OK, mal Verschiedenes zu verschiedenen Epochen:
Sehr lesbar: Robert Harris, Imperium.
Cicero ist ein junger aufstrebender Redner, Anwalt und angehender Politiker im alten Rom, dessen Ehrgeiz, "Imperium" zu erringen (die Würde eines Konsuls) auf zwei Probleme trifft: Erstens gibt es verdammt viele ehrgeizige Männer, die mehr Geld, Macht und Ansehen haben. Und zweitens ist es nicht leicht, gegen sie Erfolg zu haben, wenn man selbst noch ein Minimum (aber auch nicht mehr) an Prinzipien hat, und die anderen nicht. Macht das alte Rom spannend erlebbar, aus der Sicht eines Dieners auf den schillernden Protagonisten.
Wenn Du Dir was zutraust: Umberto Eco, Der Name der Rose.
Als alter Mediävist einer meiner Lieblingsromane. In einem italienischen Kloster muss ein Sherlock Holmes des 14. Jahrhunderts im Mönchsgewand eine Mordserie aufklären und herausfinden, was es mit dem geheimnisvollen ketzerischen Buch und der absonderlichen Bibliothek des Klosters auf sich hat, während die Inquisition, fanatische Brüder und der Streit zwischen Kaiser und Papst weite Kreise ziehen. Keine leichte Kost, aber sehr lohnend, mit einem Verständnis mittelalterlicher Mentalität, das tiefer geht als praktisch jeder andere historische Roman, der je geschrieben wurde. Außerdem im Programm: Haufenweise literarische Querverweise, augenzwinkernde Hommagen, leserliches Miträtseln in bester Mystery-Krimi-Tradition.
Moderner Klassiker: Daniel Kehlmann, Die Vermessung der Welt.
Zwei historische Figuren widmen zeitgleich ihr Leben der Aufgabe, die Welt zu vermessen: Alexander von Humboldt geht auf Forschungsreise um die Welt und macht sie mit seiner akribischen Soziopathie, die sich unmittelbar in seinen Werken niederschlägt, dem Menschen begreifbar. Der verschrobene Friedrich Gauss dagegen verlässt kaum einmal seine vier Wände und bändigt durch seine Mathematik doch noch weitergehende Dimensionen der Welt. Protagonistenfixierter, handlungsarmer, aber sehr vergnüglich zu lesender Roman über den Geist der Aufklärung.
Einfach nur ein guter Krimi? Volker Kutscher, Der nasse Fisch.
Das Leben, Denken und Fühlen in der Weimarer Republik zum mit-Erleben, in der spannendsten Stadt des Universums (hier: Berlin), aus der Sicht des Kriminalbeamten Gereon Rath, der selbst ganz ordentlich Dreck am Stecken hat, aber dennoch wohl eher zu den Guten zählt? Während sich in den Straßen Kommunisten- und SA-Schlägerbanden bekämpfen, trinkt, feiert, kokst und lacht die Berliner Elite in den Tanzpalästen. Keiner hat nicht die Finger in jemand anderes Tasche, und obwohl das Gespenst des Naziterrors, das sich in wenigen Jahren erheben wird, noch nicht einmal am Horizont zu sehen ist, spürt man in jeder Zeile: Das ist ein Tanz auf dem Vulkan. Vordergründig ein satter guter Krimi, dahinter ein dichtes Zeitporträt.
Soviel zu meiner Arbeitsvermeidungsstrategie am Nachmittag, viel Spaß beim Lesen!