Ich würde der freiwilligen Übernahme und dem aus den Untergrund kommenden Christentum widersprechen.
1. Es gab im 3. und 4. Jhr. bereits einen deutlichen Trend hin zu einem Monotheismus (bzw. etwas abgestuft zu einem Henotheismus). Eine wichtige Rolle spielt dabei Sol Invictus, dessen Verehrung sehr viele Parallelen aufweist zum Christentum.
2. Bis zur Machtübernahme Konstantins war das Christentum eine Minderheitenreligion. Konstantin verfolgte eine Politik, die auf den Nenner "Ein Reich, ein Kaiser, ein Gott" reduziert werden kann. Welcher Gott ist bei Konstantin nicht so eindeutig bestimmbar (er scheint lange Zeit wenig unterschieden zu haben zwischen Christengott und Sol), allerdings konnte sich das Christentum aufgrund seines besseren Organisationsgrads gegenüber anderen Mysterienkulten, die immer nur lokal vernetzt waren, durchsetzen. Erst die kaiserliche Förderung des Christentums und die diskriminierenden Maßnahmen gegenüber heidnischen Kulten, vor allem durch Constantius II. und später Theodosius, ließ das Christentum zur wirklich reichsweit dominierenden Religion werden. Ich würde den Erfolg des Christentums deswegen also durch seine Förderung "von Oben" begründen.
3. Rom blieb tatsächlich selbst unter christlichen Kaisern noch vermehrt "heidnisch". Wobei dieses heidnisch nicht wirklich die traditionellen römischen Götter meinte, sondern sogar eher die Mysterienkulte um Isis, Sol oder die Mater Magna. Die literarischen Bestrebungen rund um den bekannten Symmachuskreis drehte sich auch hauptsächlich um die Verteidigung solcher Kulte oder um sehr prominente Götterdarstellungen (berühmt ist hier der Streit um den Victoriaaltar). Rom blieb meiner Meinung nach solange "heidnisch" (schwieriger Begriff), weil zum einen der Kaiser nicht mehr in Rom war und damit nicht mehr die Notwendigkeit bestand, zu Gunsten der Karriere zu konvertieren und zum anderen die ansässigen Senatoren über genug Einfluss und Vermögen verfügte, so dass der Kaiser auf ihre Befindlichkeiten trotzdem Rücksicht nehmen musste (siehe die Sonderrechte, die Constantius II. Rom einberäumt hat).
4. Spätestens nachdem das Christentum kaiserlich gefördert wurde, würde ich schon davon sprechen, dass es zur römischen Kultur gehörte, da sehr viel übernommen wurde aus traditionellen Kulten (siehe zum Beispiel die Verwendung von Weihrauch; Heiligenverehrung würde ich auch als etwas zutiefst in der römischen und griechischen Kultur verankertest bezeichnen; Festtage usw.) Der vielleicht prominenteste deutsche Religionshistoriker des 19. Jhr., Adolf von Harnack (es ist wichtig zu wissen, dass er überzeugter Protestant war), sprach sogar deswegen davon, dass der Katholizismus eine hellenisierte und synkretistische Abweichung vom eigentlichen Christentum sei.
5. Wegen dem Aufzwingen. Generell würde ich aufgrund der Durchsetzung des Christentums "von Oben" davon sprechen, dass es in Europa hauptsächlich aufgezwungen wurde und zwar in der Regel aus politische Gründen (Religion diente zumal immer auch als Instrument, um Loyalität zu beweisen und zu überprüfen, desweiteren bot die Organisation der Kirche im Mittelalter ein attraktives Mittel für Herrscher, unabhängiger von adligen Vasallen zu sein und generell die eigene Macht zu legitimieren). Warum später die protestantischen Bekenntnissen vor allem im Norden erfolgreich waren, würde ich auch wieder eher politisch begründen. Wer konnte es sich leisten mit Rom und dem Kaiser zu brechen und wer nicht (Der Abfall vom Katholizismus war schon einmal deshalb attraktiv, weil man geistlichen Besitz einziehen konnte). Interessanterweise kam es im späten 17. und 18 Jhr. auch wieder zu einer Welle der Rückkehr protestantische Fürsten zum Katholizismus.
@Wegen Byzanz und Griechen.
Ich bin mir nicht sicher, ob das heutige Griechenland noch viel zu tun hat mit Byzanz, da die Sprache sich verändert hat (?, ein kurzer Blick auf Wikipedia gibt mir verschiedene Daten, ab denen das Neugriechische beginnt, eine davon setzt das 17. Jhr. als Marke). Keine Ahnung, wie das Neugriechisch zum byzantinischen griechisch steht, eventuell ist das so wie italienisch zu Latein.
Das russische Zarenreich hat sich aber halt als Rechtsnachfolger gesehen und deswegen unteranderem sich zum Schutzherren aller Orthodoxen ernannt, weswegen später einige Kriege gegen das Osmanische Reich geführt wurden um vordergründig die dortigen Orthodoxen zu schützen. Allerdings kann man auch argumentieren, dass die Rechtsnachfolge durch die Sowjetunion und damit die Kontinuität bis heute unterbrochen wurde, da sich die Sowjets zum Beispiel geweigert haben, Schulden aus dem Zarenreich zu übernehmen. Wobei das wirklich nur alles sehr theorethisch ist. Faktisch spielt diese Frage denke ich keine Rolle.