Die Truppen der Adeligen wehrten sich tapfer. Doch Welf hatte bei der Auswahl der Söldner darauf geachtet, dass genügend Bogenschützen sein Heer verstärken würden, weil die Aufständischen zu einem guten Teil aus leichter Infanterie bestanden. Dementsprechend hatten sie die höchsten Verluste hinzunehmen, fast ein Drittel des Heeres fiel auf dem Schlachtfeld. Die Entscheidung war gefallen.
Die Schlacht von Bonneval entledigte Welf eines schwelenden Problems mit seiner Geistlichkeit, denn der äußerst unbequeme Abt Martin von Pontigny fiel bei den Kämpfen, sein Verhältnis zum Herzog war sehr schlecht gewesen. Zu seinem Nachfolger wählte das Domkapitel den aus niederem Stand kommenden Arnulf, einem 38jährigen Egoisten mit grausamer Ader. Auch die Beziehung zwischen ihm und Welf war von Anspannung gekennzeichnet.
Die Burgen Le Mans und Evreux der Aufständischen lagen nun unter Belagerungen, die sich über den Herbst hinweg in den Winter hinzogen. Unter den Entbehrungen der Kälte, des Hungers und der Krankheiten versuchten die herzöglichen Truppen, Evreux zu stürmen, wurden von den Belagerten aber blutig zurückgewiesen. Welf hatte dabei ein zynisches Kalkül, die kostspieligen Söldner sollten etwas tun für ihr Geld. Charles II. konnte seinen Feldzug in der Bretagne abschließen, Mortain fiel an Frankreich. Der Karolinger konnte sein Heer auflösen und heimschicken, Welf benötigte offenkundig keine weitere Unterstützung mehr, um mit seinen aufständischen Adeligen fertig zu werden.
Das Frühjahr 869 brach an, am 25. Mai wurde dem Herzog von Hildegard eine zweite Tochter geboren, die kränkliche Adelais (-2,5 Gesundheit). Es war unwahrscheinlich, dass das Kind das zweite Lebensjahr überstehen würde, aber das war nicht ungewöhnlich in dieser Zeit mit seiner hohen Kindersterblichkeit. Endlich, am 19. August 869, musste die Festung Evreux als erste kapitulieren, in seiner Kampfkraft dem Hunger und Krankheiten erlegen. Graf Renaud fiel dem Herzog in die Hände.
Die Ereignisse in Evreux fielen zusammen mit den neu ausbrechenden Diadochen-Kämpfen innerhalb der Karolinger-Reiche. Der italienische König Louis II. fühlte sich stark genug, seine Hand nach der lothringischen Krone von Lothar II. auszustrecken und sammelte seine Truppen für einen Marsch nordwärts über die Alpen. Mehr noch: Offenbar hatte er seinen Angriff auch durch Infiltration im Adel Lothringens vorbereitet und sich in der Umgebung Lothars Unterstützer verschafft. Denn im Oktober 869 kam der König bei einem verdächtigen Unglücksfall ums Leben und hinterließ seinen Thron dem nur wenige Monate alten Sohn gleichen Namens (Lothar III.). Schon bald setzte der offene Zerfall Lothringens ein, im Norden griffen die Adeligen um den Grafen von Kleve zu den Waffen und sagten sich los.
Das war der erste Konflikt auf einer Süd-Nord-Achse. Es ergab sich noch ein zweiter auf einer West-Ost-Achse: Nachdem der französische König Charles II. sich der Ländereien der Pariser Ile-de-France persönlich bemächtigt hatte, griff er nach der Krone Baierns und erklärte Karlmanns Herrschaft für unrechtmäßig. Es ging bei dem Streit um den Umstand, dass der deutsche König Ludwig II. zu Lebzeiten die Krone von Baiern seinem Sohn Karlmann übergeben hatte. Für Herzog Welf war es die bisher wichtigste Ratssitzung am königlichen Hof in Paris, denn Charles musste die Angelegenheit dem Gremium vorlegen, wenn er Steuern für diesen Krieg erheben wollte.
Mit seinem Schwager lag Welf Ende 869 im Clinch, es ging um die Normandie. Der Herzog verlangte vom König, ihm den Titel des Herzogtums Normandie zu übertragen sowie ihn mit dem zu diesem Lande gehörende Mortain zu belehnen. Dazu war der Karolinger nicht bereit, er hatte Mortain nicht von den Bretonen erobert, um es Welf auszuhändigen. Im Vorfeld der Ratsabstimmung fanden die beiden keinen Kompromiss, somit verweigerte Welf dem König die Zustimmung für den Krieg gegen Karlmann. Trotzdem erhielt Charles II. die gewünschte Zustimmung des französischen Adels.
Als Welf nach Tours im Februar 870 zurückkehrte, war die belagerte Festung Le Mans jüngst gefallen. Die Revolte zugunsten der Kapetingerin Bertha war am Ende, auch die Grafen Gauzfrid und Herluin mussten sich in die Hände des Herzogs begeben. Damit waren alle drei Anführer der offenen Revolte inhaftiert. Doch wie sollte es weitergehen? Der Herzog musste sein dezimiertes Heer samt der teuren Söldner nun auflösen und war gezwungen, nun mit der weiterhin brodelnden Adelsfraktion umzugehen. Mangels Geldmittel wäre ein zweiter Aufstand, mit dem Ziel, die Kapetinger in Anjou zu installieren, für Welf äußerst gefährlich.