Beim Tisch in der Mitte sitzen zwei Zwerge zusammen, einer von ihnen hat ziemlich auffällige goldene Medaillons in seinen Bart eingeflochten.
"Hört hin, Mädchen. Hört ihr das?"
"Was sollte ich denn hören?"
"Das Schiff natürlich."
Lohse schliesst die Augen und hört – nebst dem Geschwätz der Mitgefangenen – vor allem knarrende Planken und Wellen, die sich am Bug brechen. Das Schiff hört sich ehrlich gesagt für ihre Ohren an wie ein Kranker. Aber da sei noch etwas anderes, meint der Zwerg. Sie solle genauer hinhören... Und ja, das nicht noch etwas. Ein unregelmässiges Quietschen. Der Zwerg haut Lohse begeistert mit seiner Pranke auf den Rücken und beglückwünscht sie dazu, dass sie es auch gehört hat.
"Warum die Aufregung, das war doch vermutlich nur eine Ratte."
"Nein, es war das Rad. Das quietscht jedes mal, wenn es der Steuermann im Uhrzeigersinn dreht. Wir fahren also nach Osten. Das heisst... wenn wir nur... nur 10,34 Seemeilen zur Freudenfeste gefahren sind..."
Der Zwerg verliert sich in seinen ganzen nautischen Berechnungen und beachtet Lohse nicht mehr weiter.
Eine höchst seltsame Konversation läuft zwischen den beiden Echsen ab. Die rote Echse beschimpft die andere wegen des schlechten Essens, die sie es wage ihm vorzusetzen. Und die andere entschuldigt sich bei 'Ihrer Majestät' dafür, weil sie nichts anderes zur Verfügung habe.
Als Lohse sich ihr nähert, packt der rote Echsenmann urplötzlich ihr Kinn und versucht ihre Zähne zu inspizieren. Mit zusammengebissenen Zähnen murmelt Lohse, was zur Hölle er da mache.
"Ich sehe mir Euer Gebiss an, falls das nicht spektakulär offensichtlich sein sollte. Hm... ein bisschen verfärbt, aber ich habe schon Schlimmeres gesehen. Was will man auf so einer Nussschale auch an Qualität erwarten?"
Danach stellt er Lohse mehrere Fragen, dazu ob sie kochen oder nähen könne, etc. Was Lohse konsequent mit dummen Antworten kontert, einfach nur weil sie die Echse ärgern will. Der 'Prinz' scheint aber die Antworten für bare Münze zu nehmen und verkündet am Ende nur, dass sie offenkundig nicht geeignet sei sein Sklave zu werden. Aber sonst gehts noch? Am liebsten hätte Lohse ihm eine gelangt, aber die anwesenden Magister haben sie leider alle im Blick und sie möchte jetzt nicht unbedingt von denen in Einzelhaft gesteckt werden.
Nebst einer Gruppe Kinder sind nur noch zwei Gefangene übrig, mit denen Lohse noch nicht gesprochen hat. Ein Elf, der sich selber Fane nennt, ist in ein Buch über das Götterpantheon von Rivellon vertieft. Und er ist nicht wirklich an einem Gespräch interessiert, nachdem Lohse ihm nichts dazu sagen kann, woher die Götter denn gekommen seien. Seltsame Frage...
Der andere Gefangene ist zumindest etwas gesprächiger. Einer der Magister steht ihm gegenüber und er hält Lohse zurück, als sie auf den Gefangenen zugehen will.
"Vorsicht, Grünschnabel. Wir haben einen Mörder an Bord und ich wette drei Monate Sold, dass es dieser Rumtreiber Ifan war."
Ifan, stellt sich heraus, war früher der Befehlshaber dieses Magisters, der ihn jetzt im Auge behält. Eine lange Geschichte, die er Lohse aber ein andermal erzählen werde. Mit dem Toten habe er jedenfalls nichts zu tun gehabt, er töte niemanden ohne guten Grund... auch nicht wenn ihn derjenige auf die Nerven gehe, wie er mit Blick auf den Magister anmerkt. Wobei die Frage unausgesprochen bleibt, was denn ein guter Grund wäre.