In Debul scheint die innere Situation trotz des Ansehens und der Erfolge Bahadur Khans relativ unsicher zu sein. Das hängt einerseits damit zusammen, dass das Sultanat-Khanat erst noch zusammenwachsen muss, und andererseits mit der unklaren Nachfolgefrage. Der Herrscher gilt als zeugungsunfähig, und sein Neffe ist Anfang des Jahres schwer erkrankt, was man aber bislang erfolgreich geheim halten konnte. Die syrische Gesandtschaft hatte aber einen Arzt dabei, den die Inder in ihrer Not zu Rate zogen und der die Sache dann an seine Herrinnen weitergab. Bei der Abreise hatte sich Altans Zustand wieder gebessert, aber man sah deutlich, wie fragil dieses politische Gebilde noch ist. Sollte Altan vor Bahadur sterben oder sollte dieser sich erneut mit seiner Schwester zerstreiten, wäre die Nachfolgefrage völlig ungeklärt. Da die meisten Berater und Minister aus Nordwestindien stammen, könnte dann ein einheimischer General die Macht an sich zu reißen versuchen. Die herausragende Armee verfügt jedenfalls über hohes Ansehen und scheint im Grunde auch die einzige Institution zu sein, die Debul, Gujarat und Palghar wirklich zusammenhält.
Positiv ist hingegen, dass Debul großes Interesse an Handelsbeziehungen mit dem Westen hat. Das Land war ja Schauplatz zahlreicher Kriege und benötigt dringend Geld, so dass der Sultan und Khan sich gern am Seehandel beteiligten möchte. Allerdings dürften die Inder dort noch immer führend sein, zumal sie ja 1411 die Kaperflotte Debuls versenkt hatten und die Rüstungsanstrengungen des Reiches seither mehr auf das Landheer konzentriert wurden. Bahadur könnte nun entweder entscheiden, sich den Indern anzuschließen und sich durch Plünderungen am Indus und in der Satrapie Multan Gold zu beschaffen oder auf die Seite des Großkhans treten und dafür Subsidien zu verlangen. Unter Umständen wäre auch ein Neutralitätskurs denkbar, aber dafür scheint der noch immer recht junge Herrscher den Krieg zu sehr zu lieben. Das sind aber natürlich nur Vermutungen, während der syrischen Anwesenheit in Debul gab es keine Hinweise auf einen indischen Aufstand.