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Thema: [Planet Stronghold: Colonial Defense] Sand und heiße Liebe

  1. #616
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    Spreche ich über dieses Spiel nach der erlebten Erfahrung, erscheint es mir am Nützlichsten, wenn ich bei dem Ursprungsspiel zu diesem Spin Off-Titel einsetze. Jener "Mass Effect-Klon im Stile eines RPG-Maker-Spiels" vererbte etwa den Planeten Stronghold, das mit mehr als einer Stimme sprechende Imperium, Rebellen unter einem Vargas, Königin Shiler und einen Zoo voller bunter Alien-Feinde. Allerdings brach dieser Titel auch mit seinem Vorgänger, indem er etwa die altbackenen Gefährten durch einen Harem attraktiver, modisch gekleideter, sexuell offener, spannende Hobbys verfolgender und positiv verrückter Offiziere ausstattete und die straffere Story zugunsten eines "Slice of Life"-Stils abschliff. Er verlieh außerdem den Alien-Monster-Völkern Tiefe und ersetzte den Japano-RPG-Kampfstil durch ein Sammelkartendeck.

    Ich würde sagen:
    1.) Zwischen den beiden Traditionszweigen besteht ein Riss.
    2.) Nicht alles funktioniert.
    3.) Manches fällt unter: "Dies schuf durch unterschiedliche Schwerpunktsetzung einen Stil".

    Lasst mich also ausholen:
    Die Handlung von PS:CD klingt recht simpel: Eine Kolonie muss sich auf ein schwieriges, oft in Feindseligkeiten mündendes Miteinander mit Aliens einlassen, bis eine gemeinsamer Feind sie alle bedroht und doch die Frage eröffnet, ob auf Basis dieser Waffenbrüderschaft eine langfristige Zusammenheit angestrebt oder die Gelegenheit zur Erlangung einer Dominanz genutzt werden soll. Es erscheint mir in diesem Zusammenhang als bezeichnend, dass die Roboter Diana als "Mutter" ansprechen, denn letztlich vertreten sie eine Position, die sich auch in der Kolonie auf Basis der Erlebnisse verfestigen könnte...
    ... aber das tut sie nicht. Stattdessen lassen sich die Roboter erst in den Tiefen des dritten Akts so unversehens aus dem Hut zaubern, dass sie weniger als die Hauptschurken denn als "Deus Ex Machina" erscheinen, die einem bis dahin unmöglichen Frieden eine Basis geben. Für den Großteil der Geschichte dient Shiler als Schurkin...
    ... und der Verräter-Plot funktioniert halbwegs. Wenn ihr zurückblättert, dann könnt ihr sehen, dass tatsächlich Spuren auf Miras doppeltes Spiel verwiesen - zumindest in den Handlungskapiteln. In ihren durch und durch normalen Mannschafts-Episoden ließ sich davon nichts sehen.
    Dies bedeutet jedoch wenig, weil PS:CD anders als dessen Grundspiel nicht auf seiner Handlung fußt. Stattdessen verleiht ihm die Masse plaudernder und witzelnder Model-Nerd-Soldaten einen anderen Haken und einen neuen Stil.
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  2. #617
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    Sprechen wir also über einige Schwächen... und beginnen wir dazu am Besten hier.

    Zitat Zitat von Bassewitz Beitrag anzeigen
    Ich vermute schon lange, dass der andere Captain der Verräter ist. Es muss jemand sein, der kein Love Interest ist. Zudem hat der sich letztes Mal schon so verdächtig gefangen nehmen lassen.
    Ich vermutete in meinem ersten Durchgang ebenfalls in Alex den Verräter, aus ähnlichen Gründen. Nun, nachdem sich der Nebel verzog, kann ich zumindest festhalten:
    1.) Das zweite Geschwisterteil ist für diese Geschichte letztlich ohne Belang.
    2.) Es lässt aber vieles darauf schließen, dass es sich bei Alex um den eigentlich angedachten Spielercharakter handelt.

    Der Winterwolf nutzte den anderen Spielercharakter schon mehrfach als NSC und setze auch schon einmal auf ein Geschwisterpaar. Diese Form ergibt auch aus Erstellerperspektive Sinn: Es verhindert, dass bei gleich welcher Wahl eine völlig ausgearbeitete Hülle ungenutzt beiseite gelegt wird, doch um nicht eine Unzahl an Szenen auf zwei unterschiedliche Persönlichkeiten auszulegen, spielt er eben nur eine kleine Rolle. "Season of the Wolf" verlieh dem Geschwist über dessen (ausgleichende) Kampfrolle eine Funktion, doch in dieser Welt der Karten geht diese Funktion verloren. Alex bleibt so nichts weiter als ein roter Hering, ohne als solcher erkannt und angespielt zu werden.
    (Zu 2.): "Alex betritt die von seiner Schwester geleiteten Kolonie" wirkt als ein besserer Startpunkt für Alex als für seine Schwester. "Seine wahrscheinlichste Liebhaberin (gemäß Steam-Zahlen) verrät die Kolonie" sorgt für einen stärkeren Effekt als "Die Schnalle ihres Bruders..." und seine Flagge am Kragen erscheint aus Dianas Blickwinkel meist spiegelverkehrt.)


    Als zweiten großen Punkt würde ich benennen, dass die Alien-Anführer zwar eine Charakterisierung erhalten, ihren Völkern jedoch Persönlichkeit fehlt.
    Dies sehe ich als Überbleibsel der Wegwerf-Monster des Grundspiels. "Master of Orion"-Gedächtnis-Klischeerassen gewinnen keine Tiefe, indem man den Lesern mit zufälligen Fakten über sie bombardiert, besonders wenn diese Fakten nicht gegen das Klischee arbeiten. Hier fehlte meiner Ansicht nach eine Entscheidung: Entweder hätte man ihre Identität stärker herausarbeiten müssen (durchaus mit Bruch der Kontinuität des Vorgängers sowie mit eigenen Musikstücken) oder man könnte darauf verzichten (so wie ich etwa in dieser Präsentation entsprechende Passagen herausstrich).
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  3. #618
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    Keine Story gibt die Erfahrung des Spiels wirklich völlig wieder, doch hier erscheint es mir wichtiger als sonst, darüber zu sprechen. Schließlich besteht ein Unterschied zwischen "Der unspannender Krieg zwischen Kriegserklärung und Friedensvertrag wurde herausgeschnitten" und "Das belanglose Geplapper zwischen Ansprechen und Bearbeiten des Themas wurde herausgeschnitten"... oder auch nicht, aber das liegt bei euch. Meinen Schneidebemühungen fielen vor allem drei Blöcke zum Opfer:

    1.) Ausgestaltungen von Plänen, da für die Geschichte jenseits des Geschehens belanglos.
    2.) Details über die Alienvölker, da substanzlos.
    3.) Eine ganze Menge Geplapper, Gewitzel und "Es wurde zwar schon alles gesagt, aber nicht von allen", welches oft auch die ersten beiden Punkte aufnimmt.

    Diesen dritten Punkt kann man mir ankreiden, wenn man sagt: Dieses lockere Geplapper macht mehr als die Handlung den eigentlichen Charakter des Spiels aus...
    ... und das sprach ich bereits an: Man könnte den Gesamtumfang des Spiels sicher leicht auf die Hälfe zusammentrimmen. Man könnte sogar den Harem durch "ein Engelchen, ein Teufelchen" ersetzen (wie es etwa in Mass Effect mit Kaiden und Ashley oder in StarCraft II: Wings of Liberty mit Horner und Findlay geschieht). Man könnte die Wahrnehmung der Kartenspiel-Kämpfe von der Inplay-Wahrnehmung als Performance einer Superheldin mehr zur traditionellen Kommandantin verschieben, um den Aspekts der Verluste trotz der Siege zu betonen, kurzum, man könnte das ganze Spiel pointierter und intensiver gestalten, aber dadurch gleichzeitig das "Monster of the Week"-"Slice of Life" aufgeben, das es gerade auszeichnet. Es ist ein Abwägen.


    (Noch eine Anmerkung zum Bild: Wie sämtliche Spiele des Entwicklers wurde auch bei diesem die Sprache nicht vertont, sodass sich die Sprecher auf Kampfgeräusche beschränken... meine ich, denn anders als bei Loren fehlen mir dafür die Beispiele im Ohr. Dafür ist etwas anderes mit Loren identisch: Kimlinh Tran spricht auch die Amazonenprinzessin. Sie leiht außerdem Fidget in "Dust: An Elysian Tail" die Stimme... und hätte sie dabei keine tolle Arbeit geleistet, hätte dieser Charakter schnell als nervliche Herausforderung enden können.
    Das erzähle ich aus zwei Gründen: 1.) Um zu zeigen, dass sich durchaus eine gewisse Qualität in diesem Kleinprojekt-Indiespiel verbirgt, und 2.) weil mich der Gedanke an das Paralleluniverum, in dem eine vollvertonte Loren von einer Pinkie Pie gesprochen wird, zum Grinsen bringt.)
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  4. #619
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    So möchte ich mich bei meinen Lesern bedanken, die diese Reise mit mir antraten. Ich hoffe, es hat euch gefallen.

    Wie es bei mir weitergeht, weiß ich nicht - gerade tendiere ich aus verschiedenen Gründen gegen das Grundspiel. Was aber auch kommt, wir sehen uns wahrscheinlich/hoffentlich wieder in diesem Theater.

    (Ein böses Nachwort zum Bild: Ein solches Zitat kann das Thema bekräftigen, dem sich das Spiel zuwandte, doch in diesem Fall lese ich nur, dass es kein solches Thema gab.)
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  5. #620
    Registrierter Benutzer Avatar von Xandulan
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    Toll, danke fürs durchspielen und Geschichte schreiben.

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