Seite 1 von 2 12 LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 15 von 29

Thema: [GK] Geschichten aus Theresh

  1. #1
    Tanzt Avatar von zerialienguru
    Registriert seit
    29.06.02
    Ort
    Im schönen Oldenburg
    Beiträge
    34.761

    [GK] Geschichten aus Theresh

    Dies ist ein RPG-Thread, bitte ihn also auch nur dafür benutzen.



    Prinz Bertold von Adaca weilt bei den Truppen am Sandfluss, seine militärische Laufbahn hat vor nicht allzu langer Zeit begonnen. Nach Jahren des Übens zuhause ist er nun als Kämpfer an der Front mit dabei, um Adaca von dem Joch der Banditen zu befreien. Auch wenn er ein guter Schwertkämpfer ist, er allein durch sein Gardemaß die meisten Kameraden um Haupteslänge überragt und deswegen mit seiner großen Reichweite ein gefürchteter Gegner ist, gilt seine eigentliche Leidenschaft dem Bogenschießen. In den herrlichen Wäldern Adacas mit Pfeil und Bogen auf Hirschjagd zu gehen ist seine Passion. Vermutlich wird sein Vater, Harry von Adaca, auch deswegen den Wettbewerb um den besten Bogenschützen Adacas ins Leben gerufen haben. Der Feldzug mit den Truppen Iriqs hat am Grenzfluss bisher durchaus Erfolge vorzuweisen, dabei wird fast übersehen, dass sich die Verbände beider Länder immer besser absprechen und aus dem gemeinsamen Feldzug erst ein Respekt und nun echte Kameradschaft erwachsen ist. Nicht selten teilt man abends am Lagerfeuer die Rationen, die deftige Küche Adacas wird durch feine Gewürze aus Iriq erweitert, man kommt immer öfter in Gespräche, erzählt sich Sorgen und Hoffnungen, Träume und Wünsche. An einem dieser Abende messen sich zwei Bogenschützen in einem Wettbewerb um das letzte Bier des Abends. Bertold sieht dies und hat die Idee, am Folgeabend einen kleinen Wettbewerb aller Bogenschützen zu veranstalten. Als Preis lobt er seinen Mantel aus, der aus feinster Wolle ist. Sein Vater hat ihm diesen vor Beginn des Feldzuges geschenkt, er hält weit besser warm als jede Soldatenuniform.
    Unter den Soldaten ist dieser Mantel deswegen ein heiß begehrter Preis, fast alle wollen an dem Wettbewerb teilnehmen. Ein Wanderprediger der Kinder Ehos kann als Wettkampfrichter gewonnen werden, genießen die Wanderprediger doch in den Reihen beider Truppenverbände ein hohes Ansehen und gelten als unnachgiebig, aber gerecht in der Sache.
    Zu Beginn messen sich die eher schlechten Schützen in ihrem Können und versuchen eine Strohpuppe von einem Heuballen zu schießen. Bertold beobachtet das Ganze neben dem Wanderprediger stehend, sie kommen darüber ins Gespräch. Der Wanderprediger möchte im Laufe der Unterhaltung wissen, ob auch der Prinz gedenke an dem Wettbewerb teilzunehmen. Bertold lehnt ab, er kann ja schlecht in den Wettbewerb um einen Preis antreten, den er selbst gestiftet hat. Dies lässt der Prediger nicht gelten, denn der Wert eines Preises bemisst sich an der Klasse der Heroen, die sich den Wettkampf um den Preis liefern. Trete er selbst nicht an, obwohl bekannt ist, dass er selbst ein guter Bogenschütze ist, so müsse sich der Sieger immer fragen, ob er es auch geschafft hätte, wenn der Prinz zum Wettschießen angetreten wäre.
    Dieser Argumentation kann sich Bertold nicht entziehen und er zieht los, um seinen Bogen zu holen. Deswegen bekommt er es erst gar nicht mit, als aus dem Südosten neue Soldaten aus Iriq eintreffen...

    Fortsetzung folgt

  2. #2
    Zurück im Norden
    Registriert seit
    01.05.12
    Beiträge
    36.013
    Sam’ael von Cuir war beeindruckt, und das geschah wahrlich nicht oft. Er war schließlich ein Offizier mit großer Erfahrung, zählte schon fast sechzig Lenze und hatte in vielen Kämpfen seinen Mann gestanden. Er war ein Anführer, dem die Soldaten gern gehorchten und dem auch der Fürst vertraute. Wenn die Elitebogenschützen aus Iriq mittlerweile auch außerhalb des Landes einen ausgezeichneten Ruf genossen, war das zu einem großen Teil sein Verdienst. Der alte Fürst Kam'if hatte ihn, den Ausländer aus Adaca, vor nahezu dreißig Jahren zum Befehlshaber der Bogenschützen ernannt und ihn später beauftragt, auch die Prinzen in dieser Kampfkunst seiner Heimat zu unterrichten.

    Nur war es nicht bei den Prinzen geblieben, und das war eigentlich der Grund, warum Fürst Mu’qur ihn auf diese Mission geschickt hatte, auch wenn er das nie zugegeben hätte. Unwillkürlich sah Sam‘ael über seine Schulter. Die junge Frau ließ sich noch immer keine Erschöpfung anmerken. Er schmunzelte. So war sie damals schon gewesen, als sie irgendwann mit ihren Brüdern zu ihm gekommen war, ganz selbstverständlich mit einem Kinderbogen auf der Schulter, und ihm mitgeteilt hatte, sie werde ab sofort an seinem Unterricht teilnehmen. Damals hatte er sie nicht von ihrer Zwillingsschwester unterscheiden können, und sie musste ihm ihren Namen nennen. „Sabin’a von Iriq, Tochter des Fürsten Kam'if“, hatte sie voller Stolz gesagt – und sich dann direkt an die Zielscheiben begeben. Und sie hatte sich durchgesetzt. Ihr Vater hatte ihr damals ebenso wenig etwas abschlagen können wie heute ihr Bruder.

    Bald hatte Sam’ael auch bemerkt, wie talentiert sie war. Ihre Brüder konnten durchaus ganz ordentlich mit dem Bogen umgehen, aber als echte iriqische Edelleute bevorzugten sie das Schwert. Sabin’a dagegen liebte den Bogen, und ihr alter Lehrer war überzeugt, dass sie die meisten seiner Soldaten – wenn nicht alle – in ihrer Zielgenauigkeit übertraf. Natürlich wurde das nie ausprobiert, denn er konnte eine Frau – noch dazu eine aus dem Fürstenhaus – ja kaum mit einfachen Soldaten zusammen exerzieren lassen.

    Sam’ael dachte an den Abend vor einigen Monaten zurück, als Fürst Mu’qur ihn in seiner Wohnung in der Kaserne besucht hatte. Er hatte sofort gesehen, dass sein früherer Schützling nervös war, zumal es dem Fürsten natürlich zugestanden hätte, den Offizier zu sich rufen zu lassen, anstatt sich selbst auf den Weg zu machen. Der Fürst wollte aber offenbar nicht, dass ihr Gespräch im Palast bekannt würde, denn es ging um eine etwas delikate Angelegenheit. Als nämlich im fürstlichen Rat die Entscheidung getroffen worden war, eine Gruppe von Soldaten auszusenden, um gemeinsam mit den Truppen Adacas die Handelswege zwischen den beiden Staaten wieder frei zu machen und zu sichern, hatte seine Schwester Sabin’a es sich in den Kopf gesetzt, mitzukommen. Und natürlich hatte sie sich durchgesetzt, zumal sie immer auf die Unterstützung ihrer Zwillingsschwester Sarin’a zählen konnte, und den beiden konnte Mu’qur einfach nichts abschlagen. Also hatte der Fürst seinen alten Lehrer aufgesucht und ihn gebeten, mitzugehen. Offiziell natürlich nicht, um auf Sabin’a aufzupassen – das hätte sich die junge Frau niemals bieten lassen – sondern wegen seiner adacitischen Herkunft, die für die Verständigung mit den Verbündeten nützlich sein konnte.

    Sabin’a war den berittenen Bogenschützen zugeordnet worden, deren Kommando der Fürst Sam’ael übertragen hatte. So konnte er – das dachte zumindest Mu’qur – auf sie aufpassen und sie vor Gefahren schützen. Doch das war gar nicht so einfach. Sie standen schließlich in einem Kampfeinsatz, und die Prinzessin verbat sich jede Sonderbehandlung. Natürlich wurde sie als Frau nicht direkt ins Gefecht geführt, aber die Teilnahme an den Erkundungsritten konnte er ihr nicht verbieten. Außerdem war sie immer für eine Überraschung gut. So wie an diesem Morgen. In der Nacht waren einige Soldaten aus einem Hinterhalt heraus angegriffen und mehrere von ihnen verletzt worden. Einen jungen Bauernsohn aus dem Süden hatte es besonders schlimm erwischt. Es gab für ihn eigentlich nur eine Überlebenschance, wenn er möglich rasch ins Lager gebracht werden konnte, wo die Kinder Ehos sich seiner annehmen würden. Also hatte die Prinzessin ihm ihr Pferd Rußflocke zur Verfügung gestellt, ein wunderbares, schnelles Tier aus der berühmten Zucht des Großfürsten von Qor-Alad, das ihre Schwester Ca'shca'na ihr zum 20. Geburtstag geschenkt hatte. Sabin‘a hatte darauf bestanden, dass dieses Pferd wegen seiner Kraft und Ausdauer besonders geeignet sei, wenn es auf jede Sekunde ankomme, und natürlich hatte sie recht gehabt. Jeden Soldaten hätte er für eine solche Haltung gelobt, also konnte er in diesem Fall kaum widersprechen.

    Die junge Frau hatte jedes Angebot abgelehnt, ihr stattdessen ein anderes Ross zu geben, und schließlich war Sam’ael nichts anderes übrig geblieben, als sich mit ihr zusammen den Fußtruppen anzuschließen und den Tagesmarsch zum Hauptlager, das die Soldaten aus Adaca und Iriq miteinander aufgeschlagen hatten, auf eigenen Beinen zurückzulegen. Und er musste zugeben, dass Sabin’a sich gut schlug. Natürlich trug sie ihr Gepäck und ihren Bogen selbst und ließ sich auch jetzt, nach einem anstrengenden Tag, keine Müdigkeit anmerken. Sam’ael blickte nach vorn. Das Lager kam schon in Sicht. Es war gut ausgewählt worden, das sah er sofort. Man konnte es leicht verteidigen und es gab genügend Wasser für die Soldaten. Prinz Bertold hatte gute Arbeit geleistet, und als gebürtiger Adaciter war der alte Offizier auch etwas stolz auf diesen klugen und umsichtigen Heerführer, den das Fürstenhaus seiner Heimat offenbar hervorgebracht hatte. Sabin’a und Sam’ael machten sich sofort auf den Weg zu dem verwundeten Soldaten, den Rußflocke ins Lager getragen hatte. Zu ihrer Erleichterung meinte der Heilpriester, dass der junge Mann mit Ehos Hilfe wieder gesunden würde. Da er aber viel Ruhe benötigte, durften sie nicht dort bleiben, so dass sie etwas herumschlenderten. Am Rande des Lagers schien ein Wettbewerb im Gange zu sein, bei dem es offenbar um die Treffgenauigkeit mit dem Bogen ging. Sabin’a schaute zu ihrem alten Lehrer hinüber. Diesen Blick kannte er gut und er wusste genau, was nun kommen würde, denn sie liebte jede Art von Wettkampf. „Ich möchte mitmachen“, sagte sie zu ihm, und bevor er noch widersprechen konnte, war sie schon auf dem Weg zu dem Wanderprediger, der das Ganze offenbar leitete.

    Sam’ael seufzte. Wurde dieses Mädchen denn gar nicht müde? Hastig folgte er ihr. Gerade als sie bei dem Gottesmann angelangten, sah er einen weiteren Mann hinzukommen, den er schon an seiner beeindruckenden Größe sofort erkannte. Es war der Prinz von Adaca, und auch er trug einen Bogen. Wollte er etwa auch an diesem Zielschießen teilnehmen? Das konnte ja heiter werden…

  3. #3
    Blubb=Lebenseinstellung Avatar von PaPaBlubb
    Registriert seit
    13.05.13
    Ort
    Blubbmania
    Beiträge
    13.112
    Bar- Talif, Hauptstadt im Jahre 50

    Der Herr und Gebieter über alles Leben in Bar-Talif saß auf edlen und reich verzierten Kissen, im Hintergrund spielten mehrere Schönheiten auf Ihren Instrumenten und dazu tanzte eine der schönsten Blumen der Wüste einen Schleiertanz. Der Raum in all seiner Pracht und edler Ausstattung spiegelte den Reichtum und Glanz von vergangenen Zeiten wieder. Das Land liegt brach und das Volk leidet Hunger. Auch der Palast des mächtigsten im Lande blieb von dem Chaos und den schlechten Jahren nicht verschont. Man sieht den Tänzerinnen an das auch Sie schon länger keine gute Mahlzeit zu sich genommen haben. Die Datteln welche man sich zum Munde führten waren alles andere als frisch. Große Feste gab es im Palast schon lange nicht mehr. Das was am Reichtum verblieben ist wurde verwendet um die Einflussreichsten Händler, Adligen, Konzil als auch Kirchenangehörigen bei Laune zuhalten, denn man war auf Ihre Unterstützung angewiesen.

    In diesen schlechten Zeiten ist der Herr von Bar- Talif nichts weiter als ein verarmter Bittsteller, das wussten Sie alle. Gleichzeitig waren Sie die hier am Hof noch verweilten an Ihm gebunden, fällt der Emir so fallen auch Sie. Doch selbst in diesen harten Zeiten vermag man nur selten das wahre Gesicht des von der Sonne gesalbten und geküssten Emirs zu-blicken. Er saß auf seinen Kissen, alle würde behaltend, stets in aufrechter Haltung, seine Anweisungen und Worte klar. Die Verzweiflung die in seinem inneren ruht vermag kein Ausstehender sehen. Auf seinen Schultern liegt die Hoffnung eines ganzen Reiches, wenn er der Verzweiflung anheim fällt, dann wäre das Reich bereits gefallen und die wenigen verbliebenen getreuen geflohen oder selbst zu Verbrechern geworden. Eisern sitzt er an seinem Platz, wartend auf die nächsten schlechten Nachrichten.

    Jede Entscheidung die dem Emir abverlangt wird in diesen dunklen Tagen haben stets einen bitteren Beigeschmack. So kann er nur zwischen Übeln wählen. Seine persönliche Leibgarde, bestehend aus einer geringen Anzahl an Reitern und einigen der besten Bogenschützen des Reiches sowie etwas an Fußvolk sichern die wenigen Handelswege die verblieben sind. Sie Jagen Gespenster in den Wüsten, Räuber und Diebe die sich hinter einer Maske von Unschuld verbergen. Hunger, Tot und teils auch ausbleibender Sold treiben selbst den treusten Soldaten in die Flucht und erschweren die Situation.

    Erst vor wenigen Tagen herrschte in Bar- Talif Chaos, ein Aufstand drohte. Ein paar klare Worte, ein paar schwere Entscheidungen und weiteres schlimmeres konnte erst mal verschoben werden. Doch es ist nur eine Frage der Zeit und weiteren Übels bis auch selbst die vernünftigen Entscheidungen nicht mehr Wirkung zeigen. Der Hilferuf von Bar-Talif an seine Nachbarn wurde zum teilen beantwortet, der Kaiser selbst kommt von Süden, doch sein Vormarsch ist langsam und geplagt von der dunklen Jahreszeit. Auch im Norden und im Osten gibt es Freunde die in Rahmen Ihrer Möglichkeiten helfen, denn auch Ihre Nationen drohen dem Chaos anheim zufallen. Selbst der längste Freund und gleichgesinnte aus dem Westen ist geplagt und vermag derzeit nicht zu helfen.

    Tag um Tag verschwindet der Emir von Bar- Talif in seiner kleinen Kapelle im Palast und betet, flehend für sich allein nach einem Wunder. Es sind die wenigen guten Nachrichten die Ihm noch Mut zum Widerstand geben und die Hoffnung auf bessere Zeiten.

  4. #4
    Blue Heeler Genießer Avatar von Baldri
    Registriert seit
    15.11.08
    Ort
    Brisbane im Traum
    Beiträge
    30.411

    Auch ein Fürst hat es schwer

    Hunger. Tod. Verwüstung. Kälte. All dies kannte Marianna nicht. Als Dienstmagd seiner fürstlichen Majestät am Hofe zu Ordom hatte sie stets ein gutes Auskommen. Selbst eine Wohnung im Palast wurde ihr zugestanden. Und schon bald würde sie....

    Da ertönte das Glöckchen. Marianna schreckte aus ihreb Gedanken und servierte den Hauptgang. Gänsekeule einer besonders schmackhaften Rasse des Nordens. Dann ging sie wieder an ihre Position, von wo aus sie das Fest beobachten konnte um ihrer Aufgabe gerecht nachzukommen. Ihr Blick schweifte zum Thronfolger. Fett lief seine Mundwinkel herunter und er machte einen derben Spaß als er seiner jüngst angeheirateten Gattin unzüglich in die Seite griff. Diese verzog missmutig das Gesicht. Was für ein Cretin. Der Fürst legte das Gesicht in die Hände. Dann erschien ein Bote. Marianna bekam natürlich nicht mit worum es ging. Wahrscheinlich eine "wichtige" Staatsangelegenheit. Das Mahl jedenfalls war beendet und Marianna durfte sich in ihr Gemach zurückziehen. Ein kühler Lufthauch wehte ihr entgegen. Hatte sie die Fensterläden nicht geschlossen? Und das in einem Dunkeljahr! Marianna stockte der Atem. Der Mann in dunklem Leder mit bereits ergrauenden Schläfen der da auf ihrem Stuhl saß entgegnete ein gewinnbringendes Lächeln. Wie von Geisterhand schloss sich die Tür und gerade bevor sie schreien konnte spürte sie die behandschuhte Hand auf ihrem Munde.
    Hallo.

  5. #5
    Blue Heeler Genießer Avatar von Baldri
    Registriert seit
    15.11.08
    Ort
    Brisbane im Traum
    Beiträge
    30.411
    ... den Kaiser zu töten... Darauf würde es hinauslaufen.

    Die Worte des Fremden schienen wie ein Traum. Und doch war es real. So wie die Goldmünze von der sie Enrique ll Rodraga wissend und lächelnd anblickte. Als kleine Vorauszahlung. Für einen Tag Krankheit. Wenn der Kaiser im nächsten Jahr in Ordom verweilt.

    Marianna hatte ihre Ohren überall. Und sie war klug. Nun war es also soweit. Und dass der Adel Ordoms noch nicht aufbegehrte war ohnehin verwunderlich. Auch Das letzte Jahr wiedersprach ordomisischer Tradition. Der Beitritt in den Nordbund. Dann die Vermählung des Erben mit einer nordischen Prinzessin. Und die enge Kooperation mit den Lämmerinseln. Der Adel war nur scheinbar ruhig. Er operiert verdeckt. Insgeheim vernachlässigte Enrique die stammordomisische Bevölkerung vielleicht tatsächlich? Doch warum überhaupt ein neuer Kaiser? Vielleicht einer aus An-Qalala der den kulturell ähnlichem Adel Unterstützung gewährt? Und einen nordischen Sündenbock?? Oderckte doch jemand anderes dahinter? Nicht ein Adliger sondern... Marianna hatte Angst. Als Zeugin würde sie sterben. Was sollte sie tun?
    Hallo.

  6. #6
    Tanzt Avatar von zerialienguru
    Registriert seit
    29.06.02
    Ort
    Im schönen Oldenburg
    Beiträge
    34.761

    Irgendwo am Sandfluss

    Hat der Bogen die Reise heil überstanden? Während Bertold zurück zum Wanderprediger geht, untersucht er seinen Bogen genauer. Keine Kratzer zu sehen, die Sehne sitzt fest und ist gut gespannt. Ein Probeziehen ergibt, dass das Holz des Bogens weiterhin biegsam ist und er seine ganze Kraft aufwenden muss, um den Bogen zu spannen. Gut! Oh, ist das etwa ein Loch im Holz, gar ein Holzwurm...? Irritiert schaut Bertold genauer hin und rennt dabei fast in den Wanderprediger hinein. Erschrocken blickt er auf und sieht SIE. Holzw... was? Wer ist denn dieses liebliche Wesen?
    "... teilnehmen"?
    "Wollt ihr das wirklich eure Hoheit?" antwortet der Wanderprediger.
    "Natürlich will ich das, sonst würde ich nicht hier stehen. Oder besagen die Regeln des Wettbewerbs, dass ich nicht teilnehmen darf?"
    Der Wanderprediger wendet sich Bertold zu: "Was sagt ihr dazu, eure Hoheit? Es ist euer Wettbewerb, darf sie mitmachen?"
    Bertold schaut beide an, er sieht, dass sie etwas sagen, aber die Wörter versteht er nicht. Beim Bären von Adaca, was für eine Frau! Und sie hat einen wundervollen Bogen dabei. Plötzlich geht ihm auf, dass beide etwas von ihm erwarten. Nur was? Na im Zweifelsfall einfach nicken.
    "Gut" sagt die Dame, "da es eurer Wettbewerb ist, werde ich euch den Vortritt lassen".
    Bertold ist weiterhin völlig neben der Spur. Wer ist sie? Was macht er eigentlich hier? Er hat seinen geliebten Bogen in der Hand, vor ihm ist eine Linie in den Sand gezogen und weiter weg steht ein Ziel. Geht wohl um Bogenschießen. Kurz entschlossen stellt er sich an die Linie, spannt den Bogen mit all seiner Kraft und lässt los. Mit einem wunderbarren Sirren fliegt der Pfeil los, durchbohrt die Strohpuppe mit Gewalt und fliegt einfach weiter. Die Strohpuppe wankt und fällt vom Heuballen, der Pfeil ist einfach verschwunden.
    "Sehr gut" lobt der Wanderprediger, aber Bertold nimmt das kaum war, denn selbstbewusst tritt die junge Frau auf ihn zu, unwillkürlich macht er ihr Platz. So viel Selbstbewusstsein kann auch den Prinzen beeindrucken. Zunehmend begeistert beobachtet er, wie die Dame sich positioniert, die Haltung eines erfahrenen Bogenschützen einnimm, ihren Bogen überprüft und darauf wartet, dass die Strohpuppe wieder aufgestellt wird.
    Plötzlich klären sich seine Gedanken. Sie nimmt an dem Wettbewerb teil! Bertold ist baff, dann fängt er an zu kichern. Wenn sie den Preis gewinnt, wird sie aber staunen, in seinem Mantel würde sie förmlich verschwinden, den könnte sie glatt als Zelt benutzen. Sie wirft ihm einem missbilligenden Blick zu, mit Mühe reist sich Bertold zusammen. Da fällt ihm noch was ein: Hat der Wanderprediger nicht auch sie Hoheit genannt?

  7. #7
    Zurück im Norden
    Registriert seit
    01.05.12
    Beiträge
    36.013
    Tatsächlich, der Prinz von Adaca entschied sich, selbst beim Wettbewerb mitzumachen und ließ auch Sabin’as Teilnahme zu. Sama’el war zwar froh, dass die Prinzessin nicht ausgeschlossen worden war – er kannte schließlich das Temperament seines Schützlings – aber das Ganze machte ihm dennoch Sorgen. Bertold hatte – so schien es dem alten Bogenmeister – eher verhalten zugestimmt und empfand es vielleicht als Beleidigung, gegen eine Frau antreten zu sollen. Nun stellte der Prinz allerdings zunächst selbst an die auf den Boden gelegte Linie und setzte seinen Schuss. Seine Kraft war zweifellos beindruckend – viele Männer hätten diesen gewaltigen Bogen vermutlich nicht einmal spannen können – aber mit dem geübten Auge des erfahrenen Bogenschützen sah Sama’el, dass der adacaische Thronfolger nicht gut genug zielte. Irgendwie schien er abgelenkt zu sein. Gut, es war für alle ein harter und langer Tag gewesen, und Bertold als Kommandeur hatte sicher besonders viel zu tun gehabt. Dennoch traf der Pfeil die Strohpuppe (wenn auch nicht an der geplanten Stelle, dem Kopf) und drang mit großer Wucht durch sie hindurch. Großer Jubel brandete auf, in den auch viele Iriqer einstimmte. Ein anerkennendes Lächeln umspielte auch die Lippen des iriqischen Bogenmeisters, der sich wieder voll Stolz an seine adacaische Herkunft erinnerte. Ja, die Männer seiner Heimat verstanden sich auf den Umgang mit dieser Waffe, und Bertold schien einer der Besten von ihnen zu sein.

    Nun war aber die Iriqerin an der Reihe. Der Prinz von Adaca kicherte. „Das ist nicht gut“, dachte Sama‘el. Sabin’a hatte schon immer höchst empfindlich reagiert, wenn man sie nicht ernst genommen hatte, und ein Streit der beiden käme völlig zu Unzeit. Bislang hatten sich die Soldaten beider Seiten wirklich gut verstanden und es war nicht zu nennenswerten Konflikten gekommen, die gemeinsame Militäroperationen zweier Armeen so häufig schwierig und ineffektiv machten. Wenn aber eine Prinzessin von Iriq den Thronfolger von Adaca beleidigen würde, konnte die Stimmung sehr schnell umkippen. Es war ohnehin nicht selbstverständlich, dass man die Dynastie der Raben im Norden als gleichrangig anerkannte, denn den adelsstolzen Fürstenhäusern Thereshs war deren wenig beeindruckende Herkunft aus einem kleinen Geschlecht vom Nieselmeer sehr wohl bekannt. Wie würde Bertold wohl reagieren, wenn Sabin’a ihm gegenüber ausfallend wurde? Würde das die gemeinsame Operation der Heere beeinträchtigen und die beiden Länder entzweien?

    Das Surren einer Bogensehne riss den alten Bogenmeister aus seinen Gedanken. Die Prinzessin hatte ihren Schuss gesetzt. Der Pfeil nahm einen perfekten Bogen und traf die mittlerweile wieder aufgerichtete Puppe genau an der Stirn. Die umstehenden Soldaten starrten ungläubig auf den durchbohrten Kopf der Zielfigur. Natürlich war sie nicht umgefallen und der Pfeil war auch nicht hindurchgegangen – solche Kräfte wie Bertold besaß die Prinzessin bei Weitem nicht – aber es war unzweifelhaft ein Volltreffer, und eigentlich hatte Sabin’a den Wettbewerb damit gewonnen. Sorgenvoll schaute sich Sama’el um. Würde sich Bertold beleidigt oder gar veräppelt fühlen? Und die adacaischen Soldaten? Würden sie das Ganze als spöttischen Streich der Iriqer missverstehen? Ach, hätte er die Prinzessin doch nur direkt in ihr Zelt gebracht, als sie im Lager angekommen waren!

    Noch immer war der Schussplatz von atemloser Stille erfüllt. Nicht einmal der Priester, der die Leitung des Wettbewerbs übernommen hatte, wagte etwas zu sagen. Er blickte nur zu Prinz Bertold, der wiederum Prinzessin Sabin’a anstarrte. War er überrascht? Oder verärgert? Sama’el konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten, aber schließlich gab der Adacaer sich erkennbar einen Ruck und wandte seinen Blick dem Wettkampfrichter zu. „Hochwürden, das war der bei Weitem genaueste Treffer des Abends. Wie ist Euer Urteil?“ Noch etwas durcheinander murmelte der Gottesmann. „Die Prinzessin Sabin’a von Iriq hat meiner Ansicht nach den Wettbewerb gewonnen und damit auch Euren Mantel.“ Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als der Thronfolger von Adaca schon laute Hochrufe ausbrachte, in die die Soldaten beider Länder inbrünstig einstimmten. Sama’el fiel ein Stein vom Herzen. Bertold hatte seine menschliche Größe auch in der Niederlage bewiesen, und das schätzte der alte Bogenmeister sehr.

    Die Prinzessin kam zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Danke Sama’el“ sagte sie einfach. Ja, er hatte sie wohl wirklich recht ordentlich ausgebildet, dachte er voller Stolz. Bei den adacaischen Wettbewerben war es nun üblich, den Sieger für eine Ehrenrunde auf den Schultern zu tragen, was normalerweise der Ausrichter oder der Schiedsrichter des Turniers übernahm. Unsicher blickte Bertold zur Gewinnerin hinüber. Bei einer Frau wäre es doch höchst unschicklich, sie einfach auf die Schulter zu nehmen – und sie war ja dazuhin auch noch eine Fürstentochter. Sabin’a bemerkte die Unsicherheit des Prinzen sofort und rief zu ihm hinüber. „Keine Scheu, ich bin nicht zerbrechlich. Nehmt mich ruhig hoch!“ Nach kurzem Zögern tat der adacaische Kronprinz wie geheißen und trug sie ohne erkennbare Mühe und unter dem lauten Jubel auf eine ausgedehnte Ehrenrunde. Sama’el schmunzelte. Was wohl die adelsstolzen Edelleute der Königreiche von An-Qalala oder Shibat zu einem solchen Verhalten gesagt hätten? Den beiden jungen Menschen machte es dagegen erkennbar Spaß, und Prinz Bertold schien fast schon enttäuscht zu sein, als er die Prinzessin schließlich wieder herunterließ. Dann bekam sie die Siegestrophäe überreicht, einen unvergleichlich gut gearbeiteten Mantel, der ihr aber natürlich viel zu groß war. Die Soldaten johlten, als Sabin’a ihn mit einem Lächeln anlegte und regelrecht darin versank.

    Am Abend waren sie alle ins Kommandozelt des adacaischen Prinzen eingeladen, und man merkte deutlich, dass Bertold und Sabin’a sich gern hatten. Auch Sama’el war sehr stolz, dass der Kronprinz seines Heimatlandes die Ausbildung lobte, die er den Fürstenkindern von Iriq gegeben hatte. Allerdings währte der Abend nicht lang, denn schließlich befand man sich auf einem Feldzug und musste sich in den nächsten Tagen um die Winterlager kümmern. Die Fürstenkinder würden auch bald wieder in ihre Heimat zurückkehren, denn sie waren natürlich nicht den Truppen zugeteilt, die als Garnison im Feld bleiben würden. Verschmitzt sagte Sabina zum Abschied: „Mein hochverehrter Prinz, falls Ihr im kommenden Jahr wieder an unserem gemeinsamen Feldzug teilnehmen oder uns anderweitig einmal besuchen möchtet, gewähre ich Euch gern eine Revanche, um den Mantel zurückzugewinnen, denn ein Zelt besitze ich ja schon.“

  8. #8
    Tanzt Avatar von zerialienguru
    Registriert seit
    29.06.02
    Ort
    Im schönen Oldenburg
    Beiträge
    34.761
    Bertold von Adaca saß gedankenverloren am Feuer. Der Feldzug gegen die Banditen lief bisher nicht unbedingt nach Plan. Sie hatten den Sandfluss zwar erreicht – und das war ohne Zweifel auch den Truppen Iriqs zu verdanken – aber das Problem hatte sich dadurch nicht gelöst. Mehrere Posten waren verschwunden. Einer mag vielleicht desertiert sein, aber nicht alle. Einige hatte der Prinz in den letzten Wochen kennen gelernt, kampferprobte und loyale Männer waren dabei.

    Loyalität – ein gutes Stichwort. Sein Vater hatte ihn an die Front geschickt, um den Bären des Hauses Adacas auch in den Ödlanden im Süden wehen zu sehen. Offiziell lautete sein Auftrag, den Soldaten vor Ort Mut zu machen, ihnen zu zeigen, dass sie hier an den Grenzen Adacas nicht auch aus dem Sinn Adacas waren, sondern ihr Beitrag in der Hauptstadt gewürdigt wurde. Außerdem sollte er, als zukünftiger Thronfolger, ein wenig militärische Härte bekommen. Zuhause Tag ein und Tag aus zu trainieren ist das eine, vor allem, wenn man danach ein Bad nehmen und sich in ein weiches Bett legen konnte. Geschützt vor der Witterung, geschützt vor Schlangen und anderem Getier, umsorgt durch Diener, die das Essen brachten und abends auch feinen iriqschen Wein. Es ist aber was völlig anderes, mit anderen Soldaten zusammen mitten in der Einöde einen Kampf gegen einen Feind zu führen, der meist nicht zu sehen ist. Nachts ist es bitterkalt, des Tages brennt die Sonne, selbst im Dunkeljahr. Sein erster Adjutant wurde im Schlaf von einem Skorpion gebissen, nun hatte er einen Neuen.

    Und dann erst diese ewige Ungewissheit. Was hatte er die Soldaten schon fluchen hören; viele sehnten sich geradezu nach einer Schlacht. Egal ob sie diese gewinnen oder verlieren, Hauptsache nicht mehr dieses ewige Umherziehen. Aber Bertold hatte die Strategie des Feindes inzwischen erkannt und würde im nächsten Jahr mit mehreren Einheiten leichter Reiterei zurückkehren. Der Einsatz von Spähern und Fährtenlesern soll im nächsten Jahr intensiviert werden. Eines Tages, so schwor sich Bertold, würde er die erste Einheit berittene Bogenschützen aufstellen.

    Aber all diese Gedanken dienten nur der Ablenkung. Denn so sehr Bertold auch versuchte sich mit Gedanken über das Militär abzulenken ging ihm doch ein anderes Ereignis immer wieder durch den Kopf. In gewisser Weise war er aus der Hauptstadt geflohen. Ständig umschwärmten ihn auf den unzähligen Bällen junge Damen aus mehr oder minder gutem Hause. Fing er dann mal ein Gespräch an, so dauerte es nie lange und die Dame plapperte ihm jedes Wort nach. Früher konnte er sich dann zu seiner Schwester Annelise retten, die hatte ein freches Mundwerk und ließ sich von ihrem großen Bruder nichts gefallen. Doch die Zeiten waren nun vorbei, Annelise hatte einen ordomschen Prinzen geheiratet und hatte Adaca wohl für immer verlassen. Er als großer Bruder stand jetzt noch mehr unter Druck, selbst zu heiraten. Aber diese Dummchen und Blondchen? Die ihre Aufgabe allein darin sahen, zwischen dem Kinderkriegen auf Festen und Bällen das Buffet zu plündern?

    Dann lieber am Sandfluss Banditen jagen! Nur kommt es erstens anders, und zweitens als die Drachen es wollen. Kaum hier, lief ihm doch glatt wieder ein Frauenzimmer über den Weg. Aus dem fernen Iriq kommend schlug sie ihm beim Bogenschießen und rannte jetzt in seinem Mantel umher. Unwillkürlich musste Bertold wieder lachen. Egal wie trüb die Gedanken sind, ein Blick auf Sabin'a in seinem Mantel und aller Trübsal war vergessen. Und dann hatte er sie noch auf seinen Schultern durch das Lager getragen. Das war schon viel eher eine Frau nach Bertolds Geschmack. Statt im Rüschenkleid trug sie praktische Lederrüstung, statt einem Fächer einen Bogen, statt daher zu plappern war die schlagfertig. Diese Frau würde in seiner Heimat auf einem Ball eine ganz andere Figur machen. Hach...

    Leider war der Winter angebrochen und sie hatte mit ihren Soldaten den Weg nach Süden angetreten. Ihm klangen noch ihre Abschiedsworte nach. Im nächsten Jahr würde er auf jeden Fall wieder an den Sandfluss reisen. Vordergründig um die Truppen mit leichter Reiterei zu verstärken, doch eigentlich ging es dem Prinzen mehr um Sabin'a. Sollte er den Banditen gar dankbar sein? Einen Abschiedskuss hatte er sich dann doch nicht erbeten, war er doch auf dem Weg zu ihrem Zelt über eine Wurzel gestolpert und hatte sich die ganze prachtvollen Länge seines Körpers gepflegt in den Matsch gelegt. Wer tritt so einer Dame unter die Augen? Immerhin hatte er sich dabei auch noch den Arm geprellt und somit einen ganzen anderen Kuss als Andenken mit auf den Rückweg genommen. Er war sich sicher, jede dieser Balldamen daheim würde ihn nur zu gerne trösten. Ach, du schöne Banditenjagd!

  9. #9
    Blubb=Lebenseinstellung Avatar von PaPaBlubb
    Registriert seit
    13.05.13
    Ort
    Blubbmania
    Beiträge
    13.112
    Bar- Talif im Jahr 50, Ende des Jahres

    Das Chaos der vergangen Monate legte sich. Die Maßnahmen die er, der Herr von Staub und Sand entschieden hatte entfalteten Ihre Wirkung. Es wurde ruhiger im Lande derer welcher so schwer wie keine andere Nation unter dem Bruch zu leiden hatte. Der Winter kam, die Nächte wurden länger und kälter. In den Straßen von Bar- Talif herrschte absolute Ruhe. Das Zentrum der Stadt, der große Basar, einst ein Ort von farbenfroher Pracht in denen Händler aus allen herren- Länder Ihre Waren feil boten, war wie ausgestorben. Die Bare Münze hatte es in diesen dunklen Zeiten besonders schwer, denn eine warme Mahlzeit war unbezahlbar geworden. Alle Nahrung wurde Konfisziert, alle Nahrungszugänge kontrolliert. In festgeschriebenen Rationen wurde die Nahrung an die Bevölkerung verteilt, was einen erheblichen Verwaltungsaufwand nach sich zog.

    Es sollten nur noch Minuten vergehen bis die Sonne am Horizont vergeblich versuchen würde das tiefe Grau am Himmelszelt zu durchbrechen. Doch dieser morgen, dieser eine Tag war völlig anders als andere. Denn der Emir verließ seit einer gefühlten Ewigkeit mit einer kleinen schar getreuer an seiner Seite den Palast. Einige der Wachen welche den von Himmel geliebten und Sonnen geküssten Emir begleiteten waren fast doppelt so alt wie Ihr Dienstherr. Sie standen an seiner Seite am Tage seiner Geburt und würden bis zum letzten Atemzug ihm Dienen oder bis Ihr Körper von Altersgebrechnlichkeit geplagt nicht mehr in der Lage sein würden Ihm zu Schützen. Ein einzelner Priester, den selbst die Ältesten Bar- Talif schon kannten als Sie noch Kinder waren begleitete den kleinen Tross. Er diente dem Emir als Ratgeber, Freund und Vertrauter.

    Der Emir saß auf dem Rücken eines der Edlesten Pferde welche die Wüste hervorgebracht hat. In Geschichten und Legenden wird sich erzählt das dieses Pferd eines der letzten Nachkommen einer aussterbenden Pferderasse ist, welche einst über die weiten Steppen des Landes, vor dem Bruch zu tausenden durchstreiften. Die meisten anderen Pferderassen die man im Lande fand waren Mischlinge und Importe aus dem Osten und Süden. Die Zucht weitere dieser edlen vierbeiner erwies sich in der Vergangenheit nur begrenzt als erfolgreich und als zu kostspielig.

    Der kleine Stadtrundgang wurde unterbrochen als aus einer Seitengasse heraus mehrere Kinder herausgestürmt waren und Emir, Räuber und Soldat spielten. Der schwächste der Gruppe musste dabei wie üblich die ungeliebte Rolle des Räubers einnehmen. Die Älteren Jungen trugen einige Holzschwerter womit Sie wild und drohend in der Luft herum wirbelten. Holzschwerter waren in diesen Tagen eine Seltenheit und ließ darauf schließen das diese Kinder entweder aus einem reicheren Hause stammten oder Soldatensprosse sind. Das herum Getümmel wurde je unterbrochen als die Kinder sich der Anwesenheit der Soldaten gewiss wurden. Sie legten den Kopf in den Nacken und starrten auf den Mann in den weißen seidenen Gewändern hinauf der einen Falken auf Arm trug. Es wurde still.

    Zwei Frauen mittleren Alters sowie eine jüngere Dame aus vermeintlichen guten Hause folgte den Kindern wenige Augenblicke später und erschreckten ob des unerwarteten Anblicks des Emir. Sorgenfalten bildeten sich auf der Stirn der Frauen und schon fast panikartig näherten Sie sich den Kindern, griffen Ihnen an Schulter und Nacken, was Sie eben gerade ergreifen konnten und drücken die Kinder in Richtung Boden für eine tiefe Verneigung. Sie begriffen schnell wer vor Ihnen sich auf dem Pferd befand. Niemand durfte in Anwesenheit des Emir auf seinen Füßen stehen ohne das er es gestattete oder die Situation es erforderte, dies war Sitte und Brauch in Bar- Talif. In tiefer Vergangenheit des Landes war es sogar üblich das Menschen hingerichtet wurden, wenn Sie ihm auch nur in die Augen blickten. Umso erstaunter war der Emir nun als eine der Jungen Frauen den Kopf ein Stück in den Nacken legte und genau diesen Augenkontakt suchte. Ihre Neugierde war größer als die Angst vor der Strafe und Sie sollte sehen was nur wenigen Menschen vergönnt war. Die Aufmerksamkeit tief blauer Augen welches den fernen Meeren glich mit einen grünen Stich die so klar und glänzend waren wie ein Smaragd wurden Ihr allein zuteil.

    Die Wachen wurden unruhig während sich die Augen der Frau und die des Emirs sich trafen. In der näheren Umgebung begann das Leben zu erwachen, eine Tür ging auf und eine Ältere Frau trat hinaus. Aus einer entfernteren Ecke kamen ein paar abgemagerte Männer hervor und ein Bettler der mehr einem alten Kartoffelsack gleicht als einem Menschen streckte sich. Sie alle sollten die selbe Szenerie erblicken. Die Arme der Wachen glitten zu den griffen Ihrer Klingen, einer von Ihnen wollte sich bereits in Position bringen um eines der ältesten Gesetze des Landes zu vollstrecken.

    Ein einzelner Sonnenstrahl durchbrach für den hauch einer Sekunde den Grauen Himmel und ließ die weißen Gewänder des Emirs der Sonne gleich erstrahlen. Ein lauter Falkenschrei erfüllte die Stille des morgens, die Flügel wurden ausgebreitet. Die Augen des Emirs suchten die seiner Wachen, das Grün in seinen Augen hatte plötzlich etwas drohendes und die Wachen ließen vom Griff Ihrer Klingen ab.

    „Mein Volk blutet und Hungert, Ich werde nicht der Grund für Schmerz und Kummer sein“

    Der Emir zog am Geschirr des Pferdes und lenkte es in Richtung des nächsten Weges welcher zum Palast führt. Die Wachen folgten dem Emir unaufgefordert und nahmen Ihre Position an seiner Seite ein. Niemand im Palast verlor auch nur ein Wort. Doch in der Geschichte des Landes sollte in ferner Zukunft ein besonderes Gemälde von einem der größten Künstler seiner Zeit die Wände zieren, dessen inhalt eben von dieser Szenerie zeugten.
    Geändert von PaPaBlubb (25. Juli 2017 um 17:22 Uhr)

  10. #10
    Registrierter Benutzer Avatar von Schuba77
    Registriert seit
    12.03.13
    Ort
    Winequarter
    Beiträge
    599
    Brief von Anitea, Fürstgemahlin von Re-Hadot, an ihren Sohn Danielus, derzeit Abgesandter des Fürstentums am Kaiserhof:

    Mein geliebter Danielus!

    Wie ergeht es dir am Hof des Kaisers? Die jahrelange Ausbildung, das nächtelange Studieren der Bücher und Schriften, mögen sie dir zum Vorteil gereichen. Ich hoffe aber, die Gespräche und Verhandlungen werden bald ihr Ende finden. Deine Aufgabe dort ist wichtig, jedoch muss auch ehest auf deine Rückkehr bestanden werden.

    Es tut mir leid, dass ich dir sogleich mit Sorgen diese Zeilen übersenden muss. Die Lage in unserer Heimat spitzt sich immer zu. Deine Unterstützung ist notwendig, da unser Fürstvater mit seinen Entscheidungen nicht immer glücklich gehandelt hat. Deine Besonnenheit wäre jetzt für unser Fürstentum immens wichtig. Auf mich mag er nicht mehr hören. Dein Vater war zwar schon immer standfest und pochte auf seinen Entscheidungen, aber nun mag er die Tragweite dieser nicht mehr erkennen.

    Er geht stundenlang den Hafen ab, den Blick aufs Meer gerichtet, stets eine Verwünschung aussprechend. Wem diese gelten, werde ich dir wohl nicht sagen müssen. Was als einfacher Streit angefangen hat, entpuppt sich als mögliche Nemesis für unser aller Heimat.

    Du weißt, seit zwei Generationen hat unsere Familie die Geschicke Re-Hadots geleitet, es aus der Umklammerung herausgelöst, danach umsichtig und besonnen agiert. Jetzt sind aber diese Errungenschaften in Gefahr.

    Drastische Maßnahmen müssen gesetzt werden, du kannst erahnen, welche… Auf deinen Schultern liegt eine schwere Last, ich kann nur erahnen wie schwer, aber mit Sicherheit kann ich sagen, dass ich Vertrauen in dich habe!

    Mit Hoffnung auf deine baldige Rückkehr verbleibe ich,
    Anitea

  11. #11
    Registrierter Benutzer Avatar von Schuba77
    Registriert seit
    12.03.13
    Ort
    Winequarter
    Beiträge
    599
    In den Privatgemächern des Abgesandten Re-Hadots, Danielus, Sohn des Fürsten Schu’Ba II:

    Danielus steht am Fenster und hält noch immer den Brief in den Händen. Er blickt starr in Richtung Bruch. Seine Gedanken schwirren:

    Drastische Maßnahmen…, das Wohl Re-Hadots… Das Wohl Re-Hadots?!

    Sein Vater hat in den letzten Monaten alles daran gesetzt, dieses Wohl mit den Füßen zu treten. Am Hof hat er die offiziellen Nachrichten vernommen. Die hastig herausgegebenen Depeschen und Befehle, allesamt nicht durchdacht, teilweise sogar irrsinnig. Was hat sich der Fürst nur dabei gedacht … Immer mit dem Kopf durch die Wand und sei sie so dick wie ein Gebirge. Der Suff macht es auch nicht leichter.

    Danielus selber hatte mit Fürsten und Königen, bzw. deren Vertreter diplomatisch zu kämpfen. Er hatte zwar die fürstliche Ausbildung genossen und hatte auch im Hafenrat von Re-Hadot als Vertreter seines Vaters einen Sitz, wo er bereits Erfahrungen sammeln konnte. Aber das alles war nichts im Vergleich zum kaiserlichen Reichstage.

    Er hatte sich viel davon erwartet, Diplomatie und geistreiche Gespräche. Es folgte aber schon bald Ernüchterung. Der Alltag sah gänzlich anders aus: ein wildes Durcheinander aus Geschrei, Gelächter, Beschimpfungen und Verwünschungen.
    Er begriff bald, als Abgesandter eines kleinen Fürstentums sitzt er zwar am Tisch mit Königen, die wirklich wichtigen Entscheidungen werden aber in persönlichen Absprachen getroffen. Die abgesandten Shibats lachten hinterrücks über ihn. Vorschläge von ihm, ja jede Wortmeldung wurde ins lächerliche gezogen. Die Meldungen seines Vaters, mit einem Wisch vom Tisch gefegt...

    Hier am Hof bleiben war keine Alternative mehr. Nach einigen Augenblicken steht sein Entschluss fest: Eine Invasion Shibats muss abgewendet werden, das Volk darf nicht wieder unter eine Fremdherrschaft geraten.

    Er wird nach Re-Hadot zurückkehren und seinen Vater absetzten müssen.

  12. #12
    Blue Heeler Genießer Avatar von Baldri
    Registriert seit
    15.11.08
    Ort
    Brisbane im Traum
    Beiträge
    30.411
    Alles war dunkel. Eng. Stickig. Marianna war gar nicht wohl zu mute. Die Kutsche holperte über den Stein. Dann ein Stich in die Seite. Ein Aufprall und der Gestank der Gosse. Dann wurde es noch dunkler.

    ---------------------------------------------------------------------

    Enrique II von Rodraga nahm das diesjährige Ausbleiben des Kaisers betrübt zur Kenntnis. All die Vorbereitungen, dass neue Schwitzhaus über einer heißen Quelle... Und dann fehlte auch seine Lieblingsdienstbotin. Er trommelte mit den Fingern auf den Tisch. Der Besuch des Kaisers hätte sein ramponiertes Ansehen gut aufpolieren können. Doch der Kaiser war noch nicht so weit, die Routen zu unsicher. Und das vergangene Jahr war ein Desaster. Nicht nur für den Kaiser. Die Truppen die er in den Norden schickte sollten die Lage beruhigen. Wie konnte er wissen, dass die Lage ruhig war? Und die Militärpräsenz störte das Gleichgewicht. Dieses Jahr würde er weniger Truppen entsenden. Ein Großteil würde nach Kuzqur gehen um Fürst Stefano bei einfallenden Banditen zu unterstützen. Wie würde der Norden dies wahrnehmen... Der Norden... Enrique war es Leid darüber nachzudenken. Alleine die Piraten.

    Einzig die Formierung der Brüder Jakobs war ein Lichtblick. Und erfreulich. Noch immer bekam Enrique eine Gänsehaut wenn er an damals dachte. Als die Ratshalle zu El-Taebr in den Bruch donnerte. Und er auf der richtigen Seite stand. Auf der richtigen Seite... Enrique lächelte beklemmt. War es wirklich die richtige Seite... Letzten Monat starb der Kronprinz. Jagdunfall. Dieser Thor... Er stand auf der falschen Seite. Vielleicht war es gut. Er kam ohnehin nach seiner Mutter. Kein echter Rodraga. Wie sollte es weitergehen. Würde seine Frau nach Adaca zurückkehren? Die drängensten Probleme waren in Arbeit. Bald schon würde ein Mitarbeiter der Bank erscheinen. Vorerst müsste er sich um seine Dynastie kümmern. So lies er nach Anneliese schicken.

    Alle Fäden gleichzeitig in der Hand zu halten war schwer. Selbst noch nach all den Jahren.
    Hallo.

  13. #13
    Für mehr Klink im ***** Avatar von Gulaschkanone
    Registriert seit
    06.06.13
    Ort
    Süddeutschland
    Beiträge
    18.677
    Es war ein regnerischer, später Abend in El-Taebir. Die Bänke des Reichtags hatten sich bereits weitgehend gelehrt, aber immerhin ein Vertreter jedes Landes, war noch da, aber kaum ein Fürst. Wen wunderte es? Es stand nur noch ein Redebeitrag eines unbedeutenden Insellandes aus und es ging nicht einmal um Krieg, Hunger oder Banditen. Die endlosen, festgefahrenen Debatten über Stimmverteilung lähmten ohnehin, der Kaiser hatte an Führung vermissen lassen, auch wenn er seinen Geheimdienst durchgebracht hatte.


    Wer allerdings noch im prunkvollen Saal weilte wurde nun Zeuge wie ein alter Mann gestützt auf Männer, die wohl zwei seiner Enkel sein mussten sich ans Rednerpult schleppte. Er griff einen etwas zu langen Moment das Rednerpult mit beiden Händen, ganz so als wäre es das Steuerrad des Großkampfschiffes, dass länger sein Zuhause gewesen war als so manchem Anwesenden das feste Land. Seine wachen Augen taxierten jeden der noch etwa 40 Anwesenden einen Moment, bevor er sich einen Stock reichen ließ und die Enkel wieder hinunterschickte. Manch einer der Jüngeren hätte wohl erwartet, ein Manuskript verlesen zu bekommen und nicht wenige kannten den alten Mann nicht. Auch seine Heraldik sagte nicht jedem etwas. Nicht zuletzt verwunderte die kleine, aber grüne „Krone“, die wenig mit der üblichen eines Fürsten gemein hatte. Mindestens eine Minute stand er ruhig da, darauf wartend, dass das Tuscheln abebbte und sein Name bei jedem angekommen war. Erst dann räusperte er sich und begann mit eindrucksvoller, fester Stimme zu sprechen:


    „Meine Verehrten Abgesandten, Mitfürsten und Könige, obgleich kaum einer anwesend ist möchte ich die, sich dank Ekot-Emer bietende, Gelegenheit nutzen endlich zu Ihnen zu sprechen. Ich danke dem Königreich nicht für die Erfüllung des Lebenstraumes eines alten Mannes, sondern im Namen der Einwohner Ordom-Kedals und aller, die sich ein gerechtes Reich wünschen. Kaum einer wird mich kennen, doch dem Tuscheln entnehme ich, dass zumindest einigen mein Ruf geläufig ist. Ich bin Dschafar_as-Sādiq, mehr Seemann - Admiral als Fürst und doch derer Ordom-Kedals. Was die Geschichten über mich angeht: Wäre nur die Hälfte wahr hätte ich selbst Angst vor mir, obwohl in allem ja ein Körnchen steckt.“


    Er lächelt ein verschmitztes aber doch zahnarmes Lächeln und atmete hörbar tief durch bevor er mit schärferer Stimme fortfuhr: „Ich bin alt und war vor 52 Jahren dabei, als so sagt es der ordomische Fürst darauf ankam auf der „richtigen Seite“ zu stehen, nicht der Geschichte, sondern einer Halle. Das sagte man aber auch schon Jahre zuvor, damals war ich Schildjunge und der Kontinent brannte. Erst einmal, dann zweimal, dann brach er. Er rauchte und glühte lange und kam in den letzten 50 Jahren nie ganz zu Ruhe. Banditen und Piraten plagen uns alle. Doch einige schüren Feuer, Häfen brennen, Festungen werden belagert, Hunger herrscht, der Handel liegt darnieder. Ich frage euch wieso? Ich werde gewiss nicht mehr länger als einen 7-Jahreszyklus leben, doch ich haben Angst, dass sich die vielen kleinen Feuer vereinigen und der, nur noch halbe, Kontinent erneut brennt, oder das gar der FEIND“ (Voller Hass spie er das Wort aus und stampfte 18 Mal mit dem Stock auf) „- der FEIND unsere Schwäche wittert und sein Werk fortsetzt. Wie konnte es soweit kommen? Wir sind es unseren Ahnen und Enkeln schuldig zu bestehen. Wir haben nur noch einen halben Kontinent.


    War es die Magie? Das Schicksal? Verräter im Norden und Süden? Die Wächter? All dies mag eine gewichtige Rolle spielen, aber ein jeder Mensch trägt ebenso Verantwortung. Fürs Haus, Hof, Fürstentum, Königreich, Republik, das Kaiserreich selbst und für seine Untertanen, für alle Menschen Thereshs. Manch einer kämpft um Gebirge, der andere um Inseln und auch ich erkenne deren Bedeutung an. Doch all dies darf das Reich und die Verständigung mit den Republiken nicht gefährden. Es lauert ein Feind der mehr will als Dörfer und Gulden. Der uns als Menschen unterjochen will, alles zerstören was uns ausmacht. Er steht vor den Brücken. Er hat uns einst zur Einigkeit gezwungen und diese sollten wir wiederherstellen. Er kennt keine Staaten, er kennt keine Wahlen zu Dogen, er kennt keine Zweifel. Ihn interessiert nicht welche Ameise wo herrscht, solange es eine ist. Wir müssen zusammenstehen.


    Auf diesem Reichstag müssen wir beweisen, dass wir zumindest nach außen zusammenarbeiten. Wir müssen beweisen das die Prinzipalitäten und Republiken sich verständigen können, dass ein jeder seine Rechte und Pflichten und seinen Platz hat, Nur so löschen wir die Feuer. Nur ein prosperierender Kontinent wird wehrhaft sein und eine Chance haben, wenn der FEIND kommt. Er wird kommen. Ich stand ihm gegenüber. Ich habe die tausenden Geschöpfe gesehen, die alles bedeckten und viele niedermachten. Mann, Frau, Kind, im Kriege war es ihm gleich.


    Nur ein prosperierender Kontinent kann eines Tages zurückschlagen und die Brückenköpfe nutzen, um die Rückeroberung zu starten. Dann werden auch die Menschen des Südens zurückkehren. Wer sagt sie gehören nicht in den Norden hat Recht, aber er muss auch sagen, wie er ihnen ihr altes Land und altes Leben zurückbringen will.
    Ich bin ein alter Mann, der viele Träume träumte, von denen sich einige erfüllten. Ich stehe hier. Ich stehe hier vor euch, denn einen Traum habe ich noch mitzuteilen: Das mein Urenkel wie ich einst vor über fünf Jahrzehnten am Kap von Lepptrah vorbeisegeln kann, um die Wasserfälle von An-Garbit selbst zu sehen; einst das Ende der Welt. Helft einen alten Mann die Hoffnung zu erhalten, dass dieser Traum Realität wird. Nicht nur für meine Kindeskinder oder mich. Sondern für einen jeden Thereshi. Es ist unser Kontinent nicht der von Krabbelviechern. Es ist der Kontinent der Nordländer und Südländer. Es ist der Kontinent...“ [Es folgt eine Aufzählung abwechselnd eines Nord- und eines Südlandes, jeweils mit dem obigen Anfang. Anstatt Ordom und OKL folgt aber „der ordomischen Staaten“ und das numerisch fehlendende Südland wird am Ende ersetzt]: „Es ist der Kontinent Ehos, der Kontinent der Wächter. Bereiten wir und darauf vor ihn uns zurück zu holen. Lasst uns uns einigen, auf Kaiserrechte, Gebirge und Frieden auf das wir eines Tages marschieren und uns ein Kaiser und ein Doge uns mit folgenden Worten führen können: „Ich kenne keine Bar-Talifer, Caurer, Adacer oder Shibati mehr, ich kenne nur noch Thereshi.“


    Es folgt eine lange Kunstpause.


    „Aber bisher habe ich wenig Hoffnung, so wie der Reichstag bisher lief. Gezeichnet von Krieg, Krise und Konfrontation; wenig Hoffnung, dass die Enkel meiner Enkel ein langes, freies Leben haben. Hier sind heute nur wenige die mir zuhören, doch wir alle wissen, dass ein Einziger Mann Geschichte schreiben kann. Trag ihr, Könige, Fürsten und Abgesandte den Gedanken der Verständigung in die Köpfe und Debatten, auf dass wir bald wieder prosperieren.
    Nur ein prosperierender Kontinent kann die Probleme lösen, die noch kommen werden und den Kampf zu Ihnen tragen. Dies wird von Eho und den Wächtern, von Eho und ihren Kindern gesegnet sein. Auch wenn ich als von der Zukunft geängstigter, kriegsvernarbter Provinzfürst vor euch stehe, der nur Träume, keine Verheißung hat, so bin ich mir doch was unsere historische Mission der Befreiung des Südens anlangt in einem sicher: Der Unterstützung des Glaubens. Im Süden sind Gläubige unter der größten Drangsal der Geschichte, durch Ungläubige, die nicht einmal menschlich sind. Daher schließe ich meinen Appel an unser aller Solidarität mit dem alten Schlachtruf, der einst Angs in den Herzen der Ungläubigen säte. Lehren wir den Ameisen diese Angst, auch wenn es 10 oder 20 Jahre dauern mag. Denn eins ist sicher:“


    „EHO IO VULT“


    „EHO IO VULT“


    „EHO IO VULT“



    Nicht wenige Anwesende stimmen in den sich entwickelnden Chor ein. Dschafar wirkte erfreut, aber auch sichtlich geschwächt als er schließlich von der Bühne ging. Kaum jemand bekam seinen Hustenanfall hinter der Bühne mit „Eine gute Rede Großvater, doch ob sich die Stimmung niederschlagen wird?“ „Wer weiß das schon Musa, wer weiß es?“, wurde später am Abend gesprochen. „Nun sollte ich zurückreisen, dein Bruder wird heiraten. Du weißt, dass du bleiben musst.“
    Zitat Zitat von Nahoïmi Beitrag anzeigen
    Einheit, Einheit, gib mir meine Minghan wieder :p

    Mehrfacher Gewinner einer DET-Runde und Sieger der Herzen(2/7)

    Vom Kurfürst, über Admiral, Jarl, Botschafter und König zum Papst-ein Leben im Civforum.

  14. #14
    Zurück im Norden
    Registriert seit
    01.05.12
    Beiträge
    36.013
    Sama’el von Cuir schmunzelte in seinen Bart. Seine Frau hatte natürlich wieder einmal Recht behalten. Gleich bei ihrer Rückkehr aus dem Kampfgebiet hatte er ihr von den Ereignissen beim Bogenwettbewerb erzählt und sie hatte sofort gesagt: „Ich denke, die Prinzessin und der Prinz haben sich ineinander verliebt.“ Sama’el hatte das bestritten, war aber ins Zweifel geraten, als Sabin’a bei den Trainingsstunden immer wieder über Bertold sprach und erkennbar von dessen Persönlichkeit fasziniert war. Auch bei der Hochzeit der Kaisertochter mit dem Fürsten hatte sie sofort die adacische Delegation aufgesucht und sie nach dem Wohlbefinden des Kronprinzen ausgefragt. Je näher die Abreise rückte, desto aufgeregter wurde sie. Sama’el hatte das auf die bevorstehenden Kämpfe geschoben, aber seine Frau hatte nur wissend gelächelt.

    Und jetzt, als sie im Gefolge Seiner Majestät, des Kaisers, im gemeinsamen Operationsgebiet angelangt waren, war er sicher, dass Cish’nara mal wieder den richtigen Riecher gehabt hatte. Sabin’a war regelrecht aufgeblüht, als sie das Banner des adacischen Kronprinzen erspäht hatte und lenkte ihre Schritte gleich, nachdem man das eigene Quartier bezogen hatte, dorthin. Natürlich begründete sie das damit, dass sie doch noch Bertolds Mantel besaß und ihn gern zurückgeben wollte, weil er ihr ja viel zu groß war. Dabei war sie richtiggehend rot geworden. Selbst der alte Bogenmeister wusste da, was los war und ließ sie lächelnd gehen. Mochten die beiden sich doch die Wiedersehensfreue teilen.

    Sama‘el hoffte bloß, dass Cish’nara auch beim zweiten Teil ihrer Vermutung richtig lag und der Kronprinz Sabin’a ebenso mochte wie sie ihn. Er hatte seine Schülerin sehr gern und wollte nicht, dass sie unglücklich und verletzt zurückkäme, wo sie sich doch die ganze erste Jahreshälfte auf dieses Wiedersehen gefreut hatte. Bertold war zweifellos ein trefflicher Mann, aber Sama’el war sich nicht sicher, ob der Thronfolger Adacas eine ausländische Prinzessin aus dem südländischen Iriq überhaupt in Betracht ziehen würde oder ob er mehr an den größer gewachsenen, blonden Adelstöchtern seiner Heimat Gefallen fand. Sabin’a war außerdem nicht gerade eine typische Prinzessin, denn sie betrieb mit großen Eifer und erkennbarer Freude sehr undamenhafte Tätigkeiten wie das Bogenschießen oder Reiten. Konnte ein Prinz sich wirklich in ein solches Mädchen verlieben, das so gar nicht dem Bild einer Hofdame entsprach? Um seine Unruhe etwas zu bekämpfen, ging der Bogenmeister zu den Soldaten, die am Feuer saßen und sich (mehr am Met als an den Flammen) wärmten. Sie luden ihn freundlich ein, seine Gedanken aber waren bei Sabin’a. Wie mochte ihr Treffen mit Kronprinz Bertold wohl verlaufen?

  15. #15
    Registrierter Benutzer Avatar von Paidos
    Registriert seit
    19.02.14
    Ort
    Leipzig
    Beiträge
    9.665
    Die Wächter des Konzils haben längst alle Versuche aufgegeben, die Zahl der anströmenden Menschen zu erfassen. Aus allen Richtungen strömen sie auf den Platz, ihr Ziel die große Markthalle die bereits jetzt, eine Stunde vor Beginn des Prozesses, aus allen Nähten platzt. Mütter drücken ihre Kinder fest an sich, aus Angst sie in der riesigen Menge zu verlieren. Wer stark ist, tut alles um sich einen der vorderen Plätze zu erkämpfen. Einige der niederen Adligen diskutieren. Nicht für alle von ihnen wurde ein Ehrenplatz reserviert, und nicht alle sind bereit, sich unter das gemeine Volk zu mischen. Die Soldaten des Konzils und die Stadtwache von Talur haben alle Hände voll zu tun, um auch nur einen Schimmer von Ordnung aufrechtzuerhalten.

    Dann ertönt ein Horn. Aus dem Süden nähert sich eine Prozession und versucht verzweifelt sich einen Weg durch die Masse zu bahnen. "Macht Platz für den Großfürsten Alexis von Qor-Alad!" Der Befehl bewirkt genau das Gegenteil. Die Menge verdichtet sich, jeder versucht seine vermutlich einzige Chance zu nutzen, um einen Blick auf den Fürsten zu erhaschen. Einige rufen Beleidigungen oder werfen sogar mit Steinen. Erst als die Soldaten ihre Waffen ziehen, beginnen die Menschen unwillig Platz zu machen. Schließlich ist die Prozession in der Markthalle angekommen und die Neuankömmlinge werden auf die ihnen zugewiesenen Plätze verteilt.

    Kurz darauf öffnet sich eine der Türen zu den hinteren Bereichen des Gebäudes. Heraus tritt eine Gruppe von Männern, gekleidet in purpurne Gewänder. Der Rat der 7, die mächtigsten Männer des Konzils. In ihrer Mitte Lorenzo Ilban, der oberste Richter. Sein Alter steht ihm ins Gesicht geschrieben, er ist einer von denen, die den Bruch miterlebt haben und heute noch am Leben sind um davon zu erzählen. Er verzieht keine Miene, als die Menge in Jubel ausbricht und nimmt wortlos seinen Platz hinter dem Richterpult ein. Wenn die Verehrung des Konzils durch das Volk ihm irgendwas bedeutet, so sieht man es ihm nicht an. Der Rest des Rates nimmt ebenfalls eilig seine Plätze ein.

    Als der oberste Richter seinen Arm hebt, wird die Menge merklich ruhiger und verstummt nach wenigen Minuten fast vollständig. Alle Augen sind jetzt auf ihn gerichtet. Seine Miene noch immer regungslos, beginnt er schließlich zu sprechen:

    "Großfürst Alexis von Qor-Alad, wir haben uns heute hier versammelt um über euch zu urteilen. Gegen euch sind schwere Vorwürfe erhoben wurden, euch wird nachgesagt mit der schändlichen Magie im Verbund zu stehen, welche vor über 50 Jahren unser geliebtes Theresh in Stücke gerissen hat. Euch wird vorgeworfen, dem Konzil die ihm zustehenden Zahlungen verweigert und damit unsere Arbeit gegen eben diese Magie nachhaltig erschwert zu haben..."

    Der Prozess ist nun in vollem Gange. Nach und nach kommen verschiedene Leute zu Wort. Nicht alle äußern sich positiv über den Großfürsten, doch es wird schnell klar dass die erhobenen Vorwürfe kaum mehr als Gerüchte sind. Zumindest jene, welche ihn als Freund der Magie bezeichnen. Die verschiedenen Sprecher des Konzils und einige der anwesenden Adligen geben ihr bestes, um den Vorwürfen auf den Grund zu gehen. Dies wird immer wieder untermalt durch Jubel oder Buhrufe aus dem Volk. Nicht alles, was die Sprecher zu sagen haben, wird mit Freude aufgenommen.

    Natürlich kommt auch der Großfürst selbst zu Wort. Er beteuert seine Unschuld und bestätigt, dass die Vorwürfe in keinster Weise zutreffen. Er entschuldigt sich für die ausgefallenen Zahlungen und verspricht die Begleichung seiner Schulden. Schließlich fordert der oberste Richter ihn dazu auf, einen Schwur zu leisten. Alexis schwört feierlich und unter Eid, niemals mit der Magie in Verbindung gestanden oder sie gefördert zu haben. Außerdem verpflichtet er sich dazu, zur Besiegelung des Schwures die Schulden gegenüber dem Konzil in Höhe von insgesamt 4112A, sowie zusätzlich 3000A im nächsten Jahr zu begleichen.

    Der oberste Richter nickt zustimmend und erhebt sich schließlich: "Hiermit bestätige ich im Namen der Göttin Eho, des Volkes von Theresh und des Konzils von Talassa, dass die Worte des Großfürsten der Wahrheit entsprechen und befreie ihn von den erhobenen Vorwürfen. Alexis von Qor-Alad wird für unschuldig erklärt."

    (Reaktion des Volkes ist dann BJs Sache )
    Geändert von Paidos (03. November 2017 um 23:13 Uhr)

Seite 1 von 2 12 LetzteLetzte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •