@Loki: Wo hast du das denn her, dass Keyreseller die Keys zu jedem beliebigen Zeitraum zurückgeben und dafür den vollen Preis zurückerstattet bekommen? (Falls ich dich richtig verstanden habe.)
Davon hätte Firaxis doch gar nichts!
Vielleicht habe ich mich in meinem 1. Post nicht so verständlich ausgedrückt. Ich denke es läuft eher folgendermaßen ab: Der Spielehersteller denkt sich ein Einnahmen-Modell aus, damit er seine zukünftigen Einnahmen abschätzen und damit darüber entscheiden kann, wie hoch das Budget für die Herstellung des Spiels sein soll.
Mit "Einnahmen-Modell" meine ich zeitabhängige Funktionen wie z.B.
-
[math]p(t)[/math]
=
[math]\frac{Preis}{Key}[/math]
zum Zeitpunkt
[math]t[/math]
(wobei 0 der Zeitpunt des Releases ist)
-
[math]n(t)[/math]
= Anzahl der verkauften Keys pro Zeiteinheit (d.h.
[math]\int_0^t n(\tau)[/math]
d
[math]\tau[/math]
ist die Gesamtanzahl der verkauften Keys bis zum Zeitpunkt
[math]t[/math]
)
- d.h. die Einnahmen zum Zeitpunkt
[math]t[/math]
sind dann
[math]e(t) = \int_0^t p(\tau)*n(\tau)[/math]
d
[math]\tau[/math]
Die Funktion
[math]p(t)[/math]
nimmt bei Spielen ja monoton ab, weil Spiele erwartungsgemäß mit der Zeit immer billiger werden. (Wenn der Preis für Spiele nämlich immer gleich bleiben würde, dann würden Gamer, die deutlich weniger Geld als den Release-Preis ausgeben wollen, dem Hersteller überhaupt kein Geld liefern.)
Der Hersteller wie z.B. Firaxis wird wahrscheinlich so wenig Risiken wie möglich eingehen wollen und denkt sich ein eher pessimistisches Modell für
[math]p(t)[/math]
und
[math]n(t)[/math]
aus. Sonst würde Firaxis das Spiel gar nicht produzieren, wenn ihr Gewinn nicht sehr sicher wäre. Die Geschäfts-Manager von Firaxis haben nämlich bestimmt kein Interesse daran, zu viel zu riskieren, falls ihr Gehalt sowieso fix geregelt ist.
Jetzt kann aber ein Key-Spekulant sich ein deutlich optimistischeres Modell ausdenken, d.h. z.B. eine Verkaufszahlen-Funktion
[math]N(t)[/math]
, die zu jedem Zeitpunkt
[math]t[/math]
größer als
[math]n(t)[/math]
ist und dafür kann er dann eine Preis-Funktion
[math]P(t)[/math]
verlangen die kleiner ist als
[math]p(t)[/math]
ist (sprich: ein niedrigerer Preis als bei Steam). Damit geht der Spekulant natürlich ein höheres Risiko als Firaxis ein, wenn sein optimistischeres Modell nicht zutreffen wird. Denn wenn die Differenz der modellierten Einnahmen
[math]D(t) = E(t) - e(t) = \int_0^t (P(\tau)*N(\tau) - p(\tau)*n(\tau))[/math]
d
[math]\tau[/math]
negativ wird, macht der Spekulant auf jeden Fall Verluste. Damit sich der ganze Aufwand lohnt, muss
[math]D(t)[/math]
und somit
[math]N(t)[/math]
möglichst groß sein, d.h. die Gesamtanzahl
[math]\int_0^\infty N(\tau)[/math]
d
[math]\tau[/math]
der Keys, die Gamesplanet einkauft, muss sehr groß sein. Das meinte ich damit in meinem 1. Post, dass die Keyseller so einen großen Rabatt anbieten können, weil sie selber viele Keys einkaufen.
Solche Reseller wie Gamesplanet nehmen natürlich auch an, dass sie wegen der Werbung für ihre Keys in LPs oder wo auch immer ihre Verkaufszahlen
[math]N(t)[/math]
deutlich erhöhen können. Man könnte deswegen einwenden, dass Steam bessere Karten hat beim Spekulieren, weil sie ja die Spieleplattform bieten und dort ganz leicht Werbung machen können, um ihre Verkaufszahlen anzutreiben. Aber wie gesagt, ist Steam wahrscheinlich nicht an Spekulationen interessiert, weil sie nicht so risikofreudig sind und sich statt dessen auf ihre gesicherten Einnahmen verlassen können.
tl;dr:
Bei den Keys geht es nicht bloß darum,
ob sie überhaupt verkauft werden, sondern viel eher
wann sie verkauft werden. Je nachdem wie sehr man spekuliert, dass man möglichst viele Keys kurz nach Release und nicht erst viele Monate später verkaufen kann, kann man als Spekulant einen niedrigeren Preis verlangen.
Der einzig Sinn von Spekulanten ist mMn. also einfach nur, um solchen risikoscheuen Unternehmen wie Firaxis einen Teil der Risiken abzunehmen und erwirtschaften dafür im Gegenzug Gewinne. Die Keyreseller sind nicht etwa dazu da, um eine Möglichkeit für Firaxis zu bieten, die Kunden zu verarschen und lediglich Civ1 in HD rauszubringen. Das wäre ja auch Quatsch, denn der Ruf von Firaxis ist ebenfalls etwas wert und den möchten sie sichter nicht in EA-Manier ruinieren.
Und ja: Ich verfasse deswegen so einen langen Text, weil ich gerne vor meinen Klausuren prokrastriniere und nicht etwa weil ich hier klugscheißen will.