Tour de France 2018

[Der Kantelberg]

Das ist natürlich auch kein Bengalo, sondern eine Rauchfackel.

Bengalos sind Handfackeln, die entflammt werden.

Ganz ehrlich: Ich check den Unterschied nicht. Dachte, es wär das Gleiche. Dann eben Rauchfackel.

edit: Aha. Danke für die Aufklärung, Sven und Louis.

[SvenBvBFan]

vs

[Der Kantelberg]

Jetzt wird Peter Sagan beim Sieg ausgebuht?

[The Thing]

Der Reporter hat heute erzählt, dass Nibali und auch sein Vordermann die Augen geschlossen und die Luft angehalten hätten in dem Rauch. Also blind durchgefahren sind. Somit der Sturz quasi aus dem Nichts für Nibali, der auf dieser Seite fuhr.

[SvenBvBFan]

Und die Tourveranstalter interessiert das nicht?

[Der Falke]

Froome ist doch sogar mal auf dem Weg zum Ventoux gestürzt wegen eines Zuschauers (Motorrad musste deshalb anhalten und er und zwei andere Favoriten fuhren aufs Motorrad und stürzten) und lief dann ein Stück zu Fuß.

[SvenBvBFan]

Kann man die Fans wegen Körperverletzung anzeigen?

[Leander]

Ich halte es in der Konstellation übrigens für ziemlich unmöglich, dass man Thomas zurückpfeifft, damit Froome Gelb holt. Tom Dumoulin hat sich bisher als unangreifbar gezeigt. Ich war davon ausgegangen, dass er sich in Alpe d'Huez nen Rückstand einhandelt, aber selbst auf diesem harten Anstieg war er nicht zu besiegen. Thomas zurückfallen zu lassen und auf nen Froome zu setzen, der dann 11 Sekunden (!!) Vorsprung auf Dumoulin hat, wäre Irrsinn. Dumoulin ist tendenziell der noch stärkere Zeitfahrer und er wirkt bislang zu allem Überfluss bei dieser Tour eher stärker als Froome. Wenn Froome auf der entscheidenden Pyrenäenetappe nicht angreift bzw. keine Zeit rausfährt, ist der Wechsel, den hier einige erwarten, unmöglich. Im letzten Zeitfahren kann nicht mehr viel rausgefahren werden, aber 11 Sekunden wäre nun wirklich in dem Rahmen, in dem es noch locker Verschiebungen geben kann.

Habe diesbezüglich ne ähnliche Fehleinschätzung getroffen wie Louis, hatte ja geschrieben, dass ich Tom Dumoulin für nen richtig starken Rundfahrer halte, der die Tour sicherlich in Zukunft gewinnen kann, aber dass ich das in Kombination mit dem Giro und gegen dieses starke Team für unmöglich halte. Er hat sich in den Bergen schneller verbessert als ich angenommen hatte, das muss ich zugeben, aber ansonsten muss ich auch sagen, riecht das schon etwas merkwürdig, dass hier zwei Fahrer, die um den Girosieg gefahren sind, hier um den Toursieg mitfahren gegen viele, die den Focus voll drauf gesetzt hatten. Das hatte sich nichtmal Armstrong getraut und der hätte jede Chance genutzt, die Konkurrenz zu demütigen, die er sich zugetraut hätte.

[Louis XV.]

aber ansonsten muss ich auch sagen, riecht das schon etwas merkwürdig, dass hier zwei Fahrer, die um den Girosieg gefahren sind, hier um den Toursieg mitfahren gegen viele, die den Focus voll drauf gesetzt hatten. Das hatte sich nichtmal Armstrong getraut und der hätte jede Chance genutzt, die Konkurrenz zu demütigen, die er sich zugetraut hätte.

Geht mir auch schon die ganze Zeit durch den Kopf.

Seit Pantani scheitert jeder am Double, und plötzlich gleich zwei Double-Anwärter auf dem Podium der Tour?

[Kaffeesatzleser]

Wegen der Fußball-WM war die Pause zwischen Giro und Tour eine Woche länger als gewöhnlich, was die Chancen für das Double erhöht - hatte ich irgendwo gelesen, hier:

http://www.spiegel.de/sport/sonst/ra...a-1206143.html

[Leander]

Wegen der Fußball-WM war die Pause zwischen Giro und Tour eine Woche länger als gewöhnlich, was die Chancen für das Double erhöht - hatte ich irgendwo gelesen, hier:

http://www.spiegel.de/sport/sonst/ra...a-1206143.html

Hatte auch Louis hier zurückliegend irgendwo auch schonmal erwähnt. Eine zusätzliche Woche Regeneration ist sicherlich schonmal Gold wert, es ist trotzdem erschreckend. Man muss zum Toursieg von Pantani 1998 auch wirklich ein paar Sachen im Hinterkopf haben:

1. Waren das wirklich die 90er bis dahin wirklich das (in CIV-Sprache) goldene Zeitalter für Doping.
2. Just in dieser Tour wurde das Festinateam hops genommen, womit eine ganze Reihe an Mitfavoriten rausfielen.
3. Die einzigen verbleibenen Mitfavoriten vom Team Telekom haben es beide nacheinander geschafft, sich nen Hungerast zu fahren (jedes vernünftige Team erinnert seine Fahrer regelmäßig dran zu essen, wenn die das selber nicht im Gespür haben), ein weiteres Kapitel der Meisterleistungen von Telekom/T-Mobile. Jan Ullrich war zum Zeitpunkt, als er sich den Hungerast gefahren hatte, im gelben Trikot und hat dann so knappe 10 Minuten auf einer Etappe verloren. Hätte er das nicht gemacht, hätte er sich sogar wirklich mit seiner nach 1997 typischen mittelmäßigen Motivation und Vorbereitung seinen zweiten Toursieg geholt.



Da kamen wirklich viele Bedingungen zusammen, damit das klappen konnte.

[Rinz]

Pantani hatte auch perfekte körperliche Voraussetzungen für das Bergfahren, klein und leicht, ich meine mich erinnern zu können daß zu jener Zeit das Tour-Profil über den Gesamtsieger entscheiden konnte und daß es 1998 eben Bergfahrspezialisten wie Pantani bevorteilte. Jan Ullrich war zwar beim Zeitfahren klar und bei mäßig ansteigendem Terrain leicht im Vorteil, hatte jedoch bei den steilen Anstiegen gegen Pantani keinerlei Chance.
Zu Pantanis Zeiten habe ich noch die Tour geguckt, nachdem er und Ulrich mit Sperren sanktioniert wurden, Armstrong dagegen unbehelligt (weiter-)fahren durfte, habe ich aufgehört mich für den Radsport zu interessieren.

Edit: So kann die Erinnerung täuschen, Ullrich verlor durch seinem Hungerast tatsächlich epische 9 Minuten und hatte doch später im Gesamtklassement nur 3:21 Rückstand, Leander hat also höchstwahrscheinlich recht: unter "normalen" Umständen hätte er seinen zweiten Tourneesieg einfahren müssen. Wobei, was heißt da schon normal, das Festina-Team ließ ihren besten Fahrer und Mitfavoriten Richard Virenque (wegen Dopingüberführung im Vorfeld) gar nicht erst an den Start gehen, die spanischen Teams zogen ihre Fahrer aus Protest gegen die umfangreichen und (nach Meinung aller Fahrer) entwürdigenden Dopingkontrollen zurück, weniger als die Hälfte der Fahrer wurden am Ende gewertet und doch wurden im Nachhinein sowohl Pantani als auch Ullrich des EPO-Mißbrauchs überführt. Schon während der Tour wurden Kofferweise EPO, Anabolika und Wachstumshormone sichergestellt, die Tour galt auch als die (Doping-)Skandal-Tour, wer blickt da noch durch, wer hier eigentlich tatsächlich der beste Fahrer war und wer was verdient gehabt hätte...

Und so langsam kommen die Erinnerungen wieder - Sitzstreik der Fahrer, eine verbummelte "Schein"-Etappe, eine Etappe wurde sogar wegen eines Fahrerstreiks komplett gestrichen, da ging es tatsächlich abenteuerlich zu...

[Der Falke]

Naja. Man muss auch sehen, dass Porte, Nibali und Uran bereits ausgeschieden sind. Besonders Porte hätte ich sehr hoch eingeschätzt.

Und zu Dumoulin... auch wenn man ihn hier für mit Froome auf einem Level hält - das war er beim Giro auch (eigentlich sogar etwas besser als Froome) bis zu Froomes Angriff am Finestre. Wobei wir diesmal auch schon Attacken von Froome gesehen haben, die Dumoulin dann zurückgefahren hat. Normalerweise, wenn Froome attackiert, ist er weg.

Sofern Dumoulin bis zum Zeitfahren so nahe an Froome bleibt und Thomas dann immernoch das Gelbe Trikot hat, wird ne Rochade tatsächlich sehr schwierig. "Am Besten" fände ich ja, wenn Thomas auf der letzten Bergetappe 1'20" auf Froome und Dumoulin verliert, dann sind alle beim Zeitfahren innerhalb von etwa 20 Sekunden, und das in der umgekehrten Reihenfolge der Stärke (Dumoulin 20 Sekunden hinter Thomas aber stärkster Zeitfahrer der drei).

Wiggins hatte übrigens gesagt, dass er eh davon ausgeht, dass Brailsford sowohl Froome als auch Thomas so lange wie möglich vorne halten will. Schon alleine weil es sehr riskant wäre, absichtlich Zeit zu verlieren. Ist ja nicht so, dass beide nur von ein paar Sekunden getrennt wären und der nächste dann einige Minuten zurück ist. So gesehen ist Dumoulin tatsächlich der schlimmstmögliche Gegner, weil gegen den muss man schon vor dem Zeitfahren nen Vorsprung rausfahren.

[Leander]

Pantani hatte auch perfekte körperliche Voraussetzungen für das Bergfahren, klein und leicht, ich meine mich erinnern zu können daß zu jener Zeit das Tour-Profil über den Gesamtsieger entscheiden konnte und daß es 1998 eben Bergfahrspezialisten wie Pantani bevorteilte. Jan Ullrich war zwar beim Zeitfahren klar und bei mäßig ansteigendem Terrain leicht im Vorteil, hatte jedoch bei den steilen Anstiegen gegen Pantani keinerlei Chance.
Zu Pantanis Zeiten habe ich noch die Tour geguckt, nachdem er und Ulrich mit Sperren sanktioniert wurden, Armstrong dagegen unbehelligt (weiter-)fahren durfte, habe ich aufgehört mich für den Radsport zu interessieren.

Edit: Ullrich verlor mit seinem Hungerast fast 9 Minuten und hatte dann später im Gesamtklassement nur 3:21 Rückstand, Leander also höchstwahrscheinlich recht: Unter normalen Umständen hätte er seinen zweiten Tourneesieg einfahren müssen. Wobei, was heißt schon normal, die Festina-Fahrer um Virenque wurden ausgeschlossen, die spanischen Teams zogen ihre Fahrer zuück, weniger als die Hälfte der Fahrer wurden am Ende gewertet - die Tour galt auch als die (Doping-)Skandal-Tour, wer blickt da noch durch, wer hier eigentlich tatsächlich der beste Fahrer war und wer was verdient gehabt hätte...

Sehr viel Spekulation ist eh immer dabei, ich will ja auch Pantanis Toursieg nicht kleinreden. Ein völlig unfähiges gegenerisches Team gehört dazu, fahrerische Intelligenz und/oder eine sportliche Leitung, die für eine kluge Fahrweise und professionelle Herangehensweise sorgt, sind Teil des Spieles. Es bedurfte einfach sehr vieler Bedingungen, dass Pantani diese Tour gewinnen konnte, eine war sicherlich schlichtweg Doping, was eben bis zum Festinaskandal ein Betruf ohne nennenswertes Risiko war.

Von den Favoriten, die damals rausgefallen waren, kann vor allem der Ausfall von Alex Zülle für Ullrich, Julich und vor allem Pantani Gold wert gewesen sein. Klar, Virenque oder Moreau hätten theoretisch auch die Tour ihres Lebens fahren können, aber Zülle war eigentlich vorraussehbar eine große Gefahr. Weiterhin war halt Ullrich auch nicht wirklich top vorbeireitet oder hochmotiviert an die Tour rangegangen, es ist sehr schade, aber Ullrich war immer nur zu Höchstleistungen fähig, wenn er was zu beweisen hatte (96 und 97 als er Toursieger wurde, 99 als er nach langer Verletzung bei der Vuelta zurückkam und 2003 als er sich zurückkämpfen musste).


Es war halt nicht nur die eine Woche, die er mehr hatte.

[ThomasBX]

Naja. Man muss auch sehen, dass Porte, Nibali und Uran bereits ausgeschieden sind. Besonders Porte hätte ich sehr hoch eingeschätzt.

Das halte ich auch für die entscheidende Parallele zu 1998. Damals waren wegen des Festina-Skandals mit Virenque und Zülle auch zwei Konkurrenten von Ullrich vor dem ersten Zeitfahren draussen. Wenn die Zhal der Sieganwärter schmaler wird, ist es eben auch wahrscheinlicher, dass jmd. das Doppel schaffen kann.