Okidoki Sir!
Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.
Du kannst das durchaus nutzen, um die Regierung sanft in eine bestimmte Richtung zu drängen oder sogar Neuwahlen im kommenden Jahr (mit Frauenwahlrecht) durchzusetzen. Naccache ist so eine Art libanesischer Gauland, den mögen auch die Konservativen nicht alle.
Dann mögen wir ihn natürlich besonders.
Sag mir, dass der Großteil der Bevölkerung liberal eingestellt ist.
Ich würde an eurer Stelle versuchen, die Sache parlamentarisch zu lösen: Lade die Koptin dazu ein, dem Parlament gegenüber ihren Fall vorzutragen, und dann lasse über die einzelnen Unterpunkte abstimmen. So bekämst du eine gruppenübergreifende Entscheidung mit zumindest einem sanften Stoß in eine liberale Richtung.
Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.
ps:
Noch ein paar Fakten und Brainstormergebnisse:
a.) Folgendes schrieb mir Jon, als ich mein Parlament frage:
Ein (passives) Frauenwahlrecht wäre wohl auch bei euch keine große Sache, die nur dummerweise dadurch erschwert wird, dass ein paar sicherlich ganz nette Damen eine Menge Staub aufwirbeln.
b.) Ich würde an deiner Stelle an das Ergebnis der ersten Bildungsreform denken und lieber gemächlich vorgehen. Drei Regierungen in vier Jahren Existenz wären kein Zeichen von Stabilität.
c.) Wenn du ein Frauenwahlrecht möchtest, aber nicht den Bikini-Mädchen nachgeben möchtest, könntest du auch den stellvertretenden UN-Generalsekretär Brahim Abbas um Rat und Meinung bitten. Er besitzt eine poltisch selbstbewusste syrische Ehefrau - und könnte damit die Idee vom Frauenwahlrecht von seinem Schmuddelimage befreien.
d.) An der "klaren Geschlechterhierarchie" würde ich jedoch nicht rütteln und auch den Bikini nicht bedingungslos begrüßen. Der persische Kompromiss sollte jedoch für dich möglich sein.
e.) Natürlich kannst du eine Hinwendung zum Frauenwahlrecht auch mit einem "Ganz abseits der Bikinifrage: Wenn die beiden Jordanien es einfügen, sollten wir uns überlegen, ob es nicht auch etwas für uns wäre" begründen.
f.) Ich könnte euch auch anbieten, das Thema Aktives Frauenwahlrecht auf die Tagesordnung des Dezember-Treffens in Jerusalem zu setzen. Dann könnten wir es als gemeinsame Position legitimieren.
Das wäre meine Einschätzung - ganz ohne Gewähr und so.
Geändert von Ghaldak (10. Juni 2018 um 10:34 Uhr)
Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.
Es kommt ein wenig auf das Thema an. Religion spielt bei den Menschen auch in der Stadt noch eine recht große Rolle, aber das heißt nicht unbedingt, dass das alles Zeloten sind. Beim Frauenwahlrecht sieht es beispielsweise ganz gut aus, das hätte voraussichtlich eine Mehrheit auch im bisherigen (eher konservativen) Parlament. Außerdem gibt es immer auch Leute, die etwas persönlich zwar nicht gut finden, aber nicht unbedingt gleich verbieten wollen.
Wenn du dein Land geschickt in eine eher liberale Richtung lenken möchtest (was ich annehme), kannst du solche Themen durchaus nutzen, um die Parlamentarier unter Zugzwang zu setzen.
Nächste Regierungskrise
Das sind ja auch keine, nennen wir es, rückwärtsgewandte Menschen.
Hast du Jon, schon irgendwo geschrieben, wo auf dem Spektrum sie stehen?
Ghaldak, ich hatte deine Punkte natürlich gelesen.
Frankreichs Parteiensystem - das im Libanon teilweise ähnlich aussieht, wenn auch die religiöse Dimension eine weit bedeutendere Rolle spielt - hatte eine etwas andere Geschichte als das deutsche, weil die Monarchisten häufig auch sehr enge Bindungen an die katholische Kirche hatten und der politische Liberalismus eine insgesamt stärkere Position gewinnen konnte. Die "Radikalen" oder "Radikalsozialisten" hatten ihren Namen daher, dass sie für die Prinzipien der Revolution von 1789 und die radikale Trennung von Kirche und Staat eintraten, die schließlich 1905 verwirklicht wurde. Es handelt sich aber nicht um eine "linke" Partei, sondern um bürgerliche Liberale mit stark nationalistischer Gesinnung. Ein wichtiger Protagonist war beispielsweise Georges Clemenceau, der als Ministerpräsident mit militärischer Macht gegen Streiks vorging. Die radixaux galten auch als Sprachrohr der französischen Siedler in den Kolonien, insbesondere in Algerien, so dass sie besonders vehement für den Krieg eintraten. Es gab aber auch einen linken Flügel, der 1936 die Volksfrontregierung mittrug.