Srrt'vai ließen wir das letzte Mal an ihrem Tiefpunkt zurück. Schon lange hatte sie darunter gelitten, von ihrem Gatten entmündigt zu werden, doch dann hatte eine Despotin ihren Wunsch nach Menschlichkeit gegen die gewandt und sie zu einer Massenmörderin werden lassen. Wo ist ihre Stimme hin, wo ist ihre Überzeugung, wo ihre Macht über ihr Leben? Srrt'vai hatte ihren Frieden nach innen und außen verloren.
So geht es auch nicht mehr um Liebe, diese Möglichkeit starb in dem Moment, in dem die Spritze in ihrer Hand ruhte. Für sie geht es darum, beim Kollaps ihrer Welt wenigstens selbst ein paar Säulen umgeworfen zu haben.
Sie näherte sich Tarrin auf dem mittäglich-vollen Marktplatz an. Die Leute um ihr herum waren ihr egal.
Die Worte kamen ihr leicht über die Lippen. Sie achtete selbst nicht darauf, was sie sagte, wusste doch inzwischen, was Menschenmänner hören wollten...
... und achtete auch nicht auf die Dame, die anders als die anderen nicht einfach wegsah, sondern sie fassungslos und mit wachsender Verachtung anstarrte.
Wusste die Bardin selbst, was mit ihr los war? Daran dachte sie nicht. Ihr schossen nur immer neue Worte durch den Kopf, mit denen sie die beiden am Liebsten angebrüllt hätte.
Als die beiden den Marktplatz verließen und direkt an ihr vorbeigingen, schämte sich Kildrae mit einem Mal und konnte nicht anders, als den Blick abzuwenden und sie an sich vorbeiziehen zu lassen. Für einen Moment konnte sie auch vernehmen, worüber sie leise schwatzten. Sie hätte es sich denken können.
Direkt neben dem Marktplatz befand sich Tarrins Hütte. Es war eine Bruchbude mit einem fabrikneuen Bett.
Was dann folgte, lag auf der Hand.
Ob Tarrin in diesem Moment von der Spritze ahnte, die ihre zitternde Hand geführt hatte? Wer weiß. Im entscheidenden Moment überließ er das Denken seinen Lenden.