[ÖI] Ägypten - die Macht am Nil

[Jon Snow]

Streng genommen sind eure Truppen in die alliierte Kommandostruktur eingebunden, deren Oberbefehlshaber Eisenhower ist. Besonders unbeliebt sind allerdings die Briten als Kampfgefährten, zumindest bei den Nationalisten und auch in der Muslimbruderschaft.

Deine gegenwärtige Regierung ist tendenziell liberal-laizistisch und einem westlichen Modernisierungskurs verpflichtet. Dein Premier Ahmad Mahir Pascha gehörte lange zur nationalliberalen Wafd-Partei und hat inzwischen eine eigene Fraktion gegründet, was aber eher an persönlichen Auseinandersetzungen mit den Wafd-Vorsitzenden Mustafa Nahas Pascha als an inhaltlichen Differenzen lag. Die Kriegserklärung sollte (ähnlich wie von dir vermutlich auch intendiert) eine britische Dankesschuld anhäufen, auf welche man nach Kriegsende zurückkommen wollte. Da die Regierung sich aber auch bei den Muslimbrüdern extrem verhasst gemacht hatte (man manipulierte die Wahlen zu deren Ungunsten und sperrte einige ihrer Mitglieder ein), kam es zu dem Mordanschlag, der in der Realität erfolgreich war.

Die Wafd-Partei und ihre Abspaltungen sind grundsätzlich ziemlich antibritisch, nationalistisch, religiös eher liberal bis laizistisch und antikommunistisch. Wenn ihr eine Annäherung an die Muslimbrüder erreichen möchtet, müsst ihr diese Partei(en) also vermutlich irgendwann aus der Regierung entfernen. Gegenwärtig - nach dem Mordanschlag auf Ahmad Mahir Pascha - wäre aber sicherlich kein guter Zeitpunkt dafür.

[zerialienguru]

Der König wird den Anschlag zum Anlass nehmen, Zur Versöhnung aufzurufen. Er möchte, dass zukünftig keine Wahlen mehr manipuliert werden (und dass die Briten sich aus der ägyptischen Innenpolitik heraus halten). Als Zeichen der Entspannung sollen alle aus politischen Gründen verhaftete Personen noch vor der Konferenz frei gelassen werden

[Jon Snow]

Alles klar! Wäre April als Konferenzbeginn ok?

[zerialienguru]

Ja klar!

[zerialienguru]

Welches Wahlrecht herrscht denn bisher vor?
Ich bin gerade etwas erstaunt, das liest sich ziemlich demokratisch. Etwas, das ich nicht unbedingt mit Ägypten verbinde.

[Jon Snow]

Ägypten war zu dieser Zeit tatsächlich weitaus demokratischer als nach den Militärputsch von 1952. Es gilt die Verfassung von 1923, zu der die Mehrheitspartei und ihre Ableger (Wafd) sich bekennen. Der König besitzt zwar eine starke Stellung sowohl in der Außen- wie in der Innenpolitik, muss jedoch seine Maßnahmen vom Premierminister gegenzeichnen lassen - allerdings kann er diesen auch entlassen. Nur: Auch das in Abgeordnetenhaus und Senat geteilte Parlament kann dasselbe tun, so dass der Premier für beide Seiten akzeptabel sein muss.

Abgeordnetenhaus und Senat werden beide nach Allgemeinem Wahlrecht gewählt, die Senatoren sind jedoch zwingend Männer von Rang und Besitz (man muss sowohl einen Titel am Hofe, in der Staatsverwaltung oder in der Armee besessen haben und über Grundbesitz verfügen), außerdem ernennt der König bis zu 30 von ihnen, was bei 90-100 Senatoren insgesamt natürlich recht viel ist. Das Abgeordnetenhaus wird in Wahlkreisen bestimmt, wobei die Wafd meist dafür sorgt, dass die ländlichen Gebiete unterrepräsentiert sind. Außerdem hat der König in der Vergangenheit die Verfassung auch schon zeitweilig außer Kraft gesetzt. Die Muslimbrüder und die politische Linke hoffen auf größeren Einfluss, wenn der Senat wegfällt oder nicht mehr gleichberechtigt ist und der Verfassungskonvent bzw. später das Parlament mit einem Verhältniswahlsystem bestimmt wird.

[zerialienguru]

Uff, schwierig. Also die 30 vom König bestimmten Senatoren soll es geben, sofern das nicht bereits der Fall ist.

Bezüglich Rang und Besitz: Gilt ein Vorsteher einer Moschee auch als ein Würdenträger? Titel haben sie ja, aber Besitz? Gehört ihnen quasi die Moschee?

Ich nehme an, Gesetze müssen durch beide Kammern abgesegnet werden?

[Jon Snow]

Ich gehe beim Senat davon aus, dass du das Kontingent jeweils ausschöpfst. Gibt es eine besondere Richtlinie dafür? Bislang sind das hauptsächlich Höflinge und Freunde des Königs.

Moscheevorsteher haben zwar keinen Zugriff auf das Gotteshaus, sind aber in aller Regel ohnehin Männer von Rang und Besitz. Es wird ja erwartet, dass sie mit eigenen Mitteln einspringen, falls die Moschee renoviert werden muss oder eine Spende an die Bedürftigen nötig ist.

[zerialienguru]

Keine besondere Richtlinie außer den König zu unterstützen.

Beide Kammern sollen über eine Änderung des Wahlrechts beraten, damit die ländlichen Regionen genau so repräsentiert werden wie die städtischen Regionen.

[Jon Snow]

Wird gemacht.

[zerialienguru]

Jon, zwischen VK und mir besteht eine gewisse Uneinigkeit darüber, ob der Sudan nun zu Ägypten gehört oder nicht. Ich bin der Meinung, das beide Länder in Personalunion an den König gebunden sind, VK sieht das anders. Da müsste wohl eine gewisse Klärung kommen, denn VK bietet mir an, in Sachen Sudan Ägypten machen zu lassen, ich bin der Meinung, dass das kein Angebot ist, weil Ägypten das eh kann.

Noch was anderes: Ägypten wäre bereit, sich an der Besetzung von Italien und Deutschland zu beteiligen, bis in diesen Staaten eine staatliche Organisation im Sinne der Siegermächte aufgebaut ist - ich weiß bloß nicht, wem ich solch ein Angebot mitteilen soll.

[Jon Snow]

Der Sudan ist offiziell ein "Kondominium", ist also beiden Ländern unterstellt. Faktisch hatten allerdings die Briten die alleinige Kontrolle über das Land. Seit 1936 haben die letzten ägyptischen Truppen das Land verlassen und die Regierungsgeschäfte werden von einer Behörde unter einem britischen Generalgouverneur ausgeführt, der normalerweise auch Kommandeur der britisch-sudanesischen Streitkräfte ist. Gegenwärtig ist das Generalmajor Hubert Huddleson. König Faisal hat sich irgendwann auf eigene Faust den Titel eines Königs von Ägypten und des Sudan zugelegt, aber das ist im Grunde so etwas wie der Titel "König von Jerusalem", den die Habsburger bis ins 20. Jh. hinein beanspruchten.

Wegen des Angebots muss ich aber nochmal mit Vk sprechen. Die Briten werden voraussichtlich den Sudan nicht einfach hergeben, solange sie überzeugt sind, dass die afrikanischen Kolonien noch viele Jahrzehnte unter ihrer Fittiche bleiben werden. Und du kannst nach Meinung praktisch aller deiner Berater den Kanal auch nicht hergeben, ohne dass es ziemlich sicher zu einem Militärputsch kommen würde.

[zerialienguru]

Ich sitze also zwischen den Stühlen. Na das ist ja nichts neues.

Wie schätzt Du denn die Lage in Libyen ein? Ist das ein Land, das schon bereit wäre für eine Unabhängigkeit, oder wäre da eine Treuhandschaft angebrachter?

[Jon Snow]

Das werde ich auswürfeln (wie für alle ehemaligen Kolonien der Achsenmächte), aber die Wahrscheinlichkeit für eine zeitweilige Treuhandschaft ist ziemlich hoch.

[zerialienguru]

Mist, jetzt ist das Spiel schneller als es mir lieb ist. Warte noch auf eine Antwort auf VK, wenn die bis heute nacht nicht kommt, schreib ich morgen früh was zu dem Antrag.