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Thema: Hast du die Bibel je selbst gelesen?

  1. #511
    Zurück im Norden
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    Zitat Zitat von Mongke Khan Beitrag anzeigen
    Also dass in ein und derselben Geschichte der Inhalt wiederholt wird? Eine dieser Doubletten ist das ja nicht.
    Ganz ungewöhnlich ist da bei ursprünglich mündlich überlieferten Erzählungen aber nicht. Denk nur an einige klassische Texte der Antike oder des Mittelalters.

    Und selbst heutzutage gibt es Mehrteiler, in denen immer mal wieder ein Todesstern gebaut wird.

  2. #512
    Zurück im Norden
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    Zitat Zitat von Mitchizen Beitrag anzeigen
    +1 p.Rd. - ich spiele expansive Zivs da sehr gerne! Mit den Hethitern lässt sich gut expandieren (wirtschaftlich)

    Auch interessant zu Sodom und Gomorrha: https://de.wikipedia.org/wiki/Vineta#Die_Sage
    "Der Sage nach ging Vineta bei einem Sturmhochwasser unter. Grund sei der moralische Verfall der Stadt, der „Hochmut und die Verschwendung der Bewohner“ gewesen. In einer der zahlreichen Varianten der Sage gab es eine Warnung: Drei Monate, drei Wochen und drei Tage vor dem Untergang der Stadt erschien sie über dem Meer mit allen Häusern, Türmen und Mauern als farbiges Lichtgebilde. Die Ältesten rieten allen Leuten daraufhin, die Stadt zu verlassen, denn sehe man Städte, Schiffe oder Menschen doppelt, so bedeute das immer den Untergang. Doch die Bewohner Vinetas kümmerten sich in ihrem Mangel an Demut nicht darum. Niemand beachtete auch die allerletzte Warnung: Einige Wochen später tauchte eine Wasserfrau dicht vor der Stadt aus dem Meer und rief dreimal mit hoher, schauerlicher Stimme:

    „Vineta, Vineta, du rieke Stadt, Vineta sall unnergahn, wieldeß se het väl Böses dahn“
    „Vineta, Vineta, du reiche Stadt, Vineta soll untergehen, weil sie viel Böses getan hat.“

    Noch heute sollen Glocken aus den Tiefen des Meeres zu hören sein. "

    [Edith: ich frage mich, wie man diesen späten Kommentar nun nennt ]
    Da die Vineta-Sage wohl aus dem Früh- oder Hochmittelalter stammt, dürfte die Verbindung zu Sodom und Gomorrha eher andersherum verlaufen sein.

  3. #513
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    Das mit dem Wiederholen ist halt eine frühe Form des Unterschichten-Fernsehens. Da wird auch alles drei mal gesagt: Durch die Person selbst, durch Untertitel und durch eine Stimme aus dem Off

  4. #514
    Zurück im Norden
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    Ich bezweifle eigentlich, dass es sich wirklich nur um eine Maßnahme für die einfachen Leute handelte. Wenn man eine solche Geschichte etwa an einem Winterabend erzählte, war das ja wahrscheinlich ein Gemeinschaftserlebnis. Auch Dichter und Sänger auf Adelssitzen wiederholten vermutlich einzelne Teile von Erzählungen, etwa, wenn noch ein Einschub kam oder um die Spannung zu steigern. So etwas gibt es ja sogar im heutigen Theater noch, weil man die Reaktion des Publikums direkt erlebt. Das ist ja bei Kino- oder Fernsehfilmen anders.

  5. #515
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
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    Zu der Lüge:

    Jakob = der Fersenhalter bedeutet eben auch Betrüger. Und der Betrug ist eben genau der, den er hier tut. Auch später wird er sich noch als Schlitzohr herausstellen. Das Verhalten ist hier als falsch einzustufen. Grade bei Erzähltexten der Bibel wird eine ethische Wertung nicht mitgeliefert. Diese soll der Leser/Hörer selbst übernehmen, weil er auch das Gesetz kennen soll.
    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

    Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.


  6. #516
    der 397ste von 29355 Avatar von X_MasterDave_X
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    Zitat Zitat von Der Kantelberg Beitrag anzeigen
    Zu der Lüge:

    Jakob = der Fersenhalter bedeutet eben auch Betrüger. Und der Betrug ist eben genau der, den er hier tut. Auch später wird er sich noch als Schlitzohr herausstellen. Das Verhalten ist hier als falsch einzustufen. Grade bei Erzähltexten der Bibel wird eine ethische Wertung nicht mitgeliefert. Diese soll der Leser/Hörer selbst übernehmen, weil er auch das Gesetz kennen soll.
    Aber Jakob wird durch diesen Betrug doch nicht von Gott bestraft, sondern im Gegenteil, Gott segnet ihn, gemäß seines Vaters Issak Ausspruch. Warum tut Gott das? Weil sein Bruder Esau verkommener ist, weil er sein Erstgeburtsrecht nicht wertschätzte?
    Daraus stellt sich mir die nächste Frage: Wenn Jakob seinen Vater Isaak nicht betrogen hätte, hätte
    a) Gott dann Esau gesegnet und zu einem großen Volk gemacht? Und Jakobs Nachkommen verworfen, so wie in der Bibel die Nachkommen Esaus? Oder hätte er
    b) Esau trotz seines Vaters Segen verworfen gegenüber Jakobs Nachkommen?

    Beide Varianten muten unangenehm an. Bei a) würde Gott den schlechten Charakter nur wegen der Fehleinschätzung seines Vaters stützen und Jakob deswegen verwerfen.
    Und bei b) wäre Jakobs Betrug umsonst gewesen. Gott hätte Jakob gar verwerfen können, weil er sein Vertrauen nicht auf Gott stützte. Ein König Saul wurde wegen soetwas verworfen, als er selbst anfing zu opfern, und nicht auf den Propheten wartete.


    Aber so wie es in der Genesis steht ist doch die Moral der Geschichte: Wenn du gut genug betrügst, und dir dadurch einen Vorteil verschaffst, hilft dir Gott. Das steht moralisch dann doch aber auf sehr dünnen Beinen, oder? Irgendwie hat man den Eindruck, dass der/die Schreiber dieser Geschichten stolz darauf sind, dass Ihr Vorvater ein Betrüger war, ja sogar seinen eigenen Vater am Sterbebett noch übers Ohr zu hauen. So ala, wir Israeliten/Juden sind vielleicht nicht die Stärksten/Bevölkerungsreichsten, aber wir machen das durch Schläue/Hinterhältigkeit wieder wett. Oder "Gott hilft dem Einfallsreichsten!"

    Sind solche Geschichten dann nicht auch ein Ansporn zum Nachmachen?

  7. #517
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
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    Du musst halt die ganze Jakobsgeschichte lesen. Natürlich wird Jakob bestraft.

    1.) Er muss aus seiner Heimat fliehen.
    2.) Er wird später durch Laban (Spoiler...) selbst zum Betrogenen - da merkt er, wie das ist. Alle weiteren großen Probleme in seine Familie sind durch diesem Betrug Labans an ihm initiiert.
    3.) Er kriegt von Gott den Schlag auf die Hüfte und wird zeitlebens hinken.
    4.) Er demütigt sich vor Esau und bittet seinen Bruder um Vergebung. Und erst dadurch wird sein Leben zu dem, das es geworden ist.

    Gott "bestraft" aber nicht nur, er segnet eben auch. Er ist treu, auch wenn Jakob ein Betrüger ist. Und die Strafe ist auch häufig keine Strafe sondern eher logische Konsequenz. Die Geschichte ist eher ein Bespiel für den frommen Spruch: "Gott schreibt auf krummen Zeilen gerade."


    Wenn das anders gelaufen wäre und Jakob ehrlich geblieben wäre, hätte Gott einen andern Weg gehabt, seine Verheißung zu erfüllen. - Ok, diese Interpretation ist wieder eine aus dem christlichen Vertrauen heraus und nicht aus dem Text selbst.
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  8. #518
    Registrierter Benutzer Avatar von SimonTheSorcerer
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    Interessant finde ich hierbei die quasi magisch anmutende Wirkung des Segens, die nicht zurückgenommen werden kann, auch wennn der Segen ja eigentlich jemand anders zugedacht war - vielleicht ist hierbei aber auch mehr eine Erbfolge als ein reiner Segen im Spiel...

  9. #519
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Zitat Zitat von Der Kantelberg Beitrag anzeigen
    Du musst halt die ganze Jakobsgeschichte lesen. Natürlich wird Jakob bestraft.
    Das klingt nach Action
    Dann mache ich mal damit weiter, die ganze Geschichte zu lesen. Emoticon: tanne

    * * *

    Achtung Spoiler:
    30 Als nun Isaak mit der Segnung Jakobs eben zu Ende war und Jakob kaum von seinem Vater Isaak hinausgegangen war, da kam sein Bruder Esau von seiner Jagd zurück.
    31 Er bereitete gleichfalls ein schmackhaftes Gericht, brachte es seinem Vater hinein und sagte zu ihm: »Richte dich auf, mein Vater, und iß vom Wildbret deines Sohnes, damit du mich dann segnest!«
    32 Da fragte ihn sein Vater Isaak: »Wer bist du?« Er antwortete: »Ich bin dein erstgeborener Sohn Esau.«
    33 Da erbebte Isaak über alle Maßen und sagte: »Wer ist denn der gewesen, der ein Stück Wild erjagt und es mir gebracht hat? Ich habe von allem gegessen, ehe du kamst, und habe ihn gesegnet; so wird er nun auch gesegnet bleiben.«
    34 Sobald Esau diese Worte seines Vaters vernahm, erhob er ein überaus lautes und klägliches Geschrei und bat seinen Vater: »Segne auch mich, mein Vater!«
    35 Isaak aber antwortete: »Dein Bruder ist mit List gekommen und hat den dir gebührenden Segen vorweggenommen.«
    36 Da sagte Esau: »Ja, er heißt mit Recht Jakob; denn er hat mich nun schon zweimal überlistet: mein Erstgeburtsrecht hat er mir genommen, und jetzt hat er mich auch um meinen Segen gebracht!« Dann fragte er: »Hast du denn für mich keinen Segen zurückbehalten?«
    37 Da antwortete Isaak dem Esau mit den Worten: »Ich habe ihn nun einmal zum Herrn über dich gesetzt und alle seine Brüder ihm zu Knechten gegeben; mit Korn und Wein habe ich ihn versorgt! Was könnte ich also nun noch für dich tun, mein Sohn?«
    38 Da sagte Esau zu seinem Vater: »Hast du denn nur den einen Segen, mein Vater? Segne auch mich, mein Vater!« Und Esau begann laut zu weinen.
    39 Da antwortete ihm sein Vater Isaak mit den Worten: »Ach, ohne fetten Erdboden wird dein Wohnsitz sein und ohne Tau vom Himmel droben!
    40 Mittels deines Schwertes mußt du leben, und deinem Bruder sollst du dienstbar sein. Wenn du aber rüttelst, wirst du sein Joch dir vom Nacken abschütteln.«

    41 So wurde denn Esau dem Jakob feind wegen des Segens, den sein Vater ihm erteilt hatte; und Esau dachte bei sich: »Bald werden die Tage der Trauer um meinen Vater kommen, dann will ich meinen Bruder Jakob totschlagen!«
    42 Als nun der Rebekka diese Äußerungen ihres älteren Sohnes Esau hinterbracht wurden, ließ sie ihren jüngeren Sohn Jakob rufen und sagte zu ihm: »Wisse: dein Bruder Esau sinnt auf Rache gegen dich und will dich totschlagen!
    43 Darum höre nun, was ich dir rate, mein Sohn! Mache dich auf, fliehe zu meinem Bruder Laban nach Haran
    44 und bleibe einige Zeit bei ihm, bis der Groll deines Bruders sich gelegt hat!
    45 Wenn dann sein Zorn gegen dich geschwunden ist und er vergessen hat, was du ihm angetan hast, dann will ich hinsenden und dich von dort zurückholen lassen. Warum soll ich euch beide an einem Tage verlieren?« 46 Hierauf sagte Rebekka zu Isaak: »Das Leben wird mir verleidet durch diese Hethiterinnen! Wenn auch Jakob sich solch eine Hethiterin zur Frau nähme, eine von den Töchtern des Landes, was hätte ich da noch vom Leben?«



    Bemerkungen/ Gedanken:
    • Ein wenig Mitleid mit Esau hab ich jetzt schon. Von dem, was konkret im bisher Gelesenen geschildert wurde, war er zwar ein Hitzkopf, hat sich aber nichts zu Schulden kommen lassen. Ein wenig einfältig halt.
    • Bei Menge wird immer direkt vom Segnen gesprochen. Bei den übrigen Übersetzungen soll Isaaks "Seele" (Luther, Elberfelder) oder seine "Lebenskraft" (EU) ihn segnen. Die Lebenskraft finde ich ob der Diskussion, die es hier zum Seelenbegriff schon gab, geeigneter. Dadurch wird aber nicht Isaak der, der den Segen gibt, sondern seine Lebenskraft.
    • Jakob heißt ja Fersenhalter. Das soll das nun (Vers 36) "mit Recht" sein und passt zu der Interpretation, dass Jakob Esau immer zuvorkommen will. Bei der Geburt hat er es zwar nicht geschafft, aber beim Erstgeburtsrecht und beim Segen jetzt schon.
    • Esau stellt sich jetzt schon ein bisschen an, wie ein Kind, das vorm Weihnachtsmann steht, der keine Geschenke mehr hat. Der ist mindestens 40 Jahre alt und schreit und heult hier rum - das passt wieder zu dem roten, emotional instabilen Fell
    • Ab Vers 41: ein Bruder will den anderen erschlagen, weil der begünstigt wurde. Da sind wir seit Kain und Abel ja weit gekommen
    • Bei Kain und Abel war es aber so, dass Abel als Viehüter mit dem Fleisch von Gott begünstigt wurde und der andere, der Bauer Kain, deshalb zornig wurde und ihn erschlug. Hier nun soll zwar wieder der Sohn, der das Fleisch nach Hause bringt (Esau) vom Vater begünstigt werden, aber der andere Sohn (Jakob) soll er schlagen werden, weil er sich den Segen erschlichen hat. Interessante Parallele - Gott, der Jakob noch bestrafen wird (laut Kantel), war ja selbst keinen Deut besser als Isaak. Es ist fast so, als wollte die Bibel dem Leser zu verstehen geben, dass man all seine Kinder gleichermaßen gerecht behandeln soll.
    • Rebekka hat ihre Ohren auch überall
    • Vers 46 kündigt an, warum das mit den Hethiterinnen im letzten Kapitel wichtig war: Esau hat so eine ja geheiratet und das misfällt Rebekka und Isaak. Als Vorwand, um ihn wegzuschicken, reicht das bei Bibellogik bestimmt.
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  10. #520
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
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    Ach ja, noch was zu Esau und rot:

    Rot heißt auf hebräisch Edom. Mit den Konsonanten ', D und M (Das ' ist im Hebräischen ein Konsonant. Heißt Aleph und bezeichnet den Klicklaut, den man am Anfang eines Wortes macht, das im Deutschen mit Vokal anfängt)
    Adam heißt Mann. Mit den Konsonanten ', D und M - genau die gleichen wie bei Edom. Und für die Hebräer ist das jetzt so, dass durch die Konsonantengleichheit die beiden Wörter in Verbindung stehen. Dsa Esau rötlich ist, bedeutet also einfach: Er hat ein sehr männliches Erscheinungsbild - ist sozusagen ein ganzer Kerl - im Gegensatz zu Jakob, der mit lieber mit Mami kocht.

    Das Rot taucht mit genau der gleichen Bedeutung in Hohelied 5,10 auf: "Mein Geliebter ist weiß und rot, hervorragend unter Zehntausenden."
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  11. #521
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Verstehe, Esau ist also der männliche und Jakob der listige Bruder. Und die Israeliten stammen vom Listigen ab

    * * *

    Heute nehme ich mir gleich ein ganzes Kapitel vor, weil ich nicht weiß, ob ich morgen daheim bin.

    Achtung Spoiler:
    1 Da ließ Isaak den Jakob rufen, segnete ihn und gebot ihm: »Du darfst dir keine Frau aus den Töchtern der Kanaanäer nehmen.
    2 Mache dich auf, gehe nach Nord-Mesopotamien zum Hause Bethuels, des Vaters deiner Mutter, und hole dir von dort eine Frau, eine von den Töchtern Labans, des Bruders deiner Mutter!
    3 Der allmächtige Gott aber segne dich, er mache dich fruchtbar und lasse dich zahlreich werden, so daß du zu einem Haufen von Völkern wirst!
    4 Und er gewähre dir den Segen Abrahams, dir und deinen Nachkommen mit dir, damit du das Land, in dem du bis jetzt als Fremdling gewohnt hast und das Gott dem Abraham verliehen hat, in Besitz nimmst.«
    5 So ließ Isaak den Jakob ziehen, und dieser machte sich auf den Weg nach Nord-Mesopotamien zu Laban, dem Sohne des Aramäers Bethuel, dem Bruder Rebekkas, der Mutter Jakobs und Esaus.
    6 Als nun Esau sah, daß Isaak den Jakob gesegnet und ihn nach Nord-Mesopotamien hatte ziehen lassen, damit er sich von dort eine Frau hole, und daß er ihn gesegnet und ihm die Weisung gegeben hatte, keine Frau von den Töchtern der Kanaanäer zu nehmen,
    7 und daß Jakob seinem Vater und seiner Mutter gehorsam gewesen und nach Nord-Mesopotamien gezogen war:
    8 da merkte Esau, daß die Töchter der Kanaanäer seinem Vater mißfielen.
    9 Darum begab er sich zu Ismael und nahm zu seinen Frauen noch eine andere Frau hinzu, nämlich Mahalath, die Tochter Ismaels, des Sohnes Abrahams, die Schwester Nebajoths.

    10 Als Jakob aber von Beerseba aufgebrochen war und sich auf die Wanderschaft nach Haran begeben hatte, 11 gelangte er an die (heilige) Stätte und blieb daselbst über Nacht; denn die Sonne war schon untergegangen. Er nahm also einen von den Steinen, die dort lagen, machte ihn zu seinem Kopflager und legte sich daselbst schlafen.
    12 Da hatte er einen Traum: er sah eine Leiter, die auf der Erde stand und mit ihrer Spitze bis an den Himmel reichte, und die Engel Gottes stiegen auf ihr hinauf und herab.
    13 Plötzlich stand dann der HERR auf ihr und sagte: »Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks; das Land, auf dem du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben;
    14 und deine Nachkommen sollen so zahlreich werden wie der Staub der Erde; und du sollst dich nach Westen und Osten, nach Norden und Süden hin ausbreiten, und in dir und in deinen Nachkommen sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden.
    15 Und siehe, ich will mit dir sein und dich überall behüten, wohin du gehst, und will dich auch in dieses Land zurückbringen; denn ich will dich nicht verlassen, bis ich das ausgeführt habe, was ich dir verheißen habe.« 16 Da erwachte Jakob aus seinem Schlaf und sagte: »Wahrlich, der HERR ist an dieser Stätte gegenwärtig, ohne daß ich es wußte!«
    17 Da fürchtete er sich und rief aus: »Wie schaurig ist diese Stätte! Ja, hier ist das Haus Gottes und hier die Pforte des Himmels!«
    18 Am Morgen aber in aller Frühe stand Jakob auf, nahm den Stein, den er sich zum Lager für sein Haupt gemacht hatte, richtete ihn als Denkstein auf und goß Öl oben darauf.
    19 Er gab dann jener Stätte den Namen ›Bethel‹ – vordem hatte die Ortschaft ›Lus‹ geheißen –
    20 und sprach hierauf folgendes Gelübde aus: »Wenn Gott mit mir ist und mich auf dem Wege, den ich jetzt gehen muß, behütet und mir Brot zur Nahrung und Kleidung zum Anziehen gibt
    21 und ich glücklich in mein Vaterhaus zurückkehre, so soll der HERR mein Gott sein,
    22 und dieser Stein, den ich als Denkstein aufgerichtet habe, soll zu einem Gotteshause werden, und von allem, was du mir geben wirst, will ich dir getreulich den Zehnten entrichten!«


    Bild

    Bemerkungen/ Gedanken:
    • Eine Tochter vom Bruder der Mutter ist doch eine Cousine. Bei Cousin und Cousine ist doch aber das Fehlbildungsrisiko immer noch ungleich höher, als bei nicht so eng verwandten Menschen
    • "Gott, der allmächtige" (Vers 3) ist in der Einheitsübersetzung "El-Schaddai". "Nord-Mesopotamien" ist in den übrigen Übersetzungen "Paddan-Aram"
    • Durch die langen Verse 6 bis 8 hatte ich beim Lesen förmlich das Gefühl, Esau dabei zuzuschauen, wie der Groschen fällt
    • Esau nimmt sich eine Tochter vom Bruder seines Vaters. So bleibt auch väterlicherseits alles in der Familie
    • Ein Stein als Kissen stelle ich mir unbequem vor. Da der Stein heilig ist, könnte er auch den nachfolgenden Traum induzieren. Man müsste mal überall in der Bibel "heilig" durch "magisch" ersetzen und "segnen" durch "verzaubern" und schauen, ob eine brauchbare Fantasy-Geschichte dabei rauskommt
    • Vers 12: bei der "Leiter in den Himmel" musste ich an das Lied hier von In Extremo denken. Dort geht es um sich zankende Barden, die auf den Sprossen einer "Leiter bis weit in den Himmel" darum buhlen, wer der Beste von ihnen ist. Keine Ahnung, wie bibelkundig die Bandmitglieder waren, aber mit dem Wissen um diese Bibelstelle könnte man mal versuchen, die besungenen Barden als Engel zu interpretieren. Mir gefällt es, wie mein Wissen wächst.
    • Engel haben in der heutigen Vorstellung ja Flügel. Wozu brauchen die eine Leiter?
    • Ich bin mir gerade nicht sicher, ob Jakob das Versprechen (Vers 14) schon bekommen hat. Ich glaube nicht. Dann hätte jeder neue Stammvater es von Gott nochmal persönlich erhalten.
    • Bei Elberfelder und Lutherbibel wird der Vergleich dabei mit "dein Geschlecht soll werden wie der Staub auf Erden" geführt. Das ist einerseits ein netter Binnenreim, andererseits meiner Meinung nach mächtiger als nur die Vielzahl an Staubkörnern: Gott schuf die Menschen aus Staub. Wenn sein Geschlecht wie Staub wird, wird es zu dem Material, aus dem Gott Menschen schöpft.
    • Wieso fürchtet sich Jakob (Vers 17?). Die "Schaurigkeit" der Stätte bei Menge finde ich nach heutigem Sprachverständnis nicht so passend wie "Ehrfurcht gebietend" (EU). Elberfelders "furchtbar" finde ich da unfreiwillig komisch
    • Bet-El wird in EU passenderweise mit "Haus Gottes" übersetzt
    • Die Art und Weise, wie Jakob den ersten Stein mit Öl begießt und schwört, wie ein Haus für Gott gebaut werden soll, lässt mich an eine Kirche denken. Auch der Zehnt passt da ganz gut dazu.
    • Spannend finde ich auch, wie nicht nur Gott sein Verprechen jedem Sohn aufs neue geben muss, sondern wie auch jeder Sohn aufs Neue den HERRN zu seinem Gott machen muss.
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    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  12. #522
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Ich hab doch ein paar Minuten

    * * *

    1. Mose 29, https://www.bibleserver.com/LUT.ELB.MENG.EU/1.Mose29


    1 Hierauf setzte Jakob seine Wanderung fort und gelangte in das Land, das gegen Osten lag.
    2 Als er sich dort umsah, gewahrte er auf dem Felde einen Brunnen, an dem gerade drei Herden Kleinvieh lagerten; denn aus diesem Brunnen pflegte man die Herden zu tränken; über der Öffnung des Brunnens aber lag ein großer Stein.
    3 Diesen wälzte man erst dann, wenn alle Herden dort zusammengetrieben waren, von der Brunnenöffnung ab und tränkte das Kleinvieh; darauf legte man den Stein wieder zurück an seinen Platz über der Öffnung des Brunnens.
    4 Da sagte Jakob zu den Leuten: »Meine Brüder, woher seid ihr?« Sie antworteten: »Wir sind aus Haran.« 5 Hierauf fragte er sie: »Kennt ihr Laban, den Sohn Nahors?« Sie antworteten: »Ja, den kennen wir.«
    6 Da fragte er sie: »Geht es ihm gut?« Sie erwiderten: »Ja; und da kommt gerade seine Tochter Rahel mit dem Kleinvieh!«
    7 Da sagte er: »Es ist ja noch hoch am Tage, und noch ist’s nicht die Zeit, das Vieh zusammenzutreiben; tränkt doch das Kleinvieh und laßt es dann wieder weiden!«
    8 Sie antworteten: »Das können wir nicht, bis alle Herden beisammen sind; dann erst wälzt man den Stein von der Öffnung des Brunnens ab, und wir tränken das Kleinvieh.«
    9 Während er noch mit ihnen redete, war Rahel mit dem Kleinvieh ihres Vaters herangekommen; denn sie war eine Hirtin.
    10 Sobald nun Jakob Rahel, die Tochter seines Oheims Laban, und das Kleinvieh seines Oheims Laban erblickt hatte, trat er hinzu, wälzte den Stein von der Brunnenöffnung ab und tränkte das Kleinvieh seines Oheims Laban.
    11 Dann küßte er Rahel, weinte laut
    12 und teilte ihr mit, daß er ein Neffe ihres Vaters, und zwar ein Sohn Rebekkas, sei; da eilte sie weg und berichtete es ihrem Vater.
    13 Als nun Laban die Nachricht über Jakob, den Sohn seiner Schwester, vernahm, lief er ihm entgegen, umarmte und küßte ihn und führte ihn in sein Haus; da erzählte er dem Laban seine ganze Lebensgeschichte.
    14 Laban aber sagte zu ihm: »Fürwahr, du bist von meinem Fleisch und Bein.«

    Bemerkungen/ Gedanken:
    • Vers 2-3 klingt wie eine Anleitung für damalige Leute
    • Wie schon der Knecht seines Vaters die Frau (Rebekka) für ihn am Brunnen von Gott "gezeigt" wurde, hält Jakob auch an einem Brunnen inne.
    • In eine fremde Gegend kommen und sich über die geltenden Regeln hinwegsetzen, das ist immer eine gute Idee
    • Jakob macht auf mich einen emotional verwirrten Eindruck. Er küsst sie und weint dann...?
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  13. #523
    Megas, megas, megas Avatar von Trismegistos
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    Ja, die Jakobsleiter ist auf jeden Fall kulturell und popkulturell viel aufgegriffen worden...
    Ehen zwischen Cousin und Cousine waren in vielen Gesellschaften nicht nur üblich sondern geradezu bevorzugt.
    Tja, was das Kennenlernen von Frauen betrifft scheint der Brunnen wirklich der Treffpunkt zu sein.

  14. #524
    Vulvarine Avatar von Tohuwabohu
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    Ich kenne das von den alten Griechen und Römern so, dass Wasser holen Frauenaufgabe war. Und oft der einzige Grund, warum man die Töchter aus dem Haus ließ. Am Brunnen war die einzige Möglichkeit, dass diese jungen Frauen überhaupt mal mit dem anderen Geschlecht in Berührung kamen und man schon vorfühlen, quasi Brautschau halten, konnte.

  15. #525
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Achtung Spoiler:
    15 Als Jakob nun einen Monat lang bei Laban geblieben war, sagte dieser zu ihm: »Du bist doch mein Verwandter: solltest du da umsonst für mich arbeiten? Laß mich wissen, was dein Lohn sein soll!«
    16 Nun hatte Laban zwei Töchter: die ältere hieß Lea, die jüngere Rahel;
    17 Lea hatte matte Augen, während Rahel schön von Gestalt und schön von Angesicht war.
    18 Daher hatte Jakob die Rahel liebgewonnen und sagte: »Ich will dir sieben Jahre lang um deine jüngere Tochter Rahel dienen.«
    19 Laban antwortete: »Es ist besser, ich gebe sie dir als einem fremden Manne: bleibe also bei mir!«
    20 So diente denn Jakob um Rahel sieben Jahre, und diese kamen ihm wie wenige Tage vor: so lieb hatte er Rahel.
    21 Hierauf sagte Jakob zu Laban: »Meine Zeit ist abgelaufen: gib mir nun meine Frau, damit ich mich mit ihr verheirate.«
    22 Da lud Laban alle Einwohner des Ortes ein und veranstaltete ein Festmahl;
    23 am Abend aber nahm er seine Tochter Lea und brachte sie zu ihm hinein, und er wohnte ihr bei;
    24 und Laban gab seiner Tochter Lea seine Magd Silpa zur Leibmagd. Am andern Morgen aber stellte es sich heraus, daß es Lea war.
    25 Als er nun zu Laban sagte: »Was hast du mir da angetan! Habe ich nicht um Rahel bei dir gedient? Warum hast du mich betrogen?«,
    26 antwortete Laban: »Hierzulande ist es nicht Sitte, die jüngere Tochter vor der älteren wegzugeben.
    27 Bringe die Brautwoche mit dieser zu Ende, dann soll dir auch die andere gegeben werden für den Dienst, den du mir noch weitere sieben Jahre leisten mußt.«
    28 Jakob willigte ein und hielt die Brautwoche mit Lea aus; dann gab Laban ihm auch seine Tochter Rahel zur Frau;
    29 und Laban gab seiner Tochter Rahel seine Magd Bilha zur Leibmagd.
    30 Jakob ging nun auch zu Rahel ein, hatte aber Rahel lieber als Lea; er blieb dann noch weitere sieben Jahre bei Laban im Dienst.
    31 Als nun der HERR sah, daß Lea ungeliebt war, machte er sie fruchtbar, während Rahel kinderlos blieb.
    32 Lea wurde also guter Hoffnung und gebar einen Sohn, den sie Ruben nannte; »denn«, sagte sie, »der HERR hat mein Elend angesehen; ja, nun wird mein Mann mich liebgewinnen«.
    33 Hierauf wurde sie wieder guter Hoffnung, und als sie einen Sohn geboren hatte, sagte sie: »Weil der HERR gehört hat, daß ich ungeliebt bin, hat er mir auch diesen Sohn gegeben«; darum nannte sie ihn Simeon.
    34 Als sie dann wieder guter Hoffnung geworden war und einen Sohn gebar, sagte sie: »Nun endlich wird mein Mann mir anhangen, denn ich habe ihm drei Söhne geboren«; darum nannte sie ihn Levi.
    35 Hierauf wurde sie nochmals guter Hoffnung und gebar einen Sohn; da sagte sie: »Diesmal will ich den HERRN preisen!« Darum nannte sie ihn Juda. Danach bekam sie kein Kind mehr.


    Bemerkungen/ Gedanken
    • Ich bezahle ja eher fremde Leute für ihre Arbeit, die eigenen Verwandten kriegen, wenn sie beim Umzug helfen, am Abend nen Kasten Bier und Pizza
    • Lea heißt "die Ermüdete", "die sich vergeblich Mühende" - hach, wenn die in Vers 16 schon wüsste, wie es ihr 20 Verse später geht...; Rahel heißt "Mutterschaf"
    • Sind matte Augen als Sehschwäche zu verstehen? Oder gar Blindheit? In der Lutherbibel wird hingegen "sanft" benutzt. Das lateinische "lippis" bedeutet triefäugig. Hier wird das auch einfach als "blödes Gesicht" abgetan (http://www.bibel-verse.de/kapitel/1....sis%29/29.html)
      Die Lutherische Deutung scheint also arg beschönigend zu sein
    • Jakob merkt in der Hochzeitsnacht nicht, dass er mit Triefauge Lea schläft? Da gab es wohl guten und reichlichen Wein bei dem Festmahl Emoticon: trink. Von Laban allerdings kein feiner Zug, das hätte er ja vor den 7 Jahren schon sagen können. So schlägt er einfach nochmal 7 Jahre Arbeit raus. Jetzt verstehe ich zumindest, warum meine damalige Interpretation ("Der Weiße ~ der moralisch Reine") in Frage gestellt wurde
    • Wieder die Sache mit der Fruchtbarkeit, jetzt also auch bei Jakob. Man könnte sich ja durchaus die Frage gefallen lassen, ob da nicht doch in der männlichen Linie etwas nicht stimmt...
    • Die Namen der Kinder von Lea bedeuten
      • "Sehet, ein Sohn" (Ruben) ~ Lea bekam einen Sohn
      • "Gott hat gehört" (Simeon) ~ Weil der HERR Lea angehört hat
      • "Anhänglich, der Verbundene/ Treue" (Levi) ~ ihr Mann soll Lea anhängen
      • "Loben, preisen, danken" (Juda) ~ Lea will den HERRN preisen

    • Dafür, dass Jakob lieber bei Rahel liegt, bekommt Lea recht viele Kinder.
    • Hat Levi etwas mit den Leviten zu tun, die man bekanntlich gelesen bekommt?
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Wären die Beiträge der Admins alles, was zählt, dann wäre dieses Forum eine Geisterstadt mit Adventskalender.

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