How do you know which way to go?
Do you follow somebody else?
All I really know
Is that I'll carry on
Brody Dalle – Carry On
Den Rest der Woche sollte das Wetter besser sein. Er versuchte weiter Sachen aus Arnold herauszubekommen, die irgendwie interessant waren – aber der Donnerstag bot ihm nichts dergleichen. Zumindest konnte er nichts daraus erschließen. Die Geschichten, die dieser fortwährend am abendlichen Feuer erzählte waren unzusammenhängend, undeutlich und ausufernd. Immer mal wieder dachte Max, dass er wieder an etwas herankäme als von Luann, George oder Terese die Rede war, aber es zumeist wechselte Arnold nachdem er den Namen genannt hatte ganz schnell das Thema und Max hatte vorher aus dem Gemurmel nicht genau gehört, worüber er gesprochen hatte, bevor der Name fiel.
Vielleicht hätte er mehr verstanden, wenn er die ganze Zeit zugehört hatte – aber das war dann wieder zu anstrengend, denn Arnolds Reden wurde im Laufe jedes Abends undeutlicher. Es schien zumindest, als ob Arnold auch gar nicht mehr groß den Versuch machte, besonders deutlich zu sein, während er immer weiter sprach. Es schien Max fast so, als ob Arnold einfach nur sehr, sehr glücklich sei, irgendjemand etwas erzählen zu können. Naja, vielleicht war das gar nicht so verwerflich. Auch wenn Arnold den ganzen Tag in der Stadt herumhing – hier in seinem Zuhause gab es niemanden mit dem Arnold sonst hatte sprechen können.
Am Freitag setzte Max diesen Gedanken in zwei Richtungen fort: Einerseits: Tatsächlich war er in Arnolds Zuhause. Das hier gehörte alles Arnold. Warum war er da vorher nicht drauf gekommen. Er war quasi mitten im Wohnzimmer des Mannes – und der schien sich darüber zu freuen. Arnold musste furchtbar einsam sein. Andererseits: Wie konnte Arnold das alles bezahlen, er arbeitete ja nie. Gut, im Moment bekam er die Provision dafür, dass Max hier arbeitete – aber was war, bevor er hier gewesen war? Es sah ja nicht so aus, als ob das eine neue Sache wäre, dass Arnold so viel trank. Am Abend versuchte Max Arnold darauf anzusprechen, die Gelegenheit bot sich allerdings einfach nicht.
Am Samstag war Arnold schlecht gelaunt. Obwohl. Das ist vielleicht eine Untertreibung. Arnold war sehr schlecht gelaunt. Er war hochgradig launig und reagierte auf alles was Max ansproch äußerst genervt. Und wenn er einfach so erzählte wurde er auch einfach wütend. Er sprach über den Governor, über den Bürgermeister, über den Postmann. Jeder hatte irgendwas getan, was ihm gegenüber furchtbar böse war. Alle Welt war gegen ihn. Ohne so genau zuzuhören, was Arnold wirklich erzählte, bekam Max eine Sache mit, die ihm zu Herzen ging: Arnold sagte, dass er der einzige hier sei, auf den er sich verlassen könnte im Moment. Er hatte das Gefühl, dass er es, im Gegensatz zu all den anderen jungen Männern, die hier ihr Glück versucht hatten, schaffen könnte. Er könnte mit der Goldgräberei reich werden. Er habe das Talent. So wie er es früher gehabt habe.
Dann begann Arnold tatsächlich zu erzählen. Er hatte hier früher alles gehabt. Er hatte hier angefangen und bei Mr. Stewart sich schnell zu einem der führenden Gräber entwickelt. Früher sei auf dieser Parzelle richtig viel los gewesen. Mr. Stewart meinte irgendwann, dass die Parzelle nichts mehr hergeben würde, aber Arnold wusste es besser. Mr. Stewart wollte weiterziehen, er besaß zahlreiche weitere Parzellen. Um Haines aber auch an ganz anderen Ecken von Alaska. Mr. Stewart war für ihn eine große Autoritäts- aber auch Bezugsperson geworden, deswegen war die Entscheidung für ihn schwierig, aber er wollte Mr. Stewart die Parzelle abkaufen. Er musste dafür einen Kredit aufnehmen, aber es funktionierte. Es war schwer für ihn gewesen, auf Mr. Stewart zu verzichten. Viel schwerer als davor von seinen Eltern zu gehen. Aber Luann hatte ihn die ganze Zeit unterstützt. Die Geschichte endete an dieser Stelle, denn Arnold fing an zu weinen. Als Max versuchte ihn zu trösten schlug er nach ihm. Seine Reaktion darauf, nicht zu trinken, war heftiger als letzte Woche!