgabe, eine Steuer oder Zölle aufzuerlegen.
    25 Du aber, Esra, setze gemäß der Weisheit (des Gesetzes) deines Gottes, das in deinen Händen ist, Richter und Rechtspfleger ein, die dem gesamten Volke in der Provinz jenseits des Euphrats Recht sprechen sollen, nämlich allen denen, welche die Gesetze deines Gottes kennen, und wer sie noch nicht kennt, dem sollt ihr Belehrung zuteil werden lassen!
    26 Jeder aber, der dem Gesetz deines Gottes und dem Gesetz des Königs nicht nachkommt, gegen den soll gerichtlich mit Strenge vorgegangen werden, es sei mit Todesstrafe oder Verbannung, mit Geldbuße oder Gefängnis!«
    27 »Gepriesen sei der HERR, der Gott unserer Väter, der dem Könige den Entschluß ins Herz gegeben hat, das Haus des HERRN in Jerusalem zu verherrlichen,
    28 und der mich Gnade bei dem Könige und seinen Räten und bei allen einflußreichen Würdenträgern des Königs hat finden lassen, so daß ich, weil die Hand des HERRN, meines Gottes, schützend über mir waltete, den Mut gewann, Familienhäupter aus Israel um mich zu sammeln, damit sie mit mir nach Jerusalem hinaufzögen!«


    Bemerkungen/ Gedanken:

    • Ah, jetzt taucht mal der Autor des aktuellen Buches zum Vorschein
    • Und es wird erstmal fein säuberlich dokumentiert, dass der auch ein valider Priester ist und sich bis Aaron zurückverfolgen lässt
    • Von Babylon nach Jerusalem braucht man scheinbar 5 Monate. Die Entfernung dürfte so ~1000km sein. Wenn ein Monat 30 Tage dauert, hat der 6-7km am Tag gemacht. Das wirkt jetzt nicht übermäßig ambitioniert. Andererseits hat der auch einiges an Gepräch dabei. Dann wirkt die Zahl einigermaßen plausibel
    • In Form von Esra scheint sich so etwas wie die Bibellehre herausgebildet zu haben (vgl. V. 10 und 14): es wird von "Gesetz erforschen" und "Untersuchung anstellen" gesprochen. Das geben auch die anderen Übersetzungen so oder ähnlich wider.
    • Bei der Bezeichnung "König der Könige" muss ich ja an Oyzmandias denken.
    • Die Perser sind ja richtige Gönnhardts: nicht nur das Tempelgold kriegen die Israeliten wieder, Esra kann auch unterwegs bei denen(?), die vorher gepetzt und gemauschelt haben, Geld einsammeln. Ich erwarte regelrecht, dass das bald wieder schief läuft
    • Das Kapitel besteht wieder hauptsächlich daraus, dass ein offizielles Dokument vorgelesen wird. Die Autoren scheinen sehr darauf bedacht zu sein, dass alles mit rechten Dingen vor sich geht.


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