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Thema: Interview-Ecke

  1. #61
    Präsident Donald Avatar von MrPresident
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    Ich habe leider etwas die Übersicht verloren, wer als nächster Interview-Partner dran ist. Die erste PN die ich bekomme, erhält den Zuschlag. Die anderen Nachrichten kommen dann in Reihenfolge ihrer Meldung dran.

  2. #62
    Kampfhamster Avatar von BruderJakob
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    Zitat Zitat von MrPresident Beitrag anzeigen
    Der eine User mag halt mehr erzählen, der andere weniger. Bald kommt das Kendogan-Interview.
    Immerhin muss ich mein Bild von Tira teilweise korrigieren.

    Kendo...wir erwarten ein Drama!
    Zitat Zitat von Brabrax Beitrag anzeigen
    In Forenspielen ist "Systeme nicht verstehen" Volkssport.

  3. #63
    Präsident Donald Avatar von MrPresident
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    "Kendogan" heißt eigentlich Erik. Der 22-Jährige wäre gerne mal Taylor Swift.



    Hallo Kendogan, ich freue mich, mit dir einen weiteren spannenden User des Forums als Interviewpartner zu haben. Zur Vorbereitung habe ich deine Signatur "gegoogelt" und bin auf ein Video gestoßen. Kannst du mir dazu etwas sagen?

    Auch von mir ein Hallo und ein großes Dankeschön für die Gelegenheit des Interviews.
    Die Textzeilen stammen aus dem Fanvideo der medizinischen Fakultät Göttingen für die Medimeisterschaften 2014. Obwohl diese Veranstaltung ursprünglich mal als Fußballturnier unter Medizinern angefangen hat, lässt es sich mittlerweile ganz gut als bunte Mischung aus Festival und Medi-Spielplatz beschreiben. Genau dafür legen sich einige Unis mächtig ins Zeug und gerade Göttingen liefert immer wieder professionell gemacht Videos zur Untermalung des Ganzen. Da ich sowieso ein kleines Faible für Songtexte in Signaturen habe, fand ich es ganz passend. Aber ich kann mir auch gut vorstellen, dass gerade der Text, abseits von Medizinern und Naturwissenschaftlern, auf wenig Verständnis stößt.


    "Ich bin viel zu heiß, du wirst denaturiert. Bitch, ich schlucke, du wirst phagozytiert!" Kannst du das mal auf Deutsch übersetzen?

    Denaturieren beschreibt in diesem Fall am treffendsten den Form- und Funktionsverlust von Eiweißen oder Körperbestandteilen allgemein, wenn sie mit bestimmten Umwelteinflüssen in Kontakt kommen. Prominentestes Beispiel ist das gekochte Hühnerei. Der zweite Teil dreht sich um die vollständige Aufnahme von Fremd- oder Schadmaterial in eine Zelle - die Phagozytose. Das ganze von einer schönen Frau im entsprechenden Setting vorgetragen und man hat die medizinisch-symbolische Entsprechung eines männermordenden Biestes. Alles mit einem Augenzwinkern und für Medizinerverhältnisse sogar ganz lustig.


    Ich widerstehe jetzt mal der Versuchung zu fragen, was denn dann ein schlechter Medizinerwitz ist. Du studierst also Medizin. Wo denn? Zusammen mit Version1 in der bayerischen Landeshauptstadt?

    Das hätte ich den anderen auch nur ungern antun müssen. Nein, nicht ganz. Ich bin meiner Heimatstadt vorerst treu geblieben und studiere im wunderschönen Leipzig und das auch noch mindestens 3 - 3 1/2 Jahre. Danach mal schauen, nur vermutlich nicht nach Bayern. Was aber definitiv nicht an Version1 liegt.


    Medizin verlangt vom Lernpensum ja bekanntermaßen einiges vom Studenten und du schaffst es trotzdem regelmäßig ins Forum. Was hat dich hier her geführt?

    Ja, das ist zum Glück noch nicht allzu lange her, daran erinnere ich mich noch gut. Letztendlich hat mich ein Gewinnspiel hergebracht bzw. eine Abstimmung, nach der man einen Key für CiV-Vanilla bekommen hat. Ich hab die Serie also von hinten aufgerollt. Beim Googlen nach Spielhilfen stieß man zwangsläufig dann aufs Cifo und so hattet ihr vorerst einen stillen Mitleser mehr. Ich glaube meine ersten gelesenen Fäden waren die Civ-Ratings von Maximo. Mein erster eigener Beitrag müsste dann glaube ich trotzdem in einer civfremden Story gewesen sein. Wenn mich nicht alles täuscht, war es die Warlock-Story von theindless. Von dort ging es eigentlich geradewegs in die Quecke, meinem jetzigen Stammplatz. Nach wie vor gelegentliche Ausflüge ins Ontopic, vor allem interessante Metadiskussionen und zwischenzeitlich im grandios gescheiterten CiV-DG mit allen Höhen und Tiefen. Dazu kommt ehrlicherweise eine Hassliebe mit dem Zivilisierten. Eigentlich ist aber die Quasselecke mein Dreh- und Angelpunkt im Forum und daran wird sich auf absehbare Zeit auch nichts ändern. Dafür gefällt es mir hier zu gut und dafür wurde ich seinerzeit auch viel zu herzlich empfangen und seitdem bei Laune gehalten.
    Was die Sache mit der Vereinbarkeit von Lernpensum und Forum angeht: Es gibt kaum etwas besseres, als während der Vorlesung oder zwischen zwei Probeklausuren einen gepflegten Forenrundgang einzulegen.


    Du sprichst von einer "Hassliebe" zum "Zivilisierten". Vor ein paar Wochen hat die Moderation eien neue und weitaus strengere Moderationsrichtlinie ausgegeben. Wie stehst du zu dieser Veränderung, vielleicht auch vor dem Hintergrund, dass auch Beiträge von dir der Regelung zum Opfer fielen?

    Gerade vor diesem Hintergrund eine knifflige Frage. Prinzipiell halte ich es für eine absolut richtige Entscheidung, im Zivi wieder deutlich mehr darauf zu achten, was dort passiert und vor allem wie es geschrieben wird. Was die Ausführung dieser neuen Richtlinie angeht, so schießt man meiner Meinung nach bisweilen übers Ziel hinaus, was ich den entsprechenden Personen auch mitgeteilt habe. So dürfte es einfach noch eine kleine Weile dauern, bis sich beide Seiten mit der neuen Richtlinie wieder aneinander gewöhnt haben. Da ich jedoch große Teile der Moderation als sehr aufgeschlossen und gesprächsbereit kennenlernen durfte, befürchte ich keine größeren Probleme.
    Wenn es jedoch alles nichts bringt, dann stehe ich auch weiterhin zu meinem Vorschlag, den Bereich ganz oder zeitweise zu schließen, auch wenn das einige als Provokation sehen mögen. Für mich gehört das Zivi weder zu Civilization an sich, noch in essentieller Weise zum Forum. In meinen Augen ist es bisweilen eine große, laute Bühne für maßlose Selbstdarsteller. So lange diese Plattform geboten wird, wird sie zweifelsfrei auch genutzt, ich nehm mich da selbst nicht aus. Nur sollte meiner Meinung nach die Frage gerechtfertigt sein, ob es die Bühne überhaupt braucht.


    Über eine zeitweise Schließung habe ich auch schon nachgedacht. Eine komplette Schließung könnte aber dazu führen, dass sich die Diskussionen aus dem Zivilisierten in andere Bereiche verlagern. Der Altersschnitt des Forums ist ja mittlerweile für ein eigentliches Spielforum ziemlich hoch, politische oder gesellschaftliche Diskussionen lassen sich da bei der aktuellen Forenphilosophie wohl kaum verhindern.

    Naja vielleicht mag das stimmen, meiner Empfindung nach beschränkt es sich ja aber nicht nur auf das Zivilisierte. Der Sumpf ist ja gelegentlich mit Diskussionsecke und Sportecke weitaus größer. Aber trotzdem denke ich, dass man politisch-gesellschaftliche Diskussionen auch komplett aus dem Forum verbannen könnte. Die meisten würden sich überhaupt nicht dran stören und von denen, die übrig bleiben, ist gefühlt die Hälfte ausschließlich im Zivilisierten unterwegs. Wenn man dann konsequent jede aufkommende Diskussion in diese Richtung unterbindet, wäre das schon machbar.


    Um kurz einen Bogen zu Fußballfan Version1 zu schlagen: wie stehst du als gebürtiger Leipziger zu RB?

    Hier geht es ja von einer Kontroverse in die Nächste. Auch wenn mir so mancher gerne anderes unterstellt, so bin ich kein ausgesprochen großer Fan von RB Leipzig. Ich sehe, im Gegensatz zu vielen anderen, jedoch auch nicht den Untergang der Fußballwelt in dieser Art von Vereinssystem. Geld ist schon seit längerer Zeit der größte und wichtigste Motor dieser ganzen überblähten Maschinerie und letztendlich ist es zumindest für mich vollkommen unerheblich, ob das Geld von ein einem Privatmann, einer Firma oder aus mehr oder minder dubiosen Vereinsgeschäften kommt. RB macht nichts kaputt, was nicht eh schon am bröckeln ist und sie nehmen auch niemandem einen Platz weg. Wenn es die einzige Errungenschaft eines Vereines ist, vor 100 Jahren gegründet worden zu sein und seitdem irgendwie den Kopf über Wasser zu halten, dann ist das nicht das Problem von RBL. Diese Mannschaft muss genauso auf dem Platz bestehen wie alle anderen auch. Beim Blick auf den Etat von Weltklassevereinen bekommt man oft zu hören, dass Geld keine Tore schießt. Bei RB soll das nun aber plötzlich anders sein? Da sehe ich in gewisser Weise doch eine gehörige Portion Doppelmoral.
    Im Bezug auf den Effekt für Leipzig bin ich da jedoch noch ein wenig zwiegespalten. Einfach weil die Infrastruktur dieser Stadt und besonders der Stadionstandort nicht auf Bundesliga ausgelegt ist. Alle zwei Wochen wird die Innenstadt komplett lahmgelegt und eines der einst beliebtesten Wohnviertel hat mit einem massiven Wert- und Komfortverlust zu kämpfen. Alles Sachen, die in der Zukunft dringend geklärt werden müssen, wenn RB weiterhin Erstligist bleibt.


    Machst du denn selber Sport?

    Ja, tatsächlich hat Sport und insbesondere Leistungssport viele Jahre mein Leben bestimmt. Angefangen hat es, als ich mit 4 Jahren das Schwimmen gelernt habe. Danach bin ich im Verein geblieben und erst 1mal, später dann 2mal die Woche zum Training gegangen. Das zog sich durch die Grundschulzeit, das Pensum stieg von Jahr zu Jahr und am Ende der 4. Klasse mit inzwischen 5 Trainingseinheiten/Woche fiel die Entscheidung für das Sportgymnasium in Leipzig.
    Dort war ich dann 2 1/2 Jahre als Schwimmer aber sportlich nie wirklich glücklich. Einem glücklichen Zufall verdankend schickte mich mein damaliger Trainer zum Probetraining der Flossenschwimmer (Anmerkung MrP: Flossenschwimmen ist als Leistungssport die schnellste Möglichkeit, sich aus eigener Kraft im Wasser fortzubewegen. Mit Hilfe einer sogenannten Monoflosse, eine große Flosse in der beide Füße fixiert sind, werden delphinähnliche Bewegungen ausgeführt und dabei Spitzengeschwindigkeiten von deutlich über 3 m/s erreicht), bevor ich ganz hingeschmissen hätte. Ja, dort hab ich dann meine Berufung gefunden. Ein recht rasanter sportlicher Aufstieg stellte sich ein. Mit Hilfe eines Trainingsumfanges von 14 Einheiten in der Woche schaffte ich etliche Deutsche Meistertitel, wurde in die Jugendnationalmannschaft berufen, nahm an der JEM (Anmerkung MrP: Junioren-EM), erreichte deutsche Jugendrekorde und Weltcupsiege. Ein Wendepunkt war dann mein Abitur. Ich musste mich zwischen Hochleistungssport und einer beruflichen Perspektive entscheiden. Die Entscheidung war damals nicht wirklich schwer. Mein Medizinstudium bereue ich zu keiner Zeit, auch wenn man manchmal wehmütig auf vergangene Erfolge zurückblickt. Das ist aber wohl ganz normal.


    Die nun unvermeidbare Frage lautet natürlich, was der medizinische Bereich ist, in dem du später arbeiten möchtest?

    Zum Glück hab ich für diese Entscheidung noch ein paar Jahre Zeit und ich denke, die Präferenzen werden sich vielleicht auch noch mal ändern. Im Moment könnte ich mir sehr gut einen kardiologischen Arbeitsbereich vorstellen, da ich dort auch derzeit arbeite. Allerdings interessieren mich die plastische Chirurgie und seit jeher die Kinderheilkunde ebenso, weshalb ich da noch kein festes Wunschziel habe.


    Kannst du dir denn vorstellen, später in einem Krankenhaus zu arbeiten oder bist du eher der Typ Hausarzt?

    Ja, definitiv der Krankenhaustyp. Für den Anfang sowieso, ich finde das für angehende Ärzte auch genau richtig. Nirgendwo sonst sieht man so viele unterschiedliche Krankheitsbilder aus allen Fachgebieten wie in einer Uniklinik o.ä. Zum Erfahrung und Routine sammeln ideal. Danach bleib ich vermutlich aus Bequemlichkeit im Krankenhaus.


    Es kommt immer wieder vor, dass Abiturienten mit einem Abitur-Schnitt von 1,0 keinen Studienplatz in Medizin bekommen, weil nicht genügend Plätze verfügbar sind. Abiturienten mit einem minimal schlechteren Schnitt haben häufig keine Chance auf eine direkte Zulassung. Auf der anderen Seite wird immer wieder über Ärztemangel geklagt. Wie siehst du diese Problematik?

    Dazu möchte ich kurz ein wenig ausholen, da dies aus meiner Sicht nur einem Teil der Wahrheit entspricht. Zuerst einmal ist das Bewerbungsverfahren für Humanmedizin (und einige andere Studiengänge) in Deutschland leider eines der komplizierteren und es fallen für jeden Bewerber, egal welchen Schnitt er hat, bereits durch die Struktur des Prozesses etliche Studienplätze weg. Vereinfacht gesagt liegt dies unter anderem daran, dass man für den größten Pool eine Prioritätenliste der gewünschten Universitäten abgeben muss und hier einige Unis nur noch Bewerber berücksichtigen, welche die entsprechende Uni an erster Stelle stehen haben. Das mag aus Sicht der Universität vielleicht logisch erscheinen, verknappt aber nur künstlich die Plätze. Trotzdem kann man meines Wissens nach sagen, dass jemand mit einem 1,0er Abi definitiv in Deutschland einen Medizinplatz bekommt, wenn er sich bei der Bewerbung keinen Schnitzer erlaubt. Im Zweifelsfall nicht an seiner absoluten Wunschuni aber auch da gibt es Abhilfe, mit ein wenig Geschick ist ein Wechsel später möglich. Desweiteren gibt es an jeder Uni weitere Quoten für Bewerber, die jede Uni selbst festlegen kann. Hier spielen unter anderem besondere Ortsbindungen, Berufserfahrungen, der standardisierte Medizinertest und die allseits bekannten Wartesemester rein. Somit haben auch Bewerber mit schlechteren Schnitten als 1,0 eine Chance. Natürlich wird niemandem ein Studienplatz geschenkt, das ist in anderen Studiengängen mit harten Zulassungsbeschränkungen aber nicht anders. So viel also erstmal zur Zulassungsproblematik.
    Der Ärztemangel ist leider mancherorts harte Realität, hat jedoch wenig mit einer vermeintlich zu geringen Zahl an Studenten zu tun. Es fehlt ja auch meist nicht der Arzt an sich, es fehlen vor allem die Vertreter bestimmter Fachrichtungen. Das prominenteste Beispiel dürfte der Allgemeinmediziner auf dem Land sein aber auch beim Augen- oder Hautarzt wartet man mitunter Monate auf einen Termin. Dies ist in erster Linie ein strukturelles Problem, es fehlen schlicht die Anreize für junge Absolventen, diese dringend benötigten Stellen zu füllen. Verlockend ist die vorerst sichere Anstellung in einer Uniklinik oder einem größeren Zentrum, ungewiss die wirtschaftliche Zukunft in einer Praxis, womöglich sogar der eigenen. Die Abrechnungssysteme mit den Kassen sind kompliziert, der Druck für große Fallzahlen enorm und die Selbstständigkeit für einige sicherlich vorerst abschreckend. Leider habe ich auch keine richtige Idee, wie man dieses Problem in Zukunft lösen könnte, sonst wären mir viele Ärztevertreter sicherlich dankbar. Derzeit laufen etliche Programme, welche über Finanzierungshilfen versuchen Anreize zu schaffen, wenn man sich dafür im Gegenzug verpflichtet, für eine Zeitspanne X eine abgelegene Landarztpraxis zu übernehmen. Ob diese Programme fruchten wird sich jedoch frühstens in 10-15 Jahren zeigen, was bis dahin geschehen soll, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich höchst wahrscheinlich dem ganzen auch nicht entgegen wirken werde, da mich keines der dringend benötigten Gebiete übermäßig interessiert.


    Wenn ich mich an meine Schulzeit und die Mitschüler aus dieser Zeit erinnere, frage ich mich, ob ich mich gerade von den Ärzten behandeln lassen will, die einen NC von 1,0 hatten. Der Abiturschnitt sagt aus meiner Sicht kaum etwas darüber aus, ob der Mensch ein guter Arzt sein könnte. Gleichzeitig ist dieser NC aber das mit Abstand wichtigste Kriterium für die Zulassung.

    Man mag mir dieses eher plumpe Mittel verzeihen, aber was sagt denn der NC darüber aus, ob jemand für den Studiengang Soziale Arbeit oder Sonderschulpädagogik geeignet ist? Beides Studiengänge mit teils härteren Zulassungsbeschränkungen als Medizin, da deutlich weniger Plätze und zudem ohne Sonderquoten. Wir können also festhalten, dass der NC recht wenig über die Eignung für ein bestimmtes Themengebiet aussagt, dies soll er ja aber auch gar nicht. Er ist nun einmal eines der simpelsten Mittel der Beschränkung und Kontrolle. Wenig Angebot bei immenser Nachfrage erfordert immer irgendeine Form der Sortierung und Regulierung im Studienplatzsektor, da bietet sich der NC aus praktikablen Gründen an. Selbstverständlich ist sein beschränkter Nutzen auch den Universitäten klar, weshalb einige allmählich dazu übergehen, den TMS (Test für medizinische Studiengänge) als Verpflichtung zum Zeitpunkt der Bewerbung vorauszusetzen. Aber auch dieser Test prüft eher, ob man in Biologie gut aufgepasst hat, eine gute Portion Allgemeinbildung vorweisen kann und sich abstrakte Sachen vorstellen kann. Auch nicht wirklich das, was einen guten Mediziner ausmacht aber vielleicht besser als nichts. Was mich aber direkt zum Kernpunkt führt: Man kann es schlicht nicht wissen. Niemand weiß, ob aus jemandem ein guter Arzt werden könnte oder nicht. Das zeigt einem kein NC, kein TMS, kein Persönlichkeitsprofil und keine Berufserfahrung als Pfleger oder Schwester. Man muss also irgendwo einen Schnitt ziehen, um die verhältnismäßig wenigen Plätze zu besetzen. Natürlich passieren da auch Fehler und manch einer schätzt sich falsch ein aber so läuft es nun mal. Zudem gibt es für jeden eine Hintertür abseits des NC: Wer wirklich unbedingt Medizin studieren will, muss eine abgeschlossenen medizinische Berufsausbildung und weiterführend 3 Jahre Berufserfahrung nachweisen können und bekommt damit über eine Sonderquote einen Studienplatz. Natürlich sind das mindestens 6 Jahre Warterei aber der Weg steht jedem offen.
    Wenn ich ehrlich bin, würde ich mich lieber von den 1,0ern meines Jahrganges als von den 3,5ern behandeln lassen aber das mag auch sehr subjektiv personengebunden sein.


    Meine Erinnerung an die 1,0er meines Jahrgangs sind eher der Form, dass das auswendiglernende Streber ohne jede Sozialkomptenz waren. Das ist aber wenig verwunderlich, schließlich belohnt unser Bildungssystem gerade diese Art des "Lernens". Aus meiner Sicht wäre es eine gute Lösung, jeden angehenden Medizinstudenten verpflichtend 18 Monate ins Altenheim, Krankenhaus o.Ä. zu schicken. Mit den dort gesammelten Erfahrungen würde vielleicht nicht jeder das Studium antreten, sodass Platz für diejenigen wäre, die wirklich als Arzt Menschen helfen wollen und Medizin nicht nur deshalb wählen, "weil sie jetzt den NC dafür haben".

    Gleich vorweg: Laut deinem letzten Satz habe ich jemanden einen eben solchen Studienplatz weggenommen, weil im ersten Moment meine Intension tatsächlich war, dass ich mit meinem Schnitt ja auch Medizin studieren könnte. Die Liebe, die Hingabe, die innere Einstellung was es letztendlich heißt, Mediziner zu sein, all das kam erst deutlich später. Zudem finde ich es persönlich ziemlich witzig, dass du den NC berechtigter Weise zum Großteil auf stupides Auswendiglernen reduzierst, dann aber denkst, es wäre im Medizinstudium irgendwie anders. Genau das braucht man in den ersten 2 Jahren, um überhaupt eine Chance zu haben, später Arzt werden zu können. Die Inhalte und Anforderungen sind bücherweise Faktenwissen, Formelsammlungen und auswendig gelernte Tafelbilder. Ohne die kommt man nicht weiter und da ist im Nachhinein betrachtet das komplette Abitur der reinste Kindergarten, wie bei so vielen Studiengängen.
    Dein Vorschlag mag im ersten Moment gut klingen, ist aber sowohl unpraktikabel als auch gefährlich für das Studium an sich. Das Medizinstudium hat perse schon eine längere Regelstudienzeit als die meisten BA+MA Studiengänge, es gibt keine Möglichkeit anerkannter Zwischenabschlüsse oder großartige Verdienstmöglichkeiten vor Ablauf der mindestens 6 Jahre Studienzeit. Wenn man diese Zeit durch ein Pflichtpraktikum noch weiter in die Länge zieht, verliert das Studium erstens weiter an Attraktivität und es wird zweitens auch wieder schwieriger in der Finanzierung des Ganzen. Das Problem haben andere Studenten natürlich auch, nur eben nicht so lange (gemäß Regelfall). Dazu kommt, welche Tätigkeiten und zu welcher Entlohnung soll man in diesen 12/18/XX Monaten in den Einrichtungen denn verrichten? Man kommt in der Regel frisch aus der Schule, ist ungelernt und unerfahren. Unbezahltes Praktikum? Schönen Dank auch, der Medizinstudent wird im Laufe des Studiums schon genug unbezahlt ausgebeutet, da freut man sich über 1 1/2 Jahre mehr sicherlich. Auf 450€ Basis die Betten machen und den Patienten das Essen reichen? Diese Illusion ist schön, nur hat sie ebenso wenig mit dem späteren Arztberuf zu tun wie der Gedanke, dass man ein guter Arzt wird, wenn man den Menschen helfen will. Für diese Leute würde keine Klinik Gelder zur Verfügung stellen, wenn dahinter nicht ein Mehrwert stehen würde. Kann ich mit 3 dieser Anwärtern vielleicht eine Schwesternstelle ersetzen? Super, dann wären wir im Geschäft, die gelernte Belegschaft freut das sicher riesig.
    Zudem finde ich es im Grundsatz nicht in Ordnung, Vermutungen darüber aufzustellen, warum jemand ein bestimmtes Studienfach belegen möchte oder woher er seine Motivation nimmt. In erster Linie kommt es auf Resultate an. Das mag in der Arbeit mit Menschen recht hart klingen aber "gut gewollt und scheiße gemacht" hilft dem Patienten überhaupt nicht. Weshalb jemand Arzt wird, ist nebensächlich, wenn man seine Arbeit gut macht. Wenn mir jemand ins Gesicht sagt, er macht das nur des Geldes wegen und um später Privatpatienten zu behandeln, dann ist mir das ziemlich wurscht, solange er Ahnung hat von dem, was er da tut.


    Deine Sicht auf die Dinge ist auch gut vertretbar. Auf der anderen Seite stellt sich dann natürlich grundsätzlich die Frage, ob ein guter Arzt ein guter Auswendiglerner sein muss oder ob nicht andere Qualifikationen wichtiger sind. Diese Diskussion kann gerne von unseren Lesern fortgeführt werden.

    Als Abschluss unseres Interviews möchte ich dich bitten, uns auf die folgenden Sätze deine erste spontane Reaktion mitzuteilen:
    a) Wenn du ohne Geld im Einkaufszentrum wärst, was wäre das Produkt, das du am ehesten klauen würdest?
    b) Was würdest du mit einer Millionen Ü-Eiern machen?
    c) Welcher weiblicher Prominenter wärst du gerne?
    d) Kassen- oder Privatpatienten?


    Wie es der Zufall will, kommt die letzte Antwort frisch aus dem Hörsaal. Genau diese Diskussion ist nämlich Bestandtteil umfangreicher Arbeitskreise und Projektgruppen.

    Aber nun zu den Kurzfragen:
    a) Lego Star Wars
    b) Auspacken, essen, nachprüfen ob das mit dem "in jedem 7. Ei" tatsächlich stimmt. Wenn es noch die alte Form zum zusammenstecken der Eier wären, eine ganz lange ÜEI-Kette.
    c) Taylor Swift
    d) Kassenpatienten. Ist auf der Arbeit ein Formular weniger.

  4. #64
    Registrierter Benutzer Avatar von SvenBvBFan
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    Interessant!

    Danke
    Ich bin Brian und meine Frau ist auch Brian!
    - Life of Brian 1979

    Zitat Zitat von Yttrium Beitrag anzeigen
    Einen fünften Teil [Civilization] wird es 100%ig nicht geben, User.
    - civforum.de 2001

  5. #65
    Schatten des Ostens Avatar von Kendogan
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    und für die Geduld mit mir.

  6. #66
    Held der Arbeiterklasse Avatar von Simato
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    Schon allein das Eingangsstatement
    Zitat Zitat von Bassewitz Beitrag anzeigen
    Von Simato lernen heißt Siegen lernen!

  7. #67
    Je suis USA! Avatar von Ennos
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    Zitat Zitat von MrPresident Beitrag anzeigen
    Wenn es noch die alte Form zum zusammenstecken der Eier wären, eine ganz lange ÜEI-Kette.
    Ein Opfer des Fortschritts.
    Es grüßt euch der Kaiser der Vereinigten Staaten, Mansa von Mali, Samrat Chakravartin von Indien, König von Spanien, König von Baden, Sekretär des Deutschen Bundes, Sultan von Delhi, Sultan der Osmanen und Präsident der Vereinigten Arabischen Republik.


  8. #68
    Altes Mann Avatar von goethe
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    ein sehr engagiertes und informatives Interview, danke an beide


    You can check out any time you like, but you can never leave


  9. #69
    Cpt. Commander
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    Kendo

  10. #70
    Frühstücksbonze Avatar von Gullix
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    ...also, Dramaken Emoticon: hut
    Mit Naturgesetzen kann man nicht verhandeln. --Harald Lesch

    Ein Atomkrieg würde die Menschheit auslöschen. Hätte aber auch Nachteile.

  11. #71
    Neigt zur Überreaktion Avatar von DerMonte
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    Soll ich ein Interview geben oder nicht.

  12. #72
    Rebellenschreck Avatar von Großadmiral Thrawn
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    Das Interview wäre doch sowieso unnütz
    PBEM[296]Der letzte Kaiser
    PBEM[295] Im Osten nichts Neues

    PBEM[294] Ich einfach unerschrecklich

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    Achtung Spoiler:
    Oder auch nicht


  13. #73
    Registrierter Benutzer Avatar von Version1
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    Da bekommt man beim lesen gleich mal lust, noch ein Interview zu geben. Besteht die Möglichkeit, dass sowas passiert, wenn alle durch sind

  14. #74
    Schatten des Ostens Avatar von Kendogan
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    Danke für die Blumen. Der Dank gebührt auch MrPresident mit äußerst interessanten Fragen

  15. #75
    Bereichsmoderator Avatar von theindless
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    Bayern... gerade noch so
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    Ich fühle mich geehrt, dass meine Story deinen ersten Beitrag aufnehmen durfte

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