Molly's Game (2017, USA, Regie: Aaron Sorkin)
Handlung:
Molly Bloom (Jessica Chastain) ist hochbegabt. Ob in der Schule oder im Sport – wenn sie etwas erreichen will, dann schafft sie es auch. Eine hochgradige Skoliose droht ihre Karriere als Skiläuferin im Alter von 13 Jahren zunichte zu machen, doch Molly's Willenskraft ist enorm – trotz Metallgestänge im Rücken schafft sie es, zu den besten Freestyleathletinnen der Welt zu gehören. Nicht nur ihr eigener Ehrgeiz treibt sie an – ihr hartherziger und fordernder Vater, der Psychologe Larry Bloom (Kevin Costner) ist gleichzeitig ihr Trainer. Kurz vor den Olympischen Spielen endet Mollys Profilaufbahn jäh. Ein kleiner Zweig schlägt ihr die Bindung auf, direkt vor einem großen Sprung. Sie verliert einen Ski und die Balance, ein Horrorsturz, den sie nur mit viel Glück ohne Querschnittslähmung überlebt. Die Profikarriere und der Traum von Olympiagold ist jedoch vorbei.
So muss sie andere Wege finden, um ihr geplantes Jurastudium zu finanzieren und nimmt in Los Angelos ein Jobangebot eines chronisch vor der Pleite stehenden Geschäftsmannes an. Teil des Jobs ist es, ihn bei der Veranstaltung von Pokerrunden zu unterstützen. Nicht irgendwelche Pokerrunden, sondern sehr prominent besetzte Runden. Hollywoodgrößen, Investmentbanker, Profisportler und stinkreiche Geschäftsleute spielen Texas Hold'em mit sehr hohen Einsätzen.
Ihre Rolle sind zunächst nur organisatorischer Art – wie Buch zu führen über die „Re-Buy-Ins“. Das Trinkgeld das sie dafür bekommt kann sich sehen lassen. Sie versteht schnell worum es geht und führt ihre Rolle perfekt aus.
Als ihr „Chef“ beginnt ihr zu mißtrauen und sie ausbooten will, dreht sie den Spieß um und macht sich selbst zum Gatekeeper. Nach dessen Retourkutsche zieht sie nach New York und setzt dort alles auf eine Karte: fast ihr gesamtes Erspartes geht in die Miete einer gehobenen Hotelsuite. Sie engagiert zielbewußt verführerisches weibliches Personal und lässt in der Szene das Gerücht einer High-Roller-Runde streuen – einer Runde mit einer sagenhaften Viertelmillionen Dollar-Buy-In. Der Plan geht auf, die High Society beißt an und in kürzester Zeit wird Molly Bloom zu einer Legende – sie wird zur „Poker-Prinzessin“, der Veranstalterin der exklusivsten Pokerrunde New Yorks, der USA, ja sogar weltweit.
Doch bei allem Erfolg, trotz tadellosem Rufs bei den Spielern und jederzeit legaler Buchführung macht sie auch schwerwiegende Fehler – sie fängt an Drogen zu nehmen, sie lässt anschreiben und sie wird zu sorglos, was die Vertrauenswürdigkeit ihres Klientels angelangt...
Bewertung:
Die Story wird in einer Rahmenhandlung erzählt, zu Beginn des Films wird Molly von einem Großaufgebot des FBI verhaftet. Während sie sich einen Anwalt sucht und sich auf die Gerichtsverhandlung vorbereitet, erfährt der Zuschauer die Vorgeschichte.
Molly Blooms Geschichte ist eine wahre Geschichte – sie selbst schrieb die dem Film zugrundeliegende Biographie. Es ist eine der Stories, die typisch erscheinen für das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ - eine Story die den klassischen amerikanischen Traum verkörpert.
Und doch ist „Molly's Game“ auch mehr, es ist ein Sozialdrama, ein Pyschogramm einer jungen Frau, die als Tochter zu Höchstleistungen getrimmt wird statt einfach nur bedingungslos geliebt zu werden. Eine Frau, die schwere Rückschläge wegsteckt, ihr Schicksal in die eigene Hand nimmt und schließlich von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Eine grandiose Geschichte, in der man beiläufig Einblicke in eine Welt bekommt, von der wir ansonsten nur die Fassade sehen.
Großartig auch Idris Elba in der Rolle des Rechtsanwalts, der Molly vor Gericht vertritt.
Nach „The Social Network“ und „Steve Jobs“ ist „Molly Bloom“ Aaron Sorkins dritte Filmbiografie.
Ich mag nicht den Begriff „Biopic“ verwenden, denn er ist bekackter, angliszistischer Abkürzungsmüll.
Müll dagegen ist „Molly's Game“ nun wirklich nicht - alles in allem hat der Regisseur (u.a. auch „Eine Frage der Ehre“, „Der Krieg des Charlie Wilson“,„Moneyball“) hier einen weiteren, sehenswerten Film inszeniert, der nicht nur Pokerliebhaber begeistern dürfte.
Abschließende Bewertung: 7,75