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Thema: Der Mongolensturm - Das vielleicht bald umbenannte neue Jahrhundert

  1. #1411
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    24. Mai 1430: In einer erregten, kontroversen Sitzung einigt sich der Stadtrat von Jerusalem darauf, die Errichtung einer Zitadelle durch den Heiligen Stuhl prinzipiell zu erlauben. Es heißt, der Stadtkommandant aus der Dynastie des Scherifen, der Kommandeur der Ritter aus Trapezunt und der Patriarch der Stadt hätten sich mit vereinten Kräften für diese, wegen der negativen Erfahrungen nicht unumstrittene Entscheidung eingesetzt, so dass die Kritiker im Rat letztlich zum Einlenken bereit gewesen seien. Es wird aber nochmals deutlich gemacht, dass Jerusalem selbst den Bau nicht bezahlen werde und die Besatzung nur aus Männern der Stadtgarde bestehen dürfe.


    24.-31. Mai 1430: Nach intensiver Vorbereitung beginnt der Angriff der Sindher Loyalisten auf die rebellischen Gebiete. Zunächst attackieren die loyalistischen Truppen Forts und wichtige Stützpunkte im Osten des ehemaligen Khanats Debuls, danach könnte auch der Westen Gujarats ins Visier der Kämpfer unter dem Oberbefehl des Johanniterordens geraten. In Karnavati sollen die Bürger deshalb nach Berichten von Überläufern wieder an Zuversicht gewinnen, dass die Belagerung bald enden wird.


    25. Mai 1430: Die burgundische Delegation trifft in Mainz ein. König Johann hat nicht nur die prachtvollen Königsritter an seiner Seite, sondern kommt auch in Begleitung zahlreicher Vasallen, was die Macht und das Ansehen der Luxemburger Dynastie deutlich zeigt.

  2. #1412
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    26. Mai 1430: Während der ungarischen Krönungsfeierlichkeiten holt der Tiroler Gesandte Enver einige geistige Getränke aus seiner Heimat hervor. Offenbar hofft er, die Ungarn auf diese Weise beim Trinken in Schach halten zu können, da sie vielleicht andere Alkoholika gewohnt sind. Dieses Unterfangen endet in einem wilden Trinkwettbewerb, den letztlich zwei südrussische Reiterkrieger gewinnen. Dabei kommt es wie in Ungarn üblich wieder einmal zu erregten Diskussionen über die besten Reitpferde der Welt, die effektivste Art, einen Bogen zu spannen und die Frage nach dem großartigsten englischen Premierminister aller Zeiten.


    27. Mai 1430: König Galeazzo von Italien eröffnet den Städtetag seines Reiches, der dieses Jahr in Verona stattfindet. Ein wichtiges Thema soll die Wirtschaftspolitik des Landes sein, besonders die neue Handelsbank und die königliche Handelsgilde. Die ligurischen Städte haben meist gemischte Delegationen von Mönchen, Handwerkern und Kaufleuten entsandt, während die Vertreter der Kommunen aus der Toskana häufig den Bettelorden entstammen.


    30. Mai 1430: Als das von Schweden zugesagte Geld (1000 Silberdinare) in Paris über einen von Hansekaufleuten vermittelten Wechsel an die Kronkasse ausgezahlt wird, ergeht die Anweisung, die Handelsexpedition unangefochten ziehen zu lassen. Die Schweden und ihre Begleitschiffe nehmen daraufhin Wasser und Proviant aus und legen noch am selben Tag ab, um möglichst bald die Küste des befreundeten Kalifats zu erreichen.

  3. #1413
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    1.-6. Juni 1430: Im Vorfeld der Königskrönung verschwinden überraschend die Hofbäcker mehrerer Delegationen und auch einige städtische Konditoren aus Mainz. Bald zeigt sich, dass es sich bei den vermeintlichen Verbrechen bloß um einen traditionellen Schabernack der Baiern handelt, die als Auslösung Bier oder andere Alkoholika verlangen. Die Idee scheint den Einheimischen durchaus zu gefallen und entwickelt sich bald zu einem beliebten Streich bei Handwerker- und Bauernhochzeiten. Dabei entführen als Mongolen verkleidete Brüder, Freunde, Nachbarn oder Zunftgenossen die Braut, um sie gegen alkoholische Getränke zurückzugeben.


    2.-16. Juni: In schweren Kämpfen gelingt es den Rebellen zunächst, den Großteil Ostdebuls zu halten. Offenbar wurden dort im Winter zahlreiche Forts und Reduiten eingerichtet, so dass die Reiterkrieger des Großkönigs nur schwer vorankommen. Dennoch sind sie an Zahl deutlich überlegen, und die vom Königreich Jaffna finanzierten Söldner scheinen bislang nicht in die Kämpfe einzugreifen. Im Kriegsrat der Loyalisten werden zwei Möglichkeiten diskutiert. Entweder seien die Rebellen sehr unsicher ob ihrer militärischen Aussichten, so dass sie einen Teil ihrer Armee zum Schutz Gujarats weiter im Osten stehen hätten. Oder sie versuchten, Debul selbst von See aus anzugreifen. In dem Fall müsste man die Offensive wohl unterbrechen, um die Hauptstadt zu schützen. Die eingesetzten Späher wurden leider größtenteils gefangen genommen.


    3.-30. Juni 1430: In Marseille werden aus Italien kommende Schiffe besonders kontrolliert. Nach einer offenbar direkt von der Regierung in Paris verfügten Anweisung scheinen die Beamten vor allem heidnische Schriften und Utensilien zu suchen, die dann in der Regel beschlagnahmt werden.

  4. #1414
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    5. Juni 1430: Einige französische Adelsvereine und die Handwerkerzünfte der Städte Paris, Lyon und Marseille senden jeweils eigene Dankadressen an die Königinmutter. Darin loben sie die tatkräftige Schwedenpolitik, mit der man endlich einmal klar gestellt habe, dass man sich gegenüber dem mächtigen französischen Königreich nicht alles herausnehmen dürfte. Zwar scheint es mancherorts leichte Kritik daran zu geben, dass man die Forderungen des Johanniterordens nicht ebenfalls eintrieb, aber selbst im südfranzösischen Adel herrscht offenbar die Ansicht vor, dass ein schöner diplomatischer Erfolg erzielt wurde.


    5. Juni 1430: Sultan Osman von Izmir ernennt den gelehrten Musiker Georgios Stearianis zu seinem persönlichen Lehrer. Offenbar möchte der „Philosoph auf dem Thron“ ein wenig Ausgleich für sich und seine Zuhörer schaffen, wenn die Diskussionen sich lange hinziehen und die Beteiligten einschlafen. Stearianis ist als Anhänger der platonischen Musiklehre aber auch selbst philosophisch gebildet und dürfte sich mit dem Sultan daher gut verstehen. Eine erste Übungsstunde verläuft jedenfalls zu Osmans Zufriedenheit.


    6. Juni 1430: Eine dänische Gesandtschaft trifft in Mailand ein und bittet eine Audienz beim König. Offenbar will die Kopenhagener Regierung Italien in die Verhandlungen mit dem römisch-deutschen Reich einbeziehen.

  5. #1415
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    7. Juni 1430: Der Ordensgroßmeister begrüßt die aus zahlreichen europäischen Ländern zum Manöver erschienenen Kampfverbände. Bei seiner Eröffnungsansprache lobt er besonders die spanischen Vasallen für ihre Treue und stellt etwas überraschend die zur Versorgung der Männer hergestellten kleinen Speiseportionen vor, die er als „Tapas“ bezeichnet. Einige der Ungarn murren zwar über diese lächerlichen Portionen, aber als Zwischenmahlzeiten sind sie bald sehr begehrt – und natürlich versorgen sich die Einheiten wie im Felde üblich selbst, so dass niemand Hunger leiden muss. Neben den von mehreren europäischen Khanen und Königen entsandten Kontingenten sind auch zahlreiche Adlige aus Südfrankreich und ein Minghan Reiterkrieger aus den Satrapien Stettin und Krakau erschienen. Der muslimische Adel in Nord- und Zentralspanien bittet den Kalifen erneut dringend um Schutzmaßnahmen.


    8. Juni 1430: In Mainz findet nach mehr als einem Jahrhundert wieder die Krönung eines römisch-deutschen Königs statt. Da der Wittelsbacher Ludwig der Bayer nicht unbedingt als Vorbild für einen mongolischstämmigen König gilt, beziehen sich die meisten Festredner auf Heinrich VII., den letzten König (und zugleich Kaiser) aus dem Hause Luxemburg, der eine mongolenfreundliche Politik betrieben hatte. Der Magdeburger Erzbischof Erasmus, der enge Verbindungen nach Prag und Marburg pflegt, spannt sogar den Bogen zu Friedrich II., der dank seiner süditalienischen Herkunft ebenfalls über einen weiten Blick verfügt habe, welcher vielen seiner Zeitgenossen fehlte. Alle Redner äußern aber ihre Hoffnung, dass nunmehr ein Goldenes Zeitalter des Friedens und der Versöhnung anbrechen werde. Umrahmt wird die Krönung von einem festlichen Bankett, einer vom Mainzer Erzbischof zelebrierten Messfeier und einigen Schaukämpfen mongolischer und europäischer Reiterkrieger.


    8. Juni 1430: In Mailand entwickeln italienische Waffenschmiede einen neuen Reiterpanzer, der weniger schwer ist und mehr Beweglichkeit bietet. Er gleicht den vor einigen Jahren in Spanien und später auch in anderen Ländern erzielten Vorteil der Fußtruppen wieder aus, so dass zwischen beiden Waffengattungen wieder die normalen Stärkeverhältnisse herrschen dürften, sobald sich die Innovation überall verbreitet hat.

  6. #1416
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    9.-16. Juni 1430: Im Anschluss an die deutsche Königskrönung feiern die Fürsten mit ihrem jungen Monarchen ein rauschendes Fest. Im Rahmen dessen wird außerdem das erste der drei neuen Turniere ausgetragen, das mongolische und europäische Wettkämpfe umfasst. Die Mainzer Bevölkerung ist von beiden Formen erkennbar begeistert, wobei die Ritterwettkämpfe sich einer etwas größeren Beliebtheit erfreuen.


    10.-22. Juni 1430: In Asturien beginnen die großen Ordensmanöver, zu denen Kämpfer aus vielen europäischen Ländern erschienen sind. Ein erster Schwerpunkt sind Begegnungen der verschiedenen Reiterverbände, was angesichts der vielen unterschiedlichen Traditionen besonders effektiv sein dürfte. Unter den Fußtruppen stechen neben den Einheimischen vor allem 600 Schweizer hervor, die als Kontingent des deutschen Königs erschienen sind.


    13.-14. Juni 1430: Sultan Osman von Izmir berichtet seinem Musiklehrer Georgios Stearianis, dass er Al-Farabis Werk „Kitāb al-Mūsīqā al-kabīr“ (Buch der Musik) gelesen und intensiv darüber nachgedacht habe. Er bittet den Gelehrten um einige Erläuterungen, woraus sich ein langes, nächtliches Gespräch über die philosophischen und religiösen Grundlagen von Musik entwickelt. Stearianis und der Monarch sind sich in vielen Bereichen uneinig, weil der Gelehrte weitgehend Platons Vorstellungen vertritt, doch die Diskussion (an der sich in den nächsten Tagen weitere Hofgelehrte beteiligen) ist auf einem so hohen Niveau, dass der Musiklehrer erklärt, zu Lebzeiten Osmans niemals in den Dienst eines anderen Monarchen treten zu wollen. Konstantinopel komme Platons Idealstaat in der gegenwärtigen Welt am Nächsten. Einige Beamte schlagen vor, die Diskussion in Form von längeren Aufsätzen zu veröffentlichen, um die Bindung von Gelehrten an den Hof zu stärken.

  7. #1417
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    16.-30. Juni 1430: In der zweiten Junihälfte tauchen in Westdeutschland und Burgund neue Theaterstücke auf, in denen die Königskrönung verarbeitet wird. Diese sind meist ein wenig satirisch angehaucht, werten das Ereignis aber in aller Regel sehr positiv. Auch der Spott, der die hohen Herren trifft, ist normalerweise sehr gemäßigt und lässt sie durchaus sympathisch und menschlich erscheinen. Die Schauspieler nehmen dabei vor allem den Versuch Böhmens und Burgunds aufs Korn, sich prominent auf der Krone in Szene zu setzen, indem sie etwa den Kronrat beider Länder als Versammlung von Männern darstellen, welche die Namen von Edelsteinen tragen und sich andauernd darüber streiten, wem welcher Wert zukommt. Auch in diesem Fall bleibt der Spott aber maßvoll, und beide Monarchen werden durchaus als mächtig und angesehen gezeichnet. Ein weiteres beliebtes Thema ist die mongolische Herkunft des neuen Königs, die den früheren König Ludwig den Baiern dazu bringt, im Grabe zu rotieren. Die Königskrönung wird auf diese Weise auch im Volk zu einem bedeutsamen, populären Thema.


    17. Juni 1430: Ein Sonderbeauftragter des französischen Königs lässt die beschlagnahmten heidnischen Werke aus Italien öffentlich verbrennen und ordnet danach eine Sühnemesse an. Gott habe die Trockenheit des Frühjahrs möglicherweise gesandt, um die Menschen vor der verderblichen Lehre der Heiden zu warnen, so dass man ihn nun versöhnen wolle. Die Idee verbreitet sich rasch in der Region, und viele Klöster und Pfarrgemeinden führen eigene Sühnemessen durch, in deren Umfeld manchmal auch als heidnisch angesehene Werke verbrannt werden. In einigen Fällen kommt es auch zu Übergriffen auf Händler aus Italien, Syrien, Kalifatsspanien und vor allem Hellas. Diese werden von den Grundherren und Stadtgarden aber meist ohne größeres Blutvergießen beendet.


    18.-30. Juni 1430: Prinz Björn von Schweden unternimmt erneut eine Reise in den Norden der skandinavischen Halbinsel. Diesmal soll es angeblich um eine Heirat gehen, und Anfang Juli trifft er tatsächlich mit der jungen Häuptlingstochter Rycheya und deren Familie in Stockholm ein. Die Vermählung soll dann im kommenden Jahr stattfinden. Einige Höflinge spötteln war hinter vorgehaltener Hand, der Prinz habe offenbar eine Bärin heimgeführt, aber trotz ihres etwas wilden Aussehens, ihrer undamenhaften Statur und ihres Mangels an höfischen Manieren wird Rycheya beim Volk und auch bei vielen Adligen rasch beliebt. Sie gilt nämlich als klug und umgänglich und scheint keine Berührungsängste gegenüber den einfachen Leuten zu haben. Als Tochter eines wichtigen Häuptlings ist sie außerdem eine gute Partie im Hinblick auf den Einfluss Schwedens im hohen Norden.

  8. #1418
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    22. Juni 1430: Bei den asturischen Manövern kommt es zu einem Eklat, als zwei junge, aus hochadligem Hause stammende burgundische Ritter von den Ungarn festgenommen werden. Angeblich hatten sie im Lager des Donaukhanats einen Diebstahl begangen. Daraufhin werden die Manöver bis Anfang Juli unterbrochen.


    2.-6. Juli 1430: In Lehre bei Braunschweig findet das zweite Turnier der neuen Serie statt. Es ist eher von europäischen Wettkämpfen geprägt und wird von etwas weniger Teilnehmern besucht als zunächst erhofft. Es erhält aber dennoch viel Lob, und das Volk scheint große Freude an der Veranstaltung zu haben.


    3.-9. Juli 1430: Söldnertruppen im Dienst des Königreichs Jaffna unternehmen über mehrere Tage hinweg an verschiedenen Stellen im Umland Debuls Landungsversuche, die aber von den loyalistischen Söldnern unter hohen Verlusten für die Angreifer zurückgeschlagen werden. Die südindische Flotte zieht sich daraufhin wieder nach Osten zurück. Im westlichen Grenzgebiet der Rebellen nutzen die arabischen Reiter derweil ihre Beweglichkeit, um einzelne Dörfer niederzubrennen, den Nachschub der Verteidiger anzugreifen und wichtige Verkehrsknotenpunkte zu besetzen. Zwar verspricht dies keinen entscheidenden Sieg, dürfte aber die Position der Interventionsarmee bei einem neuen Vormarsch verbessern.

  9. #1419
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    7. Juli 1430: Der als „Schrecken von Paraćin“ bekannt gewordene ungarische General Sarkim entscheidet, die beiden gefangen genommenen burgundischen Hochadligen aus der Haft zu entlassen. Zugleich gibt er eine von zuverlässigen Mönchen angefertigte Mitschrift einiger Gespräche und Verhöre heraus, aus denen hervorgeht, dass die Burgunder von ihrem König den Auftrag erhielten, die ungarischen Kampftaktiken auszuspionieren. Da Johann IV. als außerordentlich ritterlich gilt, scheinen viele Offiziere der am Manöver beteiligten Heere Zweifel an dieser Behauptung zu hegen. Andererseits lassen sich gewisse Auffälligkeiten beim Einsatz der Burgunder nur schwer leugnen. Es wurde tatsächlich schon seit Beginn der Übungen mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, dass ungewöhnlich viele Hochadlige aus dem Königreich erschienen waren. Auch die manchmal recht eigentümliche Verteilung der Streitkräfte in der Nähe der Ungarn und eine allabendliche, exklusive Zusammenkunft der burgundischen Offiziere erschienen manchen Beteiligten seltsam. Letztlich sieht die vom Ordensgroßmeister mit dem Programm betraute Leitung der Kriegsakademie keine andere Lösung, als die Burgunder von den mongolischen Streitkräften zu trennen. Dafür erklären sich alle Beteiligten bereit, die Übungen wiederaufzunehmen, sofern kein Einspruch der jeweiligen Monarchen erfolgt.


    9. Juli 1430: In einem kleinen Dorf im Rhônetal werden sechs Frauen und Männer als Hexen und Hexer verbrannt. Sie lebten zwar schon länger in der Gegend, waren aber aus Süditalien zugewandert und galten offenbar als mögliche Verursacher des lokalen Wassermangels. Die Bauern hatten ihren Grundherrn so lange bedrängt, bis dieser der Exekution zustimmte, um die Unruhe zu dämpfen. Der greise Erzbischof Lupicius von Lyon reagiert aber schnell und verbietet allen weltlichen Autoritäten seines Amtsbereichs, ohne Beteiligung der päpstlichen oder bischöflichen Inquisition religiös begründete Todesurteile zu fällen. Da der Erzbischof zugleich Primas Galliens ist, dürfte sein Standpunkt tatsächlich ein recht hohes Gewicht im ganzen Land haben. In den folgenden Wochen kommt es daraufhin zu zahlreichen Anklagen gegen angebliche heidnische Schadzauberer und Hexen vor den bischöflichen Gerichten.


    11.-31. Juli 1430: Die Kämpfe im Großkönigtum Sindh flauen allmählich ab. Offenbar warten beide Seiten auf einen möglichen Schlag des Gegners. Die Loyalisten sind aber gegenüber dem Frühjahr in einer besseren Situation, weil sie mit ihrer beweglichen südarabischen Reitertruppe das Grenzgebiet kontrollieren. Dennoch bleibt das Oberkommando in Debul vorsichtig und hält daran fest, die Hauptstadt mit starken Kräften zu schützen. Es sollen aber vermehrt Späher im Westen des rebellischen Gebietes unterwegs sein.

  10. #1420
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    12.-16. Juli 1430: In Venedig findet erstmals das „Fest des Goldenen Markuslöwen“ statt. Bei dem vielbeachteten Ereignis treten verschiedene Künstler auf, um ihre Fähigkeiten zu zeigen und das Volk zu erfreuen, darunter neben Schaustellern und Gauklern auch Musiker, Dichter und sogar einige Philosophen. Viele Künstler stammen aus Norditalien, finden in der Stadt aber großen Anklang.


    14. Juli 1430: Die Ordensmanöver in Asturien beginnen nach dem Streit erneut, und der als ehrenhaft geltende burgundische König lässt die Ungarn zu einer Wiedergutmachungsfeier einladen, was diese natürlich gern annehmen. Offenbar tragen sie ihren europäischen Standesgenossen die Sache nicht wirklich nach, zumal sie voller Stolz zu ihrem trickreichen General Sarkim aufblicken. Auch die Johanniter tragen durch kluge Vermittlung dazu bei, die Wogen wieder zu glätten. Dennoch werden die Rahmenbedingungen nunmehr verändert, um neue Konflikte zu vermeiden.


    16. Juli 1430: Die französischen Bischöfe bitten in einer gemeinsamen Denkschrift Papst und König um ihren Rat. Falls tatsächlich die Altheiden für die Dürre verantwortlich seien, müsse man natürlich hart durchgreifen. Man habe aber den Eindruck, dass viele Anklagen eher auf Hörensagen und Gerüchten fußten und nicht wirklich gut begründet seien. Man wolle nun vermeiden, dass jedes Bistum eine andere Linie fahre und bitte deshalb um eine Richtschnur für den Umgang mit diesen Vorwürfen.

  11. #1421
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    17.-31. Juli 1430: Die aus Südfrankreich stammende Idee der Sühnemessen gegen die Dürre verbreitet sich rasch über große Teile Europas. Im Mittelmeerraum verbinden die Priester sie häufig mit Kritik an den Altheiden, und mancherorts kommt es dabei auch zu Übergriffen auf fremde Kaufleute, die man der Wettermagie verdächtigt. Nördlich der Alpen und auf dem Balkan werden hingegen vor allem Hexen als Schuldige identifiziert, und nach dem Ende der Sühnemessen kommt es nicht selten zu spontanen Lynchmorden. Die päpstliche Inquisition erweist sich dabei für viele der Hexerei verdächtigte Frauen und (seltener) Männer als letzte Zuflucht, da deren Beamte solche Vorwürfe gemäß der römischen Richtlinien genau prüfen. In einigen deutschen Kleinstaaten, in der Eidgenossenschaft und im Bodenseeraum bilden sich sogar bewaffnete Bauernhaufen, die ihre Landesherren zu strengen Strafen auffordern, denn man müsse das Volk vor den Schadzaubern der Heiden und Hexen schützen. Auch in den besser organisierten, größeren Territorien wächst die Unruhe im Volk erkennbar an.


    18.-22. Juli 1430: Eine Konferenz mehrerer führender islamischer Rechtsgelehrter aus Indien und Zentralasien in Multan kommt zu dem Ergebnis, dass die Rebellen im Großkönigtum Sindh dem Willen des Allmächtigen gehorchend Altan Khan rechtmäßig abgesetzt hätten. Zwar seien die indischen Heiden auf dem falschen Weg, Gott werde sie in seiner Gnade und Allbarmherzigkeit gewiss retten, wenn sie dem wahren Glauben Raum ließen. Tatsächlich erlässt der Regierungsrat der Rebellen noch während der Konferenz ein Toleranzgesetz, das den Muslimen in 18 ausgewählten Städten die freie Religionsausübung gewährt.


    19.-31. Juli 1430: Die Dürrekrise in Europa, Westasien und im Mittelmeerraum hält leider an. Mittlerweile gilt eine schlechte Ernte als unabwendbar, so dass die Bauern, Handwerker und Tagelöhner sich auf steigende Nahrungsmittelpreise einstellen.

  12. #1422
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    21.-29. Juli 1430: In mehreren deutschen Kleinstaaten kommt es zu Bauernunruhen, die sich an der Hexenangst entzünden, aber bald auch in soziale Forderungen münden. Die meisten Landesherren versuchen, die Situation durch weitreichende Zugeständnisse zu entschärfen und erlassen Höchstpreisedikte, Exportverbote für Getreide oder Gesetze gegen Wucher. Außerdem werden fast überall öffentlichkeitswirksam einige Hexen verbrannt. Die Unruhe lässt daraufhin deutlich nach. In Tirol, Hessen, Schleswig-Holstein, Brandenburg, Böhmen, Mainz und Schwaben rotten sich die Bauern allerdings zum Monatsende hin zusammen, um ein hartes Vorgehen gegen die Hexen und eine weitgehende Aussetzung der Abgabenpflicht für dieses Jahr zu verlangen. Baiern bleibt hingegen relativ ruhig, was wohl mit dem recht hohen Anteil asiatischer Religionen im Volk und der Angst vor Repressionen der Grundherrn zu tun hat. Außerdem nehmen viele Adlige die Hexenprozesse ohnehin selbst in die Hand und sprechen dabei – vielleicht aufgrund ihres eigenen Aberglaubens – sehr strenge Urteile.


    24. Juli 1430: Sultan Osman von Izmir deutet die bevorstehende Missernte als Prüfung des Allmächtigen. Der zunehmende Luxus habe Manchen dazu gebracht, Gott zu vergessen, so dass dieser nun eingreife, um die Menschen vom Weg des Verderbens zurückzuhalten. Die Ansprache scheint viele Bürger Konstantinopels im Herzen zu bewegen, so dass einige sehr reiche Handelsherren damit beginnen, Fisch aufzukaufen und gratis zu verteilen. Zwar sorgt dies auch für eine gewisse Unruhe, aber zugleich wächst die Zuversicht in der Stadt wieder ein wenig. Auf dem Balkan scheinen die Worte des Prophetensultans hingegen nur wenig zu bewirken. Hier nimmt die Zahl der Prozesse weiter zu, denn auch die Grundherrn und viele Kleriker scheinen große Angst vor den Hexen (oder dem Volk, das auf strenge Strafen drängt) zu haben.


    25. Juli 1430: In Lyon werden vier als Altheiden verdächtigte Kaufleute aus Hellas öffentlich verbrannt, nachdem der Inquisitor der Stadt sie in einem Musterprozess verurteilt hat. Zwei weitere Männer werden hingegen freigesprochen, als sie sich zur strengen Kirchenbuße und zur Bezahlung einer Sühnemesse bereiterklären, die heidnischen Götzen verfluchen und auf dem Marktplatz öffentlich das christliche Credo ablegen. Diese Art der Glaubensprüfung verbreitet sich rasch in Frankreich, Asturien und Burgund und wird bald auch in einigen englischen, italienischen und hanseatischen Kommunen eingeführt. Sie sorgt für eine stärkere religiöse Kontrolle, mehr Ordnung bei der Ketzer- und Hexenjagd und auch zur Flucht vieler aus Hellas, Trapezunt, Kalifatsspanien, Izmir und Nordafrika stammender Kaufleute. Daraufhin lässt die Unruhe in den westeuropäischen Ländern merklich nach.

  13. #1423
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    26. Juli 1430: Die Bischofsstadt Bamberg wird von einem wütenden Mob aus Handwerkern, Bauern, Landarbeitern und radikalisierten Mönchen erstürmt. Auffällig ist der hohe Anteil an Frauen, die häufig ein besonders scharfes Vorgehen verlangen. Bischof Konrad, der erst seit einem knappen Jahr amtiert, erklärt sich zur Zusammenarbeit mit dem Bauernhaufen bereit, so dass Anfang August mehr als 60 Hexen und Ketzer auf dem Marktplatz verbrannt werden.


    26. Juli 1430: Die ungarische Khanin kündigt harte Strafen für alle Hexereiprozesse an, die in Eigenregie der weltlichen Autoritäten ohne Mitwirkung der Kirche stattfinden. Die häufig recht abergläubischen ungarischen Adligen halten sich weitgehend an das Verbot, wobei die muslimischen, tengristischen, buddhistischen und andersgläubigen Kronvasallen das Gesetz so verstehen, dass sie auch andere religiöse Autoritäten konsultieren dürfen. Da diese und auch die christlichen Priester stark vom jeweiligen Grundherrn abhängig sind, gelingt es auf diese Weise, die Prozesse zu ordnen. Dafür ist die Zahl der Verurteilungen relativ hoch, weil neben den Bauern auch die Adligen häufig strenge Strafen verlangen. Im ostungarischen Dorf Konyar werden Anfang August sogar fast 50 Frauen und Männer als Hexen verbrannt. Damit ist der Höhepunkt der Prozesswelle aber überschritten, und ab Mitte August lässt die Unruhe im Land merklich nach.


    26. Juli 1430: Einer der letzten noch in Debul verbliebenden islamischen Rechtsgelehrten, dessen Gemeinde sich mittlerweile weitgehend zerstreut hat, wird vom päpstlichen Legaten eingeladen. Dieser versucht ihn dem Vernehmen nach davon zu überzeugen, dass Muslime im loyalistischen Teil des Großkönigtums nichts zu befürchten hätten und auch keine Bürger zweiter Klasse seien. Angesichts der Situation scheint dies aber keinen großen Eindruck zu machen. Der Versuch, einen buddhistischen Amtsträger zu erreichen, schlägt hingegen fehl. Offenbar unterschieden die Christen bei ihren Säuberungen im Vorjahr nicht besonders scharf zwischen Hindus und anderen Heiden.

  14. #1424
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    27. Juli 1430: In Schottland kommt es nach der Rückkehr einiger Frankreichhändler in den Häfen zu schweren Unruhen. Offenbar befürchten die Hafenarbeiter, dass die Männer sich auf irgendeine Weise an den in Frankreich agierenden Hexen und Heiden angesteckt haben und nun Unglück über Schottland bringen könnten. Bei den anschließenden Straßenkämpfen kommen fast 40 Personen ums Leben, mehr als 100 werden verletzt.


    27.-31. Juli 1430: In Süditalien werden eilig die Provinzsenate einberufen. Diese entscheiden, dass Hexenprozesse nur vor den Gerichtshöfen der Senate oder dem Khan in Athen geführt werden dürfen und drohen damit, die Stadtgarden, die Reiterkrieger des Adels und das in der Region stationierte Söldnerregiment einzusetzen, um dem Verbot auch Nachdruck zu verleihen. Nachdem Ende Juli in Kalabrien und der Basilikata mehrere Bauern hingerichtet wurden, lässt die Unruhe merklich nach. Im griechischen Teil des Khanats werden die Klagen hingegen vorwiegend vor die Mönchskonvente gebracht, welche ausschließlich Bußstrafen verhängen können. Dort bleibt die Unruhe weiterhin recht hoch.


    28. Juli 1430: Norwegen, Dänemark und Schweden sind von der Hexenangst in Europa kaum betroffen. Nur im dänischen Schonen werden zwei schwedische Frauen als Hexen verbrannt, die offenbar Kräutertränke verkauften und als nordische Heidinnen galten.

  15. #1425
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    30. Juli 1430: Das Königreich Burgund und das Sultanat Izmir berufen 1400 bzw. 1500 Reiter ein, um die Unruhen im Volk zu unterdrücken. In Burgund weist der König nochmals darauf hin, dass nur die zuständigen Autoritäten zur Prozessführung berechtigt seien. Daraufhin werden die meisten Anklagen vor den Königshof in Gent (in Hochburgund häufig auch vor den örtlichen Adel) gebracht. Der Monarch hat also eine recht gute Möglichkeit, die Härte der Urteile zu bestimmen. In Izmir kommt es hingegen zu regelrechten Kämpfen mit den Bauernhaufen, als die Reiterkrieger Mitte August in die Balkanregion vorstoßen. Letztlich setzt sich die strenge Linie des Sultans, der eine Wetterbeeinflussung durch Hexerei als unmöglich ansieht, aber durch. Die Unruhen enden schließlich Anfang September, auch wenn dafür einige strenge Urteile gegen die Aufrührer gefällt werden müssen.


    31. Juli 1430: Der Tiroler Khan Setsen ruft zu einer Bußwallfahrt nach Wilten auf, überlässt die Prozesse aber weitgehend dem Adel und der Inquisition. In vielen Fällen setzt sich dabei der Druck des Volkes durch, so dass ähnlich wie in Ungarn recht viele Hexen und Zauberer verbrannt werden. Dafür endet die Unruhe Mitte August fast überall, und einige Bauern legen tatsächlich ein Wallfahrtsgelübde für die Zeit nach der Ernte ab.


    1.-5. August 1430: Das dritte und letzte Turnier der neuen Serie findet im Neckartal statt. Regentin Teresa von Böhmen eröffnet es in mongolischer und deutscher Sprache, die Wettkämpfe sind aber vor allem mongolisch geprägt. Ähnlich wie beim Turnier in Lehre bei Braunschweig kommen etwas weniger Teilnehmer als erhofft, die Veranstaltung ist aber dennoch ein Erfolg.
    Geändert von Jon Snow (01. Juli 2021 um 14:17 Uhr)

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