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Thema: [RL] Bauen Sie kein Reihenhaus, bauen Sie nen Vorort...

  1. #211
    Mehr Ü Avatar von demonaz
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    Habs grad (noch)mal ausgerechnet: meine monatliche Rate liegt ebenfalls knapp unter 30% des monatlichen Nettos. Da lieg ich also nicht komplett falsch

    Die jährliche Zahlung (Voll-Bausparer) liegt bei ~6,1% der Kreditsumme; anteilig ~0,54% davon sind Zinsen, der Rest(also ~5,5%) sind Ansparung und somit "Tilgung" (wenn man das so nennen kann). Ich denk, das passt
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  2. #212
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    In der Schweiz wird ja wie folg gerechnet:
    5% theoretischem Zins, 1% vom Wert für Nebenkosten/Renovierung. Der Wert darf dann nicht >33% vom Einkommen sein.


    Wenn man wie schon gesagt mit 1% Zins sein Budget macht, kann es durchaus zu einem bösen erwachen kommen, wenn die Zinsen dann doch mal anziehen.


    --> Obwohl ich ja auch nur knapp über 1% Zins bin, Zahle ich regelmässig 2% zurück und habe im Budget den Rest zumindest geplant, damit ich auf total 5% komme. Nebenkosten sind auch dabei, jedoch habe ich noch kein dediziertes Budget für zukünftige Renovationen. Da werde ich mir wohl demnächst noch ein Konto einrichten.


    Ich habe mir auch mal überlegt, so viel zu budgetieren, wie mich die Wohnung zum Mieten kosten würden. Das wären aber noch einmal 30% mehr. Wenn man sich was Kauft/Baut ist es ja meist auch ein wenig Grosszügiger als wenn man Mietet.

  3. #213
    Trollkönig Avatar von Questor
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    Zitat Zitat von LegatBashir Beitrag anzeigen
    Andersrum wird es noch so einigen das Genick brechen. Daher bin ich mir ziemlich sicher, dass wir in 5-10 Jahren den nächsten Finanzcrash haben. Aber in Deutschland! Da wird es sehr viele Darlehen und Anschlussfinanzierungen zerbröseln. Da haben sich einige übernommen, weil sie schon mit diesen geringen Zinsen ihre Finanzierung auf absolute Kante genäht haben
    Die Gefahr ist tatsächlich da. Auch aus Hamburg kenne ich Geschichten von Leuten die da ganz gewagte Konstrukte eingegangen sind um von den erwarteten steigenden Immobilienpreisen zu profitieren.

    Zitat Zitat von demonaz Beitrag anzeigen
    Natürlich sind die Zinsen jetzt niedriger als vor 10 Jahren, ich weiß das von 2 Freunden, die 2007 gebaut haben. Bei denen lagen die Zinsen bei 15- bzw. 20-jähriger Bindung knapp unter 4%. Die haben sich durchaus gefreut, als die nach 10 Jahren (Recht zur Sonderkündigung) die wesentlich niedrigeren Zinssätze für eine Umfinanzierung gesehen haben Nur haben die damals billiger gebaut, die Kosten sind in den letzten 10 Jahren stark gestigen. So gleicht sich das in etwa aus.
    Die haben ganz gewaltig günstiger gebaut, allerdings sind ein guter Teil der Mehrkosten auch auf neue Baurichtlinien zurückzuführen. Ich sehe die zwar grundsätzlich kritisch, würde aber nicht soweit gehen diese als "Mehrausgaben ohne Mehrwert" einzustufen. Von daher fehlt da ein Stück weit die Vergleichbarkeit

    Zitat Zitat von Lord_Kilborn Beitrag anzeigen
    Hört sich doch nicht schlecht an. Neben den Zinsen wird bei Euch ja auch noch jährlich abbezahlt?
    Jupp, wir zahlen z.B. 1.100€ im Monat, davon gehen x€ für die monatlichen Zinsen ab und (1.100-x) fließt direkt in die Tilgung. Am Jahresende gibt es dann die (inzwischen fast überall gebräuchliche) Sondertilgung in Höhe von üblicherweise 5 oder 10%. Sprich bei einem Gesamtdarlehen von 250.000 und einer jährlichen Sondertilgung von 5% kann man neben der monatlichen Rate auch noch einmal im Jahr bis zu 12.500€ direkt abtilgen. Das ändert nichts an der Rate von 1.100€, reduziert aber Laufzeit und Zinsbelastung.

    Zitat Zitat von Papa Bear Beitrag anzeigen
    Guter Zinssatz, da würde ich von Anfang an so hoch wie möglich (d.h. unter Berücksichtigung des "nur noch ein Einkommen" Aspekts) tilgen. Der schlimmste Fehler, den man bei solchen Zinssätzen machen kann, ist nur mit den in der Altvorderenzeit üblichen 1% zu tilgen. Bei Zinssätzen wie vor 15 Jahren mag das noch nachvollziehbar gewesen sein (die lagen bei 5-6%, wimre), aber heute wäre das einfach nur
    Jein. Also ja: Das Geld ist im Darlehen immer besser aufgehoben als auf einem Konto das ständig an der Kante zum Negativzins kratzt - außerdem bin ich jemand der Verbindlichkeiten hasst. Andererseits ist die Frage was ich davon habe in 13 oder 14 Jahren schuldenfrei zu sein. Von den offenkundigen Vorteilen keine Schulden mehr zu haben abgesehen habe ich dann die Kindheit meiner Kinder unnötig den Gürtel enger geschnallt, nur um in der Endphase meines Berufslebens ein hohes Einkommen und ausgesprochen niedrige Kosten habe. Das ist nicht so optimal.
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  4. #214
    Interviewter Avatar von Papa Bear
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    Kann ich nachvollziehen. Bis ich mein Haus finanziert habe, hatte ich nie Schulden in meinem Leben (bis auf die 100 DM, die mir meine Mutter mit 10 oder 11 Jahren mal geliehen hatte, um mir das Playmobil-Piratenschiff kaufen zu können Das habe ich dann aus Taschengeld und "für 10 Pfennig Pfand auf leere Milchtüten auf dem Schulhof sammeln" abbezahlt).

    Wir haben das bei uns auch nicht auf "schnellstmögliche Rückzahlung" ausgelegt, sondern hatten damals einfach noch zufällig 25 Jahre bis zum Renteneintritt (bei mir). Und wollten dann in besagtem Moment spätestens Schuldenfrei sein. Darauf ist das Konstrukt ausgelegt, soweit es die "normalen" eigenen finanziellen Möglichkeiten angeht. Und wenn wir das durch Sondertilgungen oder sonstwie früher abbezahlt kriegen, ist es natürlich auch ok.

    Wir haben das Kindergeld vom ersten Moment an in einen Investmentfondssparplan investiert. Bei einem Anbieter, der damals sehr gute Konditionen (keine Ausgabeaufschläge, keine Depotführungsgebühren) für Kinder im Angebot hatte. Damit wir später auch in der Ausbildung oder dem Studium finanziell unterstützen können.

    Und wenn ich mir so anschaue, wie viele der in unserem "Miles & More Familienpool" befindlichen Meilen von unseren Kindern stammen (netterweise verfallen die Meilen der Kinder vor ihrem 18. Geburtstag nicht), habe ich nicht das Gefühl, dass sie im Vergleich zu ihren Altersgenossen wahnsinnig schlecht dastehen
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  5. #215
    Trollkönig Avatar von Questor
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    Tja, ich habe eine Weile überlegt bevor ich entschieden habe dass das mit in die Geschichte gehört. Nachdem alles beisammen war haben wir endlich beim Bauträger Karo den Bauantrag angefordert. Es fehlte noch die Spezifikation des Gewerbegebäudes und das hatte Gründe: Der Gewerbeteil muss laut Bebauungsplan dem Wohnteil größenmäßig "übergeordnet" sein. Ein wunderbarer Gummibegriff der von der rein mathematischen "Ein Quadratmeter mehr ist hinreichend"-Auslegung bis hin zu einem willkürlichen "50% sollten es schon sein" alles bedeuten kann. Jetzt haben wir allerdings zwei Tipps bekommen:

    1. Der zuständige Sachbearbeiter galt als "problematisch", uns wurde eine Geschichte zugetragen bei der der Sachbearbeiter Bauvorhaben aktiv Steine in den Weg gelegt haben soll.
    2. Ein abgelehnter Bauantrag ist bei weitem schwerer gerade zu diskutieren als wenn man im Vorfeld die Genehmigungsfähigkeit feststellt.

    Angesichts obiger Gummiregelung und besagtem Sachbearbeiter beschlossen wir das Paket im Vorfeld einmal im Gespräch vorzustellen und eventuelle Einwände zu diskutieren. Dabei galt der Grundsatz dass eine Erweiterung des Gewerbeteils ärgerlich aber unproblematisch war. Das Wohnhaus hingegen war lange geplant und auch auf die Familienplanung abgestimmt - hier Abstriche machen zu müssen wäre schmerzhaft. Zusammengefasst: Wir planten die Genehmigungsfähigkeit an dem problematischen Sachbearbeiter vorbei feststellen zu lassen um dann den so "immunisierten" Antrag einzureichen. Soweit so gut, nach einer Kleinigkeit die ich erstmal zurückstellen will kam es zu einer familiären Tragödie

    Ein Tod in der Familie
    Eines Sonntagabend bekomme ich den Anruf dass sich mein jüngster Bruder das Leben genommen hat. Der Anruf kam nicht gänzlich aus dem Nichts: Mein Bruder "litt" seit jungen Jahren an ADHS und brachte dabei auch eine Menge der damit korrelierenden positiven Eigenschaften mit. Ich habe nie einen Menschen getroffen der sich schneller neue Fähigkeiten angeeignet hat, darüber hinaus hatte er ein kompromissloses Gerechtigkeits- und Loyalitätsempfinden und eine enorme Begeisterungsfähigkeit. Damit einher ging leider eine soziale Unbeholfenheit, das beständige Gefühl fehl am Platz zu sein und die Neigung sich in Streßsituationen hineinzusteigern anstatt diese zu relativieren. Gegen Ende der Pubertät entwickelte sich daraus dann eine ernsthafte Depression mit zunehmend selbstzerstörerischen Tendenzen. Seine guten Seiten hat er bis zum Ende behalten, in seinen schlechten Phasen konnte er hingegen zunehmend eklig werden, worunter neben meinen Eltern insbesondere die jüngeren Geschwister zu leiden hatten.
    Dennoch hätte ich im Leben nicht damit gerechnet dass es dazu kommen würde. Nach den ersten Zwischenfällen etwa fünf Jahre zuvor hatte er sich in Therapie begeben und pflegte einen kleinen aber sehr verbindlichen Freundeskreis. Er hat trotz guter Noten erstmal eine praxisorientierte Ausbildung aufgenommen in der er aufging wie schon lange nicht mehr in einem seiner Projekte. Auch in vielen anderen Punkten hatte sich sein Leben kontinuierlich gebessert, so dass ich die Hoffnung auf eine nachhaltige Verbesserung hegte. Mein Verhältnis zu ihm war ziemlich gut, da ich aus dem Geschwisterkreis mit den besten Zugang in sein Denken hatte und auch für fast jede sinnige oder unsinnige Diskussion zu haben war. Ich wußte dass er die Möglichkeit des Suizids grundsätzlich in Betracht gezogen hat, hielt es aber eher für eine theoretische Überlegung, da sich seine Situation zunehmend besserte.
    Ich habe es mir möglicherweise auch etwas zu leicht gemacht, Warnsignale wie etwa seinen Alkoholkonsum habe ich beispielsweise ignoriert. Andererseits habe ich Freunde die einen vergleichbaren "Verbrauch" an den Tag legten ohne dass ich da heute einen dringenden Handlungsbedarf ableiten würde. Keine Ahnung, ist auch nicht (mehr) wichtig.

    Nach dem Anruf stand das Leben Kopf. Bis auf meine beiden in den USA lebenden Geschwister sind wir für eine Weile ins Elternhaus zurückgekehrt um für unsere Eltern und einander da zu sein. Meine Frau nahm Urlaub und folgte mit Questor Junior, der - wie sein fast gleichaltriger Cousin - in den folgenden Tagen mehr eine auf zwei unsicheren Beinen tapsende Therapie war. Alles in Allem haben wir die Zeit irgendwie überstanden.

    Die Spätfolgen
    Die Folgen sind verschieden. Insbesondere meine Eltern haben lange gebraucht um einigermaßen wieder in die Spur zu kommen. Ich selbst habe - wie die anderen auch - eine Therapie begonnen und kam eigentlich gut zurecht, allerdings zeigte ich "Abnutzungserscheinungen": Meine bisher ausgesprochen moderate Migräne hatte Hochkonjunktur, ich habe Questor Junior immer wieder mit dem Namen meines Bruders angesprochen und bei passenden Filmen war mein erster Gedanke "Der wäre doch was für ihn" bevor mich die Realität korrigierte. Die spannenste Folge: Die beiden jüngsten Geschwister die während der gesamten Sache noch im Elternhaus gelebt und damit alles hautnah mitbekommen haben wollen beide Psychologie studieren - ein Studium ist bereits aufgenommen worden.

    Und natürlich lag das Haus auf Eis, es hat etwa drei Monate gedauert bis wir überhaupt wieder angefangen haben darüber anchzudenken.

    Disclaimer:
    Falls sich jemand mit dem Thema beschäftigt empfehle ich dringend therapeutische Beratung in Anspruch zu nehmen. Die Leute verstehen ihr Handwerk und können echte Perspektiven und Verbesserungen schaffen. Falls Ihr Euch unsicher seid könnt Ihr Euch auch erstmal gerne an mich wenden.

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  6. #216
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    So einen Fall hab ich im Bekanntenkreis auch, da was der Suizidversuch aber gescheitert und er hat sich dann selbst in die Psychatrie eingewiesen. Was zwar bevor ich ihn kennenlernt, aber trotzdem. Sobald man anfängt, sich ernsthaft mit Selbstmord zu beschäfigen, entsprechend psychologische Beratung suchen, das kriegt man alleine nicht in den Griff. Leider ist das in unserer Gesellschaft noch mit einem starken Stigma behaftet, insbesondere bei Männern.

  7. #217
    Benutzter Registrierter Avatar von jeru
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    Mein Beileid und viel Kraft bei der weiteren Bewältigung.
    Ich denke sowas bleibt aber immer irgendwie haften, man lernt nur damit umzugehen.

  8. #218
    Sie/Er/Whatever Avatar von Fimi
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    Junge, Junge, mein Beileid. Immerhin weiß man dann im Nachhinein, dass die Mühen mit dem Hausbau vergleichsweise nur halb so schlimm sind. Als sich in der elften Klasse ein Freund aufgehängt hatte, habe ich nach der anfänglichen Trauer erstmal gemerkt, um was für Blödsinn man sich im Alltag Sorgen macht.
    "La majestueuse égalité des lois, qui interdit au riche comme au pauvre de coucher sous les ponts, de mendier dans les rues et de voler du pain." - Anatole France

    Zitat Zitat von Fonte Randa Beitrag anzeigen
    Manchmal kann ich Fimi verstehen...
    Zitat Zitat von Kaiserin Uschi Beitrag anzeigen
    Ja, aber das ist nur ein Grundgesetzbruch, aber kein Verfassungsbrauch. Bring das mal vors Bundesgrundgericht ;)

  9. #219
    Interviewter Avatar von Papa Bear
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    Auch von mir herzliches Beileid, Questor! Schockierend zu lesen. Ich wünsche Dir und den Deinen viel Kraft!
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  10. #220
    Trollkönig Avatar von Questor
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    Zitat Zitat von Teuta Beitrag anzeigen
    So einen Fall hab ich im Bekanntenkreis auch, da was der Suizidversuch aber gescheitert und er hat sich dann selbst in die Psychatrie eingewiesen. Was zwar bevor ich ihn kennenlernt, aber trotzdem. Sobald man anfängt, sich ernsthaft mit Selbstmord zu beschäfigen, entsprechend psychologische Beratung suchen, das kriegt man alleine nicht in den Griff. Leider ist das in unserer Gesellschaft noch mit einem starken Stigma behaftet, insbesondere bei Männern.
    Neben dem Aspekt dass die Sache tatsächlich Auswirkungen auf unser Bauvorhaben hatte war die Stigmatisierung auch ein Grund das hier zu berücksichtigen. Der Bauch sagt "Muss man nicht erwähnen", der Kopf "Einen Unfall mit Todesfolge und entsprechenden Konsequenzen hättest Du erwähnt".

    Vier Tage nach dem Todesfall kam die erste "Du, ich hab da was gehört..."-Whatsapp aus dem Freundeskreis und ich habe das zum Anlass genommen eine relativ ausführliche Mitteilung an Freunde und Kollegen zu schicken. Es ist scheiße wenn sowas unausgesprochen die Runde macht und die Leute verunsichert sind. Oder wenn man selbst dünnhäutig reagiert ohne das Kollegen die Gründe dafür kennen. Fairerweise gehört auch das Gesprächsangebot dazu, es gibt nicht viele subtile Arten um "Du, mein kleiner Bruder hat sich das Leben genommen" zu sagen und das ohne die Möglichkeit auf Austausch zu tun kann auch verstörend wirken. Die Reaktionen waren ohne Ausnahme respektvoll, hilfsbereit und zurückhaltend.

    @Bear, Fimi & Jeru:
    Danke

    Die Sache ist jetzt schon eine Weile her und ich habe einigermaßen meinen Frieden damit gemacht, ich hatte zuden eine sehr gute Therapeutin. Mein Bruder hatte abgesehen von seinem Leiden einen guten Stand im Leben und nichts auf die Familie kommen lassen - Es gab auch wenn man danach gesucht hat keinen realistischen Ansatz um sich selbst irgendwo ernsthaft Schuld zuzusprechen. Die Schritte die eventuell einen Unterschied gemacht hätten hätten von ihm kommen (oder zumindest toleriert werden) müssen.

    Wenn ich heute an ihn denke werde ich schon etwas traurig, aber es ist auch ein guter Teil Bedauern dabei was er alles verpasst. Von wichtigen Dingen, wie etwa den Geburten von Nichten und Neffen bis hin zu Lappalien bei denen man aber immer im Hinterkopf hat wieviel Freude ihm eine Serie oder ein Film gemacht hätte.
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  11. #221
    Danke für den Kommentar.
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    Mein Beileid auch.
    Ich bin keine Signatur, ich fälsche nur die Geldscheine.

  12. #222
    Trollkönig Avatar von Questor
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    Höhen und Tiefen
    Schauen wir also wie es weitergeht. Die Stimmung ist erwartungsgemäß eher mäßig, allerdings können wir etwa zwei Monate später ein bißchen Licht am Horziont präsentieren. Wie im letzten Post angedeutet gab es da eine Kleinigkeit bevor uns die familiäre Tragödie ereilte, und als diese Kleinigkeit 12 Wochen alt war konnten wir unserer Familie eröffnen dass Questor Junior ein Geschwisterchen bekommen würde. Frau Questor und Questor hatten beschlossen angesichts der langen Zeit die wir für Nummer 1 gebraucht haben mit der Familienplanung fortzufahren und sind dabei - wie das Leben nun einmal so spielt - direkt erfolgreich gewesen, wir haben es etwa eine Woche vor der Tragödie festgestellt.

    An der Behördenfront haben wir einen weiteren Tiefschlag kassieren müssen. Wir haben den Bauantrag vorab eingereicht um ihn dann in einem Termin durchzusprechen und ggf. Anpassungen in der Gewerbegröße vorzunehmen zu können bevor wir eine Absage kassieren. Das Gespräch war recht kurz - nach Sichtung des B-Plans wurde uns mitgeteilt, dass die Formulierung eine Betriebsleiterwohnung nicht pauschal, sondern nur wenn diese zwingend notwendig zur Betriebsführung ist. Das kam, gelinde gesagt, unerwartet. Nicht nur wir waren davon ausgegangen dass ein Wohnen im Baugebiet unprpblematisch sei, auch die Gemeinde hat die Grundstücke damit beworben und verkauft. Also nahmen wir Kontakt auf und erfuhren dass man das Problem prüfe und ggf. einen neuen B-Plan aufsetzen müsse. Dieser müsste dann aber das Genehmigungsverfahren erneut durchlaufen und würde demzufolge nochmalmindestens ein Dreivierteljahr beanspruchen. Kein besonders reizvolles Szenario, insbesondere da unsere Wohnung bereits zu dritt an der Kapazitätsgrenze kratzt.

    Positiv formuliert: Beim Hausbau wird es mal wieder nicht langweilig








    21 M. v. AQJ: Questor findet seinen neuen familientauglichen Arbeitsplatz in Hamburg
    16 M. v. AQJ: Questor heiratet
    05 M. v. AQJ: Questor erwirbt Grundstück A
    00 M. v. AQJ: Familie Questor kündigt den Nachwuchs an und steigt aktiv in die Planung ein.
    05 M. n. AQJ: Vertragsunterzeichnung mit Bauträger Karo
    06 M. n. AQJ: Questor Junior wird geboren
    17 M. n. AQJ: Bauträger Karo erhöht (moderat)
    19 M. n. AQJ: Das Baugebiet wird offiziell
    21 M. n. AQJ: Ein Todesfall in der Familie
    23 M. n. AQJ: Familie Quesor kündigt den zweiten Junior an, das Wohnen im Baugebiet wird grundsätzlich infrage gestellt.
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  13. #223
    #bringbackStroit Avatar von hi2u
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    Da kommt aber auch eins zum anderen Das es doch so schwer sein kann, überhaupt mit dem Bau mal anzufangen...

  14. #224
    Benutzter Registrierter Avatar von jeru
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    Unglaublich mit welchem Behördenirrsinn man zu kämpfen hat....

  15. #225
    Trollkönig Avatar von Questor
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    Ich denke ein Disclaimer wäre angebracht

    Ich werde mich im Folgenden gelegentlich auf eine Weise äußern die als despektierlich gegenüber Beamten bzw. unserem Behördenwesen aufgefasst könnte. Ich möchte daher einmal feststellen dass ich ein großer Befürworter unserer Bürokratie und des Beamtenwesens bin. Von einigen Auswüchsen abgesehen ist die Bürokratie ein Segen für unsere Gesellschaft und der Umstand dass das infrage gestellt wird schreibe ich dem Umstand zu dass sich keiner mehr an die Zustände vorher erinnern kann. Die Steine die mir in den Weg gelegt wurden bzw noch werden sind auf a) persönliche Inkompetenz und b) Mechanismen die geschaffen werden mussten weil sich ein paar Idioten besonders schlau vorkamen. Und Grund b) überwiegt deutlich.



    Ich gebe allerdings zu dass ich das im Einzelfall nicht immer so differenziert betrachtet habe
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