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Thema: Meldungen der Agentur Reuters für das Jahr 1946

  1. #61
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    27. September 1946: Wahlen zur Nationalversammlung des Königreiches Ostjordanien

    Das ehemalige britische Mandatsgebiet wählt in freien, gleichen und geheimen Wahlen für Frauen und Männer die neue, vergrößerte Nationalversammlung, an die der König zahlreiche Rechte abgetreten hat. Um eine schwankende Größe des Parlaments zu vermeiden, wird der ursprüngliche Wahlmodus leicht abgeändert, indem nicht besetzte Sitze nacheinander denjenigen Parteien zugeordnet werden, die bei ihrem Wähleranteil hohe Nachkommawerte erreicht haben. Das neu errichtete Parteiensystem hat sich bislang aber nur formell gebildet. Die meisten Listenverbindungen haben eher regionalen Charakter oder bestehen aus religiös-ethnischen Gruppierungen.

    Da die gemäßigten, kompromissbereiten Kräfte eine deutliche Dreiviertelmehrheit erlangen, wird allgemein eine konsensorientierte Lösung der ethnischen und religiösen Spannungen erwartet. Stärkste Kraft wird die königstreue, gemäßigt muslimische „Gerechtigkeitspartei“, die mit 24,1% und 24 Mandaten von einer relativ guten Organisation und einem nach europäischen Vorbildern geführten Wahlkampf profitiert hat. Gute Ergebnisse können auch die Muslimliga (12,9%-13 Mandate), die eher laizistische Friedenspartei (11,2%-11 Mandate) und völlig überraschend die Kommunistische Partei (9,8%-10 Mandate) für sich verbuchen. Der bisherige Innenminister Ibrahim Al-Bariki von der Gerechtigkeitspartei bildet eine Koalition aus insgesamt 9 Listen und Parteien und wird mit großer Mehrheit zum Ministerpräsidenten gewählt.

  2. #62
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    29. September 1946: Regierungsbildung in der Türkei

    In der Türkei einigen sich etwas überraschend die muslimische Demokratische Partei und die liberale Freiheitspartei auf eine Koalitionsregierung. Die bisherige Staatspartei CHP muss damit voraussichtlich in die Opposition gehen, stellt aber weiterhin den Präsidenten. Die beiden in vielen Themenbereichen eher gegensätzlichen Parteien einigten sich inhaltlich vor allem auf eine stärkere Demokratisierung und Parlamentarisierung des türkischen Staates, was bei vielen Abgeordneten der CHP eher auf Ablehnung stieß, so dass ihre Unterhändler nur wenige Zugeständnisse machten. Einige politische Beobachter vermuten, dass auch das eher zurückhaltende Agieren des Präsidenten dabei eine gewisse Rolle gespielt hat, denn seine Autorität hätte unter Umständen ein anderes Ergebnis herbeiführen können. Ministerpräsident soll der Historiker und frühere CHP-Staatssekretär Mehmet Fuat Köprülü von der DP werden.

  3. #63
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    1. Oktober 1946: Unabhängigkeit von Ostjordanien und Israel-Palästina

    Die beiden britischen Mandatsgebiete am Jordan erhalten nach einem längeren Prozess der Vorbereitung die Unabhängigkeit. König Abdallah und Ministerpräsident Jehuda Goldstein erklären in Anwesenheit des britischen Gouverneurs Lord Vauka, des stellvertretenden UN-Generalsekretärs Ronald Brahim Abbas und zahlreicher weiterer Würdenträger aus dem In- und Ausland, die beiden Schwesternationen würden auch künftig in Freundschaft verbunden sein und gemeinsam für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit eintreten.

  4. #64
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    3. Oktober 1946: Urteile in den Nürnberger Prozessen gefällt

    Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher des Dritten Reiches in Nürnberg geht mit mehreren harten Urteilen zu Ende. Insgesamt werden 18 Personen, darunter Adolf Hitler, Heinrich Himmler und Hermann Göring, zum Tod durch den Strang verurteilt. Weitere sieben Angeklagte müssen langjährige Haftstrafen antreten, während drei Männer freigesprochen werden. Die Angeklagten nehmen das Urteil sehr unterschiedlich auf, erklären aber fast alle, dass sie Opfer ungerechter Siegerjustiz geworden seien.

    Der frühere Reichskanzler Adolf Hitler ruft das deutsche Volk zu „brutaler Vergeltung an den jüdisch-bolschewistischen Plutokraten“ auf, doch die Anschläge der Werwölfe bleiben regional begrenzt und können meist mit Hilfe von Hinweisen aus der Bevölkerung verhindert werden. Anscheinend hat sich das Ansehen des Regimes in der Bevölkerung weitgehend verflüchtigt, zumal einige Angeklagte wie die früheren Parteigrößen Heinrich Himmler und Martin Bormann vor Gericht mit ständigem Gejammer und dem Versuch, ihre Schuld auf andere abzuwälzen, ein eher peinliches Bild abgegeben hatten.

  5. #65
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    4. Oktober 1946: Libanesisches Parlament führt Frauenwahlrecht ein

    Mit überraschend deutlicher Mehrheit hat das libanesische Parlament das aktive und passive Frauenwahlrecht eingeführt, das bereits bei den Wahlen im kommenden Monat gelten soll. Sowohl die verschiedenen liberalen wie die meisten religiösen und konservativen Parteien und Allianzen stimmten für die Gesetzesänderung. Über die Gründe wird in Zeitungen des In- und Auslandes viel spekuliert. Aus dem Umfeld des Ministerpräsidenten wird kolportiert, dass die gegenwärtig regierenden Konservativen verschiedener Ausrichtung das Thema aus dem Wahlkampf heraushalten wollten, um die eigenen Stärken ausspielen und auf die gute wirtschaftliche und außenpolitische Entwicklung verweisen zu können. Präsident Béchara el-Khoury muss das Gesetz noch unterzeichnen.

  6. #66
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    8. Oktober 1946: Friedensvertrag und Koalitionsregierung in China

    Die chinesische Regierung und die Kommunistische Partei einigen sich auf eine „Regierung der nationalen Einheit“ und einen Friedensvertrag. Vorausgegangen waren eine Konferenz in Moskau und starker politischer Druck der USA und der Sowjetunion. Bei den Verhandlungen war offenbar der Durchbruch gelungen, als sich General Chiang Kai-shek nach langem Zureden des US-Außenministers Edward Stettinius bereiterklärt hatte, als Präsident der Republik China zurückzutreten. Neues Staatsoberhaupt wird der Kuomintang-Politiker und frühere General Li Zongren, sein Stellvertreter der KPCh-Vorsitzende Chen Yi. Beide hatten sich in den 20er-Jahren mehrfach auf dem Schlachtfeld gegenübergestanden und symbolisieren so auch das Ende des Bürgerkrieges.

    Noch in diesem Jahr soll eine verfassunggebende Nationalversammlung in demokratischen Wahlen und unter Einschluss aller Provinzen des ehemaligen Kaiserreiches gebildet werden und das Land auf eine neue, friedliche Grundlage stellen. Die USA erklären sich bereit, Teile der chinesischen Auslandschulden zu übernehmen und stellen Kredite für den Wiederaufbau des besonders im Osten und Süden zerstörten Landes in Aussicht, sobald eine demokratisch legitimierte Regierung die Amtsgeschäfte übernimmt.

    In den USA wird die Übereinkunft fast einhellig als großer diplomatischer Erfolg sowohl der Regierung wie auch von Präsident Roosevelt persönlich gewertet, was die Aussichten der Demokraten für die Kongresswahlen deutlich verbessert. In Moskau scheint dagegen nach Berichten einiger Korrespondenten erstmals Kritik an der Regierung Schukow aufzukommen. Die enge Bindung an die USA und die Bereitschaft, Washington die Führungsrolle in der internationalen Politik zu überlassen, scheint besonders bei orthodoxen Marxisten und in den Geheimdiensten auf Vorbehalte zu stoßen.

  7. #67
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    8. Oktober 1946: Aufsehenerregende Aktionen der „Bikinivereine“

    Das libanesische Vorbild hat mehrere Gruppen der „Bikinivereine“ (also feministisch eingestellter Gruppen junger Frauen) dazu inspiriert, für das Allgemeine Frauenwahlrecht einzutreten. Besonderes Aufsehen erregen mehrere Demonstrationszüge in Teheran, Bagdad, Kairo, Istanbul und Damaskus, bei denen die Frauen Zedernzweige mitführen und besondere Kleidung tragen. Ein Teil der Frauen verwendet moderne westliche Kleidung, während ein anderer traditionelle – zum Teil verbotene – Gewänder angezogen hat. In Istanbul werden sogar zwei Frauen in Bikinis gesehen, wobei beide Mäntel darüber tragen. Auf diese Weise bekunden die Frauen ihre Überzeugung, ihre (männlich bestimmten) Regierungen hätten kein Recht, ihnen das Tragen bestimmter Kleidungsstücke zu versagen oder zu gebieten.

  8. #68
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    12.-20. Oktober 1946: Diplomatische Mission irakischer Gesandter in Lateinamerika

    Der Irak hat in den letzten Monaten mehrere hochrangige Diplomaten nach Mittel- und Südamerika entsandt. Eigentliches Ziel war dem Vernehmen nach eine Ermutigung der Gastländer, die Ölkonvention in der UN-Generalversammlung abzulehnen. Nachdem die USA vorgeschlagen hatten, den Entwurf in die Ausschüsse zu verweisen, hatte Missionsleiter Ibrahim Al-Makulla entschieden, die diplomatische Initiative zur Begründung wirtschaftlicher und politischer Kontakte zu nutzen, was ihm und seinen Mitstreitern gut gelang. Die allgemeine Einstellung Perus, Chiles und Argentiniens gegenüber den Ländern des Nahen Ostens verbessert sich so recht deutlich. Mit Argentinien gelingt Al-Makulla sogar der Abschluss eines Handelsvertrages, der den Import von Rindfleisch in und über den Irak vorsieht und so die Angebotsvielfalt an Nahrungsmittel im Land verbessert.

  9. #69
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    20. Oktober 1946: Regionalwahlen in Deutschland und Österreich

    Aufgrund der guten Erfahrungen mit den Kommunalwahlen ziehen die Besatzungsbehörden der Alliierten die für November geplanten Regionalwahlen vor. Gewählt wird in allen (nun) zwölf deutschen und drei österreichischen Regionen, außerdem in Schleswig-Holstein, Baden, dem Saarland und der Pfalz. Die Alliierten sagen vor den Urnengängen öffentlich zu, mit den jeweiligen Volksvertretungen eng zusammenzuarbeiten und im Laufe der vierjährigen Legislaturperioden zunehmend Kompetenzen an parlamentarisch gestützte Regierungen abzugeben, sofern die Sicherheitslage dies zulässt.

    Die Wahlen selbst erbringen recht unterschiedliche Ergebnisse. In den Regionen Thüringen, Sachsen, Hamburg-Bremen, Hannover-Göttingen, Westfalen-Rheinland, Hessen, Franken und Berlin-Potsdam siegt die SPD meist recht deutlich und erringt teilweise sogar absolute Mehrheiten. In Bayern und den französisch verwalteten Gebieten Baden, Pfalz und Saarland wird das Zentrum stärkste Kraft, in Württemberg die liberale Demokratische Volkspartei, in Magdeburg-Braunschweig die ebenfalls liberale Fortschrittspartei, in Mecklenburg (das die Besatzungsbehörden erst kurz vor den Wahlen als eigenständige Region geschaffen hatten) die konservative Christlich-Nationale Volkspartei und im dänisch verwalteten Schleswig-Holstein die bürgerliche, für einen deutschen Nationalstaat eintretende Republikanische Union. In Österreich gewinnt die konservative Volkspartei in Kärnten-Steiermark und Tirol-Vorarlberg die absolute Mehrheit, während die SPÖ stärkste Kraft in Wien-Linz wird. Die kommunistischen Parteien KPD und KPÖ erleben eine schwere Enttäuschung. Trotz guter Ergebnisse in einigen Hochburgen können sie in keiner der Regionen mehr als 15% der Stimmenanteile gewinnen und bleiben meist sogar deutlich unter 10%.

    Die neu gewählten Regionalparlamente erklären sich überall mit deutlicher Mehrheit bereit, eng mit den Besatzungsbehörden zusammenzuarbeiten, fordern aber auch, dass langfristig alle Deutschen selbst in Freiheit über ihre Zukunft entscheiden dürfen.

    Wie bei den Kommunalwahlen zeigte sich auch diesmal, dass die schrillen Drohungen hochrangiger Mitglieder des ehemaligen Regimes kaum mehr ernst genommen werden müssen, weil die Werwolfbewegung ihre Kraft und ihren Rückhalt in der Bevölkerung weitgehend eingebüßt hat, zumal die alliierte Verwaltung als relativ effizient und gerecht gelten kann. Anschlagspläne werden meist schon im Vorfeld unterbunden, weil viele Bürger inzwischen bereit sind, die Behörden zu informieren.

  10. #70
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    27. Oktober 1946: Besonders großer Andrang bei der diesjährigen Hadsch

    In diesem Jahr melden saudische Behörden ein besonders großes Interesse von Gläubigen an der Mekkawallfahrt. Offenbar haben das Kriegsende und die gute wirtschaftliche Entwicklung in vielen islamischen Ländern zahlreichen Familien die nötigen Mittel verschafft, auf Pilgerreise zu gehen. Auch das Vorbild mehrerer bedeutender Staatsmänner wie des Sultans Abdullah bin Othman hat offenbar seine Wirkung nicht verfehlt. Da die saudischen Staatseinnahmen zu einem nicht geringen Teil von den Einkünften der Wallfahrt abhängen, spült dies beträchtliche Summen in die Kassen des Königs. Gleichzeitig steigt aber auch der Druck auf die saudische Regierung, die Heiligen Stätten endlich in einer würdigen Weise auszubauen und für große Pilgerströme vorzubereiten.

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