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Thema: Das Hexenthema

  1. #46
    Zurück im Norden
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    Du solltest unbedingt mehr Picards verwenden, nur einer pro Beitrag ist doch etwas wenig.

    Ich bezweifle übrigens, dass jemand die Hexenverbrennungen gutheißt, wenigstens hat sich niemand in dieser Richtung geäußert. Die Frage ist aber doch, welchen Mehrwert deine Einschätzung jetzt in die Diskussion bringt? Gut, du hast Luther jetzt also aus deiner Sicht als borniert entlarvt. Wie hilft uns das thematisch weiter?

  2. #47
    esst mehr Teile Avatar von mauz
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    Zitat Zitat von Jon Snow Beitrag anzeigen
    Die Frage ist aber doch, welchen Mehrwert deine Einschätzung jetzt in die Diskussion bringt? Gut, du hast Luther jetzt also aus deiner Sicht als borniert entlarvt. Wie hilft uns das thematisch weiter?
    meine Aussage war eine Replik auf Pudels Feststellung:

    Zitat Zitat von Des Pudels Kern Beitrag anzeigen
    Trotz seines [Luthers] Lebenswerkes komme ich, auch wegen seiner offenen Judenfeindschaft, mehr und mehr zu der Überzeugung, dass er doch eine eher schwierige (Licht-)Gestalt in der deutschen Geschichte darstellt.
    Mag sein, dass das auch an seiner häufig eher einfach gehaltenen Ausdrucksweise lag und genau das ihn so populär und bekannt gemacht hat damals, aber trotzdem müsste diese "dunkle" Charakterseite bei ihm stärker akzentuiert werden.
    warum du dich da bemüßigt fühlst, in dieser Sache Luthers Advokaten zu geben, weiß ich nicht, es hat uns thematisch auf jeden Fall nicht weitergebracht.

  3. #48
    Zurück im Norden
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    Mir scheint, dass deine Antwort auf DPK schlicht keinerlei Mehrwert enthielt. "Borniert" ist nun einmal keine vernünftige Erklärung für irgendetwas.

  4. #49
    esst mehr Teile Avatar von mauz
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    Borniertheit ist ein selbstherrlicher Charakterzug, der bestimmte Denk-, Verhaltens- und/oder Handlungsweisen unter Umständen erklären kann

  5. #50
    Zurück im Norden
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    Gut. Welche Erklärung hast du dann für die auffällig Zunahme der Hexenprozesse im späten 16. Jh.? Zunehmende Borniertheit aller Beteiligten?

  6. #51
    esst mehr Teile Avatar von mauz
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    eine zunehmend aufgeheizte Stimmung um Deutungshoheit und Vertretungsanspruch des wahren Glaubens (Spaltung der Gesellschaft) sowie die mystische Überzeugung, dass alles Unglück (Hungersnöte, Krankheit, Seuchen, ...) Teufelswerk ist; die Antwort auf die Frage nach dem "Warum" sucht einen Schuldigen und hat ihn schon gefunden

    Zitat Zitat von Luther
    "Es ist ein überaus gerechtes Gesetz, dass die Zauberinnen getötet werden, denn sie richten viel Schaden an, was bisweilen ignoriert wird, sie können nämlich Milch, Butter und alles aus dem Haus stehlen, indem sie es aus einem Handtuch, einem Tisch, einem Griff melken, das ein oder andere gute Wort sprechen und an eine Kuh denken. Und der Teufel bringt Milch und Butter zum gemolkenen Instrument. Sie können ein Kind verzaubern, dass es ständig schreit und nicht isst,, nicht schläft usw. Auch können sie geheimnisvolle Krankheiten im menschlichen Knie erzeugen, dass der Körper verzehrt wird.. Wenn du solche Frauen siehst, sie haben teuflische Gestalten, ich habe einige gesehen.. Deswegen sind sie zu töten...

    Dieses Gesetz von den Zauberinnen muss man dem zugefügten Schaden beistellen. Schaden fügen sie nämlich an Körpern und Seelen zu, sie verabreichen Tränke und Beschwörungen, um Hass hervorzurufen, Liebe, Unwetter, alle Verwüstung im Haus, auf dem Acker, über eine Entfernung von einer Meile und mehr machen sie mit ihren Zauberpfeilen Hinkende, dass niemand heilen kann und dass danach im Bein Haare, Kohle usw. gefunden werden, die oft von anderen Zauberinnen erkannt werden, so dass richtig gesagt wird: Wo der Satan nicht hinkommt, kommt sein Weib hin, d.h. seine Zauberin..."
    Kurzfassung: Schwurbel schwurbel ... Satanas ... schwurbel ... tötet sie! Klingt nicht nach systematischer Herleitung, eher nach mystisch aufgeladenen Schauergeschichten die Luther aus dem Volksmund übernommen hat. Die theologisch-mystische Verwebung von Hexe und Satan weitertreibend fährt Luther fort

    "Die Zauberinnen sollen getötet werden, weil sie Diebe sind, Ehebrecher, Räuber, Mörder... Also ist gegen sie nicht mit Verachtung, sondern mit dem Schwert oder festem Glauben vorzugehen. Sie schaden mannigfaltig, also sollen sie getötet werden, nicht allein weil sie schaden, sondern auch weil sie Umgang mit dem Satan haben...“"
    Der Umkehrschluss, dass Diebe, Ehebrecher, Räuber und Mörder automatisch auch Zauberer sind und mit dem Satan im Bunde stehen, lässt sich da ganz schnell ableiten. Man kann die intelektuelle Enge der Welt erkennen, in der sich solche Gedanken Bahn brachen

  7. #52
    Zurück im Norden
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    Allmählich kommen wir der Sache näher. Wenn du die Quelle jetzt noch vernünftig liest und nicht nur mit "schwurbel schwurbel" übersetzt, kannst du eine historische Betrachtungsweise einnehmen. Deine Auszüge aus der von Bugenhagen überlieferten "Hexenpredigt" nehmen auf die beiden Hauptvorwürfe Bezug, die man den angeblichen Hexen machte und die man sich als miteinander verbunden vorstellte: Sie erhielten ihre Kraft vom Teufel (im katholischen Bereich auch von "den Dämonen") und wirkten damit Schadzauber. Das eine ging nicht ohne das andere, weil man ohne den Teufel keine Hexerei wirken konnte und weil man mit Hilfe des Bösen nur Böses erschaffen konnte.

    Du deutest auch zwei der gängigen Erklärungsmodelle schon an, mit welchen man in der Fachliteratur die Zunahme der Hexenprozesse seit dem 16. Jh. zu deuten versucht. Der Hexenwahn könnte an der Zunahme der Naturkatastrophen in der "Kleinen Eiszeit" liegen (dann läge der Schwerpunkt auf den Schadzaubern) oder es könnte an der Konfessionalisierung liegen, die den konkreten Einfluss des Teufels (nämlich in der ketzerischen Theologie des jeweils anderen Bekenntnisses) deutlicher akzentuierte. Weitere Gründe könnten die Territorialisierung und die damit einhergehenden Konflikte (auch im juristischen Bereich), der Buchdruck und die damit verbundene raschere Verbreitung von Informationen (und eben auch Gerüchten), die bessere Kenntnis der Bibel (wo Zauberei vorkam) oder die Zunahme von Konflikten durch das stetige Bevölkerungswachstum sein. Die meisten Fachleute bevorzugen natürlich eine Kombination dieser Deutungen und sehen eher gewisse Hauptgründe als allein ausreichende Erklärungen.

    Die einfache Personalisierung von Entwicklungen und ihre Herleitung von (angeblichen) Charakterdefiziten führender Persönlichkeiten ist dagegen meist keine besonders gute Erklärung.

  8. #53
    der Gesegnete Avatar von Thalionrog
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    Bitte zurück zum Thema, hier kommt schon länger nichts Wissenswertes mehr.

  9. #54
    Zurück im Norden
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    Gut, die Hexenthematik könnte man auch auslagern. Interessant fände ich jedenfalls, wo die Unterschiede zwischen "modernen" und frühneuzeitlichen Hexenverfolgungen liegen. Hat jemand nähere Kenntnisse über die Formen des Hexenwahns im 21. Jh.?

  10. #55
    Wee Free Man Avatar von Rob Anybody
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    Zitat Zitat von Thalionrog Beitrag anzeigen
    Bitte zurück zum Thema, hier kommt schon länger nichts Wissenswertes mehr.
    Doch, ich finde es sehr wissenswert, wie es gelingt Trolle zu zähmen.

    Aber an jenem Morgen war es Magie gewesen. Und es hörte nicht auf, Magie zu sein,
    nur weil man [inzwischen] eine Erklärung dafür hatte ...
    (Terry Pratchett)

    Brandstifter benötigen keine Streichhölzer, sie zündeln mit Worten.
    Wer Brandstifter im Internet duldet und nicht wieder und wieder widerspricht,
    darf sich nicht wundern, wenn auch bald sein wahres Leben brennt.
    (frei nach Max Frisch)

  11. #56
    ε•ω=1 Avatar von Ramkhamhaeng
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    Mit einer Trollverbrennung

  12. #57
    Pirat Avatar von Flati
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    Zitat Zitat von Jon Snow Beitrag anzeigen
    Gut, die Hexenthematik könnte man auch auslagern. Interessant fände ich jedenfalls, wo die Unterschiede zwischen "modernen" und frühneuzeitlichen Hexenverfolgungen liegen. Hat jemand nähere Kenntnisse über die Formen des Hexenwahns im 21. Jh.?
    https://www.sueddeutsche.de/wissen/s...folgt-1.634849

    Artikel von 2010, mal kurz gegooglet der das Thema anschneidet...
    Wer Rechtschreibfehler findet darf diese behalten :)

    Original geschrieben von robertinho:
    "Asterix und Flati stehen für solide Kompetenz und Verlässlichkeit."

  13. #58
    esst mehr Teile Avatar von mauz
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    Zitat Zitat von Jon Snow Beitrag anzeigen
    Die einfache Personalisierung von Entwicklungen und ihre Herleitung von (angeblichen) Charakterdefiziten führender Persönlichkeiten ist dagegen meist keine besonders gute Erklärung.
    noch einmal: ich hatte nur auf DPKs Beitrag Bezug genommen. Luthers Zeitgenossen waren borniert und er auch und zwar vermutlich zwangsläufig. Denn logisch richtig ist, dass wer den theologischen Alleinvertretungsanspruch von Wahrheit für sich reklamiert, der kann keine zweite Meinung gelten lassen. Logisch folgerichtig ist auch, dass derjenige, der einer Wahrhheit folgt, die allem anderen das Lebensrecht abspricht, tunlichst drum bemüht sein wird, sein Lebensrecht nicht zu verwirken.

  14. #59
    begossener Pudel Avatar von Des Pudels Kern
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    Mein Problem dabei ist, weswegen mein Post auch wertend (in die gleiche Richtung wie Mauz) gemeint war, dass es eben auch Zeitgenossen Luthers gab, die völlig andere Schlüsse aus den Hexenprozessen zogen. Letztlich setzte sich deren Sicht der Dinge dann auch durch.
    Luther gewissermaßen als "Gefangenen seiner Epoche" zu bezeichnen greift da mE einfach nicht. Insbesondere auch deswegen nicht, da ihm nicht zuletzt auf Grund seines Bildungsweges, Mittel zur Verfügung standen, die ihm eine reflektierte Sicht der Dinge ermöglicht hätten. Mit großer Wahrscheinlichkeit kannte er auch andere Positionen zu dem Thema.
    Insofern trifft da der Begriff der Borniertheit schon zu.
    Close your eyes ladies! I'm comin' in!

    "Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast ;)" (LazyJay)

  15. #60
    Zurück im Norden
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    Das sind jetzt aber doch zwei sehr unterschiedliche Ansichten, oder? Waren alle Zeitgenossen Luthers auch borniert? Oder er in ganz besonderer Weise? Oder alle gottgläubigen Menschen?

    Wie gesagt, ich zweifle ein wenig daran, dass bei solchen Herangehensweisen an die Vergangenheit viel herauskommt, aber jeder mag hier vorgehen, wie es ihm sinnvoll erscheint.

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