Also gut, es geht um einen alten Unbekannten. Ist es so besser?
Also gut, es geht um einen alten Unbekannten. Ist es so besser?
Seid mal netter zu Arcerdy!
Ja. Ich hatte beispielweise heute morgen wieder eine depressive Phase. Bin erst 13:40 Uhr aufgestanden. Vorher ging es nicht. So viele schlechte Gedanken.. und keine Kraft. immerhin habe ich eine Psychotherapeutin finden können. Die sind ja leider nur sehr rar gesät.. eh man da mal drankommt vergeht ja ein Jahr. Aber ich habe nun eine.. Was auch ganz gut ist, da sich meine familiäre Situation wahrscheinlich eher verschlechtern wird..Zitat von Der Kantelberg
Naja und dann habe ich auch schon eine Autismus-Therapie beantragt und vom Sozialamt auch bewilligt bekommen. Nur da warte ich halt noch auf einen freien Platz.
Was mich seit Laengerem interessiert, ist die Wirkung von Internetkontakten. Bei manchen Portalen habe ich den Eindruck, dass viele User eine plakativ-daemliche Art und Weise der ostentativen Depression wie ein Ehrenzeichen vor sich hertragen. Das erste Mal aufgefallen ist mir das auf imgur, seitdem sehe ich haufenweise Memes usw., in denen die eigene Depression (oder "Depression"?) "verarbeitet" wird – fuer meine Begriffe sieht das eher so aus, als ob einer schweren, ja lebensgefaehrlichen Krankheit da geradezu eine gewisse Coolness eingeimpft werden soll.
Aber vielleicht ist das einfach nur ein kompensatorischer Umgang mit einer kaum ertraeglichen Situation? Ist ein moeglicherweise naiver individueller Eindruck. Ich will mir da kein Urteil erlauben, da ich ja nicht drinstecke, und Depressive sicher oft genug zu hoeren bekommen, dass sie mit ihrer Situation "einfach nicht richtig umgehen", "surf halt nicht soviel im Internet und geh lieber mal mehr unter Leute", "reiss Dich mal zusammen, dann wird das schon" usw.
Nun habe ich auch oft gelesen und mittlerweile von einer betroffenen Bekannten bestaetigt bekommen, dass Patienten mit div. psychischen Leiden (insb. Zwangsstoerungen, wie Essstoerungen, Ritzen etc.) und (im Fall der Tochter meiner Bekannten) Suizidgedanken einander in kleinen, intimen online-Netzwerken nicht selten gegenseitig ermutigen, was in einzelnen Faellen sogar bis hin zu abgesprochenem gemeinsamem Suizid gehen soll.
Ich finde die Entwicklung solcher Auswuechse sehr bedenklich. Gleichzeitig vermute ich, dass viele Menschen mit psychischen Leiden online Anschluss und Solidaritaet bis hin zu echter Hilfe bekommen, was angesichts der auch von Arcerdy angesprochenen langen Wartezeiten evtl. rettende Bruecken bauen kann.
Wie sehen die Betroffenen diesen Komplex? Da ich mittlerweile einige Bekannte haben, die an Depressionen verschiedener Schweregrade leiden, wuerde mich sehr interessieren, wie Ihr den Umgang des heutzutage wohl wichtigsten Mediums damit empfindet.
Nethack: Ein Roguelike mit Spieltiefe ohne Ende!
PB87: Alexander im letzten (?!) Civ4-PB
PB82: Ludwig XIV. im Wunderwahn
PB81: Mali!
Story im PB 80 (mit Keine Andeutung; ausgestiegen)
Story im PB 78 (mit Keine Andeutung; vernichtet)
SP: Unsterbliches Äthiopien im Panzerwahn
SP: Kyros der Perser, Unsterblich, Weltraumsieg!
Es gibt da - wie eigentlich immer im Leben - zwei verschiedene Seiten.
Da gibt es die Communities, die sich in die Krankheiten vertiefen und sie als Teil der Persönlichkeit ansehen. Mir fällt da z.b. direkt die Pro-Ana ("Pro-Magersucht" mehr oder weniger) "community" ein, die man sehr leicht findet, wenn man danach sucht. Dort wirkt es so, als wäre die Krankheit für die Betroffenen schon eine Art Religion (ist manchmal tatsächlich so aufgezogen, mit Geboten und so allem) und teilweilse identifizieren sich die sehr stark mit der Krankheit, sodass sie sich so fühlen, als wären die ohne der Krankheit nichts mehr. (okay, der Teil ist ein Problem den viele psychisch Kranken haben, wenn die Krankheit lange andauern und sehr einschneidend ist)
Das ist klarerweise rein destruktiv und vollkommen abzulehnen.
Dann gibt es aber auch viele kleinere, meist etwas versteckte und nicht direkt zugängliche Foren in denen sich Betroffene austauschen können und durchaus ermutigen Schritte zur Besserung zu machen. Ich selbst war mal in so einem Forum und kann sagen, dass es mir damals sehr viel geholfen hat. Sowas kann Menschen überhaupt dazu bringen erstmal zum Arzt zu gehen und damit den ersten Schritt zu machen. Oder weiter durchzuhalten etc.
Bezüglich der Depression-Memes etc.: Das ist mMn tatsächlich einfach eine Art mit der inneren Verzweiflung/Leere/etc. umzugehen. Depressive z.b. - in meiner Erfahrung - scherzen oftmals gern über ihren Zustand. (sollte man dennoch ernst nehmen, da hilft es aber, wenn man die Person kennt und das gut einschätzen kann) Das ist eben auch einfach eine Möglichkeit damit zurecht zu kommen und im Internet kann man das natürlich auch betreiben. Da findet man eben auch leichter andere Betroffene um sich auszutauschen ohne direkt von seinem Leben und wie schlecht alles läuft zu erzählen.
Dass im Internet Depression als "Coolness" rüberkommt kenn ich allerdings nicht.
Hab da aber vielleicht einen anderen Zugang als ehemalige Betroffene.
"...that which holds the image of an angel becomes itself an angel..."
Ich kann da nur für mich sprechen. Aber bei mir war es so, das ich garnicht wusste was los ist. Sprich, ich hatte eine psychische Erkrankung garnicht auf dem Bildschirm. Weil einfach für Leute die damit noch nie Kontakt hatten eine psychische Erkrankung mit Verrückt und Psychiatrie verbunden wird. Und das war ich ja nicht. Und alle außenstehenden haben mich auch nicht auf die Möglichkeit hingewiesen. Ich habe daraus resultierend angefangen mich mit meinem Körper außeinander zu setzen. Das hat gegen die Erkrankung selbst nicht viel geholfen. Aber es hat geholfen den Körper und seine Reaktionen zu verstehen und bis heute profitiere ich davon. Wenn man immer wieder Schmerzen hat, immer an den selben Stellen und der Hausarzt nichts findet oder einen garnicht mehr untersucht... wird man irgendwie nervös. Damals wurde ich leicht hypochondisch.
Ich finde diese coolness ist gefährlich. Bei mir war es so, das in meinem Umfeld NIEMAND wusste was wirklich los ist. Weil ich in der Lage war in Anwesenheit Dritter zu funktionieren. Nur meine Mutter hat gemerkt das irgendwas nicht stimmt. Von allen anderen wurde ich als kränklich oder faul empfunden oder als Weichei... aber mehr auch nicht.
Ich kam durch Verzeiflung auf die psychische Schiene. Ich wusste nicht mehr zu welchem Arzt noch...
Das Problem bei mir ist die Ursache... sprich: die Klinik hat die Depression behoben und mit Möglichkeiten aufgezeigt wie ich ein erneutes Abrutschen verhindern kann. Aber an der Somatisierungsstörung oder dem Ursprung beider Erkrankungen, einer Perösnlichkeitsstörung hat sich bisher leider nichts verändert. Es war nicht der Job der Klinik und die zwei Psychologen haben aufgegeben. Am Ende haben sie mir unterstellt ich würde nicht wollen/mitarbeiten und haben die Behandlung beendet. Das Problem daran ist aber, das die Psychologen nur an etwas gescheitert sind, an dem ich jeden Tag scheiter. Nämlich die innere Blockade zu überwinden. Aber statt zu sagen, das sie die falschen sind oder das nicht können, ist der Patient wg mangelnder Mitarbeit schuld. Das dies nicht stimmt, spielt keine Rolle. Aktuell suche ich wieder einen... einen der es Ernst meint. Wenn ich in der ersten Sitzung sage worin das Problem besteht und in der letzten Sitzung der Psychologe sagt, das er deswegen das Problem nicht lösen kann, denke ich mir, das wusste er auch schon als ich das erste Mal da war.. weil ich es gesagt habe.
Meine Interpretation:
Ich habe eine innere Blockade die ich nicht überwinden kann und mir daher Hilfe gesucht habe. Vermutlich eine Art Schutzreaktion meines Lebenswillens, weil dieser immens stark bei mir ausgeprägt ist. Ich war in der Klinik z.b. der einzige der nie Suizidgedanken hatte oder es versucht hat und ich war bei weitem nicht derjenige mit den geringsten Problemen. Ich war eher oberes Mittelfeld. Dieser starke Wille, blockiert aber zeitgleich jeden Versuch an den Kern der Probleme ranzukommen. Teils durch Trotzreaktionen: Ich will etwas und tu das gegenteil, z.b. früher ins Bett gehen oder lernen. Durch Blackouts: ich errinner mich nicht mehr was ich tun wollte und nehme das auch nicht mehr wahr (wenn z.b. Lernzeug direkt vormir liegt) von jetzt auf nachher. Und wenn ich an den Kern gehen will, blockt meine Psyche ab, "zieht" mich da raus und spätestens 1min nach dem Psychologentermin kann ich mich an nichts mehr im Termin errinnern, egal wiesehr ich es auch versuche.
Und diesen Teufelskreis versuche ich aufzubrechen... und es funktioniert nicht... zumindest nicht länger als 1-2Tage ohne eine Umkehrreaktion. Dieses Prinzip hat mir vermutlich meine Kindheit gerettet und mich überleben lassen ohne große Beeinträchtigungen. Auf der anderen Seite hat es mir jede emotionale Wahrnehmung geraubt (was mit meiner hochsensibilität kollidiert ist) und mich abgeschottet. Den Schutzwall habe ich inzwischen abgebaut... aber den Übermächtigen Überlebenswillen kann ich nicht überwinden. Das äußert sich auch in Überängstlichkeit wie Höhenangst (Brücken, Autofahren mache ich nicht mehr, mir aufgrund meiner körperlichen Reaktion zu gefährlich), etc.
Der Witz ist, da sich zu jeder Zeit voll Arbeitsfähig war und hervorragende Arbeitszeugnisse habe. Aber dennoch will mich keiner mehr einstellen weil "nicht belastbar". Lebenslauf > Arbeitszeugnisse halt... was bringt einem Arbeitszeugnisse mit 1- bis 2 wenn der Lebenslauf alles kaputt macht. Galgenhumor sag ich inzwischen manchmal "rein Rententechnisch macht es keinen Sinn mehr zu arbeiten, weil ich soviel verdienen müsste um die Grundsicherung zu bekommen, das es egal ist ob ich noch arbeite". Was auch ein Hacken gegen unser kaputtes Rentensystem ist (ich bin 34 und müsste mindestens 3800 EUR Brutto verdienen nach heutiger Kaufkraft um mehr als Grundsicherung zu erhalten bis 67).
Geändert von nordstern (18. Dezember 2018 um 13:52 Uhr)
Ich als Betroffener mag diese Memes ja. Es kann natürlich durchaus sein das einige das einfach Cool finden, denn jeder will ja irgendwie was besonderes sein (und so eine "coole" Depression hat halt nicht jeder), aber wie diese Memes wirken hängt ja auch vom Betrachter ab und aus meiner Sicht ist es eher eine Form von Galgenhumor. Das Thema ist ernst und ich verbringe die Woche über normalerweise sehr viel zeit damit ernsthaft und tiefgründig über das Thema zu reden und nachzudenken. Aber nur Ernst und Respektvoll mit den eigenen Problemem umzugehen ist sehr anstrengend imho. Sich über die eigenen Probleme Lustig zu machen oder sie in Memes in die Öffentlichkeit zu tragen (denn manche sind ja nicht wirklich Lustig) hilft mir persönlich dabei ihnen die Unangreifbarkeit zu nehmen, es macht sie Menschlicher (ich hoffe das macht Sinn wenn ich das so schreibe). Ausserdem sieht man das man nicht alleine ist und es auch andere gibt welche die selben Probleme haben. Das Gefühl "Niemand versteht mich, ich bin ja so alleine" wird so gemildert. Ich mache aber nun schon lange Therapie und würde eigentlich sagen das ich ziemlich erfahren bin im Bezug auf meine eigenen Probleme. In meinem Anfangs-Behandlungsstadium hätte ich das vermutlich nicht so locker gesehen. Ich behaupte mal das ist ein Prozess, wenn man so weit ist das man sich über seine eigene Krankheit lustig machen kann ist das ein gutes Zeichen. Aber jeder Mensch und jeder Krankheitsverlauf ist auch anders und deshalb werden solche Memes auch immer polarisierend sein.
Bezugl. Internetcommunities habe ich mich eigentlich eher von den meisten ferngehalten. Sie können sehr nützlich sein wenn man Gleichgesinnte sucht, sich austauschen möchte oder einfach wissen möchte wo man Hilfe findet. Aber auch sehr hinderlich wenn die negativen Gedanken dort oberhand gewinnen und einen Negativstrudel bilden. Ich habe die wirklich wichtige Hilfe abseits vom Internet bekommen und man sollte sich bei ernsthaften Problemen imho so schnell wie möglich RL hilfe suchen.
Ich habe nicht den Eindruck, dass Depressive ihre Mitmenschen unnötig viel mit ihren Problemen belästigen, auch nicht im Internet..
- Life of Brian 1979Ich bin Brian und meine Frau ist auch Brian!
- civforum.de 2001
Eher im Gegenteil, sie versuchen niemandem zur Last zu fallen, was Teil des Problems ist.
Eine wirksame Maßnahme gegen Depression ist, regelmäßigen Tätigkeiten nachzugehen und das trifft ziemlich auf die tägliche Arbeit zu. In der Freizeit helfen Hobbys in jeglicher Form, die einem zumindest ein bisschen interessieren.
Aber warum überhaupt das im Lebenslauf erwähnen? Du hattest ne Auszeit, bist gereist. Wenn du unbedingt erwähnen willst, dass die Auszeit an einer Krankheit lag dann sei kreativ. Notfalls war es eine andere, die leichter zu "akzeptieren" ist.
Naja, also ganz so einfach ist das nicht. Als ich nach längerer Auszeit wieder auf den "ersten Arbeitsmarkt" drängte, hatte ich viele sehr interessante Gespräche mit potenziellen Arbeitgebern über meinen - ich nenne ihn mal "ungewöhnlichen" - Lebenslauf. Ein sehr freundlicher Herr einer Zeitarbeitsagentur sagte zu mir: "Wow, das ist der spannendste Lebenslauf den ich je zu Gesicht bekommen habe, toll, wirklich beneidenswert. Aber ich kann nichts für sie tun, wir haben nichts für sie. Was wollen sie machen? Wollen Sie bei Maggi ununterbrochen immer wieder aufs Neue je 6 Dosen in einen Karton packen? Das wird nicht funktionieren, Sie sind nicht der Typ dafür, sorry."
Habe es dann dennoch gepackt, ich hatte Glück die richtige Firma zu finden in die ich hineinpasse.
Wenn ich zu Depressionen neigen würde und lange weg war vom Fenster würde ich als Wiedereinstieg eine einfache Tätigkeit im Freien wählen. Hausmeister suchen Leute zum Rasen mähen, Hecke schneiden, das ist keine körperlich schwere aber dennoch dankbare Arbeit denn man sieht unmittelbar das Ergebnis seiner Tätigkeit. Etwas härter aber sehr befriedigend die Arbeit in der Biolandwirtschaft bzw. im Gemüsebau. Oder der Verkauf von Gemüse auf Wochenmärkten - frische Luft, Kontakt zu Menschen, "Normalität" im Umgang mit Menschen. Wenn man das eine Zeitlang macht und langsam aber stetig die Belastung steigert, gewinnt man Kraft und schöpft Energie, irgendwann kann man dann wieder "nach Höherem" streben.
Ich denke, also bin ich hier falsch.
Wie lange darf man sich denn nach dem Studium eine Auszeit nehmen, damit das nicht zu negativ auffällt?
Hm, persönlich würde ich jedem ein halbes Jahr zugestehen. Das reicht um einmal in der Welt herum zu kommen.
Man kann ja in der Zeit je nach Branche auch nen Job gesucht haben oder nicht
- Life of Brian 1979Ich bin Brian und meine Frau ist auch Brian!
- civforum.de 2001
Ich meinte eigentlich die Zeit zwischen Studium und Bewerbung.
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