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Thema: [RL] Rinz noch kleineres Kino um die Ecke - LoungeVol. 3

  1. #136
    Earth First! Avatar von Rinz
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    BlacKkKlansman (Regie Spike Lee, USA 2018)


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    Handlung:


    Ron Stallworth (John D. Washington) ist schwarz und lebt in den 70er Jahren in Colorado Springs, zu einer Zeit, Anfang der 70er, in der es für Afroamerikaner weder angesagt noch ratsam ist, sich als Cop zu verdingen. Weiße Cops verprügeln die Schwarzen, ob mit oder ohne Grund, so hieß das Gesetz der Strasse und so heißt es leider auch heute noch zu oft. Zwar hatte sich im von rassistischen Vorurteilen geprägten Amerika der Nachkriegszeit unter der Führung charismatischer Persönlichkeiten wie Martin Luther King, Angela Davis und Malcom X eine selbstbewußte schwarze Bürgerrechtsbewegung etabliert, doch nach wie vor wurden in weiten Teilen der Gesellschaft Schwarze als Menschen zweiter Klasse angesehen.

    Ron kümmert sich nicht darum. Ihm geht es nicht darum Vorurteile abzubauen oder um politische Arbeit, er will einfach nur ein Cop werden. Da er bei der Eignungsprüfung einen ebenso schlagfertigen wie furchtlosen Eindruck macht wird er angenommen und bekommt zunächst den Job des Akten-Archivars zugeteilt. Eine Arbeit für Bleistiftanspitzer und Nasenbohrer, keine Arbeit für einen smarten, unternehmunsglustigen Menschen wie ihn.
    Seine Chance auf Action lässt jedoch nicht lange auf sich warten. Er soll die schwarze Protestszene observieren und nach Gewaltbereitschaft untersuchen. Dabei erhält er Kontakt zur der ebenso hübschen wie charismatischen Aktivistin Patrice (Laura Harries) und droht in einen Interessenkonflikt zu geraten, denn nicht nur die smarte junge Dame, auch die Beseitigung der Rassendiskrimierung erscheint ihm als ein lohnenswertes Ziel, Loyalität zu seinem Arbeitgeber jedoch steht an erster Stelle...

    Die Lösung: Ron beschließt sein Heil in der Offensive zu suchen. Er kann seine Vorgesetzen von einer Undercover-Misson überzeugen. Ziel: Die Ortsgruppe des KuKluxKlan. Dumm nur, daß er sich dem Ortsgruppenleiter in einem improvisierten Telefonat bereits als weißer Rassist vorgestellt hat – zu allem Überfluss mit seinem echten Namen...
    Aus der Not wird eine Idee geboren: Er ist der Ron Stallworth am Telefon, sein Partner Flip (Kylo Ren Darsteller Adam Driver) markiert den Ron Stallworth in Natura, für die „Organisation“ - den KKK – verschmelzen die Beiden zu ein und derselben Person. Ein Shakespear'sches Bäumchen-Wechsle-dich-Spielchen nimmt seinen Lauf, ein Spiel dessen gefährliche Ernsthaftigkeit dem Kinozuschauer tatsächlich nur durch die dämonische Präsenz des von Haus aus mißtrauischen Klan-Mitglieds Felix Kendrisson (sehr überzeugend gespielt von Jasper Paäkkönen) vor Augen gehalten wird.



    Bewertung:

    Durch Spike Lee, einen Hauptprotagonisten des afroamerikanischen Spielfilms, sind etliche schwarze Schauspieler zu Weltstars geworden (u.a Denzel Washington, Hale Berry, Lawrence Fishburne, Samuel L. Jackson) und er hat lange auf seinen ersten Oscar warten müssen – Blackkklansmen hat ihn diesen eingebracht. Im Nachspann werden die Horror-Bilder von Charlottesville gezeigt – war der Film ein Oscarbaiter – ein „Oscar-Einschleimer-Film“? Wenn ihr es genau wissen wollt: Ja, der Film ist ein typischer Oscarbaiter, denn er schleimt sich perfekt ein in den Geschmack der vornehmlich multikulturell orientierten, linksliberalen Kulturkritiker - zu denen ich letztlich auch gehöre, sonst würde ich so nicht reden.
    Der Film - der sich an wahren Begebenheiten orientiert hat - ist gut gemacht, er ist geistreich, hat gute Action, gute Schauspieler, oft schlaue, witzige Dialoge, der Film weiß zu gefallen. Aber: er geht nicht unter die Haut. Er hat weder die Spannung noch die Ernsthaftigkeit vergleichbarer Filme wie „In The Heat Of The Night“. Er hat auch nicht die erzählerische Wucht von „Django Unchained“ und auch nicht einen solch grandiosen Soundtrack von „Shaft“.

    Die große Stärke des Hauptdarstellers – seine Unbefangenheit und Lockerheit – ist zugleich die Schwäche des Films, denn sie führt dazu daß man als Zuschauer die Gefahr nicht wirklich ernstnimmt – zu cool ist die Hipster-Figur des Ron Stallworth, zu sehr kippt der Film stellenweise ins Flapsig-Lächerliche. Ich gehe davon aus, daß Spike Lee dieses Manko zugunsten einer befreienden Leichtigkeit bewußt in Kauf genommen hat, trotzdem oder gerade deswegen: BlacKkKlansman ist nicht sein bester Film. Möglicherweise wollte man bei der Oscarvergabe ein weiteres Zeichen gegen Trump setzen. Oder man wollte Spike Lee einfach signalisieren: Ja, du bist einer von uns und du hast das Ding auch mal verdient. Und ja, ich denke das trifft auch zu.

    Note:
    7,25
    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Geändert von Rinz (14. März 2019 um 20:02 Uhr)
    Ich denke, also bin ich hier falsch.

  2. #137
    Earth First! Avatar von Rinz
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    A Star is Born (USA 2018, Regie Bradley Cooper)


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    Handlung:


    Jack (Bradley Cooper) ist Leadguitarist und Sänger einer populären US-amerikanischen Countryrockband. Seine besten Zeiten hat er schon hinter sich, aber als Star lässt sich auch vom Ruhm vergangener Tage noch recht gut leben. Eines Tages, als er sich nach einem Gig in der dortigen Stadt noch etwas herumtreibt, sieht und hört er in einem Travestieklub Ally (alias Lady Gaga), die sich dort mit regelmäßigen Auftritten ihr Arbeitergehalt aufbessert. Jack ist hingerissen von Allys Darbietung und macht sich an sie heran – mit Erfolg, so erfolgreich daß Ally tags darauf ihren Job kündigt und sich auf Jacks Kosten zu seinem nächsten Auftritt auf der Tour fliegen lässt.
    Als sie im Backstagebereich ankommt, stimmt er ebenso gekonnt wie textsicher ein von ihr komponiertes Lied an, das sie in der Nacht zuvor spontan auf ihn umgedichtet hat.
    Sie kann nicht anders, als ins Rampenlicht vorzutreten und in ihren eigenen Song einzustimmen, mit dem sie nach Jack nun auch Zehntausende von Konzertbesuchern verzaubert.
    In den folgenden Tagen wird dieser Auftritt zum youtube-Hit, ihr Stern ist quasi über Nacht aufgegangen und fortan begleitet sie die Band auf Tour.
    Daneben geht sie - obwohl ihr sein offensichtliches Alkoholproblem nicht entgeht - eine Romanze mit Jack ein.

    Im folgenden werden dreierlei Dinge deutlich: Ally ist eine erstklassige Songwriterin und hat das Potenzial um selbst ein Star zu werden, die Beziehung der beiden Musiker ist intensiv und von Seelenverwandschaft geprägt und Jacks Suchtproblem ist existenziell. Zum Alkohol kommen Medikamenten-und Drogenabhängigkeit, darüberhinaus lässt sich Jack Steroide spritzen um auf der Bühne noch bestehen zu können. Nicht weniger problematisch ist der schlimmer werdende Tinnitus, der ihn seit der Kindheit zu schaffen macht.

    Während Allys Karriere mit Unterstützung von Jacks Manager steil durchstartet und sie schnell zum Star wird, sieht man Jacks unweigerlichen Absturz immer deutlicher. Dabei erfährt man einiges über die Ursachen von Jacks Sucht, die Beziehung zu seinem alkoholkranken Vater und seinem Bruder.
    Weniger das Ringen um Ruhm oder künstlerischer Verwirklichung (wie es z.B. bei LaLaLand das Thema war) ist letztlich das Leitmotiv des Films, sondern vielmehr die Crux der Hochbegabten, das Ringen um Liebe, der Kampf um Leben und Tod.

    Bewertung:

    „A Star is Born“ ist bereits das dritte Remake des gleichnamigen Hollywood-Klassikers von 1937. Lady Gaga (mit bürgerlichen Namen heißt sie Stefani Germanotta) tritt also in die Fußstapfen großer Hollywood-Diven wie Barbara Stanwyk, Judy Garland oder Barbra Streisand. Alle Vorgängerfilme waren erfolgreich, man kann also daraus schlussfolgern, daß der zugrundeliegende Stoff sehr gut funktioniert. Nur: das alleine macht die aktuelle Version nicht zu dem großartigen Film, der er meiner Meinung nach ist.

    Denn „A Star is Born“ ist in der Tat ein bewegendes und starkes Stück US-amerikanisches Kino und braucht auch den Vergleich mit Musikgenre-Meilensteilen wie „Ray“, „Bodyguard“ oder „Walk The Line“ nicht zu scheuen. Das Konzept der „vertauschten Rollen“ (der etablierte Rockstar wird von einem Filmschaffenden verkörpert und das „aufgehende Sternchen“ von einer etablierten Musikikone) geht voll auf. Insbesondere Lady Gaga kann überzeugen, was ihre Stimme angeht ist sie zwar nicht auf dem Niveau einer Adele oder Whitney Houston und sie hat auch nicht das Talent einer Amy Whinehouse, dennoch knüpft sie nahtlos an die Vorbilder großer Sängerinnen an, die auch auf der Leinwand erfolgreich waren - wie neben Whitney Houston beispielsweise Liza Minelli, Diana Ross, Cher oder Barbara Streisand. Sie gibt tatsächlich alles und das merkt man dem Film an, ihr pointiertes, authentisches und nuancenreiches Spiel kommt höchstem Hollywood-Level recht nahe und ich bin gespannt, ob wir sie nochmal auf der großen Kinoleinwand sehen werden. Nun kann man darüber geteilter Meinung sein, ob jene Kunstfigur wie Lady Gaga sie sowohl im Film als in ihrer eigenen Karriere verkörpert ein anzustrebendes Ideal ist - jedoch macht auch diese Frage macht einen nennenswerten Aspekt des Films aus und ich sehe als weitere Stärke des Films, daß ebendieser Aspekt (u.a. von der vielschichtigen Rolle des Managers) kritisch beleuchtet aber nicht moralisiert wird.

    Auch Bradley Cooper in der Rolle des Jack macht seine Sache formidabel – sein beständig um Zurückhaltung bemühtes Spiel ist auch der unmittelbare Grund, warum dieser Film so gut funktioniert: Denn die eigentliche Story des Films ist Jacks Sucht und damit wir Zuschauer diese Story ertragen können muss die Figur der Ally umso mehr im Glanz stehen. Bemerkenswert ist das insbesondere wenn man bedenkt, daß Cooper selbst Regie geführt hat.
    Schlichtweg überragend sind außerdem Kameraführung und Schnitt – insgesamt ist „A Star is Born“ flüssig und schlüssig inszeniert. Mich hat außerdem sehr beeindruckt, wie beiläufig genial und gekonnt insbesondere die Details von Cooper inszeniert sind – hier ist sehr deutlich, daß jemand ganz genau weiß, wovon er erzählen will und wie er es umsetzen kann.

    Wer nach Schwächen des Films sucht, muss schon eine besonders starke Lupe zu Hilfe nehmen, eine stärkere Lupe als ich sie besitze. Der Cast ist makellos, soweit ich das beurteilen kann - jede einzelne Rolle empfinde ich als perfekt besetzt. Es gibt wenige Nebenrollen, umso feiner sind diese austariert (stark z.B. Sam Elliot als Jacks Bruder) und spielen mit dem selben Herzblut wie die Hauptdarsteller.

    Abgerundet wird der Film durch den wirklich außerordentlich gut gelungenen Soundtrack, auch hier geht der Verdienst an Bradley Cooper und Lady Gaga, denn der Soundtrack besteht zu einem Großteil aus Eigenkompositionen der beiden. Lady Gagas musikalischer Hintergrund dürfte ja bekannt sein, Cooper auf der anderen Seite scheint Fan der – auch für meinen Geschmack legendären - Almann-Brothers und im Country-/Bluesrock verwurzelt zu sein. Film und Soundtrack leben vom Gegensatz dieser beiden höchst unterschiedlichen Musikrichtungen.
    Daß die Musik zwischen diesen Polen so reibungslos funktioniert und kaum ein Ton außer Jacks Tinnitus als störend empfunden wird ist faszinierend und ein Zeichen von extrem hoher musikalischer Feinfühligkeit der Akteure. Diese Feinfühligkeit verleiht dem Streifen eine ganz besondere Handschrift – nicht zuletzt das macht den Film zu einem besonders bemerkenswerten Werk.

    Der Höhepunkt dieser ausgezeichnet ausgearbeiteten musikalischen Dipolarität ist zweifellos die fantastische Ballade „Shallow“ - anrührend, wahrlich unter die Haut gehend ist dieser Song ein Meisterwerk für sich. Ein Film, der ans Herz geht und ein toller Film für alle Musikliebhaber, die nicht kategorisch abwinken bei Mainstreampop und Bluesrockmusik.

    Note:
    9,0
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    Ich denke, also bin ich hier falsch.

  3. #138
    The Greater Fool Avatar von Tronde
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    Wann geht es hier weiter
    my love, I cannot tell you how thankful I am for our little infinity. I wouldn't trade it for the world. You gave me a forever within the numbered days, and I'm grateful.”

  4. #139
    #bringbackStroit Avatar von hi2u
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    Leider ist Rinz schon über ein Jahr verschollen, wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen

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