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Thema: [CK2] Welfenstolz und Welfentrotz

  1. #1
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    [CK2] Welfenstolz und Welfentrotz



    Welfenstolz und Welfentrotz

    (Platz für Inhaltverzeichnis)

    Gespielt wird Crusader Kings 2 im Ironman-Modus und mit einer Modifikation, die rund 80 zusätzliche Charaktereigenschaften einführt (von denen ein Teil heftige Auswirkungen hat). Weitere Mods sind rein grafischer Natur.



    Die Einstellungen sind die üblichen, die Azteken aber habe ich dieses Mal nicht vergessen auszuschalten.

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  2. #2
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    1. Welf der Deutsche



    Es war im Jahre 859, als der damals 24jährige Welf von König Ludwig II. die Grafschaft Ulm als Lehen erhielt. Diese Ehre wurde Welf nicht aus Zufall oder als Anerkennung für Geleistetes zuteil. Der Karolinger Ludwig, den sie später „den Deutschen“ nennen sollten, war seit 827 mit Welfs Tante Hemma verheiratet. Die Feste Teck mit der Grafenwürde Ulm wurde sozusagen innerhalb der Familie vergeben. Die Welfen hatten sich über eine weitere Ehe in das Haus der Karolinger eingeheiratet, Welfs andere Tante Judith war die zweite Gemahlin von Ludwig dem Frommen gewesen – der war kein anderer als der Sohn von Karl dem Großen gewesen.

    Das Frankenreich von Karl dem Großen, das sein Sohn Sohn Ludwig der Fromme noch geerbt hatte, war 843 im Vertrag von Verdun unter den Enkeln aufgeteilt worden. Lothar erhielt damals Lothringen und Italien (nach seinem Tod teilten seine Söhne Lothar II. und Louis II. das Erbe weiter auf). Ludwig II. der Deutsche wurde König von Ostfranken, Charles II. der Kahle regierte Westfranken (wobei er Aquitanien bereits an seinen Sohn Louis II. dem Stotterer gab).



    Welfs Tanten Judith und Hemma lebten beide nicht mehr. Hemmas ältester Sohn Karlmann war König von Bayern, die anderen beiden, Ludwig und Karl waren ostfränkische Herzöge unter ihrem Mann, dem ostfränkischen König Ludwig dem Deutschen. Sohn Ludwig wurde Herzog von Franken, der jüngste Sohn Karl der Fette erhielt das 865 neu gegründete Herzogtum Schwaben als Lehen.



    Dieser Herzog Karl der Fette wurde 865 zum neuen Lehnsherrn des Grafen Welf von Ulm, wobei das Verhältnis der beiden eher angespannt war. Zwar wurde Welf vom Herzog zum Kämmerer von Schwaben ernannt, aber im persönlichen Bereich stimmte die Chemie nicht. Karl war träge und ängstlich, seine epileptische Erkrankung hielt ihn immer wieder vom Regieren ab.



    Die Welfen waren also durchaus verwoben mit dem Hochadel in Westeuropa. Welfs Vater Konrad war Graf der Schweiz gewesen, doch diesen hatte der König nach Konrads Tod anderweitig vergeben, ein Rückschlag für Welf. In der Schweiz war ihm als Erbe des Vaters jedoch die Festung Altdorf verblieben, eine Baronie, aus der Welf 426 Bewaffnete sowie 12,5 Gold jährlich beziehen konnte.

    Dieser verstorbene Vater Konrad hatte neben Welf weitere vier Kinder gehabt. Welfs ältere Schwester Emma hatte in das Haus der Kapetinger eingeheiratet (ihr Sohn Eudes/Odo war übrigens historisch ab 888 König von Frankreich). Welfs zwei jüngeren Brüder waren zu höheren Würden als er gekommen: Hugo war Herzog von Anjou, Konrad der Herzog von Hochburgund (historisch bildet Welf daher den schwäbischen Zweig der Welfen, Hugo und Konrad den burgundischen Zweig). Es gab noch weitere Verwandte im Westen, Welfs Cousin Konrad war der Graf von Sens und Troyes.

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  3. #3
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    1. Welf der Deutsche

    Für Welf bedeutete das, dass er durchaus Chancen hatte, durch Erbe zu einer weiteren Grafschaft oder gar einem Herzogtum zu kommen. Welfs Bruder, der burgundische Herzog Konrad, hatte zwei Kinder, die in der Erbfolge vorrangig waren. Ähnlich sah es bei Welfs Cousin Konrad von Sens aus, den zunächst seine beiden Brüder nachfolgen konnten. Doch es gab noch Herzog Hugo von Anjou, Welfs Bruder, und der hatte keine Kinder. Welf war hier der erste in der Erbfolge.



    Die Menschen in Anjou waren ziemlich unglücklich mit der Herrschaft Hugos. Die Eigenschaft des Herzogs, sich ungeniert an den Kindern seiner Untertanen zu vergreifen, sorgte selbst beim Adel und dem Klerus für Empörung (-30). Berüchtigt war Hugo zudem für seine sadistische Ader (-5) und seine Unart, in den unpassendsten Momenten – wie während der Heiligen Messe – in seinem meckernden Gelächter auszubrechen (2x -10). Sämtliche sechs Grafen des Herzogtums Anjou planten 867 bereits die Absetzung Hugos.



    Es war absehbar, dass die Herrschaft des Herzogs schon bald sein Ende in einem Umsturz finden würde. Für Graf Welf von Ulm bedeutete dass, das es mit dem Erbe im Todesfall schnell gehen musste. Vielleicht würden die Grafen von Anjou ja ihn als ihren Herzog bevorzugen?



    Einstweilen hatte Welf seine Grafschaft zu regieren. Obwohl er ein nicht besonders einnehmender Charakter war (gefräßig, zornig, gierig), bewies er dabei durchaus Geschick (konzentriert).



    Als Herr über die Feste Teck unterstanden Welf zwei Vasallen. Zum einen der Abt von Zweifalten, der vom Papst in sein Amt investiert wurde. Im Jahre 867 war das Alarich von Julichgau, ein asketischer Mann mittleren Alters. Der Geistliche hatte, entgegen der üblichen Weise, tatsächlich keine Mätresse und nahm sogar das Fastengebot ernst, er verzehrte kein Fleisch (Eigenschaft Vegetarier).

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  4. #4
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    1. Welf der Deutsche

    Die Stadt Ulm unterstand ebenfalls dem Grafen Welf, sie wurde vertreten durch Philipp von Tschudi, einem brutalen Soldaten aus dem Stadtadel, der durch Beziehungen in die Führung gekommen war. Er übte eine Gewaltherrschaft über die Bürger von Ulm aus.



    Dank seiner zwei Festungen Teck und Altdorf konnte Graf Welf stattliche 963 Männer zu den Waffen rufen. Theoretisch standen ihm auch aus Ulm und Zweifalten auf Anforderung Truppen zu, aber deren Anzahl war lehnsrechtlich sehr beschränkt. Wichtiger waren die Steuern aus diesen Liegenschaften.



    Wie jeder Landesherr versammelte Welf einen Rat um sich und vergab Hofämter. Abt Alarich war zugleich Kanzler, Hofarzt und Großalmosenier. Das genügte, um ihn reichstreu zu machen, so dass er die Kirchensteuer an Welf, und nicht an den Papst, abführte. Der tyrannische Philipp bereitete dem Grafen persönlich keinen Gram, er betraute ihn mit dem Amt des Marschalls und Jägermeisters. Am Hof befanden sich außerdem noch

    der Kämmerer Wido, ein geschwätziger Speichellecker,



    der Spitzel Walther, einem durchaus gefährlichen Mann, dank seines Charisma geschätzt von seinen Freunden, gehasst von allen anderen wegen seiner Intoleranz und Anstößigkeit,



    und der Kaplan Eberhard, einem humorvollen Haudegen, der von Welf wegen seiner kämpferischen Neigung auch einen Kommandoposten über das Heer erhielt.

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  5. #5
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    1. Welf der Deutsche

    Sie alle hatten die Ratssitze und Hofämter in der Grafschaft inne und bildeten so etwas wie Welfs Regierung, obgleich sie kein Mitspracherecht bei den wichtigen Entscheidungen hatten. Den wichtigsten Auftrag erhielt Walther, der nach Anjou geschickt wurde, um dort unter den Fürsten um Unterstützung für Welf zu werben. Offiziell trat Walther als Gesandter auf, der mit dem Herzog über die Bedingungen einer Unterstützung seitens Welf zu verhandeln hatte. Hugo brauchte angesichts der drohenden Kämpfe in Anjou Verbündete.



    Im Jahre 867, in der unsere Geschichte beginnt, hatte Welf einen zweijährigen Sohn, doch er war bereits Witwer – oder was auch immer, es wird keine Mutter des Kindes genannt. Der Graf war mit 32 Jahren sicher noch jung genug für eine neue Ehe, und er wollte sich günstig einheiraten. Die beste Partie war sicher eine aus dem königlichen Geschlecht der Karolinger.



    Als Welf seinen Bruder Hugo von Anjou (den er umbringen lassen wollte) auf einen Hoftag des westfränkischen Königs Charles II. begleitete, erblickte er dort Hildegard, eine Tochter des Königs. Welf entbrannte in heftiger Liebe zu der jungen Prinzessin und warb beim König um ihre Hand.



    Charles der Kahle hatte von dem geplanten Sturz des Welfen Hugo wohl bereits gehört, unternahm aber nichts zu dessen Schutz. Er gewährte dem im Aufstieg begriffenen Welf die Hand seiner Tochter, was Herzog Hugo sicher zu denken gab. Der noch kindlichen Hildegard soll ihr Gemahl gar nicht besonders zugesagt haben, doch die Tochter eines Königs hatte sich den politischen Plänen ihres Vaters zu unterwerfen. Die Hochzeit mit der Prinzessin brachte dem Grafen Welf großes Prestige ein (genau gesagt 213), zudem eine Mitgift von zwanzig Gold aus der Schatulle des westfränkischen Königs.



    Der Adel von Anjou erkannte das Zeichen des Königs und bildeten zwei Fraktionen, denen manche gleichzeitig und beidermaßen angehörten. Gemeinsam war den Fraktionen, dass man den ungeliebten Herzog Hugo loswerden wollte. Doch sie unterschieden sich in der Frage, wer auf ihn folgen sollte. Die einen präferierten Welf, den Bruder des Herzogs, der beim Tod Hugos durch Erbe legitimer Herzog werden würde. Sie lehnten einen Umsturz ab, der mit dem Makel der Usurpation behaftet sein würde.

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  6. #6
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    1. Welf der Deutsche

    Die zweite Fraktion lehnte es ab, einen fremden Grafen aus dem Osten zu unterstützen. Mit dem Welfen Hugo hatten sie keine guten Erfahrungen gemacht, da wollten sie nicht einen anderen Welfen zum Herzog haben. Sie setzten auf den Kapetinger Eudes (Odo), dem Sohn ihres früheren, verstorbenen Herzogs. Unter der militärischen Führung des Grafen Herluin von Rouen erhoben sie sich am 9. März 867 gegen den Welfen Hugo.



    Das war das sichere Ende für Hugo. Einen Großteil der Vasallen hatte er gegen sich, auf die Unterstützung des Königs konnte er offenbar auch nicht hoffen. Nur wenige Truppen waren ihm geblieben, aber sie brauchten für ihn nicht in den Kampf zu ziehen. Die Verschwörer der ersten Fraktion erkannten, dass sie nun rasch handeln mussten: Nur drei Tage nach Beginn des Aufstandes wurde Herzog Hugo vergiftet.



    Schnell schickten die Verschwörer Boten aus zu Welf nach Ulm, um ihm das Erbe des Herzogtums anzubieten. Sogleich machte sich Welf auf den Weg nach Anjou, denn die aufständischen Grafen im Norden des Herzogtums (rote Gebiete im folgenden Bild) dachten nicht daran, ihn als neuen Herzog anzuerkennen. Immerhin hatten sie sich gegen den Bruder des Welfen erhoben und konnten nicht wissen, ob dieser sie dafür verurteilen würde, wenn er erst einmal Herzog sein würde. Die Grafen berieten sich und kamen überein, weiterhin Eudes Anspruch auf Anjou zu unterstützen. Welf musste sich sein Herzogtum nun selbst erkämpfen, denn König Charles II. hielt sich angesichts der offenen Situation alle Optionen offen. Eine Beistandsverpflichtung zugunsten seines Schwagers sah der König nicht, gemäß des Hochzeitsvertrags war er dazu auch nicht gehalten.



    Man mag den Brudermord, den Welf gegen Hugo befahl, moralisch verurteilen - wobei Welf seinerzeit nicht als Urheber der Tat bezichtigt werden konnte – das war jedoch nichts ungewöhnliches, wenn es um handfeste Interessen ging. Bei den Karolingern war das nicht anders: Trotz der vertraglich festgehaltenen Teilung des Frankenreiches unter den Nachkommen Karls des Großen, mit der 843 immerhin ein jahrelanger Bruderkrieg beendet wurde, versuchten die führenden Köpfe der verschiedenen Familienzweige der Karolinger, sich auf Kosten ihrer Brüder, Neffen und Cousins Vorteile zu verschaffen. So nahm Ludwig der Deutsche den zwischen Louis von Aquitanien und Lothar von Lothringen ausgebrochenen Streit um eine Grenzgrafschaft zum Anlass, Lothar in den Rücken zu fallen und die Krone des Königreiches Burgund für sich zu beanspruchen. Das war ein sicheres Zeichen dafür, dass der Vertrag von Verdun politisch tot und erledigt war.



    Als Welf Ende März 867 in Tours eintraf, musste er sich rasch in der neuen und gefährlichen Situation zurechtfinden. Von den zehn Grafschaften des Herzogtums waren Welf drei als Erbe seines toten Bruders zugefallen: Tours, wo Welf seinen Hof neu einrichtete, sowie Nevers und Auxerre.

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  7. #7
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  8. #8
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    Zitat Zitat von Fonte Randa Beitrag anzeigen
    Manchmal kann ich Fimi verstehen...
    Zitat Zitat von Kaiserin Uschi Beitrag anzeigen
    Ja, aber das ist nur ein Grundgesetzbruch, aber kein Verfassungsbrauch. Bring das mal vors Bundesgrundgericht ;)

  9. #9

  10. #10
    Registrierter Benutzer Avatar von Herbert Steiner
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  11. #11
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    1. Welf der Deutsche

    Der neue Besitz war nicht herrenlos gewesen und Welfs Erbe nicht unumstritten. So war das Herzogtum Anjou früher einmal von dem Kapetinger Robert dem Starken – bis zu dessen gewaltsamen Tod - regiert worden. Seine vier Kinder, ihnen voran der junge Graf Eudes, galten dem ansässigen Adel als legitime Herrscher (Liste links im Bild). Ähnlich sah es aus bei der Grafschaft Tours, hier gab es zwei Anspruchssteller aus dem Haus der Etichonen. Nicht zuletzt musste Welf wegen Auxerre seine eigenen Geschwister im Auge behalten (Liste rechts im Bild).



    Drei Grafen, nämlich die in der nördlichen Normandie, unterstützten den Kapetinger Eudes offen als legitimen Herzog und hatten bereits zu den Waffen gegriffen, um ihn durchzusetzen. Vermutlich hatten sie die Absicht, den 15jährigen Kapetinger als Herzog zu installieren, weil dieser für seine Nachgiebigkeit bekannt war. Ein willfähriger Lehnsherr war in ihren Augen besser als ein energischer, der womöglich in ihre Interessen eingreifen würde.

    Die übrigen drei Grafen, namentlich Ingelger von Anjou, Bouchard von Vendome und ironischerweise Eudes von Chartres (der Hoffnungsträger der aufständischen Adeligen) standen im Lager des Welfen. Das Herzogtum war also in der Mitte gespalten. Und innerhalb dieser Lager waren sich noch einmal in sich zerstritten.



    Aber selbst auf die Loyalität dieser Leute konnte sich Welf nicht verlassen. Zu schlecht waren die Erfahrungen, die die Fürsten mit Welfs Bruder gemacht hatten, sie traten dem neuen Herzog mit argen Vorbehalten (-30) entgegen. Im Falle des Grafen Bouchard kam hinzu, dass sie sich persönlich nicht verstanden (-30 Pazifist vs. Zornig).



    Solche persönlichen Animositäten über den Einsatz von Gewalt gab es zwischen Welf und dem Grafen Ingelger nicht, aber der Anjou war ein gefährlicher Mann, blutrünstig und machtbesessen.



    Auch unter seinen geistlichen Vasallen, die Welf im Herzogtum durch das Erbe zufielen, befand sich ein solch gefährlicher Mann, Gautselin von Gautern. Er erwartete von seinem neuen Lehnsherrn entschlossen das Amt des Marschalls und das Kommando über das Heer. Beiden Forderungen des Abtes entsprach Welf, der seine alten Berater teilsweise in Ulm gelassen hatte und die Zusammenarbeit mit den regionalen Fürsten suchte.

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  12. #12
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    1. Welf der Deutsche

    Kanzler war der niedrig geborene Wido, den Welf aus Ulm mitgebracht hatte. Den Posten des Marschalls hatte Welf wie erwähnt dem kriegslüsternen Abt von La Charite verliehen. Das Amt des Kämmerers erhielt trotz der persönlichen Vorbehalte der Graf Bouchard, dank seiner administrativen Fähigkeiten, die ihn für das Amt einfach favorisierten. Der machtbesessene Graf Ingelger brachte vorzügliche Qualitäten als Spitzel mit, konnte Welf aber auch leicht zur Gefahr werden. Um Ingelger einzubinden, hatte der Herzog seinen bisherigen Spitzel Walther das Amt entzogen und ihn nach Ulm zurückgeschickt. Neben Wido war der Kaplan Alarich der einzige aus Ulmer Zeiten, der mit nach Tours ging. Er hatte in Ulm zuvor die Kanzlei geleitet. Es musste sich zeigen, ob Welfs Absicht, die in ihrer Loyalität schwankenden ( aber immerhin nicht im offenen Aufstand gegen den Welfen stehenden) Grafen in seinem Rat einzubinden, aufgehen würde. Die gegenseitigen Beziehungen blieben trotz der Ämter gleichwohl angespannt.



    Verlierer der Ämter-Rochade war der Abt Martin von Pontigny, der trotz seiner vorgetragenen Ansprüche leer ausging. Dieser Umstand (-40), verbunden mit dem Argwohn gegen die Welfen (-27), begründete eine tiefe Abneigung des Abtes gegen den Herzog. Welf durfte ohnehin nicht mit der Unterstützung des Klerus rechnen, die Geistlichen standen recht klar auf der Seite der römischen Reformpartei.



    Nicht anders sah es auf der Seite nach oben aus: Herzog Welf entpuppte sich gegenüber dem Charles II. als fordernder Vasall, auch – oder erst recht – weil Welf der Schwager des Königs war. Immerhin war Welf einer von wenigen Herzögen in Frankreich, entsprechend verlangte er einen Sitz im königlichen Rat (-40). Objekt des Streits war auch das Herzogtum Normandie, dessen Titel Charles II. nominell hielt und als Legitimation für seinen Anspruch auf das bretonische Mortain einsetzte. Auch wenn die normannischen Grafen derzeit revoltierten – Welf nahm für sich in Anspruch, dass die normannischen Grafschaften de facto zu Anjou gehörig seien und fürchtete einen finsteren Plan des Königs, sich diese Gebiete selber anzueignen (-20). Nicht zuletzt zeigte sich der Welfe enttäuscht von seinem Schwager, weil dieser sich in der Frage des Anjou-Aufstands so unentschlossen zeigte (-30). Charles II. reagierte im Juni 867 und verlieh Welf den Posten des königlichen Kämmerers sowie das Amt des Jägermeisters.



    Anjou war noch aus anderen Gründen ein Wespennest. Ein Wikingerheer von 1.800 Mann war mit seinen Schiffen die Loire hinaufgefahren, plünderte die Grafschaft und wagte es sogar, Angers zu belagern. Im Nordosten marschierte ein Heer der Bretonen ein, von denen König Charles II. die Grafschaft Mortain für Frankreich einforderte. Und wie gesagt, im normannischen Teil des Herzogtums Anjou sammelten sich die Fürsten, die Welf zugunsten des Kapetingers Eudes entmachten wollten.



    Anführer dieser Revolte war Herluin, Graf von Rouen und Eu, diese Rolle hatte er aber nur widerstrebend angenommen, weil er von seinen Mitverschwörern Gauzfrid von Maine und Renaud von Evreux, erpresst worden war. Gemeinsam zogen die Kapetinger-Loyalisten mit 2.500 Mann in den südlichen Teil des Herzogtums und belagerten die Festung Chartres – jene Burg, die dem Kapetinger Eudes gehörte.

    Herzog Welf musste erkennen, dass er das feindliche Heer nicht besiegen konnte, es überstieg seine eigenen Kräfte um das Doppelte. Zwar waren noch einige Verstärkungen aus Ulm auf dem Weg, doch auch sie würden nicht viel an dem ungünstigen Kräfteverhältnis verändern. Nur das Anwerben von Söldnern konnte daran rütteln. Ein riskanter Weg, denn Welf hätte sich verschulden müssen, um den Sold begleichen zu können.

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    1. Welf der Deutsche

    Ende Juni 867 hielt der Welfe in Troyes die Heerschau ab. Die Zahl seiner Truppen umfasste rund 2.200 Mann. Der Herzog schöpfte Mut, vor allem lernte er im Heerlager seinen Marschall Gautselin näher kennen. Die militärischen Fähigkeiten des kriegserfahrenen Abtes beeindruckten Welf ungemein. Es erschien ihm wieder möglich, das Heer der Empörer auf dem Feld zu schlagen.



    In diskreterer Form hatte Welf parallel seinen Spitzel Ingelger beauftragt, das Problem auf eine elegante Weise mit weniger Blutzoll zu lösen. Ein gezielter Mord konnte viele Leben retten: Ende Juli, Welfs Heer war gerade nahe Chartres aufmarschiert und bereit zur Schlacht, wurde der Kapetinger Eudes ermordet.



    Nachdem der Aufstand ihrer Galionsfigur beraubt worden war, verlor er seinen Zweck und fiel in sich zusammen. Es gab keine Verhandlungen oder eine förmliche Beendigung der Kämpfe, die Truppen der aufständischen Grafen gingen einfach nach Hause. Welf hatte diese gefährliche Krise überwunden, ohne es auf die riskante Schlacht ankommen zu lassen. Doch der Herzog machte sich keine Illusionen, dass sich die Gegner bald wieder sammeln würden: Der getötete Eudes wurde in Chartres von seinem jüngeren Bruder Robert beerbt. Früher oder später würde der Siebenjährige zum neuen Kristallisationspunkt der Kapetinger-Loyalisten werden.



    Welf residierte in Tours und hatte formell die Lehnshoheit über die übrigen Gebiete des Herzogtums, nämlich die in der Normandie, gewonnen. Die oppositionellen Grafen forderte er auf, in Tours zu erscheinen und ihm nun endlich zu huldigen und ihre Lehen aus seiner Hand zu empfangen. Aber sie ließen sich wochenlang unter dem Vorwand entschuldigen, sie müssten in ihren Grafschaften die Verwüstungen des Kriegs beheben.

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    1. Welf der Deutsche

    Die Vasallen, die Welf wohl nur vorläufig unterworfen hatte, waren :
    1) der Kapetinger Robert von Chartres, der Bruder des ermordeten Eudes. Robert war gerade einmal sieben Jahre alt und deshalb keine politisch aktive Figur innerhalb des Herzogtums. Aber er war ein Kapetinger und somit ein Anspruchsteller auf Anjou. Das machte die bloße Existenz des Jungen zu einem Problem für Welf.
    2) Der Rorgonide Renaud von Evreux, der aufgrund seiner extremen Launen denkbar ungeeignet für ein Ratsamt war, es aber aufgrund seiner persönlichen Macht für sich reklamierte.



    3. Herluin von Rouen war nach Ansicht des Herzogs noch der einzige, den er wohl in sein Lager zu ziehen vermochte. Der Graf hatte eine Meinung von -1 über seinen Lehnsherrn, war zwar ehrgeizig, hatte aber die Syphilis im fortgeschrittenen Stadium. Welf setzte darauf, dass die Erkrankung Herluin zwingen würde, sich von ambitionierten Vorhaben, die sich gegen ihn richten konnten, fernzuhalten.
    4. Dann war da noch Gauzfried von Maine, ebenfalls ein Rorgonide. Dieser Graf war bereits knapp fünfzig Jahre alt und bekannt dafür, ebenso weinerlich zu sein wie intrigant. Bei diesem Mann galt es auch wegen seiner ablehnenden Haltung zum Herzog (-56) als ausgemacht, dass er im Hintergrund die Fäden der Revolte spinnen würde.



    Der neue Herzog Welf versuchte es mit einer wenig konsequenten Mischung aus Einbinden und Ausgrenzen, um dem Adel Herr zu werden. Aus dem Kreis der Grafen berief er zum einen Bouchard von Vendome zum Kanzler und entzog dem treuen Wido die Funktion. Entgegen der Erwartungen nutzte der als willfährig betrachtete Bouchard die Kanzlei, um sich gegen den Welfen zu positionieren. Das Amt des Marschall ging an den militärisch enorm versierten Geistlichen Gautselin, hier gingen die Grafen also leer aus. Auch das Amt des Kaplan ging nicht in die Hände eines Grafen, aus Ulm kam der Zweifaltener Abt Alarich nach Tours, um Welf wieder zur Seite zu stehen. Dafür gingen die Funktionen des Hofspitzels und des Kämmerers in die Hände zweier Grafen, nämlich dem blutrünstigen Ingelger sowie dem erkrankten Herluin.



    Ausgerechnet Ingelger erhielt das Amt des Hofspitzels. Zweifellos war er mit 20 Intrige der fähigste unter den Grafen, aber ihn fürchtete und neidete der Herzog wohl am meisten. Gerne hätte Welf den Tod des Anjou herbeigeführt, um dessen Grafschaft als lediges Lehen an sich zu ziehen. Aber Ingelger war kein kleiner Junge wie Eudes. Die Pläne des Herzogs, Ingelger ermorden zu lassen, kamen nicht über einen Status von 77,6% hinaus – zu wenig, um einen Mordanschlag mit Aussichten auf Erfolg planen zu können.



    Das lag unter anderem auch schlicht daran, dass Ingelger nicht greifbar war. Der Anjou verschanzte sich in seiner Festung Angers, belagert von den plündernden Wikingern, deren Flotte die Loire hochgefahren war. Weiter nördlich drangen im Sommer 867 ebenfalls fremde Truppen in das Herzogtum ein, die Bretonen marschierten in Maine ein und belagerten Gauzfrid in Le Mans.



    Welf konnte es in gewisser Hinsicht recht sein, dass seine potentiellen Gegner im Herzogtum unter Belagerung lagen. Andererseits war er als Herzog verpflichtet, die Plünderungen und Belagerungen durch die Fremden zu unterbinden. Nach einem Marsch durch Vendome griff Welf die Wikinger Anfang September mit über zweitausend Mann an und schlug die Nordmänner in die Flucht. Graf Ingelger konnte aufatmen. Im Heer des Herzogs hatte es nur minimale Verluste gegeben.
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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  15. #15
    Registrierter Benutzer Avatar von Mark
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    1. Welf der Deutsche

    Zwar stand der französische König mit viertausend Soldaten im bretonischen Mortain – die Aufgabe, die Bretonen aus Maine herauszuwerfen, überantwortete Charles II. seinem Schwager Welf. Doch der zögerte, weil er im Laufe des Septembers Kunde darüber erhielt, dass sich in der Normandie bereits wieder ein Komplott bildete. Graf Renaud zog erneut Herluin von Rouen in die Fraktion hinein, die zum Ziel hatte, die Kapetinger-Angehörige Bertha, die ältere Schwester des kleinen Robert, als Herzogin einzusetzen. Sollte Welf nun Gauzfrid von Maine gegen die Bretonen zu Hilfe eilen, um ihn für sich zu gewinnen, jedoch unter dem Risiko, wertvolle Truppen für den Kampf gegen die noch lauernden Empörer zu verlieren?



    Der Herzog verließ sich auf das Versprechen seines kriegserfahrenen Heerführers, Abt Gautselin, der die Bretonen vernichten wollte und einen grandiosen Sieg versprach. Immerhin musste Welf die Forderung des französischen Königs, der auf den Kriegsbeitrag bestand, befriedigen. Charles II. ließ seinen Schwager wissen, dass er sich im Gegenzug zu seinen Gunsten in Anjou engagieren würde. Welf überlegte einige Tage, bevor er seinem Heer und Gautselin den Befehl zum Angriff auf die Bretonen in Maine gab. Die Schlacht von Evron im November 867 wurde erbittert geführt. Auf beiden Seiten blieben über sechshundert Männer tot auf dem Feld liegen.



    Der militärische Sieg war seiner, doch Welf hatte genau die Verluste hinnehmen müssen, die ihm womöglich im Kampf gegen einen Aufstand seines Adels fehlen würden. Mitte November trafen sich Herzog Welf und der von der bedrückenden Belagerung entsetzte Graf Gauzfrid zu einem Gespräch, in dem der intrigante Rorgonide den Preis für seine Befreiung zu entrichten hatte: Hinter vorgehaltener Hand ermunterte Welf den Grafen, die offenen Rechnungen mit seinem Nachbarn und Verwandten, Graf Renaud, doch endlich zu begleichen. Sprich: Gauzfrid sollte Renaud ermorden lassen und dadurch dem Herzog einen potentiell gefährlichen Vasallen vom Hals schaffen. Der ebenso schwache wie durchtriebene Gauzfrid sagte Welf seine Unterstützung zu, und tat dann alles, damit es nicht so weit kam. Die Verschwörungsstärke gegen Renaud kam nicht über 65% hinaus. Natürlich hatte Welf das einkalkuliert. Trotzdem war er zufrieden, er hatte Gauzfrid dank des kompromittierenden Materials in der Hand, er konnte ihn wegen des geplanten Mordes an Renaud verhaften und aburteilen lassen, sollte Gauzfrid sich nicht willfährig verhalten.



    Das Ergebnis war ein anderes, als Welf es erhofft hatte: So in die Ecke gedrückt, entschied sich Gauzfrid zur Flucht nach vorne. Er suchte den Schulterschluss zu seinem Verwandten Renaud, beichtete ihm von seinen Mordplänen und schloss sich Renauds Fraktion gegen Welf an. Der Graf von Evreux sah im Januar 868 den Zeitpunkt gekommen, loszuschlagen. Über zweitausend Männer standen mit ihm bereit, Welf zu stürzen und durch die Kapetingerin Bertha zu ersetzen.



    Mehr noch: Der Hofspitzel Ingelger wusste zu berichten, dass sich in Burgund der Herzog Ekkehard bereit machte, die bevorstehenden Kämpfe in Anjou für seine Zwecke zu nutzen, und Auxerre für sich zu beanspruchen. Das war nicht ganz von der Hand zu weisen, Auxerre hatte in früheren Zeiten zu Burgund gehört. Nach Lehnsrecht war jedoch Welf der legitime Herr dieser Grafschaft. Immerhin hatte es Welf über Ingelger geschafft, den Grafen von Vendome nachdrücklich an seine Pflichten als Vasall zu erinnern, sollte dieser in seiner Loyalität schwankend werden.

    Für Welf wurde es nun wirklich eng. An eigenen Truppen konnte er gerade einmal 1.500 Männer aufbringen, und teilweise mussten sie erst aus Ulm herbeigeschafft werden. Bei den Vasallen, die sich nicht an der Empörung beteiligten, war der Herzog wenig geschätzt. Dass die Kapetinger in Chartres sich nicht einschalten lassen würden, war auch klar. Welfs Schwager, der König, entschuldigte sich mit Verweis auf seinen Feldzug in der Bretagne. Während sich die Truppen der Adeligen bereits sammelten, musste Welf zügig handeln, wenn er Herzog bleiben wollte. Er verschuldete sich mit 350 Gold und ließ rasch einen Trupp von 1.500 bretonischen Söldnern mustern. Eine Ironie: Deren Landsleute hatte Welf im Sommer zuvor blutig besiegt und aus Anjou vertrieben. Jetzt kämpften einige von ihnen auf seiner Seite, wenn auch für Geld.

    Während sich im beginnenden Frühjahr 868 die Söldner und Lehenstruppen in Auxerre sammelten, wurde dem Herzog am 22. März das erste Kind aus seiner Ehe mit der Schwester des französischen Königs geboren. Es war ein Mädchen, das auf den Namen der Mutter, Hildegard, getauft wurde. Alleiniger Erbe des Welfen blieb somit der Sohn aus erster Ehe, der dreijährige Eticho.

    Die Aufmerksamkeit des Welfen galt zu dieser Zeit aber dem Aufstand im Norden seines Herzogtums. Aus Paris bekam er endlich Nachricht vom König, Charles II. schickte seinem Schwager 340 Bewaffnete zur Unterstützung. Im weiteren Verlauf des Frühjahrs belauerten sich die beiden Parteien gegenseitig und warteten auf eine taktisch günstige Gelegenheit. Am 14. Juni 868 stellte Welf, dank der Söldner und der königlichen Truppen nunmehr in der stärkeren Position, das Heer von Renaud bei Bonneval.

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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

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