|
|
Februar, 1149
Heute überquerte ich die Alpen über den Brenner und folge der alten Via Imperii weiter Richtung Rom. Mein erster Stopp auf dieser Seite des mächtigen Gebirges ist die kleine Stadt Bozen. Dort treffe ich mich mit meinem Begleiter und Dolmetscher, Pietro Barbolano. Er hatte bereits im Vorfeld unsere Reiseroute geplant und auch das eine oder andere wichtige Treffen mit italienischen Handelspartner arrangiert. Unsere Unterkünfte sind spärlich und wo es geht, wurde gespart. Ich bin damit nicht zimperlich, mein Mark ist besser in guten Waren angelegt als in prachtvollen Gemächern. 10 Mark wird mich allein die Verpflegung und die Unterbringung, sowie Herr Barbolano kosten. Mein Ziel ist es, dauerhaft gewinnbringende Handelsrouten von Lichtfurt zu Italien zu finden.
Anfang März, 1149
Von Bozen aus ging es weiter nach Trent und über Vincenza nach Padua. Bisher tat sich keine opportune Handelsmöglichkeit auf und langsam beginne ich Zweifel an diesem Unterfangen zu hegen. Sicherlich, einige der feil gebotenen Waren würden eine gute Münze in Lichtfurt einbringen, doch keine der Angebote ließ ein größeres und vorallem dauerhaftes Handelsvolumen zu. Dank Barbolano kann ich nun jedoch einige Sätze recht gebrochenes Italienisch sprechen.
April, 1149
Auch in Ferrara oder Bologna haben sich keine Geschäfte ermöglicht. Zwar konnte ich einige vielversprechende Kontakte knüpfen, doch für den Moment soll kein gutes Geschäft entstehen. Immer hin konnte ich die kommende Lichtfurter Messe bei den hießigen Händlern anpreisen. Ich hoffe, einige meiner Bekanntschaften in meiner Heimat willkommen heißen zu dürfen. |
|
Anfang Mai, 1149
Schließlich war mir Fortuna doch hold. Im prächtigen Florenz konnte ich nicht nur einige Waren für den Transport nach Lichtfurt erstehen, ich traf auch die bezaubernde Francesca Muccio, die mir den Kopf verdrehte. Ich lernte sie über ihren Vater, einen hießigen Geschäftsmann kennen. Auch wenn ich mit ihrem Vater mich über keinen Handel einigen konnte, so bin ich ihm doch dankbar seine Tochter kennenlernen zu dürfen. Ich machte ihr einige Tage den Hof, doch leider ließ Barbolano mir keine Zeit mehr und drängte mich weiter.
In Florenz habe ich für 10 Mark Farbstoffe erstanden, Indigo und andere kostbare Färbemittel aus dem Orient. Sollte ich einen tüchtigen Tuchmacher in Lichtfurt finden, könnten wir dort kostbar gefärbte Stoffe weben. Unsere Tuche mag zwar von guter Qualität sein, doch würden wir niemals solch bezaubernde Farben mit den uns zur Verfügung stehenden Mittel erzeugen können. |
Ende Mai, 1149
In Pisa konnte ich weitere Kontakte mit Kaufmännern aus dem Fernen Osten knüpfen. Aus dem muselmanischen Arabien, vom Land der Kalifen und Sagen, brachte ein Händler kostbaren Weihrauch und Myrrhe mit. Zwar ist er auf seinem Weg ins nördlich gelegene Genua, doch überredete ich den Händler einen Teil seiner Ladund bereits hier zu löschen. Für 10 Mark erstand ich einige Kostproben, die dem Bischof sicherlich gefallen würden. Zahlreiche Kirchen und Dörfer, unseren hohen Dom nicht zu vergessen, haben einen ordentlichen Bedarf nach dem Rauchzeug.
Mein Italienisch verbesserte sich zusehends. Es reicht, um zufälligen Gesprächen im groben lauschen zu können. Ich hörte, man wolle eine große Kathedralen und einen mächtigen, aufrecht stehenden Glockenturm bauen, doch bislang fehlten die Gelder. |
|
Juni, 1149
Durch die Toskana sind wir weiter auf die ewige Stadt, Rom, hingereist. Die Stadt des Papstes und der alten Römer, eine Stadt der Ruinen und vergangenen Glanzes. Man spürte in den Gassen und auf den Hügeln der Stadt die weltumspannende Macht, die hier einst ihren Sitz hatte.Für weitere 10 Mark erstand ich hier einige geknüpften Teppich aus Kleinanatolien und der Levante. Es wird nicht einfach sein, einen Käufer für diese kostbaren Dekorationen zu finden, doch ein wahrer Liebhaber würde hierfür einige Mark springen lassen. Ich habe nun den Endpunkt meiner Reise erreicht und kehre nun um, um zurück nach Lichtfurt zu reisen. |
Anfang Juli, 1149
Es ging nun weiter in den Osten, nach L’Aquila und über einige kleinere Gemeinden nach Ancona. Dort hatte Barbolano, mit dem ich nun eine enge Freundschaft knüpfte, uns eine Passage auf einem Schiff nach Venedig, der Stadt auf dem Wasser, gebucht. In letzter Zeit fällt es mir schwer mich zu konzentrieren, da ich stets an das verzückende Lächeln der Francesca denken muss. |
Ende Juli, 1149
Auf dem Schiff nach Venedig konnte ich etwas die Ruhe geniesen und mein italienisch verbessern. Die Fahrt über das relativ ruhige Mare Adriaticum bekommt mir jedoch nur bedingt. Nichtsdestotrotz konnte ich von einem Mitreisenden Kaufmann aus Konstantinopel asiatische Seide für 10 Mark erstehen. |
August, 1149
Ich konnte meinen Augen nicht glauben, als ich über die Piazza San Marco Francesca mit ihrem Herren Vater laufen sah. Der werte Herr Muccio begrüßte mich freudig und schnell kamen wir über meine Reise ins Gespräch und den Geschäften, die ich abschloss. Er selber sei deswegen auch hier und so führte er mich in einige Hinterzimmer verschieder Palazzo. Mit einem Geschäftsmann konnte ich schließlich einen einträglichen Handel abschließen, oder so hoffe ich zumindest. Fremdländische Gewürze aus Ostasien und allem was sich zwischen uns befand. Von strahlendem Saffran und indischem Kardamom, Ingwer und gehaltvoller Muskat schließlich hin zu Pfeffer. Rare Gewürze, die gute Preise auf allen Märkten erzielten. Wahrlich, das Ende der Welt scheint ein unvorstellbar reicher Ort zu sein. Wer weiß, vielleicht führt mich mein Weg eines Tages in den Osten. |
Ende August, 1149
Meine Reise war schließlich schneller zu Ende als ich dachte. Einige wertvollte Kontakte konnte ich knüpfen und auch mein italienisch ließ nun das eine oder andere tiefere Gespräch zu. Die letzten Tage meines Aufenthalts in Italien durfte ich mit Francesca verbringen. Es schmerzt mich sie hier zurückzulassen, doch habe ich ihr im Geheimen versprochen, im nächsten Jahr wiederzukehren. Auch ihr Vater scheint mir nicht abgeneigt zu sein, auch wenn ich aus fremden Land stamme. Ich hoffe die erstandenen Waren werden in Lichtfurt den nötigen Gewinn erzielen, um eine weitere Reise hierher zu finanzieren. |