Erkundungsmission nach Westflandern

***Gullix*** · 26. August 2017, 12:41

...also, auf dem letzten Forentreffen habe ich ja eine Mission bekommen:

Westflandern auf Forentreffentauglichkeit untersuchen. Zu erledigen bis zum Westflanderntreffen... das macht es bequem. Wenn ich es nicht mache, gibt es ja kein Westflanderntreffen, ich habe also nicht die Zeit verstreichen lassen ohne es zu erledigen. Merkt euch das für's Berufsleben, man darf sich nie darauf festnageln zu lassen, dass man etwas nicht rechtzeitig gemacht hat!

Ich wollte ja als Sommerurlaub sowieso Fahrradfahren. Das hab ich letztes Jahr schon gemacht, dieses Jahr wieder. Fahrrad und Zelt, wenn man keine Angst vor Outdoor hat kann man einfach ins Blau hineinfahren und sehen was passiert. Ich habe mir vor der Abfahrt eine sehr grobe Wegplanung gemacht:

Richtung Westnordwest, ich habe einen Kompass dabei. Smartphone braucht man nicht, neumodischer Schnickschnack

Ein paar Sachen muss man schon vorbereiten, vor allem Dinge besorgen. Zelt Schlafsack Isomatte, Klamotten, Badezimmerkram, Essens-Notfallration. Taschenlampe, besser Stirnlampe (=mehr Hände frei). So ein Urlaub ist ziemlich unkompliziert, es gibt aber ein paar wichtige Fehler, die man nicht machen darf:
- du hast genug Klopapier dabei, und es ist IMMER GANZ OBEN in einer Tasche.
- du hast Regenausrüstung dabei, und sie ist IMMER GANZ OBEN in der anderen Tasche.
- du weißt ohne Nachschauen, in welcher.

- du hast reichlich Trinkwasser dabei. Bei mir waren das vier Flaschen mal 1.5l, also 6 Liter. Damit kann ich einen Tag lang fahren auch wenns warm ist, und habe trotzdem noch genug für Waschen und Zähneputzen. Du nutzt Gelegenheiten (zB Gaststätten), um das Wasser aufzufüllen.
- du fängst früh genug an, dich um einen Schlafplatz zu kümmern. Richtwert ist, um 18:00 an einem Campingplatz anzukommen. Wenn's mal 20:00 wird, auch okay, aber alle möglichen Dinge sind einfacher wenn es noch hell ist. Rechne damit, dass du eine Stunde lang suchen musst, weil der Campingplatz nicht vernünftig ausgeschildert ist.

Fahrrad frisch geölt und aufgepumpt, alles draufgepackt:

**Asmodan** · 26. August 2017, 12:46

**Tiramisu** · 26. August 2017, 12:57

Auf nach Dünkirchen, bevor die Engländer dort ankommen!

***Gullix*** · 26. August 2017, 13:48

...also, wenn man googlemaps fragt, wie man mit dem Fahrrad nach Westflandern fährt, kriegt man eine Route die den Bergen ausweicht. Näääääh. Ist zwar anstrengender, aber auch viel schöner, vor allem wenn man eigentlich aus dem norddeutschen Flachland kommt. Ich verzichte bestimmt nicht auf zwei Tage großartiges Schwarzwaldpanorama, nur um ein bisschen schneller voranzukommen.

An Tag 1 geht es aus Tübingen raus und in den Schwarzwald rein. Ich habe eine Karte dabei, da ist ein Campingplatz bei Bad Teinach eingezeichnet, den nehme ich mir als Ziel. Stellt sich raus, in Bad Teinach weiß niemand etwas von einem Campingplatz und ich fahre mehrmals dieselbe Strecke hin und zurück. Ein Weg hat zwar einen Wegweiser, führt dann aber doch 500m und 50 Höhenmeter entfernt am Ziel vorbei. Dann gibt es einen Wanderweg, mit Treppen Emoticon: trollface

. Es macht mir auch eigentlich überhaupt nichts aus, mein Fahrrad mit 30-40kg Gepäck zu tragen... Sonne geht unter, dann schickt mich eine Gaststätte mit Schild "Zimmer frei" wieder weg, weil wir haben heute eine Hochzeitsgesellschaft da, fahren zurück Sie nach Teinach da gibt es auch Zimmer. In Teinach haben sie aber heute Ruhetag oder schon geschlossen. Gnarf. Als ich mir gerade vorgenommen habe, einfach eine Waldwiese zu nehmen, sehe ich ein Schild zum Campingplatz, sind nur noch 200 Höhenmeter...

Ich komme gegen 21:30 an, und bis das Zelt steht und ich geduscht habe, haben die Restaurants alle ihre Küche schon kalt.

dann halt direkt jetzt die Notfallration (Müsliriegel, Brötchen und Salami).

Tag 2 geht los, ich halte kurz beim Bäcker an und mache Frühstückspause in Agenbach auf 750 m ü NN.

Eine Weile auf einer Bundesstraße (das ging, weil Sonntag war und es bergab ging), danach das Eyachtal entlang. Da gab es eine Lachszucht, und angeschlossenes Gasthaus wo es gegrillten Lachs gab.

Hm ich stehe ja nicht so auf Fisch... Mittagspause in der Eyachmühle. Ich wusste gar nicht, dass es Ziegenkäsestrudel gibt. War aber sehr lecker.

Naja, wahrscheinlich würde mir in der Situation alles schmecken, geile Aussicht, vor allem wenns am Tag vorher nix gescheites zu Essen gab.

Direkt danach gibts einen bösen Tiefschlag vom Höhenprofil: Drei Kilometer bergauf, für die ich über eine halbe Stunde brauche. Ich beschließe, Fliegen mehr zu hassen als Mücken. Mücken kann man einmal erschlagen oder meinetwegen juckt's halt ein bisschen, Fliegen terrorisieren dich wirklich

Ortsname "Dobel", klingt witzig. Ich frage nach dem Weg, ein älterer Herr sagt, ich habe eine einfache und eine anstrengende Option. Entweder Marxzell und am Rand von Karlsruhe ein Campingplatz nah an der Autobahn. Oder Bernbach und nach Westen, das sind nochmal eine Menge Höhenmeter, aber die Richtung passt besser und die Gegend ist schöner. Wäre das ein Rollenspiel, müsste mein Charakter jetzt Willensstärke testen. Sagen wir es so, was ich das letzte halbe Jahr erlebt habe hat meinen Dickkopf nicht unbedingt kleiner gemacht.

***Gullix*** · 26. August 2017, 14:03

...also, ich fahre die schwere Route, nach Waldprechtsweiler, am westlichen Rand des Schwarzwalds. Direkt vorher geht es steil bergab (geiles Gefühl, mit 70 einen Berg runterzurasen. Leider haben die Spielverderber kurz vor den Ort eine gefährliche Kurve gebaut und ich kann gerne auf einen Sturz verzichten, vor allem da die Straße nicht ganz trocken war). Unten im Ort nach dem Campingplatz gefragt, ja wir haben hier einen, Sie müssen nur wieder zurück und hoch, am Ortseingang hätten Sie abbiegen müssen. Emoticon: trollface

Der Campingplatz ist ordentlich, und das Gasthaus auch. Normalerweise bin ich skeptisch bei Restaurants, die zum Campingplatz gehören, weil die im Mittel nicht so gut sind. Die haben auch Kundschaft wenn sie schlecht sind, das gilt für andere Restaurants nicht. Die Leute im Ort haben es mir aber empfohlen, und es war tatsächlich gut.

Heute bin ich auch nicht so spät, Zelt steht als es noch hell ist:

Die Wäscheleine ist ein Gadget, was ich dieses Jahr zur Ausrüstung hinzugefügt habe. Wenn man den ganzen Tag Sport macht und in seine Wäsche schwitzt, fängts unweigerlich an zu miefen. Letztes Jahr hatte ich immer nur Handtuch und Radlerhose aufs Fahrrad gehängt (ein zweites Handtuch im Trockenen, immer abwechseln), und dann die Schmutzwäsche in eine Plastiktüte. Dieses Jahr wird alles über Nacht gelüftet, und die Plastiktüte wird auch alle zwei Tage ausgeleert und das Zeug darf eine Weile lüften, das hilft.

Ein paar schöne Sonnenuntergangs-Bilder gibt es noch.