ERA OF TRIBES
Name: |
Era of Tribes |
Spieleranzahl: |
1-4 bzw. mit Erweiterung bis zu 6 |
Spieldauer: |
Es gibt verschiedene Varianten die aber teilweise abendfüllend sind |
Erschienen: |
2019 / Kickstarter |
Durchschnittsbewertung BGG: |
8,2 |
Komplexitätsbewertung BGG: |
4,20 |
Intro...
Era of Tribes war mein.....zweiter?! Kickstarter den ich unterstützt habe. Einfach weil ich Zivilisationsspiele mag und deswegen immer auch schaue was es an wirklich schönen Sachen da gibt.
War durch Zufall in einem YT-Video darauf gestoßen.
Um was geht es?
Era of Tribes erzählt die Menschheitsgeschichte von der Sesshaftwerdung bis in die Antike bzw. in einem langen Spiel bis ins Hochmittelalter.
Dabei spielen wir wahlweise auf der aufgedruckten Europakarte samt Nordafrika oder aber auf einer zufälligen Karte die man mit einzelnen Spielbrettteilen zusammensetzt (wobei die eigentlich nur die Europakarte ist die variabel neu zusammengesetzt wird ist).
Je nach Anzahl der Spieler wird ein Teil der Karte mit Markern verkleinert.
Dann starten wir mit 2-3 Heimatprovinzen von denen aus man sich ausbreitet.
Und wie geht es?
Fragt bitte nicht nach der Anleitung. Die hat ihre Macken. Macht einiges denke ich auch unnötig kompliziert. An manchen Punkten saßen wir um den Tisch, haben es dreimal gelesen und auf dem Brett nachgestellt ehe der Groschen dann fiel
Jeder spielt ein (minimal asymmetrisches) Volk mit einem festen Startplatz. Einige haben Vorteile bei der Forschung, andere bekommen günstiger Einheiten oder können Ressourcen anders einsetzen. Auf dem Playerboard für jedes Volk sind dann die möglichen Aktionen abgebildet sowie unser Vorrat an Spielsteinen (Vasallen in Form kleiner Würfel und Städte aus Holz) Dazu haben wir am Anfang noch 2 Anführer mit denen man bis zu zwei Aktionen machen kann (weil man eine Aktion mit einem Anführer oder auch mehreren machen kann um die dann zu verstärken). Mit der Zeit bekommen wir in neuen Zeitaltern weitere Anführer und können uns auch teuer weitere einkaufen.
Im Grunde sind die Aktionen recht überschaubar - aber teilweise etwas kleinteilig:
- Ausbreiten: Wir können hier neue Vasallen aufs Brett bringen, Städte gründen, uns ausbreiten, Schlachten schlagen und auch Handelsposten einrichten.
Die Aktion wird am Ende jeder Runde (wenn alle Spieler ihre Anführer ausgespielt haben) automatisch für alle diejenigen noch durchgeführt die das unter der Runde noch nicht getan haben und sich nicht in einer Revolution befinden.
Wichtig ist die Phase weil man nur hier sein Reich friedlich oder auch militärisch ausdehnen kann (wenn man nicht gerade eine andere Provinz für teuer Geld kaufen will). Das ist auch wichtig um an neue Nahrung und Luxusgüter zu kommen oder um Barbarenplättchen mit diversen Boni einzusammeln. Auch Städte kann man hier gründen (wenn man genug Vasallen auf dem Brett liegen hat).
- Handel: Hier bekommen wir Geld aus Handelsrouten und für unsere Luxusgüter. Hier wird deutlich wieso die Luxusgüter ua so wichtig sind: Man kann sie hier und auch bei Brot&Spiele einsetzen um die Aktion zu verstärken und auf Dauer ist das unerlässlich. Auch gibt es hier Geld ohne dass man einen Malus auf die Moral bekommt.
- Steuern erheben: Je nach Anzahl der Städte und gesetzten Anführer erhalten wir Geld aus Steuern - allerdings sinkt auch unsere Moral.
Ohne Moos nix los. Keine Forschung, kein Kaufen von Provinzen oder neuen Anführern etc. Und deswegen lassen wir hier unser Volk finanziell bluten. Was aber massiv an die Moral geht.
- Diplomatie: Hier kann man die Spielerreihenfolge festlegen, Verträge "erzwingen", Gebiete vom Nachbarn abkaufen.
- Brot und Spiele: ...und hier heben wir die Moral dann wieder....
Je nach Anzahl der eingesetzten Anführer und Luxusgüter ist das etwas worum man nicht kommt um die Moral wieder zu heben. Und die ist wichtig im krieg und auch bei der Expansion weil eine niedrige Moral dazu führen kann, dass wir nicht wachsen sondern schrumpfen und im Kampf die Füße in die Hand nehmen und davonrennen.
- Forschung: Hier kann man neue Errungenschaften "erforschen" - denn eigentlich kaufen wir sie mit Geld.
Hier gilt: Erforsche ich etwas als erster bekomme ich Siegpunkte, bin ich Nachzügler kostet eine Technologie weniger. Außerdem sind einzelne Bereiche miteinander verzahnt. Will ich sehr schnell in einem Bereich vorankommen und bleibe bei anderen zu weit zurück entstehen mir zusätzliche Kosten.
Die Techs sind aber recht generisch. Mal darf man mit den Schiffen weiter segeln, mal bekommt man zusätzliche Nahrung oder kann mehr Städte verwalten.
- Revolution: Wenn man die Voraussetzungen für ein neues Zeitalter erfüllt hat kann man hier eine Revolution ausrufen und das neue Zeitalter betreten.
Wer als erster in ein neues Zeitalter vorankommt erhält Siegpunkte und darf eine kleine Zwischenwertung ausrufen und so noch mehr Punkte bekommen. Außerdem gibt es in den Zeitaltern teilweise Boni wie neue Anführer oder Nahrung, Moral,...
Der Kampf ist recht simpel gestrickt. je nachdem was man in die Schlacht führt bekommt man auf einem extra Board Würfelchen welche die Truppen darstellen. Dann werden zwei Würfel (je einer für den Angreifer und einen für den Verteidiger) gewürfelt mit verschiedenen Symbolen:
- Schild: Der Verteidiger landet einen Treffer.
- Schwert: Der Angreifer landet einen Treffer.
- Moral: Derjenige mit der höheren Moral landet einen Treffer.
- Stärke: Derjenige mit der größeren Armee landet einen Treffer.
- Tech: Derjenige mit der besseren Militärtech landet einen Treffer.
Würfelt man jetzt als Verteidiger aber dummerweise ein Schwert dann sind die eigenen Truppen eben über die Füße gestolpert und fallen ins eigene Schwert...was die Unberechenbarkeit des Kampfes widerspiegeln soll.
Je nach gewählter Spielvariante endet das Spiel wenn eine bestimmte Anzahl von Spielzielen erreicht wurde. Das sind u.a. die zahl der gehaltenen Provinzen oder wenn ich einem Mitspieler alle Startprovinzen abgenommen habe oder eine bestimmte Anzahl an erforschten Technologien.
Und wie lief es?
Wie in der letzten Spielvorstellung gab es auch hier viel Licht und Schatten
Das fängt beim Spielmaterial an und endet bei den Mechaniken im Spiel. Das Material ist größtenteils sehr wertig und macht einen guten Eindruck. Die Metallmünzen sind super. Das Spielbrett riesig und die Holzteile toll. Allerdings ist alles in etwas matschigen Farben gehalten. Auch die einzelnen Spielerfarben sind teilweise etwas unglücklich. Das Forschungsrondell ist unübersichtlich und der Spielplan trotz der Größe extrem kleinteilig weil man gefühlt hunderte Marker darauf ablegt (von Barbarenmarkern über Ressourcen bis hin zu Nahrung....).
Die Anleitung macht vieles umständlich was wohl einfacher ginge und das bei einem Spiel das nur eine begrenzte Auswahl an Aktionen bietet aber die dann teilweise sehr kleinteilig gestaltet als hätte man versucht noch dies und jenes unbedingt unterbringen zu wollen.
Da müsste man dringend noch nacharbeiten.
Das Spiel selbst leidet an dem Umstand, dass man eigentlich immer nach der Moral schauen muss und Geld braucht was die Moral dann wieder senkt. Meist wechselt man gefühlt ab zwischen Geld einnehmen, Moral wieder erhöhen und Geld ausgeben. Und wieder von Vorne. Einige Aktionen braucht man eigentlich kaum oder will sie meiden. Das ist schade.
Vieles ist auch im Spiel klein-klein. Darauf ging ich oben auch nicht ein. Wenn man z.b. eine Schlacht schlägt und bei der Moral oder auch der Stärke gleich ist dann kommt es darauf an wer einen Treffer landet ob man an Land oder auf See kämpft und wenn mehr als 5 oder 10 Einheiten mitgekämpft haben kommen noch mehr Marker auf den Spielplan: Dann liegt hier nämlich ein historisches Schlachtfeld was später dann dem Verteidiger einen Bonus bringt.
Auch die Diplo-Aktionen sind eher so lala. Ich kann meinen Gegner in eine Allianz zwingen! Oder ihn zwingen mir eine Provinz zu verkaufen. Selbst wenn das eine seiner Heimatprovinzen ist oder eine Stadt drauf steht! Das ist einfach eher so mäh.
Und würdest du es noch einmal spielen?
Nein. Wenn man nicht genug Zeit hat für eine lange Runde in der es dann auch so ab Mitte des Spiels ordentlich krachen kann. Auch nicht ohne vielleicht 1-2 Hausregeln die einige Dinge etwas glätten.
Ja. Wenn genug Spieler da sind. Hatten es zu dritt gespielt und es war ok. Aber es hat sich schon gezeigt, dass klar sein dürfte, dass das Spiel auch von Diplo und Krieg lebt und da sind 5 oder gar 6 Spieler natürlich besser. Allerdings will ich dann auch nicht wissen wie lange eine Runde dann dauert
In der richtigen Runde, mit genug Zeit und ein wenig Tuning kann das ein tolles Spiel sein. Es hat aber eindeutig noch Macken die den Spielspaß doch etwas trüben.
Das Spiel bekommt von mir.... kleine Römer von denen einer vielleicht noch in den Kinderschuhen stecken mag.
Werde es sicher bald nochmal angehen. Weil ich noch tatsächlich unschlüssig bin wie ich das Spiel am Ende des Tages einschätzen soll